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HilMstciErnstthulcr Anzeiger Tageblatt für LaßensteinErnkUiat, Gberlungwih, Hersdors, Kermsdorf, Aer«sdorf, WültNbMd, Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Gmmbach, Tirschheim rc. —-------- Weitverbreitetes Insernons-Organ für amtliche und Privat-Anzeige». ML Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigeg' A b o n n c m e n t: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. 25 Mk. excl. Bestellgeld. Jufertiousgebühre«: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm« 1V Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 262 Fernsprecher Nr. 1b 1. Donnerstag, den 10. November 1904. «-hnstr. s. 31. Jahrgang. Zu den Vorfällen in Innsbruck. Die Ermordung Pczzeys. Die „Münchner Neuesten Nachrichten" melden aus Innsbruck: Der Nnterjäger Luigi Mattio aus Borgo hat gestanden, Pezzey erstochen zu haben. Er hatte sein Bajonett und den Tornister im Stroh sack versteckt. Er soll mit den Rufen: „.4vuntä! worein" vorgegangen sein. Nach der .Boss. Ztg." wischte er sich das blutige Bajonett an der Innen seite des Tornisterdeckels ab und rief: „Avanti porebi tkässbi!" (Vorwärts, deutsche Schweine!). Wie der „Frkf. Ztg." gemeldet wird, sandte Pezzey kurz vor seinem Tode eine Karte an den Theater sekretär Schneider und zeichnete darauf ein Grab- krevz, überschattet von einer Zypresse. Er schrieb dazu: „Freut Euch des Lebens." Der Maler Josef Durst hat Pezzey auf dem Totenbett ge zeichnet. Innsbruck, 9. Nov. Der aus Wien zurück gekehrte Erler veröffentlichte einen Ausruf, worin er erklärt, daß die ablehnende Haltung der Re gierung durch einmütiges Zusammenstehen der deutschen Parteien ausgewogen worden sei. In der ersten Sitzung des Reichsrates werde er es dem Ministerpräsidenten Körber gründlich besorgen. Schließlich mahnte er, von Straßenkundgebungen abzusehen, da sie der Regierung nur eine will kommene Waffe böten. Gestern wurden wieder 4 Italiener verhaftet. Wien, 9 Nov Hn deutschen politischen Kreisen wird ein Ausweg gesucht, um die italienischen Ab geordneten nicht auf die Seile der Slaven abzu drängen. Die Fortschrittspartei beschloß, eine Ver legung der Fakultät nach Triest zu beantragen und es ist nicht ausgeschlossen, daß die Regierung diesem Anträge zustimml. Wien, 9. Nov. In der gestrigen Sitzung des Gemeinderates nahm Lueger zu den Innsbrucker Ereignissen Stellung. Er erklärte, daß die An gelegenheit nicht Sache des Wiener Gemeinderats, sondern Sache der deutschen Abgeordneten sei. Der Aufstand in Dentsch-Südwestnsrika. Rettung der Besatzung von KoaS. Nachdem die wichtige Verbindung mit der weit südlich gelegenen Station Keetmanshop wieder hergestellt worden ist, wird von dort über ein erfreuliches Rettungswerk berichtet. Hauptmann Wehle hat mit Leutnant von Rheinbaben und 25 Reitern die Stationsbesatzung Koas, ferner den Kaufmann Prietze nebst Frau und drei Kindern, den Kaufmann Lösch mit Frau, den Ansiedler Herckert und den Bastard Willi Döngen unversehrt nach Keetmanshop eingeholt. Dieses ist mit 130 Mann und zwei Geschützen besetzt. Hans Hendrik, der Kapitän der Veldschoendrager, will den Aus stand angeblich nicht mitmachen. Eine neue Verlustliste. Aus Berlin wird amtlich gemeldet: Stabs veterinär Michael Moll, früher Ülanenreg. 15, am 6. Nov. im Lazarett Windhuk typhuskrank, plötzlich an Herzlähmung gestorben. Gefreiter Rudolf Kux, geb. 30. März 1878, früher Jnfanterie-Regt. 51, am 3. November in Okahandja plötzlich verstorben. Reiter Karl Wolf, geb. 18. August 1882, früher Husarenregiment 23, am 3. Nov in Waterberg an Typhus gestorben. Gefreiter Richard Schmidt, geb. 26. Dez. 1882, früher Art.-Regt. 13, am 21. Sept, im Patrouillengefecht gegen Marenqa bei Gais nördlich von Warmbad leicht verwundet, Schuß in den Unterarm. Reiter Adolf Orzischek, früher Jnf.-Regt. Nr. 66, am 6 Okt an den Folgen der im Gefecht am 5. Okt. bei Wasserfall erhaltenen Wunde, Schuß durch Fden Rücken, verstorben. Reiter Wilhelm Schloßhauer, früher Feldartillerie- Regiment Nr. 51, ist nm 21. Sept, einer an dem selben Tage im Patrouillengesecht bei Gais erlittenen schweren Verwundung erlegen. Reiter Georg Ur schlechter, geboren 1. August 1882, früher königl, bayerisches 2. Ulanen-Regt, wurde am 3 Nov. in dem Gefecht östlich von Okunjahi am Knie leicht verwundet Der englisch-russische Konflikt. Wie aus London berichtet wird, sprach der englische Kolonialsekretär Lyttleton am Montag abend in Leamington über die Lage und erklärte, daß der von einigen Blättern gebrachte angebliche Wortlaut des englisch-russischen Abkommens betreffs des Vorfalls in der Nordsee nicht authentisch sei. Man tue gut, mit seinem Urteil zu warten, bis der endgültige Text vorliege. Er nehme als sicher an, daß daS Abkommen demnächst werde veröffent licht werden. Lyttleton bemerkte ferner, England habe natürlich an den vier ursprünglich gestellten Forderungen festgehalten. Die Forderungen seien in höflicher und fester Sprache gestellt worden. Das englische Volk habe ihnen zugestimmt. Mit Bezug auf die dritte Forderung, betreffend die Be strafung der Schuldigen, habe Kaiser Nikolaus aus drücklich erklärt, daß die er milletien Schuldigen Vie gebührende Strafe treffen solle. Er glaube nicht zu viel zu sagen, indem er keststelle, die beste Hoff nung sei dafür vorhanden, daß die Forderungen sofortige Erfüllung finden würden. Die „Nordd. Allg. Ztg." wendet sich gegen die englischen Blätter, die behauptet haben, die deutsche Regierung habe die russische vor japanischen An schlägen gewarnt und schreibt dann : „Von deutscher Seite sind keine Warnungen erteilt, auch ver dächtige Wahrnehmungen, daß Anschläge durch Torpedos oder dergleichen gegen die russische Ost seeflotte geplant waren, nicht gemacht worden. Wir wissen nicht, ob etwa von einer anderen Seite Warnungen ausgegangen sind und welche Bedeutung ihnen für die Beurteilung des Zwischenfalls von Hull beizulegen ist. Uns kann es recht sein, wenn die demnächst zusammentretende internationale Unter suchungskommission die Aufklärung dieses Punktes als einen Teil ihrer Aufgabe ansehen würde." Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt ferner: „Der Führer des Fischdampfers „Sonntag" hat über das Zusammentreffen seines Schiffes mit den russi schen Kriegsschiffen in der Nordsee am 21. Oktober vor dem Hafenmeister in Gefftemünde am 27. Ok tober eine Erklärung zu Protokoll gegeben, ui der über die Beschießung des „Sonntag" nähere An gaben enthalien sind. Diese Erklärung ist gleich zeitig mit dem Anträge der Reederei des Schiffes auf Ersatz des ihr erwachsenen, dem Betrage nach noch sestzustellenden Schadens am 30. Oktober dem Auswärtige Amt von dem Regierungspräsi denten in Stade zugegangen. Am 2. November wurde der Vorfall bei der kaiserlich russischen Re gierung zur Sprache gebracht. Sie hat bereitwillig sofortige Untersuchung des Geschehenen und vollen Schadenersatz zugesagt." Mit einer Untersuchung und einem Schaden ersatz allein ist es nun aber doch nicht getan. Eine Entschuldigung wegen dieser sinnlosen Schießerei auf ein deutsches Schiff ist doch das mindeste, was das Auswärtige Amt in Berlin von der russischen Regierung fordern muß. Hoffentlich läßt man es daran in der Berliner Wilhelmstraße nicht mangeln. Vom russisch-japanische» Kriegsschauplatz. Der Kampf »m Port Arthur. Die außerordentlich tapferen Frontalangriffe der Japaner haben Port Arthur bisher nicht zu Fall gebracht. Den Japanern haben die Angriffe schwere Verluste gebracht. Hinter der Front von Erlungschan besitzen die Russen, was bisher nicht beachtet worden ist, neue und alte Batteriestellungen mit Geschützen schweren Kalibers, auf die sie sich zurückziehen können, ohne die Herrschaft über die inneren Verteidigungslinien zu verlieren. So lange die Russen auch nur Liautischan innchaben, ist den Japanern die Besetzung Port Arthurs unmöglich. Die Stadt ist zu einem Trümmerhaufen zusammen geschossen; den einzigen Schutz gegen die japanischen Granaten bilden unterirdische Höhlen. Die japa nischen Geschütze bestreichen den Hafen von Port Arthur, haben das Geschwader aber noch nicht zu einem erneuten Ausfall zwingen können. Von dem unsäglichen Elend, das in Port Arthur herrscht, kann man sich an der Hand brieflicher Nachrichten eines Russen aus der Festung, die in einem Londoner Blatte ver öffentlicht werden, einen Begriff machen. Der un aufhörliche Granalregen bedeckt den Boden mit Toten und Verwundeten. Nachts dringen die An greifer langsam gegen die Festung vor. Hunderte fallen unter dem russischen Feuer, durch Minen und elektrische Drähte; aber sie sterben in stummem Schweigen. Man sieht schreckliche Kämpfe, gräß liche Wunden, zuckende Leiber, aber man hört lein Stöhnen und Wehklagen. Alle Erfindungen der Kriegskunst sind unfähig, die fanatischen Helden Japans zurückzuhalten. Die Häuser der Stadt sind zu Ruinen zerschossen, viele Kriegsschiffe im Hafen sind zerstört. Die Belagerten finden nur in Höhlen unter der Erde einigermaßen Sicherheit. Die Spitäler sind überfüllt. Welche Schmerzen die Verwundeten, die sich ost den schwersten Ope rationen zu unterziehen haben, erleiden müssen, be greift man, wenn man hört, daß von den üblichen Betäubungsmitteln nichts mehr vorhanden ist. Die Nahrung ist sehr schlecht und äußerst knapp, die Leiden und Mühen unbeschreiblich. Jegliches Er innern an ein zivilisiertes Leben ist von den Ein geschloffenen abgetan; sie leben in Höhlen, wie die Wilden der Urzeit, in bombensicheren Kasematten, durch die jedoch die Bomben immer zahlreicher durchdringen. Krankheit, Hangerund Elend herrschen in Port Arthur. Die Gerüche verwesender Leichen verpesten die Lust. Rund um die Forts schwärmen Fliegen, die Leichengift in sich ausgenommen haben und deren Stich daher tätlich ist. Trotzdem hat die Besatzung den Mut noch nicht verloren. Auf dem nordmandschurischcn Kriegs schauplätze leiden die Truppen, namentlich aber die der Ja paner, schwer unter der plötzlich eingetretenen Kälte und den heftigen Schneestürmen. Wie gemeldet wird, ist der Hunho vollständig zugesroren. Durch diese Tatsache ändern sich die taktischen Dispositionen der Kriegführenden. Der Hunho bietet kein Hinder nis mehr für einen etwaigen Rückzug der Russen. Zu einem solchen wird es aber vorläufig nicht kommen, da die Japaner infolge des Wetter umschlages, wie man im russischen Hauptquartier annimmt, einstweilen an keinen Angriff denken. Rcscrvistcn-Nnruhcn in Moskau Die am Montag früh aus dem Gouvernement Wologda in Moskau eingetroffenen 1000 Mann Reservisten veranstalteten, wie dem „B. T." ge meldet wird, aus dem Moskauer Gütervahnhos Unruhen. Nachdem sie sich betrunken hatten, stürzten sie sich auf die in der Nähe befindlichen Buden und plünderten sie. Es mußte Militär herbeigerufen werden, das schließlich die Ordnung wieder herstellte. Die neuesten Depeschen lauten: Petersburg, 9. Nov. Gerüchtweise verlautet, General Stössel sei gezwungen, die Festung mit 10 000 Mann zu verlassen und sich auf die Tiger schwanzhalbinsel zurückzuziehen. In amtlichen Kreisen wird die Richtigkeit der Nachricht in Ab rede gestellt. London, 9. Nov. Nach einer Depesche aus Tschifu von gestern haben seit 4 Tagen ununter brochen Kämpfe stattgefunden. Die Japaner sind durch die dabei eroberten Befestigungen bis auf eine halbe englische Meile an die russische Haupt stellung gekommen. Vorgestern boien sie alle Kräfte auf, um das Liautischansort zu nehmen. Obwohl die japanische Infanterie wieder und wieder stürmte, wurde sie von dem russischen Feuer niedergemäht, sodaß die Versuche schließlich aufgegeben werden mußten. Die japanischen Verluste waren wieder sehr bedeutend. Schanghai, 9. Nov. Die Russen in der Man dschurei haben nunmehr weilere Verstärkungen er- halten. Die Truppen Kuropatkins zählen jetzt 300 000 Mann. Wachet auf! ruft uns die Stimme Des Wächters auf der Kirche Zinne Mein deutsches Volk, o wache auf! Gleißend, mit verhaltnem Grimme, Daß man nicht acht, was sie beginne, Zieht Romas Schlangenbrut herauf, Durchschleicht arglistig gleich Haus, Schul', Gemeind' und Reich. Deutsche Christen! Macht euch bereit Zu Kampf und Streit, Den Rom uns jetzt aufs neue beut'! Wachet auf! So klingt's uns noch von den Dresdner Tagen her in den Ohren. Gedanken, die wir in Dresden empfangen, sind's, die wir hier niederschreibcn. Immer kraftvoller und selbstbewußter zieht der Ultramontanismus seine Kreise, die deutsche Volks schule sucht er zu beherrschen, die Freiheit wissen schaftlicher Forschung zu unterdrücken, die Evan gelischen brandmarkt er als Ketzer. Wer wollte seine Augen vor der Tatsache verschließen, daß diese Nöte und Gefahren heute mehr und daß sie drohen der geworden, als selbst schlimme Befürchtungen erwarten ließen! Heute darf man wohl sagen, dah der Evangelische Bund zu einer dringenden Not wendigkeit geworden ist. Gegenüber der Sammlung und Geschlossenheit unserer Gegner und Feinde' von hüben und drüben gilt es auch für uns Evangelische, Schulter an Schulter zusammen zustehen und zu der uns ausgedrungenen Abwehr zu sammeln und zu rüsten. (Vergleiche Rede des Präsidenten des Kgl. Sächs. Landeskonsistoriums Dr. v. Zahn zum Begrüßungs abend der 17. Hauptversammlung des Ev Bundes im Evangelischen Vereinshaus zu Dresden am 4. Oktober a. c.) Drum, deutsch-evangelische Christen ! Heraus! Heraus zum Geistesstrauß, nicht zum Kampfe gegen unsere katholischen Mitbürger, allein zur berechtigten Wahrung deutsch-evangelischer Interessen. Echte evangelische Gesinnung zu stärken, rechles evangelisches Gemeindebewußtsein zu wecken und zu nähren, sich mit rechtem evangelischen Geiste füllen zu lassen: dazu soll der Vortragsabend dienen, den der hiesige Zweigverein des Evan gelischen Bundes morgen Donnerstag, den 10. November, im Altstädter schützenhause ab- hält. Herr Pfarrer Kröber aus Waldheim, der in den Dresdener Tagen zur Generalversammlung des Eangelischen Bundes in der Dreikönigskirche eine so hochbedeutsame gewaltige Predigt gehalten, ist als Redner gewonnen worden. Sein Thema für den Vortragsabend lautet: „Ein Blick hinter die Kulissen des Papsttums". Der hiesige Sänger verein und das Stadtmusikchor haben in liebens würdigster Weise zugesagt, an ihrem Teile bei zutragen, dem Abend ein recht festliches Gepräge zu geben. Zum Vortrage gelangen: 1. „Die All macht." Großer Männerchor mit Orchester von Lachner. 2. „Die Heimat". Männerchor von Fischer. 3. „Der liebe Herrgott hält die Wacht". Männer chor von Pache. Alle evangelischen Männer und Frauen sind zu diesem BortragSabend aufs herzlichste geladen. Der Zutritt ist frei. Ein trittsgeld wird nicht erhoben! Deutsche Christen! Habt ihr noch Ehr: Frisch an die Wehr! Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 9. November. *— Martini. Wie man zum Christfest in jeder Familie den schönsten Tannenbaum haben will, so in dieser Woche die schwerste und knusprigste Martinsgans. So leicht läßt sich keine Hausfrau trotz schlechter Zeiten den leckeren Bratenvogel ent-