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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190410145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19041014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19041014
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-10
- Tag 1904-10-14
-
Monat
1904-10
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.10.1904
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Kleine Chronik. * Ei» scheinheiliger Bankier. Der kürzlich verhaftete Moabiter Bankier Kniehase hat, wie Berliner Blätter melden, gern den Wohltäter gespielt. In Hohenneudorf, wo Kniehase seine Villa und einige Ländereien besitzt, wollte er eine eigene Kirche bauen, um den Einwohnern den Besuch einer ent legenen Nachbarkirche zu ersparen. Mit anderen Ort-angesessenen veranstaltete er Versammlungen und Festlichkeiten für den guten Zweck. Al» Bankier wurde er natürlich Kassierer und erhielt alles ge- sammelte Geld zur Verwaltung. Jetzt ist dieses mit so vielem anderen verschwunden. * Endlich enthüllt. Nach einer etwas pein lichen Vorgeschichte wird endlich daS Denkmal Fried richs deS Großen auf amerikanischem Boden zur Aufstellung gelangen. AuS Washington wird ge meldet : „Die feierliche Enthüllung des vom deutschen Kaiser gestifteten Standbilds Friedrichs deS Großen vor der neuen Kriegsschule wird in Gegenwart deS Präsidenten Roosevelt am 19. November stattfinden." — Wie man weiß, ist ein Teil der Amerikaner auf da- Denkmal nicht gut zu sprechen. * Eiseubahnunfall. Sestern mittag fuhr auf dem Bohnhof Lehrte ein von Braunschweig kommen- der Güterzug in einen von entgegengesetzter Richtung kommenden Berliner Eilgüterzug hinein. Der GaS- kessel der Maschine deS Braunschweiger ZugeS ex- plodierte. Durch den Zusammenstoß wurden 21 Wagen beschädigt. Da- Zugpersonal erlitt keine Verletzungen. * Bei der FenerSbrunst in der königl. Ge- schoßfabrik in Siegburg sind, wie nunmehr feststeht, zwischen 30 bis 35 000 FeldschrapnellS explodiert. Sie waren am Kopfende nicht verschlossen, sonst wäre daS ganze Etablissement weggefegt worden. LS ist alS ein großes Glück zu betrachten, daß ein Lagerhaus, in dem viele tausend Granaten sich be- sanden, verschont geblieben ist. * Tödliches KriegSspiel. Lin beklagens- werter Unglücksfall ereignete sich in dem Orte Wister- schan bei Teplitz. Daselbst spielten mehrere Knaben Krieg zwischen Japan und Rußland und benutzten hierbei auch zwei wirkliche Gewehre. Mitten im Spiel krachte ein Schuß und der 14jährige Sohn deS in Wisterschan wohnhaften Tischlers HauSlicek stürzte mit einem Ausschrei tot zu Boden. Eine Gewehrladung war ihm mitten durch die Stirn gedrungen. * In großer Lebensgefahr schwebten am Mon tag 104 Bergarbeiter im „Barreschachte" bei Pilsen. Ls erfolgte plötzlich ein ungeheuerer Wassereinbruch in den Schacht, so daß sich die Arbeiter. mit Zurücklassung ihrer Kleidungsstücke eiligst durch den Luftschacht flüchten mußten. Wäre der Einbruch eine Stunde früher erfolgt, als sich die Arbeiter vom Luftschachte entfernt hielten, so wäre ein schreck liche- Unglück unvermeidlich gewesen. * Die Braut als Einbrecherin. Von einem wohl einzig dastehenden Vorkommnis wird au« Osnabrück in Hannover berichtet. Au« dem erbrochenen Kassenschrank im Schützenhof wurden 1500 Mark in bar und 22000 Mark in Wertpapieren gestohlen. AI« Einbrecherin wurde ein junge« Mädchen verhaftet, da« unmittelbar vor der Hochzeit stand und sich auf diese Weise eine Mitgift verschaffen wollte. * Geschiebe» muß sein. Wie dem „B. T." gemeldet wird, spielte sich dieser Tage folgende Szene aus dem Bahnhof in Samara ab: Ein junger Offizier nahm Abschied von seiner Frau, um in den Krieg zu ziehen. Die junge Frau hing an seinem Halse und schluchzte herzerreißend, dabei hielt sie ihn so fest umschlungen, als wollte sie ihn nimmer lassen. Der Offizier kämpfte sichtbar mit Tränen, doch bewahrte er gewaltsam die Fassung. Da tönte der grelle Pfiff der Lokomotive ... ge schieden mußte sein. . . . DaS Herz deS jungen Offiziers war dieser Aufregung nicht gewachsen, er brach zusammen und fiel zu Boden. Die hinzu eilenden Aerzte konnten nur seinen Tod konstatieren. Die junge Frau wurde ohnmächtig sortgebracht und kam erst in ihrer Wohnung zur Besinnung, doch war ihr Geist umnachtet. * Zu der abscheuliche» Raubmordaffäre in Wien fchreibl die „Bohemia": Im vorigen Monate heiratete der Bronzewarenerzeuger Heinrich Franz Klein eine gewisse Irma Braun. Da« Ehepaar ist seit einigen Tagen abgängig. Al« man nun in die Wohnung eindrang, sand man unter einem Divan versteckt einen Sack, der die offenbar zerstückelte Leiche eine« Manne« barg. Aeußere Anzeichen lassen darauf schließen, daß der Ermordete der seit dem 3. d. M. abgängige Fünshauser Gemeinderat Sykora ist. E« wurde festgestellt, daß die Frau Klein in Ungarn zahlreiche Liaison« unterhielt und auch in Wien während ihrer einmonallichen Ehe gewerb«mäßig Männer bei sich empfangen hat, die sie bestahl oder beraubte. E« wird nun angenommen, daß sie Sykora an sich gelockt und daß ihr Mann sie entweder mit Sykora ertappt und diesen in der Erregung erschlagen Hal, dann aber dennoch mit seiner Frau geflohen sei, oder daß er Mitwisser, vielleicht Mitschuldiger de« Raubmorde» an Sykora ist. Die Fran hatte in der vorigen Woche zwei große Kisten mit Vor- hängschlössern bestellt, angeblich um eine Mehlsendung au« Ungarn auf dem Dachboden unterzubringen. Ein versperrbarer Dachboden konnte ihr aber nicht zur Verfügung gestellt werden, und so faßte sie offenbar den Plan, die Leiche zu zerstückeln und in einem Sacke verborgen zu halten. Frau Klein hat an dem Tage de« Verschwinden« Sykora«, wie Haui- leule de« Ehepaare» Klein seststellten, in auffallender Weise da» Klosett gescheuert. Da» Ehepaar hat Wien erst 3 Tage nach dem Morde verlaffen. Der ermordete Sykora war 73 Jahre alt, Witwer unk hat regelmäßig einige Nächte in der Woche außer dem Hause in weiblicher Gesellschaft verbracht. Er verkehrte in letzter Zeit häufig mit Frauenzimmern und wurde Montag gesehen, al« er seine Wohnung in Gesellschaft der Frau Klein verließ. Im April etablierte sich Johann Klein gemeinsam mit einem Herrn namen« Pietsch. Da« Geschäft florierte. Frau Klein empfing vorige Woche Montag abend« den Besuch eine« älteren Herrn. Donner«tag teilte sie einer Nachbarin mit, daß sie nach Pest fahren müsse, um dort Geld zu beheben, und verließ die Wohnung in Begleitung ihre« Galten; seither ist da« Ehepaar verschollen. Pietsch ließ nun heute, da ihm da« lange »uebleiben seine« Kompagnon« auffällig erschien, die Wohnung aussperren und sand hinter dem Sopha einen blutgetränkten Sack. Die Polizei, die sofort verständigt wurde, entsandte eine Kommission in die Wohnung und man sand, nachdem der mehrfach verschnürte Sack geöffnet worden war, die Leiche eine« älteren Manne«. Abend« erschien bet der Polizei ein junger Mann mit der Meldung, daß sein Onkel, Johann Sykora, Hau«besitzer in Fünshau«, abgängig sei. E« wurde nun tatsächlich festgestellt, daß die gefundene Leiche mit dem Ver mißten identisch ist. Die polizeilichen Erhebungen haben ergeben, daß Franziska Klein, geb. Braun, 35 Jahre alt, zu Hirschan, Bez. Tau« in Böhmen, geboren, eine wiederholt abgestrafte Einschleicherin, Diebin und Bertrügerin ist, die gewohnt war, Männer an sich zu locken. Sie dürste den Raub mord an Sykora in Gemeinschaft mit ihrem Galten begangen haben. Sykora wor, al« man die Leiche auffand, elegant gekleidet,hatte weiße Glacehandschuhe, eine leere Geldbörse und eine goldene Krawattennadel mit Perlen, sowie ein kleine« Federmesser bei sich. Er wurde von seinem Sohne und seiner Wirtschafterin agnosziert. Der Mord wurde, wie die Feststellung ergab, bereit« vor acht Tagen verübt. Da« Ehepaar Klein nahm die Wohnung«schlüssel de« ermordeten Sykora, öffnete dessen Wohnung und nahm alle vorhandenen Sparkassenbücher und Wertpapiere, sowie Schmuck gegenstände usw. an sich. Sykora war Witwer und halte erst vor kurzer Zeit sein Haus verkauft; er dürfte daher im Besitze größerer Barmittel gewesen sein. Die Mörder hatten seiner Bedienerin einen Brief geschrieben, sie möge nicht kommen, weil er (Sykora) auf zwei Tage nach Pest verreisen müsse. Die Polizei hat festgestellt, daß da« Ehepaar Klein zwei Mal in der Wohnung Sykora« gewesen ist, da« letzte Mal am vergangenen Donner«tag. * Ei» Ende mit Schrecke» nahm in Karls- ruhe die letzte Versammlung veS HauSbesitzer-VereinS, in der eS sehr lebhaft zuging. Als der Vorsitzende, Architekt Fritz Benzinger, selbst in die erregte De batte eingreifen wollte, rührte ihn der Schlag, so daß er sofort zu Boden sank. Der Verstorbene ist erst 47 Jahre alt. * Im Automobil daS Licht der Welt zu erblicken war dieser Tage in Paris einem Kinde beschieden. Lin Chauffeur Lesuer bemerkte, als er mit seinem Automobil an der Ecke der Rue de Chartres und deS Boulevard de la Chapelle vor beifuhr, einen großen Auflauf. Aus einer Bank lag eine Frau in GeburlSwehen. Der barmher- zige Chauffeur bettete die Kranke im Motorwagen und fuhr eiligst dem nahen Krankenhaus? zu. Aber schon auf der Fahrt erfolgte die Geburt eine- ge sunden Mädchens. * Die steckengebliebene Sonde. Ein bekannter Pariser Chirurg ist in Anklagezustand versetzt wor den, weil bei einer Operation, die er an einem Herrn Viry vollzogen hatte, die Spitze der Sonde im KörperdeS Patienten stecken geblieben war. Bei seiner Verantwortung erbot er sich.miteinem geeigneten praktischen Instrumente den steckengebliebenen Teil der Sonde herauszuziehen und an dem Patienten zu diesem Zwecke eine neue Operation zu vollziehen. Es ist nur fraglich, ob der Patient Neigung hat, eine so gefährliche Operation ein zweites Mal an sich vornehmen zu lassen. * Dreifacher Mord im Wahnsinn. Der Gymnasiast SkcowonSki ermordete in Pystin (Gali zien) in einem Anfall von Wahnsinn mittels Beil hiebe seine Eltern und seinen 22jährigen Bruder. Der Mörder wurde verhafte». * 6 Arbeiter erstickt. Beim Bau eines Tunnels in S». Claire (Kanada) versagte Plötzlich die Lust pumpe. 6 Arbeiter erstickten. * Eine Gasfabrik in die Luft geflogen. Die GaSfabrik in Saltley (England) ist in die Luft geflogen. Die Detonation war bis aus 20 Kilometer zu hören. 4 Arbeiter wurden schwer ver letzt, ein fünfter ist verschwunden. Man nimmt an, daß er gleichfalls bei der Explosion seinen Tod ge sunden hat. Die Bahnlinie hat stark gelitten. Ein Bahnbeamter wurde durch herumfliegende Trümmer getötet. Die Ursache der Explosion ist unbekannt. Der Schaden beträgt über 1 Million. * Verhaftete Schmuggler. Die „Allgäuer Zig." meldet: Im Lindcuer Nachlschnellzugc nahmen die Zollbeamten drei Saccharin-Schmuggler fest, die schon lange bandenmäßig schmuggelten, darunter eine Frau. Ein Schmuggler sprang während der Fahrt au- dem Zuge und blieb tot auf dem Gleise liegen; ein fünfter verließ die anderen in Lindau. Alle Schmuggler sind Niederbayern. * Auch ein „Dienstmädchen". Eine Dame in Mühlheim a. d. Ruhr erhielt, wie die „Köln. Volksztg." mittcilt, ouS Essen folgendes Angebot: „Liebe Frau Indem ich in die Volkszeitung gelese habe, AlS daS ihr ein thüchtigeS und brafeS Mädche für Küch und Hausarbeit sucht Ich wiel die Stelle gern annchme Ich bin ein Mielitär Jnfalliede und kann die Weibliche Mädche Arbeit alle wie sie vor komme. Koche Küch reinhalte Schrube und Zimmers aufnehme und die Bette machen Kartoffeln schalle und Wasch Wäsche Garte Arbeite auch Wir wolle schon miteinander fertig wer liebe Frau so schreibe mich gleich wieder rettur An Lohn KoSst und Lo gis 10 Mk. und zwei große HauSjchüctze per Monat daS man nicht so schmutzig wird Achtungsvoll . . . Sei so gut und schreibe mir eu-r riechtige Abläße Ihr habt mit mich nichts zu tun ich bleibe hier in Essen angemeldet megen Jnfalliede Mein Adreße ist so . . . Liebe Frau ... ich kann die Mädchen arbeit alle. Ich bin lange HauSdinner geweße Noch beßer wie heut zu Tage die Mädche sind. Die wolle nicht recht Arbeite Ich und Sie wolle wohl fertig werde." Dev junge Herr. Von Leopold Sturm. 13. Forts. (Nachdruck verboten.) Auf dem Heimwege in das Hohenburger Schloß war Georg Eberhard, ganz gegen seine sonstige Natur, ungewöhnlich schweigsam gewesen. Mit einem Mole fuhr er au« seinen tiefen Gedanken aus. „Du, Werner," hob er an, „sei einmal ganz offen und ehrlich gegen mich. Nicht wahr, Deine Worte für meinen Vetter waren nicht allein für den bestimm», sondern sollten zum guten Teil auch mir gelten? Hast Du'S so gemeint?" »Ja, Hoheit!" war di» entschiedene Antwort. „Du meinst also, daß ich an deS Erbprinzen Stelle treten muß, wenn irgend ein Wille, selbst der Zufall mich vor diese Entscheidung stellt?" „DaS meine ich allerdings; in einem solchen Falle bleibt Hoheit keine Wahl!" Wieder sann der Prinz lange grübelnd vor sich hin; dann erhob er in wiedergewonnener munterer Laune daS Haupt und sagte lächelnd: „Nun, zum Glück ist e- noch nicht so weit, und wird hoffentlich auch nicht so weit kommen. Ich habe schon elwaS von den Freuden deS Regieren- gemerkt, seit wir in Hohenburg sind. Welche unendliche Rücksicht nahmen hat nicht der Herzog zu beachten, und der gilt doch noch als ein Herr de- alten Regiments. Nein, da lobe ich mir da- frische und unabhängige Leben als simpler Landjunker. Der kleine Tiül vor dem Namen, nun, er drückt nicht tot!" An diesem Abend ließ der Herzog die beiden jungen Herren zu einer Unterredung bitten. Sie fanden ihn allein mit seinem ergrauten Kammer- diener. Der Herzog sah abgespannt und leidend auS, einer der in letzter Zeit häufiger aufgetretenen gichtigen Anfälle schien ihn ziemlich hart mitgenommen zu haben. Aber auf die teilnahmsvollen Fragen nach seinem Befinden antwortete er mit einem kurzen: „ES ist nicht-!" Eine Zeit lang hielt sich daS Gespräch in ge wöhnlichen Bahnen,dann aber erkannten Georg Eber- hard und Werner Greif unschwer, daß der Herzog einem bestimmten Ziele zusteuece, und dies war, wie sie bald merkten, ein Projekt über die Vermählung des Prinzen, eine Eröffnung, die den letzteren einen Augenblick so perplex machte, daß Greif ein leises Lächeln nicht unterlassen konnte. Zum Thronfolger hatte der Großneffe deS Herzogs nur geringe Neigung, aber zum Ehemann schien er, seinem GesichtSauSdruck nach zu schließen, für jetzt wenigstens noch weniger Lust zu haben. Der Herzog hatte etwa so gesagt: „Mein lieber Georg, daß ich regen und aufrichtigen Anteil an Dir nehme, der Du mir nach dem Erbprinzen am nächsten stehst, mußt Du erkannt haben und wirst Du begreifen; ich bin Dir aufrichtig Dank für Deine freundliche Anwesenheit schuldig, die Du einem Greise erweisest. Daß für Dich selbst der Aufenthalt in meinem stillen Hohenburg keine überwältigenden Rcize haben wird, ist mir natürlich klar, und ich sinne beständig darauf, wie eS mir gelingen möchte, Dir Dein Verweilen interessanter und — die Jugend will ja doch ihr Recht haben — auch amüsanter zu gestalten. Hast Du selbst über diesen Punkt nicht bereits uachgedacht, Georg?" Der Prinz hatte während dieser Worte nur einen flüchtigen Blick mit Dr. Werner Greis tauschen können, aber waS er in deS Freunde- Auge la-, war sür ihn verständlich genug: Vorsichtig, behüt- hutsam sein! Das war in deS Gelehrten ernsten Blicken zu lesen. „Mein gnädiger Herr Oheim wolle versichert sein, daß mir Ew. Hoheit Huld den Aufenthalt in Hohen- bürg so angenehm gestaltet ha», daß mir keine Wünsche weiter übrig bleiben. Und wenn ja, wie Ew. Hoheit anzuerkennen geruhten, der Jugend noch ein herzhaftes Aufatmen zuweilen erwünscht schien, dort sitzt der Freund," — er wies auf Werner — „in dcssen Gegenwart eS geschehen ist. Ich habe Ew. Hoheit sür die gnädige Fürsorge meinen auf richtigsten und herzlichsten Dank abzustatten und kann eS nicht wagen, noch fernere Huldbezeugungen zu erbitten." Der Herzog nickte lächelnd, als ob die ziemlich diplomatisch gehaltene Antwort seinen vollen Bei fall finde. Dann schaute er aufmerksam zu dem in respektvoller Haltung verharrenden Dr. Greif hinüber. „Ich bin Ihnen aufrichtig dankbar, lieber Herr Dokior, daß Sie sich in so uneigennütziger Weise meinem Großneffen widmen. Ich habe versucht, Sie dauernd hier in Hohenburg zu fesseln; Sie haben, zu meinem Bedauern, erklärt, daß Sie meinen Wünschen nicht sür eine längere Zeit Rechnung tragen könnten, da Ihre Neigungen einer rein wissenschaftlichen Laufbahn gellen. Daß ein tüchtiger Mann, wie Sie, ein Anrecht darauf hat, seine Zukunft sich selbst zu bestimmen, erkenne ich ohne weitere- an; ich bin nicht so verblendet, daß ich annehmen sollte, eine angesehene Stellung an meinem Hofe, an einem fürstlichen Hofe überhaupt, sei daS Erstrebenswerteste, waS ein Mann, wie Sie, verlangen kann. Ich glaube im Gegenteil recht gern, daß für Sie die Bande, welche Sie mit einem Hof verbinden, recht drückend werden können, weil Sie Ihre Zeit und Ihre Eigenart einschränken; aber, und darauf kommt es mir an, wenn Sie die Lust am Verweilen hier in Hohenburg verlieren, dann würde auch dasselbe bei Georg der Fall sein!" „Ew. Hoheit bitte ich . . ." fiel der Prinz ein. (Fortsetzung folgt.) HandelS-Nachrichten. Lorlln, 12. Oktober. iWechsel-KurSl Amsterdam itank- 8 r 168,90 per 100 fl. ü. 2M 167,90 Brüssel und Antwerpen g r 81,00 pr. 100 Francs. 2M 80,40 80,90 Italienische Plätze 10 T pr. 100 Lire 2M —. Gchnriz. Pl. 100 Arc. 10 r 80,90 London 3 T 20,36 pr. 1 Lstrl. 3M 20,24 Madrid und Barcelona 14 r — .— pr. 100 Peseta? 2M —.— Paris 8 r 81,00 pr 100 Franc 2M 80,55 Petersburg 3 T —.— pr. 100 Rubel 3M — Warschau 100 Rudel o r —.— Wien 8 L 85,05 per 100 ttr. S W 2M 84,40 »>»««»»rr, 12. Oktober, »orazucker exkl. «*/, Nea. dermal 10,50—10,57. N-chprodav« exkl. 75»,» Rerrdement 8,70—8,90. Stimmung: Ruhig, Kristallzucker 121,00. vrod- rafstnavr 120,70—20,82.1/2. Dem. Raffinade 20,70. Sem. Melis 20.20. Stimmung: Ruhig. Rohzucker 1. Prob. Lrans. f. a. v. Hamburg per Ottbr. 21,90 Gd., 22,00 Br., 22,00 bez., per Novbr. 21,80 Gd., 21,90 Br., »er Dezbr. 21,90 Gd., 22,00 «r., per Januar-Mär, 22,10 Gd., 22,20 «r., per Mai 22,40 »d., 22,45 Br., 22,45 bez. Stimmung: Ruhiger. 12. Okt. Weizen still, Holsteiner und Mecklenburger 170—175, Hard Winter —. Roggen still, südruss. 101. — Holsteiner und Mecklenburger 141—144. Mat« ruhig, amertkanischrr 98,00. Hafer still. Gerste still. Wetter: Regen. MOUWWORe« Ar««», 12. Oktbr. Tendenz: Still, »pland mtddl. loko 53.3/4. I Iveepool, 12. Ottbr. Umsatz: 8000 Ballen, davon für Spekulation und Export 300 Ballen. Amerikaner stetig, Middling und darüber 2 Punkte niedr., andere 6 Punkte höher. Aegypter stetig, good fiar 1/18 höher. Bhownuggar 1/16 höher. Lieferungen stetig. Oktober 5,53, Oktober-November 5,49, Dezember-Jan. 5,49, Febr.- März 5,50, April-Mai 5,52. Sa-rnugselnstellnngeu. Max Burneleit, Allenstein. Albert Kuhn, Klingen münster-Bergzabern. Otto Teschla, Breslau. Balduin Lange, Chemnitz. Theo Wolf u. Co., Cöln. Georg Conrad Schrön. Burkhardtroda-Eisenach. Hugo Klopfer, Lausigk. Ernst Rowold, Lehe. Ferdinand Ingold, Wittelsbeim- Mühlhausen i. E. Adolf Eigner. Ragnit. Gebr. Zahn, offene Handelsges., Reilingen-Schwetzingen. Ernst Wilt, WiSmar i. M. Notierungen der Produkte» - Börse z« Ehemuitz, am 12. Oktober 1904, Mittag- '/.1 Uhr. Witterung: Trübe. Tendenz: Still. Getreide. Obige Preise verstehen sich für Quantitäten von 10000 Kilo an. Weizen fremder 196-202 Mk. do. sächsischer, 175—178 Roggen, hiesiger, 142—145 do. niederländisch-sächs. u. preuß. 147—149 do. fremder — Gerste, Brauware, fremde 180—220 — do. Brauware, sächsische 160-170 do. Mahl- und Futterware 128—132 Hafer, inlävd. 142—145 — do., neu 135—139 do., ausländ. — — Mais mixed — do. grobkörnig 130—134 do. Cinquantin 162—164 Erbsen, Kochware 175—195 do. Mahl- und Fulterware 160—175 Roygenkleie 111—113 Weizenkleie, grob 103—105 Raps Leinsaat, feinste besatzfreie, russische do. feine, russische 240—245 223—283 Äk. do. mittlere — Leinsaat, Bombay 218 do. Laplata 195—200 Mehl. Kaiser-Auszug Mk. 31,75 bis 32,25 pro 100 kg. netto. Weizenmehl 00 , 27,75 „ 28,75 do. o „ 26,25 . 27,25 Roggenmehl 0 , 22,25 . 22,50 do. 1 „ 20,25 „ 20F0 Lhemnitzer Marktpreise Weizen, sächs. Roggen, - Haser Stroh Heu, Kartoffeln Futtergerfte Butter, l Kilo vom 12. Okt. 1904. pro 50 Kilo 8 M. 75 Ps. bl» 8 M. 90 Ps 7 . 10 - - 7 . 25 . 7 - 10 . . 7 . 25 - 1 . 25 - . 2 . 50 . 4 - 25 - - 5 . 50 - 3 - 50 - - 3 - 75 . 6 - 40 - - 6 . 60 - 2 . 50 - - 2 - 80 - Neueste Nachrichten und Depeschen vom 13. Oktober. Berlin. Auf Anordnung des Kaisers fällt am 18. Oktober anläßlich der Enthüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals und der Einweihung de- Kaiser Wilhelm-Museums der Unterricht in den hiesigen Schulen aus. Berlin. Die Handelsvertrags-Verhandlungen zwischen Oesterreich und Rußland werden voraus- sichtlich in nächster Zeit auf brieflichem Wege be ginnen. Sobald die Verhandlungen zwischen Deutschland und Oesterreich abgeschlossen sind, werden sich dann die mündlichen Verhandlungen zwischen Oesterreich und Rußland und zwischen Oesterreich und den Balkanstaaten anschließen. Man glaubt, daß alle Verträge bis zum 1. Januar 1906 in Kraft treten werden. Frankfurt. Die „Frkf. Ztg." meldet aus Berlin: Zwischen Preußen und Hessen schweben z. Zt. wieder Verhandlungen behufs gemeinsamer Regelung des Lolteriewesens, die bereits sehr weit vorgeschritten sind. Man glaubt in nächster Zeit ein Einvernehmen zu erzielen. Dessau. In der Dessauer Waggonfabrik sind sämtliche Holzarbeiter, gegen 70, in den Ausstand getreten. Die Fabrik wird von den StaatSbahnen stark beschäftigt. Detmold. Das bereits dementierte Gerücht, Graf Leopold sei auf der Reise in Kassel erkrankt, wird jetzt dahin aufgeklärt, daß es sich um den Grafen Erich zu Lippe-Weißenfeld handelte, der sich bekanntlich selbst als Grafregent ausrief. Kattowitz. In der Nähe der Kolonie Koznica erschoß an der russisch-österreichischen Grenze ein Grenzwächter zwei russische Deserteure, welche nach Oesterreich flüchten wollten. Rom. Die Ankunft der für heute einberufenen Reserven ist, soweit bekannt wird, ohne Zwischen fall verlaufen. Giolitti begleitete gestern abend den König, der auf der Rückreise von Neapel nach Racconigi Rom berührte und hielt ihm auf der Fahrt Vortrag über die Neuwahlen. Spätesten- in 4 Tagen wird das Dekret über die Kammer auflösung erwartet. Saloniki. Komitatschis überfielen am Sonn tag ein Dorf bei Monastir, ermordeten den Priester in der Kirche während der Messe, sowie 2 Kirchen beamte und verbrannten das Haus des Priesters, wobei auch dessen Frau in den Flammen umkam.
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