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HchcustmEnistAltr Anzch Tageblatt für Aahenstem-Grnsttkal, Gverlungwih, Hersdorf, Aermsdorf, Wernsdorf, Wüstm-mr d Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Gmmbach, Tirschheim rc. Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche und Privat-Anzeige«. ------ Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegebei. A b o n n r m ent: Bei Abholung mo ratlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Frei ins HauS monatlich. ...... 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Durch die Post bezogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertionsgebühre«: die sechsgespaliene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg- Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm« 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 243. Fernsprecher Nr. 151. Dienstag, den 18. Oktober 1904. G^ch-Mten-: B-h-ar. 8. 31. Jahrgang. WMckMmBeoiO. Ja dem Beileidstelegramm des Kaisers, der für sein Haus und seinen Hofstaat eine drei wöchige Trauer anordncte und persönlich zur Beisetzung des Königs Georg in Dresden rr- wartet wird, heißt es: „Mit aufrichtiger Trauer empfange ich die Nachricht von dem Ableben Deines von mir hochverehrten Herrn Vaters, der mir, meinem Vater und Großvater so nahe stand, einer der letzten aus der großen Zeit, in der er treu an der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes mitwirkte! Die Kaiserin und ich senden Dir und Deinen Geschwistern den Ausdruck inniger, herzlicher Teilnahme. Gleichzeitig spreche ich Dir zu Deiner Th onbesteigung die herzlichsten Glück» und Segenswünsche aus in der Ueber- zeugung, daß die guten, traditionellen Bezieh ungen zwischen un§, unseren Häusern und Ländern unverändert forlbestehen werden." König Friedrich August erwiderte: „Meinen herzlichsten Dank für Dein herzliches Telegramm, das mir in meinem tiefen Schmerz sehr wohl getan hat. Dank Dir auch für den Ausdruck persönlicher und bundesfreundlicher Gesinnung, di« ich aus ganzem Herzen erwidere." Mit der Abnahme der Totenmaske des Heimgegangenen Königs war Prof. Seffncr- Leipzig beauftragt. Das Aussehen d.r Leiche ist ruhig und friedlich, die Gesichtszüge tragen einen milden und weichen Charakter. Die Uebcrführung der Leiche von Pillnitz nach Dresden erfolgt am heutigen Montag abend auf dem Dampfer König Georg. In Dresden werden die Vorbereitungen für die Beisitzung am Mittwoch eifrigst getroffen. Die Sektion der Leiche König Georgs DreSde«, 16. Oktober. Heute vormittag wurde vom Prospektor am Friedrichstadter Kran kenhause, Herrn Geh. Medizinalrat Dr. Schmoil, im Beisein der Herren Leibärzte Geh. Medizinal rat Prof. Dr. Fiedler und Generalarzt Dr. Telle im Slerbezimmer zu Pillnitz die Leiche des hochseligen Königs Georg geöffnet. Der ärztliche Befund war folgender: König Georg litt an chronischen Entzündungsvorgängen am Herzen, sowie an Ernährungsstörungen an diesem und an der großen Körperschlagader (Atherom) Ferner ergab die Sektion eine bedeutende Ver größerung des Herzens. Hierdurch wurden die Beklemmungen und asthmatischen Erscheinungen bedingt. Schließlich wurden durch die Oeffnung der Leiche noch Stauungserscheinungen im großen und kleinen Kreislauf festgestellt. DieSchwellungen der Extremitäten war eine Folge dieser Er krankungen. Von einem Darmleiden, an dem Se. Majestät wiederholt litt, wurden keine Merk male konstatiert. Die Sektion hat sonach die bei Lebzeiten des Königs von Herrn Geh. Medizinal» rat Prof. Dr. Curschmann in Leipzig und von den Leibärzten gestellte Diagnose bestätigt. Die Aufbahrung. Pillnitz, 16. Okt. Die Aufbahrung der königlichen Leiche erfolgte im Laufe des Sonntag nachmittags im Wafferpalais zu Pillnitz Auf einem von grünen Pflanzen umgebenen Kata falke ruht der mit rotem Samt beschlagene und reich mit Gold verzierte Sarg. Zu beiden Seiten stehen vier vierarmige Leuchter. Der tote Monarch trägt große Generalsunisorm. Das Haupt ruht erhöht auf zwei weißen Atlaskiffen. Die Gesichtszüge tragen einen milden Ausdruck und zeigen nichts, wie schwer der König gelitten hat. Zu Füße» des Sarges liegen Helm, Degen und Marschallstab; vor diesen Insignien stehen in einem mit weißem Altas überzogenen Gefäße die edlen Teile, abgesondert von diesen, in einem besonderen Behälter, auf einem Kissen, das Herz des Königs. Auf der linken Seite des Saales ist ein Altar errichtet, der mit hohen Leucht-rn verziert ist. Die Saalwände schmücken alte Porträts der Wettiner Fürsten. Die Proklamation des Königs. König Friedrich August hat folgende Pro klamation erlassen: Wir, Friedrich August, von Gottes Gnaden König von Sachsen rc. rc. tun hiermit kund und zu wissen: Nachdem durch Gottes unersorschlichen Rat schluß des Allerdurchlauchtigsten Königs und Herrn, Georg, König von Sachsen, Unsers viel geliebten Herrn Varers, Königliche Majestät, zum größten Schmerze Seines Hauses wie Seiner gesamten Untertanen aus diesem Leben ab- be'ufen worden ist, haben Wir die Negierung des Königreichs Sachsen vermöge des nach der verfassungsmäßigen Erbfolge an Uns geschehenen Anfalls der Krone übernommen. Wir versehen Uns daher zu Unsern getreuen Ständen, den Königlichen sowie den sonst in öffentlichen Diensten angestelllen geistlichen und weltlichen Beamten und Dienern, auch zu allen Untertanen und Einwohnern Unseres Königreichs, daß sie Uns als dem rechtmäßigen, angestammten Landesherrn die schuldige Dienstpflicht, Treue und Gehorsam so willig als pflichtmäßig leisten werden. Dagegen versichern Wir sie Unserer auf Handhabung von Recht und Gerechtigkeit und Beförderung der Wohlfahrt und des Besten des Landes unausgesetzt gerichteten landesväterlichen Fürsorge, werden auch die Verfassung des Landes in allen ihren Bestimmungen während Unserer Regierung beobachten, aufrechterhalten und be schützen. Damit der Gang der Staatsgeschäfle nicht unterbrochen werde, ist Unser Wille, daß sämtliche Behörden ihre Verrichtungen bis auf Unsere weitere Bestimmung pflichtmäßig fort- setzen. Gegeben zu Pillnitz, den 15. Oktober 1904. (I-. 8.) Friedlich Augu st. Karl Georg Levin von Metzsch. Dr. Curt Drmm Paul von Seydewitz. Dr. Conrad Wilhelm Rüger. Dr. Victor Alexander Otto. Max Clemens Lothar Freiherr von Hausen. * * An Mein Volt. Wiederum nach kurzer Zeit hat Gott, der Allmächtige Herr über Tod und Leben, das Vaterland in schwere, tiefe Trauer versetzt. Wenn Mich etwas in Meinem unendlichen Kummer über de» Verlust Meines heißgeliebten Vaters trösten kann, so ist es die Ueberzeugung, daß Mein Volk mit Mir fühlt und sich in an gestammter Treue und Anhänglichkeit eins mit Mir weiß in diesem Augenblicke schmerzlichster Prüfung. Ter edle, bis zum letzten Augenblicke für des Landes Wohl rastlos tätige verewigte Fürst hat während Seiner Regierung viel Schweres durchlebt. Vielleicht wäre ein weniger hoch herziger Monarch verzagt. Er hat aber selbst in den schwierigsten Augenblicken nicht das Ver trauen zum Volke verloren. Diesem großen Beispiele folgend, bringe auch Ich Meinem Volke das vollste Vertrauen entgegen und es wird Mein stetes Bestreben sein, des Landes und des Volkes Wohl zu fördern und jeden, auch den letzten Meiner Untertanen, glücklich und zufrieden zu machen. Pillnitz, am 15. Oktober 1904. Friedrich August. An die Armee. Nach wenig mehr als zwei Jahren steht die Armee von neuem trauernd an dem Sarge ihres verewigten Kriegsherrn, der sie nicht blos den größten Teil des glorreichen Feldzugs von 1870/71 von Sieg zu Sieg geführt, sondern auch im Frieden weit über ein Vierteljahrhundert in Seiner Eigenschaft als kommandierender General auf einen hervorragenden Stand der Ausbildung gebracht hat. Auch nachdem Er den Thron bestiegen, wachte Sein erprobtes Feld- herrnauqe über die Ausbildung der Truppe», soweit Sein schweres körperliches Leiden dies zuließ. Äon Meiner frühesten Jugend an war die Armee Meine ganze Liebe. Wie Ich bis jetzt in jedem Dienstgrade nur Freude an ihr erlebt habe, so hoffe Ich auch, daß die Armee unter Mir wie unter Meinen Vorgängern getreu ihrer glorreichen Vergangenheit im Krieg wie im Frieden ihren ehrenvollen Platz im großen deutschen Heere behaupten wird. Pillnitz, den 15 Oktober 1904. Friedrich August. Dresden, 16. Okt. Ei» königlicher Erlaß ordnet sechswöchige Trauer in der sächsischen Armee um den König Georg an. Pillnitz, 17. Oktbr. Die öffentliche Aus» stellung der Leiche König Georgs erfolgt heute von 2 bis 5 Uhr »uchnnttags mr Großen Saale des Wafferpalais für das Hauspersonal und die nächste Umgebung von Pillnitz und Hoster witz. Die öffentliche Ausstellung der hohen Leiche in der katholischen Hofkirche zu Dresden findet den 18. und 19. Oktober von 11 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags statt. Dresden, 17. Okt. Der Kaiser trifft nm Mittwoch kurz vor der Beisetzung hier ein und reist nach derselben sofort wieder ab. Dresden, 16. Oktbr. In Vertretung des Prinzregente» von Bayern trifft Prinz Ludwig von Bayern zur Beisetzung des Königs in Dresden ein. Wien, 16. Okt. Der Kaiser betraute den Erzherzog Franz Ferdinand mit seiner Ver tretung bei den Leichenfeierlichkeiten in Dresden. London, 17. Oktbr. Der König hat eine dreiwöchige Hoftrauer für de» König von Sachsen angeordnet. Zittau, 17. Okt. Von der hiesigen Handels kammer als Vorort der sächsischen Handels- kammern ist zugleich im Namen der Handels kammern zu Dresden, Leipzig, Chemnitz und Plauen an König Friedrich August ein Beileidstelegramm gesandt worden. Wien, 17. Okt. Gräfin Montignoso, die ehemalige Kronprinzessin von Sachsen, hat an ihren geschiedenen Gatten die telegraphische An frage gerichtet, ob es ihr gestattet werde, am Leichenbegängnis des Königs teilzunehmen und bei dieser Gelegenheit ihre Kinder zu sehen. Natürlich erfolgte eine Ablehnung des Ansuchens, nicht einmal ein für das Grab bestimmter Kranz der Gräfin wird hinterlegt werden. Gleichwohl glaubt man in eingeweihten Dresdner Hoskreisen, daß eine Aussöhnung des Ehepaares m ferner Zukunft nicht zu den Unmöglichkeiten gehört, wenn Prinzessin Mathilde, die älteste Tochter des Königs Georg, die beim Volke sehr un beliebt ist, den Hof verlassen haben wird. Wien, 16. Okt. Eine Dresdener Privat depesche des „Neuen Wiener Journals" meldet, Prinzessin Mathilde, König Georgs älteste Tochter, wolle nach Wien zu ihrer Schwester Maria Josepha übersiedeln. Die Nachrufe der Presse. Sämtliche Berliner Blätter widmen dem ver ewigten König Georg Nachrufe. Der amtliche „Reichsanz." schreibt: „Se. Majestät König Georg von Sachsen ist in der Nacht zum 15. Oktober in Pillnitz sanft entschlafen. Nach wenig mehr als zwei Jahren folgte der greise Herrscher seinem königlichen Bruder in die Gruft. Unter zunehmender Kränklichkeit hat der Heim gegangene Monarch in eiserner Pflichttreue die Sorgen der Krone getragen, vorbildlich in nie ermüdender Arbeit für sein Land hat er an seinem Platze ausgeharrt, bis die Zügel der er lahmenden Hand entfielen. So betrauert das Sachsenvolk und mit ihm das gesamte Deutsch land in König Georg eine» Herrscher, den die Liebe zu seinem Lande, die Treue au dem ihm verliehenen erhabenen Amie bis zum letzten Atemzuge befreite. In der Geschichte des Reiches aber wird seine Gestalt sortleben unter der Schar der tapferen fürstlichen Heerführer, welche die deutschen Stämme 1870/71 auf dem Schlacht felde von Sieg zu Sieg führten. Die unver gängliche» Namen von St. Privat, Nouart, Beaumont, Sedan, Villiers rc. leuchten über seiner Bahre und sichern ihm einen Ehrenplatz in der Dankbarkeit der deutschen Nation." Die „Berl. N. 9t." betrauern in König Georg einen echt national gesinnten, menschlich wohldenkenden deutschen Fürsten, deuten aber daraus hin, daß die Beziehungen zwischen Volk und Krone unter seiner Regierung infolge Geltendmachung kaiholischer Einflüsse nicht immer wolkenlos waren. Schärfer bringt die „Post" dies zum Aus druck. Sie erkennt an, daß König Georg von dem redlichsten Wunsche beseelt war, für sein Volk und Land das beste zu erreichen, und er örtert dann die Gründe, die ihn dem Volke ent fremdeten. In Sachsen, führt das Blait als dann aus, habe die Verschiedenheit des Glaubens bekenntnisses von jeher die innige Harmonie zwischen dem katholischen Hofe und dem evan gelischen Volke beeinträchtigt. Dieser Gegen satz habe beim Regierungsantritte König Georgs um so schärfer fühlbar werden müssen, als auf den kirchlich-gesinnten, duldsamen, freimütigen König Albert ein Fürst folgte, der als Herrscher in Ludwig denr Frommen sein Vorb ld sah. König Georg sei zu spezifisch konfessionell und von propagandistischem Eifer erfüllt gewesen. „Wohl nicht ohne Grund", fährt die „Post" fori, „lebte in der Bevölkerung die Anschauung, daß der König ganz unter jesuitischem Einfluß stehe und im Stillen eifrig für die Ausbreitung des kalholffchen Glaubens sorge. Bestärkt wurden d esc Ueberzeugungen und zugleich das Miß vergnügen im Volke durch den Umstand, daß mehrfache Uebertritte zum Katholizismus in den alten Adelsfamilien Sachsens erfolgten. Rein zufällig war die Häufung solcher Uebertritte nach der Regierunqsübernahme des Königs Georg wohl nicht." Die „National-Ztg." meint: „König Georgs Nachfolger, dem ein großer Teil seines Volkes innerlich entfremdet scheint, wird schweilich jenes Maß von Liebe zu erringen vermöge», das einst seinem königlichen Oheim entgegengebrachl wurde. Möge es aber," schließt das Blatt, — „diesen Wuns y wird man weit über die grün-weißen Grcnzpsähle hinaus in Deutschland lebhaft empfinde» — seiner Regierung beschieden sein, im Sachsenlande wieder gesündere politische Ver hältnisse herbeizusühren, das wirtschaftlich so hochstehende Land auch politisch auf die ent sprechende Höhe zu bringen und ihn, durch weise Reformen im Innern nach außen das Odium des „roten" Königreichs zu nehmen. Dann wird auch das Verhältnis zwischen Fürst und Volk ungetrübt und herzlich sein."