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Die Veröffentlichung der Briefe von Teilnehmern an dem Herero-Feldzug wird vom Großen General stab in Berlin gern gesehen. Es wird gebeten, solche Briefe in weitestem Umfange zu veröffent lichen, oder aber sie dem Generalstade zur Einsicht nahme einzusenden. Die Briefe werden bestimmt zurückgegeben. Das Familienleben im Königshause. Mit großer Liebe hängt der kranke Sachsen könig Georg an seinen Enkelchen, den Kindern des von jedermann verehrten Kronprinzen Friedrich August. Leider hat ein tragisches Geschick den Kleinen die Mutter genommen, aber um so mehr Liebe wird den kleinen Prinzen und der Prinzessin von den Mitgliedern des Königshauses entgegen gebracht. Neben dem Vater wetteifern miteinander die greise Witwe des seligen Königs Albert, die Königin Karola, König Georg selbst und die Prin zessin Mathilde, des Königs einzige unverheiratete Tochter, in dem Bestreben, den mutterlosen Kindern Freude zu bereiten und ihnen die Mutter zu er setzen. Das wissen die Kinder auch und sie fühlen sich nie glücklicher, als wenn sie mit dem Vater in die schöne Umgebung Dresdens Touren machen oder dem Großvater Besuche abstatten dürfen. Und in das Leben des greisen Monarchen fällt jedesmal ein Freudenstrahl, wenn die Enkelchen ins Pillnitzer Schloß kommen, wenn sie mit dem Großvater scherzen und der König sie auf den Knien schaukelt. Dann herrscht eitel Lust und Freude im Schlosse. Kindergejauchze, Singen und Scherzen in allen Ecken und Winkeln. Am Sonnabend kehrten des Kronprinzen Kinder vom Rehefelder Schloß zurück und die jetzt häufigere Anwesenheit derselben im Pillnitzer Schlosse wird in Zukunft auch auf das Gemüt des kranken Königs Georg einwirken, denn König Georg ist, wie schon bemerkt, ein aufrichtiger Kinderfreund. Viele reizende Geschichten werden über das innige Zusammenleben des Kronprinzen Friedrich August mit seinen Kindern erzählt. Aller liebst war es dieser Tage zu sehen, so schreibt man im „Pilatus", wie sich der Kronprinz mit seinen Kindern auf seinem Besitztum zwischen Wach witz und Pillnitz anläßlich eines Vormillagsbesuches zwanglos gab. Er zog seine Litewka aus, legte sich behaglich im Grase hin und mit ihm machten es sich die kleinen Prinzen recht bequem. Einige Flaschen Bier, sogar Einfaches, wurden getrunken, und nun erzählte der Kronprinz einem Forstbe amten, der sich mit ins Gras setzen mußte, von seiner ungarischen Reise, während die kleinen Prinzen sich vergnügt umhertummelten und „balgten". Beim Abschiednehmen hatte „Klein-Prinzeßchen" nicht so artig, wie es sein sollte, Adieu gesagt; flugs mußte sie auf Vaters Befehl noch einmal zurück und ihren Fehler gut machen. Auf strenge Erziehung hält der Kronprinz außerordentlich viel. So traf der prinzliche Wagen, in dem die zwei ältesten Söhne des Kronprinzen saßen, einmal eine Kompagnie des Schützen-Regi ments. Der Prinz hatte nicht schnell genug seine Mütze vor dem führenden Offizier gezogen, da er klang auch schon die scharfe Stimme des Erziehers: „Prinz, Hut ab, bitte," und flugs flog die Mütze ab. Deutliches «nd Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 5. Oktober. *— Eine ernste Zeit bricht für unsere zum Militärdienst ausgehobenen Söhne an, die nun ihren Wirkungskreis mit dem Soldatendienst ver tauschen müssen. Wie viele Rekruten werden jetzt Vorbereitungen treffen für den Tag ihres Ein treffens zu ihren Truppenteilen, und schon manches wird ausgedacht und beredet, wie der an sich schwere Soldatendienst zu erleichtern wäre, und wobei die leidliche Magenfrage eine große Rolle spielt. Soll fröhlicher Soldarensinn erhalten bleiben, wodurch erst so manche Strapaze besser zu ertragen ist, dann wird man gewiß gut tun, so viel wie möglich den gesunden Appetit der jungen Krieger durch eine gute Zukost zu stillen, ohne die auch das kräftigste Kommisbrot nicht recht munden will. Mütterchen wird schon das Nötige versorgen, und rührend ist es oft, wie gerade darin Mutterliebe und Vaters Fürsorge das Kindesherz nn Königsrock erfreut, selbst inmitten der ärmsten Verhältnisse Daher sorgt, ihr jungen Soldaten, für eine praktische Soldatenkiste, die allen Anforderungen genügt, so wohl beim Eintreffen, wie auch während 8er Dienst zeit, wo mancher stramme Krieger doch vor Weh mut vergehen möchte, wenn das erwartete vielge liebte Postschiff nicht gleich eintrifft. *— Jubiläums-Ausstellung. Wie von uns bereits erwähnt, wird der hiesige Obstbauverein zur Feier seines 25jährigen Bestehens am 9. und 10. Oktober im Ausstellungspavillon des Logen hauses eine Jubiläumsausstellung veranstalten, auf die wir auch an dieser Stelle nochmals Hinweisen wollen. Infolge der diesjährigen reichen Obsternte dürfte die Beschickung eine recht reichhaltige sein, sodaß die Ausstellung auch den weitgehendsten Wünschen der Interessenten gerecht werden wird. Die Eröffnung der Ausstellung, zu der die Aus stellungsobjekte bis spätestens Sonntag vormittag 10 Uhr eingeliefert sein müssen, findet am ge nannten Tage nachmittags 2 Uhr statt. Am Mon tag abends 10 Uhr wird die Ausstellung geschlossen. An beiden Tagen finden überdies im Logenhause Konzerte mit Ball statt. Eine besondere Anziehungs kraft auf das musikliebende Publikum dürfte das für Montag abend 8 Uhr angesagte große Militär- Konzert ausüben. Dasselbe wird von der ge samten Kapelle des in Chemnitz garnisouierenden Infanterie-Regiments Nr. 104 „Kronprinz" unter persönlicher Leitung des König!. Musikdirektors Herrn Asbahr ausgeführt und verspricht einen hohen Kunstgenuß. Die auch in Hohenstein-Ernst thal rühmlichst bekannte Kapelle wird zu diesem Konzerte in ihrer Gesamtstärke (40 Mann) spielen, und unS somit einen Genuß bieten, der hier äußerst selten zu haben ist, da bei den Konzerten, die die Militärkapellen außerhalb ihrer Garnisonorte geben, gewöhnlich nicht alle Mitglieder derselben mitwirken. Zu der musikalischen Veranstaltung ist überdies ein Programm aufgestellt worden, dessen Durchführung auch den verwöhntesten Geschmack befriedigen wird. Ein Besuch des Konzertes, so wie der Ausstellung überhaupt kann daher nur angelegentlichst empfohlen werden. * — Zur Messerstecherei in Oberlungwitz wird uns von verschiedenen Augenzeugen gemeldet, daß der Messerheld doch, wie wir zuerst berichteten, jener in der Aue wohnhafte, als händelsüchtig be kannte Ziegeldecker Uhlig sei. Daß Uhlig in diesem Falle uns gegenüber mit kühner Stirn behauptet, er wisse von der ganzen Angelegenheit nichts, ist sehr bezeichnend für ihn. * — Name der Preißelbeere. Unter den Früchten, die in diesen Tagen aus dem Markte und von Hausierern feilgeboten werden, steht nach ihrer Bedeutung für den Winterhaushalt die Preißelbeere mit obenan Aus diesem Grunde dürfte zu hören interessieren, daß die Beere ihren Namen von Sebastian Preisler erhalten haben soll, der 1571 die Genehmigung bekam, in Jugel bei Johanngeorgenstadt eine Glashütte zu erbauen. Preisler soll die Früchte genießbar zu machen ge lehrt und sie auch zuerst in den Handel gebracht haben. Die Sprachkunde freilich und in Gemein schaft mit ihr die Pflanzenkunde leitet nach Graß mann, „Deutsche Pflanzennamen", die Bezeichnung anders ab. Danach ist der Name „Preißelbeere" auf ein altes Wort „brozzen" mit der Bedeutung „Hervorbrechen, hervorsprießen" zurückzuführen. Die Preißelbeere würde also die „sprießende Beere" sein. Die in manchen Gegenden benutzte Be zeichnung „Sprießeln" deckt sich damit. Möglich aber auch, daß noch andere Ableitungen des Namens bestehen. In unserer Gegend dürfte die erste, wenn auch nicht gerade wahrscheinlichste, am meisten Beachtung finden, da sie die Benennung der Beere im Erzgebirge entstehen läßt. * — Wohin mit den vielen Aepfeln und Birnen in diesem Jahre? — Auf diese Frage gibt Johannes Böttner im „Praktischen Ratgeber für Obst- und Gartenbau" den Obstzüchtern die folgenden Ratschläge: 1. Alles Dauerobst sorg fältig pflücken und sorgfältig ausbewahren! Mögen auch augenblicklich die Preise niedrig und die Äb- satzverhältnisse schlecht sein; schon vor Weihnachten werden Preis und Nachfrage steigen. Es ist Mangel an Gemüse und Mangel an Kartoffeln, deshalb wird in den Küchen mehr Obst gebraucht werden als sonst. 2. In der eigenen Wirtschaft so viel Obst wie möglich verbrauchen! — Obst, in jeder Form zubereitet, ist gesund und nahrhaft, und wenn das Obst augenblicklich schwer ver käuflich ist, und somit eine Einnahme ausfällt, so kann dafür durch Selbstverbrauch des Obstes an den Ausgaben für Fleisch, Butter und anderen Lebensmitteln reichlich gespart werden. 3. Herbst äpfel und Herbstbirnen, die sich nicht halten und auch nicht verbraucht werden können, sollen sür späteren Verbrauch im eigenen Haushalte verar beitet werden. Ein Obstgericht, das man das ganze Jahr hindurch essen kann, ist Apfelmus. Als Mus läßt es sich zwar nicht aufbewahren, wohl aber läßt sich das Apfelmus auf Horden, auf Papier gebracht, trocknen zu Pasten, die sich jahrelang halten und mit Wasser gekocht jederzeit wieder ein tadelloses Apfelmus geben. Süße und saure Aepfel gemischt, gekocht und ausgepreßt, geben, mit wenig Zucker zu Syrupdicke eingekocht, das ausgezeichnete Obstkraut. Weichfleischige Aepfel lassen sich auch auf dem Herde dörren. Schließlich ist in diesem Jahre günstige Gelegen heit, es einmal mit der Apfelweinbereitung zu versuchen. Die edlen Herbstbirnen erhalten wir am besten für den Winter, indem wir sie schälen und in Gläsern einkochen. Schließlich erklärt Böttner, daß die Obstzüchter dahin streben müssen, gleichmäßigere Obsternten zu gewinnen, um nicht in einem Jahre Uebelfluß und in den anderen Jahren Mangel zu haben. * — Tuchnepper machen gegenwärtig wieder sächsische Orte unsicher, indem sie ihre billige, aber schlechte Ware (Tuchreste) an den Mann zu bringen suchen. Dies Schundzeug ist, da cs aus zusammengeleimtem Abfall besteht, für wenig Geld noch viel zu teuer. Schade um jeden Nadelstich, den der Schneider darauf verwendet. Wenn die Händler auch bei uns auftauchen sollten, so sei hiermit vor ihnen gewarnt. Hier gibt es reelle Geschäfte mit reeller, preiswerter Ware; an diese wende man sich, wenn man Bedarf in Anzug stoffen hat. * Ncu-Oelsuitz, 4. Okt. Zu der bereits ge meldeten Bluttat unweit des hiesigen Gasthauses „Glück aus" werden noch folgende Einzelheiten mitgeieill: Die hiesige freiwillige Feuerwehr hatte am Sonntag eine Felddienstübung abgehalten und sich hierauf in dem genannten Lokal zu einem gemütlichen Beisammensein eingefuuden. Hier gerieten die Berg arbeiter Zeun und Gdanitz in Streit, in dessen Verlauf der Erstere seinem Gegner eine Ohrfeige versetzte. Gdanitz reagierte nicht darauf, und man hielt die Angelegenheit für erledigt. Kurz darauf sang Gdanitz anstößige Lieder. Als er deshalb von einigen der Anwesenden zur Ruhe gemahnt wurde, diese aber mit erhobenem Bicrglase be drohte, sprang Zeun dazwischen und packie Gdanitz an der Kehle. Die Antwort darauf war ein Schlag ins Gesicht. Nun kam es zum Handge menge, das sich bis auf die Straße fortsetzte. Als Gdanitz merkte, daß er unterlag, versetzte er seinem Widersacher einen Stich in den Unterleib, durch den Mastdarm und Blase zerrissen wurden. Man erwartet stündlich das Ableben des Schwer verletzten. Der Täter warf das Messer von sich und wollte fliehen, wurde aber festgehalten. Er leugnet die Tat, gilt aber als überführt, da man das Messer bald fand und es als das seinige erkannte. * Glauchau, 4. Oktober. An dem in diesem Winterhalbjahre an der hiesigen Gewerbeschule zum ersten Male veranstalteten Meisterkursus nehmen 53 Handwerksmeister teil. — Auf Nieder- lungwitzer Flur sind an der Wüstenbrand-Glauchauer Straße mehreren Kirschbäumen die Kronen mut willig abgebrochen worden. Auf die Ergreifung der Täler ist eine Belohnung von 30 Mark aus gesetzt worden. — Die gelegentlich des Sächsischen Gastwirtsverbandstages in den ersten Junitagen hier veranstaltete Ausstellung für das Gastwirts gewerbe hat nach dem nunmehr vorliegenden Ab schluß einen Neberschuß von über 1000 Mk. zu verzeichnen gehabt. Sie wurde insgesamt von 17 000 Personen besucht. — Eine schwere Ver letzung zog sich das Dienstmädchen eines Restaura teurs in Glauchau zu. Das Mädchen hatte ihr Häkelzeug in die Rocktasche gesteckt und sich beim Setzen die Häkelnadel so heftig ins Fleisch ge stoßen, daß dieselbe durch einen Arzt herausge schnitten werden mußte. * Niederzwönitz, 4 Oktober. Gestern nach mittag ist das der Witwe Bauer gehörige Wobn- haus durch ein Schadenfeuer vollständig zerstört worden. Es konnte nur ein kleiner Teil des Mobiliars gerettet werden. * Thalheim, 4. Oktober. Der vor kurzem zum Bürgermeister von Zöblitz erwählte Gemeinde vorstand Schulze, der bekanntlich die Wahl auch angenommen hatte, hat diese nachträglich abgelehnt. * Dresden, 4. Oktober. Der Evangelische Bund hat gestern seine Tagung begonnen. An den Kaiser und den König Georg wurden Huldig ungstelegramme abgesandt, die mit bestem Dank beantwortet wurden. In seiner Begrüßungsrede führte der Präsident des Evangelisch-lutherischen Landes-Konsistoriums, von Zahn, v. a. aus, der Evangelische Bund sei zu einer Notwendigkeit ge worden. Gegenüber der Geschlossenheit der Gegner gelte es, Schulter an Schulter zu stehen. Höher aber als der Kampf solle auch heute noch die Wahrung des Friedens stehen. Noch erscheine der konfessionelle Friede in unserem Lande ernstlich nicht gefährdet, wenn auch von außen her einzelne Wellen schon an unsere Ufer schlagen und auf kommenden Sturm deuten. Wir danken das dem weitschauenden Blicke unserer Vorfahren, die den Besitzstand unserer Kirche sicher gegründet und mit verfassungsmäßigen Schutzwehren versehen haben, die uns niemand antasten soll. * Dresden, 4. Oktober. Ueber den jungen Herzog Borwin von Mecklenburg-Schwerin, der bekanntlich im Dresdner Stadtkrankenhause Johann- stadt an einer Knieverwundung darniederliegt, wird jetzt das Gerücht verbreitet, daß die Verwundung des Herzogs nicht auf einen Jagdunfall, sondern auf ein Duell zurückzuführcn sei. Dieses Gerücht ist, wie die „Dresdner Nachr." schreiben, durchaus haltlos. Es mag entstanden sein, weil in dem Operationsberichte von „Kugeln" gesprochen wird, während tatsächlich die Verwundung nur durch große Schrote hervorgerufcn worden ist. Sie er folgte, wie bereits mitgeteilt, dmch einen an der Jagd bei dem Fürsten von Schönburg Waldenburg terlnehmenden Herrn aus nächster Nähe, woraus allein die Schwere der Verwundungen zu erklären ist. Die meisten Schrote sind durch die hohen dicken Jagdstiefel wirkungslos gemacht worden. Uebrigens befindet sich der Hei zog nach über- I standener Operation sehr wohl; er wird von seiner Mutter und seiner Schwester Herzogin Antoinette, die bei Generalarzt Dr. Credo gleichzeitig einen Samariterkursus absolviert, auf das sorgfältigste gepflegt. * Annabcrg, 4. Okt. Tot aufgesunden wurde gestern nachmittag in seiner am Benediktplatze gelegenen Wohnung der 50jährige, unverheiratete Inhaber der am Marktplatze gelegenen Adler- Drogerie, der Apotheker Andreas Adolf Schreiber. Schr. hatte am Mittag seinen Laden geschlossen. Als der Laufjunge gegen ',.5 Uhr erschien und keinen Einlaß fand, ging er in Schr.s Wohnung. Im Vorsaal fand er Sehr, am Fußboden liegen. Er hatte sich erhängt, wobei aber die Schnur zer rissen war. Aus den Bemerkungen auf einem Zettel geht hervor, daß Schr., ehe er sich die Schlinge um den Hals legte, Gift genommen hat; denn er macht Mitteilung über die Wirkung des Giftes. Ein seit mehreren Jahren scheinbar über wundenes, schweres Nervenleiden mag jetzt — zwei Wochen nach dem Tode seiner hochbetagten Mutter — erneut über ihn gekommen sein. * Buchholz, 4. Okt. Gegen lässige Bürger schaftsvertreter geht man hier energisch vor. Der Stadtverordneten-Vorsteher Th. Pn uß richtete einen Appell an die Bürgerschaft, den Sitzungen ein regeres Interesse zu bezeigen und solche Stadtver ordnete, die es mit ihrer Pflicht so wenig ernst nehmen, zu gegebener Zeit auszuschalten. Außer dem wurde der Wunsch ausgesprochen, die Namen der Gleichgiltigen der Bürgerschaft öffentlich be kannt zu geben. * Eibenstock, 4. Okt. Am Sonnabend, den 1. Oktober, abends, ist auf dem von der Bahn hofstraße nach der Ungerschen Brücke führenden Wege bei Bahnhof Eibenstock, und zwar noch auf bahnfiskalischem Areal, der beim hiesigen Bahn bau beschäftigte Arbeiter Queck aus Stützengrün in bewußtlosem Zustande, auf dem Wege liegend, mit Verletzungen am Kopfe aufgefunden worden. Mittelst Krankenwagens in das hiesige Sladt- krankenhaus überführt, ist Queck daselbst am Sonntag verstorben. Die Ursache der Verunglückung ist noch nicht festgestellt, doch glaubt man Anhalts punkte zu haben, daß es sich um ein Verschulden von dritter Seile handelt. Die Erörterungen da rüber sind im Gange. Queck wird als ein arbeit samer, nüchterner Mensch bezeichnet. * Klingenthal, 4. Okt. Der Aussichtsturm auf der Alberthöhe hat leider durch den Einfluß der Witterung derart gelitten, daß er auf Ab bruch verkauft werden soll. * Plauen i. V., 4 Okt. Ein zu Grabe ge gangenes Handwerk ist in unserer Stadl die einst so blühende Handweberei. In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es hier etwa 1000 Webermeister; die Zahl der Gesellen und Lehrlinge war noch weit größer. Bis in die letzte Zeit hinein haben sich einige ältere Männer ihr Brot durch die Handweberei zu verdienen gesucht, jetzt aber hat auch der letzte den Webstuhl zusammen- geschlagen, da er keine Arbeit mehr fand. * OelSnitz i. B, 4 Okt. Der in der Mitte der fünfziger Jahre stehende, schon wiederholt bestrafte Versicherungsagent Karl Schmatz wurde gestern hier verhaftet und dem König!. Amtsgerichte zuge führt. Sch. hat in letzter Zeit insbesondere in der Schönheider Gegend zahlreiche Versicherungs schwindeleien verübt und verschiedene Wirtschafts besitzer schwer geschädigt. In einem Falle ließ er sich über 200 M Versicherungsprämie im Voraus geben für eine Gesellschaft, die gar nicht besteht. Durch die nach Oelsnitz gerufenen Geschädigten wurde der Schwindler entlarvt und seine Fest nahme bewirkt. * Altenburg, 4. Oktober. Die Automobil fahrer, die in Crimmitschau eine Person umfuhren, sind hier auf der Leipziger Straße in ein drei- spänniges Geschirr hineingefahren. Das erste Pfert» sprang in das Automobil hinein, die zwei anderen Pferde jagten davon und rissen glücklicherweise das dritte Pserd wieder vom Automobil herunter. In- folgedessen sind die Insassen des Automobils einiger- maßen gut davongekommen. Der Geschirrführer hat einen Arm gebrochen und trug außerdem am Kopfe Verletzungen davon. Die Insassen des Automobils wollten zunächst ihre Namen nicht nennen; sie wurden aber schließlich als ein Fabrik- direktor aus München und ein VersicherungS- inspektor festgestellt. * Halle, 4. Oktober. Auf der Zuckerfabrik in Altquerfurt wurden am Kalkofen letzte Nacht zwei Arbeiter durch Kohlenoxydgas betäubt; beide starben. Zur Affäre der Prinzessin Luise von Koburg. Wien, 5. Oktober. Von informierter Seite wird mitgeteilt, daß das Oberhofmarschallamt dem Anträge der Prinzessin auf nochmalige Untersuchung ihres Geisteszustandes stattgeben wird, umso mehr, als auch Prinz Philipp von Koburg, Dr. Feistmantel und Bachrach sich dafür ausgesprochen haben. Eine recht mysteriöse Geschichte, die herzlich wenig Glauben erwecken wird, tischt das Pariser „Journal" seinen Lesern auf. Ein Mitarbeiter dieser Zeitung, der sich gegenwärtig in Wien auf hält, hatte eine Unterredung mit einer Prinzessin, von der Kronprinz Rudolf seiner Zeit gesagt hat, daß sie die geistreichste und hervorragendste Dame in Wien sei. Sie soll erklärt haben, daß nach ihrer Ueberzeugung die Fälschung der Wechsel von dem Prinzen Philipp von Koburg selbst begangen worden sei; er habe sich dieses Mittels bedient, um sich seiner Gattin und Mattasich zu entledigen. Der in dieser Nachricht arg angegriffene Teil wird sich wohl bald zu der Sache äußern. Medermetzelung deutscher Ansiedler in Südafrika. Wie wir schon mitgeteilt haben, wurde zu Beginn de» vorigen JahreS die sächsische Ansiedlerfamilie Paasch aus Schedewitz, die sich auf einer Reise in portugiesisches Gebiet befand, in der Nähe der TranS- vaolgrenze von Eingeborenen getötet. Bon den sieben Angehörigen wurde nur ein 11jährigeS Mädchen verschont, daS nach seiner Befreiung grauenhafte Einzelheiten über das Blutbad zu Protokoll gegeben hat. DaS Aktenstück gelangt jetzt im „Zwickauer Tageblatt" zur Veröffentlichung. Wir entnehmen ihm folgende Zeilen: Lie Familie war am Flusse Okavango schon einmal von den Eingeborenen, die sich erst freundlich gezeigt hatten, nachts überfallen worden, wobei daS Familienoberhaupt durch Schüsse gelötet und ein Sohn verwundet wurde. Nur mit Mühe konnte sich die Anfiedlerschar dem Verderben durch die Flucht entziehen. Am nächsten Morgen gelangte man nach der Werft deS Boqamandu, wo der Vater begraben werden sollte. Plötzlich wurden wir, so heißt cS wörtlich weiter, auch hier umringt, und die Eingeborenen fingen an zu stechen. Meine Mutter, meine Schwester und Herr Arndt (ein Händler, der die Familie begleitete) wurden von den Ein geborenen durch Speerstichc schwer verwunde». Meine Mutter starb kurz darauf; meine Schwester, die ein kleiner Kind bei sich halte, wurde von den Eingeborenen mit dem Kinde in den Fluß geworfen. Herr Arndt konnte sich nicht mehr bewegen und bat mich, ich sollte ihm eine Patrone geben, damit er auf die Eingeborenen schießen könne; er schoß sich aber selbst tot. Ich hatte mich vor einem Ein geborenen, der mit dem Speere nach mir stach, in einen Wagen geflüchtet und wurde nun von den Eingeborenen ergriffen und nach der Werst gebracht. Hier mußte ich hungern, ich bekam nur saure Beeren. Auf der Werft sah ich noch zwei weiße Kinder, die, ebenso wie ich, nackend umhcrlaufen mußten. Ich erfuhr, daß eS die Kinder von Buren wären, die von denselben Eingeborenen totgemacht worden waren. Ich versuchte auch mit den Kindern, die im Aller von 6 und 8 Jahren waren, zusammenzukommen, wurde aber stets getrennt. — Später ist daS kleine Mädchen von den Eingeborenen an eine vorüber ziehende Burentruppe ausgeliefert worden, die eS dann nach Grootfontein brachte. de ih un Ur Ar un lar An höä sie Ha Ma seid Hai Wo erst, Fra Pro vers dadr etab! sie g mäd Gor wolli Geld einen Kreis So i hörig stabt nicht zu g! Marl ähnli treten Kund Zu 6 junge Herre „Edel Locht sogar ander der A Kinde niema sehen Angel schickt Lause! Al schließt au« d, den B halb f Gatter zweiter beschul Kundir Kinder höchst sie die unlaut! Tätigkl dehnte, nannte lich bei die an! der sch! Morph ihrem befand Verlese Welt g Die Kinde«, im Ha Wilhel« 1903 i eine« ai 3. den Peter L in Ham in Ham schon er ihrer 3 Angekla Weise, ! Kücke ei daß sie brauchte, wiederhr klagten ! dieser Z Gegend ging jed der Kno geklagten legliche ! 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