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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 30.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190410303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19041030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19041030
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-10
- Tag 1904-10-30
-
Monat
1904-10
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 30.10.1904
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Behörden hegen große Befürchtungen wegen der japanischen Spione, welche sich hier aushalten. Wie», 29. Okt. Der Pariser Korrespondent des „N. Wiener Jour." erklärt, von einem ehe maligen Kollegen des Admirals Roschdjestwensky gehört zu haben, daß dieser seit seiner Jugend Epileptiker sei und an Halluncinationen leide. Die Beschießung der Fischerflolte sei wahrscheinlich in einem Anfalle des Leidens geschehen. * * * Ei» deutsches Fischerboot beschossen Das baltische Geschwader hat weiterhin nicht nur, wie wir schon milteilten, ein schwedisches Schiff, sondern, wie jetzt erst bekannt wird, auch ein deutsches Schifferboot beschossen Die betr. Depesche meldet: Geestemünde, 28. Oktober. Die in einigen Blättern wiedergegebenen Mitteilungen des Ka pitäns Hähnel, daß sein Fischdampfer „Sonn tag" von der russischen Flotte bei den Horn- riff-Fischgiünden am 21. d. M. beschossen wor den, aber unbeschädigt geblieben sei, sind gestern auch vor dem Hafenmeister der zuständigen Be hörde gemacht worden und werden in ausführ licher Form der Regierung vorgelegt werden. * * -st Auf dem Kriegsschauplätze ist es zu größeren Aktionen noch imnur nicht ge kommen. Die Hauptarmeen stehen sich nach wie vor am Schaho in stark befestigten Stellungen gegenüber. Die Frontbreite beträgt etwa 30 Kilo meter. Russische Jäger unternahmen i» der Nacht zum 27. d. M. einen Vorstoß behuss Rekognos zierung. Nach zweistündigem Feuer trat Ruhe ein. DaS deutsche Rote Kreuz hat der russischen Regierung angeboten, aus eigenen Mitteln in Irkutsk ein Lazarett mit 100 Betten her zustellen. Ebenso ist es bereit, einen Sanitätszug von 25 Waggons auf seine Kosten zu unterhalten und verwundeten russischen Offizieren im Bedarfs falls Vergünstigungen auf den deutschen Eisen bahnen zu erwirken. In Port Arthur scheinen die Dinge recht schlimm zu st hen, wie aus nachfolgender Reutermeldung hervorgeht: Tokio, 28. Oktober. Nach hier eingegangeneo, amtlich allerdings noch nicht bestätigten Meldungen eröffneten die Japaner am Morgen des 26. Oktober einen allgemeinen Angriff auf die Kikwanforts von Porl Arthur und brachten die russischen Batterien zum Schweigen. Eine Granate sprengte ein russisches Magazin in die Luft. Gleichzeitig griffen die Japaner die Forts auf dem Erlunq und dem Sungtschu an, brachten die russischen Batterien zum Schweigen und erstürmten und besetzten die Forts vor dem Erlung und dem Sungtschu. In der Nacht zum 27. Oktober stand Alt-Port Arthur in Flammen. Am 27. traf eine Granate das russische Schlacluschiff „Sewastopol". Ein anderer russischer Dampfer wurde von zwei Granaten getroffen und sank. Ein Abschiedstelcgramm Stöffels. In einem durch Reuter aus Schanghai über mittelten Privatschreiben aus Port Arthur vom 21. Oktober an einen europäischen Kaufmann heißt es, General Stössel telegraphierte an den Kaiser und den Hof: „Sage Ihnen allen nun Adieu aus immer. Port Arthur wird mein Grab." Der Brief beschreibt sodann die Zustände als die schlimmsten. Zum Reformatiousfest. Das laufende Jahr hat der evangelischen Christen heit drei gewaltige Feste gebracht: Die Einweihung der Protestationskirche in Speier zur Erinnerung an den mannhaften Widerstand evangelischer Neichs- stände gegen den Versuch der Unterdrückung der Gewissensfreiheit, das Jahresfest des Gustav Adolf-Vereins in Heidelberg und die Hauptver sammlung des evangelischen Bundes in Dresden. Wer diese Feste mit durchlebt hat, dem ist zum erhebenden Bewußtsein gekommen, daß in weiten Kreisen der evangelischen Christenheit der energische Wille vorhanden ist, die unschätzbaren Güter der Reformation, das lautere Gotteswort und die Freiheit des Gewissens von Menschensatzungen, diese Quellen sittlicher Erneuerung für den Ein zelnen wie für die Gesamtheit, sich nicht verküm mern zu lassen. Wir Evangelischen wünschen mit unseren katholischen Mitbürgern in Frieden zn leben; denn wir wissen, wir haben als gemein samen Feind die Kräfte der Verneinung und Zer setzung, die überall in unserem Volke ihr zerstö rendes Werk treiben: Materialismus, Nihilismus, Mammonsdienst, Genußgier, Spötterei über das Heilige und wissenschaftliche Ueberhebung. Und der Tag kann kommen, wo alles, was noch christlich ist, sich unter ein Banner zusammenscharen muß. In einer solchen Zeil ist konfessioneller Hader von Uebel. Aber der in der katholischen Kir he zur Herr schaft gelangte Ultramontanismus ist heute weiter als je entfernt, uns Protestanten die Gleichberech tigung zuzugestehen. Der Syllabus Papst Pius des Neunten verdammt ausdrücklich die Meinung, daß der Protestantismus eine Form der christlichen Religion sei, in der man ebenso wie in der katho lischen Kirche gottgefällig leben könne. Luther und die Reformation werden offen beschimpft, die Unter werfung Deutschlands unter den Papst ganz uu- verhüllt als katholisches Programm aufgestellt uud mit Hilfe des Zentrums der Entscheidungskampf vorbereitet. Wo solche Zeichen am Himmel stehen, da ist nichts gefährlicher, als zu rufe«: Friede, wo doch kein Friede ist. Da gilt es, mannhaft für seine evangelische Ueberzeugung einzutreten, und zwar nicht bloß mit Worten, sondern mit der Tat, nach dem Grundsätze: Lasset uns Gutes tun an Jedermann, allermeist aber an des Glaubens Ge nossen ! Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Oberlungwitz am 19. Oktober 1904. Anwesend waren 24 Herren Rat«mitglieder. Entschuldigt fehlte 1 Mitglied und unentschuldigt fehlten 2 Mitglieder. Nach festgestellter Beschlußfähigkeit de» Nate« eröffnete der Herr Vorsitzende die 19. dieijährige Sitzung, worauf wie folgt beraten und beschloßen wurde. 1. genehmigte man die Beleihung eines Hau«- grundflücke« hier mit 22 000 Mark. 2. desgleichen die Beleihung eine» auswärtigen Hautgrundstücke« mit 7500 Mark au« Sparkaffen mitteln und 3. die bedingungsweise Belastung eine« Sparkasten dahrlehn« auf ein auswärtige« Grundstück. 4. nahm man Kenntnl« von dem Geschäftsbericht d » Vollstreckungsbeamten, wonach 1903 unter cnderen 1856,68 Mk. Gemeindeanlagen, 493,62 „ Schulgeld und 436,65 „ Einkommensteuer, demnach 2786,95 „ zwang«weise beigeti leben wor den und durch erfolglose Pfändungen nur 31,00 Mk. Gemetndeanlagen, 6,34 „ Schulgeld und 15,55 „ Einkommensteuer,demnachnur 52,89 „ uneinbringliche Außenstände verblieben sind. 5. nahm man davon Kenntnis, daß die Ver handlungen mit den Einwohnern de« Hüttengrundes wegen Bildung einer Spritzenkompagnie für diesen Ort«teil bisher ein abschließende« Ergebnis nicht ge- zeitigt haben und daß eine aus der Einwohnerschaft de« Oberlungwitzer- und Kuhschnapplec-Anteile« im Hüttengrund gewählte 6gliedrige Kommission die Verhandlungen forlsetzen will. Man beschloß- die weiteren Verhandlungen ab- zuwarten. 6. Auf die Einsprüche mehrerer Gemeinden gegen die hicr l eschlrstcne Einziehung eine« Wege« Parz.-Nr. 1688 und 1707 soll aus oberbehördltche Entscheidung angetragen werden. 7. entschloß man sich für einen oltvengrünen Außenanstrich der Rathautsenster. Für die innere Ausstattung de« Sitzungszimmer« sollen Kostenanschläge eingeholl werden. 8. beschloß man beim hiesigen Elektrizitätswerk die Aufstellung eine« gefälligen eisernen Leitung»- most-s an Stelle de« hölzernen Maste« vor dem Nalhause zu beantragen. 9. genehmigte man die Herstellung de« Geländer« der Brücke bei der Ackermann-Mühle und 10. die^Verstcherung der Pflicht-- und freiwilligen Feuerwehren gegen Unfall. 11. nahm man Kenntni« von der ministeriellen Genehmigung de« Schleusenregulativ«, welches rück wirkende Kraft aus die bereit« erfolgten Schlcufeu- dauten erhalten Hal. 12. Zu der von der Straßen- und Master bau- injpekrion empfohlenen Aenderung des- Fluchllinien- planes für die Parzellen Nr. 1226, 1235—1238 der Ortstetles Neuoberlungwitz konnte man sich nicht entschließen. 13. Gegen das Bauvorhaben eines Hüttengrund- Einwohner« werden Bedenken nicht erhoben. 14. Die Zinsen de« Grohmann'fchen Legales in Höhe von 14 Mk. werden einem alten hiesigen OrtS- einwohner gewährt. 15. Für beachtlich befunden wurden drei An- lagenreklamationen und 16. teilweise Berücksichtigung fanden vier An- lagenerlaß-, sowie 17. zwei Anlagenrestenerlaßgesuche. 18. Ein weitere« Anlagcnerlaßgcsuch wurde ab gewiesen und 19. zwei Anlagcnreklamaitoncn zur Erbringung der Lohnnachweis- abgesetzf. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 29. Oktober. *— Wir befinden uns gegenwärtig in der Uebcrgaugszeil, die uns allmählich zu dem Winter anfang hinüberleitct. Die paar schönen Tage, die uns der Himmel hier und da vielleicht noch be scheren wird, können uns, wenn überhaupt, so doch nur momentan über die Tatsache hiuwegläuschm Das Tagcsgestirn, Frau Sonne, weilt immer kürzere Zeit bet uns und manchen Tag bekommt man sie ganz und gar nicht zu Gesicht. Sie ist wohl da, aber schwere, dicke Wolken entziehen sie unseren Blicken. Die Nebel, die sich jetzt cinstellen, sind aber auch eine schwere Gefahr für den Verkehr, auf dem Meere sowohl, wie auf dem Lande. Be sonders unsere Eisenbahner sind cs, die den Nebcl fürchten, der ihnen den Ausguck ans die Strecke nimmt. Diese Zeit ist es auch, tu der die Elsenbahnunsälle sich stärker als sonst mehren und die Zeitungen manchen Tag gleich übcr drei oder vier solcher Fälle zu inrichlen haben. Die Felder sind nun abgeerntet, nachdem auch die Kartoffel ernte ganz oder doch fast ganz vorüber ist. So still cs nun auch auf den Feldern geworden ist, um so lebhaslercs Treiben herrscht im Walde, wo der Jägersmann oder mancher, der es gern sein möchte, auf dem Anstand steht und niederlnallr, was ihm vor die Büchfe kommt oder abcr auch ein großes Loch in die Luft schicßt. Zumal Freund Lampe, der dieses Jahr besonders gut geraten und gediehen ist, weiß gegenwärtig ein trauriges Lied von der Gefährlichkeit der Feuerbüchse des Nimrods zu singen und sucht bei Annäherung der bösen Menschen scheu und ängstlich in großen Sprüngen das Weite, um nicht seinen Feinden als will kommener Sonnlagsbrat.n dien n zu müssen. * — Zur Beachtung. Wir machen unsere Leser auch an düser Stelle darauf aufmerksam, daß die nächste Nummer unseres Blattes des ans den Montag fallenden Reformationsfestes wegen an diesem Tage nicht zur Ausgabe gelangen kann, sondern erst am Dienstag abend erscheint. * — ZritungSlcsen und Inserieren zur Weihnachtszeit ist einerseits ein Bedürfnis fürs Publikum und andererseits eine Notmendigke t für jeden vorwärts strebenden Geschäftsmann. Die Vorbereitungen aufs Christsist sind im Gange, die von len Kaufleuten bestellten Weihnachtssachen treffen demnächst ein, und nun gilt es, der Kund schaft und allen Bewohnern unserer Gegend auch mitzuteilen, was und zu welchem Preise in den ein heimischen Geschäften zu haben ist, damit das Geld für die Weihnachtsgeschenke nicht wieder in die großstädtischen Warenhäuser und Veisandgeschäfte wandert. Unsere Zeitung ist hier der beste Ver mittler zwischen Kaufmann und Publikum, wird sie doch gerade zur Winter- und Weihnachtszeit umsomehr gelesen und aufbewahrt, als man ihren Inseratenteil für die künftigen Einkäufe stets zur Hand haben will. ' — De.8 Traucrlänten für den verstorbenen König Georg erklang beute mittag zum letzten Male. * — Reformotionsin ötckc . Wie zur Weih nachtszeit der Stollen und zur Fastnacht der Pfann kuchen, so kokettiert jetzt in den Auslagen unserer Konditoreien und Bäckereien das appetiiliche Re- formationsbrotchen mit seinen Reizen als Gegen stand mehr oder weniger „stiller" Sehnsucht der lieben Straßenjugend. * — Kunst und Industrie. Ein Beweis, wie Kunst und Industrie Hand in Hand gehen, wie die bedeutendere Industrie sich bemüht, ihre Veröffent lichungen würdig auszustatten, ist das unserer heu tigen Nummer beiliegende Bild der Firma Kathreiner's Malzkaffee-Fabriken in München. Aus diese Beilage wollen wir umso weniger ver säumen, hinzuweisen, als sie, von künstlerischer Hand gezeichnet und auch künstlerisch im Druck wiedergegeben, besonderes Interesse verdient, gerade wie Kathreiner's Malzkaffee, dieses hervorragende Erzeugnis der modernen Industrie, das als der beste Kaffeezusatz und als unübertrefflicher Kaffee- Ersatz jedermanns Beachtung umsomehr verdient, als die moderne Wissenschaft, unter anderen auch das Reichsgesundheitsamt, den Bohnenkaffee als tägliches Getränk entschieden verurteilt. X Oberlungwitz, 28. Okt. In der hiesigen Hauptkirche findet morgen Sonntag die feierliche Einsegnung dcs pensionierten Gemeindekassicrers Herrn Wilhelm Lindner und seiner Gattin statt, denen das Glück zu teil wurde, nm vorigen Donnerstag in voller körperlicher und geistiger Frische das seltene Fest der diamantenen Hochzeit feiern zu können. Dem Jubelpaare sind natürlich aus diesem Anlaß von Kindern, Enkeln und sonstigen Verwandten und Bekannten, sowie von der Be amtenschaft der hiesigen Gemeindeverwaltung eine Menge Geschenke und Glückwünsche zugegangen, die ein beredtes Zeugnis davon ablegten, welch großer Liebe und Verehrung sich das greise Paar, das nicht nur in Freud, sondern auch in Slurm und Wetter treu beieinander stand, erfreut. Hoffent lich ist es den greisen Eheleuten vergönnt, noch oftmals die Wiederkehr ihres Hochzeitstages im Kreise ihrer Lieben bei voller Gesundheit in fest licher Weise zu begehen. kJ Gersdorf, 29. Okt. Das Ausstellungs- komilä des Verbandes Erzgebirgischer Kaninchen züchter hat diese Woche im Saale des Gasthofes „zum grünen Tal" viele Vorbereitungen getroffen, welche für die am Sonntag, Montag und Diens tag statifindende II. Allgemeine Kaninchen-Aus stellung nötig sind. Mit der Ausstellung ist Prämiierung und Verlosung verbunden. Die Ver losung findet am I. November abens '/„8 Uhr statt. Der Preis eines Loses beträgt 50 Pfg. * RcinSdorf bei Zwickau, 28. Okt. Bürgcr- schullehrer Gabriel in Chemnitz wurde in hiesiger, fast 10,000 Seelen zählenden Gemeinde als Schul- dircktor gewählt. * Werdau, 28. Okt. Eine Verwaltungs- ordnung für das hier neu errichtete Bürgerheim staben die städtischen Kollegien ausgestellt und mit Genestmigung der Köniol. Kreishauptmannschaft Zwickau in Krack gesetzt. Nach dieser können in oas Bürgel heim ausgenommen werden Werdauer Bürger, deren Frauen und Witwen, sowie Ab- lümml nge. Eintriltsfühig sind Leute vom 55. Jahre an, das Einkaussgeld beträgt bei 55 Jahren 5000 Wik. und sinkt bis 2000' Mk. beim 72. Lebensjahre. Statt der Einkausssnmme kann ein Jahresgtld von 360 Mk. bezastlt werden. * Leipzig, 28. Oktober. Zu dem bekannten Familiendrama in der Pfasfenöorfer Straße wird steule berichtet, daß die am 14. Oktober mit durch schnittenen Pulsadern in ihrer Wohnung aufge- sundeue Kaufmannsestesrau Elisabeth Margarete Linke am gestrigen Tage das Stadtkrankenhaus hat wieder verlassen können. Der bedauernswerten F>au, welche nunmehr wiederhergcftellt und ihren deck Kindern erhalten worden ist, war es leider nickt vergönnt gewJen, an der Beerdigung ihres Gatten, welcher bekanntlich auch Hand an sich ge legt und seinen Zweck erreicht halte, b-izuwohnen. * Plauen i. V, 28 Oktober. Vor einigen Tagen berichteten wir, daß eine mit der Bahn von auswärts gekommene Mutter ihr 7jähriges Töchter chen auf der Straße verlassen hatte, sodaß das arme Kind von mitleidigen Bürgersleuten in Ob hut genommen werden mußte. In vergangener Nacht ist die gewissenlose Mutter, eine ledige P.rson namens Fischer, endlich aufgegrisfen worden. Sie hat sich während der letzten Tage hier in liederlicher Gesellschaft umhergeirieben. * Reichenbach r L, 28. Oktober. Der 43 Jahre alte Fabrikarbeiter Johann Wohlrab aus Selb in Bayern, früher in Reichenbach, Moritzstraße, wohnhaft, versuchte heute früh, seine 42jährige, seit einem halben Jahre von ihm getrennt lebende Ehefrau zu ermorden. Der seit einiger Zeit in Werdau wohnhafte Täter begab sich letzte Nacht hierher, nachdem er sich in Zwickau einen Revol ver gelaust hatte. Heute früh in der sechsten Stunde 'auerle er ferner Ehefrau, als diese zur Fabrik ging, auf, würgte sie am Halse und gab unmittelbar danach zwei Revolverschüsse auf sie ab. Blutüberströmt brach die Unglückliche zusammen; die Projektile waren in den Kopf gedrungen. Ver folgt von Straßenpaffanten und dem 17jährigen Sohne der Getroffenen, ergriff Wohlrab die Flucht. Mitten in der wilden Jagd gab er drei weitere Schüsse auf seine Verfolger ab, ohne glücklicherweise zu trefft n. Dann rannte er nach der Polizeiwache und meldete selbst seine Tat, indem er den Revolver vorwies. Inzwischen hatte man die verletzte Frau nach ihrer Wohnung gebracht und später, nachdem ein Notverband angelegt worden war, ins Kranken haus transportiert. Dort liegt sie schwerkrank darnieder. Ob die Verletzungen tödlich sind, läßt sich noch nicht übersehen. * Adorf, 28. Okt. Jedenfalls infolge Brand stiftung wurde gestern gegen abend die den beiden Bürgern Zeitler und Dölling gehörige große Scheune em Raub der Flammen. Das Flug feuer ergnff auch das den Genannten gehörige Doppelwohnhaus und äscherte auch dieses zum giößten Teile ein. Ein dort zur Miete wohnender Instrumentenmacher, namens Wunder lich, hatte bereits im Somm r d. I., als das da mals von ihm bewohnte Haus durch Blitzschlag in Brand genct, einen großen Teil sein r beweglichen Habe eingebüßt, und gestern wurde cr wieder schwer geschädigt. * Geh r, 28. Okt. Infolge der rapiden Ab nahme des Leitungswassers hat dasselbe in unserer Stadt von früh 8 bis nachmittags 4 Uhr abge- sperrt werden müssen. * Aur, 28. Okt. Gestern ft üh wurde der hier, Auerhammcrstraße, wohnhafte, vor einem Jahre zugezogcne 31 Jahre alte Musiker K. zur Haft ge bracht. Er hatte schon in vergangener Nacht seine Ehefrau zu erschießen gedroht und betrat die Rats- expedition im Stadthause, einen Revolver aus der Tasche ziehend. Angebli h wollte er sich in Ehe scheidungssachen Auskunft erbitten. Was er mit der Schußwaffe bezweckte, weiß man nicht. * Greiz, 27. Oktober. Ein entsetzlicher Un glücksfall hat sich gestern nachmittag hier in der Fabrik von Schilbach u. Co. ereignet. Der daselbst mit dem Mauern einer Dampfkesselumkleidung be schäftigte Marner Freund von hier geriet mit der Schürze in die Transmission und wurde ins Ge triebe gezogen. Dabei wurden dem Aermsten Arme und Beine ausgerissen. Trotzdem lebte der Unglückliche noch einige Zeit. Freund hinterläßt seine Frau und vier unversorgte Kinder. Demission des Kriegsministers Andrs. Paris, 29. Okt. In der gestrigen Kammer sitzung, die mitunter sehr stürmisch verlief, wurde, nachdem sich General Andrä gegen die wider ihn erhobenen Angriffe verteidigt hatte, eine Tages ordnung Waupan angenommen mit folgendem Wortlaut: „Die Kammer mißbilligt die Vorkommnisse in der Armee, spricht aber zugleich das Ver trauen aus, daß der Kriegsminister die nötigen Maßregeln treffen werde." Diese Tagesordnung wurde in zwei Teilen an genommen. Der erste Teil, betreffend den Tadel, wurde einstimmig angenommen, der zweite Teil mit 278 gegen 274 Stimmen und die gesamte Tagesordnung mit 294 gegen 263 Stimmen. Parts, .29. Okt. Nach der Kammersitzung wurde mitgeteilt, daß der Kriegsminister Andrä angesichts der geringen Mehrheit, mit der die Tagesordnung angenommen wurde, seine Demission einreichen wolle. Der Abgeordnete für Marseille, Berteaux, soll zum Nachfolger auscrsehen sein. Während der Beratung der Tagesordnung hatten sich die Minister zu einer Sitzung zusammen gefunden und beschlossen, sich mit Andrä solidarisch zu erklären. Kurz vor der Abstimmung hieß es, daß die Tagesordnung mit 6 Stimmen Mehrheit abgelehnt werde, worauf sich Andrä hinsetzte und seine Demission zu Papier brachte. Die Kammersitzung dauerte bis 10 Uhr nachts. Depeschen Berlin. Die „Berl. Polit. Nachr." melden, von dem preußischen Landtag werde bereits im nächsten Jahresetat die Regierung finanzielle Mittel fordern, welche die Entschuldung des bäuerlichen Grundbesitzes ermöglichen. Hamburg Bei der Sezierung der Leiche des Landrats Scharfschmidt zog sich der Oberarzt Ringel im Eppendorfer Krankenhause eine lebens gefährliche Blutvergiftung zu. Essen. Die Strafkammer in Duisburg ver urteilte den ehemaligen Direktor der Oberhausener Labcok- und Milcox-Dampfkessel-A.-G., Hermann Adolfs, wegen Unterschlagung von 23000 Mark zu 9 Monaten Gefängnis. Prag. Der hiesige Oberpostoffizial Jlangfried wurde unter dem Verdachte, alle aus Amerika kommenden Briefe erbrochen und das in ihnen enthaltene Geld gestohlen zu haben, verhaftet. Budapest. In dem Goldbergwerk Borpatata ist der „Leopoldschacht" in einer Tiefe von 20 Metern eingestürzt. 20 Bergleute wurden ver schüttet und von diesen sieben Mann als Leichen geborgen. Die übrigen erlitten schwere Verletzungen. Budapest. Die Tischlergehilfen, deren Fach verein aufg.löst wurde, kündigten in einer offenen Erklärung an den Minister des Innern den General streik an, falls man die Auflösung nicht rückgängig mache. Belgrad. Der König wird heute seine Reise nach Sofia antreten. Konstantinopel. Infolge der äußerst bedroh lichen Nachrichten über den Aufstand am Persischen Meerbusen fand gestern ein Ministerrat statt, in welchem sehr energische Maßregeln zur Unterdrückung des Aufstandes beschlossen wurden. Rcwyork. Die erste Meldung über die Feuers brunst im südlichen Teil von Brooklyn ist dahin richtig zu stellen, daß der Dampfer „Nebrascan" nicht verbrannt ist.
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