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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190410042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19041004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19041004
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-10
- Tag 1904-10-04
-
Monat
1904-10
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.10.1904
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bei all der kindlichen Fröhlichkeit, die ihnen natür lich bewahrt bleiben muß, sollen sie doch merke», daß sitzt eine ernste Zeil für sie ist. * — Die MichaeliSfcrien sind für die städtischen Schulen nunmehr wieder zu Ende, und das Winter halbjahr, in dem der langen Nächte wegen die Schule erst morgens 8 Uhr beginnt, hat mit dem heutigen Tage seinen Anfang genommen. Das Ferienwetter war bis auf einige Tage recht günstig, sodaß sich Lehrer wie Schüler die Erholungspause, die schweren Tagen vorausgeht, recht zu nutze ge macht haben dürften. Zumal die letzten Tage waren herrliche Herbsttage, die zu Ausflügen in unsere prächtige nähere nnd weitere Umgebung lebhaft benutzt wurden. Auch heute ladet lachender Sonnenschein zum Spazierengehen ein; doch die Ferien sind vorüber, die Schulzeit mit ihrer ernsten Arbeit hat wieder begonnen und übt von neuem ihren unerbittlichen Zwang auch auf unsere Schul jugend aus. * — Der Turnverein Hohenstein Ernstthal Neustadt beschloß in seiner am Sonnabend statt gefundenen starkbesuchteu außerordentlichen General versammlung einstimmig, aus dem 19. Nieder erzgebirgsgau aus- und in den 21. Chemnitzer Umgebungsgau einzutreten. * — Der Altstädter Turnverein gab zu Ehren seiner in den nächsten Tagen ins Heer ein tretenden Mitglieder am Sonnabend im Schützen haus Altstadt ein Abschiedskränzchen, das sich eines recht regen Zuspruchs zu erfreuen hatte und einen äußerst animierten Verlauf »ahm. Hierbei wurden den 10 Siegern vom Gauturnfest in Neuölsnitz, den Herren A. Claus, H. Jahr, C. Richter, F. Schulze, E. Wolk, R. Zill, P. Helbig, M. Schulze, R. Selbmann und W. Otto durch den Vorsitzenden des Vereins, Herrn Fabrikant Ebert unter einer markigen Ansprache von ihm gestiftete Bierseidel überreicht, die allgemeine Freude erregten. Dem Tanze wurde eifrig gehuldigt. Leider mußte der selbe, weil Sonnabend, schon um 12 Uhr ab gebrochen werden, zum großen Leidwesen der Jünger und vor allem der Jüngerinnen Jahns. Eine sich dem Ball anschließende „Gesellige Kneipe", bei der die Stimmung ebenfalls eine recht heitere war, ent schädigte die Teilnehmer für das zu früh ab gebrochene Tanzvergnügen. Der Steuographenverein „Gabels- berger" hält morgen Dienstag abends 8 Uhr im Vereinszimmer des „Ratskellers" (Altstadt) seine diesjährige Generalversamlung ab, worauf wir die Mitglieder auch an dieser Stelle aufmerksam machen wollen. — Bei dieser Gelegenheit sei auch darauf hingewiesen, daß am vergangenen Freitag 50 Jahre seit der amtlichen Einführung der Gabelsbergerschen Stenographie in die baye rischen Gymnasien verflossen waren. Kein Ge ringerer als König Maximilian II. ist cs gewesin, der 1853 in Anbetracht der Gemeinnützigkeit der Stenographie und der Ersprießlichkeit derselben für den öffentlichen Dienst dazu die Anregung gab. In den 50er Jahren sind in Bayern rund 100 000 Gymnasiasten in die Kunst Gabelsbergers eingeführt worden. * — Mietervercin. In der am gestrigen Sonntage abgehaltenen Versammlung des Mieter vereins wurde ein interessanter Bericht über den in Koburg stattgefundenen 5. Vcrbandstag deutscher Mietervereine abgestattet, der erkennen ließ, daß der Verband immerzu bestrebt gewesen ist, seine Pflicht und Schuldigkeit in jeder Weise zu tun. Sodann beschloß man, Herrn Krolik-Chemnitz für einen Vortrag über „Aus Deutschlands schwerer Zeit; die Bauernbewegung im Zeitalter der Refor mation" zu gewinnen. Der Vortragsabend soll am 17. Oktober im Saale des Altstädter Schützen hauses statlfinden. Ferner wurde beschlossen, einer Einladung des Lugauer Brudervereins zu seinem Stiftungsfest am 9. Oktober Folge zu leisten. * — Weihenstcphan-Bier Unter Hinweis auf die in unserer heutigen Nummer enthaltene diesbezügliche Anzeige machen wir auch an dieser Stelle darauf aufmerksam, daß der Wirt im Rats keller der Altstadt, Herr Ernst Lenk, den alleinigen Ausschank des berühmten Weihenstephan-Bieres aus der König! Bayerischen Staatsbrauerei und Brauakademie „Weihenstephan" erworben hat. Wir können genannten Herrn zu diesem guten Griff nur beglückwünschen, denn „Weihenstephan" hat sich als Bierbrauerei und Brauereiakademie einen derartigen Ruf errungen, daß schon der Name allein für einen vorzüglichen und gehalt reichen, dabei aber auch bekömmlichen Stoff bürgt Ein Glas Weihenstephanbieres kann daher, ohne zu schmeicheln, jedermann empfohlen werden. * — Der Taler. Auf die durch das Reichs schatzamt veranlaßte Umfrage der deutschen Re gierungen bei den Handelskammern über die Frage der Ausprägung von Dreimarkstücken haben nach der Nat. Ztg. sich die meisten Kammern gegen die Ausprägung von Dreimarkstücken erklärt, die sic auch für überflüssig halten; Zwei- und Einmark stücke genügten. Dagegen haben sich die rheinischen Kammern in Essen und Mühlheim a. Rh. für die Ausprägung von Dreimarkstücken geäußert. Beide betonen, daß der Taler in ihren Kreisen, nament lich für Lohnzahlungen, eine überaus beliebte Münze sei. * — Vom Völkerschlacht Nationaldcnkmal. Der deutsche Patriotenbund hat seine Aufgabe in diesem Jahre, wie ihm jedermann bezeugen muß, ein gut Stück gefördert. Während noch vor einem Jahre nur die Fundamente zu sehen waren und der Laie sich schwerlich von der Großartigkeit dieses Denkmals einen Begriff machen konnte, entwickelt sich dasselbe jetzt nach seinen sichtbaren Formen in einer Breite von 126 Metern. Ganz gewaltig ist die Wirkung der beiden 9 Meter hohen und 45 Meter langen Granit-Stützmauern, welche nach der Vorderseite zu die Erbmassen des Hügels auf fangen sollen. Vor diese lagert sich, von 2 großen Postamenten flankiert, eine große 40 Meter breite Freitreppe, die ihresgleichen kaum an einem Bauwerk wiederfindet. Die Begeisterung für das Ehren- und Ruhmesmal des deutschen Volkes nimmt in gleichem Maße zu. DaS beweisen die fortwährend eingehenden Beitiäge und das Inter esse, welches an den Geldlotterien zu Gunsten des Denkmals genommen wird. Ohne das Ent gegenkommen der sächs. Regierung, welche hierzu die Genehmigung erteilte, würde an ein Fertig werden bis zum Hundertjahrestag der Völkerschlacht wohl nicht zu denken gewesen sein. Hoffentlich erklären sich nunmehr auch die anderen Bundes regierungen, nachdem das große Werk Form und Gestalt annimmt, zu einheitlicher Unterstützung recht bald bereit. Die 6. Geldlotterie findet be reits im November d. Js. statt. Lose Stück 3 Mark sind beim Deutschen Patriotenbund in Leipzig und allen Verkaufsstellen zu haben. * — Die Kartoffel» werde» billiger! Eine freudige Nachricht für unsere Hausfrauen bildet die Mitteilung, daß endlich ein bedeutender Preis rückgang für Kartoffeln auf dem Engrosmarkte ein getreten ist. Während die Frühkartoffel eine außer ordentlich ungünstige Ernte ergeben hatte, lauten die nunmehr eintrcffenden Berichte über die Ernte- erträgniffe der Spälkartoffeln recht günstig, und wenn auch stellenweise, unter Einfluß der ungünstigen Witterung, die Ernte schlecht ausgefallen ist, so ist doch aus ausgedehnten Gebieten eine enorme Kar toffelzufuhr zu verzeichnen. * — Bet dem Kommando des II. Scc- bataillons in Wilhelmshaven sollen bis zum 15. November d. I. noch eine Anzahl Dreijährig- Freiwillige eingestellt werden. Tropendienstfähige Bewerber, nicht unter 1,65 Meter groß, unbe straft, wollen ihr Gesuch, dem ein auf 3 Jahre lautender Meldeschein und ein polizeiliches Führungs zeugnis beizufügen sind, alsbald einsenden. Kauf leute, Schreiber, Schuhmacher, Schneider, Diener, Kellner, Buchbinder, Barbiere erhalten den Vorzug. * Oberlungwitz. Im verflossenen Monat September sind bei der hiesigen Geineindesparkasse 158 Einzahlungen im Betrage von 56 882,62 Mk geleistet worden, wogegen 55 Rückzahlungen im Betrage von 12 796 64 Mk. erfolgten. Der Bar bestand am Monatsschluß betrug 40411,77 Mark. X Oberlungwitz, 3. Okt. Ein aus nichtiger Ursache entstandener Wirlshausstreit nahm am gestrigen Sonntag abends gegen 9 Uhr auf dem Vorplatze des Gasthofes „Casino" einen blutigen Ausgang. Der als roher und gewalttätiger Mensch hinlänglich bekannte 18jährige Handarbeiter Uhlig aus Hohenstein-Ernstthal wußte sich nicht anders zu helfen, als auf seine Gegner mit einem auf beiden Seiten scharfgeschliffenen Messer einzustechen. Da bei verletzte er den Monteur Rudols Haubold nicht unerheblich am linken Arme, der rechten Kinnlade und dem rechten Zeigefinger, sowie den Maurer Max Matthes an der unteren rechten Brust seite und dem linken Unterarm. Der Täter, der überdies vorher gegen den Entree-Einnehmer des genannten Etablissements Drohungen ausgesloßen hatte, wurde von dem herbeigerufenen Schutzmann Lasch arretiert und nach Feststellung seiner Per sönlichkeit wieder entlassen. Das auf dem Tatort gefundene Messer wurde konfisziert. * GerSdorf, 1. Okt. Bei der hiesigen Spar kasse wurden im Monat September d. I. 114 Einzahlungen im Betrage von 19 900 M. 42 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 30 Rückzahlungen im Betrage von 5468 M. 16 Pf. Der Barbestand betrug am Schluffe des Monats 17 540 M. 84 Pf. — Dienstag, den 11. Oktober, findet hier im Gasthof zum blauen Stern das Kirmeßkonzert statt. s^s Callenberg b. W., 3 Okt. Unter regster Teilnahme der gesamten Einwohnerschaft unseres Ortes und vieler geladener Brudervereine ist das Fest der Weihe der neuen Turnhalle begangen worden. Eine Begrüßungskneipe leitete am Sonn abend abend das Fest ein, zu der eine recht reich haltige und gediegene Vortragsfolge zusammen gestellt worden war. Zumal den turnerischen Vor führungen brachten die sehr zahlreich Erschienenen reges Interesse entgegen; doch auch die theatra lischen Darbietungen sanden viel Beifall. Ganz besondere Freude erweckte die Ernennung der Herren H. Richter und B Thost, die sich in hervor ragender Weise um den Bau der neuen Turnhalle sowohl, als auch um den Verein selbst verdient gemacht haben, zu Ehrenmitgliedern. Die Fest stimmung war natürlich eine sehr gehobene, sodaß es nicht Wunder nehmen konnte, daß sich die Fest-- kneipe bis in den anbrechenden Morgen hinein aus dehnte. — Den Reigen der Festlichkeiten eröffnete ein früh 6 Uhr gespielter Weckruf. Fast schien es, als sollte die Festesfreude gegen mittag durch einen leichten Regen getrübt werden; doch es war nur ein leichter Schauer, bald leuchtete wieder Heller Sonnenschein. Von nah und fern rückten die Turnerscharen unter fröhlicher Marschmusik in unsern Ort ein, wo sich kurz nach 2 Uhr die Ver eine zum Festzug stellten, der in der Stärke von 7 Ortsvereinen und 16 Turnvereinen mit ca. 400 Mann und 12 Fahnen einen imposanten Eindruck bot. Auf dem Festplatze angelangt, wo dic Halle sich als ein recht schmucker, einfacher Bau präsen tierte, erklang zunächst ein Festgesang, dem sich eine kurze aknr herzliche Begrüßung dec Teilnehmer durch den Vorsitzenden, Herrn Hermsdorf, anreihte. Herr Oberlehrer Kantor Fischer hielt darauf die wohldurchdachte, angenehme Eindrücke hinterlassende Weiherede Eine ansehnliche Zahl praktischer und hübscher Geschenke wurden überreicht, sodaß die Freude, die in warmen Dankesworten des Herrn Vorstehers zum Ausdruck gebracht wurde, wohl erklärlich war Nunmehr begann das Schauturnen, das durch Keulenübungen von Turnerinnen und Turnern wirkungsvoll eröffnet wurde. Auch die übrigen Hebungen wurden unter Leitung des Herrn P. Hartig durchaus lobenswert zur Ausführung gebracht, sodaß alle Teilnehmer das angenehme Bewußtsein, nach ihren Kräften zur Verschönerung des Festes beigetragen zu haben, mit nach Hause genommen haben dürsten. Eine Festtafel, an die sich Ball anschließt, wird heute die Festlichkeit in würdiger Weise beenden. — Bemerkt sei im An schluß an diesen Bericht noch, daß sich der Turn verein unter schweren Opfern ein eigenes Heim hat gründen müssen. Nicht nur die Planierung des Bauplatzes, der von Herrn Gastlossbesitzer Bruno Thost kostenlos zur Verfügung gestellt wor den war, wurde von der Turnerschast hergkstellt, sondern auch der Grund zum eigentlichen Bau gegraben und sogar der äußerliche Oelanstrich zum großen Teil von den Turnern selbst ausgeführt. DaS Projekt zu diesem Bau und der Bau selbst ist von den Gebrüdern Reichenbach aus Grumbach ausgeführt worden. . * Limbach, 2. Oktbr. Die WafferSnot macht sich nunmehr auch in unserer Stadt recht unliebsam bemerkbar. Der Stadtrat sah sich zur Veröffent lichung einer Bekanntmachung genötigt, wonach der Hochbehälter des Wasserwerks vollständig leer geworden ist. Um etwas Vorrat zu schaffen, ist die Wasserleitung von Sonnabend abend bis Mon tag früh geschloffen worden.. Nur für Wirtschasts- wasfer war die Leitung am Sonntag von 11—12 Uhr offen. — Einen gräßlichen Tod durch Ver brennen sand die mit epileptischen Krämpfen be haftete ledige Handschuhnäherin Schmidt in Ruß dorf dadurch, daß sie in einem solchen Falle die Petroleumlampe umstieß, sodaß sich das brennende Oel über sie ergoß und so den Tod herbeiführte. * Burgstädt. Im benachbarten Göppersdorf verbrannie sich die achtjährige Tochter des Guts besitzers Engert dadurch schwer am ganzen Körper, daß beim Einlegen von Kohlen in den Ofen glühende Asche herausfiel, welche die Kleider des allein zu Hause befindlichen Kindes entzündete. Die durch das Schmerzgeschrei aufmerksam gemachten Nach barn löschten die Flammen und holten ärztliche Hilfe herbei. * Thum, 1. Oktober. Nachdem verschiedene lokale Jnteressenstreitigkeiten geschlichtet sind, wurde der Bau einer Zweigeisenbahn von Thum über Ehrensriedersdorf nach Schönfeld, bez. Annaberg in Angriff genommen; durch diese Bahnstrecke wird ein bequemer Verkehrsweg nach dem oberen Erz gebirge geschaffen. — Unsere benachbarte Landge meinde Jahnsbach, die bisher in das hiesige Kirch spiel eingepfarrt war, wird infolge ihres steten Anwachsens am 1. Januar 1905 selbständig. Die im Bau bcfindliche Kirche daselbst hofft man im nächsten Jahre einweihen zu können. * Crimmitschau, 2. Okt. Auf noch unaufge klärte Weise war gestern abend gegen 7 Uhr in dem Hintergebäude des dem Huthändler Dinger an derCarthäuserstraße gelegenen Hausgrundstückes ein Feuer entstanden, durch welches dasselbe voll ständig eingeäschert wurde. In dem niedergebrannten Gebäude befand sich die Werkstelle des Tapezierers Schmidt mit dem Gasmotor in den Parterreräum lichkeiten. Die Bewohner des Eckers im Vorder hause verließen ihre Stube mittels Leiter, da die Haupttreppe in Brand geraten und dadurch das Obergeschoß verqualmt war. Die Feuerwehr be schränkte das Feuer auf seinen Herd; die Ab- löschnngsarbeiten dauerten noch längere Zeit. * Wildenfels, 1. Oktober. Ein eigenartiges Lehnsrecht wird alljährlich am Michaelistag von den Besitzern der Herrschaft Wildenfels, den Grasen v. Solms, ausgeübt. Conrad v Teitau, der zu Anfang des 15. Jahrhunderts die Herrschaft Wildenfels besaß, belieh im Jahre 1410 einen Lößnitzer Bürger für die dortige Stadtkirche mit einem umfänglichen Wald, den Gotieswald. Die Vertreter der Lößnitzer Kirche haben seitdem zu Michaelis vor Sonnenaufgang, da das Lehen ein Sonnenlehn bildet, sich dasselbe durch Zahlung einer bestimmten Münze als Zins, die aber wieder zurückgegeben wird, erneuern zu lassen. Wird dieses unterlassen, verliert die Kirchengemeinde Lößnitz den Wald. Die Vertreter der Kirche Lößnitz werden bei der Erneuerung des Lehns vom Grafen Solms stets gastlich bewirtet. * Schedewitz 2. Okt. Von einem furchtbaren Schicksal ist zu Beginn des vorigen Jahres die Familie Paasch aus Schedewitz, die ihr Glück in Südafrika gesucht hatte, berroffen worden. Die gesamte Familie ist auf ihrer Reise nach portu giesischem Gebiet von Eingeborenen — Boma- gandus-Leuten — getötet worden, mit Ausnahme eines 11jährigen Mädchens, das den Speeren der Schwarzen entging. * Leipzig, 2. Okt. Zur Erinnerung an die vor 25 Jahren erfolgte Errichtung des Reichsge richts versammelten sich am Sonnabend abend im „Palmengarten" über 200 Personen, Richter und Rechtsanwälte des Reichsgerichts mit ihren Damen, zu einem Festessen. Als Gäste erschienen der Oberbürgermeister, der Dekan der juristischen Fakul tät der Universität und viele ehemalige Reichsge richtsräte. Der Präsident des Reichsgerichts Dr. Gutbrod brachte einen Trinkspruch auf den Kaiser und den König von Sachsen aus, Senatspräsident Loewenstein auf die Stadt Leipzig und die juristische Fakultät und Oberreichsanwalt Dr. Ols hausen auf die ehemaligen Mitglieder des Reichs gerichts. Der Großherzog von Baden sandte ein Telegramm und vom Reichskanzler traf ein Glückwunschschreiben ein. * Leipzig, 2. Okt. Der Gutsbesitzer Arnold in Großdölzig, der in guten Verhältnissen lebt, ist in eine schwere, raffinierte Betrugsaffäre ver wickelt A. besitzt ein großes Anwesen, ist Vor sitzender des Hausbesitzervereins von Groß- und Kleindölzig und unterhielt auch eine Zentral ankaufsstelle, wobei viele Besitzer ihre Bedürfnisse in dem von A. geleiteten Konsumverein deckten. Es war wiederholt ausgefallen, daß die Verkaufs preise des A. ungewöhnlich billige waren, bis end lich Kriminalbeamte der Sache auf die Spur gingen und den Warenvorrat beschlagnahmten. Nunmehr stellte es sich, wie das „Leipz. Tgbl." mitteilt, heraus, daß A. seit längerer Zeit mit Markthelfern größerer Firmen in Verbindung ge standen hat, die ihm Waren für billigen Preis lieferten; hauptsächlich soll eine Leipziger Firma, die ans dem Dresdener Bahnhofe eine Niederlage hat, schwer geschädigt sein. A. kaufte b.i seinen Lieferanten kleinere Posten Waren, wobei dann beim Verladen die von den Markthelfern beschafften Waren auch mit verladen wurden. Dieser Schwindel soll lange Zeit geglückt sein. Es wird sogar vermutet, daß an Waggonladungen der Eisenbahn Fehlgewicht entstand, aber die Plomben waren immer richtig angebracht. * Leipzig, 2. Oktober. Ein schwerer Unfall hat sich gestern vormittag auf dem hiesigen Königs- flatz ereignet. Die Sedanstraße 21 wohnhafte DroschkenführerSehefrau Bertha Anna Dennhardt war im Begriff, die Straße zu überschreiten. Hierbei wurde die Frau von einem im Gange befindlichen Motorwagen erfaßt, zu Boden geworfen und eine Strecke geschleift. Sie wurde unter dem Wagen hervorgezogen und zunächst nach der SanitätSwache und demKrantenhause überführt. Dort ist ander Bedauernswerten Schädelbruch und Gehirnerschütte rung festgestellt worden. * Mittweida, 2. Sept. In den Klaffen der hiesigen allgemeinen Fortbildungsschule wird während des Winterhalbjahres von den Geistlichen der Stadt wöchentlich je eine Stunde Religionsunterricht er teilt, dessen Besuch obligatorisch ist. — Demnächst soll hier eine öffentliche Sammlung in die Wege geleitet werden, um die noch fehlenden 13 000 M. zur Errichtung eines Zierbrunnens auf dem Markt platze aufzubringen; 17 000 Mark sind bereits vorhanden. * Nossen, 1. Oktober. Ein Großfeuer zerstörte in Breitenbach fünf Gebäude, zum Reinhardtschen und Heydeschen Anwesen gehörig. Das Feuer ist in der Reinhardtschen Scheune entstanden. * Meißen, 2. Okt. In eine peinliche Lage wurde dieser Tage eine Familie gebracht, deren Knabe gestorben war und beerdigt werden sollte Zur festgesetzten Stunde hatten sich die Leidtragenden in der Halle, von wo aus die Beerdigung statt finden sollte, versammelt, doch war der bestellte Sarg noch nicht eingetroffen. Es begann ein banges Warten, das je länger, immer peinlicher für die Angehörigen wurde. Nachdem eine geraume Zeit verstrichen war, schickte man zu dem Tischler, wo rauf der Sarg eintraf und die Beerdigung einund einhalb Stunden später erfolgen konnte. * Löbtau, 2. Okt. Eine größere Menschen ansammlung erfolgte gestern abend in der 7. Stunde vor dem Wollstrickwarengeschäft von Schulze auf der Kesselsdorfer Straße. Nach vor aufgegangenen Familienzwistigkeiten verließ plötz lich der Ehemann Oswald Schulze sein Geschäft und schoß sich auf der Straße vor seinem Laden eine Kugel in die Brust. Der gerade vorbei fahrende praktische Arzt Dr. Treiber brachte dem Lebensmüden die erste Hilfe, worauf seine Ueber- führung mittels Krankenwagens nach dem städtischen Krankenhause erfolgte. * Buchholz, 2. Okt. Eine Selbstversicherung der Stadtgememde gegen Unfälle der Mannschaften der Feuerwehr haben die städtischen Kollegien be schlossen. In einer Sitzung der Stadtverordneten wurde die Versicherung zunächst abgelehnt. Nach dem jedoch der Rat auf die eventuell aufzubringenden schweren Opfer der Stadt aufmerksam gemacht, wenn ein Mitglied einer Pflichtfeuerwehr im Dienste der Stadt verunglückt, haben die Stadtverordneten gestern der diesbezüglichen Ratsvorlage zugestimmt. * Reichenbach, 2. Okt. Ein bei der hiesigen Gasanstalt beschäftigter Schlosser war am Freitag mittag in einer Wohnung der BlÜcherstraße mir der Anbringung eines neuen Gasrohres an eine schon bestehende Gasleitung beschäftigt. Er stand zu diesem Zwecke auf einer Leiter, als er plötzlich, durch das ausströmende GaS betäubt, von der Leiter herabstürzte und besinnungslos liegen blieb. Da sofort Hilfe zur Stelle war und frische Luft zugesührt wurde, gelang es, den Besinnungslosen wieder zu sich zu bringen. Gerichtssaal. 8 Crimmitschau, 30. Sept. DaS Kgl. Ober- landesgeiicht in Dresden verwarf gestern die Revi sion des WrberS Hecht, der vom hiesigen Schöffen gericht wegen Beleidigung des Fabrikanten LukaS Moritz Schmidt zu einer dreiwöchigen Gefängnis strafe verurteilt worden war. Auch die von Hecht gegen dieses Urteil eingelegte Berufung wurde von der Strafkammer deS Landgerichts Zwickau kosten pflichtig verworfen. Hecht hatte sich am 19. März rn beleidigender Weise über den Fabrikanten Schmidt geäußert und zwar zu einem Arbeiter, dessen Ehe frau bei dem Kläger in Arbrit stand. 8 Dresden, 1. Okt. Ein traurige» Bild au» dem Familienlebtn in der Großstadt entrollte heute eine Gerichtsverhandlung gegen die Dekorations malersehefrau Götze aus Leipzig. Blaß und zitternd betrat die letztere, ein arme», abgehärmtes Weib, die Anklagebank und gab unter einem Strom von Tränen, der selbst dem abgehärtesten Besucher der GerichtSsäle daS Herz erweichen machte, ihre Leiden», nnd Ehegeschichte kund. Danach ist die erst 29 Jahre alte, aber wie eine Fünfzigerin auSsehende Fra» im vorigen Jahre mit ihrem Mann und dessen zwei Kindern ouS erster Ehe von Leipzig nach Dresden übergrsikdel». Hier habe ihr bis dahin stets sich alS treuer und fleißiger Familienvater bewährter Gatte ein Verhältnis mit einem jungen Mädchen geschlossen, daS den Ehemann seiner Familie gänzlich entfremdet habe. AIS eS schließlich nicht mehr zum Aushalten war, habe sie dem Treulosen heftige Vorwürfe gemacht und ihn auf sein kleine-, erst einige Wochen altes Kind hingewiesen. Nun habe der Mann sie furchtbar angesahren, am Arm gefaßt und an einem kalten F.bruarabend sie und ihr Kind schuh- und mittellos auf die Straße gesetzt. Während eS schneite und stürmte, sei sie mit dem vier Monate alten Kinde draußen herumgeirrt. Jammernd und vor Hunger weinend, habe sie und ihr Kind schließ lich sür die erste Nacht bei mitleidigen Leuten ein Unterkommen gefunden. Am folgenden Tage aber sei sie noch einmal in daS Hau» ihre- Manne- zurückgekehrt, habe den letzteren zwar nicht ange troffen, sich aber bei diesem Besuche zwei Unterbetten sür sich und ihr Kind, sowie ein paar alte Ohrringe angeeignet. Diese Gegenstände waren indessen Eigentum der beiden Kinder ihre- Manne- au- dessen erster Ehe. Dieser hatte nun nicht- Eiligere» zu tun, als die unglückliche Frau wegen Diebstahl» zur Anzeige zu bringen. Inzwischen war die Ehe zugunsten der Frau geschieden und der Ehemann
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