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HchtnsttinMnsttlMtr M Tageblatt für K-ßenstcin-HriiMal, Göerlungwitz, Hersdorf, Lermsdorf, Wernsdorf, WüstNbMd, Urspmng. Mittelbach, Langenberg. Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschtzeim rc. —Weitverbreitetes Jnsenions-Organ für amtliche und Privat-Anzeigen. Dies»- Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird det Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeber Abonnement: «ei Abholung momtlich .35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Frei ins Haus monatlich. 42 Psg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Durch die Post bezogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Fnsertiousgebühre«: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. LV Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 223. Fernsprecher Nr. ist. Sonnabend, den 24. September 1904. B-hngr. s. 31. Jahrgang. Gememde-Sparkaffe Oberlungwitz — im Gemeindeamt, Fernsprecher No. 161 Amt Hohenstein-Er. — ist täglich norm, von 8-12, nachm. von 2—5 Uhr geöffnet, expediert auch schriftlich und verzinst alle Einlagen — die bis zum 3. des Monats geleisteten sür den vollen Monat — mit 3///v Bom russisch-japanischen Kriegsschauplatz. Die Operationen in der Mandschurei Wie die Dinge bei Mulden in Wirklichkeit stehen, ist bei dem augenblicklichen Stande der Er eignisse, die sich alle in dem Stadium der Vor bereitung befinden, schwer zu sagen. Es ist ganz selbstverständlich, daß weder die Russen noch die Japaner ihre Karten aufdecken und sich gegenseitig ihre strategischen Absichten verraten. Es ist viel mehr das Umgekehrte der Fall: Japaner wie Russen suchen falsche Meldungen über ihre Positionen und Ziele zu verbreiten, um dadurch den Gegner in die Irre zu führen. Diese Tatsache hat man sich an gesichts der gegenwärtigen Kriegsmeldungen aus der nördlichen Mandschurei in erster Linie vor Augen zu halten. Eine Londoner Meldung besagt, der russische Generalissimus Kuropatkin stehe infolge des ver hältnismäßig langsamen Vorrückens der Japaner im Begriff, südlich vom Huuho eine erste Ver teidigungsstellung einzunehmen. Nach Pariser Drahtungen unternahmen größere russische Abteilungen südlich vor Mukden Streif, züge, um zu erkunden, ob die Bewegungen der Japaner es notwendig machen, die Konzentrierung der russischen Hauptmacht am nöidlichen Ufer des Hunflusses in noch rascherem Tempo durchzuführen. Insbesondere sollten sie erforschen, ob ein neuer japanischer Angriff gegen das wichtige Defilö von Dalin bevorsteht, welches die von Südosten her nach Mukden führende Straße, sowie die Seiten wege nach Tieling beherrscht. Die Erkundungen ergaben, daß die Japaner neuerdings wieder nam hafte Verstärkungen erhielten. Die Lage bei Port Arthur. Das Port Arthur-Geschwader beabsichtigt an geblich, gedrängt durch das fortgesetzte Bombarde ment der Japaner, noch in dieser Woche einer. Ausfall aus dem Hafen und den Versuch zu machen, einen neutralen Hafen zu erreichen. Für das Ge schwader wäre dieser Ausgang jedenfalls der ehren vollste. Kann es auch nicht mehr darauf rechnen, in seiner Gesamtheit einen neutralen Hafen zu er reichen, so hat es doch die Möglichkeit, dem Gegner noch erhebliche Verluste zuzufügen und kämpfend unterzugehen. Ueber die Zustände in der Festung hat sich eine vor wenigen Tagen mit dem Prinzen Radziwill aus Port Arthur geflüchtete Dame aus gesprochen. Sie sagte, die Hospitäler befänden sich in vorzüglichem Zustande, auf 1000 Verwundete entfielen 30 Personen des Pflegedienstes. An steckende Krankheiten beständen nicht, dagegen ver ursachten den Insassen der Festung giftige Fliegen- stiche schwere Pein. Da die Parlamentärsflagge vor Port Arthur von Japanern wie Russen nicht mehr respektiert wird, so ist es nicht mehr möglich, die vor der Stadt liegenden Leichen zu beerdigen. Diese verpesten vielmehr in unsagbarer Weise die Lust und bieten gleichzeitig Millionen von Insekten Gelegenheit, das todbringende Leichengift einzu saugen und weiter zu tragen. Durch Kampfer- lücher und andre Mittel sucht man sich gegen die gefährlichen Fliegen zu schützen; es nützt alles nichts, täglich müssen Todesfälle an Blutvergiftung festgestellt werden. Der Londoner ..Daily Telegraph" meldet aus Tschifu: Japanische Kanonenboote verließen Niu- tschwang zu einem neuen Angriff auf Porl Arthur. In Tschifu traf, aus Port Arthur kommend, eine Dschunke mit zwei Damen und Kindern ein. Der Gatte einer der Damen, Herr Kraatz, wurde von den Japanern, die die Dschunke auf See angriffen, mitgenommen. Frau Kraatz bestätigte, daß der Aufenthalt in Port Arthur sür Kranke und Kinder unmöglich sei. Die meisten Privathäuser sind zer stört. Man lebt von Pferdefleisch. Die Schiffe im Hafen sind fortwährend in Bewegung, um dem Feuer der Feinde kein Ziel darzubieten. Der mit dem Winde aus der Stadt kommende, von ver wesenden Leichen herrührende Geruch sei entsetzlich. Admiral Uchtomski liegt im Lazarett. Man weiß nicht, ob er es wegen Krankheit aufgesucht hat. Die Japaner schießen ausgezeichnet und maskieren äußerst geschickt ihre Batterien. Namentlich arbeiten die Haubitzbatterien gut. In Petersburger Marinckreisen ist man davon überzeugt, daß nur das Eingreifen einer starken Flotte eine Wendung der Kriegslage zu Gunsten Rußlands hrrbeiführen könne. An der Niederlage bei Ltaujang ist, wie man in Petersburg behauptet, kein andrer als der Statthalter Admiral Alexejew schuld. Dieser hatte, laut einer Meldung des „B. T.", den Ge neral Orlow bis zum letzten Augenblick in Mukden aus nichtssagenden Gründen zurückgehalten, sodaß Orlow erst am Mittag des 1. September auf den Höhen von Jantai eintraf. Er hatte weder von Alexejew noch von Kuropatkin Instruktionen. Den Beseht über die die Kohlenbergwerke von Jantai besetzt haltenden russischen Truppen führte General Samsonow. Diesem war von Kuropatkin aus drücklich die Aufgabe gestellt woiden, die Kohlen grubenhöhen um jeden Preis zu halten, da ihr Besitz die Rückzugsstraße nach Mukden deckte. Da Orlow die Höhen durch Samsonow genügend ge deckt glaubte, marschierte er den in südlicher Rich tung befindlichen Japanern entgegen, wurde in der Flanke angegriffen und schließlich zu wilder Flucht genötigt. Wäre General Kuropatkin dem die Kohlenbergwerke verteidigenden Samsonow nicht gerade noch rechtzeitig zu Hilfe gekommen, so wäre auch dieser vernichtet worden. Einziehung weiterer Reserven in Rußland Die „Köln. Ztc." meldet aus Petersburg: Die Fähnriche der Reserve erhielten die Aufforderung, freiwillig bei der aAiven Armee einzutreten. Nach kurzer Uebung in der Front sibirischer Truppenteile sollen sie auf dem Kriegsschauplatz an die Stelle gefallener und verwundeter Osfiziere treten. Ueber eine Einberufung von Reservisten in Odessa schreibt die „Odess. Ztg." : Die Nacht vom 1. auf den 2. September war eine außergewöhn liche für Odessa. Die meisten Wohnungen blieben bis zum Morgen beleuchtet. Kaum hatten die Turmuhren zwei geschlagen, so wurden auf den Straßen laute Männerschritte hörbar. Die Reser visten ziehen truppweise nach den Sammelpunkten. Um vier Uhr morgens sind diese über und über voll. Auch die anstoßenden Straßen sind mit dichten Menschenhaufen angefülll, Jung und Alt, Vater und Großvater waren hier vertreten. Die Aushebung begann, jeder der so glücklich mar, von der Einberufung befreit zu werden, kam mit strahlendem Antlitz auf die Straße, wo er von Neugierigen umringt und mit verschiedenen Fragen bestürmt wurde. Frauen und Schwestern weinten, wenn sie erfuhren, daß ihre Männer oder Brüder sich in den harten Kampf nach dem fernen Osten be geben müssen. * * * Die neuesten Depeschen lauten: Pctersburg, 23. Sept. Ein Telegramm des Generals Stössel an den Generalstab berichtet, daß bei dem Angriff auf Port Arthur am 15. d. M. 45 Geschütze unbrauchbar gemacht wurden. 400 Mann wurden getötet, 800 verwundet, darunter etwa 5°/o Offiziere. Petersburg, 23. Sept. Der Generalstab er- hielt nunmehr eine genaue Liste über die Verluste bei Liaujang. Dieselben beziffern sich auf 1810 Tote und 10 811 Verwundete. Von den Offizieren wurden 54 gelötet und 252 verwundet, darunter 2 Generäle getötet und 3 verwundet. Tokio, 23. Sept. In einem längeren Bericht des Generals Oku aus Liaujang teilt dieser mit, daß General Kuropatkin beabsichtigt habe, Liaujang zu halten. Er gedachte zuerst die Armee Kurokis zu schlagen und sich dann mit dem japanischen Zentrum zu beschäftigen. London, 23. Sept. Marschall Oyama hat an seine Armee eine Proklamation erlassen, worin er die Soldaten auffordert, in der bevorstehenden Schlacht ihren ganzen Mut und ihre ganze Energie einzusetzen, damit auch die neue Waffenentscheidung auf Seiten der Japaner bleibe. Die ganze zivili sierte Welt blicke auf die japanische Armee, deren Heroismus allgemeine Bewunderung errege. London, 23. Sept. Wie berichtet wird, wurde die, Gattin des Befehlshabers von Port Arthur, General Stössels, an der Schulter verwundet, als sie Verwundete pflegte. Petersburg, 23. Sept. Gerüchtweise ver lautet, daß die „Rossija" und der „Gromoboi" in Begleitung von 3 Torpedojägern und 5 Torpedo booten Wladiwostok verlassen haben. Schanghai, 23. Sept. Wie berichtet wird, hat die mandschurische Partei in Peking den Wunsch geäußert, die Regierung möge sich der Mitwirkung der fremden Mächte versichern, um von den Japanern die Mandschurei bedingungslos zurückzuerhalten. Sollten die Hoffnungen auf die Hilse einer fremden Macht fehlschlagen, so würde eine fremdenfeindliche Bewegung in China die Folge sein. Zum Aufstand der Herero. Die Lage in Cüdwestasrika elläuterl die Nordd. Allg. Ztg. an der Hand der neuesten Meldung de« Generals v. Trotha u. o. wie folgt: Samuel scheint, nachdem seine W.rst genommen war, nicht südwäit» geflüchtet zu sein, sondern sich an die Wisse,stellen de« Eiseb zurückgezogen zu halun. Eine Rückkehr der Herero an den Omuramba-u- Omatako macht Hauptmann v. Rützenstem durch seine Stellung b,i O jimbindc-Okofondusu unmög lich. Gegenwärtig ist unsere Truppenleitung be strebt, Nachrichten zu erhalten au« der Gegend öst lich von den Orten, an denen sich die Hererohäupl- linge befinden sollen. Die Aufklärungsabteilungen gehen den Epukiro abwärt« und gegen Kiein- Okahantja am nördlichen Nebenfluß de« Epukiro vor. Mit welchen Entbehrungen unsere wackeren Soldaten bei der Lösung dieser Ausgaben zu kämpfen hab n, ergibt der Hinwei« aus die Schwierigkeiten, welche die Nachsührung der Ver pflegung bei dem raschen Vordringen der Truppen bereitet, zumal ost Durststrecken überwunden werden müssen. Eine neue Lügennachricht über Deutsch- Siidwestafrika bringt da« berüchtigte Londoner Blatt „Daily Mail". Hiernach sollen die Herero nach schwerem Kampfe den deutschen Kordon durchbrochen und den größten Teil ihre« Vieh« mitgenommen haben. Die Deutschen hätten Frauen, K nder und Greise nieder- gemetzelt, die nicht entfliehen konnten. Diese Mel dung stammt vom 8. September. General von Trotha hat aber unter dem 14. etwa« ganz andere« berichtet. Also: die Mitteilung de« Londoner Blatte» ist blank erfunden! Die EntschädigungSkommisfion für Deutsch- Südwestafrika. Die Entschädigungtkommissivn zu Windhuk ist der Südwestasiikanischen Zeitung vom 17. August zufolge bereit« in voller Tätigkeit. Zweimal wöchentlich werden Sitzungen abgehalten, in denen die Anmeldungen geprüft und nach Erledigung etwa noch erforderlicher Erhebungen die Höhe der Schadens summe fcstgestellt wird. In Gemäßheit der Ver fügung de« Reichikanzler« können bis zur Gesaml- höhe von 1000000 M. Vorschüsse gegeben werden. Da der Gesamtschaden auf 7 Millionen Mark ge schätzt wird, werden daher die Vorschüsse in Höhe von einem Siebentel der festgestellten Schaden summe bewilligt. Die vorliegenden Anmeldungen sind durchgängig aus Erreichung von Beihilfen ge richtet. Nur ein Darlehn«antrag ist etngelaufen. * * * Telegraphisch wird un« noch gemeldet: London, 23. Sept. Nach einer Meldung au« Kapstadt ist dort von einem deutschen Farmer ein Privatbrief eingetroffsn, wonach die Bondelzwart« sich neuerding« erhoben hätten. Alle Eingeborenen in Deutsch-Südwestafrika seien im Aufstande be griffen. Die Schwierigkeiten für die deutschen Trupp-n wachsen fortwährend. Prinzessin Luise von Koburg. Aus dem Leben der Prinzessin Luise von Koburg teilt ein „Wissender" im „Fränk. Kur." u. a. die folgenden interessanten Einzelheiten mit: Die junge Prinzessin Louffe von Koburg war damals (sie hatte eben geheiratet) eine blühende, schöne, blonde Frau, einfach erzogen und auch in ihrer Erscheinung, ihrem Benehmen, ihrer Toilette ein fach. Das Paar lebte während der ersten Jahre in Budapest. Die Prinzessin tanzte auf den Bällen viel und gern; doch wie die jungen Herren be haupteten, sehr schlecht, denn wie sie auch selbst ganz offen erzählte, hatte sie zu Hause sehr wenig Gelegenheit, zu tanzen. Als die Schwester der Prinzessin, die jetzige Gräfin Lonyay, den Kron prinzen Rudolf heiratete (1881), brachte diese Ver bindung das Koburgische Ehepaar dem kaiserlichen Hause näher, und dies übte keinen guten Einfluß auf die Prinzessin Luise aus. Sie wollte es ihrer Schwester gleichtun, oder sie noch übertreffen. Dies entwickelte bei ihr den Fanatismus für Putz, welcher schließlich zu einer Art Manie wurde. Ihr Ge mahl vernachlässigte sie. Mattasisch war wohl eine stattliche, hübsche Erscheinung, aber weder mit einem geistreichen, noch sympathischen Gesichtsaus- druck. Die Badegesellfchast von Abbazia (es war im Frühjahr 1896) hielt sich über die Courmacherei um so mehr auf, als mit ihren Müttern auch die beiden Töchter, die Prinzessinnen Luise und Stefanie da waren und es ihnen kein Geheimnis bleiben konnte. Die Prinzessin Luise machte schon damals den Eindruck einer exzentrischen, mehr als lebens lustigen Dame. Die späteren Ereignisse zeigten immer mehr, daß sie ohne gerade geistesschwach oder irrsinnig zu sein, weder Takt noch die Einsicht in ihre Stellung und Verhältnisse hatte. In Wien ist soeben eine Broschüre erschienen, worin der Floridsdorfcr Rathausrestaurateur Josef Weizer seine Mitwirkung bei der Entführung der Prinzessin Luise von Koburg schildert. In der Vorrede schreibt Weizer: „Mein Stolz ist, daß es mir als Oesterreicher vergönnt war, das furchtbare Unrecht gut machen zu Helsen, das seine Wurzeln im vaterländischen Boden hatte. In den öster reichischen Rechtszuständen liegt es, daß jahrelang ein erbitterter und verzweifelter Kampf gegen List und Gewalt geführt werden mußte, um der Ge rechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen." Weizer wurde mit Mattasisch nach dessen Entlassung aus der Haft durch einen Freund, dessen Namen er nicht nennt und nur mit B. bezeichnet, bekannt. Dieser hat auch von einem vornehmen und reichen Oesterreicher das nötige Geld verschafft. Weizer begab sich nach Elster. Um den Aufenthalt dort unverdächtig zu machen, markierte er durch Ban dagen ein geschwollenes Bein, stutzte sich den Bart und machte sich der Prinzessin durch ein verabredetes Zeichen, nämlich ein Packet in rosa Papier, das er trug, erkenntlich. Mattasisch kam unter dem Namen Heinrich mit seinem Vertrauensmann Thor mann nach Elster. Später kam Frau Stöger. Weizer mußte heiße Moorbäder nehmen, um jeden Verdacht von sich abzulenken. Mattasisch, Thor- mann und Frau Stöger mußten wiederholt ihre Wohnungen wechseln. Das Parterrezimmer mit dem Ausgang in den Garten mietete Weizer für seine angeblich erwartete Frau und Schwiegermutter, deren Ankunft am letzten Tage durch ein fingiertes