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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.09.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190409145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19040914
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19040914
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-09
- Tag 1904-09-14
-
Monat
1904-09
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.09.1904
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Verluste der japanischen Armee in den Kämpfen bei Liaujang seit dem 26. August werden auf 17 S39 Mann beziffert, einschließlich 136 Offiziere tot, 464 verwundet. Auf den rechten Flügel der Armee entfallen davon 4866, auf das Zentrum 4992 und auf den linken Flügel 7681 Mann. Japanische Spione iu Petersburg In den letzten Tagen wurden in Petersburg zwei Japaner verhaftet, die vor Ausbruch des Krieges als Handlungsgehilfen dort tätig waren. Einer war zur griechisch-katholischen Kirche über getreten und hatte eine Russin geheiratet. Aus den in der Wohnung der Verhafteten gefundenen Papieren geht hervor, daß beide japanische Marine offiziere sind, die Spionage betrieben. Das zu Tage geförderte belastende Material scheint sie als Urheber verschiedener Anschläge gegen die baltische Flotte bloßzustellen. Die russische Ostsee-Flotte ist, wie schon gemeldet, am Sonntag nachmittag 2 Uhr zur Fahrt nach Ostasien ausgelaufen. Das wiederholt angekündigte, immer wieder aufgeschobene und jetzt kaum noch erwartete ist also doch zum Ereignis geworden. Freilich, zwischen Ausfahrt und Landung liegt ein weiter Weg. Schon auf der Reise sind, abgesehen von den allgemeinen Seegefahren, unliebsame Ueberraschungen für das Ostseegeschwader keineswegs ausgeschlossen. Die Fahrt wird sich außerordentlich langwierig gestalten, da der Weg weit ist und die Notwendigkeit, in Fühlung mit den begleitenden Kohlenschiffen zu bleiben, den Kriegsschiffen ein langsames Tempo gebietet. Der kürzeste Weg durch das Mittel ländische Meer und den Suezkanal beträgt 12500 Seemeilen; er wird voraussichtlich gewählt werden. Wer will aber dafür gut sagen, daß japanische Torpedoboote das baltische Geschwader schon wäh rend der Fahrt belästigen, und was soll werden, wenn bis zur Ankunft der maritimen Verstärkung Port Arthur und mit ihm das Geschwader dieses Kriegshafens vernichtet sind. Die wenigen in Wla diwostok befindlichen Kriegsschiffe können zum Schutze der Ankömmlinge nur wenig ausrichten. Bei der Ankunft der Ostseeflotte würde der Hafen von Wladiwostok überdies vereist sein. Die Flotte hat ihre Ausreise angetreten; ob sie ihr Ziel er reichen wird, bleibt abzuwarten. Der Kampf um Port Arthur. Aus zuverlässiger Quelle wird berichtet, daß die japanischen Verluste vor Port Arthur über 9000 Tote und Verwundete betragen. Die zurück gesandten verwundeten Soldaten entwarfen grauen volle Schreckensbilder von den Zuständen vor der Festung. Viele von ihnen haben das Augenlicht eingebüßt infolge Einwirkung von ungelöschtem Kalk, den die Russen in die Schanzen und Schanz gräben warfen. Einer Petersburger Meldung der „Köln. Ztg." zufolge sollen die Russen in Port Arthur einen sehr glücklichen Fund gemacht und eine geheime Mederlage entdeckt haben, welche die Chinesen vor dem Kriege mit Japan angelegt hatten. Dort sollen 60—100 000 Granaten, einige hundert alte aber noch brauchbare Krupp-Geschütze und große Mengen Pulver, Gewehre und Patronen gefunden worden sein. Lebensmittel wären den Ein- zeschloffenen gewiß lieber, denn an der Magen ratze wird schließlich ja doch die ganze Verteidigung chettern. * * * Die neuesten Depeschen lauten: Petersburg, 13. Sept. Nomirowitsch Dasch- tschenko schildert im „Rußkoje Slowo" die vorletzte Schlacht bei Liaujang am 2. September, wonach daS Mißgeschick der Division Orlow den ganzen strategischen Plan Kuropatkins umwarf. Letzterer wollte Kurokis Armee, deren Front nach Westen gerichtet war, von Süden aus so heftig angreifen, daß Kuroki gezwungen worden wäre, seine Front dahin zu kehren; so hätte man Kuroki einschließen und vernichten können. Orlows Division war erst kürzlich aus Rußland gekommen und noch nicht erprobt. Beim ersten Angriff wurde Orlow leicht verwundet und verließ die Front. Die Division traf auf energischen Widerstand der besten japa nischen Truppen und geriet ins Wanken. Sie be gann sich unter großen Verlusten zurückzuziehen, obwohl Kuropatkin inzwischen erfolgreich einge griffen hatte. Petersburg, 13. Sept. Der Korrespondent der „Nowoje Wremja" beziffert nach chinesischen Berichten die japanischen Streitkräfte bei Liaujang auf 500 000 Mann mit 700 Geschützen. Die Nach hut wurde gebildet von 40 000 Koreanern und 30 000 Chinesen. Im Feuer war nur ein Teil der Truppen. Petersburg, 13. Sept. Kuropatkin berichtet aus Mukden, daß er sich mit den Truppen nach Tieling zurückziehe. An den Zaren telegraphierte er, daß er unter 14 Tagen keinen Angriff der Japaner erwarte. Petersburg, 13. Sept. Nach einer Depesche aus Mukden haben die Japaner Nentai wiederum geräumt. Sie konzentrierten sich bei Liaujang, wo sie eifrig Befestigungen aufwarfen. Die Arbeiten werden Tag und Nacht betrieben. Nach chinesischen Meldungen rüsten sich die Japaner zum Winter- Feldzug. Sie lassen Winterkleidung und Proviant nach Liaujang kommen. Aus Jnkau werden auf dem Liahofluß große Mengen Munition befördert. Gestern fiel ein schwerer Gewitterregen; alle Wege sind verdorben. Petersburg, 13. Sept. Der Generalstab de mentiert die Nachricht, wonach General Misch- tschenko getötet worden sei. Tientsin, 13. Sept. Gerüchtweise verlautet, daß 50 000 Mann russischer Truppen unter Befehl des Generals Linewitsch in Korea eingetroffen sind. Sie beabsichtigen die Verbindungslinie der Japaner bei Gcheng-Hong-Scheng zu unterbrechen. London, 13. Sept. Nach einer Meldung aus Liaujang konnten die japanischen Offiziere nach der 6täglgen Schlacht die Soldaten nicht zurückhalten, fast die ganze Stadt zu plündern. Es ist dies nicht daS erste Mal, daß die Japaner sich schwer gegen die Disziplin vergehen. Petersburg, 13. Sept. Die von japanischer Seite verbreiteten Gerüchte, daß die Ruffen Dum dum-Geschosse verwendet hätten, sind ebenso als böswillige Erfindung zu bezeichnen wie die Nach richt, russische Soldaten hätten sich Grausamkeiten gegen japanische Verwundete zuschulden kommen lassen. Paris, 13. Sept. Der russische Gesandte in Peking soll angewiesen worden sein, bei der chine sischen Regierung ernste Vorstellungen zu erheben, falls es sich bestätigt, daß zwei nordwestlich von Mukden operierende japanische Divisionen den aus neutralem Gebiet liegenden Ort Sinminting zum Zwecke umfassendsten Manövrierens besetzt haben. Zum Aufstand der Herero. Es gelingt allmählich, der entflohenen Herero» habhaft zu werden, und die Verfolgung nach Südosten ist in vollem Gange. Ueber einen fast ohne Ver luste erkämpften Erfolg wird amtlich berichtet: Berlin, 12. Sept. General Trotha meldet unter dem 10. September 10 Uhr vormittag« au« Otjosondu: v. Estorfs stieß am 9. September bei Owinana-Nana auf eine abziehende Werst Samuel Maharero« und nahm sie nach kurzem Widerstand im dichten Busch. 50 Herero« sind tot; dietseit« wurde ein Reiter leicht verwundet. Der Haupttrek der Herero« befindet sich anscheinend aus der Flucht nach Südosten. Deimling ist im Vormarsch von Oparakane nach Osten, v. Estorfs folgt über Okarupoko. v. Reitzenstein sperrt di? Wasserstellen Otjtmbinde bi« Okunjaki. Meister folgt Deimling über Oparakane. Kommando in Oparakane. Wenn e« gelingen wird, die Wasserstellen, die die Herero» auf ihrem Marsche benutzen wüsten, vor ihnen zu erreichen, so dürste sich da« Sch.ckial der Hauptmacht der Herero« ersüllen. Eine deutsche Abteilung entsetzt. Ueber einen wesentlichen militärischen Erfolg, durch den e« gelungen ist, eine deutsche Abteilung au« schwerer Gefahr zu befreien, wird weiter be richtet : Berlin, 12. Septbr. Gouverneur Leuiwein meldet: Die unter Unteroffizier Ebernickel aus Platbeen verschanzte Abteilung Stempel ist von Morenga erfolglos am 4. September vormittag« bi« Sonnenuntergang angegriffen und dann durch einen Zug unter Leutnant Schmidt von der Kom pagnie Kophy entsetzt worden. Dietseit« ver wundet: Gefreiter Die«ner (Fleischfchuß in den rechten Oberarm). * * * Zu den letzten Kämpfen in Deutschsüdwestasrika schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": „Die Meldung de« Generalleutnant« v. Trotha vom 8. d. M. läßi erkennen, daß die Hererobanden, die nach der hier am 3. d. M. veröffentlichten Meldung bei Okohandja nordöstlich und nördlich davon bei Oljomaso, Oijim- binde und Okowindombo standen, au« diesen Stellungen verdrängt worden sind. Obwohl e» nicht ausdrücklich ersichtlich ist, muß man doch nach de- ganzen Sachlage annehmen, daß sie auch Okahandja selbst verlassen haben. Ein Blick auf die Karle zeigt, daß den fliehenden Herero« nur der Weg nach Osten und Südosten offen blieb, in wafserarme Gegenden, die teils gor nicht, teil« sehr wenig be kannt find. Vielleicht darf man aus der Tatsache, daß bet dem Angriff der Herero« auf Oberleutnant Volkmann von besten Abteilung nur ein Reiter ver wundet wurde, während die Herero« viele Leute, darunter zwei Großleute, verloren, und daß der Oberst Deimling in den Kämpfen um Okowindombo, obwohl er einer größeren Macht gegenüderstand, gar keine Verluste hatte, daraus schließen, daß die von jeder Zufuhr von außen abgeschlossenen Herero« be reit« über wenig Munition verfügen. Zum Blutbade auf Neupommern. Noch ist e« nicht gelungen, den Hereroaufstand niederzuwerfen, da kommt au« einem anderen Teile unsere« Kolonialbesitze«, wie wir schon gestern tele graphisch meldeten, die Nachricht von einem neuen Ausstande der Eingeborenen. E« handelt sich um dar Schutzgebiet von Neuguinea, besten Bewohner br«her al« mit der deutschen Herrschaft zufrieden galten. Dabei ist allerdtng« zu bedenken, daß sich unsere militärische Gewalt nur auf vier weiße Polizeimeister und einer Truppe von 210 Farbigen im ganzen Schutzgebiet stützt, und daß die Handelr- stalionen nur wenige Küstenpunkte umfasten. Da« ganze Innere der hier in Frage kommenden Gazelle- halbinsel ist so gut wie unerforscht und jede» Vor dringen dorthin führt leicht zu Kämpfen mit den Eingeborenen. In diesem Falle sind ihnen aus schließlich katholische Missionare zum Opfer gefallen. Amtlich wird darüber gemeldet: Berlin, 12. Sept. Nach einem heute über Macastar etngetroffenen amtlichen Telegramm de» kaiserlichen Gouverneur« in Herbertshöhe (Deutsch- Neuguinea) sind am 13. August die Missions stationen St. Paul, Nacharunep und die Trapisten- niederlastungen in den Baining-Bergen auf der Gazellehalbinsel durch Eingeborene überfallen wor den. Dabet wurden gelötet: Die Patres Rascher und Rutten, die Brüder Blei, Plaschaert und Scheiben«, sowie die Schwestern Holler, Balko, Utsch, Schmidt und Rath. Die Polizeitruppe nahm sofort die Verfolgung der Mörder im Gebirge auf. Ein spätere«, gleichfall« am heutigen Tage, aber über Brt«bane eingetroffene« amtliche« Telegramm de« Gouverneur« von Deutsch-Neuguinea meldet, daß in den Baining-Bergen die Ruhe wieder her- gestellt sei. 15 Eingeborene seien im Kampfe er schaffen und 21 gefangen genommen. Dl« Ver folgung dauere fort. Auf den Südseeinseln ist e« schon wiederholt zu Unbotmäßigkeiten und ernsten Ausständen der Eingeborenen gekommen. Im März d. I. bemäch- tigten sich die Eingeborenen eine« deutschen Schooner« und löteten besten Besatzung. Unser Kreuzer „Condor" vollzog prompt die Bestrasung. Gleich zeitig auf der Durour-Jnsel, im Norden von Kaiser Wilhelm«-Land, wurde die Station der Firma Heere«heim u. Co. überfallen, wobei der Händler Reimer« getötet wurde. Zur Aufrechterhaltung der Ruhe wird jetzt zu ganz exemplarischen Mitteln gegriffen werden wüsten, andere scheinen nicht zu fluchten. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 13. September. * — Submission. Bei dem hiesigen Amts gerichtsneubau werden ausgeschrieben: u) Beschläge der inneren Türen, b) Treppengeländer und Gitter sowie o) schmiedeeiserne Einfriedigung. Unterlagen sind, soweit der Vorrat reicht, gegen Erlegung von 2,05 Mk. für u), 0,90 Mk. für b) und 1,65 Mk. für e) im Königlichen Landbauamt Zwickau (Schul grabenweg) zu entnehmen, woselbst auch weitere Auskünfte erteilt werden. Angebote sind bis zum 21. September d. I., vormittags 10 Uhr, postfrei einzureichen. * — Eine für die gesamte Geschäfts- und Reisewelt wichtige Neuerung zeigt der kommende Winterfahrplan insofern, als der gegenwärtig 7,16 Uhr früh vom Hauptbahnhofe Chemnitz abfahrende und 9,40 vormittags in Plauen i. V. endende Schnellzug bis Hof weitergeführt wird und dort ebenfalls schnellzugsmäßig, Fortsetzung über Regens burg nach München findet. Bei gleicher Abfahrts zeit von Chemnitz Hptbf. und vom hiesigen Bahn hof wird dieser Schnellzug wesentlich beschleunigt, sodaß er von St. Egidien 7,46 Uhr, von Glauchau 7,54 Uhr, von Zwickau 8,13 Uhr, von Neumark 8,32 Uhr abgeht und schon 8,43 Uhr vormittags in Reichenbach i. V. anlangt. Errichtung eines Gewerkschaftskartells Das von den hiesigen Berufsorganisationen schon seit längerer Zeit lebhaft erörterte Projekt der Er richtung eines Gewerkschastskartells hat nunmehr feste Gestalt angenommen. Zu den Aufgaben eines solchen Kartells gehören u. a. Betreibung lebhafter Agitation in gewerkschaftlicher Hinsicht, Schaffung von Bildungszwecken dienenden Einrichtungen, wie Büchereien, Vortragsabende usw., Errichtung von Auskunftsbureaus rc. Dem Kartell haben sich bis jetzt angeschlossen die Organisationen der Textil arbeiter von hier und Oberlungwitz, der Metall arbeiter von hier und Umgegend, der Maurer von hier, der Zimmerer von Oberlungwitz. Als Aus kunftsbureau für das Kartell hat man dasjenige der hiesigen Textilarbeiter gewählt; dasselbe be findet sich zur Zeit bei Herrn Kassenboten B. Hillig, Neumarkt hier. Vorsitzender der neuen Vereinigung, die ihre Sitzung monatlich in Engels Restauration in Oberlungwitz abzuhalten beabsichtigt, ist Herr Schlosser E. Bastian-Oberlungwitz. * — Interessante Zeichnung. In einem Schaukasten der Garbeschen Buchhandlung ist seit einigen Tagen eine Tuschzeichnung ausgestellt, die tatsächlich weiterer Beachtung wert ist. Das alte Bergstädtchen Schwarzenberg ist es, das sich der Zeichner zum Motiv gewählt hat. Die Zeichnung ist farbig ausgeführt, und sind die Farbentöne überall in wirksamster Weise zur Geltung gekommen. Der Verfertiger, ein hiesiger Handelsmann, be kundet entschieden zeichnerisches Talent, das umso mehr Anerkennung verdient, als derselbe die Zeichnung nur mit der linken Hand hat zur Ausführung bringen können, da ihm die rechte gelähmt ist. * — Der Neubau des Genesungsheims im Rümpswalde schreitet rüstig vorwärts, sodaß in ca 4 Wochen das Richtfest stattfinden kann. Hj Hermsdorf. Am Sonntag hatte der hiesige Turnverein ein volkstümliches Wetturnen veran staltet, dem auch der Altstädter Turnverein beiwohnte. */,3Uhr setzte sich der stattliche Festzug unter fröh licher Marschmusik nach dem Turnplatz in Bewegung. Die Vorführungen der Turnerschaft bestanden aus Aufmarsch, Stabübungen, die unter Leitung des Turnwarts, Herrn Richard Wolf, ganz vorzüglich zur Ausführung gelangten, sowie Riegenturnen mit Gerätwechsel und Kürturnen. Alle Hebungen wurden elegant und exakt ausgeführt und fanden den ungeteilten Beifall der zahlreich erschienenen Zuschauer. Abends vereinigte die Turnteilnehmer und ihre Gäste ein solenner Ball, wobei gegen Uhr Gruppenbilder gestellt wurden, die einen recht malerischen Anblick boten. Die hierauf er folgte Preisverteilung ergab folgendes Resultat: Den ersten Preis empfing Herr Richard Wolf, den zweiten Herr Paul Mesch und den dritten Herr Oskar Körner. Außerdem erhielt Herr Arthur Flechsig eine Belobigung. Die Sieger sind sämt lich aus Hermsdorf. X Gersdorf, 13. Sept. Zu den 65 Zweig vereinen, die der „Evangelische Bund zur Wahrung der deutsch-protestantischen Inter essen" innerhalb des Königreichs Sachsen bereits aufzuweisen Hal, wird nunmehr ein 66. hinzugefügt werden. Wie in unseren Nachbarorten Hohenstein- Ernstthal, Oberlungwitz, Lugau, Oelsnitz, Nieder würschnitz und Stollberg je ein Zweigverein des Bundes entstanden ist, so wollen auch hiesige, von starkem protestantischem Bewußtsein erfüllte Glieder der evangelischen Kirche, die dem Bunde bisher nur als Einzelpersonen angehörten, zu einem solchen Zweigverein zusammentreten. Die Gründung des letzteren soll Donnerstag dieser Woche, den 15. September, abends 8 Nhr im kleinen Saale des Gasthofes zum „grünen Tak" hierselbst er folgen. Evangelische Männer und Frauen unserer Gemeinde, die die Bedeutung des Evangelischen Bundes kennen lernen wollen, sind hiermit herzlich eingeladen und können nach eigenem Ermessen die Mitgliedschaft erwerben. * Lichteustei«, 12. Sept. In vergangener Nacht sind hierselbst ein Selbstmord und zwei Selbstmordversuche verübt worden. Zunächst hat der am hiesigen Bahnhofe stationiert gewesene Assistent Albin Meise durch Ertränken in einem Teiche seinem Leben ein Ziel gesetzt. Der Selbst. Mörder, ein allgemein geachteter und diensteifriger Mann, soll seit längerer Zeit schwermütig gewesen sein. Er hinterläßt Frau und ein Kind. — Einen Selbstmordversuch beging der 19jährige stellenlose Kaufmann Max Görner, welcher sich vagabondierend in der Umgegend Herumgetrieben und sich verschie dener Vergehen schuldig gemacht hatte. Er war aufgegriffen und seinen Eltern zugeführt worden, worauf er sich in der Wohnung der letzteren zu erschießen versuchte. Er erreichte jedoch sein Ziel nicht; schwer verletzt brachte man ihn in daS hiesige Julien-Hospital. — In dem hiesigen AmtsgerichtS- gefängnis versuchte ein in Untersuchungshaft befind- licher Arbeiter sich zu erhängen, wurde aber an dem Selbstmordversuch von einem hinzukommenden Ge- fängnisbeamten verhindert. Dem Selbstmordkan- didaten und zwei Arbeitskollegen ist ein an einem Bergarbeiter aus Mülsen verübter Totschlag zur Last gelebt. * Röblitz, 13. Sept. Gestern mittag '/,12 Uhr ging das Richard Müllersche Wohnhaus neben dem Restaurant „zum Thalschlößchen" in Flammen auf. * Limbach, 12. Sept. Gestern nachmittag versuchte ein junger, 19jähriger Mensch, sich zu erschießen. In der Wohnung seiner Geliebten, die nichts mehr von ihm wissen wollte, brachte er sich einen Schuß in die Herzgegend bei, doch ist die Verwundung eine ganz unbedeutende. Der Unbesonnene ist in seinen Verhältnissen zurückge kommen, besuchte früher das Technikum und hat jetzt als Maurer gearbeitet. * Annaberg, 10. Septbr. Was seit Jahren hier schon gewünscht wird, scheint sich mit der Zeit verwirklichen zu sollen: die Errichtung eines Stadtbades mit Volksbrausebädern und mit Schwimmhalle. Nachdem in letzter Zeit diese Frage besonders ventiliert worden ist, erlassen jetzt eine Anzahl Herren einen Aufruf zur Gründung einer Gesellschaft für Errichtung eines StadtbadeS in unserer Stadt. * Döbeln, 12. Sept. Die Weihe der neu erbauten Jakobikirche fand gestern unter Teilnahme einer großen Festversammlung statt. Der äußere Bau der Kirche im romanischen Stil, sowie die innere Ausschmückung derselben gewähren einen recht gefälligen Eindruck. Für die Kirche ist eine Fülle von Schmuck- und Ausstattungsgegenständen im Gesamtwerte von etwa 12 750 Mk. gestiftet worden. Die Haussammlung für den gleichen Zweck hat ebenfalls 2071 Mk. ergeben. * Hainichen, 12. Sept. Am Sonnabend abend ereignete sich in der hiesigen Turnhalle ein be dauerlicher Unglückssall. Ein junger Mensch fiel beim Turnen so unglücklich von den Ringen, daß er bewußtlos aus der Halle getragen werden mußte. Ein hinzugezogener Arzt stellte leichte Gehirner schütterung fest. Der Bedauernswerte wurde mittels Bahre nach seiner Wohnung überführt. * Brand bei Freiberg, 12. Sept. Ein ge meiner Bursche ist ein Bäckergeselle, der hier in Arbeit war. Um seiner Meisterin Unannehmlich keiten zu bereiten, versteckte er seine Taschenuhr und verdächtigte die Meisterstochter, daß sie die Uhr gestohlen habe. Der Geselle brachte sich hier auf mittels eines Rasiermessers mehrere Verletzungen bei, sodaß er in ärztliche Behandlung gegeben werden mußte. * Plauen i. V, 12. Septbr. Ein seltsames Abenteuer hatte in der Nacht zum Freitag ein hiesiges Ehepaar in seiner Wohnung. Gegen 2 Uhr morgens erwachte die Ehefrau von einem aus der Küche kommenden Lärm. Schnell begab sie sich dorthin und war nicht wenig verblüfft, als ihr nach Eintreten in die Küche ein kräftiger Wasserstrahl in das Gesicht fuhr. Bei näherem Zusehen ergab es sich, daß von boshaften Händen das Wasserrohr an drei Stellen angebohrt war. * Reichenbach i. V, 12. Sept. Wie gefährlich das Tragen von Ringen aus unedlem Metall werden kann, zeigt folgender Vorfall: Dieser Tage hatte sich ein junges Mädchen in Reicbenbach von einem Händler einen Fingerring für 75 Pfg. ge kauft und ihn auf den kleinen Finger einer Hand gestreift. Beim Aufstreifen ritzte sich das Mäd chen ein wenig an den scharfen Kanten des mit Steinen besetzten Ringes. In der Nacht verspürte das Mädchen im Finger furchtbare Schmerzen und sah mit Schrecken, daß der Finger stark ange schwollen und blau gefärbt war. Schleunigst mußte sie einen Arzt aufsuchen. Derselbe stellte Blutvergiftung fest und mußte eine Operation vor nehmen. * Oelsnitz i. V, 12. Sept. Eine sehr kalte Nacht war diejenige vom Sonntag zum Montag. Der Thermometerstand war heute früh 5 Uhr —3 Grad Celsius. Sowohl in den Gärrnereien, als in den Privatgärten sind die empfindlicheren Pflan zen durch den Frost erheblich beschädigt worden, teilweise gewelkt und das Wachstum aufgehoben. Das Kartoffelkraut in den Niederungen und Tälern ist vielfach schwarz geworden, wodurch das Wachs tum der Heuer ohnehin klein gebliebenen unent behrlichen Knollenfrüchte beendet ist. * Raschau. Ein Akt unglaublicher Roheit hat sich am Freitag vormittag in unserem Orte abgespielt. Der Dienstknecht M. war mit dem Geschirr des Gutsbesitzers N. auf das Feld ge fahren, um Futter zu holen. Vermutlich hat nun einer der Zugochsen die Unzufriedenheit des Knechtes erregt, weshalb der rohe Bursche in blinder Wut dem Ochsen die Sense auf der linken Seite zwischen die Rippen in den Leib geschlagen hat, sodaß der Mageninhalt zu der Oeffnung herausgedrungen ist. * Olbernhau. Infolge Zerspringens eines Schleifsteines sind in der Gläserschen Holzwaren fabrik in Neuhausen vier Personen durch herum fliegende Stücke verletzt worden. Der 41 Jahre alte Brettschneider Preißler erlag seinen schweren Verwundungen nach kurzer Zeit; ein zweiter
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