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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.09.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190409068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19040906
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19040906
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-09
- Tag 1904-09-06
-
Monat
1904-09
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.09.1904
- Autor
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zuhatte«, auch das Stackclberg'sche Korps scheint, allerdings unter furchtbaren Ver luste», der drohenden Gefangennahme ent- gauge» zu sei«. Immerhin können die nächsten Stunden noch Ueberraschungen bringen. Das russische Oberkommando räumt die Niederlage und den Rückzug von Liaujang unumwunden ein. In einem Telegramm vom 3. dieses meldet General Kuropatkin dem Zaren: „In der Nacht zum 3. September ging der Feind zum Angriff über und bemächtigte sich des größten Teils der von uns bei Sikwantun besetzt gehaltenen Stellungen. Unsere Truppen, die diese Stellungen besetzt hielten, zogen sich auf eine Nachhutstellung auf der Linie der Dörfer Tschansutun-Chitschentsi auf dem halben Wege zwischen Liaujang und Sikwantun zurück. In derselben Nacht zog sich das erste sibirische Armeekorps, das in den letzten fünf Tagen schwere Verluste erlitten hat und dem die Gefahr drohte, von überlegenen Streitkräften umgangen zu werden, um mehrere Werst westwärts zurück. Unter diesen Umständen habe ich den Befehl gegeben, Liaujang zu räume« und nach Norden zurückzugchen " Die Japaner habe« Liaujang besetzt. General Oyama telegraphierte unterm 4. dss. nach Tokio: „Nach dem Kampf, welcher diese Nacht «ud Henle früh stattfand, fiel Liaujang um 9 Uhr vormittags unS vollständig in die Hände. Unsere Verluste sollen groß sein; über die Lage am rechten Ufer des Taitseho habe ich keinen Bericht erhalten." «st * * Die neuesten Depeschen lauten: Petersburg, 5. Sept. Die Aufgabe Liaujangs und der Verlust der Schlacht hat hier tief depri mierend gewirkt, wenn auch die Aufgabe Liaujangs eigentlich dem Plane Kuropatkins entsprach. Hiesige militärische Kreise halten den Feldzug nunmehr für verloren und das Schicksal von Port Arthur als besiegelt, falls Kuropatkin sich nicht innerhalb vier Wochen von diesem Schlage erholt. — Nach einer weiteren Meldung haben die Nachrichten vom Kriegsschauplatz in Petersburg eine große Auf regung hervorgerufen. Trotz strengster Zensur mehren sich die Preßstimmen, welche die Mißerfolge und die korrupten Zustände der Heeresverwaltung nur der Unfähigkeit der Heerführer zuschreiben. Mehrere Blätter raten zum Friedensschluß, damit das Ansehen Rußlands im Auslande nicht noch mehr leide und die unterjochten Volksstämme in Asien nicht zum Abfall von Rußland veranlaßt werden. Tokio, 5. Sept. General Oku hat Stackelbergs Rückzug abgeschnitten. General Oyama hat die Telegraphenleitungen zerstört. Das Gros der rus sischen Armee kämpft unter Kuropatkin östlich von Liaujang an der Bahnlinie gegen Kuroki den Ver zweiflungskampf. Ein Teil derselben versuchte in wilder Flucht nach Mukden durchzubrechen, wurde aber unter furchtbarem Gemetzel von Kuroki in der Richtung nach Liaujang zurückgedrängt. Paris, 5. Sept. Das „Echo de Paris" meldet aus Petersburg: Hier heißt es, daß General Bilder ling den Truppen des Generals Kuroki ein neues Gefecht mit frischen Truppen geliefert hat. Bis jetzt ist noch keine Bestätigung dieser Nachricht ein gegangen. Petersburg, 5. Sept. Kuropatkin berichtet, daß das Gros seiner Armee, das sibirische Korps Stackelberg, bei Dantei, 15 Irin von Liaujang ent fernt, aufgestellt worden sei. Ein anderer Teil, welcher Liaujang und die befestigte Stellung besetzt hatte, hat den Taitsehofluß überschritten und besetzt augenblicklich das rechte Ufer, da eine neue Schlacht gespart werden müsse. Petersburg, 5. Sept. Wie hier verlautet, hat der Zar beschlossen, 3 weitere Armeekorps in Stärke von 100 000 Mann mobilisieren zu lassen. Petersburg, 5. Sept. In den letzten Tagen fehlte jede Nachricht aus Port Arthur. Gerücht weise verlautet aber, daß immer noch eine geheime Verbindung zwischen Port Arthur und Kuropatkin, sowie zwischen Port Arthur und Petersburg besteht. Petersburg, 5. Sept. Aus Tschifu wird der „Nowoje Wremja" vom 3. September gemeldet, daß das Bombardement auf Port Arthur ununter brochen anhalte. Am 29. August liefen die rus sischen Schiffe „Retwisan", „Pereswjet", „Bajan" und „Pallada" nachts unter dem Schutze der Küsten batterien aus und beschossen die feindlichen Po sitionen von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr abends. Petersburg, 5. Sept. Der Kriegsminister hat ein Telegramm an General Stöffel gerichtet, worin er Nachricht über den Verbleib des deutschen und französischen Marine-Attaches zu erhalten wünscht. Petersburg, 5. Sept. Die Verwaltung der russischen Handels- und Seeschiffahrts-Gesellschaft in Odessa wurde benachrichtigt, daß die Admiralität auf die Jndienstsetzung der drei großen Dampfer dieser Gesellschaft als Kohlenschiffe zur Begleitung des Ostseegeschwaders vorläufig verzichtet. Des gleichen wurde sämtlichen russischen Hilfskreuzern, welche sich im östlichen Mittelmeer, im Roten Meere oder im indischen Ozean befinden, durch die betr. Konsuln der Befehl übermittelt, den Kurs nach der Ostsee zu nehmen. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, daß die Ausfahrt der baltischen Flotte, wenigstens in diesem Jahre, aufgegeben worden ist. Petersburg, 5. Sept. Aus guter Quelle wird berichtet, daß eine Intervention Chinas im russisch japanischen Kriege zu erwarten sei. Die chinesische Regierung beabsichtigt völlige Neutralität zu halten und versichert, daß keinerlei Bevorzugung amtlicher- seits weder an der mongolischen Grenze noch in der Mandschurei zugunsten der einen oder anderen kriegführenden Partei vorkommen werde. Zur Flucht der Prinzessin von Koburg. Die emsigsten Nachforschungen nach dem Verbleib der Prinzessin und ihre« Begleiter« haben noch immer kein Resultat ergeben. Man glaubt die Flüchtigen bald hier, bald dort entdeckt zu haben, aber immer entschwinden sie ihren Verfolgern. Bi« jetzt ist man ohne jede Spur von der Prinzessin und ihren Be- gleitern. Der eine Herr, der die Prinzessin begleitete, soll Mattasich gewesen sein, denn eine Anzahl von Zeugen will ihn in seinem vorgewiesenen Bilde erkannt haben. Der zweite Herr war jener Mann, der al« Gastwirt Weitzer au« Graz seit zwei Wochen im „Wettiner Hof" logierte. E« war auffällig, daß er sich überall zeigte, wo die Prinzessin zu sehen war. Er hatte ein kleine«, bescheidene« Zimmer im ersten Stecke de« „Wettiner Hofe«", in der Nähe de« Trakte«, wo die Prinzessin mit Gefolge eine Viertel etage von 10 Zimmern inne hatte. Vor wenigen Tagen kam Weitzer zum Hotelier Iuliu« Brelholz und sagte ihm, er möchte eine größere Wohnung, da seine Frau und sein Kind au« Graz kämen. Die Frau habe einen Stelzfuß und könne nicht Treppen steigen, er wolle daher ein Parterregemach mit direktem Balkonau«gang nach dem Vorgarten de« eleganten Hotel«. Da« so erhaltene Doppel appartement bereitete Weitzer sür die Flucht der Prinzessin vor. Er bezahlte seine Hotelrechnung nicht, hinterließ einen Koffer mit Kleidern, Wäsche und Zeitungen, sowie eine Menge in kleine Stücke zerrissener Briefe und Depeschen, die er poste restante erhalten hatte. Vor der Flucht hat Weitzer in der Apotheke zu Bad-Elster Haarfärbemittel und Kotmetika gekauft, jedenfall« in der Absicht, um da« Au«sehen der Prinzessin zu verändern. Gegenüber den vielen im Umlaufe befindlichen Nachrichten über die Flucht der Prinzessin wird dem „Vogtländ. Anz." von zuständiger Seite noch folgende« berichtet: Der Wächter will von der Flucht nicht« wahrgenommen haben; e« ist immerhin noch nicht autgeschloffen, daß er sich im fraglichen Augenblick von seinem Posten entfernt, oder daß er geschlafen hat. Im übrigen nimmt man an, daß die Prinzessin am Abend vor der Flucht noch nicht gewußt hat, daß sie entführt werden sollte. Sie war an dem Abend außergewöhnlich heiter und ruhig, während sie sonst, wenn sie mit irgend jemand eine Unter redung oder Besprechung hatte, eine auffällige Auf- regung und Unruhe an den Tag gelegt hatte. Weiter wird au« Bad Elster noch gemeldet: Weitere Nachforschungen haben ergeben, daß der Verkehr zwischen der Prinzessin und dem Komplizen de« Mattasich, Weitzer, vor allem vor und während der Theater und Konzerte stattgefunden bat. Auffällig waren schon die steten Erkundigungen Weitzer», wann die Prinzessin da« Theater besuche. Er versuchte immer, die Nachbarplätze zu erreichen und verwechselte dann unauffällig seinen Theaterzettel mit dem der Prinzessin, die Rückseite seine« Zettel« war fast immer beschrieben. Auf diese Weise machte er der Prinzessin feine Mitteilungen sür die Flucht. Die Behörden sind bereit» der Person Weitzeri auf der Fährte. Die Oeffnung de» von Weitzer zurückge lassenen Koffer« hat keine weitere Aufklärung ergeben. E« fanden sich darin nur schmutzige Wäsche und einige Hundert au« Oesterreich eingeführte Zigarren. Der „Hofer Anzeiger" schreibt: Nach hier in Hof angesiellten Recherchen ist die Prinzessin mit ihrer ansehnlichen Begleitung am Mittwoch, den 31. August, mit dem hier 8,24 abgehenden Personen zug per 1. Klasse nach Bamberg gefahren und scheint von dort gleich den O Zug nach Probstzella-Berlin benützt zu haben. Hätte man statt alle möglichen österreichischen Grenzstationen die hiesige angrenzende bayrische Station verständigt, so hätte e« sein können, daß die Autflügler in Hof oder aus der Route nach Bamberg schon hätten sestgenommen werden können. Ein Glück aber möchten wir e«, bei allem Respekt vor dem Prinzgemahl von Koburg und seinen Dis positionen, nennen, daß e« ander« gekommen und die Flucht geglückt ist. Wien, 3. September. Josef Weitzer, einer der beiden Brüder, welche die Hauptakteure bei der Flucht der Prinzessin von Koburg waren, tras gestern spät nacht« in Floridsdorf nächst Wien ein, wo er Rathauiwirt ist. Er erzählt: Die Prinzessin und Mattasich befinden sich im Autlande in Sicher heit, jedoch nicht in Deutschland. Die Prinzessin dürfte erst in einigen Wochen an die Oeffentttchkeit treten, da sie beabsichtigt, ihren Geistetzustand durch psychiatrische Autoritäten untersuchen zu lassen. Ich hatte Gelegenheit, die Prinzessin vor der Flucht und am entscheidenden Tage zu beobachten und erkläre, daß sie nicht nur nicht schwachsinnig, sondern im Gegenteil eine Frau von großer Begabung, unge wöhnlicher Kaltblütigkeit und großem Mut ist. Sie hat sich in der ganzen Affäre al« „der stärkste Mann" unter un« erwiesen. Ich war schon 16 Tage vor der Flucht in Elster und wohnte im Wettiner Hof. Erst in den letzten Tagen bekam ich da» Parterrezimmer, wa« die Flucht außerordent lich begünstigte. Ursprünglich sollte sich die Prin zessin einer Strickleiter bedienen. Al» wir aber da« Parterrezimmer hatten, wurde die Flucht derart bewerkstelligt, daß die Prinzessin ohne Schuhe an dem Wächter, sowie an den Zimmern de« Arzte« Dr. Nauß und de« Fcl. Gebauer vorüberkam und in« stockfinstere Parlerrezimmer gelangte, wo sie von mir, ferner von Mattasich und noch einem dritten Herrn, den ich nicht nennen kann, erwartet wurde. Sie zog ihre Schuhe an, sprach allen Mut zu, und die Expedition setzte sich in Bewegung. Ich ging mit einem Bündel Effekten, da« der Prinzessin gehört, voran. Die Prinzessin folgte mit Mattasich und der dritte Herr trug 2 Handkoffer. Wir be stiegen den Wagen (kein Automobil), worin bereit« Frau Stoeger wartete und gelangten nach Hof. Von dort benutzten wir die Eisenbahn. Auf der Wogen- sahrt war die Prinzessin außerordentlich srisch. Sie sagte wiederholt: „Nur Mut, Kinder!" und wurde nicht müde, zu beteuern, wie glücklich sie sei, daß sie der Gefangenschaft entkommen sei. Weitzer erzählt ferner, die Prinzessin habe Juwelen von hohem Werte mit. Zwei Diamantbouton» allein kosteten 160 000 Mk. Der Plan zur Flucht sei zwischen der Prinzessin und Mattasich in jener halbstündigen Unterredung vereinbart worden, die in der Drc«. dener Kunstaulstellung stattfand. Die Flucht mußte um einen Tag verschoben werden, da die Prinzessin fortwährend durch die scharfe Bewachung ihrer Um gebung gehindert war, ihre Effekten einzupacken. Zum Schlafzimmer mußte ein Nachschlüssel be schafft werden, da da« Zimmer regelmäßig von außen abgesperrt wurde, wie da« einer Gefangenen. Mattasich bewohnte drei verschiedene Appartement« in Elster, um sich den Nachforschungen zu entziehen. Ein Glück war e«, daß die Flüchtenden durch den Garten in« Freie gelangen konnten, denn auf der Straß« vor dem Hotel gingen Wächter die ganze Nacht auf und ab. Weitzer verabschiedete sich am Donner«tag von der Prinzessin. Wien, 3. Sept. Prinzessin Luise schrieb in einem zurückgelossenen Brief an ihre Kammerjungfer Olga: „Ich bin weg, iL ertrage kein Unrecht. Gott hat mein Gebet erhört. Leben Sie wohl!" Ferner wird der Kammerjungfer empfohlen, acht zu geben, daß nicht« von den Sachen wegkommt. Der Brief wurde nach Wien geschickt. Prag, 3. Sept. Dem „Prager Tageblatt" zu folge sollen die Gläubiger der Prinzessin Luise Mattasich die nötigen Geldmittel und Helfer zur Flucht geboten haben. Wenn der geistige Zustand der Prinzessin für normal erklärt wird, können die Gläubiger ihre Ansprüche geltend machen. Bern, 3. Sept. Gegenüber Blättermeldungen, daß die Prinzessin Luise von Koburg sich in Zürich oder in der früher von dem Psychiater Forel ge leiteten Heilanstalt aufhalte, teilt die Schweizerische Depeschen-Agentur mit, daß nach ihren Erkundigungen mit fast absoluter Bestimmtheit erklärt werden könne, daß die Prinzessin nicht in Zürich sei. In keinem Hotel und keiner Pension seien Personen abgestiegen, die mit der Prinzessin und ihrer Begleitung identisch sein könnten. Auch die Polizei wisse nicht« von einem Aufenthalte der Prinzessin in Zürich. Man glaubt hier allgemein, daß e« inzwischen den Flüchtigen gelungen sein dürfte, über Basel die französische Grenze zu erreichen. Zürich, 4 September. Die Prinzessin Luise von Koburg ist gestern über Basel nach Frankreich entkommen. Der Professor Forel befindet sich in Lyon. Wien, 5. Sept. Wie die Montagerevue meldet, wird die Affäre der Prinzessin Luise von Koburg ein Nachspiel im Parlament haben. Sowohl die Vertreter der sozialdemokratischen Partei, al« auch der Abgeordnete Graf Sternberg werden» die An gelegenheit im Abgeordnetenhau« zur Sprache bringen. Wie da«selbe Blatt weiter meldet, hat Mattasich von einem Wiener Blatt eine große Summe zur Befreiung der Prinzessin Luise erhalten. Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Gersdorf vom 2. September 1904. Anwesend sind 17 Herren Mitglieder, 3 Mit glieder fehlen entschuldigt, 1 Mitglied fehlt un entschuldigt. Das Kollegium ist beschlußfähig. Der Herr Vorsitzende eröffnet die 11. diesjährige Sitzung. 1. nimmt man Kenntnis, daß die neu auf gestellte Feuerlöschordnung bei der vorgesetzten Be hörde Genehmigung gefunden hat. Für die Pflicht feuerwehr beschließt man entsprechende Abzeichen zu beschaffen. Andere hierbei erforderliche Kleinig keiten sollen durch Herrn Gemeindevorstand Göhler angeschafft werden. 2. Als Spritzenmeister sür die obere Spritze wählt man Herrn Malermeister Weiß und als dessen Stellvertreter Herrn Tischlermeister Uhlig, ferner sür die niedere Spritze Herrn Restaurateur Drechsler als Spritzenmeister und als dessen Stell vertreter Herrn Bäckermeister Kretschmar. 3. beschließt man wegen Fortbestehens des Anlagenregulativs auf das Jahr 1905 bei der Königlichen Amtshauptmannschaft nachzusuchen. 4. Zum Vertrauensmann für die land- und forstwirtschaftliche Berufsgenoffenschaft werden Herr Gutsbesitzer Hermann Martin und als dessen Stell vertreter Herr Gutsbesitzer Werner wiedergewählt. 5. wird als Beratungsgegenstand von der Tages ordnung abgesetzt. 6. Eingänge: a) beschließt man, über sieben Steuerrestanten das Schankhausvcrbot zu verhängen. d ) werden die Kassenabschlüsse auf den Monat August zur Kenntnis gebracht. OerMches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 5. September. * — Ein verregneter Sonntag, das war die Signatur des gestrigen Tages. Infolge der langen Trockenheit hatte sich die Menschheit so an das schöne Wetter gewöhnt und hielt es beinahe für selbstverständlich, daß man mit dem Gegenteil, wie gestern, glaubte gar nicht mehr rechnen zu brauchen. Die heftigen Regengüsse, die nament lich gestern in den Vormittagsstunden wiederholt niedergingen, haben deshalb wohl manche geplante Partie zu Wasser gemacht und den gesamten Aus flugsverkehr gelähmt. Trotzdem wollen wir nicht über das schlechte Wetter schelten, denn dieser Regen ist nicht mit Gold zu bezahlen. * — Kränzchen des Erzgebirgsvereins. Die Mitglieder des Erzgebirgsvereins und besonders auch die Mitwirkenden beim letzten Volksfeste machen wir darauf aufmerksam, daß das diesjährige Vereinskränzchen heute abend 8 Uhr im Saale des Altstädter Schützenhauses stattfindet. * — Der Eängervercin hielt gestern abend unter außerordentlich zahlreicher Teilnahme seiner Mitglieder und deren Frauen im Sladtkeller sein diesjähriges Quartal ab. Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles, zu dessen Schluß das Vor standsmitglied Herr Ed. Just einen mit großem Interesse aufgenommenen Jahresbericht zur Ver- lesung brachte, trat die Fidelität in ihre Rechte. Bei munterem Gesang, humoristischen Vorträgen und heiterer Rede verrannen die Stunden wie im Fluge, und da der vorzügliche Stoff immer wieder durch frischen Anstich ergänzt wurde, also auch für das leibliche Wohl in bester Weise gesorgt war, ist es nicht zu verwundern, daß eS bereits recht spät war, als sich die ersten Lücken in der fröh lichen und heiteren Corona bemerkbar machten. " — Ihr 40jährigeS Stiftungsfest beging gestern im festlich geschmückten Saale des Neustädter Schützenhauses die Gesellschaft „Erheiterung" hierselbst. Eingeleitet wurde dasselbe durch einige von der Vogelschen Kapelle vorzüglich zu Gehör gebrachte Konzert-Pieren. Im Laufe deS Abends ergriff der Vorsteher des Vereins, Herr Fabrikant Theodor Bohne, das Wort zu einer Ansprache, in der er einen kurzen Rückblick auf den Verein entwarf, welcher, im Jahre 1864 gegründet, sich bis auf den heutigen Tag in gutem Einvernehmen zwischen den Mitgliedern behufs Pflege der Ge- selligkeit und des Gesanges erhalten hat. Dabei gedachte er auch mit ehrenden Worten der Mit glieder, welche den Verein mit gegründet haben, und welche heute noch demselben angehören. Es sind dies die Herren G. Weispflog, H. Weispflog, L. Hauk und E. Härtel. Mit einem Hoch auf die Jubilars und die Gäste klang die Rede aus, wo rauf bei einer schneidigen Ballmusik der Tanz seinen Fortgang nahm, welcher die Mitglieder wie Gäste noch lange in fröhlichster Stimmung bei- sammenhielt. x. * — Ein Ueberfall eigener Art ereignete sich vergangene Nacht auf der Chaussee zwischen Wüsten brand und Hohenstein-Ernstthal. Zwei hiesige Weber, die sich nach Hause begeben wollten, machten in der Nähe der Ziegeleien einen kurzen Halt, um sich durch eine Prise für den weiteren Weg zu stärken. Zwei hinzukommenden Arbeitern boten sie gleichfalls eine solche an. Dies wurde ihnen aber schlecht gedankt; denn einer der beiden Fremden versetzte ohne jeden Anlaß dem einen Weber einen wuchtigen Schlag auf den Kopf und brachte ihm überdies noch einige Messerstiche bei. Die beiden so plötzlich Ueberfallenen mußten die Flucht er greifen, benachrichtigten aber sofort die Polizei von dem Geschehenen. Dieser gelang es auch noch während der Nacht, die beiden Unholde auf den sich in der Nähe der Ziegeleien befindlichen Wiesen, wo sie sich Herumtrieben, festzunehmen. Der vom Verletzten als Täter bezeichnete Bursche wurde heute morgen dem Königlichen Amtsgerichte zu geführt, wo ihm Gelegenheit gegeben wird, gründ lich über sein recht wenig dankbares Gebühren nachzudenken. * — Die Unsitte, am Sedantag Feuerwerks körper abzubrennen, die schon so oft, aber, wie es scheint, noch immer nicht genug gerügt worden ist, hätte am Freitag einem hiesigen Oekonomen leicht einen größeren Schaden bereiten können. Als derselbe am genannten Tage gegen Abend mit einem mit Stroh beladenen Wagen durch daS benachbarte Langenbergfuhr,wurde vonKindern ein solch knallendes und kleine Feuereffekte verursachendes Feuerwerks körperchen in der Nähe des vorüberfahrenden Fuhr werkes abgebrannt, sodaß das Stroh Feuer fing. Glücklicherweise wurde der im Entstehen begriffene Brand noch rechtzeitig bemerkt und gelöscht, ehe er größeren Schaden anrichten konnte. Unter dem Hinweis, daß die Eltern für ihre Kinder haftbar sind, sei den ersteren dringend ans Herz gelegt, ihre Kleinen eindringlichst vor diesem scheinbar harmlosen, aber doch so gefährlichen Spielzeug zu warnen, das schon so viel Unglück und Aergernis hervorgerufen hat. * — Ei« wirklich interessantes Schauspiel kann man jetzt täglich am Teiche, welcher in un mittelbarer Nähe des Reichenbacher Gasthofes liegt, beobachten, denn dort treffen regelmäßig bei ein tretender Dunkelheit Tausende und Abertausende von Schwalben ein, um in dem im Teiche wachsen den Schilfe der Nachtruhe zu pflegen und sich für die große bevorstehende Auslandsreise zu rüsten. Hunderte von Menschen umstehen dann den Teich, um die munteren Tierchen in ihrem Treiben zu beobachten. Man glaubt, der ganze Teich sei in Bewegung, in solcher Unmasse fallen die Schwalben in das Schilf ein. 0. 8. * — Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Tapezierers und Möbelhär.dlers Karl Guido Langer hier ist am vergangenen Freitag das Konkursverfahren eröffnet worden. Herr Kauf mann und Lokalrichter Johannes Koch hier wurde zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 19. dss. Mts. bei dem hiesigen Kgl. Amtsgerichte anzumelden. * — Von der Eisenbahn. Am 1. Oktober werden die Personenwagen der sächsischen Staats eisenbahnen, soweit sie nicht mit Linoleumplatten überzug versehen sind, mit Fußdecken belegt werden. Weiter werden sämtliche der Personenbeförderung dienenden Züge in der nächsten Zeit so ausgerüstet werden, daß vom 15. September ab bei Bedarf die Erwärmung der Wagen erfolgen kann. * — Eine vollständige Mißernte der Preißel- beerc« wird aus dem Gebirge gemeldet. Dieser Ernteausfall ist auf die späten Nachtfröste zurück- zusühren, als das Beerenkraut in voller Blüte stand; die anhaltende Sonnenglut hat dann die junge Frucht, wo sie im Ansatz war, vollends ver nichtet. * — Der Evangelische Bund zur Wahrung der deutschprotestautischeu Interessen hält vom 3. bis 6. Oktober d. I. seine 17. Generalver sammlung in Dresden ab. In tiefbewegter Zeit, so heißt es in dem hierzu herausgegebenen Pro gramm, tritt die 17. Generalversammlung des Evangelischen Bundes zusammen. Der deutsche Protestantismus wird jetzt nachdrücklich und rück sichtslos aufgerüttelt, daß er sich auf seine Heils güter besinne und die in ihm ruhenden Kräfte wecke. Konnte man bisher die Augen vor der Größe der drohenden Gefahr noch verschließen: Die Wiederzulassung der Jesuiten ins Deutsche Reich durch die bundesrätliche Aufhebung des be-
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