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HchcnstkinMusWer Anzeiger Tageblatt für Ksh-nstem.KrnMak, Gk-rlungwih, H-rsdorf, Kermsdorf, Wernsdorf, WPmbmrd, Urspmng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim re. Weitverbreitetes Jnseriions-Organ für amtliche «nd Privat-Anzeigen. —— Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeber Abonnement: Bei Abholung monatlich .35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Fnsertiousgebühren: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für -auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm- LV Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 207. Fernsprecher Nr. 151. Dienstag, den 6. September 1904. B-hn»-. s. 31. Jahrgang. Es sind bei uns eingegangen: 1) Nr. 35 bis 40 des diesjährigen Reichsgesetzblattes mit folgendem Inhalte: Gesetz, betr. die Entschädigung für unschuldig erlittene Untersuchungshaft; Verordn, über die teilweise Inkraftsetzung des Gesetzes, betr. die Bekämpfung der Reblaus; Bekanntm., betr. die Erweiterung der Befestigungs anlagen von Posen und ihrer Rayons; Bekanntm., betr. den Beitritt des Königreichs Schweden zur Berner internationalen Urheberrechtsübereinkunft vom 9. September 1886 sowie zu der am 4. Mai 1896 dazu vereinbarten Deklaration; Gesetz, betr. die Gewährung eines Darlehens an das Schutzgebiet Togo; Gesetz, betr. die Uebernahme einer Garantie des Reiches inbezug auf eine Eisenbahn von Dar- es-salaam nach Mrogoro; Gesetze, betr. die Feststellung je eines Nachtrages zum Reichshaushalts-Etat und zum Haushalts-Etat für die Schutzgebiete auf das Rechnungsjahr 1904; Bekanntm., betr. die dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste; Bekanntm., betr. die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Gartenbaues; 2) das 16. Stück vom diesjährigen Gesetz- und Berordnungsblatte für das König reich Sachse», enthaltend: Verordn., betr. die Prüfungsordnung für das bei der Vortragskanzlei und den übrigen Dependenzen des Finanzministeriums angestellte Bureaupersonal; Verordn, über die Prüfung der Apotheker; Verordn., die Beförderung von lebenden Tieren auf den Eisenbahnen betr.; Gesetz, eine Abänderung der Landtagsordnung vom 12. Oktober 1874 betr. Diese Gesetzblätter liegen im Rathause, Zimmer Nr. 1, 14 Tage lang zu jedermanns Einsicht aus. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 2. September 1904. vr. Polster, Bürgermeister. Wr. Bekanntmachung. Der am 31. August fällige 3. Termin Gemeindeanlagen ist spätestens bis zum IT. Septembev 1904 bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist vorzunehmenden Zwangsmittel an die hiesige Gemeindc- kasse abzuführen. Gersdorf, Bez. Chemnitz, am 27. August 1904. Der Gemeindevorstand. Göhler. Die Verlobung des deutschen Kronprinzen. Die am Sonnabend von Schwerin aus ver breiteten Gerüchte von der Verlobung des Kron prinzen Wilhelm mit der Herzogin Cecilie zu Mecklenburg-Schwerin werden jetzt amtlich bestätigt. Ein unS heute früh zugegangenes Telegramm lautet: Berlin, 5. Sept. Die Verlobung des deutschen Kronprinzen mit der Herzogin Cecilie zu Mecklen burg-Schwerin ist gestern nachmittag offiziell bekannt gegeben worden. Die Herzogin ist am 20. September 1886 al« Tochter de« verstorbenen Grobherzog« Friedrich Franz III. geboren, sie ist eine große schlanke Brünette mit sehr sympathischen Geficht«zügen. Prinz Christian von Dänemark ist mit der ältesten Schwester der jugendlichen Braut, der Herzogin Alexandra, vermählt. Wie berichtet wird, hat die Verlobung de« jungen Paare« in Schwertner Hoskretsen vollstän dig überrascht; wenigsten« rechnete man dort nicht mit einem so schnellen Ergebni«. Der Kronprinz hat im Teehau« Müritz, einer großherzogltchen Eremitage an der Ostsee, um die Hand der Prinzessin angehalten. Um 6^ Uhr kehrten die Fürstlichkeiten in« Jagdschloß zurück. Sofort verlangte der Kron prinz nach Depeschenformularen und schrieb die Mitteilung seiner Verlobung an seine Ellern und andere ihm nahestehende Persönlichkeiten. Die Nachricht von der Verlobung deS deutschen Kronprinzen mit der liebreizenden Großherzogin Cecilie von Mecklenburg hat überall in deutschen Landen lebhafte Freude und Zustimmung gefunden; überall heiß« eS, daß die Großherzogin Cecilie die rechte und die würdige Braut des deutschen Kaiser- sohneS sei, die einstmal« auch eine echte und rechte deutsche Kaiserin sein wird. Zu den Kämpfen um Linujang. „Ein Schlachten ist'S, nicht eine Schlacht zu nennen!" Dieses Dichterwort kommt einem in den Sinn, wenn man die Berichte über die nun schon tagelang hin und herwogenden Kämpfe liest, die von dem Gros des russischen und des japanischen Heeres um den Besitz von Liaujang, des Schlüssels der russischen Stellung in der Südmandschurei, ge führt werden und deren entscheidender Ausgang zu Gunsten der Japaner jedenfalls den diesjährigen Feldzug mit der Niederlage der Russen besiegeln muß. Was dann weiter im Buche des Schicksals geschrieben steht, wer mag es wissen? Sicher ist nur so viel, daß die überwiegende Meinung der unbeteiligten Zuschauer des ostasiatischen Krieges zum mindesten sich im Zweifel darüber befindet, ob Japan finanziell und wirtschaftlich gerüstet ge nug und hinlänglich mit Menschenmaterialversorgt sei, um auch bei einer langwierigen Dauer des gewaltigen Völkerringens der erdrückenden Neber macht des russischen Kolosses nachhaltigen Wider stand zn leisten. Dieser Standpunkt wird ins besondere auch von deutschen Militärs geteilt, die im übrigen aus ihrer hohen rückhaltlosen Be wunderung der japanischen Strategie und Soldaten tugenden kein Hehl machen. Daß aber der Krieg sich noch sehr, sehr lange hinziehen werde, wie es gleich bei seinem Beginn von militärischen Autori täten voravsgesagt wurde, dafür sprechen alle An zeichen, und mit dieser Wahrscheinlichkeit verbindet sich die trübe Aussicht auf eine Steigerung der Opfer an Gut und Blut, die dieses fürchterliche Massenduell fordert, ins Ungemessene. Wenn die Phamasie sich den Weg ausmalt, den die kämofenden Heere vom Palu bis Liaujang zurückgelegt haben, so steigt vor ihr ein kriegerisches Nachtstück herauf, wie es packender und greuelvoller selbst der Pinsel eines Wereschtschagin nicht auf die Leinwand hat zaubern können. Glücklich noch diejenigen, die auf jenem von Menschenblut förm lich gedüngten Pfade in offener Feldschlacht fielen, denen eine barmherzige feindliche Kugel in dem Bruchteil einer Sekunde das Lebenslicht verlöschte! Welche Feder aber vermöchte das namenlose Elend der unglücklichen verwundeten, verstümmelten und zerschmetterten Krieger zu schildern, die in ver zehrender Sonnenglut oder im strömenden Regen auf mandschurischem Boden jammernd verschmachte ten? Und zu alledem die beispiellosen, unsere europäischen Begriffe weit übersteigenden Strapazen, welche die Truppen in den endlosen Steppen der Mandschurei über sich ergehen lassen mußten! Erst der unbeschreibliche Sonnenbrand, bei dem die marschierenden Kolonnen im heißen Sande förmlich versanken, und im sengenden, die Augen blenden den und das Atmen hindernden Staube zn ersticken drohten, und dann die trostlose Regenperiode, deren Verwüstungen nach den Berichten von Augenzeugen alles übertreffen soll, was bisher aus den Schilde rungen von Reisenden darüber bekannt geworden ist. Eine öde Wasserwüste rings umher, regelrechte reißende Slröme, in denen die Truppen sich müh sam fortschleppen mußten, durchnäßt am ganzen Leibe, dezimiert von den mit solchen Zuständen unausbleiblich verbundenen Epidemien — und doch kein nennenswerter Stillstand in den militärischen Operationen, rastlos vorwärts, unter blutigen Ge- fechten bis dahin, wo die eisernen Würfel zum ersten großen Hauptschlage ins Rollen gekommen sind, bis Liaujang, wo seit Tagen der Tod eine ausgibige Ernte hält und die Menschen zu Tausenden mit nimmer rastender Sichel dahin mäht . . . O'est la AUkilk! Das ist der grau same, blutige, männermordende Krieg, dessen Schrecken gerade auf dem ostasiatischen Schauplatze so entsetzlich eindrucksvoll hervortreten. Es muß wohl eine unwiderstehliche Gewalt gewesen sein, welche die Japaner angetrieben hat, alles auf des Messers Schneide zu stellen und sich in einen Krieg zu stürzen, über dessen weitaus schauende Gefahren und bergehoch getürmte Schwierigkeiten keine Unkenntnis bei ihnen ob walten konnte. Und in der Tat, wenn man der Sache auf den Grund geht, findet man als das Leitmotiv des japanischen Vorgehens den zwar sehr nüchternen, aber mit der denkbar größten Stoß kraft wirkenden Faktor des Hungers. Die Japaner sind in Wirklichkeit eine ausgehungerte Nation. Seit vielen Jahrhunderten auf ihr engbegrenztes Jnselreich beschränkt, das ihnen kaum das Aller notwendigste zum Leben zu gewähren vermochte, büßten sie im Laufe der Zeit mehr und mehr die Mittel zu einer ausgibigen Volksernährung ein, und darauf wird auch der zurückgebliebene Zustand ihrer körperlichen Ausbildung zurückgeführt, der freilich, was um so mehr Anerkennung verdient, ihrer Kriegstüchtigkeit und ihrer durch einen energischen Willen unterstützten Fähigkeiten zur Er tragung von Strapazen bislang keinen Abbruch getan hat. Die Japaner sind einfach des ewigen Hungers einmal überdrüssig geworden und wollen sich nun in Asien satt essen: das ist der eigentliche Grund des Krieges, dessen Psychologie somit eine „Magenfrage" im allergrößten Stile darstellt. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich zugleich ein Gradmesser für die zähe Hartnäckigkeit, mit der man auf feiten der Japaner bei der weiteren Durchführung ihres heroischen Ringens um Sein oder Nichtsein, bei der Fortsetzung ihres im wahren Sinne des Wortes materiellen Daseinskampfes bis zum bitteren Ende zu rechnen haben wird. * * 4- Neber die letzten Kämpfe liegen heute folgende Meldungen vor: Der russische Oberbefehlshaber General Kuropatkin hatte, wie er in einem Telegramm an den Zaren meldet, Liaujang am 2. September verlassen und sich nach dem einige 20 Kilometer nordöstlich davon gelegenen Kohlenbergwerk Jantei begeben, von wo er mit starken Abteilungen die nachdrängenden und von Ueberanstrengung ermatteten Truppen der 1. japa nischen Armee abzuwehren bemüht war. In Liau jang behauptete sich am 3. September morgens aber noch die russische Garnison. Nach einer gleichzeitigen Meldung des japa nischen Marschalls Oyama war der rechte russische Flügel gleichfalls über den Taitseho zurückgeworfen worden. Auch das Zentrum der russischen Auf stellung hatte den Rückzug antreten müssen. Nach Oyamas Meldung befände sich der Kriegsschauplatz also nicht mehr vor oder um Liaujang, sondern einige Meilen nördlich darüber hinaus. Von dort aus ist auch das Telegramm des Generals Kuro patkin aufgegeben. Im einzelnen heißt es in der Meldung des russischen Oberbefehlshabers: Der heftige Angriff der Japaner am 1. September wurde zurück geworfen. In der Nacht zum 2. September wieder holten die Japaner ihren Angriff und erzielten diesmal einen Erfolg, indem sie ein Regiment in der Richtung auf Sahutun zurückwarfen. Der Rückzug dieses Regiments veranlaßte die andren Truppenteile, ihre Stellungen zu räumen. Gegen Morgen rückten die Truppenteile wieder vor, um die verlorenen Positionen zurück zu erobern. Gegen Mittag des 2. September bildeten die Spitzen der russischen Korps eine einzige Linie und gingen zum Angriff vor, auch die Japaner begannen den Vormarsch. Marschall Oyama setzt das Telegramm Kuro- patkins, das hier abbricht, mit der Angabe fort, der japanische rechte Flügel nahm einen Teil der Höhen westlich von Heiyindai. Der rechte russische Flügel war gleichfalls bereits am Sonnabend über den Taitseho gedrängt. Bis auf einen Teil des Zentrums, der die von Süden nach Nordwesten sich erstreckenden Verteidigungswerke von Liaujang besetzt hielt, waren mithin sämtliche russische Truppen abteilungen am vorigen Sonnabend schon aus den befestigten Stellungen LiaujangS herausgedrängt. Außerhalb derselben leisteten sie zwar noch einigen Widerstand, der Hauptkampf aber war beendigt. Mit dem Beginn der neuen Woche handelte es sich für den russischen Oberbefehlshaber General Kuropatkin jedenfalls nur noch darum, unter mög lichster Schonung der eigenen und möglichster Schädigung der feindlichen Truppen den Rückzug nach Liaujang durchzuführen. Die starke Ermüdung der japanischen Streitkräfte, die ja ungleich härtere Strapazen durchzumachen hatten als die Ruffen, war dem Bestreben Kuropatkins anfänglich günstig. Kuropatkin war aber entschlossen, den Rückzug unter allen Umständen durchzusühren. Er erklärte seinem Stabe, sein Zweck, den Vormarsch der Ja paner nordwärts aufzuhalten, sei erzielt. Aber jetzt sei es unerläßlich, Mukden zu erreichen, und selbst, wenn die halbe Armee dabei geopfert würde, sich den Weg durch den Feind zu bahnen. Einer Londoner Meldung zufolge hat General Kuropatkin die Zusammenziehung aller Kräfte auf der linken Flanke seit dem 2. September persönlich versucht, um Kuroki aus Jantai zu verdrängen. Ein kombinierter Umgehungsversuch mißglückte, da es Kuroki gelang, bedeutende Verstärkungen über den Taitseho hinüberzuziehen. Kuroki hält siegreich die Bahnlinie und die Jantei beherrschenden Höhen. Der Halbkreis der umzingelnden Japaner ist so eng geworden, daß der noch offene Raum im Norden von Liaujang kaum noch 20 Kilometer breit ist. Es tauchen daher auch immer wieder Gerüchte auf, General Kuropatkin werde in west licher Richtung zu entweichen suchen und damit aus chinesisches Gebiet gelangen. Ist General Lene- witsch mit 30 000 Mann unterwegs, so wird Ku ropatkin aber doch wohl mit dessen Hilfe Mukden erreichen, da sich die Japaner, deren Verluste über 25 000 Mann betragen sollen, nicht allzuviel von Liaujang werden entfernen wollen. * * * Der Feldzug in Ostasien ist sür dieses Fahr für Rußland verloren, auch der Fall von Port Arthur, für dessen Entsatz seit der unglücklichen Schlacht von Liaujang keine russische Armee mehr bereit steht, ist in absehbarer Zeit zn erwarten. Das ist die Erkenntnis, die nun auch in Peters burg wach wird und die durch keine Hoffnungen, daß es noch vor Wintersanbruch dem General Kuropatkin gelingen werde, den Mißerfolg von Liaujang gut zu machen, beseitigt werden kann. Der Zar ist tief bewegt. Daß die Zeitungen sich scharf äußern, verbietet die Zensur, aber man hört von mächtigen Vorwürfen, die General Kuropatkin gemacht werden, daß er die Lage nicht besser er kannt. — Die Verluste auf beiden Seiten muffen bald an die 40000 Mann hcran- reichen, da die Erbitterung und die Kampfeswut unbeschreiblich ist. Durch das von den Russen ge räumte Liaujang verfolgen die Japaner in dichten Kolonnen den weichenden Feind, immer bemüht, ihn von seiner natürlichen Rückzugslinie abzudrängen. Wenn die Japaner imstande sind, sofort dem geschlagenen Gegner zu folgen und ihn von neuem anzugreifen, dann kann es bitterbös werden. Und hiermit ist ernstlich zu rechnen, ist dock von der japanischen Heeresleitung sogar die Belage rung der oftfibirischcn russische» Hauptstadt und Eecfestung Wladiwostok beschlossen worden. Auch vor Port Arthur macht die japanische Be lagerungsarmee stetig Fortschritte, 600 Geschütze beschießen die Festung. Die heftigen Rückzugs-Gefechte bei Liaujang dauerten auch am Sonntag fort. Trotz fast übermenschlicher Anstrengungen scheint eS de» Japanern aber doch nicht mehr gelungen zu sein, größere Teile der russische« Armee fest-