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Hohciistciil-Ernstthalcr Anzeiger Tageblatt für Lahenstein-KrnMal, Hkerlungwih, Hersdorf, Aermsdorf, Aernsdorf, Wüstmbrmd, Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche na- Privat-Anzeige«. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeber Abonnement: Bei Abholung monatlich .35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. 25 Mk. excl. Bestellgeld. Nr. 199. Fernsprecher Nr. 151. Sonnabend, den 27. August 1904. M» Fnsertionsgebühre«: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm« 10 Nhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Geschäftsstelle: Bahnstr. 3. 31. JührgÜNg. Hessen verbietet eine unzulässige Demonstration gegen Preußen. Der österreichische sozialdemokratische Abge ordnete Pernerstorffer wollte jüngst in Frankfurt a. M. einen Bericht über die Entwickelung der Sozialdemokratie in Oesterreich halten. Die Frank furter Polizei hatte ihm aber erklärt, er würde als lästiger Ausländer sofort ausgewiesen werden, wenn er in der angekündigten Versammlung das Wort ergriffe. Gleichwohl sprach Pernerstorffer einige Worte, in denen er noch dazu die etwas unschlüssigen Polizeibeamten, die zur Ueberwachung der Versammlung anwesend waren, herausforderte. Nach dem Amsterdamer internationalen Sozialisten tage kam Pernerstorffer nun nach Offenbach um dort seinen angekündigten Vortrag zu halten. Vor her hatte er schon seinen offenen Brief an den Reichskanzler geschrieben. Die hessische Polizei bewies jedoch nicht das von den Sozialdemokraten erwartete Entgegenkommen, sondern teilte Pernerstorffer mit, er würde ausgewiesen werden, wenn er auch nur in der Offenbacher Versamm lung erschiene. Hessen würde keine unzulässige Demonstration gegen einen befreundeten Bundes staat dulden. Zum Aufstand der Herero. Ueber die derzeitige Kriegslage in Deutsch-Süd westafrika bringt die „Dlsch. Kol.-Ztg." einen längeren Artikel, dem wir das folgende entnehmen: Die Ansicht, daß man auch im günstigsten Falle nicht darauf rechnen dürfe, durch die Operationen am Waterberg den Krieg endgültig beendet zu sehen, sondern daß es unter allen Umständen größeren oder kleineren Abteilungen der Rebellen gelingen werde, den eisernen Ring zu durchbrechen und sich im Lande zu zerstreuen, hat ihre Bestätigung durch das Telegramm des Generalleutnants von Trotha gefunden, das am 17. hier einlief. Die Verfolgung ist bereits nach etwa 30 Kilometern (Hamakari- Omutjatjewa) zum Stehen gekommen, und das ist kein Wunder, denn selbst wenn Wasser und Weide dort genügend vorhanden wären, würden die Pferde der verfolgenden Abteilungen nach einem ununter- I brochenen Ritt von 30 Kilometern in Ansehung der so überaus schwierigen Geländeverhältnisse total „ausgepumpt" sein. In Omutjaijewo also stockte die Verfolgung, da Wasser und Weide fehlten. Daß sie nach einer Ruhepause für die Truppen sofort wieder ausgenommen werden und Erfolg bringen wird, steht für uns außer aller Frage. Die Maßregeln des Gegners gehen aber aus der Depesche des Generals von Trotha klar hervor: I Er hat sich geteilt, anscheinend einerseits durch die Erwägung geleitet, daß bei weiterer Flucht nach I Osten — in die Omaheke — größere Massen an I einer Stelle nicht genügendes Wasser finden dürften, l andererseits in der Absicht, auch die Kräfte des Verfolgers zur Teilung zu zwingen. Und in der I Tat wird auch eine Trennung der Truppen statt finden müssen, wenn es nicht etwa gelingt, die Abzugsstraße des Hauptteils der Rebellen mit absoluter Sicherheit festzustellen. In diesem Falle allerdings würde diesem auch die Truppe unge teilt folgen müssen, um sich den bedeutendsten der ihr winkenden Erfolge zu sichern. Wenn wir die Aussichten der Herero in bezug auf ein glückliches Gelingen ihrer Flucht prüfen, so kann nur gesagt I werden, daß diese Aussichten geringe sind. Das wasserarme Sandfeld wird sie über kurz oder lang festhalten. Und zu dem Durst wird sich der Hunger gesellen, dänn daß sie auf ihrer eiligen „panikartigen" Flucht genügend Vieh mit sich führen könnten, I darf als ausgeschlossen gelten. Dabei muß aller dings weiterhin die Frage erörtert werden, ob die Rebellen in der Tat die Absicht haben werden, tiefer in das Sandfeld oorstoßend ostwärts zu fliehen. Es erscheint dies fast undenkbar, denn 240 Kilo meter fast durchweg wasserloser Steppe trennen sie hier von der britischen Grenze. Vielmehr Wahr scheinlichkeit hat es für sich, daß die zersprengten Haufen sämtlich, nachdem sie eine Strecke ostwärts f I geflüchtet sind, einen Haken nach Norden oder Süden schlagen werden, um entweder den Omuramba Uamatako zu erreichen und, an ihm entlang ziehend, den Durchbruch nach Nordosten zu versuchen oder notgedrungen südwärts zu flüchten. Hier, am Omuramba, schlug Estorff bereits am 15. wieder abziehende Herero und brachte ihnen starke Verluste bei. Eine Sperrung der Omuramba-Straße durch starke Abteilungen der Truppe und die Ueber- wachung alllr Wege, die südlich von Grootfontein in nordwestlicher Richtung führen oder den Fluß im Osten begleiten, wird daher volle Aussicht aus Erfolg haben. Daß daneben die unmittelbare Verfolgung des nach Osten abziehenden Gegners nicht fehlen darf, ist selbstverständlich. Die Verfolgung der Herero Die neueste Meldung aus Deutsch-Südwest afrika läßt hoffen, daß die Herero im Südosten vom Waterberg festgehalten und von neuem ge schlagen werden. Wie Generalleutnant von Trotha mitleilt, sind die Abteilungen v. d. Heyde und v. Estorff unter dem Befehl des letzteren vereinigt worden. Hauptmann Fiedler mit der Kompagnie Welk und der 2. Batterie bildet die Militär stalion Waterberg. Brockdorff unter Fiedler deckt mit 60 Mann ehemaliger Besatzung der Station Outjo den Ort Naidaus im Nordwesten von Waterberg. Oberleutnant Winkler mit 50 Mann und einem Geschütz wird von Oljosondu im Südosten nach der Station Epukiro aufbrechen, sobald die Spitze der Abteilung unter Oberst Deimling Offosondu erreicht hat. Hauptmann v. Heydebreck rückt mit der 5. Kompagnie des 2. Feldregiments und neu aufgestellter Artillerie auf Epukiro, etwa 200 Km. südöstlich von Waterberg, um sich den Herero vorzulegen. Major v. Estorff folgt dem Feinde, ihn östlich umfassend, Major o. Mühlenfeld fron tal, Deimling westlich umfassend. Gefallen ist ferner, wie amtlich gemeldet wird, in dem Ge fecht am Waterberg am 11. August der Gefreite der Landwehr Hermann Siegmeyec aus Hinder- weidenthal in der Pfalz, verwundet wurde in demselben Gefecht der Unteroffizier der Reserve Eugen Sönninghaus aus Ehlen im Regierungs bezirk Kassel. * * * Telegraphisch wird uns noch gemeldet: Owikokorcro, 26. August. Das Haupt quartier ist h er eingetroffen und hält sich zum so fortigen Abmarsck nach dem Osten bereit, sobald sämtliche Abteilungen ihre Verpflegung wieder voll ergänzt haben. Starke feindliche Abteilungen sind in der Richtung von Otjikongo und östlich davon als im Rückzüge begriffen festgestellt. Das Detachement Winkler wurde in Otjosondu durch die 6. Kompagnie des 3. Feldregiments und durch eine halbe Batterie verstärkt. Große Aufklärungs abteilungen sind am Feinde. Born russisch-japanischen Kriegsschauplatz. Ucbcr die Lage Port Arthurs lauten die Nachrichten jetzt überwiegend ungünstig. Die Japaner sollen namentlich an der Ostfront dmch die Besetzung mehrerer wichtiger Forts so große Erfolge davongetragen baden, daß ein wir kungsvoller Sturmangriff jeden Augenblick unter nommen werden kann. Neben diesen Meldungen laufen einträchtlich andere einher, die den entgegen gesetzten Eindruck machen und von der Abberufung Nogis, des Befehlshabers der Belagerungsarmee, erzählen. Auch über die im Haffn von Port Ar thur befindlichen russischen Kriegsschiffe lauten die Meldungen widerspruchsvoll. Nach den einen sind die Kriegsschiffe durchaus diensttauglich, nach den anderen vermögen sie überhaupt nicht mehr in See zu gehen; ihre Geschütze seien auf die Forts geschafft worden. Auch über die Vorgänge bei Liaujang herrscht noch immer ein gewisses Dunkel. Eine der „Voss. Ztg." über London zugegangene Niu- tschwanger Drahtung vom 23. August besagt: Der japanische Befehlshaber in Haitschöng zog dahin alle verfügbaren Truppen zurück. Die Truppen werden in kleine Kolonnen geteilt und marschieren nach Norden. An der Westseite der Eisenbahn haben während der verflossenen zwei Wochen min destens 20000 Mann diese Route passiert. Ge legentlich finden Kämpfe mit den Russen in der Nähe von Anschanschan statt. Alles deutet auf eine große Flankenbewegung westlich von Liaujang hin. General Kuropatkin zieht fortgesetzt Reserve vorräte von Liaujang nach Mulden für den Fall, daß Liaujang von den Japanern genommen werden sollte. Ein hartes Urteil. Der Durchbruchsversuch des Port Arthur-Ge schwaders von, 10. August wird im „B. T." vom Grafen Reventlow einer kritischen Prüfung unter zogen, die in dem vernichtenden Uneil gipfelt: Den Russen muß jede Ausbildung und Schulung schien; anders ist dieses vom militärischen Gesichts punkte jämmerliche Schauspiel nicht zu erklären. Die Verwickelungen in Schanghai bcigclegt? Wie die Londoner „Times" aus Petersburg erfahren, ist der russische Kontreadmiral v. Reitzen stein durch einen Befehl des Zaren zur Entwaff nung der nach Schanghai geflüchteten russiscben Kriegsschiffe „Askold" und „Grosowoi" ausgefordert worden. Bestätigt sich diese Nachricht, dann ist die gespannte Situation in Schanghai glücklich überwunden. Bisher hieß es, China hätte den Russen die Erlaubnis gegeben, ihren Aufenthalt in dem genannten Hafen bis zum 28. d. M. auszu dehnen. Die Japaner hätten dieser Langmut gegen über beschlossen, mit einem sofortigen Angriff auf die beiden Kriegsschiffe vorzugehen. Die Kriegs schiffe der fremden Mächte aber seien entschlossen, Japaner und Russen nach Belieben schalten und walten zu lassen und nur bei direkter Verletzung ihrer Jnteresfen Protest zu erheben. Das wäre im Interesse des Weltfriedens ohne Frage das einzig Richtige gewesen. Der Befekl des Zaren aber erledigt alle Wenn und Aber in befriedigendster Weise. Der russische Kreuzer „Diana". In einer weit glücklicheren Lage als der „As kold" und „Grosowoi" ist der russische Kreuzer „Diana", dem es gelang, sofort nach dem Haupt- orte der französischen Besitzungen in Hintermdien, nach Saigon, zu entkommen, wo er noch liegt Nach einer Meldung von dort wurde die „Diana" im Kampfe vor Port Arthur von einem Geschoß unter der Wasserlinie getroffen; ein anderes Ge schoß tötete einen Offizier und 3 Mann und ver wundete 23 Mann. Die „Diana" ging nach Schnntung, wurde aber gezwungen, den Kurs zu ändern, da sie japanische Torpedoboote traf, welche neun Torpedos gegen sie abschossen, ohne sie zu treffen. Es heißt, daß das Schiff jetzt, nachdem es notdürftig repariert ist, nach Europa in See gehen wird. Eine neue Schiffsdurchsuchung kränkt die Engländer. Ihr Dampfer „Asia", von Glasgow nach Kal kutta unterwegs, wurde 60 Meilen östlich vom Kap Vincent von dem russischen Dampfer „Ural" zwei Stunden lang behufs Durchsuchung seiner Ladung und Papiere aufgehalten. Einen Entriistungssturm hat in England die Anwesenheit russischer Kriegs schiffe in den südafrikanischen Gewässern hervor- gerufen. Der Grund liegt darin, daß sich zahl reiche englische Schiffe mit Ladungen, die nach russischer Auffassung Kricgskontrebande darstellen, auf dem Wege nach Japan befinden. Uno da hatten die Londoner Blätter behauptet, die englische Schiffahrt lehne grundsätzlich alle Frachten nach Japan ab; dafür verschifften die deutschen Gesell schaften, die von Rußland bevorzugt würden, Kriegs- kontrebande nach Herzenslust. Die Angst hat den Engländern da wieder ein wertvolles Geständnis abgenötigt. Die englische Entrüstung aber findet darin ihren Ausdruck, daß die britische Regierung sämtlichen und namentlich auch den Behörden der südafrikanischen Häfen verboten hat, ohne ihre vor herige Genehmigung russischen Kriegsschiffen Kohlen zu liefern. Erbauung einer japanischen Freiwilligen- Flotte Aus Tokio wird unterm 24. August gemeldet: Der Marineverein nahm Vorschläge an zur Er bauung einer Freiwilligen-Flotte. Es sollen zehn Schiffe zu je 6000 Tons, deren Kosten sich auf 15 Millionen Den belaufen, gebaut werden. Jede japanische Familie soll 1'/§ Zen dazu beitragen. Sturm im japanischen Meere Im südlichen Teile des japanischen Meeres wütete am 20. August ein Sturm, der in Fusan (Korea) 56 Häuser und 147 Schiffe zerstört und das Kabel Fsushima—Fusan unterbrochen hat. Auch in Moji sind viele Schiffe vernichtet; 67 Per sonen wurden gerettet, viele werden vermißt. Spione unter den russischen Offizieren? Sieben russische Offiziere, darunter ein Oberst, sollen an der mandschurischen Grenze wegen Ver rats erschossen worden sein. Die neuesten Depeschen lauten: Petersburg, 26. Aug. Wie Fürst Uchtomski meldet, verließ das ganze Geschwader Port Arthur, um nach Wladiwostok durchzubrechen. Nachdem es die Minenstelle ohne Unfall passiert hatte, be gann 20 Seemeilen von Port Arthur ein Instän diger Kampf, in welchem die russischen Schiffe keine besonderen Beschädigungen erlitten. Um 5 Uhr nachmittags eröffnete der Feind einen neuen Kampf, welcher bis 7'/r Uhr dauerte und in dem „Zäsa- rewilsch" und „Pereswjet" ernsthaft beschädigt wurden. Die Panzerschiffe „Pereswjet", „Retwi- san", „Pobjeda", „Poltawa", „Sebastopol", der Kreuzer „Pallada" und drei Torpedoboote kehrten nach Port Arthur zurück. Getötet wurden 38 Mann, verwundet 21 Offiziere und 286 Mann. Wie», 26. Aug. Nach einer hier eingetroffenen M.ldung bestätigt es sich, daß die Japaner am Morgen des 21. d. M. das Fort 5 eingenommen hätten. Dasselbe wurde aber am Abend von den Russen zurückerobert. Falls es den Japanern ge lingen sollte, dieses Fort dauernd zu besetzen, so ist der Fall von Port Arthur unvermeidlich. London, 26. Aug. Ein Telegramm aus Schanghai berichtet, daß die Japaner bis unter das Fort 5, dem wichtigsten von Port Arthur, eine Mine gelegt haben. London, 26. August. Nach einem Telegramm aus Tschifu haben die Japaner sich der Forts Drachen und Hahn bei Port Arthur bemächtigt. Petersburg, 26. Aug. Infolge der letzten gewaltigen Regengüsse funktioniert die transsibirische Bahn sehr schlecht. Kuropatkin ist infolgedessen auf die 180 000 Mann, welche er um Liaujang unter seinem Befehl hat, angewiesen. Er will je doch die Japaner angreifen, sobald er die ver langten 120 Geschütze erhalten hat. Petersburg, 26. Aug. Eine Depesche Kuro- patkins, welche bisher in Rußland noch nicht ver öffentlicht worden ist, meldet, daß seine Armee die Offensive ergriffen hat. Paris, 26. Aug. Kurokis Armee begann vor- gestern gegen den linken Flügel der Kuropatkinschen Armee vorzugehen. Der Brigadegeneral Fuschima führt ein starkes Detachement Infanterie mit meh reren Bataillonen Kavallerie gegen die von Kuro patkin östlich von Liaujang ausgestellten russischen Truppen. Man erwartet für morgen eine Aus- dehnung des Gefechts, eventuell das Eingreifen Okus, dessen Armee noch bei Anschanschang lagert. London, 26. Aug. Die Russen haben Liaujang verlassen und sich in Antung verschanzt. Liaujang, 26. Aug. Vorgestern hat südlich von Jsanlingi, 30 Km. südöstlich von Liaujang, von 3—6 Uhr morgens ein scharfes Vorposten gefecht beim Korps Iwanow, früher Korps Keller, stattgefunden. Die Japaner wurden zurückgeschlagen.