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88, 17. April 1812. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. 4769 Albert Langen Verlag kitr Litteratur und Kunst München Ende April wird erscheinen: <I Die Abenteuer des Prinzen Genji (Genji Monogatari) Ein altjapanischer Roman der Murasaki Shikibu Nach dem englischen Text des Suyematsu Kenchio ins Deutsche übertragen und mit einer Einleitung versehen von Maximilian Müller-Jabusch Amschlag- und Einbandzeichnung von Franz Christophe Geheftet 4 Mark 50 Pf., gebunden 6 Mark as „Genji Monogatari" ist eines der berühmtesten altjapanischen Bücher. Es entstand zur selben Zeit, da in Deutschland Krosvilha von Gandersheim ihre lateinischen Dramen im Stile des Tcrenz schrieb. Aber in Japan, dem an Geschichte und Kultur so viel älteren Lande, herrschten zur Zeit der Murasaki Shi kibu ganz andere Zustände als im Vaterlande der Lrosvitha. Es war die Epoche von Japans klassischer Dicht kunst, in der auch ein allgemeiner großartiger Aufschwung des Landes eintrat. Japan hat eine Zeit wie diese bis heute nicht wieder erlebt, und man wird auch in der Geschichte anderer Völker nur wenige Epochen finden, deren Kultur dieser Keian-Zeit, wie die Japaner sie nennen (Keian — Friede), an die Seite zu stellen ist. Man hat sogar die italienische Renaissance und die Zeit des Perikles zum Vergleich herangezogcn, aber am ehesten kann man an das 18. Jahrhundert in Frankreich denken. Denn beide Perioden tragen den gleichen aristo kratischen Charakter, die breite Masse des Volkes hat keinen Anteil an deren Kultur. And wie im Paris des 18. Jahrhunderts, so herrschte auch in Kioto zu Ende des 9. Jahrhunderts am Lose ein Strudel des Ver gnügens und der Lust, der den Adel in eine E>ittcnverderbnis zog, gegen die Murasaki Shikibu, die Dichterin des „Genji Monogatari", mit unantastbarer Reinheit standhielt. Ihr Roman ist ein Spiegel jener Zeit, denn er schildert die mannigfachen Liebesabenteuer des Kaisersohnes Genji, ohne zu beschönigen. Was sie erzählt, erzählt sic mit größter Objektivität und Naturtrcue und bietet so auch ein getreues Abbild der höfischen Kultur jener Zeit. Als Dichterin hat man sie mit Thakeray, Viktor Kugo, Dumas, Cervantes, Boccaccio, der Lady Lamilton und der Scudcry verglichen, womit ihre vielseitige Begabung dargetan ist Sie ist es auch, die den wirklichen Roman, die eigentliche Kunstdichtung als erste für Japan geschaffen. Seit dem Bekanntwerden des Abendlandes mit japanischer Kunst und Kultur ist vieles ins Deutsche übersetzt worden, cs waren aber meist nur neuere Werke. Eine Prosadichtung der klassischen Zeit in Japan wird den deutschen Lesern zum ersten Male mit dieser Aebertragung des „Genji Monogatari" vorgelcgt. And wer sich erst in diese fremde Welt, die schon seit tausend Jahren mit all ihrem Glanz versunken ist, ein wenig eingelebt hat, der wird großen Genuß aus diesem eigenartigen Werke gewinnen. Bezugsbedingungen: i. Komm, mit 25^>, bar mit 33 Partie 7/6 Wir bitten zu bestellen Albert Langen, Verlag, München München, 15. April 1912