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Hchtnstkin-ElMalcr Anzeiger Tageblatt für Laßenst-in-Grnsttkal, Hö-rlungwih, H-rsd-rf, Aermsdorf, M-rnsdorf, WüstNbrmd, Urspmng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. > rm Weitverbreitetes Insertions-Organ ^.r amtliche und Privat-Anzeigen. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegebea. AbottNLment: «ei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. .25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertiousgebühreu: die sechsgespallene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis vor«. Iv Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 185. Fernsprecher Nr. 151. Donnerstag, den 11. August 1904. G-mstD-o-: B°h»ftr.». 31. Jahrgang. Freibank: Heute rohes Rindfleisch, Pfd. 45 Pfg. Die Hohenzoller» Prinzen in Ostafien. Unser Kaiser hat bekanntlich die Entsendung von zwei Prinzen des Hohenzollern-Hauses nach Ostasten bestimmt: sein Schwager und Vetter, der Prinz Leopold, der einzige Sohn des Eroberers von Metz, des Feldmarschalls Prinz Friedrich Karl von Preußen, reist in das russische Haupt quartier, ein Mitglied der süddeutschen Linie der Hohenzollern begibt sich zu den Japanern. Der Grund für diese Prinzen-Misfion liegt auf der Hand; Kaiser Wilhelm II. will seiner Wertschätz ung für die im fernen Osten kämpfenden Parteien durch Vie Persönlichkeit dieser Spezial-Abgesandten Ausdruck geben, und, um die Neutralität beson ders zu betonen, wird den Märschen der Russen, wie denen der Japaner ein Hohenzollern-Prinz folgen. Deutsche Offiziere sind schon in Ostasien, die Entsendung der beiden Prinzen besagt also, daß der deutsche Kaiser diesen Krieg als einen hervorragend wichtigen — militärisch wie politisch — ansieht. Von einem anderen Slaate sind solche besondere Missionen nicht erfolgt; man wird aber daran zu denken haben, wie gerade Kaiser Wil helm 11. der Entwicklung der ostasiatischen Ver hältnisse schon zu einer Zeit seine ganz besondere Aufmerksamkeit widmete, als die Vorkommnisse in diesen weit, weit entfernten Gebieten Europa im allgemeinen recht kalt noch ließen. Daß unser Kaiser mit seiner scharfen Beobachtungsgabe recht behalten hat, haben die Ereignisse uns zur Ge nüge gelehrt. Die Aufgabe der beiden Hohenzollern-Prinzen wird in Ostasien keine leichte, ihr Aufenthalt alles andere eher, denn komfortabel sein. Die beiden Hoheiten werden im Gegenteil mit recht bedeutenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wie sie ein Feldzug in solchen kultnrfernen Gebieten nun ein mal mit Natur-Notwendigkeit mit sich bringt. Der russische Oberbefehlshaber General Kuropatiin hat ja in der Voraussicht, daß er kein erträgliches, oder sagen wir, bestimmtes Quartier haben werde, sich in seinem Salon-Eisenbahnzuge gleich eine Wohnung mit nach dem Osten genommen. Und auf der japanischen Seite sieht es in dieser Be ziehung noch weit trüber aus, so daß also die Hoheiten sehr werden fürlieb nehmen müssen. Selbstverständlich kann dieser Umstand nicht groß ins Gewicht fallen; die deutschen Prinzen sind an militärische Selbsthärien gewöhnt. Wer denkt nicht an die mancherlei Strapazen, deren sich der greise, dreiundsiebzigjährige Kaiser Wilhelm I. im Kriege gegen Frankreich unterzog? Dieser Gesichts punkt wird in den Erörterungen, die sich künftig an diese deutsche Prinzen-Misfion knüpfen werden, also von vornherein fortfallen, wenigstens für deutsche Zeitungsleser; diese werden überzeugt sein, daß sich die beiden Prinzen im fernen Osten ebenso fühlen werden, wie zu Hause: im Dienst! Und was der Dienst bringt, muß ausgehalten werden. Aber auf eins kann man doch außerordentlich neugierig sein, und von diesem Standpunkte aus werden alle fremden, auf den Kriegsschauplatz ent sandten Offiziere, und erst recht die Kriegs-Korre spondenten der internationalen Presse unserm Kaiser ein dreisaches Hurra ob seines Entschlusses, zwei Prinzen seines Hauses nach Ostasien zu ent senden, zurufen. Bisher waren die militärischen Abgesandten, sowie das „Federvieh" der Presse von einem wirklichen, genauen Einblick in die Kriegs-Operationen bei den Russen ziemlich weit und bei den Japanern noch mehr ferngehalten. Daß unter den Armeen des Mikado der Begriff deS „militärischen Geheimnisses" bis zur aller weitesten Grenze ausgedehnt ist, ist bekannt; wer unter den japanischen Truppen vom Kriege etwas hat sehen wollen, war auf das angewiesen, was ihn die japanischen Offiziere sehen ließen. Die Geheimniskrämerei war auf beiden Seiten genial, und es fragt sich doch, wie eS damit werden soll, wenn zwei so hohe Herren auf dem Kriegsschau platz erscheinen. Natürlich haben die Prinzen nicht das mindeste mit einer sofortigen Kritik der Kriegs-Operationen zu tun, aber Prinzen reisen nicht allein, und der außerordentlich mißtrauische japanische Charakter vermutet am Ende doch manches, .... wenn nicht bis zum Eintreffen der Hoheiten der Krieg in seinen großen Zügen entschieden ist. Aber auch dann wird die Auf- meiksamkeit des deutschen Kaisers empfunden werden. Die englische Tibet expedition und Rußland. Petersburg, 10. August. Zu anderer Zeit hätte die Nachricht vom Eintreffen der englischen Tibet-Expedition in der heiligen Stadt hier großes Aussehen erregt. Jetzt aber spricht man fast gar nicht davon. Man zweifelt nicht daran, daß der Dalai-Lama sich den englischen Forderungen unter- werfen wird und daß er in eine halb vasallen mäßige Abhängigkeit zu Indien treten müsse. Petersburg, 10. August. Die Beziehungen zwischen England und Rußland sind noch immer gespannt. Infolgedessen werden die Sicherheits maßregeln, welche für die Küstenstädte in der Ostsee, namentlich für Kronstadt, angeordnet sind, ausrecht erhalten. In Kronstadt beleuchten nachts Schein werfer den Eingang des Hafens, während am Tage ständig Wachtposten patrouillieren. Zuv Ermordung Plehwes wird über Wien gemeldet: Aus besonderer Quelle verlautet, daß der Zar, als er von der Beerdigung Plehwes zurückkehrte, in seinem Ar beitszimmer im Palais zu Peterhof ein Manifest der russischen Revolutionäre fand, in welchem die Gründe der Ermordung Plehwes auseinanderge- sitzt waren und gleichzeitig erkärt wurde, daß die Terroristenpartei in Ausführung des Beschlusses ihres Aktionskomitees fortfahren werde, alle Hinder nisse und Personen zu beseitigen, welche der Be freiung des russischen Volkes von der Despotie im Wege stehen. Da sämtliche Zugänge zu dem Palais und besonders zu den Gemächern der Zarenfamilie aufs strengste bewacht werden, so kann das Stück Papier nur im Einvernehmen mit einem höheren Offizier in das Arbeitszimmer des Kaisers eingeschmuggelt worden sein. Der Zar übergab das Dokument dem Justizminister Murawiew und beauftragte ihn, die Untersuchung selbst zu führen. Der Palaiskommandant General Hesse soll feines Amtes enthoben werden. Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß Personen des unmittelbaren Sicherheitsdienstes das ominöse Schriftstück versaßt und auf den Schreib tisch des Zaren gelegt haben. Von ähnlichen Einschüchterungsversuchen existiert bereits eine Reihe von Beispielen. Bom russisch-japanischen Kriegsschauplatz liegen eine Anzahl Nachrichten vor, die zwar nicht gerade von Kciegsereignissen Kunde bringen, aber immerhin ganz interessant sind. So erfährt man z B. von einem Erlaß des Zaren an die Besatzung Port Arthurs. Kaiser Nikolaus sagt da, er sei überzeugt, daß sich die Besatzung der heiligsten Ueberlieferungen Rußlands würdig zeigen und die Festung mit Tapferkeit, Entschiedenheit und Treue verteidigen werde. Von den Offizieren erwartet er, daß sie die Soldaten ermahnen werden, die Fahne auf dem kleinen Teile Rußlands, der gegen wärtig vom Mutterlande getrennt ist, hoch zu halten. Auch General Kuropatki« hat an die Besatzung Port Arthurs ein Schreiben gerichtet, in dem er sie auffordert mutig zu bleiben, da er ihr vor dem Monat August nicht Hilfe bringen könne. Als Kuropatkin seinen Brief schrieb, glaubte er also, spätestens im August mit den Japanern in der Mandschurei fertig zu werden und nach Liautung oder gar bis zur Kwantung- Halbinsel vordringen zu können. Einen Erlaß haben auch die Japaner und zwar in Niutschwang zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Sie erklären darin, daß Japan den Krieg nur zu dem Zwecke unternommen habe, um das Volk vor der russischen Tyrannei zu retten und die Mandschurei, die Heimat der chinesischen Dynastie, wieder frei zu machen. Schließlich fordert die Proklamation Gehorsam gegen die japanischen Gesetze. — Das heißt in der Tat, mit der Wurst nach der Speckseite werfen. Nur um Chinas willen führt Japan den opferreichen Krieg. Solche Un eigennützigkeit und Hochherzigkeit erfordert doch gewiß Dank. Der russische Kapitän Potte, der dieser Tage in Petersburg eingetroffen ist, hatte Gelegenheit, in Port Arthur den General Stössel und in Liaujang den Oberbefehlshaber Kuropatkm zu sprechen. Er versichert, daß beide Heerführer guten MuteS seien. Kuropatkin habe zwar Tag und Nacht zu arbeiten, dennoch erscheine er keineswegs marode und elend, sondern erfreue sich der günstigsten geistigen und körperlichen Frische. Die Gerüchte vom Selbstmorde General Stöffels, des Kommandanten von Port Arthur, wollen in Tokio nicht zur Ruhe kommen; dennoch entbehren sie durchaus der Begründung. Die Lage in Port Arthur. Ein russischer Milizoffizier namens Sudra, der am 4. August mit Depeschen an den Stadthalter Alexejew und den General Kuropatkin Port Arthur verließ, machte dem „Daily Telegraph"-Korre- spondenten in Tschifu folgende Mitteilung über oie Lage in Port Arthur: Lebensmittel sind in der Festung reichlich vorhanden, Kohle und Munition werden jedoch knapp. Falls die japanischen Vev- stärkungen schnell eintreffen, ist die Einnahme Port Arthurs unvermeidlich. Vom 2. bis zum 29. Juli fanden beständig Kämpfe statt, bevor die Japaner den Wolfshügel und den Grünen Berg eroberten. Sine Kompagnie Japaner wurde von den Russen zwischen zwei Feuer gefaßt und dann mit dem Bajonett angegriffen. Von der ganzen Kompagnie blieben nur 7 Mann am Leben Als die Japaner die Höhen stürmten, ließen die Russen einen wahren Hagel von Steinen auf sie herniedergehen, der Hunderte von ihnen erschlug. Die Russen haben 10 Geschütze im Stich lassen müssen. Der deutsche, der französische und der amerikanische Militärattache erreichten Sudra, um mitzuteilen, daß sie wohlauf sind. Neber die letzten Kämpfe berichtet General Alexejew in einem Telegramm an den Zaren folgendes: Generalleutnant Stössel meldet vom 27. Juli: Heute von 5 Uhr an eröffnete der Feind aus einer starken Batterie das Feuer gegen unsere ganze Front. Darauf ging er zu Angriffen auf der ganzen Front, besonders gegen den Berg Jupilatsu (17 Werst von Port Arthur), über. Gegen 8 Uhr abends war der Feind mit ungeheueren Verlusten auf der ganzen Linie zurück geschlagen. Ich bleibe in meinen Stellung n. Zwei Tage Haven wir uns auf unseren vordersten Positionen gegen einen bedeutend stärkeren Feind gehalten. — Vom 30. Juli meldet Generalleutnant Siössel: Heute um 4 Uhr früh begannen die Japaner, ungefähr fünf Divisionen stark, den Angriff g gen unsere Stellungen auf den Wolfsbergen, 8 Werst von Port Arthur. In Anbetracht der großen Ueberlegenheit des Feindes und unserer schwachen Stellungen erhielten unsere Truppen den Befehl, sich in keinen Kamps einzulassen und sich auf die nächsten Positionen zurückzuziehen. Der Rückzug wurde in vollständiger Ordnung ausgeführt, wobei die Artillerie zur Deckung desselben ein wirkungs volles Feuer gegen den Feind eröffnete und seinen zum Stehen brachte. Unsere Verluste sind noch nicht festgestellt, aber jedenfalls gering, die Verluste der Japaner dagegen sehr bedeutend. Die Japaner verfügten in den Kämpfen am 26. und 27. Juli über ungefähr 70000 Mann und eine bedeutende Anzahl von Belagerungsgeschützen. Die Stimmung der Truppen ist ausgezeichnet. Der Gesundheits zustand ist gut. * * * Die neuesten Depeschen lauten: Petersburg, 10. August. Die Ostseeflotte geht demnächst nach dem fernen Osten ab, wahrscheinlich am 16. August. Der Kommandeur, Admiral Roschdjestwensky, hat bereits seine Flagge auf dem Schiffe „Sumarow" gehißt. Die Flotte soll in 69 Tagen ihren Bestimmungsort erreichen. Fall- bis dahin Port Arthur sich halten sollte, dürfte dann der Krieg schnell zu Ende geführt werden. Andernfalls müßte die Flotte in den Hafen von Wladiwostok einlaufen, der bereits im November zufriert. Dadurch könnte die Lage kritisch sein. Tokio, 10. August. Der Kapitän deS ge sunkenen Transportschiffes „Jdzum Maru" meldet aus Tomsk, seine ganze Besatzung, 14 Offiziere und 50 Mann, seien gerettet und wohlauf. 13 Offi ziere, darunter 4 Europäer von der „Sodo Maru", seien gleichfalls wohlauf in Tomsk. Petersburg, 10. August. Man versichert hier, daß die Armee Kuropatkins bis Ende August 400 000 Mann zählen wird. Dies ist der Zeit punkt, den Kuropatkin, als er Petersburg verließ, als denjenigen bezeichnete, wo seinem Plane gemäß erst der eigentliche Feldzug beginnen sollte. In ungefähr 2 Wochen stoßen zu Kuropatkins jetzigem Bestand noch 150 000 Mann. Petersburg, 10. August. In militärischen Kreisen versichert man, daß bedeutende Truppen massen unter dem Befehl des Generals Linewitsch aus Wladiwostok Kuropatkin zu Hilfe kommen. Petersburg, 10. August. General Sacharow berichtet, daß die Lage bei Liaujang unverändert sei. Es hätten nur kleinere Scharmützel statt- gesunden, ohne bedeutende Resultate. Petersburg, 10. August. Am Sonnabend hatte Kuropatkin eine Unterredung mit dem Statt halter Alexejew, worauf er nach Mulden zurück kehrte. Die russischen Truppen ziehen sich in die Gegend von Liaujang zurück und dürsten dort vor- läufig verbleiben. London, 10. August. Nach Meldungen aus Tschifu wütet vor Port Arthur neuerdings ein schwerer Kampf. Es wird starker Geschützdonner vernommen. London, 10. August. Die „TimeS" melden aus Tokio: Japanische Osfiziere dementieren das Gerücht, wonach die Japaner bei Port Arthur große Ve> lüfte gehabt hätten. Paris, 10. August. Während der letzten 48 Stunden gelang es Kuroki, seine Armee ohne An fechtung in eine Mukden bedrohende Aufstellung zu bringen. Nach einer Privatmeldung haben die Forts von Port Arthur einige japanische Kriegs schiffe beschossen. Der „Jtsukusidima" soll schwer beschädigt sein. In Söul wird bestätigt, daß die Verbindung mit Gensan unterbrochen sei. Auf einem Umwege aber traf aus Söul die Nachricht ein, daß russische Kriegsschiffe vor Gensan erschienen und sich mit den Japanern engagierten. Das Resultat des Kampfes ist noch unbekannt. Wien, 10. August. Auf der hiesigen japa nischen Gesandtschaft ist bisher keinerlei Bestätigung eines Gerüchtes von der Gefangennahme Kuro palkins eingetroffen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 10. August. *— Was die Ferien kosten. Diese Frage sucht ein französisches Blatt zu beantworten. Es beziffert die Ausgaben, die in Europa durch die Ferien veranlaßt werden, auf 760000000 Francs jährlich. Das wären mehr als 2 Millionen täglich und 100 000 Francs stündlich, die die Gesamtheit der europäischen Touristen in den Ferien ausgibt. Den Winter bringt man an der Riviera und in Italien zu, den Sommer am Meere oder in den Bergen; während des ganzen Jahres halten sich Reiche oder Wohlhabende irgendwo außerhalb der Stadt auf, je nach ihren Mitteln. Die Landleute verbringen ein bis zwei Wochen in den großen