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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.07.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190407052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19040705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19040705
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-07
- Tag 1904-07-05
-
Monat
1904-07
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.07.1904
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Zweigverein des Evangelischen Bundes z« Hohenstein-Ernstthal Zur evimgeltsche» Bewegung in Oesterreich Daß die evangelische Bewegung in Oesterreich, wenn auch langsam, so doch stetig fortschreitet, be weisen folgende Berichte: 1. Uebertritte. Türmttz: Pfingstsonntag 6. Die Türmitzer evangelische Gemeinde zählt etwa 180 Seelen. Vor 2 Jahren waren kaum 10 bekannt. Die Gottes dienste werden auf einem Tanzsaal abgehalten. Karbitz: Pfingstsonntag 13 Personen. Wesche»: 5. Das Evangelrum schreitet hier auch im bürger lichen Leben von Sieg zu Sieg. Unter-Maxdorf (Isergebirge): Die Zahl der Uebertritte ist seit einigen Tagen auf 50 gestiegen. Cilli: Im Mai 7 Personen. Marburg: 20, 8 Männer, 5 Frauen, 7 Kinder. Im Pfarrsprengel Marburg sind im Mai 22 Personen übergetreten. Triest: 5. Juni 7 Herren, 3 andere Personen Ende Juni. Bezirk Hohenstadt: 3. 2. Kirchevbaute«, Predigtstationeu. Grulich: 29. Mai Grundsteinlegung der evang. Kirche. JoachimStal: 5. Juni Grundsteinlegung zur evang. Heilandskirche. Falkenau: 19. Juni Einweihung der neuerbauten Christuskirche. Preff- nitz, Heimat der weltbekannten böhmischen Musi kanten: Am Pfingstmontag Predigtstation gegründet. Gottesdienste im Turnsaal. Oberleutensdorf: Am 8. Mai fand die feierliche Konstituierung der evangel. Predigtstation statt. Oberleutensdorf, zur Pfarrgemeinde Brüx gehörig, zählt unter seinen 13000 zumeist römisch - katholischen Einwohnern 250 Protestanten. Turnau: 29. Mai erster evan gelischer Gottesdienst. Königsberg an der Eger: Der evang. Kirchenbauverein beschloß, mit dem Bau der neuen Kirche sobald als möglich zu be ginnen, damit sie noch dieses Jahr unter Dach kommt. — Die Angaben machen keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da uns die letzten Berichte aus der österreichischen Diaspora noch fehlen. 3. Pfarrer Uuguad in Klostergrab. Die evangelische Auferstehungs-Gemeinde in Klostergrab unternahm am 2. Juni einen Ausflug nach dem 5 Stunden entfernten Rechenberg in Sachsen, wo sich auch ihr früherer Pfarrer Un- gnad, jetzt in Niederwürschnitz, einfand. Etwa 50 Evangelische, auch einzelne Katholiken, zogen aus Klostergrab, Kosten, Ullersdorf, Osegg, Tura und Leitmeritz mit der Bahn, zu Wagen und zu Fuß am Morgen des 2. Juni durch die herrlichen Berge und Wälder des Erzgebirges über die sächsische Grenze. Nachmittags ^,4 Uhr eröffnete derKlostergraberVikar in dem großen Saale des Erbgerichts den Familien abend. Er erinnerte daran, daß jetzt den Evan gelischen im Reiche ein ähnlicher Kampf um Religion und Volkstum auferlegt sei wie den Oesterreichern. Er ermahnte zu brüderlichem, tatkräftigem Zusammenschluß aller Anwesenden zu diesem Kampfe. Herr Pfarrer Ungnad setzte in längerer feuriger Rede diese Gedanken fort, be sonders auf die Notwendigkeit des Evangelischen Bundes hinweisend. Eine ergreifende Nachfeier fand am nächsten Tage in Klostergrab statt. Herr Pfarrer Ungnad suchte zum ersten Male wieder die Stätten auf, an denen er vom Herbst 1900 bis Sommer 1902 in Segen gewirkt und von denen ihn die Gewalt hinweggerissen hatte. Möchten die mahnenden und werbenden Worte der Rechenberger Redner, tatkräftig mitzuarbeiten im Kampfe gegen den Ultramontanismus, recht beherzigt werden. Deutsch-evangelischer Christ: Es ist die zwölfte Stunde! Heimatsfest in Waldenburg. Das liebliche Muldenstädtchen glänzt seit Sonn abend im herrlichsten Festschmuck. Jede Straße, jedes Haus ist mit frischem Grün und bunten Fahnen geschmückt, und manch herzlicher Sinnspruch grüßt die zahlreichen Gäste, die sich gestern und heute zur Feier des Heimatsfestes eingefunden haben. Die rechte Heimatsstimmung und das Heimat gefühl kamen bereits am Sonnabend abend im Begrüßungskommers im Rathaussuale und Schön burger Hofe zum Ausdruck. Die Leipziger Lands mannschaft überreichte bei dieser Gelegenheit ein Bismarckbild von Lenbach für den Ratssitzungssaal, das von der städtischen Verwaltung dankbar ent gegengenommen wurde. Besondere Liebe zur alten Heimat kam durch zahlreiche Begrüßungstelegramme und Geldspenden für Ortsarme und Bedürftige zum Ausdruck. Herr Seminardirektor a. D. Mertig- Dresden übersandte u. a. 300 Mark für die Zwecke des Waldenburger Frauenvereins, Herr Rentier Pätzmann, Ehrenbürger der Stadt Waldenburg, 3000 Mark zu Unterstützungszwecken. Am Sonntag früh fanden Gedächtnisfeiern auf den Friedhöfen in Waldenburg und Altstadt- Waldenburg statt. Vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag strömten von allen Seiten Fest besucher herbei und besonders in der Zeit von 12 bis 3 Uhr boten sämtliche Zugangsstraßen zur Stadt das Bild einer Völkerwanderung. Zu Fuß, zu Rad, zu Wagen aller Art (vom einfachsten Leiterwagen bis zur eleganten Herrschaftskutsche), ja selbst per Automobil kamen — außer den zahl reichen Fremden, welche die Bahn brachte — die Festbesucher von weit und breit nach der Stadt. Auch aus unserem Hohenstein-Ernstthal dürften einige Hundert Festgäste anwesend ge wesen sein. Den Höhepunkt am Festsonntage bildete am Nachmittag der historische Festzug. Der Festwagen mit Ratspersonen in der Kleidung vergangener Zeiten, die historischen Gruppen der Schützen gesellschaft, die Reiter und Wagen der Altenburger in Landestracht, die mannigfachen Gruppen der altberühmten Waldenburger Töpferinnung, eine Schiebockspost vonWaldenburg-Penig.die Kommunal garde und die Festwagen in moderner Ausstattung erregten berechtigtes Aussehen und gaben beredtes Zeugnis von der Liebe und Aufopferung der drei Ortschaften Stadt Waldenburg, Allstadt und Alt- Waldenburg für das treffliche Gelingen des Heimats festes. Ein allgemeiner Kommers und allerlei Volsbelustigungen beschlossen die Feier am Sonntage. Heute Montag finden turnerische Aufführungen der Seminaristen und Schulkinder und ein gemein samer Ausflug nach Grünefelde und in die Glänzelei statt. Oertliches und Teichfisches. Hohenstein-Ernstthal, den 4. Juli. * — Die Rose«, die den Frühling in seiner größten Pracht zeigten, haben den ersten Flor über wunden, sie blühen ab. Dank der Kunst des Gärtners fehlt es den ganzen Sommer hindurch bis tief in den Herbst hinein nicht an Rosen, aber der erste volle, wunderbare Flor ist es nicht mehr, es ist ein schöner Ersatz des ganzen ersten Rosen- Reichtums, aber es ist eben immer nur ein Ersatz. Daß wir im Zeichen der Reife, der Ernte sind, wird dafür immer klarer, der Garten und der Wald spenden ihre Beeren, die Heide gibt die allbeliebte blaue Frucht, die Lippen und Zunge mit ihrer Farbe zeichnet, und der Acker gewährt uns die ersten neuen, frühen Kartoffeln. * — Ehrenbürger Hermann Säuberlich -j-. Einen herben Verlust hat unsere Stadt durch den gestern abend 6'/^ Uhr erfolgten Tod des Herrn Fabrikbesitzer Hermann Ferdinand Säuberlich er litten. Sein wohltätiger und gemeinnütziger Sinn machte sich auf den verschiedensten Gebieten unseres öffentlichen Lebens geltend. Erinnert sei nur an die der Stadt Hohenstein-Ernstthal zur Anlegung eines Stadtparkes gemachte Stiftung von 10 000 Mark, ferner an die den Gemeindediakonien der Altstadt und der Neustadt gemachten Zuwendungen von je 2000 Mark und an die Zuweisung von 500 Mark an den Jünglingsverein der Altstadt. Als langjähriger fachmännischer Direktor der hiesigen Webschule überließ der Verewigte lange Zeit die aufgestellten Jacquardmaschinen nebst Zubehör der Schule zur unentgeltlichen Benutzung, um dieselben dann der Schule ganz zu schenken. Kein Wunder ist es deshalb, daß dem Heimgegangenen bei Leb zeiten vielfache Ehrungen zu teil wurden. So war er u. a. seit langer Zeit Ehrenmitglied des Militär vereins Altstadt, an seinem 25jährigen Geschäfts jubiläum, das er leider nichl lange überlebt hat, wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Hohenstein- Ernstthal ernannt und endlich machte ihn die hiesige Weberinnung vor nicht allzu langer Zeit zu ihrem Ehrenmeister. Groß war auch das Ansehen und die Beliebtheit, die Herr Säuberlich bei seinen Beamten und Arbeitern genoß, war er doch allen ein treuer, väterlicher Berater und ein leuchtendes Beispiel für unermüdlichen Fleiß und treueste Pflichterfüllung. Sein Andenken wird in allen Kreisen unserer Bevölkerung ein gesegnetes bleiben. * — Verhaftung. Infolge einer gestern abend in einem hiesigen Lokale stattgefundenen Schlägerei mußte ein hiesiger Einwohner verhaftet werden. Derselbe setzte seiner Verhaftung großen Widerstand entgegen und dürfte nicht nur wegen der Schlägerei, sondern auch wegen des der Staatsgewalt entgegengebrachten Widerstandes eine strenge Strafe zu gewärtigen haben. * — Neue Erhebungen über die Kinder- Arbeit, Aufwartung, Kinderpflege, Beschäftigung mit land- und forstwirtschaftlichen Arbeiten sind gemäß einem vom Reichstage gefaßten Beschlusse vom Reichskanzler soeben angeordnet worden und sollen bis zu diesem Herbst durch die Lehrer vor genommen werden. Es soll festgestellt werden, in wievielWochen und wieviel Stunden täglich dieKinder beschäftigt werden, bis zu drei Stunden oder über drei Stunden täglich. Ebenso soll die Beschäftigungsdauer in den Ferien genau ermittelt werden. Bei der landwirtschaftlichen Arbeit soll festgestellt werden, worin dieselbe bestand. Wenn bei der häuslichen Kinder-Aufwartung ebenfalls nur drei Stunden, wie es scheint, erlaubt werden sollen, wird es da mit überhaupt wohl aus sein. * — Ein neues Fünfmarkstück wird nach der „Schles. Ztg." geplant mit demselben Feingehalt, demselben Mischungs-Verhältnis wie das gegen wärtige, darnach auch von dem gleichen Gewicht, nur „etwas kleiner und dafür dicker" als dies. Dann nennt es der Volksmund sicher den „Knopf". * — Die Zahl der Unfälle beim sächsischen Bergbau im ersten Halbjahr 1904, welche bei der Sektion VII der Knappschafts-Berufsgenossen schaft zur Anzeige gebracht worden sind, betrug insgesamt 2 259. Im gleichen Zeitraum des Vor jahres sind 2066 Unfälle angezeigt worden, ihre Zahl ist demnach um 193 d. s. 9,3 Proz. gestiegen. Von den Unfällen ereigneten sich 1962 beim Stein kohlenbergbau, 149 beim Braunkohlenbergbau und 148 beim Erzbergbau. Entschädigt wurden im ersten Halbjahr 1904 insgesamt 175 Unfälle (gegen 180 im Vorjahre). Von den entschädigten Unfällen kommen 134 (gegen 143 im Vorjahre), auf den Steinkohlenbergbau, 26 (gegen 24) auf den Braunkohlenbergbau und 15 (gegen 3) auf den Erzbergbau. Es ist demnach ein Rückgang um 5 entschädigte Unfälle eingetreten. Der Rück gang entfällt ganz auf den Steinkohlenbergbau, bei welchem um 9 Unfälle weniger zu entschädigen waren als im Vorjahre, während die Zahl dieser Unfälle beim Braunkohlen- und beim Erzbergbau um je 2 zugenommen hat. Von den entschädigten Unfällen hatten 16 den Tod der Betroffenen zur Folge. Die Zahl der tödlichen Unfälle hat dem nach gegen das Vorjahr, in dessen erstem Halbjahr 22 tödliche Unfälle zu entschädigen waren, um 6, d. s. 27,3 Proz., abgenommen. Von den tödlichen Unfällen ereigneten sich 10 (gegen 16 im Vorjahre) beim Steinkohlenbergbau, 5 (wie im Vorjahre) beim Braunkohlenbergbau und 1 (ebenfalls wie im Vorjahre) beim Erzbergbau. Die häufigste Ur sache der entschädigungspflichtig gewordenen Un fälle war, wie auch in den Vorjahren, Zusammen- bruch, Einsturz und Herabfallen von Gegenständen (Stein- und Kohlenfall). Verletzungen durch Schlagwetterexplosionen sind nicht vorgekommen. Von jugendlichen Arbeitern unter 16 Jahren haben 2, von weiblichen Arbeitern 1 entschädigungs pflichtige Unfälle erlitten. — 8. Der Verband sächsischer Industrieller hielt in den letzten Wochen in Falkenstein und Lengenfeld i. V. Versammlungen ab, an denen Industrielle der genannten Orte und benachbarter Ortschaften teilnahmen. In Falkenstein leitete Herr Landtagsabgeordneter Fabrikbesitzer Bleyer, in Lengenfeld Herr Fabrikbesitzer Stadtrat Baumgärtel die Versammlung. An beiden Orten legte der Syndikus des Verbandes, Herr Dr. Stresemann- Dresden, die Zwecke und Ziele des Verbandes unter eingehender Bezugnahme auf sächsische Steuer- und Wirtschaftsfragen dar. Seine Ausführungen fanden einmütige Zustimmung und führten dem Verbände eine größere Anzahl neuer Mitglieder zu. Für den Herbst und Winter dieses Jahres werden weitere Versammlungen dieser Art in allen größeren In-' dustrieorten Sachsens abgehalten werden. lH Gersdorf, 4. Juli. Der hiesige Kirchen vorstand beschloß in seiner letzten Sitzung für die Kirche nebst Pfarrwohnung die elektrische Beleuch tung. Die Kirche wird zwei Bogenlampen erhalten. Mit dem Schulvorstand steht man noch wegen Licht und Kraft in Unterhandlung. Im September bereits soll der ganze Ort mit elektrischem Licht und Kraft versorgt sein. * Riederlungwitr, 2. Juli. Am Hellen lichten Tage, gestern vormittag 11 Uhr, drangen zwei im Alter von 25 Jahren stehende Männer, nachdem es ihnen gelungen war, den den Eingang ver sperrenden Riegel zurückzudrängen, in das Haus eines Brunnenbauers, wo sie alles durchwühlten und schließlich ein Paar neue Schnürschuhe und einige Mark bares Geld sich aneigneten. Sie flüchteten sodann in der Richtung nach Reinholds hain-Ebersbach zu. Der Diebstahl ermangelte übrigens auch nicht eines komischen Zwischenfalls. Als die Frau des Brunnenbauers die Einbrecher gewahr wurde, forderte sie einen in der Nähe des Hauses stehenden jungen Mann auf, jene zu ver folgen und zu versuchen, eines von ihnen habhaft zu werden. Diesem Ersuchen willfahrte der junge Mann auch sofort, wer aber nicht wiederkam, war dieser hilfsbereite Jüngling, der als Komplize während der „Arbeit" seiner Freunde draußen Schmiere gestanden hatte. * Lichtenstein, 2. Juli. An amtlichen Geldern in ungefährer Höhe von 100 Mark hat sich ein seit mehreren Jahren beim hiesigen Stadtrate in Stellung befindlich gewesener 17 Jahrer alte Schreiber K. vergriffen. * Glauchau, 2. Juli. Den an der Linie Glauchau-Gera postierten Bahnwärtern Dinger und Werner ist wegen ihres entschlossenen Handelns am 7. August bei der Rettung zweier Kinder aus der Gefahr, von einem Eisenbahnzuge überfahren zu werden, nicht nur die Anerkennung der Staatsbahn-General direktion ausgesprochen, sondern auch eine Geld belohnung bewilligt worden. * Zwickau, 2. Juli. Der flüchtige Sparkassen kassierer Gustav Colditz aus Niederplanitz wird in allernächster Zeit dem hiesigen Untersuchungsge richt zugesührt werden. Wie unsern Lesern er innerlich sein dürfte, wurde Colditz Mitte Mai d. I. in Monaco, wo er die Stelle eines Küchen jungen angenommen hatte, verhaftet. Daß der Defraudant nicht schon längst hinter Schloß und Riegel sitzt, ist lediglich eine Folge notwendig ge wordener Verhandlungen wegen der Auslieferung. Zwischen dem Fürstentum Monaco und dem Deutschen Reiche besteht kein Auslieferungsvertrag; man mußte daher, wie in allen Fällen, in denen mit dem in Frage kommenden Staat kein Vertrag besteht, auch hier seine Zuflucht in dem Ersuchen nehmen, den Verbrecher unter Zusicherung der Gegenseitigkeit ausgeliefert zu erhalten. Diesem Er suchen wird in der Regel stattgegeben, wenn eine Auslieferung nach >den Gesetzen des betr. Landes zulässig erscheint und sonst keine Bedenken vor handen sind. Das Fürstentum Monaco hat die Auslieferung Colditz genehmigt. Es genügten aber nicht die Verhandlungen mit Monaco, sondern es kommen auch alle die Staaten hierbei in Be tracht, durch welche der Transport des verhafteten Colditz führt. Ueber den Weg ist leider nichts Bestimmtes zu erfahren gewesen, mutmaßlich wird derselbe zum großen Teil durch Frankreich führen; soviel aber steht fest, daß auch diese notwendig gewesenen Verhandlungen sämtlich dazu geführt haben, daß in allerkürzester Zeit die Auslieferung Colditz an deutsche Behörden erfolgen wird, und dann ist es ja nur noch eine Frage von Stunden, bis Colditz vor dem zuständigen Richter steht. * Zwickau, 3. Juli. Der Kaufmann H., In haber eines bekannten Schokoladengeschäfts, ist in Begleitung seiner Verkäuferin und unter Mit nahme von 12 000 Mk. und Wertpapieren durch- gebrannt. H. ist verheiratet. * Chemnitz, 2. Juli. Anläßlich der Zu sammenkunft ehemaliger „134er" zum I. Regiments- Appell prangt unsere Stadt im Flaggenschmuck. Bereits im Laufe des heutigen Vormittags trafen die ersten Festteilnehmer, die in einer Zahl von 2000 Personen hier erwartet werden, mit den Zügen von auswärts ein. Die städtischen Gebäude sind ebenfalls beflaggt, außerdem hat die Ver waltung an der Carolastraße, unweit des Haupt bahnhofes, eine Ehrenpforte errichten lassen. Der erste gemeinsame Einmarsch der „134er" in die Stadt erfolgte nachmittags kurz nach 3 Uhr, der zweite abends '^6 Uhr. Beide Male schritt die Kapelle des 10. Jnf.-Regts. No. 134 in Uniform mit ihrem Leiter, Herrn Kgl. Musikdirigenten Alfred Jahrow, voran. Abends 8 Uhr folgte im Festlokal „Kaufmännisches Vereinshaus" der Fest kommers, dem ein sehr abwechslungsreiches Pro gramm zugrunde lag und bei welchem die „134er" aus Plauen i. V. konzertierten. * Chemnitz, 3.Juli. Die Glasergehilfenhaben beschlossen, von heute, Montag, ab in den Streik zu treten, da die Meister alle Forderungen abge- lehnt haben. — Das neuerbaute, große prächtige Kaiserliche Oberpostdirektions-Gebäude wurde am Freitag eingeweiht. Die Baukosten betragen rund 700 000 Mk., außer dem Grund und Boden, den die Stadt Chemnitz dem Reichspostfiskus unent geltlich überlassen hat. * Hainichen, 2. Juli. In recht unliebsamer Weise hat sich in unserer Umgebung die befürchtete Bornaische (Pferde-)Krankheit ausgebrettet. In Bockendorf sind ihr bereits drei, in Riechberg eins und in Langenstriegis vier Pferde zum Opfer ge fallen. * Plauen i. V, 2. Juli. Ein 34jähriger Tamburierer von hier hat sich gestern abend in der Nähe des Tenneraberges von dem 10 Uhr 40 Min. vom oberen Bahnhofe abgehenden Personenzuge in selbstmörderischer Absicht überfahren lassen. Ihm wurde der Kopf vom Rumpfe getrennt. * Eibenstock. Am Donnerstag früh ist hier das Gasthaus „Deutsches Haus" mit dem Ball saal vollständig niedergebrannt. Der herrschenden Windstille ist es zu danken, daß das Feuer nicht weiter um sich griff. * Pausa. Der praktische Arzt Dr. med. Lanzke, der vor ungefähr sechs Monaten von hier fortge gangen war, um in einer Nervenheilanstalt Heilung zu suchen, hat sich in Leezen bei Segeburg, wo er den Arzt Dr. Griebel, der sich auf der Hochzeits reise befand, vertrat, erschossen. Der so jäh aus dem Leben geschiedene Mann litt an Verfolgungswahn. * Sehma. Der Gutsbesitzer Richard Max Süß hier wollte sich am Donnerstag abend kurz vor dem Schlafengehen noch einmal von der Ordnung des Stalles überzeugen, als er, sich im Stalle be findend, von seinem Pserde in den Unterleib ge schlagen wurde, sodaß er nach qualvollem Leiden am Freitag nachmittag verstarb. Der Verstorbene stand im schönsten Mannesalter von 32 Jahren. Der Familie wendet sich allgemeine Teilnahme zu. * Königswalde. Als gestern das dreijährige Kind des Fleischers K. vor dem Hause spielte, klagte es plötzlich über Schmerzen in der Hand. Wie sich herausstellte, war das bedauernswerte Kind von einer Kreuzotter gebissen worden, welche bis in die unmittelbare Nähe des Hauses gekommen war. Durch die Fürsorge des sofort herbeigerufenen Arztes blieb das Kind vor weiterem Schaden bewahrt. Dieser Fall möge bei der jetzigen heißen Jahres zeit zur Warnung dienen. * Dresden, 2. Juli. Unter der positiven Arbeit, welche der Landeskulturrat für das König reich Sachsen im Interesse der Landwirtschaft leistet, steht nicht an letzter Stelle die Kontrolle des Handels mit Düngemitteln und Kraftsuttermitteln. So hat der Landeskulturrat laut Bekanntmachung mit 74 Düngemittelfirmen und 68 Firmen für Kraftfutter mittel einen Vertrag abgeschlossen, durch den sich diese Firmen der vom Landeskulturrat errichteten Kontrolle ihrer Produkte unterwerfen. Jeder sächsische Landwirt hat das Recht, von diesen Ge schäften gekaufte Waren bei der Königl. landwirt schaftlichen Versuchsstation zu Möckern oder der Agrikulturchemischen Versuchsstation zu Pommritz auf die Einhaltung der geleisteten Garantie unter Einsendung eines vorschriftsmäßig gezogenenMusters und eines entsprechend ausgefüllten Musterziehungs- zeugniffes, für welches die Kontrollfirmen ein Formular bei jeder Lieferung mitsenden müssen, unentgeltlich nachuntersuchen zu lassen. Soweit Düngemittel in Frage kommen, haben sich die Vertragsfirmen verpflichtet, im Falle eines durch die Untersuchung festgestellten Minderwertes der gelieferten Ware eine Entschädigung nach den hier für aufgestellten Bestimmungen zu leisten. Was die Futtermittel anlangt, so sind die Vertragsfirmen verpflichtet, diese ohne Kosten für den Käufer wieder zurückzunehmen, wenn sie verdorben, nicht rein oder nicht richtig bezeichnet sind, bezw. eine Entschädigung zu leisten, wenn die Nachuntersuchung einen geringeren Gehalt an den wertbildenden Nährstoffen ergibt, als in der Garantie angegeben wurde. Die Namen der fraglichen Firmen sind vom Landeskulturrat veröffentlicht worden. Die ganze Einrichtung bildet nicht nur einen Schutz der Landwirte, sondern sie dient auch zum Schutze solider Firmen gegen die marktschreierischen Reklamen von Schwindelfirmen. * Dresden. Es ist hier keir Geheimnis mehr, daß die Mietpreise bei der letzten Grundstückskrise erheblich gefallen sind. Der Preisrückgang beträgt öfters 20 und mehr Proz. Wohnungen, die früher 750 Mk. kosteten, sind jetzt schon für 600 Mk. zu haben. Die Hauswirte scheinen an einen noch weiteren Mietrückgang zu glauben, denn sie legen Wert darauf, zu diesen niedrigen Mietpreisen recht langfristige Mietverträge abzuschließen. Einiger maßen erstaunlich ist, daß auch im Stadtinnern von dem Sinken der Bodenrente altbekannte Wirt schaften getroffen werden. So mußte dem Wirte des „Kaiserpalastes" am Pirnaischen Platz seine Pacht um jährlich 15,000 Mk. ermäßigt werden. Auch der Inhaber des Restaurants „Zum Amts hof" zahlt nicht mehr so viel Pacht wie früher * Leipzig. Der 75 000 Mark-Gewinn der letzten Völkerschlacht-Denkmalslotterie ist bekanntlich von einer Kellnerin eingeheimst worden, welche das Los von einem Landwirt als Geschenk erhalten hatte. Ueber die ganze Angelegenheit schien sich ein interessanter Rechtsstreit entspinnen zu wollen, da über die Lose eines Bankbeamten durch einen dritten rechtswidrig verfügt worden war, indessen ist am Donnerstag abend durch die bereits in Tätigkeit gekommenen Rechtsanwälte ein Vergleich dahin zustande gekommen, daß dem Bankbeamten 10 000 Mk. ausgezahlt wurden, während die Kellnerin im Besitz von 65 000 Mark verbleibt. * Leipzig, 4. Juli. Auf dem Floßhofplatze in der Nähe der Albertstraße in Leipzig erfolgte vorgestern der Zusammenstoß zweier Motorwagen der großen Leipziger Straßenbahn. Der Zusammen prall war trotz des beiderseitig gegebenen Kontre- drucks äußerst heftig, so daß die Insassen der Wagen von den Sitzen stürzten und ein Teil de Glasfenster klirrend in Trümmer ging. Leides r
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