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HohtnsttiMmstthckrAnztM Tageblatt für Laßenstein-Krnsttkal, GLerlungwih, Kersdorf, Lermsdorf, Aernrdorf, WüstNbM d, Urspmng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grnmbach, Tirschheim re. — > — Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche und Privat-Anzeigen. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeber Abonnement: Bei Abholung monatlich .35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich I. M. 25 Pfg. 25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertiousgebühren: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum sür den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Auuahme der Inserate für die folgende Nummer bis vor«. 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. N?. 164. Fernsprecher Nr. 151. Sonntag, den 17. Juli 1904. G-MM---: s-hnst-. s. 31. Jahrgang. Bekanntmachung. Die Kinder des verstorbenen Privatmannes Franz August Bucher haben zum ehrenden Andenken an ihren Vater eine Franz August Bucher-Stiftung in Höhe von 4000 Mark errichtet. Die Zinsen hiervon sollen teilweise zu Weihnachtslegaten, teil weise zum Besten der Altstädter Gemeindediakonie, teilweise zum Besten des Schubertstiftes verwendet werden. Wir bringen diese Betätigung edler Menschenfreundlichkeit und regen Gemeinsinns hiermit zur öffentlichen Kenntnis und sagen auch an dieser Stelle unseren aufrichtigsten, herzlichsten Dank. Hohenstein-Ernstthal, den 16. Juli 1904. Der Stadtrat. Das Stadtverordneten-Kottegium. vr. Polster, Bürgermeister. E. Redslob, Vorsteher. Die Wassersteuer auf die Monate April bis mit Funi 1904 ist längstens bis zum 25. Juli 1904 bei Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung an unsere Stadtsteuereinnahme — Rathaus, Zimmer Rr. 2 — abzuführe«. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 12. Juli 1904. vr. Polster, Bürgermeister. Gßlr. An der Bahre Ohm Krügers. Am Fuße ragender Alpenkegel, in dem lieblichen Clarens hat sich das Auge geschlossen, das so tief und so weit zu schauen vermochte, ist der Mund verstummt, der so überzeugend und so feurig zu reden vermochte, ist das Herz stille gestanden, in dem Geradheit und Frömmigkeit, Tapferkeit und hingebende Vaterlandsliebe zu innigstem Bunde ver mählt waren. Ja, in dem alten Ohm Krüger ist ein Mann zu Grabe gegangen, wie sie immer seltener und daher kostbarer werden. Staunend richten wir den Blick zu dieser Größe empor, die vom schlichten Hirtenbuben zum Präsidenten einer Re publik emporgestiegen ist, dem die ganze zivilisierte Welt Hochachtung und Bewunderung zollte. Bewegt waren die Jugendjahre dieses wunder baren Mannes: Dem unerträglichen Druck der eng lischen Herrschaft weichend, zog er mit seinen Eltern auS Kapland nach Natal, von dort nach der Orange- Republik, um endlich im Transvaal zu landen und festen Fuß zu fassen. Schon als Kind sog er den Haß gegen England ein; er erinnert uns in dieser Beziehung an Hannibal. Auch er hätte sich lieber den Tod gegeben, wie jener, als daß er sich dem Feinde unterworfen hätte. Stahlhart schliffen die Jugendjahre, die unter Jagd und Kriegsgefahren verliefen, den Mann. Krüger hat uns selbst von seinen Jagden erzählt, 30 bis 40 Elefanten hat er erlegt, mehrere Flußpferde und fünf Löwen. Den ersten als Junge von 14 Jahren. Ein schlimmeres Jagdabenteuer hatte er mit einem Rhinoceros, das ihn beinahe zermalmt hätte. In den Kriegen der Buren gegen die Ein geborenen übernahm Krüger früh die Führung, in den Kämpfen der Jahre 1880 und 1881, in denen es galt, die englische Herrschaft abzuschütteln, stand er an erster Stelle. In den annähernd 20 Jahren, die dem Befreiungskriege folgten, war Krüger die leitende und maßgebende Persönlichkeit in der Süd afrikanischen Republik. Ihm hatte der ausstrebende Freistaat alles zu danken. An das schwere Geschick, das englische Gold- und Ländergier über das freie Transvaal heraufbeschwor, kann man immer nur mit neu aufflammender Entrüstung denken. Wie der alte Krüger diese Vergewaltigung ertragen hat, daS weiß nur er allein. Hätte er sein Leben tausend mal dahin geben können, er hätte tausendmal freudig sein Herzblut verspritzt für die Unabhängigkeit der TranSvaal-Republik. Fünf blühende hoffnungs volle Söhne starben in dem Kriege den Helden tod ; der alte Krüger hätte den Schmerz überwunden, wenn er nur das Vaterland damit hätte retten können. Seine treue Lebensgefährtin, die gute „Tante Sanna", raffte der Tod dahin, während Ohm Paul Rettung und Hilfe in Europa für sein bedrängtes Volk suchte. Welche Enttäuschungen, welche Ver zweiflung folgten! Aber der Alte verbiß den Schmerz, kein Klagelaut drang über seine Lippen. Im Innern aber wühlte es um so mehr, und der Jammer brach ihm das Herz. Sein Name aber bleibt unvergessen. Einen Toten beweinen wir und wir begrüßen einen Unsterblichen. * * Clarens <Kanton Waadt), 16. Juli. Die Auf bahrung der Leiche Krügers ist so einfach wie mög lich. Die Leiche wurde gestern mittag schon in einen dreifachen Sarg gelegt und in die Leichen kammer auf den Friedhof in Clarens überführt, wo sie bleibt, bis entweder die Uebersührung nach Transvaal gestattet oder definitiv die Beisetzung in Holland beschlossen wird. Von privater Seite sind zahlreiche Beileidstelegramme, von den Re gierungen keine Telegramme eingegangen. Von den Staatsoberhäuptern kondolierte nur Präsident Loubet. London, 16. Juli. Den Morgenblältern zu folge wurde im gestrigen Ministerrate beschlossen, die Uebersührung der Leiche des Expräsidenten Krüger nach Südafrika zu gestatten. Diesbezügliche Telegramme sind sofort nach Südafrika gesandt worden. Aus Johannesburg wird mitgeteilt, daß der Gouverneur bereits die Erlaubnis zur Beisetzung der Leiche erteilt hat. Puris, 16. Juli. Der Nachlaß des Präsidenten Krüger wird auf 10 Millionen Franks geschätzt. Dieses Vermögen soll unter verschiedenen Namen bei europäischen und amerikanischen Banken depo niert sein. Das Schiedsabkommen zwischen Deutschland und Großbritannien. Der „Reich«anzeigei" veröffentlich! da« Schieds abkommen zwischen Deutschland und Großbritannien vom 12. Juli. Die deutsche Regierung und die großbritannische al« Mitunterzeichner de« am 29. Juli 1899 im Haag unter,pichnelen Abkommen« zur sried- ltchen Erledigung internationaler Streitfälle haben in der Erwägung, daß die hohen vertrugschlteßenden Teile durch Artikel 19 de« Abkommen« sich vorbe halten haben, ein Uebereinkommen abzuschlteßen, um alle Fragen einer SchiedespreLung zuusühren, die dieser nach ihrer Ansicht unterworfen werden können, die Unterzeichneten ermächtigt, folgende« Abkommen zu schließen: , Artikel 1: Streitige Rechtsfragen uno Streitfragen, die sich aus die Butlcgung der zwischen beiden vertragschließen den Teilen bestehenden Verträge beziehen, sollen, sofern sie nicht aus diplomatischem Wege haben erledigt werden können, dem durch da« Abkommen vom 29. Juli 1899 eir.grs-tz'en ständigen Schicdr- hos im Haag überwiesen werden. Dabei ist jedoch voraulgesetzt, daß solche Streitfragen nicht die vitalen Interessen, die Unabhängigkeit oder Ehre der beiden vertragschließenden Staaten berühren und nicht die Jntereffm dritter Mächte angehen. Artikel 2: In jedem Emzelsalle sollen die vertragschließenden Teile, bevor sie den ständigen Schiedthos anrusen, einen besonderen Schiedivertrag abschließen, der den Streitgegenstand, den Umfang der Befugnisse der Schiedsrichter und die Fristen klar bestimmt, die sür die Bildung de« Schiedsgericht« und die verschiedenen Abschnitte de« Verfahren« sestzusctzen sind. Artikel 3 . Dar gegenwärtige Abkommen wird sür 5 Jahre, vom Tage dec Unterzeichnung ab, geschlossen. Metternich. Lanidowne. Bom russisch-japanischen Kriegsschauplatz. Auf dem Kriegsschauplätze macht sich fortgesetzt ein langsames, aber stetiges Vorrücken der japa nischen Streitkräfte bemerkbar, denen die russischen Streitkräfte, ohne bisher ernstlichen Widerstand ge- leistet zu haben, ausgewichen sind. Ein langsamer Rückzug liegt im Interesse des russischen Ober befehlshabers General Kuropatkin, der jetzt täglich Verstärkungen aus Rußland erhält. Die russischen Operationen würden vielleicht auch heute schon er folgreicher sein, wenn in der obersten Kriegsleitung nicht ein verhängnisvoller Dualismus herrschte und Anordnungen Kuropatkins häufig durch den Stell vertreter des Zaren, den unfähigen Admiral Alexejew, umgestoßen würden. Auf Port Arthur sind japanischerseits schon wiederholt, und zwar bereits seit dem 4. Juli, Sturmangriffe unter nommen worden, wenn die von russischer Seite darüber eingelaufenen Berichte zutreffen. An scheinend sind dabei auch die Verluste der Japaner sehr große gewesen, geben doch die Ruffen die ihrigen auf 2000 Tote und Verwundete an. Daß der japanische Verlust bei einem einzigen dieser Angriffe 30 000 Mann an Toten und Verwundeten betragen hätte, ist bisher unbestätigt geblieben und beruht auch ganz gewiß auf Uebertreibung. Wie energisch die Russen vorgehen und wie erfolgreich sie sich zu schlagen verstehen, zeigt nachstehendes Petersburger Telegramm, das uns gestern nach Redaktionsschluß zuging und des halb nur noch in einem Teile der gestrigen Nummer Aufnahme finden konnte: Petersburg, 15. Juli. Wie aus Mukden gemeldet wird, haben die rus sischen Besatzungstruppen von Port Arthur die Ostseite des Lunfanta-Passes und die dortigen den ganzen Paß beherrschenden Höhen erstürmt, wobei die japanischen Truppen 2000 Tote und Ver wundete hatten. Die 2 japanische Armee des Generals Oku ist über Kaitschou hinaus vor gedrungen und hat einige Positionen nördlich da von eingenommen. Bei Taschitschiao dürfte sie auf schärferen Widerstand der Russen stoßen. In Niutschwang, das sich seit einigen Tagen im Besitze der Japaner befindet, hat Frankreich den Schutz der russischen Staatsangehörigen übernommen. * * * Die neuesten Depeschen lauten: London, 16. Juli. Einer Meldung aus Tokio zufolge werden die Japaner nach der Einnahme von Mukden Rußland eine Art Ultimatum mit für dasselbe annehmbaren Bedingungen unterbreiten. Um die Einnahme von Mukden zu forcieren, wird Marschall Oyama die japanische Armee von ver schiedenen Punkten aus die Stadt angreifen lassen. Petersburg, 16. Juli. Admiral Skrydlow meldet aus Wladiwostok, daß ein Teil der Wladi wostokflotte an der Küste der Insel Hokkaide kreuze, um den Transport der auf dieser Insel befindlichen japanischen Truppen zu verhindern. Paris, 16. Juli. Einer Privatmeldung aus Söul zufolge beginnen die Russen in bisher nicht wahrgenommener Stärke von ihrer Operationsbasis Kyungsung am Tumenflusse einen energischen Vor- marsch zur Invasion Nordkoreas in der Absicht, durch diese Operation die Absichten der Japaner gegen Wladiwostok zu vereiteln. Auch die Draht linie Wladiwostok—Kyungsung wird stark befestigt. Die koreanische Bevölkerung wird durch diese Vor bereitungen sehr beunruhigt, da auch von der See seite ein russischer Angriff droht Man glaubt in Söul, daß das japanische Gewährenlassen nun ein Ende hat. In Söul besteht eine aus Eingeborenen gebildete Gesellschaft, welche bezweckt, daS Recht der kleinen Besitzer gegen die viel böses Blut machenden Japaner zu schützen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 16. Juli. *— Die nun schon monatelang anhaltende Trockenheit ist für einzelne Landwirtschaft-- und Gärtnereibetriebe schon recht verhängnisvoll ge worden. In verschiedenen Orten deS Lande- sind bereits Quellen und Brunnen versiegt und viel fach dürfen letztere nur stundenweise in Betrieb genommen werden. Ein Gang durch Feld und Flur überzeugt, daß alles nach Nässe lechzt; welk und dürr hängt an vielen Baum- und Slrauch- arlen das Laub herunter, während die Wiesen an sonnigen, wasserarmen Stellen wie verbrannt da liegen, immer lästiger wird die Staubplage auf dem Lande, vor allem auf den vielbefahrenen Straßen und Chausseen; das Spazierengehen wird einem fast verleidet. Und trotzdem ist immer noch keine bestimmte Aussicht, daß es einen Witterungs umschwung gibt. Vorgestern glaubte man mit ziemlicher Bestimmtheit, auf ein Gewitter rechnen zu können, die Wolken standen schon drohend genug am Himmel, aber wieder, wie schon so ost, zer- streule sich das Gewölk, und gestern wie heute brennt die Sonne wieder mit tropischer Glut auf die labungsbedürftige Menschheit hernieder. — Auch die deutschen Wasserstraßen versiegen immer mehr. Es sind nicht nur die Bäche, die wenig Wasser führen, sondern auch die Flüsse und selbst die große» Ströme, wie Elbe und Oder. Vielfach hat der Personen- und der Frachtverkehr eingestellt werden müssen; schwerer wirtschaftlicher Schaden ist die Folge, zahlreiche Arbeiter sind brotlos ge worden. Dabei ist das Ende der Kalamität noch gar nicht abzusehen. Man muß weit zurückgreifen, um ähnliche Verhältnisse geschildert zu finden. Im vorigen Jahre das schreckliche, verheerende Hoch- wasser, in diesem Jahre der große Wassermangel, beides elementare Ereignisse, denen der Mensch schwach und hilflos gegenübersteht. Ein kleiner, vorübergehender Regen könnte auch gar nicht Wandel schaffen. Es müßte schon längere Zeit hindurch und kräftig regnen, um den normalen Zustand wiederherzustellen. Eine weitere Folge der Dürre sind die vielen Brände; sie mehren sich in auf fälliger Weise. Besonders über Feld- und Wald brände ist in der letzten Zeit berichtet worden. WaS Unachtsamkeit — Fortwerfen noch brennender Streich hölzer oder glimmender Zigarrenstummel —, Mut willigkeit oder gar verbrecherischer Trieb nicht oer- Ursachen, das besorgen die Lokomotiven mit ihrem Funkenauswurf, trotz aller Vorsichtsmaßregeln. Auch Typhusepidemien sind eine Erscheinung dieses Sommers. Diese Erkrankungen sind auf daS Ver siegen der Brunnen zurückzuführen. — Eigentümlich ist, daß dieses Jahr alle Erfahrungen im Stich lassen, die sonst von vielen Seiten hochgehalten werde". Vom Siebenschläfer und vom Mond wechsel, der vorgestern stattfand, soll ganz abge sehen werden; denn über deren Einfluß auf die Gestaltung des Wetters sind die Gelehrten ja noch nicht einig; aber auch andere Anzeichen für daS Wetter versagen jetzt vollständig. So zeigten sich in den letzten Tagen schon mehrmals die CirruS- oder Haufenwolken, die sonst fast immer innerhalb verhältnismäßig weniger Stunden Regen im Ge- folge haben; diesmal verschwanden jedoch die Wolken, und mit dem Regen war es nichts. Auch die alte Erfahrung, daß es bald regnet, wenn sich die Sperlinge und andere Vögel im Staube baden, wird diesmal zu Schanden, und so manches Anzeichen, auf das mancher bisher glaubte schwören zu dürfen. Dabei ist eS auffällig und nicht normal, daß die Nächte ver-