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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.07.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190407014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19040701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19040701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-07
- Tag 1904-07-01
-
Monat
1904-07
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.07.1904
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die Kreuzer de- dortigen Geschwaders nach der letzten EMedition noch der gründlichen Reparatur bedürfen, um K« für die bevorstehenden ernst« Opttätione« fähig zu machen. Die Schiffe müssen grÄMich gereinigt und die Maschinen montiert werd«. Auch müssen die Kreuzer einzeln auf Dock geh« behufs Reinigung der Unterseeteile. Dies wird mindest«- ein« Monat beanspruchen. So lange könnten die Kreuzer nicht auslaufen Auch di« Torpedoboote brauchen eine ähnliche Zeit, um die Folgen deS Sturmes bei der letzten Aus fahrt auSzubessern. Petersburg, 30. Juni. Mitteilungen aus guter Quelle bestätigen den Rückzug KuropatkinS. Kaiping ist vollständig geräumt. Die Ruffen ziehen sich vom Hügellande immer mehr zurück. Kuro- patkin hat seinen Zweck erreicht, nämlich die Truppen GtackelbergS zu retten und zieht sich nunmehr nach Liaojang zurück. Die japanischen Linien erstrecken sich von Föngwangtschöng bis in die Nähe von Niutschwang. Lond«», 30. Juni. »Daily Expreß", meldet auS Tschifu: AuS Port Arthur kommende Chi nesen behaupten, die japanische Flotte habe am Sonntag von früh bis abends ohne Unterbrechung die Festungswerke bombardiert. Chinesen haben ein chinesische- Kriegsschiff, welche- Havarie er litten hatte, nach Nagasaki abschleppen sehen. Loudon, 30. Juni. Nach weiteren hier ein getroffenen Meldungen auS Tokio find die von den Japanern bei Port Arthur erstürmten Festungs werke keine Forts, sondern drei an der äußersten Verteidigungslinie etwa 7 Kilometer entfernt vor- geschobene Erdwerke. Loudo», 30. Juni. Die „Morning Post" meldet au- Liaojang: Hier ist unter militärischer Eskorte eine Anzahl Chinesen eingetroffen, die der Spionage zu Gunsten der Japaner überführt sind. Sie haben den Japanern in der Schlacht bei Wa- fangou mittels Signalen die Stellung der russischen Batterien und die deS Armeekommandos anaezeigt. DaS Kriegsgericht hat sofort über die Chinesen entschieden und der Urteilsspruch, der auf Er hängen lautete, wurde sofort vollstreckt. Die strengen Verfügungen in dieser Hinsicht sind spe ziell von General Kuropatkin erlassen worden. Tokio, 30. Juni. Die Japaner nahmen und besetzten Chikwan, eine weitere Station in der Richtung auf Port Arthur. Die im Hafen von Dalny versenkten Minen sind jetzt zum größten Teile beseitigt worden, sodaß die Schiffahrt dort nunmehr frei ist. Tokio, 30. Juni. Die gestern verbreiteten Ge rüchte, daß das Wladiwostokgeschwader an der Küste der Insel Desto erschienen sei, haben bis jetzt keine Begründung gefunden. Znm Aufstand der Herero. Generalleutnant von Trotha hat die Herero« nun fest in der Klemme. Ein Ausbrechen ist nach dm Seiten hin, an welchen es wirklich Aussicht auf Erfolg hätte haben können, total ausgeschloffen. Der Angriff selbst soll bekanntlich erst erfolgen, «mn alle von dem Oberbefehlshaber erbetenen Nach schübe an Truppen und Artillerie zur Stelle sein «erden, womit dann General von Trotha über 9000 Mann versagen wird. Verstorben ist infolge eines Unglücksfall« der Leutnant Haas, früher im 47. Infanterie-Regiment. Der Reiter Max Wunderlich starb am Typhus. Zu Feldpostkarte« an die Truppen in Deutsch-Südwestafrika find be kanntlich besondere Formulare hergestellt, die zum Preise von S Pfennigen für je 10 Stück von den Postanstalten abgegeben werden. Neben diesen Formularen können aber auch die gewöhnlichen un gestempelten Postkartenformulare unter Abänderung der Bezeichnung „Postkarte" in „Feldpostkarte" weiter Verwendung finden. Interessant ist eine Schilderung de» dentscheu südwestafrikauische« Schutzgebiete- in einem englischen Blatt, die ganz ander« klingt, als manche andere, sehr absprechende Beurteilung: „Es ist weder ein ödes Land, wie die «eisten Leute denken, noch ist es ein blühender Garten, wie andere es gefunden haben, wohl aber ist es ein Land, da« große Möglichkeiten für Viehzucht und Schaf- und Straubenfarmen eröffnet, wmn es von einer weißen Raffe bevölkert sein wird. Der nördliche Teil, Herero- und Ovambo-Land, zeigt bemerkenswerte Fruchtbarkeit. Große Strecken bilden vorzügliche« Weideland» auf dem Taufende Haupt Rindvieh ge deihen, und es gibt dort einen Ueberfluß an Wasser, da« während der Trockenzeit in den Wasserläufen ein paar Fuß unter dem Erdboden leicht gefunden werden kann." — Unsere Schutztruppen haben nun allerdings in Gegenden zu operieren gehabt, in welchen es mit dem Wasser weniger gut stand. Okahaudja, 30. Juni. Der Händler Wallaca, ein Engländer, der durch Heirat nahe mit dem Oberhäuptling der Aufständischen, Samuel, verwandt und der bisher gezwungen wurde, dem Räuber- Häuptling überallhin zu solgen, traf gestern mit der von Samuel ebenfalls gefangenen Frau Bremer au« Otjusongatu und Raloff, au« Gobabt« vom Water berg kommend, tn Omaruru ein. Ihre Vernehmung dürfte Interessante« ergeben. Oertltches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 30. Juni. * — Während in der Kleidermode sich manche Auffälligkeiten breit machen wollen, die aber der gesunde deutsche Geschmack bisher mit Erfolg bekämpft hat und hoffentlich auch weiter bekämpfen wird — z. B. ist die wiederholt als bevor stehend angekündigte neue Krinolinen-Mode immer noch abaewehrt — vollzieht sich in der Einrichtung unserer Wohnungen erfreulicherweise immer weiter der Fortschritt zu einer rechten deutschen Gediegen heit, die alle prunkvolle Ueberladung zurückweist, sich von der Rücksichtnahme auf die Forderungen der Gesundheitspflege und einer schönen Einfachheit leiten läßt. DaS Zeitalter der sogenannten „guten Stuben", der für jeden täglich« Verkehr gesperrten Salons ist vorüber, vorüber auch die Aufspeicherung von allen sonderbaren Dingen und Möbelstücken, die nur zum Besehen, aber nicht zum Benützen da waren. Heute gilt der Grundsatz, daß die Zimmer dazu da sind, um bewohnt zu werden, nicht um hinter verschlossenen Türen und verdunkelten Fenster- Vorhängen sich selbst überlassen zu bleiben; heute oll Licht in alle Räume, und darum werden die chweren Portieren rc. immer mehr auf den Aus- terbeetat gesetzt. Auch die Möbel sollen wirklich »enützt und verwendet werd«, ihren Zweck er- üllen, nicht aber als Schaustücke herumstehen. Vorüber ist auch die Anschauung, daß zum Schlaf zimmer nur derjenige Raum zu benutzen sei, der für anderes nicht passe. Im Gegenteil wird jetzt ein geräumiges, Helles, gesundes Zimmer für diesen Zweck auSerwählt. Vorbei ist endlich jene An schauung, in welcher der Wert und das Ansehen der Wohnungs-Ausstattung nach der Firma deS Möbel-Lieferanten abgeschätzt wurden. Heute ist das eigene Behagen, die trauliche Häuslichkeit die Hauptsache, die mehr wert sind als Kostbarkeiten, die aus Angst vor Beschädigung gar nicht benützt werden. Es geht nicht mehr danach, ob nun dies oder jenes sogenannte Prunkstück in der Wohnung vorhanden ist oder nicht, es ist nicht mehr nötig, daß es vorhanden sein muß, um dem Heim erst den rechten Effekt zu geben; heute heißt es: was mir gefällt, wo ich mich behaglich fühle, das ist schön. Es führen ja gewiß viele Wege zu diesem Endziele der traulichen Gemütlichkeit im eigenen Heim, aber über das Ziel waltet keinerlei Streit mehr, der Zwang einer bestimmten Mode ist für jeden vernünftigen Menschen beseitigt. Es ist gut, daß es endlich dahin gekommen ist, denn beim Auftauchen des Lilienstengel- und Bandwurmstils wurden, wie erinnerlich sein wird, manche Be fürchtungen laut. Nun ist Klarheit geschaffen da hin, daß nicht der Geldbeutel das letzte Wort spricht, sondern der Geschmack. * — Juni-Anfang. Die Ernte auf den Feldern beginnt. Des Jahres erste Hälfte, die zuweilen gar zu sommerlich, zuweilen kaum frühlingsmäßig sich gestaltete, liegt hinter uns, eS geht nun abwärts durch den Sommer dem Herbst zu. Gewiß, es hat bis dahin noch lange, lange Zeit, aber auch aus einer langen Zeit wird am Ende eine kurze. * — DaS Alte stürzt... Die Wahrheit dieses Dichterwortes werden in Bälde die Anwohner der Herrmann- bezw. Gartenstraße erfahren; denn in allernächster Zeit wird mit dem Abbruch der drei durch Kauf in den Besitz der Stadt gelangten Häuser im Büttnergäßchen begonnen werden. Be kanntlich erfolgte die Erwerbung derselben seitens der städtischen Kollegien zum Zwecke der Areal gewinnung für den projektierten Erweiterungsbau der 2. Bezirksschule. Erwähnt sei, daß eins der Gebäude früher, und zwar bis in die 70er Jahre hinein, als Schulhaus diente. Die Räumung der Gebäude hat am heutigen Tage definitiv zu erfolgen; verschiedene Parteien haben die innegehabten Räum lichkeiten schon vor der Zeit aufgegeben. — Es wäre, vom lokalgeschichtlichen Standpunkt aus betrachtet, jedenfalls empfehlenswert, wenn die geradezu ein historisches Interesse beanspruchenden Gebäude als ehemalige Grenzscheide zwischen Hohenstein und Ernstthal der Nachwelt durch Festhalten im Bilde überliefert würden. Wir wenigstens erachten eine solche photographische Aufnahme als interessante Bereicherung deS im Entstehen begriffenen Alter tumsmuseums. * - Weibliche Auffichtsbeamte. Am 1. Juli tritt die Verordnung, betreffend die Einführ ung einer Gewerbeaufsicht durch weibliche Auf sichtsbeamte in Kraft. Neben den schon seither für die Gewerbeaufsicht bestehenden Behörden werden besondere weibliche Gewerbeaufsichtsbeamte angestellt. Die fernere Mitwirkung weiblicher Vertrauenspersonen bei der Gewerbeaufsicht er ledigt sich hierdurch. Für den Bezirk jeder Kreis hauptmannschaft wird ein weiblicher Gewerbe aufsichtsbeamter angestellt. Die weiblichen Ge werbeaufsichtsbeamten haben am Sitze der Kreis hauptmannschaft, für deren Bezirk sie bestellt sind, Wohnung zu nehmen und unterstehen der Dienst aufsicht des Kreishauptmanns. UebU Name, Wohnung und Geschäflskreis der weiblichen Auf sichtsbeamten sind von der Kreishauptmannschaft von Zeit zu Zeit geeignete Veröffentlichungen zu veranlassen. Den weiblichen Gewerbeaufsichtsbe amten liegt unbeschadet der Zuständigkeit der Polizeibehörden und Gewerbeinspektionen ob 1. die Ueberwachung der Ausführung des Gesetzes be treffend Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben, vom 30. März 190S, 2. bei Ausübung dieser Tätigkeit nebenbei die Beaufsichtigung solcher Ge werbebetriebe, in denen weibliche Arbeiter beschäf tigt werden. Bei Ausübung der ihnen über tragenen Aussichtsführung stehen den weiblichen Gewerbeaufsichtsbeamten die in § 139l> der Ge werbeordnung bezeichneten Befugnisse zu. Ihre Obliegenheiten werden durch eine besondere Dienst anweisung geregelt. Zum Ausweise über ihre amtliche Eigenschaft erhalten sie besondere Legiti mationskarten, die sie bei Besuchen gewerblicher Betriebe bei sich zu führen haben. * — Der späteste EntlaffungStag aller zur Reserve zu beurlaubenden Mannschaften ist der 30. September. Die ältesten Jahrgänge der aktiven Truppenteile werden allgemein am zweiten Tage nach der Rückkehr aus dem Manöver zur Reserve beurlaubt. * — Das Lüften der Betten wird meist in der größten Sonnenhitze ausgeführt. Dadurch trocknen aber die Federn zu sehr aus, werden ihrer Elastizität beraubt und spröde gemacht. Besser ist es, die Betten bei trockener Lust und bedecktem Himmel oder bei schwachem Sonnenschein heraus zulegen und sie dann tüchtig auszuklopfen. Ebenso ist es zu tadeln, wenn man das Bett, nachdem es am Morgen gemacht ist, sofort zudeckt und mit einer Bettdecke verschließt. Nach dem Aufbetten laffe man vielmehr Decke und Oberbett zurückge schlagen; denn dadurch wird man erreichen, daß eS gehörig auSdünstet und frischen Sauerstoffgeruch anmmmt. Kann man daS Bett den Tag über der Zugluft aussetzen, so ist eS noch besser. * BernSdorf Am Sonntag nachmittag feierten die vereinigten Kirchengemeinden Gersdorf und Bernsdorf ihr gemeinsames Missionsfest in unserem Ort. Um 2 Uhr begann der Gottesdienst, in welchem Herr Hilfsgeistlicher Ranft auS Gersdorf die Festpredigt hielt. Die Kollekte ergab die runde Summe von 40 Mark. Eine halbe Stunde darauf folgte die Nach-Versammlung im Fröhlichschen Gasthof. Herr Pastor Kleinpaul erstattete nach Begrüßung der Festgäste den Rechenschaftsbericht über die Betätigung des Missionssinnes in der Kirchgemeinde Bernsdorf mit dem letzten dortigen MisfionSfest vor zwei Jahren. Hierauf nahm Herr Missionar Ribbach aus Leh im Himalaya-Gebirge daS Wort zu seinem Vortrag über die seit 50 Jahren in diesem weltentlegenen Missionsgebiete bestehende Herrnhuter Brüdermission. Herr Pastor Böttger aus GerSdorf gab noch den Rechenschafts bericht über die Betätigung des Missionssinnes in Gersdorf, indem er vor allem auf den großen Segen der Missionsbüchsen in seiner Gemeinde hinwies, die allein seit September vorigen Jahres 143 Mk. eingebracht hatten. Die Kollekte der Nachversamm lung ergab rund 30 Mark. * Lichtenstein. 29. Juni. Das Königliche Ministerium des Innern hat nunmehr trotz des Einspruches der Gemeinde Rödlitz den Plan für die Callnberger Wasserleitung genehmigt. * Chemnitz, 29. Juni. Die Annahme, daß in der Einsiedeler Talsperre, die die Stadt Chemnitz mit Trinkwasser versorgt, ein italienischer Arbeiter ertrunken sei, hat sich bestätigt. Am Freitag früh ist der seit dem 4. Juni vermißte Mann aus dem Wasser gezogen worden. Er hatte mit seinen beiden ihn begleitenden Kameraden gewettet, er werde das breite Wasser der Talsperre durch schwimmen, ging auch tatsächlich ins Wasser und ertrank infolge eines Krampfanfalles. Seine beiden Kollegen haben darauf ihre Sachen gepackt und sind sofort abgereist. Ein Verbrechen kann nicht vorliegen, da in den am Ufer aufgefundenen Kleidern des Toten noch etwa 80 Mark bares Geld gefunden wurden. — Dem „Chemn. Tgbl." geht hierzu vom Rate folgende, weitere Kreise inter essierende Mitteilung zu: „Der in diesem Monat im Stauweiher der Talsperre zu Einsiedel ertrunkene Mann ist nach umfangreichen Bemühungen in der vorigen Woche und zwar in einem infolge der niedrigen Temperatur (5^/, Grad Reaumur) in der Tiefe des Stauweihers unveränderten Zustande aufgefunden worden. Nach dem Gutachten des Herrn Stadtbezirksarztes Dr. Petter gibt dieser Vorfall keinerlei Anlaß zu irgendwelcher Beun ruhigung. Bei einer Wassermenge von 300 000 Kubikmeter (300 Millionen Liter) würde, falls über haupt ein hygienisch nicht einwandfreier, nach dem festgestellten Sachverhalt aber so gut wie aus geschlossener Stoff in das Wasser gekommen wäre, eine so starte Verdünnung eintreten, und würden des weiteren selbst die kleinsten verunreinigenden Spuren durch die Sandfilter, welche das gesamte Talsperrenwasser vor seinem Zufluß nach der Stadt durchlaufen muß, so vollständig beseitigt worden sein, daß keinerlei Bedenken in gesundheitlicher Be ziehung vorliegen. Damit stimmt auch das Er gebnis der durch das pathologisch-hygienische Institut regelmäßig und gegenwärtig mit um so größerer Sorgfalt ausgeführten bakteriologischen Unter suchungen während der letzten Wochen überein. Denn während nach allgemein wissenschaftlichen hygienischen Grundsätzen filtriertes Wasser mit noch 100 Keimen im Kubikzentimeter als tadellos gilt, hat sich bei den während des fraglichen Zeit raums vorgenommenen 10 Untersuchungen heraus gestellt, daß die Keimzahl nur zwischen 0 und 36 auf einen Kubikzentimeter geschwankt und im Durch- schnitt reichlich 9 betragen hat. Endlich wird noch darauf hingewiesen, daß der Einsiedeler Stauweiher, so viel uns bekannt, zur Zeit der einzige ist, der überhaupt nach außen hin durch eine überdies noch durch Stacheldraht gesicherte Einfriedigung abgesperrt und jedes Eindringen eines Unberechtigten in das Talsperrgebiet so gut wie ausgeschlossen ist." * Chemnitz, 30. Juni. Die Kindesmörderin Schmiedel aus Neudorf i. E., die bekanntlich wegen Ermordung ihrer Kinder hier in Untersuchung war und dann, weil geistig gestört, dem hiesigen Kranken hause übergeben wurde, ist, wie schon gemeldet, gestorben, aber unter vergiftungsverdächtigen Er scheinungen. Es war deshalb der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet worden. Die Beerdigung der Frau war für Dienstag nachmittag 2 Uhr festgesetzt worden, doch traf am Dienstag vormittag von der Staats anwaltschaft die Nachricht ein, daß die Leiche nachmittags 3 Uhr im Krankenhause seziert werde. Die Beerdigung fand deshalb erst gestern vormittag 11 Uhr statt, weshalb die hierher gekommenen Anverwandten zum Teil wieder abreisen, zum Teil übernachten mußten. d . Chemnitz, 30. Juni. Durch Unfall beim Automobilfahren ist gestern abend im benachbarten Dittersdorf der Strumpffabrikant Lohs aus Ein siedel tödlich verunglückt. Zwei Chemnitzer Herren, die mit ihm fuhren, wurden schwer verletzt. Die Ursache des Unfalls ist noch unbekannt. * Chemnitz. In der hiesigen Maschinen- und Textilindustrie ist der Geschäftsgang in fast allen Abteilungen gegenwärtig ein zufriedenstellender. Im Werkzeugmaschinenbau hat Japan belangreiche Bestellungen aufgegeben und auch weiterhin in Aussicht gestellt. Auch der Lokomotivenbau, der vielfach zu wünschen übrig ließ, ist noch immer flott beschäftigt. Nur der Umsatz an Nähmaschinen und Fahrrädern hat etwas an Umfang eingebüßt. * Zwickau, 29. Juni. Wegen bedeutender Unterschlagungen im Amte — man spricht von 10 000 Mark — und sonstiger dienstlicher Ver fehlungen wurde gestern der Ratsaktuar bei der Baupolizeibehörde Lorenz, ein 39jähriger ver heirateter Beamter, in UntersuchungSaft genommen. Lorenz hat zahlreiche Akten beiseite geschafft oder in semer Privatwohnung verborgen, Bauzeich nungen und Baugesuche, die ihm von Interessenten übergeben wurden, nicht an die vorgesetzte Be hörde abgegeben und in etwa 20 Fällen unbe rechtigter Weise Bauscheingebühren vereinnahmt und unterschlagen. Damit nicht genug, hat der un getreue Beamte auch noch zwei Kautionen, die in Straßenbausachen gestellt wurden, nicht an den Rat abgeliefert, sondern die betr. Wertpapiere ver pfändet und das Geld für private Zwecke verwendet. * Zwickau, 30. Juni. Die Schwurgerichts sitzungen im 3. Quartale beginnen am 12. Juli d. I. vormittags 10 Uhr und werden voraus sichtlich nur 3 bis 4 Tage in Anspruch nehmen. Den Vorsitz wird Herr Landgerichtsdirektor vr. Naumann führen. Der Prozeß gegen den Gatten mörder Klotz auS Giegengrün wird dem Ver nehmen nach in dieser Periode noch nicht mit zur Aburteilung gelangen, da bis dahin die Sache noch nicht abgeschlossen ist. * Meerane, 29. Juni. In der gestrigen Stadtverordnetensitzung wurde die Ratsvorlage, betr. Errichtung eines Rathaus-NeubaueS, im Prinzip, einstimmig gutgeheißen. * Dresden, 29. Juni. In dem benachbarten Burgstädel vergnügten sich gestern abend mehrere Kinder auf der Straße beim Spielen, darunter das 8 Jahre alte Mädchen des Gutspächters Lorenz. Der Vater des Mädchens kam mit einem beladenen Ziegelwagen gefahren. Das Kind wollte nun auf den Wagen klettern, ohne daß eS der Vater bemerkte. Plötzlich hörte er einen mark erschütternden Aufschrei und sah das Kind unter dem Wagen liegen. Ein Rad war dem Kinde über beide Beine gegangen. Das Kind wurde in das hiesige Krankenhaus gebracht. * Leipzig, 29. Juni. In der heute abend abgehaltenen Sitzung des Stadtrats und der Stadt verordneten wurde Justizrat Dr. Tröndlin auf Lebenszeit als Oberbürgermeister gewählt. * Leipzig. Die Kellnerin, die hier vor kurzem die Prämie der Völkerschlachtlotterie in Höhe von 75 000 Mark auf ein ihr geschenktes Los gewonnen, hat einem Herrn ihrer Bekanntschaft 10 000 Mark gespendet! * Lranzahl i. Crzgeb, 29. Juni. Heute morgen in den frühesten Morgenstunden ist die weithin bekannte Weisbachsche Brettmühle mit Kessel- und Maschinenhaus abgebrannt. Viele Holzvorräte und Bretter sind dem Feuer zum Opfer gefallen. Die Nachbarhäuser konnten nur mit Mühe und Not gerettet werden. Die Ent stehungsursache des Feuers ist unbekannt. * Oberwiesenthal, 29. Juni. Im angrenzenden Böhmisch-Wiesenthal sind gestern in der Nähe der Zolleinnahme 9 Wohnhäuser abgebrannt. Zwanzig Familien sind dadurch obdachlos geworden. Die in den oberen Stockwerken wohnenden Kalamitosen mußten durch einen Sprung aus dem Fenster ihr Leben retten. Die Kinder wurden herabgeworfen, um sie dem Flammentode zu entreißen. Es gelang untenstehenden Leuten, die Kleinen aufzusangen. Das Feuer, das durch die Feuerwehren der benach barten sächsischen und böhmischen Orte bekämpft wurde, ist in einer Bäckerei ausgekommen. * Treuen. Zu schwerem Schaden kam am Sonntag im nahen Weißensand der Fabrikarbeiter Kropf. Der junge Mann hatte sich selbst ein Turn reck gebaut, stürzte aber bei der erstmaligen Inge brauchnahme herab und brach beide Arme. * Plauen t. V., 29. Juni. Infolge Blut vergiftung durch den Stich einer giftigen Fliege verschied in Berglas der 29jährige Dienstknecht Dinkel. Der kräftige Mann war auf der Wiese beschäftigt, als ihm das Insekt den Stich inS Ge nick versetzte. Hals und Kopf schwollen kurz darauf erheblich an, sodaß Dinkel erstickte, bevor ärztliche Hilfe herbeigeholt werden konnte. * Crottendorf. Wohl selten wird die Phantasie ihr Gewebe um unseren Ort so eng ge zogen haben, als in diesen Tagen. Die sonder barsten Gerüchte tauchen auf. Jetzt will man den Mörder wieder in der Walthersdorfer Gegend be merkt haben. Holzarbeiter meinten, Schramm im Walde entfliehen gesehen zu haben. Einige be richten sogar, daß Schramm sich quer über die Eisenbahnschienen gelegt habe, um sich überfahren zu lassen. Auch em Bahnbeamter habe ihn er blickt, habe aber vor Angst den Daliegenden nicht anrufen können. Dieser aber sei, als der Zug ge kommen, schnell aufgesprungen und davon gerannt. Die Meinung der Leute sagt über dies Gerücht: „Das könne wohl wahr sein; denn der Feigheit des Mörders sehe das ähnlich." Ein anderes Gerücht besagt, daß man Schramm in Schönfeld gesehen haben will. Dort habe er in einem Lokal gesessen und getrunken und beim Weggang seine Meerschaumspitze liegen gelassen. Ein anderer Mann, ein Maurer, welcher an einem Bau in Obercrottendorf beschäftigt ist, will Schramm, als er abends noch Kalk löschte, aus einem Haufen Hobelspäne hervorspringen gesehen haben. Andere Leute erzählen wieder, daß Schramm am Diens tag vor acht Tagen die Nacht mit einigen Neu- dorfern im Walde zugebracht und sich am grauen den Morgen die Tressen von seinem Rock herunter geschnitten habe. Auch in Bernsbach, in Bären stein und in der Gegend von Pleil-Jöhstadt will man den Mörder gesehen haben. Wie weiter mit geteilt wird, sind aus Chemnitz 14 Mann Gen darmerie an die Grenze kommandiert worden, um des Raubmörders habhaft zu werden. * Pirna, 28. Juni. Von einem harten Schick salsschlage wurde die hier wohnende 63jährige Witwe Frau Trapp heimgesucht. Die betagte, aber noch rüstige Frau verdiente sich ihren Lebensunter halt in der Heidenauer Cellulosefabrik durch Holz sortieren. Gestern vormittag wurde nun Frau Trapp während ihrer Beschäftigung von einem Treibgurte erfaßt und ihr der rechte Arm vollständig weggerissen. Die bedauernswerte Frau wurde so fort nach dem Johanniterkrankenhaus gebracht. * Bautzen. Der verheiratete Bierfahrer Weber in Straßkirchen hatte am Montag früh in der
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