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Nr. 150 Freitag, den 1. Juli 1904 Fernsprecher Nr. 151 »ahnst:, s. 31. Jahrgang auSg< von Vorbehältlich der Genehmigung der städtischen Kollegien soll ein Tchnlanba« rt «erden. Ueber die «anrer-, Zimmerer- und Sandstein-Arbeite« können Blunketts «en Gewerken IM Gtadtbanamte gegen die üblichen Gebühren entnommen werden. Gtadtrat Hohenstein-Ernstthal, am ss. Juni 1904. vr. Polster, Bürgermeister. Ler 2. Termin Rente« ist spätestens bis «. Juli dss. IS an die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. Oberlungwitz, am 30. Juni 1904. Der Gemeindevorstand. Lieberknecht. Bekanntmachung. Der am 30. Juni dss. IS. fällige 2. Termin Landrenten sowie Landesknltnrrenteu ist spätesten- bis zum s. Juli 1904 an die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. Nach Ablauf dieser Frist wird gegen Säumige das Beitreibung-verfahren eingeleitet. GerSdorf, am 28. Juni 1904. Der Gemeindevorstand. Göhler. Anmeldung der Hunde zur Versteuerung betreffend. Auf »rund de» Gesetze« vom 18. August 1868 und de« Hundesteuer-Regulatio- vom 18. Juli 1900 «erden alle Diejenigen, welche in der Stadt Hohenstein-Ernstthal H»»de besitzen, aufgefordert, über die in ihrem Besitze befindlichen Hunde bi« zum 11. Juli 1904 i- d« ««.»t.xchhalttrei - Roth-W, M»»« Rr, r — IchrisM» M «st«»«» und bl« zum St. An» 1904 Zur Hatti-Affaire. Nach Port-au-Prince, wo die Genugtuung für die Beleidigung de- deutschen Vertreter- zu holen ist, ist da« deutsche Kriegsschiff „Panther- beordert worden. Der „Panther- hatte, laut „Nattonalztg.", schon einmal Gelegenheit, gerade vor Haiti zum Schutz der deutschen Interessen aktiv einzugreifen. An dem Hamburger Dampfer „Makomannia" hatte da» haitianische Kriegsschiff „CrAL L Piervot" Seeraub begangen, und der „Panther- war zur Züchtigung abgesandt. Nach einer außerordentlich anstrengenden Fahrt infolge der Hitze überraschte da» deutsche Schiff den Seeräuber und bohrte ihn in den Grund. Der Kaiser sandte damals da» Glückwunsch-Telegramm: „Brav gemacht, Panther!" Da» Schiff hat 121 Mam Besatzung, Kommandant ist Korvettenkapitän Jentzen, erster Offizier Kapitän leutnant Böthke. bi« zweite HSIfte der Hnndeftener mit 4 Mark für je einen Hund in der «tadtftener- etnnahme — Rathaus, Zimmer Rr. 2 — zu bezahlen. Unterlaffnngver schriftliche« ««zeige, bie »«geachtet ber Konsignation ««b »«geachtet ber Bezahl»«« berGteaer zaerfolge» hat, mir» alb »i«terzieh»«g mit bem breifache» Betrage ber jährliche« Ste«er bestraft werbe«. A«melbeform»lare kiinnen n«e»tgeltltch i« ber Gtabtb«chhalterei e«t«omme» werbe«. Stabtrat -ohe«stei«-Gr»stthal, am 30. Juni 1904. lOr. Polster, Bürgermeister. Ans Paris. Dem früheren sozialistischen Handels-Minister Millerand, der die ganze Karthäuser-Affaire „auf gedeckt hatte", scheint eS doch etwa« an den Kragen gehen zu wpllen: er scheint mit verschiedenen nicht ganz zweifelsfreien Persönlichkeiten als Privatmann, wie als Minister ein nicht ganz reinliche- Spiel gespielt zu haben. Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Vorläufig dauern die Erhebungen noch fort, aber e« kann wirklich zu dem in die Grube-Fallen kommen. Troße« Aufsehen erregt in Pari« die gestern früh erfolgte Verhaftung von drei Offizieren, nämlich de« Oberstleutnant- Rollin und der Haupt leute Francois und MarSchal. Wie verlautet, sind die Verhafteten in die Affaire d'Autriche verwickelt, der vor ungefähr einem Monat verhaftet wurde, weil er im Jahre 1898 bei Ausgaben für den Spionagedienst Radierungen in den Büchern vor genommen haben soll. Alle drei wurden nach dem Militärgefängnis Cherchemidi gebracht. Die neuesten Depeschen lauten: Petersburg, 30. Juni. Der Zar, Großfürst Alexejew und Avellane begaben sich gestern nach Kronstadt und besichtigten die Schlachtschiffe. Nach der Besichtigung drückte der Zar seine Zufrieden heit au». Petersburg, 30. Juni. Di« Explosion, weich« angeblich auf einem Torpedobootzerstörer statt« gefunden hat, ereignete sich auf einem Unterseeboot. Du russische Regierung möchte geheim halten, daß sie über Unterseebote verfügt und hat au» diesem Grunde die Meldung in dieser Fassung verbreitet. Die Petersburger Werft«» verfügen über zehn Unterseeboote. Petersburg, 30. Juni. Der Wladisvostvkr Korrespodent der „Nowoje Wremja" meldet, daß schon viel gewonnen sein. Un« liegt gar nicht- daran, die Nase in alle möglichen englischen An gelegenheiten zu stecken, mögen nur die Engländer sich um uns nicht bekümmern. Interessen- oder Schiedsverträge, wie zwischen Frankreich und Eng land, find nicht abgeschlossen, e« liegt ja auch nicht der leiseste Anlaß dazu vor. Ueber die schwebenden HandelSoertragSverhandlungen hat man wohl nicht viel gesprochen, und wenn der König und der Kaiser selbstverständlich sich über den ostastatischen Krieg nicht auSgeschwiegen haben, so ist doch auch für diese Angelegenheit sicher nicht- vereinbart. UnS geht der ostafiatische Krieg noch nicht« an, und hoffentlich wird er nie unsere Interessen direkt streifen. Wer am Ende oben bleibt im fernsten Osten, wird sich ja s. Z. zeigen. Neber die Ermordung von Deutschen im Nen-Guinea Schutzgebiet zu Beginn des Jahre- hat die „Köln. Ztg." jetzt nähere Meldungen erhalten. Auf der Insel Durour wurde der Plantagen-Verwalter Reimers ermordet. Wie eS scheint, bearbeitete Reimer- die Pflanzung mit freundlich gesinnten Eingeborenen zusammen, und man erwartete keine Gefahr. Am 24. Februar besetzte jedoch eine Gruppe feindlicher Eingeborener, etwa KOO Krieger stark, die Station. Reimers be fand sich auf der Veranda seine« Hause« und er kannte sofort, daß es auf sein Leben abgesehen war. Einige der Angreifer stürzten sich auf ihn lo- und warfen ihn mit dem Rücken auf die Veranda. So hielten sie ihn fest, während ein l Speer in seinen Mund und durch seinen Körper I gestoßen wurde. Der Unglückliche starb unter furcht- I baren Qualen, keine Hilfe war nahe. Nach dieser I feigen Tat banden die Mörder Steine an die Leiche j und warfen sie in» Meer. Reimer» Arbeiter waren geflohen, sobald sie bemerkt hatten, daß der Feind stärker war, al» sie. Eine Straf-Expedition ist abgegangen. Bomrussisch-japanischen Kriegsschauplatz. 120—130000 Mann stark stehen die Japaner auf den Paßhöhen, die auS der Süd-Mandschurei in die Ebene von Liaujang (russische» Haupt quartier) und Mulden (Hauptstadt der Mandschu rei) führen. Da sich die Ruffen vor der nach- drängenden Uebermacht aus der Paßhöhe haben zurückziehen müssen, so können sie, wenn sie ander- keine große Feldschlacht in der Ebene planen, da- Herabsteigen de» Feinde- noch weniger verhindern. ES ist also — ungeachtet aller fortdauernden Ge- rüchte von großen Schlachten — damit zu rechnen, daß die Japaner in längsten- acht Tagen ohne Schwertstreich da- bisherige russische Hauptquartier Liaujang in Besitz nehmen werden. Die Bedeu- tung der im Gebirge stattgehabten Kämpfe ist weit übertrieben. Die Ruffen haben sich, den ihnen vom Oberkommando erteilten Weisungen gemäß, bemüht, den japanischen Vormarsch nach Möglich, keit zu erschweren; geglückt ist eS ihnen nicht, da« Vorracken aufzuhalten. Größere Verluste erfolgten auf beiden Seiten nicht, dazu war die Situation nicht angetan. Die Londoner Gefechtsberichte, die, wie stet-, von Blut förmlich trieften, sind einfach dumme- Zeug. Die „große Schlacht", seit vierzehn Tagen jeden Tag umsonst prophezeit, soll angeblich bei Taschitschiao stattfinden. Sie findet auch da nicht statt, vorausgesetzt, daß nicht die Japaner eine solche Eile entwickeln, daß sie den Feind überholen und zum Schlagen zwingen könnten. Und daran ist nicht so leicht zu denken. Die rus- fischen Truppen haben au» den von ihnen bisher König Eduard von England hat Deutschland wieder verlaffen und ist in sein Land zurückgekehrt. Wenn der König sich während seine- Aufenthaltes auf deutschem Boden — oder richtiger Wasser — über eins zu beklagen »hatte, so war es der Regen und das unfreundliche Wetter, welche die deutsche Küste und Norddeutsch, land lange genug in Mitleidenschaft gezogen und da« Empfinden geweckt hatten, als sei man nicht im Sommersanfang, sondern im FrühlingS-Beginn. Nur zum Schluß lachte die Sonne und so wird auch König Eduard in seinem jovialen Humor ge. sagt haben: Ende gut, alle- gut! Ueber die Wärme de« Empfanges konnte sich der König weder während der Kieler Tage, noch bei seinem am Dienstag in Hamburg abgestatteteu Besuch beklagen; an beiden Stellen sind ihm von der Bevölkerung aufrichtige Sympathien gewidmet worden, wenn e« auch nicht gerade so überschwänglich gewesen ist, wie manche Berichte behaupteten. Der König hat sich Hamburg recht geuau angesehen, und e» hat ihm gefallen, wenn auch zu einem rechten Genuß von Hamburg- Schönheiten ja eigentlich voller Sonnenschein ge- hört. Die Hamburger und der König haben sich gegenseitig da- beste gewünscht und damit können sie zufrj«den sein. Die politische Ausbeute ist nicht in neuen «inzelnen Dingen zu suchen, darüber ist man einig. E« ist d«m König Herzenssache gewesen, dazu bei- Mragen, daß die mancherlei Reibereien zwischen de» Nattonen, und zeitweise auch zwischen den beiden Regierungen, ein Ende nehmen, die von London auS, namentlich in den dortigen Zeitungen, mit «inem wahren Hochgenuß immer wieder von neuem heroorgesucht und aufgettscht wurden. Folgen st, dem Beispiel ihre« König- und befleißigen sie sich nur de« allgemein üblichen Takte«, so wird behaupteten Städten Kaitschou und Niutschwang am Golf von Liautung den Rückzug angetreten, da sie sonst befürchten mußten, von den weit nach Norden vorgestoßenen japanischen Kolonnen ab- geschnitten zu werden. Alle« in allem: die Ja paner möchten jetzt, wo sie noch die Ueberhaad haben, schlagen; der seiner geringere« Zahl sich bewußte russische Generalissimus Kuropatkin sagt aber: Ich warte! und geht weiter zurück. Ma» muß anerkennen, daß die russischen Generale auS ihren Niederlagen gelernt haben: die Regimenter folgen mit größter Promptheit den erteilten Be fehlen, und Katastrophen wie von Kintschou, Wa- fangou und vom Ualu find damit vermieden wor den. Diese drei bitteren Niederlagen haben also doch für die Ruffen großen Rutzen gehabt. An» Port Lrthnr ist rusfischerseit« noch immer keine Bestätigung de« in der Vorwoche erlitte»«» Verluste- in dem von den japanischen Torpedoboote« eröffnete« Seo- gesecht gekommen. Chinesische Schiffer wollen ein russische« Kriegsschiff auf den Felsen haben lieg« sehen. Ob e« wahr ist, wird schwer zu ermittel« sein, und den Aursagrn der Langzöpfe ist rveuia zu trauen. Segen den große« russischen Verlust spricht, daß -a» Geschwader abermal» den Haft» von Port Arthur verlaffen und ein« Kanonade mit den Japanern stattgefunden hat. Dahin wäre eS schwerlich gekommen, wenn die Russen, wie vorige Woche Admiral Logo behauptete, in dem damaligen Treffen drei Schiffe verloren hätten. Bom Wladiwostok-Geschwader wird dagegen ein neuer großer Erfolg gemeldet. Die Russen benützten, dem „Berl. Tgbl." zufolge, die Reparatur der japanischen Kriegsschiffe, die unter der monatelangen Jn-Dienst-Stellung natür« lich gelitten haben, zu einer Kreuzfahrt nach der japanischen Festung Okischima, an der Straße von Korea, nahmen mehrere, namentlich mit Geschütze» beladene Transportschiffe fort und bombardierten die FortS. Nach dieser Glanzleistung scheint sich Japan zur See annähernd etwa so in Bedrängnis zu befinden, wie Rußland zu Landt. Ganz die Wahrheit über die Seeverlust« habe« die Japaner nicht gesagt, das beweist die Sachloge vor Port Arthur. Die Russen wären bestimmt nicht so ver gnügt inS Freie gefahren, wenn Japan draußen rn voller Macht und Herrlichkeit gewartet hätte. Japanische Greueltate« Die Behauptungen von der Grausamkeit der Japaner gegenüber russischen Verwundeten tauchen immer wieder auf, sie finden sich sogar in einem Tagesbefehl deS General- Kuropatki» erwähnt, der auf Grund von Zeugen-Au-sagen unzweifelhaften Charakter- feststellt, daß die Japaner fich scheuß liche Greuel haben zu Schulden kommen lasse«. Während gefangene Russen in den japanischen Hospitälern die beste Verpflegung gesunden haben, hat fich der japanische Fanatismus doch im offenen Felde nicht bezwingen können; namentlich sollen russischen Verwundeten die Kehlen durchschnitten und die Körper mit dem Bajonett zerfetzt sein. E» wird angesichts dieser Anklagen die Aufgabe der japanischen Befehlshaber sein, festzustellen, ob wirklich ihre Soldaten oder fich herunttreibend«- Gesindel diese Schandtaten verübt hat. Bor 10 Jahren, im Kriege mit China, find ja allerding» böse Geschichten passiert. Wüstmbrard, Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Fallen, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim re. Weitverbreitetes Insertions-Orga« für amtliche und Privat-Auzeigen. stem-Ernstthaler Anzeiger rogeblatt für Lah«nßein-Hrnßthal, Hkerlimgwih, Heisdorf, Lermsdorf, Wernsdorf, «et Abholnng Frei in» Hans monatlich 35 Pfg. monatlich 42 Pfg. die einzelne Nummer 5 vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Durch die Post biogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Fnsertionsgebühre«: die sech-gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum für den BerbreitungSbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mchrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bi» dar«. 1V Uhr. Größere Anzeigen abend« vorher erbeten. Dies«» Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittag«. — Zu bezieh« durch die Expedition und der« Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnent« wird der GonntagS-Rununer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegebe«.