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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.06.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190406094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19040609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19040609
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-06
- Tag 1904-06-09
-
Monat
1904-06
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.06.1904
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Omaruru im Westen werden durch Hererobanden bedroht; beide Posten sind durch die 12. Kompagnie unter Oberleutnant v. Welck verstärkt und die Waffer- stellen daselbst verschanzt worden. Die genannte Kom pagnie säuberte bi«her mit der Frankeschen die Gegend von Omaruru, wo noch größere Herero-Abteilungen zu stehen scheinen. Die Gliederung der Schutztruppe sür Südwest afrika wird soeben bekannt gegeben. An der Spitze steht Generalleutnant v. Trotha, während Gouverneur Leutwein L 1» sult« der Schutztruppe aufgesührt ist. Diese selbst besteht au« zwei berittenen Feldregimentern, einer Maschinengewehr-Abteilung und zwei reitenden Feldartillerie-Abteilungen. Ferner treten hinzu je eine Eisenbahn-, Funkentelegraphen- und Signal- Abteilung, da« Etappenkommando, Pferde-, Be kleidung«- und Au«rüstung«depot, die Kolonnen. Abteilung, da« Artilleriedepot, Lazarett und Proviant amt. Jn«gesamt zählt die SLutztruppe: 1 General leutnant, 2 Obersten, 2 Oberstleutnant«, 12 Major«, 36 Hauptleute, ss Oberleutnant« und 107 Leutnant«, 3 Zeug- und Feuerwerk«osfiziere, 54 Sanität«osfiziere, 18 Veterinäre und 14 Milttärbeamte. Die Stgnal- abteilung wurde ganz neu eingerichtet. E» wird ein Generalstab«werk über die Herero Expedition geplant. Die nach Südwestasrika ge sandten Mannschaften sind, wie e« heißt, privatim aufgefordert worden, sich nach Möglichkeit genaue Notizen über Ereignisse besonderer Art zu machen, um sie später dem Kommando zur Versügung stellen zu können. Eine Feldbatterie mit 5 Offizieren und 133 Mann ist am Dien«tag von Hamburg nach Süd westafrika abgegangen. Die in Freiwaldau in Schlesien lebende Mutter de« Maler« Kloffka hat von dem Kolonialamt die Mitteilung vom Tode ihre« Sohne« erhalten. Wahr scheinlich ist er von den Herero ermordet worden. Sächsischer Gastwirts- verban-stag in Glauchau. Glauchau, 7. Juni. Nachdem bereit« gestern nachmittag eine Delegiertensitzung, an der 110Delegierte teilnahmen und in der die Tagesordnung der Haupt- Versammlung einer Durchberatung unterzogen wurde, die geschäftlichen Verhandlungen eingeleitet hatte, nahm heute vormittag die Hauptversammlung ihren Anfang. Von Vertretern der Behörden wohnten ihr bei die Herren AmtShauptmann Ebmeier und Bürgermeister Brink. Außerdem waren die Ge- werbekammern Leipzig und Chemnitz vertreten. Nach Eröffnung der Versammlung durch den Vorsitzenden deS Glauchauer GastwirtSvereinS, Herrn Schlosser, brachte der VerbandSvorfitzende, Herr Treutler, ein begeistert aufgenommenes Hoch aus den König auS, worauf die Absendung eines Hul- digungS-TelegrammeS an den König beschlossen wurde. ES wurde sodann in die Tagesordnung einge- treten, deren erster Punkt den Jahresbericht des Vorstandes betraf. Dieser besagt, daß in dem ver- stoffenen Geschäftsjahre 6 Vereine: Schandau, Elster berg, Geringswalde, Frankenberg, Hartha und Bischofswerda, sowie der Obererzgebirgische Gast- wirtSverband mit den Vereinen Aue, Eibenstock, Johanngeorgenstadt, Lößnitzi.E., Schneeberg, Schön- Haide und Schwarzenberg, dem Hauptverbande sich angeschlosfen haben, dem nunmehr 108 Vereine an- gehören. Die eingebrachten Anträge der Vereine Leipzig. West, Verein Leipziger Gastwirte und Leipzig und Umgegend: a. Stellungnahme gegen den Schank- betrieb in Warenhäusern; b. Konzessionierung deS FlaschenbierhandclS und Unterstellung deS Aus schankes nicht geistiger Getränke unter § 33 der R.-G.-O.; o. Flaschenbicrhandel der Brauereien, wurden bei der vom Bund deutscher Gastwirte, an wclck letztere Körperschaft vorbezeichnete Anträge verwiesen wurden, ausgehenden Petition an den Reichstag und BundeSrat sämtlich berücksichtigt. Der vom GastwirlS-Verein Zwickau gestellte und von allen Vereinen unterstützte Antrag, Abänderung der BundeSratSverordnung, Ruhezeit der Angestellten im GastwirtSgewerbe betreffend, wurde gleichfalls dem Bunde deutscher Gastwirte zur Erledigung über wiesen. In Gemeinschaft deS Deutschen Gastwirte- Verbandes Berlin wurde auch diese Petition an zuständiger Stelle eingereicht. Der Antrag Militär verbot, vom Verein Leipzig und Umgegend gestellt und gleichfalls allgemein unterstützt, wurde auch vom Bunde deutscher Gastwirte durch Eingabe an die Kriegsministerien der deutschen Bundesstaaten, im Königreich Sachsen an alle Korps- und Stadt- kommandanten erledigt. Während nun vom Reichstag und BundeSrat in Angelegenheiten Abänderung deS 8 33 der R.-G.-O. und Ruhepausen-Verordnung Ersolge und Antworten noch zu gewärtigen sind resp. noch auSstehen, ist der Verband vom Bundes vorstände benachrichtigt worden, daß von allen Militärbehörden und auch von den einzelnen Militär- Personen gleichlautende Bescheide, daß dem Ersuchen nach Sachlage zur Erhaltung der Disziplin nicht entsprochen werden kann, ergangen sind. Ferner ist der Antrag deS Vereins Zwickau, Stellungnahme gegen die behördlicherseits erhobenen Kosten der Bierapparat-Revision durch daS Verhalten der Zwickauer Kollegenschast zugunsten letztinstanzlich entschieden worden, indem nunmehr festgelegt worden ist, daß der durch die Revision der Bierapparale entstehende Kostenaufwand von der betreffenden Behörde zu bestreiten ist. Die Verband«kasse weist einen Bestand von 2063,32 Mark auf, die Hilfskasse einen solchen von 1261,07 Mark. Da« Vermögen de« Verbände» beläuft sich auf 23 929,22 Mark. Vorstand und Kassierer wurden nach Anhören der Berichte ein stimmig entlastet. Zur Beratung stand hierauf der Antrag de» Berdand»vorstande» und de« Verein« Leipzig und Umgegend betreffend Aufhebung bez. Stellungnahme gegen jede Sonderbesteuerung der Gastwirte. Refe renten waren Stadtverordneter Kämpf- und Hoyer- Leipzig. E« wurde nach kurzer Debatte beschlossen, die Frage dem Bunde«tage deutscher Gastwirte i i Dresden zur Weiterbearbeitung zu überweisen; auch wurde eine von dem zweiten Referenten eingebrachte Protestresolution gegen die Sonderbesteuerung ange nommen. Der Verband«tag beschäftigte sich dann wiederum mit der Anli-Alkoholsrage, zu welcher Anträge der Vereine Pirna und Zwickau vorlagen. Der Ver treter de« letzteren wandte sich bei Begründung seine« Anträge« in«besvndere gegen die sogenannten alkoholfreien Wirtschaften, die nach seinen Angaben nur al« Winkelschänken zu betrachten find, die ohne Vollkonzesfion Bier und Branntwein verschenken. E« wurden am Ende beide Anträge angenommen, von denen derjenige de« Verein« Pirna dahinging, die Frage dem Bunde deutscher Gastwirte zu über weisen, während derjenige de« Zwickauer Verein« den Verbandevorstand mit den notwendigen Er mittelungen beauftragte. Der Antrag Hohenstein-Ernstthal betr. Er suchen an die Königliche Regierung und die Slände- kammern um Abänderung des Tauzregulativs wurde nach lebhafter Debatte von dem Referenten Herrn Fr. Geithner Hohenstein-Ernstthal zu rückgezogen. Einen breiten Raum der Verhandlungen nahm die Aufhebung de« Militärverbot« ein, mit dem sich bi«her ja fast jeder Verband«tag zu beschäftigen hatte. Am Ende wurde auf Antrag de« Referenten Grollopp-Lcipzig wiederum eine Protestresolution angenommen; auch sollen die einzelnen Vereine das notwendige Material dem Verbandtvorstande über- weisen. Weitergehend wurde nach ebenfall« eingehender Debatte ein Antrag de« Verein« Leipzig und Um gegend angenommen, dahingehend, den Bundestag deutscher Gastwirte zu ersuchen, auf den Bunde«roi einzuwirken, daß der Flaschenbierhandel in Zukunft der Konzession«vflicht unterliege. Im Anschluß hieran wurde noch ein Antrag Leipzig angenommen, bei Konzesstonserteilung Fach leute zuzuziehen. Nach kurzer Mittagspause wurde u. a. zunächst bekannt gegeben, daß den Verhandlungen 558 Kollegen beiwohnen und dann über den Antrag, betr. Gründung eine« Kohlensäurewerke«, beraten. Nach sehr langer, lebhafter Debatte einigle man sich dahin, eine Kommission zu wählen, die sich mit der Errichtung eine« Kohlensäurewerke« zu befassen hat. Die nächsten Verhandlung-gegenstände waren interner Natur. Dem Anträge, die Verbandsbeiträge von 1 Mark auf 1.50 Mk. zu erhöhen, wurde nicht zu gestimmt. Hierbei entstand zugleich eine umfang reiche Debatte Über da» „Zentralblati", mit dessen Inhalt man nicht ganz einverstanden war und einen weiteren Ausöau wünschte. Der Antrag Leipzig: „Die Verband«mitglieder werden ersucht, Miltiär- musiker nicht zu beschäftigen, kam nicht zur Beratung, da er in der Delkgierlensttzung zurückgezogen worden war. Nachdem noch mehrere geschäftliche Angelegen heiten Erledigung gefunden hatten, wurde al« Ort sür den nächstjährigen Verband«tag Zittau gewäklt. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 8. Juni. * — Das Befinden des Königs. Amtlich wird über das Befinden des Königs mitgeteilt: „Seit gestern früh sind Schmerzen nicht wieder aufgetreten. Die vergangene Nacht ist ohne Störung verlaufen. Das Allgemeinbefinden ist befriedigend; Bettruhe ist allerdings noch weiterhin notwendig." * — Die Beerdigung des Herrn Friedens richter Thiele erfolgte heute mittag 2 Uhr auf dem Neustädter Friedhöfe. Der stattliche Trauer kondukt wurde von der Neustädter Schützen- Kompagnie und einer Deputation der Altstädter Schützen eröffnet. Denselben schloß sich der Kgl. Sächs. Militärverein „König Albert" mit Gewehr sektion und Fahne an und diesem folgte der von einer Abteilung Neustädter Schützen eskortierte Leichenwagen. Eine große Zahl Leidtragender, u. a. eine Abordnung der städtischen und staatlichen Be hörden, die Mitglieder der Krankenkasse „Brüder schaft" rc. folgten dem Sarge. Auf dem Friedhof angekommen, woselbst der Trauerkondukt mit einem Choral empfangen wurde, ergriff in der Halle Herr Pastor Schmidt das Wort zu einer ergreifen den Trauerrede, der er das Psalmenwort 103, 15—17 zugrunde legte; hierauf erfolgte die Bei setzung. * — Die Mitglieder des ErzgebirgSvereius seien auch an dieser Stelle auf die morgen Donners tag im Restaurant „Deutscher Krug" stattfindende Vereinssitzung aufmerksam gemacht.. Die u.a. auf der Tagesordnung stehende Berichterstattung der Ausschußvorsitzenden über die Vorbereitungen zum Volksfest lassen einen recht zahlreichen Besuch um so wünschenswerter erscheinen, als diese Versammlung voraussichtlich die letzte vor dem Feste ist. * — Die diesjährige Frühjahrs-Bezirks versammlung des Militärvereins-Bundesbezirks Glauchau findet am 26. Juni d. I. im Modes'schen Gasthof in Rödlitz statt. Die Beteiligung an dieser Versammlung dürfte eine ziemlich umfangreiche werden. * — Die gesamte Vegetation zeigt sich nach den letzten ausgibigen Niederschlägen in einem so üppigen Bilde, wie es selten um diese Zeit zu schauen ist. Wenn unsere Fluren auch weiterhin vor Wetterschaden bewahrt bleiben, werden unsere Landwirte einer selten reichen Ernte entgegensetzen dürfen. * — Für Schulausflüge, welche ganz oder teilweise mit Benutzung der Bahn ausgeführt werden, ist eine neuere Bestimmung bezüglich des Fahrpreises beachtlich, welche lautet: Unter halbem Fahrpreis ist der halbe Preis von einfachen oder von Rückfahrkarten zu verstehen. In der vor jährigen Saison war die Benutzung von Rückfahr karten bekanntlich ausgeschlossen für derartige ge meinschaftlich unter Aussicht der Lehrer unter nommene Reisen. Die Teilnehmerzahl, einschließlich der begleitenden Lehrer, muß mindestens 10 be tragen. * Jahusbach i. Erzgeb., 7. Juni. In unserer etwa 2>/ Tausend Einwohner zählenden Gemeinde hat die Grundsteinlegung zu einem eigenen Gottes hause stattgefunden. Im Jahre 1887 konnte die Gemeinde das 400jährige Ortsjubiläum feiern. Sie war bis jetzt nach Thum eingepfarrt. Die ansehnliche Größe des Ortes und der weite Kirch weg erweckten den Wunsch, in der Gemeinde ein eigenes Gotteshaus zu besitzen. Den letzten Anstoß zum Bau eines solchen gab eine in Aussicht stehende Renovierung der Thümer Mutterkirche, an welcher die Jahnsbacher Vertretung sich nicht beteiligen wollte. An der Grundsteinlegung nahmen teil Vertreter der Kirchen- und Schulbehörden, des Staates und der Gemeinde. Unter den Klängen der Musik „Ein' feste Burg" begab sich die Fest versammlung in langem Zuge nach dem Kirchbau platz. Mit dem gemeinsamen Gesänge: „Zu deinem Hause wollen wir, Herr Gott, den Grundstein legen", wurde die Feier daselbst eröffnet. * Glauchau, 7. Juni. Der gegenwärtig hier tagende sächsische Gastwirtsverband hat beschlossen, den nächsten Verbandstag im Jahre 1905 in Zittau abzuhalten. — Die Gastwirts-Ausstellung wurde gestern von nahezu 1200 Personen in Augenschein genommen. * Chemnitz, 7. Juni. Heute vormittag be gann im Kaufmännischen Vereinshaus die Haupt versammlung des sächsischen Bäckerinnungsverbandes „Saxonia", die Bundespräsident Biener-Dresden mit einem Hoch auf König Georg eröffnete. Ein stimmig wurde sodann beschlossen, an den König ein Huldigungstelegramm abzusenden. Bürger meister Dr. Sturm-Chemnitz machte zunächst die erfreuliche Mitteilung, daß sich das Ministerium des Innern entschlossen habe, für die Ausstellung, die mit dem Verbandstage verbunden ist, drei silberne Medaillen zu stiften. Nach mehreren Be grüßungsansprachen wurde der Kassenbericht er stattet und sodann die Rechnung als richtig aner kannt. Herr Oberbürgermeister Simon-Leipzig sprach sodann über die jetzige Lage und die Aus sichten des Handwerks, besonders des Bäckergewerbes. Er führte u. a. folgendes aus : In der Weise, wie bisher, könne es nicht weiter gehen. Die schrankenlose Gewerbefreiheit sei die Hauptursache, daß es mit dem Handwerk überhaupt soweit, wie heute, gekommen sei. Die Gewerbefreiheit sei ein Gesetz der Unfreiheit, sie drohe, das Handwerk zu zerstören. Neue Gesetze würden geschaffen, aber alle vermöchten nicht den Rückgang des Handwerks aufzuhalten, denn bei jedem neuen Gesetze kämen immer bloß Pflichten, niemals Rechte heraus. Der Ruin des Handwerks werde ferner durch Waren häuser und Konsumvereine herbeigeführt. Vor allen Dingen müsse das Handwerk fest zusammen halten und darnach streben, daß es im Reichstage auch vertreten werde. Der Redner fand mit seinen Ausführungen viel Beifall. Den weiteren Ver handlungen, die bis in die Nachmittagsstunden dauerten, folgte ein Festmahl. * Chemnitz, 8. Juni. Gestern abend gegen 6 Uhr stürzte in einem unbewachten Augenblick ein 2jähriger Knabe aus einem offenstehenden Fenster der 4. Etage eines Hauses der Leipzigerstraße herab auf den Plattenfußweg und blieb infolge eines Schädelbruches tot liegen. * Chemnitz, 8. Juni. Zu dem von uns bereits gestern gemeldeten Großfeuer in den Werkstätten der Fahrradfabrik „Prestowerke" wird noch berichtet, daß das Feuer in dem einen Fabriksaale im 2. Obergeschosse des Gebäudes, in dem sich die Montage, die Vernicklungsanstalt der Fabrik, sowie die Lackiererei befinden, aus noch unbekannter Ur sache in der 10. Abendstunde ausgekommen ist. Gegen 10 Uhr hatte es bereits einen solchen Um fang angenommen, daß die Flammen von Leuten, welche im Hofraume des Grundstücks beschäftigt waren, wahrgenommen wurden. Selbsthilfe im Löschen führte nicht zum Ziele. Leider wurde auch die Benachrichtigung der Feuerwehr durch den Umstand erheblich verzögert, daß die Leute, welche das Feuer entdeckt hatten, nicht aus dem Grund stücke heraus konnten. Erst 10 Uhr 20 Min. wurde das Feuer in der nahegelegenen Polizeiwache, sowie durch den öffentlichen Feuermelder „Goethestraße 1" der Feuerwehr gemeldet. Während dieser Zeit hatte sich aber der Brand rasch vergrößert. Die Lacke, die Farben, die in den Härtebottichen be findlichen Oelvorräte flammten auf und entwickelten eine solche intensive Flammenhitze, daß alsbald auch der Inhalt des über dem Brandraume ge legenen Dachgeschosses, in welchem die Materialien vorräte der Fabrik lagerten, vom Feuer ergriffen wurde. Die Feuerwehr unternahm sofort von zwei Seiten aus mit zwei starken Schlauchleitungen von der Dampfspritze und mehreren Hydrantenleitungen die Eingrenzung und Unterdrückung des Feuers. Doch verhinderte die von den Vermcklungschemikalien und von den geschmolzenen brennenden Metallen ausgehenden, überaus heißen und giftigen Dämpfe, die die angreifenden Feuerwehrleute wiederholt zurückwarfen und außerordentlich mitnahmen, die rasche Unterdrückung des Feuers, sodaß im weiteren Verlause auch noch die durch die elektrischen Wecker glocken alarmierten freiwilligen Feuerwehrleute, sowie die auf der Brandstelle mit erschienene 8. Kompagnie der freiwilligen Feuerwehr Kappel mit 3 Saug- und Druckspritzen zu den Löscharbeiten herangezogen werden mußten. Auch die Dampf spritze der Sächsischen Maschinenfabrik wurde be ordert und in dankenswerter Weise von dem Kommando der Fabrik nach der Brandstelle entsandt. Glücklicherweise wurde ihrer nicht mehr bedurft. Ueber die beiden zuerst vom Brande betroffenen Räume ist das Feuer nicht hinausgegangen. Durch das Feuer und die zur Unterdrückung der Flammen in die Räume geworfenen beträchtlichen Wasser massen haben die Werkstätten natürlich schwer ge litten. Der Betrieb ist sür die nächsten Tage ein gestellt, die Direktion hofft aber, in allernächster Zeit die Fabrikation in anderen Räumen wieder aufnehmen zu können. Durch die Katastrophe sind über 350 Arbeiter vorläufig beschäftigungslos ge worden. * Chemnitz. Die großen Sparkassen haben Mühe, ihre Gelder auf Hypotheken unterzubringen. Namentlich die hiesige Sparkasse klagt. Von ihren 39 Millionen Spareinlagen hat sie 12 Millionen in Staatspapieren anlegen müssen, wodurch sie eine Million Kursverluste gehabt hat. 3 Millionen hat sie als Bankdepot zu 2 Proz. Zinsen hingeben müssen, obwohl sie selbst ihren Einlegern 3 Proz. zahlen muß. Die Hypothekenbanken, die Geld bis weilen schon zu 3'/, Proz. hingeben, während die Sparkasse 4^ fordert, verderben daS Geschäft. * Zwickau. Vom hiesigen Jnfanterie-Regiment Nr. 133 sind ein Feldwebel, ein Unteroffizier, ein Lazarettgehilfe und fünf Mann, die sich freiwillig zum Kriegsdienst gegen die Hereros gemeldet haben, nach dem Truppenübungsplatz Münster abgegangen. Die Ausreise nach Südwest-Afrika erfolgt am 17. Juni. * Crimmitschau, 7. Juni. Aufgehoben hat die Organisation der Brauer den schon seit Monat März d. I. bestehenden Kampf gegen die Mummertsche Brauerei hier wegen der eingetretenen ungünstigen Verhältnisse. * Meerane, 7. Juni. Der Rat beschloß in seiner jüngsten Sitzung, dem Bau eines neuen Rathauses nunmehr ernstlich näher zu treten und die Stadtverordneten zu ersuchen, auch ihrerseits ihre Geneigtheit zu einem Rathaus-Neubau im Prinzip zu erkennen zu geben. Der Bau eines neuen Rathauses ist allerdings sehr dringend, da die alten Räume schon seit Jahren dem gesteigerten Verkehr nicht mehr genügen und deshalb einzelne Abteilungen in „Stadthäusern" untergebracht sind. * Zöblitz, 7. Juni. Infolge Schlaganfalles starb am letzten Sonnabend im Eisenbahnzuge in einem Wagenabteil 3. Klasse, Strecke Chemnitz- Reitzenhain, zwischen Pockau—Zöblitz, die ledige 19 Jahre alte Wirtschaftsgehilfin Baldauf aus Ansprung. * Dresden 7. Juni. Der Rat der Stadt Dresden beschloß in seiner letzten Sitzung auf An trag der Stadtverordneten, die schulärztliche Unter suchung aller neu eintretenden Elementarschüler bei den städiischen Bezirksschulen in den Jahren 1904 bis 1906 fortzusetzen. Es soll dafür eine Ver gütung von 50 Pf. sür jedes Kind gewährt werden. * Leipzig, 7. Juni. Eine von über 2500 Personen besuchte Versammlung beschäftigte sich mit der Lohnbewegung der hiesigen Bauhilfsarbeiter. Es wurde berichtet, daß die Verhandlungen zwischen der Prinzipalkommission und den Arbeitervertretern zu keiner Einigung geführt hätten. Die Versamm lung beschloß, mit den einzelnen Unternehmern selbst zu verhandeln und im Falle der Ablehnung der Forderungen über die betreffenden Bauten die Sperre zu verhängen. Ein Antrag auf sofortige Arbeitseinstellung wurde abgelehnt. * Riesa, 7. Juni. Gestern ging der zweite Freiwilligentransport des hiesigen Pionierbataillons Nr. 22, bestehend aus einem Unteroffizier und 13 Pionieren, nach dem Kriegsschauplätze in Deutsch- Südwestafrika ab. Die Einschiffung derselben er folgt am 17. d. M. Von den früher bereits frei willig nach Afrika gegangenen Pionieren ist der Gefreite Kahlert seinen bei Okaharui erhaltenen schweren Wunden erlegen. * Rosswein, .7. Juni. Als Verüber der ge meldeten Roheiten in letzter Sonntagnacht ist der 19 Jahre alte Sohn Erich des hier wohnenden Kaufmanns Hilde ermittelt worden. Nach an fänglichem Leugnen hat der Bursche seine Taten sämtlich eingestanden; er hat dieselben hauptsächlich aus Rache gegen die Stadtverwaltung begangen. * Flöha, 7. Juni. Auf eine eigentümliche Weise verunglückte am Sonnabend abend der im benachbarten Plaue wohnhafte Handarbeiter Weber. Auf dem Heimwege von einem Spaziergange nach Augustusburg begriffen, kam ihm sein Spazierstock zwischen die Beine, sodaß er hinfiel. Leider hat er sich bei dem Fall jedenfalls eine Darmzerreißung zugezogen, der er am anderen Morgen unter un säglichen Schmerzen erlag. Er hinterläßt Frau und acht Kinder. — Der Handarbeiter Enzmann hatte sich so über den Tod seiner Frau gegrämt, daß er Selbstmord durch Ertränken in der Zschopau verübte. * Mittweida, 7. Juni. Am Sonntag nach- mittag fand in der Turnhalle und dem Garten der neuen Bürgerschule die Prüfung der in diesem Jahre ausgebildeten Sanitätskolonne statt. An der Prüfung nahmen ^Mitglieder des hiesigen Krieger vereins und des Militärvereins teil. Als Ehren gäste hatten sich eingefunden die Herren Graf Vitzthum von Eckstädt, Vorsitzender des Landes vereins vom Roten Kreuz, Oberstabsarzt Dr. Zimmer aus Döbeln, Bezirksvorsteher Werner-Topfseifers dorf als Vertreter von Sachsens Militärvereins bund, Bürgermeister Freyer, Mitglieder des Rats- und Stadtverordneten-Kollegiums usw. Die Prüfung begann mit dem praktischen Teil und es wurden 14 Personen Verbände angelegt bezw. nach der Art der angenommenen Verletzungen behandelt und transportiert. Die interessanten Vorführungen leiteten die Herren Dr. med. Schwarz und Kolonnen führer Zacharias. Vom erstgenannten Herrn wurde dann auch die theoretische Prüfung abgenommen. Nach deren Beendung gab Herr Oberstabsarzt Dr. Zimmer sein Gutachten ab, welches sehr günstig ausfiel, und hierauf erklärte Herr Graf Vitzthum von Eckstädt die neue Kolonne als in das Rote Kreuz ausgenommen. * Schneeberg, 7. Juni. Zur Anlegung eines Stadtparkes stifteten die Erben des verstorbenen Herrn Kommerzienrats Dr. Geitner die Summe von 20 000 Mk. Die Ausführung des Parkes wurde vom Stadtrate Herrn Landschaflsgärtner Pietzner aus Freiberg übertragen. Der Park be findet sich in herrlicher Lage an der Hartensteiner Straße nach dem Keilberge zu und ist zum größten Teile fertiggestellt und der Benutzung übergeben worden. Schon jetzt gewährt die Anlage einen schönen Eindruck. Die früher bestandene Absicht, in dem neuen Park auch das Stadtbad zu errichten, für dessen Erbauung die obengenannten Erben
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