Volltext Seite (XML)
bei den von ihr gefaßten Beschlüssen zu dem Ent würfe eines Gesetzes, die Organisation des ärzt lichen Standes betr., allenthalben stehen bleiben. Vizepräsident Dr. Schill-Leipzig (natl.): Ich bin in vielen Dingen anderer Meinung, als die Deputation, möchte aber auf die Tragweite des Deputationsantrages in bezug auf das Zustande kommen des Gesetzes aufmerksam machen. Abg. Dr. Brückner-Leipzig (kons.): Ich würde eS sehr bedauern, wenn wegen einzelner Punkte das ganze Gesetz zu Falle käme, dessen Vorteile für dre Aerzteschaft unverkennbar sind. Im Namen der Aerzte möchte ich hier die Garantie dafür aus sprechen, daß Fälle, wie sie wohl gelegentlich vor gekommen sind und wie sie zur Einführung der Anfechtungsklage geführt haben, nicht wieder vor kommen werden. Nach einem Schlußwort des Referenten nimmt die Kammer den Deputationsantrag einstimmig an. Bom russisch-japanischen Kriegsschauplatz. Der Zar besuchte diejenigen Städte seines euro- päischen Reiches, aus denen Truppen nach Ostasien abgehen. Aber für die russische Kriegslage wäre es besser gewesen, wenn die Militärverwaltung in Petersburg die Mobilmachung mehr hätte beeilen können. Die Japaner landen jetzt fortgesetzt Truppen an den verschiedensten Orten des Kriegsschauplatzes, sodaß sie Aussicht haben, dem Feinde auch zu Lande eine überlegene Streitmacht entgegenzustellen, wie sie es zur See seit Beginn des Krieges gekonnt haben. Zu denken gibt der Umstand, daß die ja panischen Truppen augenscheinlich die Marschrichtung nach Liaujang aufgegeben haben und nach Westen abgeschwenkt sind. Als ihr dortiges Ziel wird Haitscheng jetzt auch in amtlichen russischen Mel dungen bezeichnet. Das Gebiet von Haitscheng- Kaitschou ist für einen Vorstoß entschieden günstiger als das von der Meeres- und Eisenbahnverbindung abgetrennte Terrain des Motien-Passes und von Liaujang. Von Haitscheng aus, das an der in den Händen der Japaner befindlichen Eisenbahn gelegen ist, sind Niutschwang und die Meeresküste schnell zu erreichen. Ei« Teil der japanischen Kriegsflotte hat sich neuerdings vor Niutschwang im Golfe von Liautung gezeigt. Von dem Geschwader wurde eine nur 50 Meilen südlich von Niutschwang ge legene Stadt scharf beschaffen; das Feuer blieb er folglos. Die Anwesenheit des Geschwaders deutet auf die Absicht Japans, in oder bei Niutschwang, das von den Russen geräumt ist, Streitkräfte zu landen, die teils nach Süden gegen Port Arthur abschwenken, vornehmlich aber zur Verstärkung der auf dem Wege nach Haitscheng vordringenden 1. Armee verwendet werden dürften. Port Arthur von den Japanern belagert? Nach einer der Bestätigung dringend bedürf tigen Shanghaier Meldung wird Port Arthur von den Japanern zu Wasfer wie zu Lande bereits jetzt belagert. Ueber die Aussichten einer Belagerung Port Arthurs bemerkt die „Voss. Ztg." u. a.: Die russischen Be festigungen Port Arthurs auf der Landseite sind sehr weitläufig, sodaß die Besatzung dec Festung kaum ausreichen würde, um die äußeren Linien zu halten. Ein Sturm auf diese würde wahr scheinlich von Erfolg gekrönt werden. Wenn auch damit Port Arthur selbst noch nicht fiele, so würde der Umfang der belagerten Feste doch so klein, daß kein japanisches Geschoß mehr fehlgehen würde. Der endgiltige letzte Sturm wird von den Japanern sicherlich erst unternommen werden, wenn sie im Besitz der äußeren Linien sind und die Besatzung vorher durch Bombardements mürbe gemacht haben. Die chinesische Bevölkerung der Mandschurei hält es mit den Japanern und verrät und schädigt die Russen, soviel sie kann. Seltsame Kunde kommt fortgesetzt aus Kronstadt. Vor einigen Tagen war von einem glücklicher weise rechtzeitig entdeckten schweren Anschlag gegen die militärischen Dynamitmagazine Kronstadts ge meldet worden. Jetzt heißt es, daß auf einem von Kardiff gekommenen englischen Schiffe 3 und von einem deutschen Schiffe eine Person verhaftet wur den, die unter dem Verdachte standen, verkleidete Japaner zu sein. Auch jener zuerst erwähnte An schlag lenkte den Verdacht auf Japaner. Auf die Aufklärung dieser mysteriösen Geschichten darf man gespannt sein. * * * Die neuesten Depeschen lauten: Berlin, 18. Mai. Aus Mukden wird dem „L.-A." telegraphiert, die russische Gefechtslinie rücke stetig näher an Mukden heran, wo das Quartier des Vizekönigs noch verblieben ist. Die Japaner sind fast auf Gefechtsnähe herangekommen. Die letzteren, welche in 3 Kolonnen vorgehen, be finden sich nördlich von Lingen und Föngwang- tscheng. Es verlautet, daß 2 Kolonnen weiter nach Norden marschieren, um die Russen zu um gehen und auf Mulden vorzustoßen. Zahlreiche kleine Gefechte haben stattgesunden, jedoch noch kein entscheidendes. Aus Niutschwang wird telegraphisch bestätigt, daß die Stadt von den Russen jetzt voll ständig geräumt ist. Es verlautet, die Russen würden bei Haitscheng Widerstand leisten und dann auf Liaujang zurückfallen, wo sie 70 000 Mann hätten, um hier den Kampf aufzunehmen. Falls die Russen dort geschlagen werden sollten, würden sie nicht nach Mukden gehen, sondern nach Tieking, 200 englische Meilen nördlich von Niutschwang. Man glaubt nicht, daß die Japaner in das Innere der Mandschurei vordringen werden, ohne daß sie bei Niutschwang eine Operationsbasis errichtet haben. verli«, 18. Mai. Der „L.-A." meldet ferner aus Petersburg: Nach einer Depesche aus Jinkau er schien in der Nacht vom 15. zum 16. d. M. am Horizont das Licht eines Scheinwerfers, welches einen Augenblick die Forts streifte. Darauf wurde in der Richtung von Kaitschou entferntes Geschütz feuer hörbar. Die Kanonade dauerte bis morgens 4 Uhr. Am nächsten Tage mittags hörte man das Donnern der Geschütze, welches bis um 5 Uhr dauerte. Gegen 11 Uhr abends wurden, laut Aus sage chinesischer Kahnfahrer, auf hoher See 9 ja panische Schiffe ohne Beleuchtung sichtbar. Die Nacht verlief ruhig. Petersburg, 18. Mai. General Kuropatkin telegraphiert unterm 16. an den Zaren: Gegen Mitternacht drangen 17 japanische Kriegsschiffe gegen Senikutschen vor und eröffneten ein heftiges Feuer auf die Stadl, während 5 Transportdampfer Truppenlandungen vornahmen. Darauf zeigten sich 3 große Dampfer gegenüber dem Kap bei Souanteiatoun und landeten dort eine Anzahl Truppen, welche auf Kaitschou vorrückten. Petersburg, 18. Mai. Nach hier eingetroffenen Meldungen aus Peking wurde auf kaiserlichen Be fehl die gesamte Flotte mobilisiert. Petersburg, 18. Mai. Linienschiffs-Kapitän Strogomow spendete 1^/, Millionen Rubel zur Verstärkung der Flotte. Paris, 18. Mai. Aus Liaujang wird gemeldet, daß auf Kuropatkins Anordnung täglich gesellige Veranstaltungen stattfinden. Als Tatsache gilt, daß die japanischen Truppen nicht mehr als 5 Kilometer marschieren, weil der Transport der Geschütze ungeheure Schwierigkeiten bereitet. Ge fangene Tschungusen bekannten, daß sie in japanischem Solde standen. Zum Aufstand der Herero. Dem „Lok.-Anz." wird von seinem nach Demsch- Südwestasrika entsandten Korrespondenten aus Wind huk, 16. Mai, gemeldet: „Die Ostabteilung de« Major« v. Glasenapp hatte die Gräber ihrer im Biwak Onjalu verstorbenen Kameraden besonders freundlich hergerichtet, die sechs Hügel mit Steinen eingefaßt, Kreuze mit Namen und Inschriften er richtet und dann die Gräber wie einen kleinen Kirchhof mit einer Dornhecke eingefaßt. Die jetzt bei Onjalu biwakierende Abteilung de« Major« von Estorfs sand die Gräber durch die Herero geschändet vor. Zwei waren ganz aufgegraben, die beiden Leichen heraurgerifsen, die Totenhemden zurückge- schlagen und auf den Unterleib schwere Feldsteine gelegt. Die anderen Gräber waren stark beschäaigt. Alle Gräber wurden sofort wieder instand gefitzt. Da« Massengrab bei Okaharui fanden die Patrouillen Estorfs« unberührt." In einem Privatbrief über da« Gefecht bei Owikokorero schreibt Hauptmann Fischel u. o.: „Fast jeder Schuß der Herero saß. An ein Forlschaffen der Verwundeten und Toten war nicht zu denken. Oberleutnant Mantholt traf im Lager ein und meldete mir den furchtbaren Verlust. Von o. Glafenopp glaubte M. bestimmt, daß er gefallen sei. Ich befahl sofort den Vormarsch der ganzen Abteilung, um die Herero mit Tagesgrauen anzugreifen; aber Major v. Glasenapp kam und hob meinen Befehl auf, weil wir zu schwach seien." Nachdem erst kürzlich eine Anzahl SanitätSosfiziere nach Südwestasrika geschickt sind, da der Mangel an Aerzten sich außerordentlich sühlbar gemacht hat, sind jetzt wieder acht Aerzte in die Schutzlrnppe eingereiht worden. Sech» davon sind Preußen, einer ist Sachse, einer Württemberger. Dem Stabe de» neuen Oberbefehlshaber» wird auch eine größere kavalleristischc Stgnaltruppe bei gegeben. Da der H.liogroph nur bei Sonnenlicht arbeitet, soll in Zukunft eine neue Blitzlampe in Tätigkeit treten, deren Leuchlweite sich bi« aus etwa 100 Kilometer erstreckt und die, au«einandergenommen, aus dem Rücken der bedienenden Reiter transportiert werden kann. Trier, 18. Mai. General Trotha reist heute abend 6 Uhr nach Berlin und von hier am Donner« - lag nach Hamburg, wo er sich am 21. d. M. ein schiffen wird. Für die Abreise von Trier sind große militärische Ehrungen geplant. * * Aus Kamerun wird gemeldet, daß die Aufständischen am Croßfluß auf englischem Gebiet, wohin sie sich vor der deutschen Strafexpeditton geflüchtet hatten, nach einem schwierigen Gefecht vollständig aufgerieben worden find. Der Verlust der britischen Truppen ist groß; et sind allein 13 Offiziere und Unteroffiziere gefallen. In unserem Schutzgebiet ist alle« ruhig. Zweigverein des Evangelischen Bundes zu Hohenstein-Ernstthal. In der am Montag abend im „Stadtkeller" ab gehaltenen sehr stark besuchten Hauptversammlung wurden die Satzungen de« Zweigvereins de« Evangelischen Bunde« zur „Wahrung der deutsch- protestantischen Interessen" mit Aurnahme von § 2, 2 u. 3, angenommen. Hierauf wurde zur Er gänzungswahl des Vorstand» verschrilten. Der Vor stand setzt sich nunmehr au» folgenden Herren zu sammen : Vorsteher: Herr Apotheker Himmelreich, Stellvertreter: Herr Fabrikant Wilhelm Layritz, Schriftführer: Herr Lehrer Fröhlich, Schatzmeister: Herr Kaufmann Louis Pfefferkorn, Herr Stadtrat Anger, - Kassenrevisor Bergner, - Fabrikant Gaam, - Privatier Jäckel, - Schuldirektor Patzig, - vr. Reinige, - Fabrikant Scheer. Herrn Superintendent v. Meyer in Zwickau hofft man für den nächsten Vortragsabend al« Redner zu gewinnen. OertNches und Teichfisches. Hohenstein-Ernstthal, den 18. Mai. *— Der kommende Sommer soll nach einigen Unglückspropheten sehr schlechtes Wetter bringen, und zwar, da Kälte anscheinend lange genug vorgeherrscht hat, zur Abwechslung eine un gewöhnlich große Hitze. In einer großen Berliner Zeitung stand dieser Tage zu lesen, daß nach den Angaben eines Fachmannes der bevorstehende Sommer für die nördliche Halbkugel im allgemeinen ein warmer werde, „cs werden sich mehrfach ab norme Hitzeperioden, und, was noch unangenehmer sein dürste, heftige plötzliche Niederschläge mit nach folgender Ueberschwemmungsgefahr einstellen. Wenn hiervon auch manche Gebiete verschont bleiben werden, so wird dies doch der allgemeine Charakter des kommenden Sommers sein". Fragt man, worauf der Mann diese unheimliche Prophezeiung stützt, so ist die Antwort, daß es die „außer ordentliche Eruptionstätigkeit der Sonne" sei, die den schlimmen Sommer verursachen werde, „der allen anderen Sommern in sonnenfleckreichen Jahren gleichen muß". Wer nichts von der Sache versteht, kann sich leicht durch solche dreiste Be hauptungen verblüffen lassen; in Wirklichkeit ist aber kein Wort davon wahr, daß die Sommer in Jahren mit vielen Sonnenflecken sich so gestaltet haben, wie der.Unglücksprophet den kommenden Sommer ausmalt. Der Einfluß der Sonnenflecke auf unsere irdische Witterung ist vielmehr so ge ring, daß die Forscher, die ihn feststellen wollten, zu ganz entgegengesetzten Ergebnissen gekommen sind. Wie der erste unter den lebenden Meteo rologen, Professor Hann in Wien, nachdrücklich betont, „gestatten die Ergebnisse (der bisherigen Untersuchungen) keine Schlüsse auf das Eintreten trockener und nasser Jahrgänge auf Grund der Sonnenfleckperiode". Was die Temperatur anbe langt, so ist dieselbe in den Tropen in den Jahren nahe dem Sonnenfleckminimum durchschnittlich 0,4 Gr. höher, zur Zeit der größten Fleckentätig keit etwa 0,3 Gr. tiefer als sonst. Diese geringe Schwankung verteilt sich dazu auf volle 11 Jahre, daneben aber gibt es noch lange Perioden, in denen der Einfluß der Sonnenfleckenhäufigkeit über haupt gar nicht hervortritt. Die jüngsten Unter suchungen, die Professor Schreiber in Chemnitz über die periodischen Schwankungen der Sonncn- flecken und der Niederschläge veröffentlicht hat, er gaben, „daß noch viele Jahre (der Beobachtungen) nötig sein werden, um die wirkliche Existenz von Perioden sicher nachweisen zu können". Der tat sächliche Einfluß der Sonnenflecke ist also so un bedeutend, daß er kaum im Laufe vieler Jahre rechnungsmäßig erkannt werden kann, geschweige denn so unmittelbar zutage tritt, wie der anonyme Fachmann in der Berliner Zeitung behauptet. Wie sich das Wetter des kommenden Sommers gestalten wird, weiß gegenwärtig niemand im voraus, ebenso wenig wie jemand wissen kann, welches Wetter in acht Tagen, in füns Tagen oder selbst in drei Tagen herrschen wird. Dies mag manchem als ein Armutszeugnis der wissenschaftlichen Meteo rologie mit ihren Millionen von Einzelbeobachtungen erscheinen; aber es ist nun leider einmal so und niemand kann etwas daran ändern. *— Ohne Schützenfest kein Pfingsten. Wie in zahlreichen anderen Städten, findet in diesem Jahre auch Vas Schützenfest der Neustädter Schützen- Kompagnie in der Pfingstwoche, und zwar in der Zeit vom 21. bis mit 26. Mai statt. Damit lehnt sich die Schützengescllschaft einem Brauche an, der bis zur Zeit des Untergangs des Rittertums zurück reicht. Im 15. und 16. Jahrhundert unserer Zeit rechnung stand das Schützenfest, auch das Pfingst schießen genannt, in besonderer Blüte. DieSchützen- gilden besaßen wichtige Vorrechte und übten öfter als einmal maßgebenden Einfluß auf politische Ent schließungen aus. Im Ausgang des 18. und zum Beginn des verflossenen Jahrhunderts machte sich ein allmählicher Verfall des Schützengildenwesens bemerkbar, dem jedoch im Jahre 1860 der in Gotha abgehaltene Verbandstag des allgemeinen deutschen Schützenbundes wirksam Einhalt gebot. Seit 1872 findet alle drei Jahre ein allgemeines deutsches Bundesschützenfest statt, das die Sache der Schützen- gftden wieder in Flor gebracht hat. Um die Würde eines Schützenkönigs ist es ein großes Ding. Am Schützenfesttage ist er die gefeiertste Person der ganzen Stadt. Es ist auch gar nicht so einfach, diese Würde zu erringen. Unsere Schützenbrüder verstehen sich alle aufs gute Treffen, und unter lauter tüchtigen Schützen der tüchtigste zu sein, setzt eine Kunst voraus, die tatsächlich Anerkennung ver dient. In manchen Orten ist cs sogar zu heftigem Streit um die Zuerkennung der Königswürde ge kommen ; in Hannover z. B. wurde einstmals das Gericht angerufen, das in einem berühmt gewordenen Urteil entschied: „Der Beklagte wird verurteilt, den Kläger als Schützenkönig anzuerkennen". — Dies von den Schützensesten im allgemeinen. Was nun unser Schützenfest im besonderen betrifft, so können wir mitteilen, daß die Vorarbeiten im Schoße unserer Schützengesellschaft der Vollendung entgegen- gehenund daß in umfassender Weise für Unterhaltung aller Art gesorgt ist. Bald werden sich auf dem Festplatze, dessen großer, schattiger Garten Tausende von Besuchern faßt, bunte Budenreihen erheben, die gar viel des Interessanten und Sehenswerten in Aussicht stellen. Außer den üblichen Schank- und Bierzelten, Verkaufs-, Spiel- und Unterhaltungs buden, Karuffels rc. kommen auch, wie wir erfahren, zwei große Schaubuden zur Ausstellung. Fleißige Hände sind jetzt schon damit beschäftigt, größere und kleinere Unterkunftsstätten für durstige Seelen zu errichten, und wenn erst das Schießen nach der Preisscheibe beginnt, wird sich auf dem Platze wieder einmal das echte, rechte Schützenfestleben ab spielen, dessen Bann sich niemand zu entziehen ver mag. Hoffentlich ist das Fest von recht schönem Wetter begünstigt. *— Die sächsisch-evangelisch soziale Ver einigung hat sich nunmehr konstituiert. Sie zählt 112 Mitglieder. 1. Vorsitzender ist Pastor Fried rich-Zschorlau, 2. Vorsitzender Pastor Liebster- Leipzig-Volkmarsdorf, 1. Schriftführer Pastor Stiehler-Erdmannsdorf, 2. Schriftführer Pastor Lic. Dr. Kühne-Dresden. Am 5. und 6. Juni soll in Leipzig eine größere Versammlung abgehalten werden mit dem Hauptthema: „Die sächstsch-evangelisch- soziale Vereinigung und verwandte Bestrebungen." * Wüstenbrand, 18. Mai. Am Montag nachmittag fand die Grundsteinlegung zur hiesigen neu zu erbauenden Zentralschule statt. Herr Pfarrer Kirbach schilderte in einem vielseitigen Rückblick die Entwickelung und Geschichte der Ge meinde Wüstenbrand und legte damit dar, daß bei den derzeitgen Verhältnissen (367 Schulkinder) der Bau dieser neuen Schule zur unbedingten Not wendigkeit geworden sei, für die Platzfrage sei ins besondere die stärkere Ansiedelung im unteren Orts teile mit maßgebend gewesen. Sodann wurde von Herrn Kirchschüllehrer Stadelmann die einzumauernde Urkunde verlesen, welche insbesonoere statistische Notizen über den derzeitigen Gemeindestand enthielt. Die Grundsteinmauerung fand mit den üblichen Hammerschlägen der beiden Herren statt. Das Kirchenchor und die obere Schulklasse verschönten die Feier durch einige Gesänge. * Chemnitz, 17. Mai. Die Kutschersehefrau Schmied! aus Neudorf, welche am 4. November vorigen Jahres ihre beiden Kinder tötete und wegen Mordes in Untersuchungshaft genommen wurde, ist, nachdem sich herausgestellt hat, daß sie zur Zeit der Begehung der Tat in einem Zu stande krankhafter Störung der Geistestätigkeit sich befunden hat, durch den ihre freie Willensbestim mung ausgeschlossen gewesen ist, des ihr beige messenen Verbrechens halber außer Verfolgung ge setzt und unter Aufhebung des wider sie erlassenen Haftbefehls einer Heilanstalt überwiesen worden. ' Chemnitz, 17. Mai. Durch leichtsinniges Umgehen mit Feuer durch Bedienstete des Guts besitzers Thümer entstand am Montag nachmittag in dessen Scheune im benachbarten Auerswalde ein Brand, durch welchen das Gebäude völlig einge äschert wurde. Kaum war der Brand gedämpft, so erscholl von neuem Feuerlärm. Von ruchloser Bubenhand war das Wohnhaus des Porzellan- und Steinguthändlers Pährisch angezündet worden, während er mit seinen Angehörigen auf dem Markte in Frohburg als Verkäufer weilte. Glück licherweise konnte dieser Brand lokalisiert werden. — Die hiesige Maler- und Lackierer-Innung hat jetzt, nachdem sie infolge des Malerstreiks den Ge hilfen verschiedene Zugeständnisse inbezug auf Lohn erhöhungen usw. hat machen müssen, eine allge meine Preiserhöhung für auszuführende Arbeiten eintreten lassen. * Zwickau, 17. Mai. Beim Nesterausnehmen wurde im Nachbarort Thanhof ein Knabe hart bestraft; er fiel vom Baume und erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. * Mülsen St. Niklas, 17. Mai. Infolge Herzschlags verstarb während der Geburt eines Kindes die 36 Jahre alte Ehefrau des Webers Voigt. Das Kind ist auch tot. Die erste Ehefrau Voigts starb ebenfalls als Wöchnerin. * Crimmitschau, 16. Mai. Durch unvor sichtigen Umgang mit Schußwaffen wurde gestern auf der Glauchauerstraße eine Frau verletzt. Der leich.fertige Schütze war ein junger Mann, welcher in einem dort an der Straße liegenden Garten mit einem Tesching nach Katzen schießen wollte. Der Schuß traf die Frau am linken Unterarm.— Ein wertvoller Münzenfund wurde heute vormittag im benachbarten altenburgischen Wettelswalde ge macht. In der dortigen Mühle fand man beim Abbruch einer alten Holzdecke eine in graues Papier verpackte Geldrolle, welche 29 Münzen aus dem 14., 15. und 16. Jahrhundert enthielt. Die Münzen haben die Größe von Fünf- und Dreimarkstücken und sind sehr gut erhalten. * Reichenbach i. V, 16. Mai. Der König!. Staatsanwaltschaft Plauen freiwillig gestellt hat sich, wie dre „R. N." melden, am Sonnabend der seit einigen Wochen verschwundene frühere Kassierer der hiesigen Jnnungskrankenkasse für Bougewerken, Oskar Stauß. Die von Stauß verwaltete Kaffe wies nach dem plötzlichen Verschwinden des Ver walters ein erhebliches Defizit auf. * Voitcrsreuth, 17. Mai. Ueberfahren worden ist am Sonntag abend von einem Radfahrer der hier lebende pensionierte Weichenwärter Vinzenz Fritsch. Der bedauernswerte alte Mann erlitt so schwere Verletzungen am Hinterkopf, daß er bald nach dem Unfall starb. * Lengenfeld i. V, 17. Mai. Bei einem Spaziergange durch den Pechtelsgrüner Wald wurde am Sonntag der böhmische Arbeiter Starec von einer Kreuzotter heftig in die Hand gebissen. Ob wohl seine Ehefrau die Wunde sofort aussog, schwoll doch die Hand heftig an, und Starec ver fiel längere Zeit in Starrkrampf. Die opfermutige Frau, die vielleicht eine kleine Wunde an der Lippe gehabt und Schlangengift ins Blut gebracht hatte, erkrankte ebenfalls heftig; beide mußten ins Kranken haus gebracht werden; sie befinden sich jedoch außer Lebensgefahr. * Pabstlcithen i. V Durch Genuß von Kuh fleisch, welches der Freibank entstammte, wurde am Freitag in dem bayrischen Grenzorte Buching die Familie Stammer von schwerer Krankheit befallen. Am Sonnabend verschied bereits eine 18jährige Tochter unter Vergiftungserscheinungen. — Ein Hünengrab, enthaltend mehrere Schädel und Knochen, sowie Scherben von uralten Tongefäßen und Waffen teile, wurde vergangene Woche in der Grenz gemarkung Oberleinitz beim Drainieren einer Wiese aufgedeckt und die Gegenstände vor weiterer Be schädigung bewahrt. * Annaberg, 17. Mai. Der Rat und die Stadtverordneten haben beschlossen, das Leichen begängnis des verstorbenen Herrn Justizrats Dr. Böhme, langjährigen Stadtverordnetenvorstehers und Ehrenbürgers, auf die Stadtkaffe zu übernehmen. Die Freude in der Stadt über diese außerordentliche Ehrung des beliebten Mannes ikt allgemein. * Cranzahl. Am Sonntag abend goß eine hiesige Frau kochendes Wasser, in ein in der Stube