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HohensteiErnstthaler Anzeigtt Tageblatt für Laßenstcin-KrnMal, Gkerkungwih, Hersdorf, Acrmsdorf, Acrnsdorf, Wüjtmbrard, Urspmng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche und Privat-Anzeigen. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegebea. Abonnement: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Durch die Post bezogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertiousgebühre«: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vonn. LV Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 81. Fernsprecher Nr. 151. Sonnabend, den 9. April 1904. B-hnstr.». 31. Jahrgang. Die Beschäftigung von Kindern beim Austragen von Backwaren und Zeitungen betr. Auf Grund von 8 8 Abs. 2 des Reichsgesetzes, betr. die Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben, vom 30. März 1903, haben wir beschlossen, im hiesigen Stadtbezirke auch nach dem 1. Januar 1904 die Beschäftigung von Kindern über 12 Jahre beim Austragen von Backwaren und Zeitungen vor dem Vormittagsunterricht von 6*/, Uhr morgens an bis auf weiteres zu gestatten; die Beschäftigung vor dem Vormittagsunterricht darf nicht länger als eine Stunde dauern. Die gesetzlich nachgelassene Dauer der täglichen Beschäftigung wird hierdurch nicht verlängert, auch ist die Beschäftigung fremder Kinder nur nach vorheriger Anmeldung und nach Aushändigung der auszustellenden Arbeitskarte an den Arbeitgeber gestattet. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 6 April 1904. vr. Polster, Bürgermeister. Kny. Die unter O ersichtliche Bekanntmachung wird hierdurch wiederholt zur allgemeinen Kenntnis und Nachachtung veröffentlicht. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, den 7. April 1904. vr. Polster, Bürgermeister. D Bekanntmachung, die Ueberladung des Fuhrwerks, die An- und Abfuhr von Baumaterialien und sonstigen Lasten zu und von Baustellen, Lagerplätzen, Ziegeleien, Steinbrüchen, Lehm-, Kies und Sandgruben, sowie das Stehenlassen bespannter Fuhrwerke auf Straßen betr. Zu möglichster Hintanhaltung von Tierquälerei wird folgendes angeordnet: I. tz 1. Die Ladung eines Fuhrwerkes darf die Leistungsfähigkeit der Zugtiere nicht übersteigen. Eine Ueberladung des Fuhrwerkes, infolge deren die Zugtiere zur gehörigen Fortschaffung desselben unvermögend werden, ist strafbar. tz 2. Zum Abfahren von Baugrund, Steinen, Lehm, Kies, Sand oder dergl. aus Baustellen, Lagerplätzen, Ziegeleien, Steinbrüchen und Gruben, sowie zum Anfahren von Baumaterialien dürsen Pferde oder andere Zugtiere nur benützt werden, wenn zuvor von der befestigten Straße bis zur Ab- und Anfuhrstelle eine das lockere Erdreich bedeckende feste Fahrbahn (Pflaster, Steinschlag, Bohlen-, Schwellen- oder Knüppel-Belag) hergestellt ist. Diese Fahrbahn muß in zweckentsprechendem Zustande erhalten und ausschließlich benutzt werden. tz 3. Die Unternehmer von Bauten (Bauherr, Bauleiter und Bauausführender) i. S. von 8 1, Absatz 2 des Allgemeinen Baugesetzes vom 1. Juli 1900, sowie die Inhaber von Lagerplätzen, Ziegeleien, Steinbrüchen und Gruben, welche die Ueberladung des Fuhrwerkes dulden oder die Her stellung und Instandhaltung der Fahrbahn unterlassen, werden mit 150 Mk. Geldstrafe oder 2 Wochen Haftstrafe belegt. Gleiche Strafe trifft die Geschirrführer, welche überladene Fuhrwerke befördern und erforder lichenfalls nicht für genügenden Vorspann sorgen oder welche die feste Fahrbahn nicht benutzen oder deren Herstellung zu oder von den bezeichneten Stellen fahren. Verantwortlich für Einhaltung dieser Vorschriften ist auch die mit der Aufsicht an diesen Stellen noch besonders beauftragte Person. 8 4. Ausnahmen von der Bestimmung in tz 2 können vom Stadtrate auf Antrag zuHelaffen werden, wenn nachgewiesen wird, daß die Herstellung der Fahrbahn mil überwiegenden Schwierigkeiten oder unverhältnismäßigen Kosten verbunden ist und anderweitig Vorkehrungen zur Verhütung von Ueberanstrengung und Mißhandlung der Zugtiere getroffen werden. II. Wer ohne Zweck ein bespanntes Fuhrwerk auf Straßen oder Plätzen der Stadt übermäßig lange stehen läßt, wird mit Geld bis zu 150 Mk. oder Haft bis zu 2 Wochen bestraft. Hohenstein-Ernstthal, am 19. November 1903. Der Stadtrat. vr. Polster, Bürgermeister. Durch die in den Vorjahren getroffenen Maßnahmen hat man die BlutlauS an den Obst bäumen durchaus nicht gründlich zu beseitigen vermocht, und es ist auch in diesem Jahre, besonders zur Jetztzeit, die größte Aufmerksamkeit auf vollständige Vernichtung dieses Schädlings zu richten. Die hiesigen Obstbaumbesitzer werden daher hierdurch aufgefordert, sofort und Wiederholt ihre Obstbäume auf das Vorhandensein der Blutlaus genau zu untersuchen und ev. sofort zur Ver tilgung dieses Insekts zu schreiten. Als wirksames Mittel gegen das Auftreten nnd die Verbreitung der BlutlauS ist daS Ab waschen der Obstbäume mit Ammoniakwasser oder einer Mischung von 60 Teile» süßer Milch, 20 Teilen Terpentin (gelöst in Terpentinöls und 20 Teilen Schwefelkohlenstoff zu empfehlen. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 6. April 1904. vr. Polster, Bürgermeister. Kny. Maul- und Klauenseuche. " Unter den Viehbeständen der Viehhändlerin Marie Verw. Rother hier, Karlstraße 31, ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Der Verkauf von Vieh — Schlacht- und Zuchtvieh — auf den hiesigen Wochenmärkten ist bis auf weiteres verboten. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 8 April 1904 vr. Polster, Bürgermeister. Kny. Ein Bombenattentat auf den König von Spanien. Schon in dem Augenblick, als es bekannt wurde, daß König Alfons eine Reise nach Barcelona und durch Katalonien unternehmen werde, setzte die re publikanische Agitation ein, dem Könige durch Straßendemonstralionen ein Bild von der „wahren Stimmung" des Volkes zu geben. Zugleich machten sich anarchistische Tendenzen wieder bemerkbar, die unter der Ärbeiterbevölkerung von Barcelona stets einen starken Rückhalt gesunden haben. Diese Hetzereien haben es denn auch jetzt plötzlich soweit gebracht, daß ein Individuum die „Propaganda der Tat" angewandt und das in Spanien übliche Mittel der Dynamitbombe benutzt hat, um das Königtum aus der Welt zu schaffen. Glücklicher weise ist König Alfons unverletzt geblieben. Ueber die Bombenexplosion liegen folgende Meldungen vor: Barcelona, 7 April (Amtliche Mel- du»g.) Als der König die Arbcitsausstclluug verließ, platzte eine Bombe. 2 Landleute wurden verwundet; ein Verdächtiger ist ver haftet worden. Paris, 7. April. Nach Meldungen aus Bar celona erfolgte die Explosion der Bombe, als der König die Arbeitsausstellung verließ. Einige Ver haftete wurden sofort vernommen, doch scheint der eigentliche Täter entwischt zu sein. Für heute früh stand ein Besuch des Klubsalons samt Ausstellung im Palais der bedeutendsten industriellen Ver einigungen Kataloniens, der Gesellschaft zur Er- mutigung der nationalen Arbeit, auf dem Pro gramm für den König. Das Komitee hatte eigene Wächter zur Verstärkung der Stadtvolizei vor dem Haustor aufgestellt. Ob der Besuch ausgeführt wird, ist noch nicht bekannt. -st -st -st Zu seiner wunderbaren Rettung aus schwerer Lebensgefahr wird König Alfons XIII. nicht nur von allen patriotisch gesinnten Spaniern, sondern von allen anständigen Menschen der ganzen Welt aufrichtig beglückwünscht werden. Ueberall wird man dem erst im 18. Lebensjahre stehenden Könige, der durch seinen Besuch Barcelonas, dieser Brut stätte des Anarchismus, einen anerkennenswerten Beweis von Unerschrockenheit und persönlichem Mute geliefert hat, die lebhaftesten Sympathien entgegenbringen. Besonders tief Hal unsern Kaiser der Attentatsversuch auf König Alfons bewegt, den er vor 3 Wochen in Vigo gesehen und dadurch ausgezeichnet hat, daß er ihn L la suits der deutschen Marine stellte. Hoffen wir, daß der König in Barcelona vor weiteren Anschlägen be wahrt bleibt und daß der amtliche Bericht über das Bombenattentat die volle Wahrheit enthält, und dcr König wirklich unverletzt geblieben ist. Barcelona, 8. April. Der König besichtigte gestern vormittag mehrere Weinläger und Weberei.». Er unterhielt sich mit den Arbeitern und äußerte, sein größtes Vergnügen sei, die Arbeiter zu schützen. Sodann besuchte der König die im Bau begriffene Kirche der heiligen Familie. Ueberall wurde der König mit Jubel begrüßt, namentlich in den Ar beitervierteln, wo geflaggt war. Madrid, 8. April. In der Stadt herrscht große Aufregung über den gestrigen Anschlag auf den König. Einer der Schwerverletzten soll bereits gestorben sein. Infolge des Attentats kam es zu großen Kundgebungen, welche in blutigen Schläge reien zwischen Monarchisten und Republikanern ausarteten. Der Kaiser auf Sizilien. Der Kaiser begab sich am Donnerstag früh bei schönem, warmen Wetter von Bord seiner Hacht „Hohenzollern" zu Besichtigungen in die Stadt Palermo. Zunächst besuchte er das Nationalmuseum, sodann den Dom, wo der Monarch von dem Bischof und der gesamten Geistlichkeit feierlich empfangen wurde und einen Rundgang machte, wobei er auch die Kaisergräber sah. Nach einem Spaziergang im Botanischen Garten kehrte seine Majestät auf die „Hohenzollern" zurück. Hier empfing er die Mit glieder der deutschen Kolonie und den Erzbischof von Monreale. Zur Mittagstafel waren die Spitzen der Militär- und Zivilbehörden geladen. Dem 90jährigen Erzbischof von Palermo, der krank zu Bett liegt, ließ der Kaiser einen Blumenstrauß überreichen. Der Erzbischof war über diese Auf merksamkeit herzlich erfreut. Nach Palermo werden noch neun sizilianische Orte besucht. Der deutsche Kronprinz in Kopenhagen. Kronprinz Wilhelm ist gestern in Kopenhagen eingetroffen, um im Auftrage seines kaiserlichen Vaters am heutigen Donnerstag den König Christian von Dänemark zu seinem 86. Geburtstage zu be glückwünschen. Der Prinz wurde bei seiner Ankunft vom König, der die Uniform seines deutschen Ulanen- Regiments trug, dem Kronprinzen usw. empfangen. Der König und der deutsche Kronprinz küßten sich, dann schritten beide die Front der Ehrenkompagnie ab, während die Musik die Preußenhymne spielte. Nach der Ankunst des Kronprinzen auf Schloß Amalienborg besuchte er den König von England. Abends fand große Festtafel statt, bei der König Christian und Kronprinz Wilhelm herzliche Worte wechselten. Die Abreise erfolgt am Sonnabend. Es ist der erste Besuch, den der deutsche Thron folger in der dänischen Hauptstadt abstattet. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Dänemark sind in den letzten Jahren recht freundschaftliche geworden, und wie Kaiser Wilhelm und König Christian zu einander stehen, das hat der vorjährige Besuch unseres Kaisers in Kopenhagen und der Gegenbesuch des greisen Dänenkönigs in Potsdam bewiesen. Auch Kronprinz Wilhelm hat in Däne marks Hauptstadt eine herzliche Aufnahme gefunden. Die Geburtstagsfeier selbst verläuft still auf Schloß Amalienborg, wo seit einer Woche auch das eng lische Königspaar verweilt. Bom russisch japanische« Kriegsschauplatz. Ei» Teil der zweiten japanischen Armee soll, Nachrichten aus Söul zufolge, auf 40 großen Transportschiffen nach Korea übergesetzt worden sein und in Jangampho, an der Ualumündung, ge landet werden. Wahrscheinlicher ist aber wohl eine Landung auf ter mandschurischen Seite der Ualu- mündung, vorausgesetzt, daß die Wetter- und Terrain-Verhältnisse, namentlich aber die Geschütze der russischen Artillerie eine solche gestatten. Nach Meldungen aus Tschtfu ist eine Schlacht am Halu erst in etwa 14 Tagen zu erwarten; zu gleicher Zeit soll von den Ja panern ein Angriff auf Niutschwang unternommen werden. Die große Schwierigkeit der Proviant- zusührung nötigt die Japaner aber vielleicht doch zu einer Beschleunigung des Angriffs. Zu berück sichtigen bleibt, daß allerdings auch die Russen mit ihrem Verpflegungsdienst übel genug daran sind. Der Proviant muß von Mulden resp. von Liaojang auf schlechten Wegen per Axe in daS Aalugebiet befördert werden. Zur See sind neue Operationen nicht unternommen worden. Man vermutet, daß die Japaner am kommenden Sonntag, dem russischen Osterfeste, noch einmal versuchen werden, den Hafeneingang von Port Arthur durch die Versenkung von Brandern zu sperren. Da die Ruffen vorbereitet sind und es an Wachsamkeit nicht fehlen lassen werden, so wird ein neuer Versuch doch nur das Schicksal der alten teilen, d. h. ergebnislos verlaufen.. * * Die neuesten Depeschen lauten: Berlin, 8. April. Auf der hiesigen japanischen Gesandtschaft ist man der Ueberzeugung, daß es sich bei dem Uebergang des Dampfers „Fürst Bis marck" in russischen Besitz um ein reines Handels- abkommen handelt. Es liege keinerlei Grund vor, den Verkauf des Schiffes irgendwie als eine Hand lung anzusehen, der auch nur die geringste Be deutung zukomme. Petersburg, 8. April. Die Marine-Reserven wurden nach Sebastopol einberufen. Paris, 8. April. DaS „Petit Journal" meldet aus Shanghai, daß 5000 Mann der ersten ja panischen Reserven wegen Mangel an Offizieren