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Beilage zum Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger Tageblatt Nr. 77 Sonntag, den 3. April 1904 31. Jahrgang —ll. vom sondern auch in der n h 21. bis 31. Mai 1904 im Logenhaus zu Hohenstein-Ernstthal. verspricht die Beschickung eine recht umfangreiche zu werden und dürfen unter dieser Gruppe eine Anzahl Patentneuheiten nicht unerwähnt bleiben. Nicht nur die Ausstellungshallen werden des Interessanten und Schönen gar vieles bieten, son dern auch in den Wirtschaftslokalitäten wird gar manche Neuerung zu finden sein. Es wird z. B. in dem jetzt neugebaulen Schützenhaus ein Auto- maten-Restaurant eingerichtet werden, im oberen Garten eine Bauernschankwirtschaft und im Thü ringer Dorf eine neue wundervolle Thüringer Dorf- Dekoration u. a. m. Ferner wird dem unterhaltenden Teil durch Veranstaltung mehrerer Konzerte und anderer ge wählter Unterhaltungen in umfassendster Weise Rechnung getragen werden, sodaß die Ausstellung eine in allen ihren Teilen wohlgelungene zu werden verspricht. Hier ein Flammen und Verglühen, Blüh'n und Welken immerfort, Einstens dort ein ew'ges Blühen, Ew'ges Leuchten gibt es dort. Was uns hier der Tod entrissen, Kann nicht ewig untergeh'n, — Einst nach Nacht und Finsternissen Gibt es dort ein Wiederseh'n. großen Maschinenschlosser« geworden, und da hatte er, der von Jugend an seine Freude am Bauen und am Zusammensetzen und am Herauatifteln gehabt, gelernt, wa« Maschinenbau heißt. Und al« der erste Ingenieur erkannt, wa« für ein Wissensdurst in de« jungen Menschen Kopf schlummerte, wie zu dem Hirnschmalz auch geschickte Hände kamen, hatte er für Au«bildung gesorgt, und nach manchem Probieren und wieder Probieren war dem Hann» frieder eine Sache gelungen. Ganz einfach, aber gewaltig praktisch, so eine von den Erfindungen und Errungenschaften, bei denen man zu sagen pflegt: „Wo haben die Anderen ihre Augen gehabt?" Und al« der Anfang gemacht war, ging e« weiter und weiter. Nicht olle« glückte, wohl aber Verschiedene«, und al« die Besitzer erkannten, welchen Schatz sie an ihrem Werkmeister besaßen, kauften sie ihm seine Patente ab. Ein Millionär wurde der einstige Schlosser dabei wohl kaum, aber eine behagliche Wohlhabenheit thronte nun in feinen vier Wänden. Und rüstig arbeiteten Hand und Kopf weiter. Die junge Frau hatte oft ihren Mann, auf den sie stolz war, gedrängt, doch seinen Vater einmal kommen zu lasten, daß der daheim erzählen könne, wohin sie nun durch ihre Tüchtigkeit gekommen ; aber e« hatte geraume Zeit gedauert, bi« der Martin von seinem Sohn einen Schreibebrief bekommen, worin er eingeladen wurde, seine Kinder und Enkel zu be» suchen und dazubletben, wenn e« ihm gefalle. Der Hannsrieder hatte so lange gezögert, weil er erst sicher sein wollte, ob seine Tüchtigkeit auch wirklich anhielle; sich hinterher au«lachen zu lasten, erschien ihm al« da« Allerschltmmste, wa« er sich denken konnte. Aber bei der größten Bescheidenheit mußte er sich schließlich doch sagen: „Ja, du kannst etwa«, und alle Leute dürfen'« misten!" Da« gab im Dorfe am Gebtrg—gerade schmolz der Schnee — ein Juchhei und Halloh, nun wollten'« Alle mit einem Mal wahr gehabt haben, daß der Junge ein Au«bund gewesen sei, und den Martin nannten sie einen Glückspilz, der lieber heute al« morgen sein Bündel schnüren und zum Sohn in die Stadl ziehen sollte, wo er leben könnte, wie ein Graf. Und der Alte nickte und nickte, er war ganz wirr von all' dem Reden, und zu Ostern ging die Reise an; glücklich war er wirklich trotz seine» weißen Kopses. Ja, er konnte zufrieden sein über den Empfang, der Alle, der nie aus feinem kümmerlichen Hetmat«- ort herau«gckommen war, und daß er die Augen weit aufriß über die mächtige Fabrikanlage, über die Maschinen und die himmelhohen Schornsteine, da» ließ sich denken. Auch an der Schwiegertochter halte er seine Freude und nun gar an den Enkeln, denen ec erzählte, wie da draußen Frühling würde zwischen den Bergen, wenn die Ostersonne komme. Aber Ein« fehlte ihm doch, Eins fehlte; aber er wußte nicht wa«. Doch er sollt'» merken, und sein Sohn mit. Der hörte, wie in aller Herrgolt«frühe der Alte still hinau«ging, still wiederkam und dann so eigen vor sich hinschaulc, bi» e» herau»kam: Die Ostersonne war nimmer zu schauen vor all' den engen Fabrikgebäuden, er könnt'« nicht au«haltrn dazwischen, er, der an frische, freie Luft und Licht, an di- Helle Natur, an dem blauen Himmel gewöhnt war. Er könnt'« nicht; er mußte wieder heim. Di« Nachbarn dort lachten ihn au«, aber da» tat nicht«, e« wollte ja doch nimmer dort gehen .... Die Ostersonne zog ihn heim. Der 13. deutsche Turntag ist in Berlin zusammengetreten; mehrere hundert Abgesandte aus nah und fern sind versammelt. Am Donnerstag abend fand der festliche Empfang und die Begrüßung des Ausschusses statt; es war eine schöne, harmonische Feier. Den Ausschuß sitzungen an den beiden nächsten Tagen folgt am ersten Osterfeiertage eine große Festsitzung im alten Abgeordnetenhaus-Gebäude. Dann geht es hinaus Zu Ostern. Von Georg Paulsen. (Nachdruck verboten.) E» war wie eine kaum glaubliche Mär in dem kleinen Gebirg«ort herumgegangen: Da hatte ein Kind de« Dorfe«, der Einzige eines bescheidenen Mannes, von dem man feit Jahren nicht« Besondere« mehr vernommen, al« daß er sich plagte von früh bi« spät, ohne daß der rechte Erfolg sich einstellen wollte, nun doch sein große» Glück gemacht! Al« der Hannfrieder, ein armer Bursch, der al« Schlosser und Schmied zugleich den kleinen und den schweren Hammer geschwungen — denn unter den engen Ver hältnissen mußte so viel gelernt werden, al« nur immer möglich war — in die Ferne zog mit seinem Ränzel, hatte man gemeint, er solle zu Hau« bleiben, wo gesunde Arme rarer waren, denn in dengroßen Städten; und als nachher nur dann und wann ein paar Taler an seinen Vater, den allen Martin, ge kommen waren, hieß e« natürlich: „Stimmt'« nicht, was wir gesagt? Von den Leuten, von denen zwölf auf ein Dutzend gehen, haben sie draußen auch genug. Hier bleiben hält' er sollen und sich eine Frau zu Hau» nehmen, da« war da« Gescheidteste!" Denn bet all' seiner Kümmerlichkeit hatte sich der Hannfrieder draußen auch schon eins Frau gesucht; lieb gehabt hatten sie sich, wie er dem Vater ge schrieben, aber sonst hatte keiner von beiden Teilen große Schätze mit in die Ehe gebracht. Nur einen Hellen, frischen, hoffnungsfrohen Sinn! Der Hannfrieder war ein Werkmeister in einer Immer näher und näher rückt die Zeit der Ausstellungstage heran. Die zur Auf nahme der Ausstel lungsgegenstände be stimmten Hallen sind in Angriff genommen worden. Die Beteili gung ist schon jetzt eine recht rege. Von mehreren Maschinen fabriken werden land- wirtschaftl. Maschinen aller Art mit Motor- Betrieb vorgeführt werden, desgleichen Maschinen, welche im Fleischergewerbe Ver wendung finden. Be sonderes Interesse dürfte bei letzteren die Vorführung d. Wurst fabrikation mitMotor- betrieb erregen. Aber nicht allein Maschinen aller Art werden zahl reich vertreten sein, Abteilung Utensiliengruppe Die Mittelmeerreise des Kaisers. Unser Kaiser verlebt das Osterfest in Messina auf Sizilien. Am Gründonnerstag nahm der Monarch auf der Pacht „Hohenzollern" das heilige Abendmahl, das Militäroberpfarrer Göns austeilte. Am ersten Feiertag hält Herr Göns die Festpredigt. Als die Kaiseryacht vor Gaeta lag, veranstalteten die Einwohner am Abend bei Vollmond am Ufer einen Lampionzug unter Musikbegleitung und brachten dem Kaiser Huldigungen dar. Die Musik spielte wiederholt die preußische und die italienische Nationalhymne. Der Kaiser ließ Stadt und Ge birge mit den vier Scheinwerfern des Kreuzers „Friedrich Karl" beleuchten. Bei der Fahrt süd wärts sandte der Monarch durch Flaggensignal einen Gruß an die auf Capri verweilende Kron prinzessin von Schweden. Das Wetter wurde immer kühler. Die Ankunft in Messina erfolgte bei starkem Regen. In den nächsten Tagen wechselten Regen und Hagelböen mit Sonnenblicken, welche die Terrassen der reichen Flaggenschmuck tragenden Stadt mit den grünenden Hügeln im Hintergründe in etwas freundlicherem Lichte zeigten. Der Kaiser will sich bis Montag abend in Messina aufhalten und verschiedene Ausflüge unternehmen. Osterglaube. In der Sonne Hellem Golde Träumet Berg und Fluß und Feld, Ueber die der junge, holde Lenz den Siegeseinzug hält. Halleluja! Auferstanden Ist der Heiland. — Seine Macht Riß sich los von Todesbanden, Bracht uns Licht nach tiefer Nacht! Weggewälzt der Stein vom Grabe! Auferstanden ist der Herr! Segnend mit dem Hirtenstabe Zieht er über Land und Meer. Zieht in alle Menschenherzen, — Ueberall ein Aufersteh'n! Weggescheucht sind Gram und Schmerzen In der Osterlüfte Weh'n. Baumwolle und Petroleum. ^vo. Die Groß-Spekulation, welche sich in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika mit den kühnen Plänen trägt, für Produkte und fertige Fabrikate, welche überall auf der Welt gebraucht werden, ein Welt-Monopol zu gewinnen, hat in diesem Ringen viel erfolgreiche Schritte tun können, hat mitunter aber auch empfindliche Einbußen hin nehmen müssen. Beim Petroleum ist es dem Groß- Spekulanten Rockefeller und seinen Helfershelfern am besten gelungen, die Idee vom Welt-Monopol bis zu einem gewissen Punkte zu verwirklichen; der ebenso rücksichtslose Morgan hat bei seinen Ideen schon mehr erkennen müssen, daß nicht alle Leute so tanzen, wie er aufspielt; der große Stahltrust hat erhebliche finanzielle Schwierigkeiten hervor gerufen, und jetzt haben auch die Urheber des Planes eines Baumwoll-Monopols eine empfind liche Schlappe erlitten. Man tut jenseits des Ozeans so, als werde der Schlag bald wieder wett gemacht werden; aber es ist ja bekannt, daß die Pankees dem alten Europa gegenüber nie einräumen wollen, daß sie zuweilen auch in Geldverlegenheiten kommen können, und zwar in recht beträchtliche. Immer- hin sind diese Spekulationspläne geeignet, die Auf merksamkeit des produzierenden Europas wach zu halten. In den Handels- und Zollvertrags-Verhand lungen, welche die Vereinigten Staaten von Nord- Amerika führen, spielen Baumwolle und Petroleum eine bedeutende Rolle. Es sind das zwei Produkte, welche kein Staat entbehren kann, und weshalb jeder Staat immer wieder den Amerikanern kommen muß, solange sie auf diesen Märkten die ausschlag gebende Rolle spielen. Und die spielen sie trotz aller mitunter eintretenden Verluste tatsächlich; die Petroleum-Gewinnung in Galizien, Rumänien und in Russisch-Kleinasien hat den Pankers immer noch nicht die wünschenswerte Konkurrenz machen können, und ebenso sind die Baumwoll-Anbau-Versuche in den überseeischen Kolonien europäischer Staaten noch nicht in dem Maße vorgeschritten, um eine Be freiung von den nordamerikanischen Preisfixierungen eintreten lassen zu können. WaS Europa der nord amerikanischen Spekulation für Baumwolle und Petroleum als jährlichen Tribut entrichtet, ist ganz ungeheuer, und dazu kommt, daß der bisher be stehende Bezugszwang eben die Kette bildet, ver mittels welcher die Amerikaner sich übermäßig günstige Zollbedingungen ertrotzen. Die deutsche Reichsregierung erstrebt bekanntlich eine größere Gleichstellung der Zollbehandlung der beiderseitigen Fabrikate, und wir können nur wünschen, daß ihr dies gelingen möge, damit der Wettbewerb ein normaler wird. Wenn wir nicht Kolonien hätten, vielleicht würden wir sie schon im Hinblick aus die Baum wollgewinnung, die sür unsere Textil-Jndustrie un entbehrlich ist, erringen müssen. Die Summen, um welche Amerika durchschnittlich die übrige Welt bei den Baumwollpreisen schröpft, sind, wie schon be merkt, ganz bedeutende, sie würden in dem Maße in Zukunft steigen, als es der Pankee-Spekulation gelänge, ihre Monopol-Gedanken weiter zu ver- wirklichen. Um dieser Schraube ohne Ende zu ent gehen, haben verschiedene europäische Mächte schon in ihren Kolonien die Baumwollkultur im großen Maßstabe eingeleitet; auch von deutscher Seite sind damit in unserem afrikanischen Besitz, namentlich in Togo, gute Erfolge erzielt worden, die dazu an feuern, nicht zu erlahmen. Beim rechten Anfaffen der Sache kann gar nicht besser Geld verdient werden. Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe, indem wir unsere Kolonien rentabler, die deutsche Baumwolle verarbeitende Industrie von Amerika erheblich weniger abhängig machen und sie damit konkurrenzfähiger hinstellen. Die Befreiung vom amerikanischen Petroleum- Ringe ist im deutschen Reichstage wie in der Presse bekanntlich schon häufig angeregt, aber bisher ist es immer noch beim Wollen geblieben. Es ist zweifellos, daß Gas und Elektrizität nicht überall und unier allen Umständen das Erdöl ersetzen können, die Anlagekosten sind da ein Hindernis. Deshalb besteht auch bei uns ein so großes Interesse sür die Heranziehung des Spiritus zu Beleuchtungs zwecken, der voll und ganz einen Ersatz für das Petroleum darstellt. Nur eine ganz einfache und billige Lampe muß noch erreicht werden, und das kann nur eine Frage der Zeit sein, nachdem die Technik schon so viel erreichte. — Besondere Teil nahme bringt, wie erinnerlich sein wird, unser Kaiser diesen Bestrebungen entgegen. Beim Neuen Palais in Potsdam, welches die Kaiserliche Familie den größten Teil des Jahres bewohnt, ist das Spiritus-Glühlicht schon hervorragend zur Be leuchtung herongezogen worden. Verrat. Von Hans Wald. 52. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Mit einem verachtungsvollen Lachen blickte Bori« auf die geringen Summen, die den Tisch bedeckten. Gleich darauf flatterte ein Tausendfcankschein auf die Platte nieder. BurnS schaute schweigend auf, er zog die Karten ab, der Fürst hatte verloren. Da erklärte der Amerikaner ruhig und bestimmt, daß er da- Spiel nunmehr ausgebe. Der Schwieger sohn deS Hausherrn habe schon einmal eine be deutende Summe gegen ihn verloren, da« solle nicht zum zweiten Male geschehen. Denn, wie ersichtlich, habe der Fürst die Periode seine« Malheur« noch nicht übelwundcn. Später sei er jeden Augenblick zur Revanche bereit. Die anwesenden Gäste fanden da« lobenswert, ein grauköpfiger Russe übernahm die Bonk, und daS Spiel begann von neuem. BoriS Rilewtkl aber näherte sich dem Pank«, dankte mit gezwungenem Lächeln für diese Rücksichtnahme und bat dann flüsternd um ein paar Worte unter vier Augen. Die beiden Herren gingen in ein schmale« Seitengemach, welches keinen anderen AuSweg zeigt», und in dem man gänzlich ungestört war. Fürst RilewSki merkte nicht, wie ein höhnische« Grinsen die schmalen Lippen deS Amerikaner« umflog; Jame« BurnS war seines Erfolge« sicher, da« Wild war in die Falle gegangen, e« kam nur darauf an, zu verhüten, daß eS Verdacht schöpfte, bevor »« auf immer gefesfelt war. Aus ein Glockenzeichen erschien ein Diener. Der russische Aristokrat bestellte Champagner, der Pankee sein LieblingSgetränk, den scharfen Whitky, bei dem e» sich, wie er immer behauptete, am besten denken ließ. Als Fürst Boris trank, zitterte der Kelch in seiner Hand, und ein Teil de« Inhalt« rann auf den Teppich. Wieder flog daS fantaikche Lächeln um Mr. BurnS Lippen. nach der Hasenheide, um das Denkmal des Turn vaters Jahn zu schmücken. Abends ist großer Festkommers in der Philharmonie. Für Montag und Dienstag sind Verhandlungen und Schauturnen vorgesehen, für Mittwoch und Donnerstag Turn fahrten und Turnspiele. Die deutsche Turnerschaft hat sich in den vielen Jahren ihres Bestehens zu einer der größten Organisationen der Welt entwickelt und zählt in ihren Reihen mehr als 728 000 Mitglieder, ganz abgesehen von den turnenden Frauen, Lehrlingen und Kindern. Die Bedeutung des Turnens an sich wird längst gewürdigt, aber es gilt doch, dieser fröh lichen Kunst, wie sie jüngst in den parlamentarischen Verhandlungen in Berlin genannt wurde, eine immer weitere Förderung zu teil werden zu lassen. Möge vor allem die junge Welt beherzigen, daß nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnt! Frisch, fromm, fröhlich, frei, sei die Devise allezeit ! I. Allgemeine fachgewerbl. Maschinen- u Utensilien-Ausstellung Ostergebräuche. Wie das christliche Weihnachten sich zeitlich an gelehnt hat an das heidnische Fest der Sonnen wende, so ist das Osterfest in zeitlichen Zusammen hang gesetzt worden mit dem Fest der erstandenen Sonne. Dies Fest wurde bis weit in die christ liche Zeitrechnung und nachdem es schon längst in die Osterfeier ausgegangen war, mit Tänzen, Auf zügen und dramatischen Spielen begrüßt. Den Glanzpunkt der Feste bildete die Entzündung großer Freudenfeuer. Dieses Freudenfeuer über den Ab schied des Winters, der symbolisch als Puppe dar gestellt wurde, die hernach gesteinigt, ertränkt oder verbrannt wurde, hat sich in der Gestalt des Oster feuers bis auf unsere Zeit erhalten. In einigen Gegenden des Reiches werden noch heute auf den Bergen Osterfeuer entzündet. Verbreiteter ist noch der Brauch des Osterwaffers, das am Morgen des ersten Festtages vor Sonnenaufgang geschöpft werden muß. Das Osterwaffer hat die wunder bare Kraft, denen, die sich damit waschen, jugend liche Schönheit zu erhalten, auch den Jungfrauen in seinem Spiegel das Bild des Zukünftigen zu zeigen. Das Osterwaffer bewährt seinen Zauber jedoch nur dem, der es schweigend schöpft und nach Hause trägt. Da das Schweigen nun gerade nicht eine besondere Eigentümlichkeit des zarteren Ge schlechts ist, so ist es schon begreiflich, wenn das Osterwaffer seine wundertätige Kraft nicht immer bewährt. Am Wasser liegt es eben nicht. In vielen Gegenden ist das „Osterstiepen", der Angriff auf Langschläfer mit frischen Birkenruten, noch im Schwange. Aber diese wie viele, viele andere Ostergebräuche der alten Zeit versinken und ver schwinden vor der modernen Art. Die glückliche Naivität des Volksempfindens verblaßt immer mehr vor dem praktischen Nützlichkeitssinn, der scharfen Kritik, dem Uebermenschentum. Viel goldene echte Poesie schwindet damit aus unserem Volksleben. Es ist ein schlechter Ersatz, wenn man uns sür all die vergangene Herrlichkeit Kunstwerke aus Schokolade oder Marzipan bietet, wenn an die Stelle des ehemaligen poesievollen Osterzaubers ein nüchternes Geldgeschäft gesetzt ist. Was kostet diese Atrappe? Aber wir müssen die Dinge nehmen, wie sie sind, und die Feste feiern, wie sie fallen. Hat Ostern auch im Hinblick auf seine weltliche Feier gar viel von seinem ursprünglichen Reiz verloren, so bleibt uns doch Gelegenheit ge- nug, das Fest in unserer Weise schön und gemüt voll zu gestalten, wenn nur der Himmel an den Ostertagen ein freundliches Gesicht macht und uns gutes Wetter und warmen Sonnenschein bescheert.