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HilMsttinM-nstAlcr Anzeiger Tageblatt für Aaßenstein-ßrnsttßak, Gberkungwih, Hersdorf, Kcrmsdors, Aernsdorf, Wüstmbrar d, Urspmng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. -c Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche nn- Privat-Anzeigen. ----- Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der SonntagS-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeber. Abonnement: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Durch die Post bezogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Jusertiousgebühre«: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. Lü Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 61. Fernsprecher Nr. 151. Dienstag, den 15. März 1904. B°hnstr. s. 31. Jahrgang. Die Reise unseres Kaisers, in welcher vielfach ein Zeichen dafür erblickt wird, daß in der internationalen Politik neue, weitere Störungen nicht zu erwarten sind, verläuft nun mehr programgemäß. !An den Prinz-Regenten von Bayern hatte der Monarch mittels drahtloser Telegraphie ein Glückwunschtelegramm zu dessen Geburtstag gesandt. Außer dem kurzen Aufent halt in der englischen Hafenstadl Dover erfolgt unterwegs bis zur spanischen Küste keine weitere Landung, im Bereich der Möglichkeit liegt nur noch eine Begegnung mit dem König Leopold von Belgien, der ebenfalls eine Mitlelmeerreise ange treten hat, auf hoher See. In dem spanischen Hafen Vigo, wo König Alfons von Spanien be kanntlich den Deutschen Kaiser begrüßen will, wer den große Vorbereitungen für Festlichkeiten ge troffen. Der Aufenthalt daselbst wird aber nur kurz sein. Der Kaiser bewohnt an Bord des Lloyddampfers „König Albert" vier Zimmer, die ziemlich einfach und ohne allen äußeren Prunk eingerichtet sind. Große Spiegelscheiben in seinem Arbeitszimmer er möglichen dem Monarchen, von seinem Arbeits tische aus den Blick über das Meer schweifen zu lassen. Die Tafeln im großen Speisesaal sind mit dem schweren Prunkgeschirr des Norddeutschen Lloyd besetzt. Der Paragraph 2. n Der durch Bundesratsbeschluß aufgehobene § 2 des sogenannten Jesuitengesetzes, eine Maßnahme, die durch ihre amtliche Publikation bereits Gesetzes kraft erwirkt Hal, wird auf viele Wochen hinaus die bürgerlichen Erörterungen im deutschen Reiche mehr beherrschen, wie der ganze ostasiatische Krieg. Russen und Japaner, das mag manches bedeuten, für alle Kreise der protestantischen Kirche bedeutet aber das Wort „Jesuiten" mehr und am Ende auch für die Glieder der katholischen Kirche. Wir haben uns darüber klar zu werden, daß der „Jesuitenorden", der populäre Name der Ge sellschaft Jesu, nicht mehr und nicht weniger als ein Kampfgeschrei bedeutet, der nicht zu unter drücken ist, trotzdem seil der Ordensgründung mehrere Jahrhunderte verflossen sind. Es gibt keine Bezeichnung, welche dermaßen einen Gegen satz, ein unüberbrückbares Prinzip bedeuret, wie die Bezeichnung „Jesuiten". Sie bedeutet das, obwohl aus dem Orden eine Anzahl hochstehender Personen hervorgegangen sind, welche ob ihrer Verdienste um Kultur, Bildung und Wissenschaft jede Anerkennung verdienen. So haben wir daran zu erinnern, daß zu einer Zeit, wo die Prediger der protestantischen Kirche noch auf dem Funda ment des Vorurteils über den Hexenglauben stan den, bereits Jesuiten-Pater als Allererste aus den Wahnsinn dieser Anschauung hinwiesen. Alles das hat aber nicht verhindern können, daß der Gegen satz zwischen Jesuitenorden und Protestantismus auch in unserer Zeit der Elektrizität, des Tele phons und anderer moderner Errungenschaften aufrecht erhalten ist, und es ist kaum an seine Ab schwächung in absehbarer Zeit zu denken. Vielleicht hat der Bundesrat durch seine jedermann überraschend gekommene Entscheidung verhindern wollen, daß sich eine neue Protestbewegung von protestantischer Seite erhob, daß von katholischer Seite Zustimmungserklärungen laut wurden. Wie dem nun auch sein mag, einen Friedensschritt er blicken Tausende darin nicht, sie sehen nur neuen Kampf. Wir können nicht wissen, welche Ge staltung der Dinge sich ergibt, wir können nur wünschen, daß die Erkenntnis Raum gewinnen möge, daß für jede religiöse Richtung zur Betätig ung ihrer Kraft Raum, Gelegenheit und Zeit vor handen ist. Bom russisch japanischen Kriegsschauplatz. Das erste wirkliche Seegefecht im russisch-japa nischen Kriege, daS in den ersten Morgenstunden des 10. d. M. stattfand, hat keinem der beiden Gegner den Sieg erbracht, die Verluste, auf jeder Seite ein Torpedoboot, waren fast die gleichen; der Kampf endete ohne Entscheidung. Auffallend ist das eine, daß sich in dem „heftigen Kampfe', so bezeichnet der amtliche Bericht des Statthalters Alexejew an den Zaren das Gefecht, die vor Port Arthur liegenden russischen Panzerschiffe nicht be teiligt haben. Es scheint danach beinahe, als sei durch die neuliche Versenkung japanischer Trans portschiffe die Hafeneinfahrt für große Kriegsschiffe doch gesperrt und nur für kleinere Kreuzer und Torpedoboote passierbar. Was die Frage der Ein leitung des Gefechts angeht, so ist hervorzuheben, daß 6 russische Torpedoboote unter dem Befehl des Kapitäns Matuffewitsch, offenbar zu Rekognos zierungszwecken, auf die hohe See entsandt waren. Diese Fahrzeuge stießen auf feindliche Torpedoboote, die von Kreuzern begleitet waren. Obgleich der Gegner überlegen war, schritten die russischen Torpedoboote doch ungesäumt zum Angriff und brachten ein feindliches Torpedo boot durch eine Mine zum Sinken. Darauf zogen sich die Russen zurück. Während die 5 übrigen Torpedoboote glücklich den schützenden Hafen er reichten, wurde der „Steregutschy" von den ver folgenden Japanern dermaßen mitgenommen, daß er zu kentern begann. Admiral Makarow, der Oberbefehlshaber der Marine, versuchte selbst, das gefährdete Boot zu retten. Er hißte seine Flagge auf dem Kreuzer „Nowick" — wieder ein An zeichen, daß die großen Kriegsschiffe die Hafen einfahrt nicht passieren können — und eilte zu Hilfe. Die Bemühungen waren vergeblich. Feind liche Kreuzer hatten das Torpedoboot umzingelt, die japanische Schlachtflotte nahte. „Steregutschy" sank. Ein Teil seiner Besatzung ertrank, ein andrer Teil, der von den Japanern gerettet wurde, geriet in Gefangenschaft. Von der Besatzung der Schiffe, die an dem Kampfe teilgenommen hatten, fielen nur 2 Mann, 18 Soldaten und 3 Offiziere wur den verwundet. Das nunmehr in Schußnähe heran gekommene japanische Kriegsgeschwader, das in Stärke von 14 Schiffen erschien, eröffnete alsbalo das Feuer auf die Festung Port Arthur und die davor gelegenen russischen Kriegsschiffe. Der Kampf der russischen Torpedoboote mit den japanischen Kreuzern am Morgen des 10. März dauerte, wie die russische Telegrophen-Agentur meldet, zwei Stunden. Der „Steregutschy" sank nach verzweifelter Gegenwehr; über das Schicksal der aus den Offi zieren und 45 Mann bestehenden Besatzung ist noch nichts bekannt. Dem Torpedoboote „Reschi- telny", das gleichfalls vom Feinde umzingelt war, gelang es, sich nach Port Arthur durchzuschlagen; an Bord gab es zwei Verwundete. Bei der Be schießung von Port Arthur am Donnerstag vor- mittag kamen auch zwei Mechaniker, die auf dem Panzerschiff „Retwisan" arbeiteten, ums Leben. Am 11. März ging das russische Geschwader wiederum in See; es wurde nichts vom Feinde bemerkt. Auch am 12. März ist alles ruhig ge blieben. Die Ankunft des neuen russischen Generalissimus Kuropatkin im Hauptquartier von Charbin in der Mandschurei soll über acht Tage erfolgen, seine Fahrt auf der sibirischen Bahn wird so sehr beschleunigt, als bei den vorhandenen Betriebsmitteln möglich ist. Bei der Abreise aus Petersburg wurden ihm große Ovationen bereitet; der Großfürst Nikolaus Niko lajewitsch begleitete ihn zum Zuge und küßte ihn. Der General läßt alle ihm in den Mund gelegten Aeußerungen über die mögliche Kriegsdauer und seine Kriegspläne für unwahr erklären. Er kann auch kaum etwas Positives gesagt haben, denn vor drei, vier Wochen ist bei der Ungunst der Witterung an ernstere Landkämpfe absolut nicht zu denken. Von Port Arthur werden weitere Bemühungen der Gegner, einander zu beunruhigen, gemeldet. Der allein ernst zu nehmende Landungsversuch der Japaner ist aber bis zur Stunde noch immer nicht erfolgt. Jeden falls sind sie aber noch Meister der Situation zur See und verhindern einen Ausbruch der russischen Panzerflotte aus der inneren Rhede von Port Arthur. Die bei Kriegsbeginn sehr mutlos ge wordene Bevölkerung dieser Seefestung hat sich allmälig beruhigt. Die Eingeborenen sind aller dings meist entflohen. Jetzt ist wieder Ruhe, ebenso in Wladiwostok. Vermittelungsgerüchte. Ueber Washington wird gemeldet, daß min desten) drei Großmächte den Kriegführenden mit teilten, sie seien bereit, ihre Dienste zur Vermitt lung zur Verfügung zu stellen, sobald sie annehmen könnten, daß beide Gegner solche Dienste wünschten. Das mag schon richtig sein, aber vorläufig wird solche Vermittlung von Rußland und Japan eben nicht gewünscht. Die Kanonen sollen erst sprechen. Interessante Beispiele von japanischem Patriotismus werden dem Berl. Tgbl. berichtet: Eine alte Frau, die Mutter eines Reservisten in Takasaki, beging Selbstmord, indem sie sich einen Dolch ins Herz stieß, damit ihr Sohn nicht etwa als einziger Er- nährer vom Dienst befreit würde. Sterbend über gab sie ihrem Sohne den Dolch, der «hn zu sich nahm und sofort das Haus verließ, um seiner Pflicht als Vaterlandsoerteidiger zu genügen. — Wie leicht in Japan die Ehen gelöst werden, zeigt die Tatsache, daß viele Soldaten, meist Reservisten, ihre Frauen freigaben, damit sie sich wieder ver- heiraten können, wenn ihnen etwas Menschliches passieren sollte. Mit dem Bar-Gelde scheint es in Japan doch ganz außerordentlich zu hapern: Es ist schon wieder eine Kriegssteuer von 70 Millionen beschlossen. Und dabei drucken die BanknotewPressen Tag und Nacht! * * * Die neuesten Depeschen lauten: Petersburg, 14. März. Es liegt eine Be stätigung der Nachricht vor, daß das russische Wladiwostok-Geschwader vor der japanischen Stadt Hakodate erschien und die Stadt beschossen hat. Tokio, 14. März. Nach den letzten unbestätigten Meldungen soll Admiral Togo gemeldet haben: In der Nacht zum Mittwoch legte die Torpedoboot division eine Kette von Minen um den Hafen von Port Arthur unter heftigem Feuer des Feindes. Am Donnerstag früh 4,30 Uhr fand ein heftiges Gefecht gegen 6 russische Kriegsschiffe statt. Ein russischer Dampfer explodierte und richtete großen Schaden an. Tote und Verwundete gab es auf beiden Seiten. Die Division 8 hatte ein Bombar dement gegen zwei russische Torpedoboote. Eins entkam, das andre, der „Steregutschy", wurde erst genommen, sank dann aber. Es wurden viele Ge fangene gemacht. London, 14. März. „Daily Telegraph" meldet aus Tschifu, daß die japanischen Geschosse gegen die russischen Schiffe bei dem letzten Angriff auf Port Arthur keinerlei Schaden angerichtet haben. Es bestätigt sich, daß ein japanisches Schiff in den Grund gebohrt worden ist. London, 14. März. Nach Privatdepeschen aus Söul von gestern haben die Japaner die Nord küste dec Mandschurei von Antung bis Tekuschan besetzt und beabsichtigen, Port Arthur abzuschneiden. Weitere Angriffe zur See stehen bevor. Londons 14. März. Wie von unterrichteter japanischer Seite mitgeteilt wird, ist Pingyang als Basis bestimmt für zwei vorrückende Kolonnen, von denen die eine nach Antung, die zweite von der See her nach Wladiwostok bestimmt ist. Das Wetter erschwert augenblicklich die militärischen Bewegungen. Entscheidende Schlachten werden erst im Mai erwartet. London, 14. März. „Daily Chronicle" be richtet aus Tientsin: 6000 japanische Soldaten seien im Begriff, gegen Niutschwang vorzugehen. Die Einwohner hätten die Stadt bereits zum größten Teil verlassen. London, 14. März. „Morning Leader" be richtet: Die Russen haben nunmehr sämtliche Truppen aus Korea zurückgezogen. Loudon, 14. März. Lebhafter Depeschenwechsel zwischen dem Zaren und dem König Eduard gaben Anlaß zu Gerüchten über eine beabsichtigte Inter vention. Paris, 14. März. „Petit Parisien" meldet aus Tokio: Die nationale Subskription hat bereits 450 Millionen Jens ergeben. Auch wird die Er höhung der Steuer 100 Millionen AenS einbringen. Port Said, 14. März. Der russische Kreuzer „Dimitrie Donskoi" ist gestern zu einer Kreuzfahrt im Mittelmeer abgefahren. Er hielt den deutschen Lloyddampfer „Stuttgart" an, um ihn über seinen Bestimmungsort auszufragen. Andere Schiffe, da runter ein englisches, wurden ebenfalls angehalten und die Schiffspapiere eingesehen. Der englische Dampfer legte dagegen Protest ein. Der Feldzug gegen die Herero. Zur Bewältigung de« Aufstande« in Deutsch- Südwestafrika soll, wie die Berl. N. Nachr. bestimmt melden können, eine Truppenverstärkung von etwa 1000 Mann gefordert werden. Diese Nachricht wird für viele überraschend kommen, wenn aber die maßgebenden Persönlichkeiten in der Kolonie diese Verstärkungen für durchau« notwendig halten, so wird nichts andere« übrig bleiben, al» die Forderung zu bewilligen. Denn der Ausstand muß auf alle Fälle niedergeworfen werden und ebenso notwendig ist die Entwaffnung der Eingeborenen, wenn wir in späteren Jahren keine neuen Ueberraschungen erleben wollen. Die Zahl der eigentlichen Kampftruppen der Herero wird auf etwa 5000 angegeben, und ste sollen durch weg mit Militärgewehren bewaffnet sein! Unsere Truppen find nur 2500 Mann stark; dabei fehlt e« ihnen an tüchtigen Reitern und Pferden. Diese sind jedoch absolut notwendig. Man wird deshalb von den Kosten absehen und da« Erforderliche nach bewilligen muffen. Die Herero sind allgemein unter schätzt worden, es ist indes noch an der Zeit, den Fehler gutzumachen. Die Verstärkung für Süd-Westafrika, welche sich in Folge der wetten Ausdehnung de« Aufstand«- gebiele« al« nölig erwiesen hat, soll sobald wie möglich abgehen und au« 800 Mann und 1000 Pferden bestehen, die Hälfte Pferde soll — nach der Berl. Tägl. Rdsch. — au« Ostpreußen bezogen werden, während die andere Hälfte au« gedienten Kavalleriepferden bestehen würde. Zwei deutsche Frauen, die von den Herero« ge lölet sein sollten, find erfreulicherweise gerettet. E« ist die Gattin de« ermordeten Farmers Pilet und ihre Schwester Fräulein Dömsky, beide« Berlinerinnen, vte sich unter vielen Mühsalen haben retten können und jetzt völlig in Sicherheit sind. Wie seinerzeit au« China, so kommen jetzt auch aus Deutsch-Südwestasrika „Hunnenbriefe", wie die sozialdemokratische Presse sie nennt. In einem von der Halleschen Zlg. veröffentlichten Soldatenbries heißt e«: „Hier werden alle Tage Aufständische gefangen und aufgehängt oder erschossen. Der neueste Befehl ist aber, keine Gefangenen zu bringen, also alle» totzuschießen." Der Brief macht den Ein druck der Uebertreibung, gelinde gesagt. Wenn aber doch Herero hingerichtet werden, so haben sie da« jedenfalls verdient. Man erinnere sich daran, mit welcher Bestialität die schwarzen Kerle wehrlose Frauen und Kinder abgeschlachtet haben; auch Farmer sind von ihnen überfallen und in barbarischer Weise gemordet worden. Wie kann man da Mitleid haben mit den Mördern? * * * Einen interessanten Brief au« dem Aufstands- gebiet, welchen eine FarmerfrauWiese an ihre Mutter in Hamburg gerichtet hat, veröffentlicht die Voss. Ztg. Wir entnehmen darau« folgende«: „Die Herero« plünderten die ganze Farm und kamen dann zu mir ins Schlafzimmer. Ich saß bei dem schlafenden Peter (ihrem Sohn) auf dem Bette. Gewehr und Patronen hatte ich nicht, also war ich der wilden Horde preilgegeben und mußte ruhig warten, wa« die Hallunken mit mir und dem Kinde anfangen würden. Nachdem die Herero alle«, wa«