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Hohcnsttiii-EnisWtr AnztW Tageblatt für Kshenstein-GrnMak, Gberlungwih, Hcrsdorf, Lermsdorf, Wernsdorf, WüstNbmrd, Urspmng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. — Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche «nd Privat-Anzeige«. . Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeber. Abonnement: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Durch die Post bezogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Fnsertionsgebühreu: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Auuahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 55. Fernsprecher Nr. 151. Dienstag, den 8. März 1904. G-sch-M««-: B-hns». s. 31. Jahrgang. Bekanntmachung. Sonnabend, den 12. März 1904, bleiben die hiesigen Gemeinde-Expeditionslokalitäten wegen Reinigung geschlossen. An diesem Tage finden nur dringliche Sachen Erledigung. Das Standesamt ist qeöffnet vor mittags von 8—9 Uhr. > » i' Gersdorf, am 5. März 1904. Der Gemeindevorstand. Göhler. Gras Waldersee Am Sonnabend abend kurz nach 8 Uhr ist, wie wir bereits durch Aushang in unserer Ge schäftsstelle bekannt gegeben haben, Graf Waldersee infolge hinzugetretener Herzschwäche verschieden. Der plötzliche Tod des hochverdienten General feldmarschalls hat allgemeinste Teilnahme erweckt. Von unserem Kaiser, den deutschen Fürsten und Staatsoberhäuptern des Auslandes, vom Kaiser von Oesterreich, dem Zaren, dem König von Italien rc., von dem Grafen Bülow, vom Kriegs- mliilster von Einen«, vom Großen Generalstabe der Armee, aus zahlreichen Privatkreisen u. a. m. eingegangene Telegramme und Zuschriften bezeugen die hohe Wertschätzung des Verstorbenen und sprechen der Witwe des Verschiedenen ihre Teil nahme aus. Der Kaiser würdigte die Verdienste des Feldmarschalls in all den hohen Stellen und kritischen Zeiten, die so große Anforderungen an den Grafen stellten, dem er bekanntlich selbst den Posten eines Armeeführers für einen Kriegsfall zugedacht. Die Offiziere haben die übliche Trauer anzulegen. Auch die deutsche Presse ist einig in der Würdigung des Toten, indem sie die politischen Meinungs- Verschiedenheiten, die sich bei Lebzeiten des Grafen Waldersee mitunter geltend machten, zurückstellt. Der heutigen Beisetzung auf dem Engerohder Fried hof in Hannover wird der Kaiser, voraussichtlich mit zahlreichen hohen Offizieren und Vertretern der Reichsarmee beiwohnen. Die Krankheit des Verstorbenen war eine an fänglich nicht beachtete Darm-Entzündung, die, wenn rechtzeitig operiert, dein erst 72jährigen Manne das Leben wohl noch hätte erhalten können. Der rapide Kräfteverfall machte aber den chirur gischen Eingriff unmöglich. Seinem Hinscheiden wohnten außer seiner Gemahlin (einer geborenen Amerikanerin), mit der er lange in glücklichster Ehe gelebt hat, seine beiden Neffen, Major Graf Waldersee vom Großen Generalstabe in Berlin, sowie dessen Bruder, ein Rittergutsbesitzer, bei Der Tod erfolgte sanft, an Herzschwäche. Die Hoffnungen, die Natur des Grafen werde sich selbst helfen, waren gescheitert. Sonntag fand für die Hinterbliebenen eine Trauerandacht statt, zahlreiche Kränze und Widmungen gehen von allen Seiten ein. Alfred Graf Waldersee gehörte einer Familie an, die der preußischen und deutschen Armee eine ganze Reihe von ausgezeichneten Offizieren geschenkt hat; er war am 8. April 1832 in Potsdam ge boren. 1866 war er bereits Major und wohnte dem Feldzuge gegen Oesterreich im Hauptquartier König Wilhelms I. bei. 1870 wurde er als preu ßischer Militär-Attachö nach Paris gesandt und kam nach Ausbruch des Krieges wieder in das große Hauptquartier. Seine hohen militärischen Gaben bewies er als Chef des großen Generalstabes der Armee des Großherzogs Friedrich Franz von Mecklenburg an der Loire. Nach dem Kriege wurde er Oberst und Kommandeur des 13. Ulanen-Regi- ments, dessen Uniform er meist trug, 1876 General major, 1882 Generalleutnant und Stellvertreter des alten Moltke als Chef des Generalstabes der Armee. Kaiser Friedrich beförderte ihn zum General der Kavallerie, und als Moltke, da er „kein Pferd mehr besteigen könne", den Abschied erbat, wurde Waldersee Chef des großen Generalstabes. In dieser Stellung hat er unermüdlich weiter im Sinne Moltkes gewirkt. 1891 trat er von diesem Posten zurück und wurde kommandierender General in Altona, 1895 Generaloberst, 1898 Generalinspekteur in Hannover. Im Mai 1900 ernannte ihn Kaiser Wilhelm II., dem der Graf längst ein persönlicher Freund gewesen war, zum Generalfeldmarschall. Die Aufmerksamkeit von ganz Europa lenkte Waldersee auf sich, als er zum Oberbefehlshaber der internationalen Truppen in China zur Ueber- wältigung der Boxer nach der Ermordung des deutschen Gesandten in Peking ernannt wurde. Mit viel militärischer und diplomatischer Umsicht leitete er die Operationen und hielt das Einvernehmen unter den fremden, auf einander sehr eifersüchtigen Truppenführern aufrecht. Durch den Brand des Asbesthauses in Peking geriet der General beinahe in Lebensgefahr, rettete sich aber glücklich. Nach der Heimkehr aus China trat er seinen Posten in Hannover wieder an; leider war seitdem seine Ge sundheit erschüttert. Waldersee war ein schneidiger, feines Vorgängers Moltke würdiger Soldat, liebens würdiger Kavalier und guter Kamerad. Persönlich tolerant, war er ein aufrichtig überzeugter, tief religiöser Christ, der mit seiner Gemahlin nie die in seinem Hause abgehaltenen Andachtsstunden ver säumte. Seinen Namen trägt das schleswigsche Feldartillerie-Regiment Nr. 9. Ueber Waldersees Persönlichkeit geben wir noch die folgenden interessanten Mitteilungen wieder: Im Jahre 1891 entstanden zwischen Waldersee und dem damaligen Reichskanzler Grafen Caprivi Verstimmungen, welche schließlich die Haupt veranlassung zum Rücktritt des ersteren von seinem Posten als Generalstabschef wurden. In der Armee wurde dies allgemein und lebhaft bedauert. Am meisten aber im Generalstab selbst, denn es unter liegt keinem Zweifel, daß die Armee, abgesehen von Moltke, noch niemals einen so vorbildlichen Chef des Generalstabes besessen hat, wie dei« Grasen Waldersee. Er vereinigte srisches, zugreifendes Wesen mit scharfem Blick für Menschen und Dinge, ging stets von großen Gesichtspunkten aus und besaß eine starke Willenskraft. Dabei war er un gemein wohlwollend und nahm keinerlei Rücksichten, wenn es gast, den richtigen Mann auf den richtigen Platz zu ftellm. Alle diese Eigenschaften stempetlen ihn, zumal er schnellen Entschluß faßte und Wage mut besaß, zrm General großen Stils, welcher im stände war, Truppen selbst zu führen. Nach dieser Richtung war er vielleicht Moltke sogar überlegen, der sich in der unmittelbaren Truppensührung nicht betätigt hat. * * Hannover, 7. März. Der Kaiser hat folgen des Beileidstelegramm an die Gräfin Waldersee gerichtet: Berlin, Schloß. 9 Uhr 58 Min. In herzlicher Anteilnahme gedenke Ich und die Kaiserin Ihres jähen Verlustes, denn Wir wissen, was Sie in dem zu Gott Heimgegangenen besessen und verloren. Mit Mir trauert die Arinee, die zu ihm aufblickte als zu den« beru fenen Führer in ernst kriegerischer Zeit. Ich verliere in ihm einen bewährten alten Freund. Gott tröste und stärke Sie. Wilhelm 11. Der russisch-japanische Krieg. Die vierte Kriegswoche ist noch stiller verlaufen als ihre drei Vorgängerinnen. Eis und Schnee bildeten für die Operationen zu Wasser wie zu Lande unüberwindliche Hindernisse. Generalmajor v. Pflug konnte daher aufs neue melden: Vor Port Arthur alles ruhig! Auch auf den übrigen Gebieten des Kriegsschauplatzes ruhten die Ope rationen. Im Laufe dieser, sicher aber in den« der nächsten Woche wird sich das Kriegsbild aber ändern. Auf Korea konnte man bereits deutliche Fortschritte in dein Aufmarsch der japanischen Truppen bemerken, die russischerseits mit einer Zurückziehung der vorgeschobenen Rekognoszierungs truppen an den Palufluß beantwortet wurden. Rußland ist entschlossen, jedes unnütze Blut vergießen zu verhindern und den Japanern bis zu einer gewissen Grenze freie Bahn zu gewähren, um dann zur rechten Stunde zu einem entscheiden den Hauptschlage auszuholen und den Krieg mög lichst schnell durch vollständige Vernichtung des Gegners zu beenden. Neber Wladiwostok hört man so gut wie garnichts, auch von dem in der Nähe des genannten russischen Kriegshafens befindlichen japanischen Geschwader schweigen die Berichte. Es ist also doch wohl richtig, daß die telegraphische Verbindung zwischen Wladiwostok und den westlich davon gelegenen Stationen ge stört ist. Ueber Newqork kommt die Nachricht, daß mit Kohlen, Nahrungsmitteln und anderer Kriegskontre- bande beladene Transportschiffe die Tsugara-Straße passiert haben und in der« Hafen von Wladiwostok eingelaufen sind. Unter den Schiffen befanden sich solche deutscher, englischer und norwegischer Flagge. Nach einer „Standard" Meldung übersandte der Kaiser von Japan dem Kaiser von Korea eine Depesche, in welcher erklärt wird, Ja- pan führe den Krieg lediglich zur Herstellung des Friedens in Ostasien, Korea habe für seine Un abhängigkeit und Selbständigkeit nichts zu fürchten. Gleichzeitig spricht der Mikado dem Kaiser von Korea Dank für das japanisch-koreanische Abkommen sowie für die den japanischen Truppen zugewen deten Spenden aus. Die Verwundeten der beiden vor Tschemulpo vernichteten russischen Kriegsschiffe „Warjag" und „Korejetz" sind in dem japanischen Roten Kreuz-Hospital gepflegt und wiederhergestellt worden. Sie werden demnächst nach der Insel Schidoku, die an der Südost-Ecke des eigentlichen Japan gelegen ist, gebracht werden. Die japanische Regierung erließ eine ausführliche Verordnung über die Be handlung Kriegsgefangener. Diese müssen danach reichlich mit Lebensmitteln und Kleidung versehen werden, ihre Briefschaften hat die Post, ihre per sönliche Habe die Eisenbahn unentgeltlich zu be fördern. Londoner Berichten zufolge ist ein zweites japanisches Expeditionskorps in Transportschiffen nach Ostkorea unterwegs, uin in Fusan zu landeu. Die Fortsetzung der Landung weiterer starker Streit träfte auf Korea würde die auffallende Erscheinung erklären, daß Japan den Kleinkrieg zur See neuerdings merkwürdig lässig betreibt. Da- in Port Said ankernde russische Kriegsgeschwader begibt sich nach Algier, um bis zum Juni im Mittelmeer zu bleiben und dort die Ankunft der baltischen Flotte abzuwarten. Rußland hat, wie man auch hieraus wieder ersteht, absolut keine Eile. Die entscheidenden Schläge werden eben erst im Sommer erfolgen. Das hat der Oberbefehls haber Kuropatkin bereits erklärt und das läßt sich auch aus den oben mitgeteilten Maßnahmen des russischen Geschwaders erkennen. * Die neuesten Depeschen lauten: Wladiwostok, 7. März. Gestern nachmittag 1 Uhr 25 Min. näherten sich fünf japanische Panzerschiffe und zwei Kreuzer von der Askold- insel her der Küste des Nssurigolfes und eröffneten aus einer Entfernung von 8 Werst ein gutunter haltenes Feuer auf die Küstenforts und die Batterien der Stadt, richteten jedoch keinen Schaden an. Die meisten Geschosse krepierten nicht, obgleich sie mit Lyddit geladen waren. Die russischen Batterien antworteten nicht, sondern warteten ein Näherkommen des Feindes ab. Um 2 Uhr 20 Min. zogen sich die Japaner in der Richtung auf die Askoldinsel zurück. Petersburg, 7. März. Admiral Alexejew meldet unter gestrigem Datum aus Mulden über den Angriff der Japaner noch folgendes: „Um 6 Uhr morgens wurden japanische Schiffe gesichtet. Gegen 10 Uhr wurde konstatiert, daß es sich um japanische Kriegsschiffe handele, unter denen sich der „Zumo" und der „Uakumo" befand. Petersburg, 7. März. Der Angriff der Japaner auf Wladiwostok wird allgemein als ein Versuch aufgefaßt, die Russen zu veranlassen, ihre Operationstaktik zu ändern. Londoner Blätter sind der Ansicht, daß dieser Angriff weitere Ope rationen der Japaner verdecken soll. London, 7. März. Die Morgenblätter bringen große Spezialdepeschen über die Beschießung von Wladiwostok. Die Blätter sind der Ansicht, daß dieser Angriff weitere Operationen der Japaner verdecken soll. London, 7. März. Amtlichen japanischen Quellen zufolge liegen wichtige Ereignisse zunächst nicht vor. Sie erwarten wichtige Entscheidungen erst in zwei Wochen. Die japanische Botschaft gibt wichtige Truppenbewegungen zu, ist aber sonst sehr zurückhaltend. London, 7. März. Nach einer Meldung auS Tokio stehen 100000 Japaner nördlich von Korea. Pingyang ist befestigt. Die Ruffen haben sich über den Aalufluß zurückgezogen. Dee Feldzug gegen die Heeeeo. Aus Deulsch-Südwestasrika wird mitgeteilt, daß im Bezirk Okahandja alle deutschen Mission«familten qerette« worden sind. Vom Missionar Eich in Waterberg und den Missionaren Kremer und Detering in Gaub, westlich von Grootfontein, ist noch nicht« bekannt. Die Missions-Stationen sind zum Teil geplündert und die Gemeinden zerstreut. Ueber die Entschädigungen für Deutfch-Südwest- asrika teilt die Köln. Ztg. mit, daß da« dem Reich«- tage zugehende Enlschädigungrgesetz den Grundsatz aufstellt, daß Entschädigungen nur gewährt werden, um den angerichtelen Schaden durch die Errichtung neuer Farmen wieder gulzumachen. Außerdem er halten Frauen und Kinder der getöteten Ansiedler Entschädigungen. Zur Feststellung dieser Ansprüche wird demnächst eine Kommission das Ausstand«gebiet besuchen. Der Berl. Tgl. Rdsch. wird au« Swakopmund von „unbedingt zuverlässiger" Seite gemeldet, Gouverneur Leutwein solle sich ernstlich mit dem Gedanken tragen, Friedens-Verhandlungen mit den Hereros einzuleiten, und nur wiederholte, ganz be stimmte Weisungenau« Berlin hätten ihn von der Au«- sührung seiner Pläne abgehalten. Insbesondere habe der Kaiser persönlich die Entscheidung getroffen, daß über Frieden«-Verhandlungcn dann erst gesprochen werden könne, wenn eine Züchtigung der Aufständischen erfolgt sei oder sie selbst ihre Unterwerfung angezeigt und um Frieden gebeten hätten. Berlin, 7. März. Gouverneur Leutwein meldet, daß Oberst Dürr mit dem Stabe und dem Ver- stärkung-trantport am 4. März in Okahandja ein getroffen ist. Am gleichen Tage hatte Hauptmann Puder mit je einer Kompagnie Schutztruppe und Seebalaillon südlich von Klein-Barmen ein Gefecht mit den bereit« von Kapitänleutnant Gyga« ge schlagenen Herero«. Der Feind wurde nach Westen zurückgeworfen und wird, soweit der Pferdemangel e« zuläßt, verfolgt; seine Verluste sind unbekannt. Die«seiltge Verluste: Tot: Unteroffizier Zöllner, Reiter Mygitla, beide Landwehr, Unteroffizier Saar, Unterosfizier Walcztak, Reiter Amft. Leicht ver wundet: Reiter Wegner, rechter Unter-rm. Die Leiche der im Gefecht bei Groß-Barmen vom 19. Februar vermißten Retter« Max Müller vom Eisenbahndetachement ist aufgefunden worden. * * * Der Aufstand in Kamern« in dem Landstriche am Croßflusse hat ein weitere« Gebiet in Mitleidenschaft gezogen. Nicht nur die Niederlassungen der Gesellschaft Nordwest-Kamerun, sondern auch die Regierung«.Stationen sollen zerstört und beraubt sein. Al« Ursache de« Aufstande» wird die Bestrafung von Eingeborenen wegen Diebstahl« angegeben.