Volltext Seite (XML)
daS Aufteilen in kleine Güter und in Rentengüter. (Rufe rechtS: Geschieht!) Mit Heimstätten aus ganz kleinen Grundbesitz wäre gar nichts genützt. Ein so kleiner Besitz, der seinen Mann nicht nähre, mache die Leute nur zu Sklaven ihrer Scholle. Abg. Pohl (freis. Volksp.) erklärt sich gleichfalls entschieden gegen die Resolution. Abg. Bachem (Zentr.) stimmt der Resolution zu und hofft, die Regierungen würden, wenn sie auch formelle Bedenken hätten, doch den Zweck billigen, und dann ja wohl auch einen Weß finden, um die so nötige Konsolidierung deS Klembesitzes herbeizuführen. (Beifall.) Abg. Stadthagen (Soz.) bekämpft die Reso lution. Abg. Gamp (Reichsp.) bestreitet, daß der kon servative Heimstättenentwurf den vom Borredner behaupteten Zweck habe, dem Grundbesitz Arbeiter zu schaffen, die an die Scholle gebunden seien, ebenso, daß die Großgrundbesitzer ihre Arbeiter als Arbeits vieh betrachteten und behandelten. Im übrigen wollten sich seine Freunde durchaus nicht identi fizieren mit allen Einzelheiten des Entwurfs. Abg. Wolff (B. d. L.) tritt für die Resolution ein. Er bestreitet Gothein und Stadthagen das Recht zu der Behauptung, daß eine Heimstätte dem Besitzer nur Sorgen bringe und ihn an die Scholle fessele. Diese Folge würde nur eintreten, wenn man, wie Gothein und Stadthagen es wollten, einen Zolltarif aufrecht erhalte, bei dem der kleine Landwirt allerdings nicht bestehen könne. Abg. Stadthagen erwidert Gamp, dieser sei ebensowenig befugt, über das, was er, Stadthagen, als Landwirt leisten würde, zu urteilen, als Gamp noch immer nicht sein Anerbieten, ihm ein Gut zu geben, wahr gemacht habe. (Heiterkeit.) Abg. Heyl v. Herrnsheim (natl.) erklärt die Zustimmung seiner Freunde zu der Resolution hauptsächlich, um der Reichsregierung Gelegenheit zu geben, in dieser Frage die Initiative zu ergreifen. Abg. Gamp: Ich habe Herrn Singer erklärt, ich würde das Gut einem Herrn seiner Partei geben, zu dem Singer das Zutrauen habe, daß er ein landwirtschaftliches Gut bewirtschaften könne. Herr Singer habe ihm aber niemand genannt, scheine also doch zu Herrn Stadthagen in diesem Punkte kein Vertrauen zu haben. (Heiterkeit.) Hierauf wird die Resolution angenommen gegen Freisinnige und Sozialdemokraten. Schluß 6'/, Uhr. Morgen 1 Uhr: Fortsetzung. Sächsischer Landtag. Zweite Kammer. Dresden, 25. Febr. Auf der Tagesordnung steht zunächst die Schlußberatung über den schrift- lichen Bericht der Beschwerde- und PetitionS-Depu- tation über die Petition deS BranddirekiorS Hofmann in Meißen und Genossin und deS RateS der Stadt Chemnitz, die Berechnung der den Feuerlöschkasfen zu gewährenden Beihilfen nach einem anderen ModuS betr»ffend. Abg. Braun-Freiberg erstattet den DeputationS- bericht. AuS dem Umstand, daß von 551 Gemeinden sich nur 390 der Petition angeschlossen hätten, dürfe man nicht auf eine Teilnahmslosigkeit schließen. Es seien übrigens noch Petitionen der gleichen Rich tung von anderen großen Städten in Aussicht ge stellt. Ministerialdirektor Geh. Rat Merz sagt für die nächste Session die Einbringung eines entsprechen den Gesetzentwurfs zu, in dem die Feuerlöschkossen- beitrüge auf einen einheitlichen Satz von vielleicht 2 Psg. Pro Einheit festzulegen wären. (Bravo!) Abg. Rüder-Roßwein: Die Kammer habe ge- hofft, daß der in Aussicht gestellte Gesetzentwurf noch dem gegenwärtigen Landtage zugehen könne. Für die Gemeinden entständen große Unannehmlich keiten, wenn die Beiträge, die die Regierung zu den Feuerlöschkosfen gebe, bald stiegen und bald sänken. Der voizüglichen Tätigkeit der Feuerwehren sei doch die günstige Lage der Brandversicherungskasse zu danken, und trotzdem seien die den Feuerwehren g,währten Löschbeiträge erheblich zurückqeganuen. Früher sei den Gemeinden nur ein Prozent an Feuerlöschbeiträgen gewährt worden, jetzt 4, 5 und mehr Prozent; er glaube aber, daß die Brandver- sichtlungSkosse trotz der erhöhten Beiträge immer noch ein gutes Geschäft gemacht habe, denn die Leistungen der Feuerwehren hätten sich bedeutend vervollkommnet. Abg. Gräfe-Annaberg (lib.) schließt sich den Ausführungen RüderS an und bittet insonderheit im Interesse der kleineren Gemeinden um eine Er höhung der Beiträge. Vizepräsident Dr. Schill-Leipzig (nat.-lib.) kon- statiert, daß er nicht unter den Bravorusern nach den Erklärungen des RegierungSvertreterS gewesen sei. Die Erklärung der Regierung decke sich mit dem Anträge der Deputation aus keine Weise. Man habe geglaubt, daß noch in dem gegenwärtigen Landtage die vorliegende Frage ihre Erledigung finden werde. Die Geschäftslage könne keinen Grund für die Nichtersüllung dieses Wunsches sein, denn man werde nicht schon nach 14 Tagen nach Hause ghen, sondern müsse sich darauf gesoßt machen, daß die Session vor Ende April nicht ihren Ab schluß finden werde. Die Materie sei doch recht einfach und werde keine große Arbeit bedingen. Abg. Horst-Mulda (kons.) will sich mit der Zusicherung der Regierung begnügen, daß bis zur gesetzlichen Festlegung der Einheitssatz von 2 Prozent den Gemeinden gewährt werden solle. Vizepräsident Opitz-Treuen (kons.): Den Petenten sei doch nur darum zu tun, daß eine Stabili tät der Beiträge herbeigeführt werde, und wenn nun die Regierung versichere, daß dies geschehen solle, so seien die Interessen der Beteiligten gewahrt. Vielleicht könne aber die Anregung Dr. Schills die Regierung dazu bewegen, eine allgemeine Revision deS BrandversicherungsgesetzeS vorzunehmen. Nach einer kurzen Erwiderung deS Vizepräsidenten Dr. Schill konstatierte der Berichterstatter in seinem Schlußwort, daß die Anschlußpet'tion weiterer Ge meinden während der Debatte eingegangen sei. Die Deputation befürchte nicht, daß, wenn eine Ber. zögerung in der Erfüllung der Wünsche der Petenten rintrete, die Feuerwehren und Gemeinden in ihren Pflichten erlahmten. Sachsin stehe in bezug aus die Feuerlöscheinrichtungen nicht etwa an der Spitze; süddeutsche und thüringische Staaten seien unS weit über, daS liege aber daran, daß die Re gierung eS immer obgelehnt habe, einen entsprechen, den Gesetzentwurf auszuarbeiten und der Kammer vorzulegen. Die Kammer beschließt hierauf einstimmig dem Anträge der Deputation gemäß, die Petition der Regierung zur Erwägung zu überweisen. LS folgt die Beratung über daS Dekret Nr. 14, den Personal- und BesoldungSetat der Landes- brondverficherungSanstalt auf die Jahre 1904 und 1905 betreffend (Berichterstatter Abg. Steiger- Leutewitz). Abg. Dr. Spieß-Pirna (kons.) hätte eine weiter- gehende Berücksichtigung der Wünsche der Beamten erhofft. Geh. Rat Merz sogt deren Erfüllung in dem vorzulegenden Gesetzentwürfe zu. Abg. Enke-Leipzig (kons) hält eS nicht für rich- tig, wenn auf der einen Seite Gelder für Erhöhung der Beamtengehälter und für neue Beamtenstellen gefordert würden, während auf der anderen Seite den Beamten gutbezahlte Nebenbeschäftigungen er laubt würden. Die Gehälter der Brandversicher- ungSinspektoren bezahle der Staat, diese Herren sollten darum in erster Linie für den Staat tätig sein. DieBegutachtungvon Baugenehmigungsgesuchen möchten die Gemeinden oder die betreffenden Ge suchsteller bezahlen. Sekretär Ahnert-Zwenkau (nat.-lib.) bittet, den BrandversicherungSinspektoren die Begutachtung der BaugenehmigungSgesuche auch fernerhin zu über, lassen. Die kleinen Gemeinden kämen dabei billiger weg. Abg. Horst kommt auf die Entschädigung von Nebenschäden zu sprechen. Früher seien solche Nebenschäden, wie sie bei Bränden durch AuSräu- men von Gebäuden, die gar nicht brennen, durch Einschlagen von Türen und Fenstern usw. ent- stehen, seitens der Brandversicherungskasse ohne weiteres mit reguliert worden, in den letzten Jahren sei man aber von dieser Praxis abgewichen. Er bitte, eS im Interesse der Billigkeit bei der früheren Gepflogenheit zu belassen. Abg. Schubart-Euba (kons.) meint, daß sich die Kosten verdoppeln würden, wenn man aus die An- regungen EnkeS zukommen wollte. Abg. Enke betont wiederholt, daß die Arbeits kraft der BrandversicherungSinspektoren durch ihre nebenamtliche Tätigkeit in ganz besonderem Maße in Anspruch genommen werde und es sei ein Un recht gegen die Steuerzahler, die Beamten ver mehren zu wollen, um ihnen im Interesse der Ge- meinden die Nebenbezüge zu lassen. Die Kommer beschließt hierauf einstimmig, die im Dekret 14 eingestellten Ausgaben mit 601 660 Mk., darunter 6300 Mk. transitorisch für den Be- soldungSetat der LandeS-Brandversicherungsanstalt, nach der Vorlage zu bewilligen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 26. Februar. * — Der Turnverein Neustadt hält morgen Sonnabend nach der Turnstunde seine diesjährige Hauptversammlung ab, auf welche die Mitglieder mit Rücksicht auf die zur Beratung stehende wich tige Tagesordnung (s. Inseratenteil!) auch an dieser Stelle aufmerksam gemacht seien. * — Der Radfahrcrklub „Adler", der vor zirka einem halben Jahre in Neustadt gegründet wurde, hielt gestern abend mit seinen Damen im Vereinslokal „Schönburger Hof" einen gemütlichen Abend ab, der einen alle Teilnehmer aufs höchste befriedigenden Verlauf nahm. * — Sächsischer Bußtag Auf Mittwoch der nächsten Woche, den 2. März, fällt der sächsische Bußtag. An diesem gelten für Geschäfte und Ver gnügungen die landesgesetzlichen und ortsgesetzlichen Bestimmungen über die Heilighaltung der Sonn- und Festtage. * — Fleischbeschau. Die Ausstellung von Be scheinigungen, welche die Fleischbefchauer aus Antrag der Steuerpflichtigen oder der zuständigen Organe der Zoll- und Steuerverwaltung in Fällen, in denen Fleisch als minderwertig befunden auf die Freibank verwiesen oder als untauglich zum menschlichen Genüsse bezeichnet worden ist, zur Herbeiführung der Erstattung der Schlachtsteuer vorzunehmen haben, sind, wie das sächsische Ministerium des Innern in einer Verordnung bekannt gibt, zu den jenigen Bemühungen zu rechnen, für welche nach der Ausführungs-Verordnung zum Reichs-Fleisch- schaugesetz besondere Gebühren nicht in Ansatz zu bringen sind. Die erforderliche Bescheinigung könne in kürzester Form unter Beifügung von Datum, Stempel und Unterschrift auf der Rückseite der Schlachtscheine erteilt werden. *— Bet der Zweiten Kammer ist eine Pe tition des Bezirksvereins Königreich Sachsen im Deutschen Fleischerverband zu Leipzig eingegangen, worin um Aufhebung des Gesetzes von 1898 über die staatliche Schlachtviehversicherung namentlich deshalb gebeten wird, weil die für Notschlachtungen gezahlten Beträge gering, die Gesamtentschädigung für Notschlachtungen aber so hohe seien, daß die gewerblichen Schlachtungen ganz unverhältnismäßig hoch belastet würden. Das sächsische Fleischer gewerbe würde ohne staatliche Schlachtviehversicher ung besser daran sein, als mit derselben und ihren hohen Prämien. Die Beschwerde- und Petitions deputation beantragt, diese Petition der Königlichen Staatsregierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. *— Die Finanzdeputatiou der Zweiten Kammer beantragt, die König!. Staatsregierung zu ermächtigen, aus dem zur Gewährung von Dar lehen an gewerbliche Genossenschaften bestimmten Fonds den 5 Gewerbekammern des Königreichs Mittel bis zur Höhe von je 20000 Mk. zur Ver- sügung zu stellen, damit in jeder Kreishauptmann schäft zunächst wenigstens eine Handwerkergenossen schaft ins Leben gerufen wird; die Kgl. Staats regierung zu ersuchen, durch Vorträge und in Meisterkursen Ausklärung über das Genossenschafts wesen in Handwerkerkreisen zu verbreiten und die Erste Kammer zum Beitritt zu diesen Beschlüssen einzuladen. u. Zu einer einmütigen Kundgebung gegen die von der Regierung geplante Neuordnung des Gemeinde-Steuerwesens und insbesondere gegen die darin vorgesehene Einführung einer dreifachen Gewerbesteuer gestaltete sich, wie uns geschrieben wird, die vom Nationalliberalen Dresdener Reichs verein am Montag nach dem Ausstellungspalast einberufene Versammlung, welche namentlich aus industriellen und gewerblichen Kreisen außerordent lich zahlreich besucht war. Der Referent, Herr Dr. Gustav Stresemann, Syndikus des Verbandes sächsischer Industrieller,wandte sich entschieden gegen diese Neuordnung in der jetzigen Form, weil sie die Städte und das gesamte sächsische Gewerbe einschließlich des Handels in einseitiger Weise be lastet, und durch Einführung einer dreifachen Ge werbesteuer (nach dem Ertrag aus gewerblicher Tätigkeit, dem Mietwert der benutzten Räume und der Zahl der beschäftigten Arbeiter) auf das ge samte Erwerbsleben lähmend einwirken müßte. Die Versammlung nahm einstimmig unter lebhaft zu stimmenden Kundgebungen eine Resolution in diesem Sinne an und sprach darin gleichzeitig die Er wartung aus, daß die 2. Ständekammer die Ge setzesvorlage ohne Ueberweisung an eine Deputation ablehnen werde, wofür auch die anwesenden Dres dener nationalliberalen Landtagsabgeordneten stimmten. * Oberlungwitz, 26. Febr. Der in weitesten Kreisen bekannte Zauberkünstler und Bauchredner E. Böning aus Dresden wird morgen Sonnabend und Sonntag im Gasthof „zum Hirsch" sich pro duzieren. Seine mitunter verblüffenden Kunststücke, unter anderem die aufschwebende Dame, Magneta genannt, können nicht mit denen gewöhnlicher Taschenspieler verglichen werden und dürften auch hier die höchste Verwunderung erregen. Jedenfalls wird sich ein Besuch dieser Brillant-Vorstellungen lohnen. Alles nähere ist aus dem Inseratenteil ersichtlich. X Oberlungwitz. Der evangelische Arbeiter verein veranstaltet am kommenden Sonntag, abends 8 Uhr, in den freundlichen Räumen des Rats kellers wieder einen seiner beliebten Familienabende, dem ein interessanter Vortrag des Herrn Pastor Zeißig über „drei deutsche Berge" zu gründe ge legt ist. Gemeinsame Gesänge werden den übrigen Teil des Abends ausfüllen und diesen damit zu einem wirklich schönen gestalten. Zutritt hat, wie bekannt sein dürfte, jedermann. * Bernsdorf, 25. Februar. Gestern abend ist hier das Neukirchnersche Bäckerei- und Mühlen grundstück fast vollständig niedergebrannt. Als Entstehungsursache wird Selbstentzündung von Getreide angenommen. Der Besitzer hat leider nicht versichert. * Limbach. Nach Beschluß der Generalver sammlung des Obst- und Gartenbauvereins findet das diesjährige Stadtparkfest am 31. Juli, 1. und 7. August statt. * Chemnitz, 26. Febr. Das sozialdemokratische Zentral-Wahlkomitee und sämtliche Agitations- Komitees Sachsens erlassen eine Ertlärung, in der sie die Kandidatur Göhres als allen Grundsätzen der Partei-Disziplin und Partei-Tradition wider sprechend und die Partei schädigend bezeichnen. Sie rechnen bestimmt darauf, daß Göhre auf die Kandidatur verzichtet. Die drei Versammlungen, in denen sich Göhre am Freitag, Sonnabend und Sonntag als Kandidat vorstellen sollte, finden nicht statt. * Chemnitz. Unsere Stadt beabsichtigt die Fortsetzung der Wasserlaufsberichtigung des Chem nitzflusses zur Verhütung künftiger Üeberflutung der Gegend bei Hochwasser. Die Kosten sind auf 260 000 Mk. berechnet. — Am 1. April erfolgt die Einverleibung der Gemeinde Hilbersdorf in die Stadt Chemnitz. — Die Nachbargemeinde Berns bach will im Lause dieses Jahres mit 60 000Mk. Aufwand ein neues Rathaus errichten. * Augustusburg, 25. Febr. Milte vergangener Woche wurde in dem nahe gelegenen Grünberg, wie dem „Augustusb. W." gemeldet wird, ein junger Mann im Alter von 17 Jahren bei einer ernstlichen Rauferei mit seinem Arbeitskollegen von diesem mit den Fingernägeln an der Lippe leicht verletzt. Leider hatte dies eine Blutvergiftung zur Folge, an welcher der junge Mann am 23. d. M. ge storben ist. * Zwickau. Am Dienstag abend versuchte der erst kürzlich aus dem Krankenhause entlassene In valid Friedrich seine Familie, bestehend aus Frau und zwei Kindern, dadurch zu vergiften, daß er Phosphor von Streichhölzern in einen Topf mit Kaffee tat. Infolge des starken Geruchs wurde die Frau noch rechtzeitig aufmerksam, sie verweigerte den Genuß des Kaffees und untersagte ihn auch ihren Kmdern, so daß das geplante Verbrechen, zu dem häuslicher Unfrieden Anlaß gegeben hat, unterblieb. Friedrich wurde verhaftet. * Crimmitschau, 25. Febr. Nach einer Zu sammenstellung der noch arbeitslosen Textilarbeiter im „S. V." sind hier am 22. Februar 781 Per sonen ohne Beschäftigung gewesen. * Meerane, 25. Febr. Der frühere Bäcker meister, jetzige Rentier Franz Ludwig Thomä hier feierte gestern sein 50jähriges Bürger- und zugleich auch Meisterjubiläum. * Leipzig, 25. Febr. In dem Aerztestreik hat die Kreishauptmann!chaft heute nochmals einen Erlaß an die Vertreter der beiden Parteien ge richtet. Deren wesentlicher Inhalt geht dahin, daß die von den Aerzten geforderte freie Aerztewahl eingeführt werden könnte, wenn ihr folgende Be schränkungen auferlegt würden: 1. die Sicherstellung der Kassen vor dem Wiedervorkommen des Zu sammenschlusses der Kassenärzte zum Zwecke der Erlangung höherer Honorarforderungen; 2. die Bewahrung der Kasse vor Ueberlastung in bezug auf den Aufwand an Krankengeldern und Arzneien 3. die Erhaltung einer angemessenen Verteilung der Kassenärzte auf das gesamte Gebiet der Kaffen verwaltung. — Die Kreishauptmannschaft stellte im Anschluß daran die Bedingungen für die ge dachte Neuordnung und erklärte sich auf Grund dieses neuen Vorschlags zu weiteren Verhandlungen bereit. * Freiberg, 25. Februar. Ueber den Nachlaß des Hoteliers Joseph Heinrich, welcher, wieberichtet, infolge Einatmung von Gas an Herzschlag gestorben ist, wurde der Konkurs angemeldet. Die Ange legenheit erregt hier besonders deshalb großes Auf sehen, weil Heinrich ein sehr gutes Geschäft machte und das Hotel erst seit ca. 3 Monaten bewirtschaftete. * Riesa, 25. Februar. In Ostrau ist gestern nachmittag gegen 4 Uhr beim Rangieren des Mit tagsgüterzuges von Hilbersdorf die Zuglokomotive entgleist, wodurch das eine der beiden Chemnitz- Riesaer Hauptgleise gesperrt wurde. Durch Ein- richtung eingleisigen Betriebes zwischen Ostrau und Strauchitz war es möglich, den Verkehr aufrecht zu erhalten. Abends gegen 10 Uhr war die Störung wieder behoben. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand. * Lommatzsch, 25. Febr. Die Arbeiter Götze und Kretzschmar aus Daubritz verunglückten beim Plankieren eines Baugrundes schwer. Beim Ab treiben eines Abhanges löste sich ein Steinblock, welcher eine Leiter, auf der K. stand, umwarf, dadurch wurde auch G., der an seinen Arbeits kollegen angeseilt war, mit nachgezogen. Beide Arbeiter fanden Aufnahme im Krankenhaus. * Aunaberg, 24. Februar. Ein bedauerlicher Unglücksfall hat sich am Sonntag nachmittag zu getragen. Der an der Lindenstraße wohnhafte ver heiratete, 30 Jahre alte Posamentier H. war damit beschäftigt, eine Platzpatrone zu entleeren, als das Zündhütchen plötzlich explodierte und em Stück Hülse dem Manne ins linke Auge flog und dieses durchschlug, sodaß es sofort auslief. Der hinzu gezogene Arzt konnte leider nur die Zerstörung des Auges konstatieren und mußte den Augapfel durch eine Operation entfernen. * Ehrenfriedersdorf, 25. Febr. Von recht harten Schicksalsschlägen wird die Familie des Briefträgers Georgi hier betroffen. Nachdem die selbe vor einigen Jahren zwei Kinder im Alter von 1'/, und 3 Jahren dadurch verlor, daß diese bei einem Brandunglück in Elterlein den Erstickungs tod fanden, verbrühte sich jetzt ihr noch einziges 3jähriges Töchterchen durch heißen Kaffee an den Beinen derart, daß es durch den hierbei erhaltenen Schreck in Krämpfe verfiel und denselben in kurzer Zeit erlag. * Marienberg, 25. Febr. In schweres Leid ist die Familie des Gürtlermeisters Baldauf durch den plötzlichen Tod eines hoffnungsvollen 18jährigen Sohnes versetzt worden. Derselbe ist infolge eines Gehirnschlags verschieden, zu dem eine bei Gelegen heit eines Bockbierfestes wahrscheinlich durch Schläge davongetragene Gehirnerschütterung den Anlaß ge geben haben soll. Der Täter ist bereits verhaftet worden. * Johanngeorgenstadt. Das Stadtgründungs- fest hat am Dienstag durch Festtafel, allgemeine Illumination und Fackelzug sein Ende erreicht. Einheimische und Fremde sind über den Verlauf des Festes höchst befriedigt. Die Stadt selbst hat alles aufgeboten, um den Fremden die Festtage zu un vergeßlichen zu gestalten. Die Festmedaillen sind vollständig vergriffen, ebenso findet die von Herrn Bürgermeister Müller herausgegebene Festschrift lebhaften Absatz. Die Festaufführungen vom Sonntag und Montag werden für die Ein wohnerschaft in den nächsten Tagen wiederholt. Auch während des Festes wurden unserer Stadt hochherzige Stiftungen zu teil. Herr Karl Röder- Leipzig überreichte im Auftrage eines Ausschusses Johannqeorgenstädter Stadtkinder den Betrag von 8l50 Mark in bar und 5000 Mark in Sächsischer Rente zur Errichtung des geplanten Bürgerheims. Von den Nachkommen des Schichtmeisters Bollert sind 2000 Mark gestiftet worden zum Andenken an ihren Vater. Die Zinsen dieser Sliftung sollen für arme Bergleute verwendet werden. Von Herrn Oberbürgermeister Geh. Rat Dr. Georgi-Leipzig gingen 1000 Mark ein, welcher Betrag zu einer Andreas Georgi-Stiftung, deren Zinsen alljährlich am 22. November einem armen Bürger zufallen, verwendet werden soll. Die Nachbarstadt Aue ließ durch ihren Herrn Bürgermeister und den Stadt- verordnelenvorsteher einen prachtvollen silbernen Pokal als Erzeugnis der dortigen Industrie über reichen. * Papstlcithen i. V, 25. Febr. Zwei Grenz- aufseher von den Stationen Prex und FaßmannS- reuth bemerkten gestern morgen in der Nähe der „Schanz" von Böhmen über die Grenze herüber führende Viehspuren. Diese führten in das An wesen des Oekonomen Gottfried Merkel in Dobeneck. Zwei Ochsen im Werte von über 1000 Mark wurden beschlagnahmt und Merkel wegen Viehjchmuggels verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert. Merkel hat das Vergehen auch bereits zugestanden. Das Rothenkirchener Eisenbahnunglück vor Gericht. Zwickau, 24. Februar. Au« der Vernehmung de« Angeklagten Lohfe ist noch folgende« nachzu tragen: Aus den Vorhalt de« Vorsitzenden: „Sie sollen übermäßig rasch gefahren sein, die Gewalt über die Maschine verloren haben, und da« alle«, weil Sie übermäßig viel getrunken haben. Wie viel haben Eie denn getrunken?" erwidert Lohse: „Höchsten« drei Gla«." Vorsitzender: „Sie sollen aber den Leuten durch ihr aufgeregte« Wesen aus gefallen sein und sollen sich gebrüstet haben, sie hätien 20 Gla» im Leibe und hätten 15 Touren getanzt." Der Angeklagte bestreitet dies entschieden. E« sei seine Art, solchen Spaß zu machen. Zeuge Feuermann Ebert-Kirchberg, der im Unglückezuge