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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.02.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190402045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19040204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19040204
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-02
- Tag 1904-02-04
-
Monat
1904-02
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.02.1904
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Erfindung gepriesen und Kapitalisten zu ihrer Aua» beutung gesucht. Und e» gab Leute, die Zehntausend« opferten, um schnell reich zu werden. Damit war e« aber nicht«, der Erfolg blieb au«. Stocker und Zander wurden wegen Betrug« verklagt. In der Verhandlung erklärten sie, da« Geld sei für da« Unternehmen verwendet worden, besonder« Stocker will auch heute noch von der Großartigkeit seiner Erfindung überzeugt sein. Da« Gericht kam jedoch zu der Ueberzeugung von der teilweisen Schuld der Angeklagten und verurteilte Stocker zu zehn, Zander zu zwei Monaten Gefängni«. 8 Kiel, 3. Febr. Da« Krieg«gericht verurteilte den Matrosen Kohlgrtmm wegen schwerer tätlicher Angriffe auf Vorgesetzte zu 8 Jahren Gefängni«. 8 Düffeldorf, 3. Febr. Da« OberkriegSgertcht verurteilte nach 2tägtger Verhandlung den Unter offizier Finkenfieg vom 159. Jnfanterie-Regiment in Mühlheim a. Ruhr wegen Mißhandlung Unter gebener in mehr al« 1200 erwiesenen Fällen zu 1 Jahr Gefängni«. 8 Mainz, 2. Febr. Vor der hiesigen Straf, kammer hatte sich gestern der 46 Jahre alte Kur pfuscher Otlersen zu verantworten. Er wurde wegen dreier Fälle, in denen die Patienten gestorben sind, zu 1 Jahr Gefängni«, 500 Mk. Geldstrafe und Urteil«publtkation verurteilt. Der bisher auf freiem Fuße befindliche Angeklagte wurde sofort in Haft genommen. 8 Eine nicht alltägliche BetrugSaffäre führte vor dem Hamburger Oberkriegsgericht zu der Verurteilung und Degradation de« Musikdirektor« Hoffmann vom Mecklenburgischen Grenadterregiment Nr. 89. Ex war beschuldigt worden, häufig Zivil- mufiker in seiner Kapelle beschäftigt und sie in Uniformen gesteckt zu haben. Die mit Treffen be dachten falschen Militär« spielten sich au«wärt« al« Vorgesetzte aus. Bei Konzertreisen nach anderen Städten ließ er die uniformierten Zivilmustker auf der Eisenbahn mit Soldatenbillet« reisen, wodurch er den Fitku« geschädigt hat. Bei diesen Mogeleien sollen ein Hobotsten-Feldwebel, ein -Unterosfizier und -Grenadier mitgewirkt haben. Da» Kriegs- gericht der 17. Division hatte die Angeklagten frei- gesprochen, weil e« nicht für erwiesen erachtet», daß sie da« Bewußtsein ihrer Recht«widrigkeiten hatten. Der Gericht»herr legte Berufung ein. Da« Ober kriegtgericht hob, wie der Frankfurter Zeitung mit- getetlt wird, da« Urteil auf und erkannte gegen Hoffmann auf 15 Tagen Gefängni« und Degradation; der Hoboisten-Feidwebel Ever« wurde wegen Beihilfe zum Betrug zu acht Tagen Gefängni« und ebenfall« zum Rangverlust verurteilt. Die beiden anderen Angeklagten wurden sreigesprochen. 8 Eine dramatisch bewegte Verhandlung, so berichtet das „N. W. Tagbl." aus Wien, spielte sich vor dem Bezirksgerichte der Josesstadt ob, als sich der Schlosser Josef Spurny auf Anzeige seiner ehemaligen Braut Gabriele K. wegen Verführung unter nichteingehalienem Ehegelöbnisfes zu verant worten hatte. Er war des Tatsächlichen gestän dig, erklärte aber sofort, jede verdiente Strafe an zunehmen — und wäre eS der Tod! — aber hei raten werde er die Anzeigerin nie! Diese begann händeringend zu schluchzen und rief auS: „Peperl! mach mich nicht unglücklich, ich kann ohne Dich nicht leben, ich geb' in den Tod!" Da sich diese Szene wiederholte, mußte das Mädchen während eines Teiles der Gerichtsverhandlung außerhalb deS Ge- richtSsaaleS bleiben. Der Richter versuchte den An- geklagten zu veranlassen, sein Eheversprechen zu er füllen. Der junge Mann weigerte sich aber ent schieden, daS zu tun, und führte für seinen Ent schluß Gründe an, die sich der Veröffentlichung ent- ziehen. Gabriele K. wird wieder in den Saal ge rufen und der Richter hielt ihr die Angabe deS Angeklagten vor. Statt aller Antwort fällt sie ihm um den HalS und ruft: „Komm' doch wieder zu mir — ich werd' ja jetzt anders sein!" Er wehrt sie ab und ruft: „Lieber den Tod!" Richter: „Solche Szenen können wier hier nicht dulden!" Zeugin: „Ich will nur, daß er um Himmelswillen wieder zu mir kommt; (händeringend): ich muß sonst sterben!" Richter: „Zu einer solchen Ver- einigung ist daS Gericht nicht da! Hier handelt eS sich nur darum, ob er zu bestrafen ist!" Zeugin: „DaS will ich ja nicht!" Richter: „DaS hängt auch gar nicht von Ihnen ab!" Zeugin: „O, Gott! Ich werde wahnsinnig! (Zum Angeklagten): So geh', Peperl! Versprich, daß Du wieder zu mir zurückkommst!" Angeklagter: „Nein, ich kann mit Dir nicht leben! Wenn ich'S verdien', will ich gestraft werden!" Der Richter erhebt sich zur Urterltverkündigung — da wirst sich daS Mädchen vor dem Angeklagten auf die Knie, faßte seine Hände und schreit: „Sei nur wieder gut und ver sprich, daß Du zu mir kommst!" Der Angeklagte reißt sich loS und ruft abermals: „Lieber den Tod!" DaS Mädchen schluchzt krampfhaft. Der Richter nötigt sie aufzustehen und verkündet sodann das Urteil: Der Angeklagte wird freigesprochen, da daS Gericht nicht die Ueberzeugung gewinnen konnte, daß eine Verführung vorliege. Kleine Chronik. * Breslau, 2. Febr. Auf dem Eise eine» Schachtloches brachen gestern Abend drei Echul- knaben ein und ertranken. Die Leichen wurden während der Nacht von der Feuerwehr geborgen. * Kiel, 2. Februar. Beim Abbruch eines Ge bäudes stürzte eine Mauer vorzeitig ein; die Trümmer durchschlugen daS aufgestellte Baugerüst, sowie die Decke eines Stockwerke- und vier Arbeiter wurden mit hinabgerissen. Die Verunglückten er litten sämtliche gefährlich Verletzungen. * Frankfurt a. M., 2. Febr. Der Vergiftungs fall in der Kochschule de« Aitce-Frauenverein« zu Darmstadt hat, wie die „Frtf. Ztg." berichtet, heute da« zehnte Opfer gefordert. In den Morgenstunden ist der 3öjährige Sohn der Witwe de» Rechttan walte« Heumann, der hier ohne Beruf ansässig war, gestorben. Da« in Privatpflege befindliche Fräulein Schleuning und zwei im Elisabeth-Stift untergebrachte Gemeindeschwestern find noch nicht außer Leben«. gefahr, da« Befinden der dritten Schwester gibt Hoffnung auf Besserung, Frau Berniu« ist au« dem Krankenhause entlassen worden. — Au« Anlaß der Vergiftungen telegraphierte der Grobherzog von Hessen, der sich in London aufhält, an die Vorsteherin de« Aliceverein«: „Von ganzem Herzen kann ich Ihre fürchterliche Sorge mitempfinden; wenn irgend etwa« zur Erleichterung der Kranken notwendig ist, bitte sich an Hosmarschallamt zu wenden." Da« Befinden einer Kranken hat sich erheblich gebessert, während der Zustand zweier Gemeindeschwestern noch sehr besorgni«erregend ist. * Königsberg i. Pr., 2. Februar. Amtlich wird gemeldet: Am 27. Januar befanden sich m rere Musiker vom Jnfanterie-Regiment Nr. 150 in. Wirt«hauS Hohenzollern zu Deuthen bei Allensteiu. Gegen 9 Uhr abend« stürzten mehrere Soldaten sowohl vom Regiment Nr. 150 als auch vom Re giment Nr. 151 herein und baten um Hilfe, da sie von Zivilpersonen von einem Gehöft auS beschossen worden wären. Die Soldaten verließen darauf da« Lokal, um die geforderte Unterstützung zu ge- währen, und gingen auf daS Gehöft loS, in wel che» sich die Personen zurückgezogen haben sollten. Als sie sich dem Gehöft näherten, fiel ein Schuß, welcher den Musketier Lüdke von der 5. Kompag nie an beiden Beinen verletzte. Auch andere bei dem Vorfall anwesende Mannschaften wurden durch Schläge mit Zaunlatten verletzt, haben jedoch nur leichte Quetschungen davongetragen. Es ist bisher nicht gelungen, die Täter festzustellen. Die gericht- liche Unterfuchung ist eingeleitet. * Spandau, 3. Febr. Umfangreiche Diebstähle an Geschoßteilen ist man im König!. Feuerwerks. Laboratorium auf die Spur gekommen. Ein im Laboratorium beschäftigter Arbeiter wurde verhaftet, weil man bei einer Leibesvisitation bei ihm Geschoß, teile sand. Es ist unaufgeklärt, wie der Dieb die gestohlenen Sachen unbemerkt auS dem Laboratorium fortschaffen konnte. Es ist eine umfangreiche Unter- suchung eingeleitet worden. * Darmstadt, 3. Febr. Gestern erschoß sich auS unbekannter Ursache der Direktor deS hiesigen Landgerichts, Meisel. * In Pinne (Posen) wurde eine Witwe mit ihren beiden Tächtern in den Betten tot aufgefunden. E« liegt Vergiftung durch Kohlenga» vor. * Unglück am Hochofen. Der „Straßburger Post" zufolge ereignete sich aus dem Eisenwerk KarlShütte in Diedenhofen ein schwerer Unglück«, fall. Die Schlosser Bauer und Tessy waren mit einer Reparatur am Hochofen beschäftigt. Plötzlich senkte sich dieser und eine Feuersäule entströmte der sich öffnenden Klappe. Die beiden Arbeiter wurden schrecklich verbrannt, sodaß sie bald darauf starben. * Die Beisetzungsfeierlichkeiten in Dessau hätten fast noch mit einem großen Unglück abschlteßen können. Al» der Großherzog von Oldenburg und Prinz Alfon« von Bayern im Hofwagen zur Rück reise nach dem Bahnhof fuhren und der Wagen um die Straßenecke in den Bahnhostplatz einbog, kam von der anderen Seite ein Wagen der elektrischen Straßenbahn. Da« Hinterteil de« Hoswagen« wurde der Mgd. Ztg. zufolge von der Straßenbahn erfaßt und der Puffer de« Straßenbahnwagen« zertrümmerte das linke Hinterrad der Hoskutsche. Die Insassen blieben glücklicherweise unverletzt. * Eine Folge des Theaterbrandcs in Chicago ist, wie die Londoner „Daily Mail" wissen will, daß an 6000 Schauspieler in Amerika jetzt beschäftigung«lo« und mittellos geworden sind. Nicht nur in Chicago selbst, sondern auch in vielen anderen Städten müssen die Theater und Schau- bühnen schließen, da die Leute den Vorstellungen fernbleiben. * Bet einer Zigeunerbaude iu Schlesien wurde, wie bereit« von un« mitgeleilt, ein Mädchen gesunden. Ein Vergleich mit der inzwischen au« Hannover herbeigcschafften Photographie der feit Jahren vermißten Else Kassel soll die Vermutung fast zur Gewißheit machen, daß da« Mädchen die Verschollene ist. D? Mutter ist bereit« auf der Reise nach Oppeln begriffen. Uebrigen« wurde Bre«lauer Blättern zufolge bei der Zigeunerbande auch ein kleiner, flach«haariger, hübscher Junge entdeckt. * In den vielen Stürmen de« vergangenen Jahre« sind nach einer zuverlässigen Aufstellung 1167 Schiffe verloren gegangen, darunter 57 deutsche. Außerdem wurden 5754 Schiffe durch Unfälle be schädigt ; von ihnen waren 449 deutsche. * Das Lesen von Kriegs- und Marine- gefchichten Hal einem 16jährigen Schreiberlehrling in Berlin den Kopf etwa« verwirrt. Als der Junge von dem Herero-Aufstande und dem Aurmarsch von Verstärkung«truppen hörte, war sein Plan gefaßt. Er wollte mit nach Südwestasrika. 35 Mark in der Tasche, machte er sich auf den Weg nach Hamburg. Aber er kam nicht wett, denn die Eltern hatten die Polizei verständigt, und diese nahm den Kriegslustig-' fest. Mit dem Traum von Krieg und Ruhm >. e« nun vorbei. * Durchsichtige Regenschirme. Bisher galr ein dichter sür den Regen undurchdringlicher Stoff al« da« Ideal eines Schirmüberzuge«. Gewisse Leute empfanden indessen ein Bedürfnis nach Höherem. Der Schirm hindert die Aussicht, führt infolgedessen zu Zusammenstößen von Passanten auf der Straße, verdeckt da» Gesicht seiner schönen Trägerinnen und wa« dergleichen Uebel mehr sind. Allen diesen Mißständen will nun ein erfinderischer Kops durch die Herstellung eine» durck sichtigen Para- pluie» abhelfen. Mit der Durchsichtigkeit de» Schirme« wollen wir un« schließlich ja aussöhnen, aber weiter soll man auf dem Wege der Herstellung durchsichtigen Stoffes um keinen Preis gehen, c« würde sonst einen Heidenspektakel geben und alle Bande frommer Scheu würden sich lösen. Man male sich die Ausdehnung der sensationellen Neuer ung nur weiter au«! * In einer Berliner Schule wurde ein acht jähriger Junge angemeldet, der kalendermäßig noch keinen einzigen Geburtstag gefeiert hat. Der Pech vogel war am 29. Februar 1896 geboren worden. Da nun 1900 al« volle« Jahrhundert kein Schalt jahr war, so feiert der arme Kerl erst am kommen den Ultimo zum ersten Male richtig Geburt«tag; da soll e« dann aber hoch hergehen. * Vom HochzcitSmahl inS Gefängnis. In einem Pariser Restaurant wollte ein junge« Ehe paar sich von der Tafel entfernen, al« der Wirt mit der Rechnung erschien. Da« Pärchen erklärte ihm, der Bruder der jungen Frau habe da« Geld schon und werde bezahlen. Aber dieser Bruder war nicht zu finden, und da auch die htlf«willigen Gäste nicht so viel Geld bei sich hatten, wie die Rechnung ausmachte, ließ der Restaurateur da« Ehe paar als Zechpreller zur Polizeiwache sistieren. Nach einer Weile erschien hier zum Glück der Bruder, freilich ohne Geld, aber er konnte beweisen, daß er die erforderliche Summe erhalten habe. In angekneiptem Zustande war er an die frische Luft gegangen, auf einer Bank in der Nähe der Gast wirtschaft eingeschlafen und bestohlen worden. Der Polizei-Kommissar sah damit den Beweis erbracht, daß die jungen Leutchen nicht hatten be'rügen wollen und entließ sie. Natürlich haben sie da» Geld für den Wirt nochmals aufzubringen. * Ausstellung vo» Bräute«. Im Kreise Klin, Gouvernement Moskau, hat sich, so schreibt die „MoSk. Wjed.", bis auf den heutigen Tag eine uralte Sitte erhalten. Am Dreikönigsfeste (6. Januar) stellen sich nämlich alle jungen Mädchen, die im Laufe des JahreS zu heiraten wünschen, in der zur Dorskirche führenden Straße in einer langen Reihe auf. Um die Blicke der jungen Männer auf sich zu lenken und um von ihrer Vermögenslage einen Begriff zu geben, ziehen die Dorfschönen alles an, was ihre Reize in den Augen der Männer zu erhöhen vermag. Dazu gehören nicht nur Schmuck sachen, sondern auch mehr oder weniger wertvolle Tücher, Pelze, Mäntel, Bettwäsche usw. Auf dem Gange zur und vor der Kirche werden nun die jungen Mädchen von den Burschen aufmerksam ge mustert: erregt eine Dorfschöne die Aufmerksamkeit eines jungen ManneS, so knüpft er mit ihr eine Unterhaltung an, wobei er an gewissen Redewen dungen erkennen kann, ob eine weitere Annäherung erwünscht ist. Sobald daS der Fall ist, wird ein Besuch im Elternhause gemacht, und wenn auch dort gegen, den Freier nichts einzuwenden ist, kommt die Hochzeit in kurzer Frist zu stände. ES soll in den meisten Dörfern deS KceiseS fast keinen Mann geben, der sich nicht seine Frau auf dieser eigen artigen Brautschau ausgesucht hätte. Bei der in jener Gegend üblichen strengen Trennung der Ge schlechter soll übrigens die Brautausstellung fast der einzige Weg zur Anknüpfung von Beziehungen sein. * Die Anklage auf dem Totenbett. Vor etwa acht Tagen wurde die Frau deS Arbeiters Grünberg aus der Nehringstraße 13 zu Charlotten burg in daS dortige Krankenhaus gebracht, wo schwere Wunden an ihrem Körper und eine Ver- renkung der Arme festgestellt wurde. Ihr Mann gab an, daß sie, die GclrgenheitSIrinkerin sei, diese Verletzungen sich selbst zuqezogen habe. Der Zu stand der Frau verschlimmerte sich immer mehr, so daß sie unter unsäglichem Schmerze starb. Kurz vor ihrem Tode sagte sie aber noch auS, daß ihr die Wunden von ihrem Manne, der sie in ent setzlichster Weise mißhandelt habe, zugesügt seien. Der Unmensch wurde daraufhin auf seiner Arbeits stelle verhaftet. * Vor Dieben ist nichts sicher. Aus Mühlhausen im Elsaß wird berichtet, daß in dem dortigen Land gerichtsgebäude dem Staatsanwalt, während er die vorgeführten Verbrecher anklagte, der Ueberzieher gestohlen wurde. * Wozu die Wahlisolierzelle« gut sind, da« Hal man in der badischen Stadt Mannheim herau«gefunden. Auf dem städtischen Maskenball wurden sie nach der Frkf. Ztg. al« — „odumbre sepaiöes" verwendet. * Die poetische Mutter. Die „Jugend" teilt die folgende wahre Geschichte mit: Im Poesie album einer Konfirmandin in H. findet sich, von der Mutter Hand geschrieben, folgender poetische Er guß: „Der Wind seußelt leise durch den Beumen. DießcS wünscht Dich Deine Dir liebende Mutter". * Von einem Etückleiu rheinischen Humors wird der Nat.-Ztg. au« Aachen geschrieben: Eine Dame au« Neuwied feierte vor kurzem im Kreise ihrer Kinder, Enkel und Urenkel ihren 93. Geburt«- lag. E« wurde ihr ein Ständchen gebracht, bii dem vorzugsweise ernste Weisen gespielt wurden. Die Jubelgreisin war sehr gerührt, dankte herzlich und bat, ein letzte« Stück selbst bestimmen zu dürfen. Dem Wunsch wurde natürlich gern entsprochen, und wa« bestimmte sie?: „Freut euch de» Leben»!" Verrat. Ben Hans Wald. 12. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „DaS glückliche Kind!" sagte Frau v. Maligny plötzlich mit einem leisen Seufzer. „Sind Sie etwa nicht glücklich, Anne?" fragte Herr Rüffler forschend. „Ihr Gatte ist Herzens- gut, Sie sind unabhängig in jeder Weise; wohin Sie kommen, bezwingen Sie die Herzen, waS fehlt Ihnen?" Anne ließ den scharfen Blick behutsam über die beiden Herren von Scholting schw ffen. Georg, immer mehr von Madeleine gefesselt, sah wohl neu gierig auS, verriet aber keine größere Spannung. Um so mehr Walter. Und an ihn wandte sie sich mit der hastigen Frage: „Herr von Scholting, wann ist nach ihrer Ueberzeugung daS Glück erreicht?" „Wenn der Wunsch erfüllt ist, der un» al» der höchste galt!" „Wenn der Wunsch erfüllt ist, der uns als der höchste galt," wiederholte sie langsam. „Dann bin ich noch nicht glücklich." „Anne, Anne, Sie übertreiben," mahnte gut mütig der bejahrte Freund. „Und auch Sie, Herr von Scholting. Un» erscheint so mancher Wunsch hoch, und bald darauf sehen wir doch, daß wir erst am Anfang de» Wünschen» standen. Dann haben wir nie ein Glück." „O, ich habe meinen Wunsch, dem ich alle- unterordne," sagte Frau von Marigny halblaut, „freilich . . . Aber lassen wir da» . . . Trinken wir auf ein frohe« Wiedersehen, Madeleine; mein« Herren, gern werde ich an diesen frohen Tag zurück- denken. Und ich hoffe, auch Sie!" Hell klangen die Gläser . . . Do, mit einem Male zersprang da» Walter» von Scholting, der Wein floß auf da» weiße Tischtuch. Ein jähe» Verstummen entstand. „War da« die Antwort de» Schicksals?" unterbrach Anne da« Schweigen mit übermütigem Lachen. „Gut, so fordern wir da» Schicksal heraus. Herr von Schol ting, Sie sind der nächstbeleiligte, wollen Sie dem Schicksal trotzen?" „Anne!" rief Madeleine ängstlich. „Da« ist vermessen!" Die schöne Frau achtete nicht auf den Ruf. „Herr von Scholting, ich bitte um Ihre Antwort!" DaS ernste Gesicht deS jungen Offizier» zeigte einen vorübergehenden Zug heiß auslodernder Er« rrgung, doch im nächsten Augenblick ward e» wieder gleichmäßig ruhig, wie zuvor. „Verzeihung, gnädige Frau, aber ich vermag in dem zufälligen Springen eine» Glase» kein Zeichen de» Schicksals zu erblicken. Wer, wie ich, bei seiner Berufstätigkeit so sehr mit dem vollen Ernst de« Schicksals rechnet, sich jede Sekunde der weitgehend sten Verantwortlichkeit bewußt bleiben muß, der sieht nicht auf ein paar Scherben!" Georg von Scholting sagte heiter: „Er ist der alte!" Herr Russler nickte, Madeleine vermochte die Aengstlichkeit auS ihrem Gesichtchen noch immer nicht zu bannen, und Frau von Marigny rief triumphierend: „Die Antwort wollte ich haben! Ob ich sobald wieder nach Metz kommen werde? Wer weiß e»! Aber daS sollen Sie mir versprechen, Herr von Scholting, und ihr Herr Bruder dazu: wenn Sie einmal einen längeren Urlaub haben, so benützen Sie ihn zu einer Reise nach Nizza, und der Oberst von Marigny, mein Gemahl, wird erfreut sein, tue Freunde seiner Gattin bei sich zu begrüßen. Und in dem Augenblick wird dieser törichte Zwischenfall auSgelöscht und vergessen sein. Ich habe Ihr Wort, meine Herren?" Georg und Walter von Scholting verneigten sich. Sie sah wunderschön au» in diesem Augenblick, al» die geistige Erregung die tiefen Augen wie Diamanten sprühen ließ, al» eine leichte Röte auf ihren Wangen brannte, um ihre festen Lippen ein siegeSgewisseS Lächeln spielte. Keiner der Anwesenden konnte diesem Eindruck sich entziehen; Madeleine rief unwillkürlich auS: „Die SchicksalSgöttin!" eine Aeußerung, die ein Helles, jugendfrohe» Lachen auf AnneS Antlitz emporleuchten ließ. Und das selbe dachten die Herren, und keiner unter ihnen mehr, als Walter von Scholting. Wie eS streng zurückhaltenden, ernsten Charakteren nicht selten zu geschehen pflegt, so hatte ihn in dieser kurzen Zeit- spanne eine gewaltige Leidenschaft ergriffen, so mächtig, daß er sich schon hütete, offen die andern anzuschauen, auS Furcht, man möge erkennen, wa» in seiner Brust tobe. Ihn hatte nicht die Schön heit dieser Frau bezwungen, sondern der starke Geist, der verächtlich von allen kleinen sich abwandte. Sein Bruder sühlte die srühere innere Bewegung, doch seine erste Empfindung war nur die: „Wie schön ist sie!" Und damit verschmolz sich dann die unbestimmte Ahnung, dieselbe, die er schon am Vormittag auf der Esplanade gehabt: „Wen diese Frau in Fesseln schläat, der ist gefesselt!" Noch war der Eindruck, den sie auSübte, ein zwingender, aber der Augenblick war schon gekommen, wo sich der Bewunderung etwas wie Furcht beizumischen begann. DaS reizvolle Lächeln Anne«, daS Walter so bezaubernd, als eine poesievolle Erklärung de» Geistes fand, fing an sür Georg daS SiegeSlächeln eines verführerisch schönen, aber auch unerbittlichen Dämons zu werden. Ein wenig später schalt er sich wieder einen Toren, aber — sei eS, daß er meinte, die Frau zu kennen, sei eS, daß die zarte Madeleine sein Gefühl mehr beeinflußte, die Stim mung war eine Tatsache gewesen, sie ließ sich nicht mehr vergessen, nicht mehr verwischen. Daran, daß der eigene Bruder, daß Walter in diesem Augenblick von der ersten wirklichen Fessel in seinem Leben gebunden wurde, daran dachte Georg nicht eine Sekunde. „Der Artillerist, dieser fischblütige Rechner, sich von einer Abenteuerin fangen zu lassen? «h bah!" (Fortsetzung folgt.) Neueste Nachrichten und Depeschen vom 3. Febuar. Posen. Augenblicklich finden in der Provinz zahlreiche Ausweisungen von Au«ländern statt. Da runter befinden sich viele, die bi« zu 30 Jahren in der Provinz wohnen und sich noch nie da« ge ringste haben zu Schulden kommen lassen. Frankfurt. Der „Franks. Ztg." wird au« Laibach gemeldet, daß beim Wahreiner Bahnbau am Tunneleivgang die Erbmassen zusammenstürzten und zahlreiche Arbeiter verschütteten, von denen 12 erdrückt und die übrigen gerettet wurden. Wien. Die „Nsue Freie Presse" erhielt Mit teilung über Gewalttätigkeiten gegen Juden in der Ortschaft Statz (Marokko), etwa 50 Kilometer von der Küste entfernt. Berittene Kabylen plünderten Judenhäuser, verübten Gewalttätigkeiten gegen Frauen und Kinder und schleppten diese mit sort, nachdem mehrere getötet und mehr al« 300 Juden- häuscr der ärmeren Bevölkerung»klasse verwüstet oder geplündert worden waren. Die Kabylen ver langen ein hohe« Lösegeld für die Freilassung der Gefangenen. Rom. Die „Tribuna" erhielt ein Telegramm au« Jnn«bruck über eine au« Tyrol stammende Ankündigung, daß die Garnisonen an der italienischen Grenze verstärkt werden sollen. Da« Blatt be hauptet, schon vor 14 Tagen darüber eine brief liche Nachricht erhalten zu haben und bemerkt, die vielen Inspektionsreisen der Generäle zeigten, daß etwa« in der Luft lag. BueuoS Aires. Die Regierungstruppen sind bei Montevideo von Saraivar 5000 Mann starker Armee geschlagen worden. Ueberall herrscht Guerilla krieg, die Geschäfte ruhen.
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