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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.02.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190402045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19040204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19040204
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-02
- Tag 1904-02-04
-
Monat
1904-02
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.02.1904
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Hambnrg, 2. Februar. Der Leiter der Hilf«, expeditton der „Phönicia" telegraphiert au« Aale» sund: Hier herrscht sonnige«, trockene« Wetter; e« ist windstill. Wir verpflegten gestern 1889 Personen, beherbergten 217 im Zwischendeck und 129 in den Kajüten. Die Stimmung am Lande hat sich unge mein gebessert. Alle« arbeitet eifrig und Hoffnung«» froh. Die Einwohner richten weitere Küchen in unserer Speisehalle ein. Nach Vereinbarung mit dem neugebtldeten Aalesunder Komiltee gaben wir KOO Stück Eßgeschirre, KO komplette Bettstellen, Matratzen und Zubehör sowie allen entbehrlichen Proviant ab, außerdem soviel Kohlen, wie gelöscht werden können. Die Organisation an Land bewährt sich. Der Kreuzer »Prinz Heinrich" ist soeben aus- gelaufen. Hamburg, 3. Februar. Da« Hamburger Hilf«komitee für die Notleidenden in Aalesund teilt mit, daß in«gesamt 11O OOO Mk. eingegangen seien. Außerdem wurden dem Komitee Nahrungsmittel und Kleidung«stücke überwiesen. * , * Auf den sächsischen Staat«bahnen werden Liebes gaben, die zur Unterstützung der Brandgeschädigten in Aalesund bestimmt sind, frachtfrei befördert. Diese Sendungen sind an die Hamburg-Amerika- Ltnie in Hamburg, Paffagierwartehallen (Aalesund). oder an den Norddeutschen Lloyd in Bremen, Haupl- bohnhof, Lloydhalle, zu richten. Die gleiche Ver günstigung ist auch auf den preußisch-hessischen Staal«bahnen zugestandcn worden. Die betreffenden Frachtbriefe müssen mit dem Vermerke: „Liebes gaben sür Aalesund" versehen sein. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 3. Februar. * — Nach dem 100jährigcn Kalender hätten wir bis zum 9. d. M. noch weiterhin mit trübem, regnerischen Wetter zu rechnen; von da ab bis zur Mitte des Februar soll es sich jedoch aufklären und schön zu nennen sein, und nach dem 15. (welcher nach Falbs Voraussage ein kritischer Tag 2. Ordnung ist) tritt Schneefall ein, dem sich in den Schlußtagen dieses Monats noch anhaltende Kälte hinzugesellen soll. — Die Witterungs- und Bauernregeln besagen vom Februar: Wenn Nord wind im Februar nicht will, so kommt er sicher im April. Wenn es an Lichtmeß (2.) stürmt und schneit (das war gestern nicht der Fall), so ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell. Wie sich's am Aschermittwoch stellt, die ganze Fasten zeit es hält. Jst's auf Petri Stuhlfeier (22.) kalt, so hat der Winter noch langen Halt. Roman (28.) hell und klar, bedeutet ein gutes Jahr. — Die Tageshelle nimmt bis zum 15. Februar um 52 Minuten und bis zum Ende des Monats um weitere 53 Minuten zu. * — Stadt-Theater. Der gestrige Theater abend, welcher durch das romantische Schauspiel „Der Trompeter von Säckingen" ausgefüllt wurde, brachte der Direktion ein fast ausverkauftes Haus. Besonders unsere jungen Damen hatten sich in überwiegend großer Anzahl eingefunden. Der Auf führung wurde von feiten der Besucher gespannteste Aufmerksamkeit entgegengebracht und mag dieses zum großen Teil in der guten Besetzung der Rollen seinen Grund gehabt haben. Frl. Mimi Hahn spielte, wie wir es garnicht anders von ihr ge wöhnt sind, mit wahrer Natürlichkeit die liebende Margarete und auch Herr Reinhardt hatte sich in seine Doppelrolle leicht hineingefunden; dagegen machte dies Herrn Betz, als den Spieler der Titel rolle, einige Schwierigkeiten, indem er wohl den Helden, aber nicht den jugendlichen Liebhaber ab gab. Ihm fehlte oft die Wärme des Ausdrucks gerade bei den markantesten Stellen. Die Rolle des Lauten spielers Hektor konnte natürlich von niemandem besser als von Herrn Otto Schmidt wiedergegeben werden. — Heute abend geht das beliebte Lustspiel Henle'S: „Hedwigs erster Ball" in Szene. * — Ocffeutlicher Maskenball. Während Vereinsmaskenbälle in den letzten Tagen in unserer Stadt bereits mehrfach stattgefunden haben, eröffnete den Reigen der öffentlichen Maskenbälle das Etablissement „Bergmannsgruß" gestern abend mit einem großen Volksmaskenball. Derselbe hatte außer einer stattlichen Anzahl Kostümierter eine große Schaar von Teilnehmern angelockt und in dem von Herrn Kunstgärtner Dressel aufs prächtigste dekorierten Saale entfaltete sich bei ununterbrochener Musik bald jenes fröhliche und animierte Treiben, wie es den Faschingssesten eigen ist. Gegen l/z10 Uhr fand Polonaise mit anschließender Demaskierung und die Verteilung der Preise, nützliche und wertvolle Gegenstände, an die schönsten Herren- und Damenmasken statt. Es reihte sich nun Tanz an Tanz in rascher Aufeinanderfolge an, überall herrschte Freude und Lust und auf den Gesichtern spiegelte sich der Genuß überschäumender Faschingsfreude. Erst am frühen Morgen trennten sich die Besucher von den gastlichen Räumen, voll von den Eindrücken srohverlebter Stunden. * — Gestern in den Nachmittagsstundcn versuchte in der Nähe des Logenhauses ein unbe kannter junger Mensch an einem 10jährigen Schul mädchen ein Sittlichkeitsverbrechen. Der Unhold, welcher mit einer Joppe bekleidet war und zerrissene Hosen trug, wurde durch das Hinzukommen von Personen von seinem schändlichen Vorhaben abge- bracht und ergriff die Flucht. Leider ist es bis jetzt noch nicht gelungen, seiner habhaft zu werden. Dem Kinde ist, wie wir hören, glücklicherweise kein Schaden zugefügt worden. * — Eine Revision sämtlicher Säle hierorts und der nächsten Umgebung auf ihre Feuersicher heit hin ist in den letzten 14 Tagen von feiten der Behörde erfolgt und hat mit gestern ihren Abschluß gefunden. Anlaß hierzu hat das schreckliche Cyikagoer Brandunglück gegeben. Die löbliche Vorsicht der Behörden zur Vorbeugung eines ähn lichen Unglücksfalles dürfte nicht zu verkennen sein; jedenfalls ist es besser, man deckt den Brunnen zu, bevor das Kind hineingefallen ist. Wie wir hören, ist bei der Revision nichts von Bedeutung be anstandet worden; bei dem Besitzer eines Lokals fand man über dem Saale Stroh aufgestapelt, das seiner Feuergefährlichkeit wegen von dieser Stelle entfernt werden müßte. * — Die Branddirektoren-und Kommaudantcu- Versammlung der uniformierten Wehren des Kreisfeuerwehr-Verbands der Amtshauptmann- schaflen Zwickau und Glauchau findet Sonntag, den 14. Februar d. I., nachmittags 3 Uhr, im „Alten Schützenhaus" in Zwickau statt. Tages ordnung: Bericht des Vorsitzenden; Vortrag der Jahresrechnung; Festsetzung der JnspektionStage; allgemeine Aussprache überFeuerwehrangelegenheiten. * — Lotterie. Wie unsern Lesern erinnerlich sein wird, hat die Zweite Kammer des Sächsischen Landtages einen Gesetzentwurf einstimmig ange nommen, nach welchem vom 1. April d. I. ab das Spielen von Losen auswärtiger Lotterien in Sachsen mit empfindlichen Strafen belegt wird. Man kann es unserer Regierung nicht verdenken, daß sie dieses Gesetz eingebracht hat, denn dadurch, daß Sachsen bisher der einzige Bundesstaat war, in welchem fremde Lose angeboten werden durften, ist unser Land der Tummelplatz und das Absatzgebiet fast sämtlicher auswärtiger Lotterien geworden. Während die Kollekteure der sächsischen Lotterie bei dem Ver trieb ihrer Lose angehalten sind, auf kaufmännischen Anstand zu halten, geschah dies seitens auswärtiger Kollekteure oft in der marktschreierischsten Weise. Trotzdem die sächsische Landeslotterie die günstigste unter den deutschen Staatslotterien ist, entstand ihr durch die auswärtigen Lotterien eine schwere Kon kurrenz, und es ist ein Akt der Notwehr, wenn Sachsen Gegenmaßregeln ergreift. Da in den letzten Tagen wieder massenhaft Offerten von braun schweigischen Kollekteuren und solchen der mittel deutschen Staatslotterie in unsrer Stadt verbreitet wurden, wollen wir nicht unterlassen, unsre Leser zu warnen, diesen Lockungen zu folgen, denn da das Lotterieverbot am 1. April in Kraft tritt, diese Lotterien an diesem Tage aber noch nicht zu Ende gespielt sind, so setzen sich diejenigen einer großen Gefahr aus, welche ein Los aus einer nicht sächsischen Lotterie beziehen. * — Die fünf weiblichen „Auskunfts- Personen" bei der sächsischen Gewerbeinspektion sollen jetzt fest angestellt werden. Denselben soll besonders auch die Ausführung des Kinderschutz gesetzes in gewerblichen Betrieben übertragen werden. * — Die Haftpflicht der Lehrer ist in Württem berg in befriedigender und nachahmenswerter Weise geregelt worden. Nach einem Erlaß des Kultus ministers kann ein Verletzter Ansprüche auf Schaden ersatz nur an den Staat stellen. Dieser hat sich aber Vorbehalten, Ansprüche gegen die Beamten geltend zu machen, jedoch bloß dann, wenn ihnen grobes Verschulden nachgewiesen wird. * — Nach der Scheidung des prinzlichen Paares Schönburg-Waldenburg ist ein weiterer Prozeß vor dem Oberlandesgericht in Dresden an hängig gemacht worden. Es soll sestgestellt werden, ob das in der Ehe des Prinzen F iedrich und der Prinzessin Alice geborene Kind als ein eheliches anzusehen ist und demgemäß Anspruch hat, der fürstlichen Familie anzugehören und deren Rang und Titel zu führen. Die Ehe wurde bekanntlich wegen Ehebruchs der Prinzessin geschieden. * Zwickau. Ein aufsehenerregender Vorsall, der jetzt erst in der breiteren Oeffentlichkeit bekannt wird, spielte sich am Kaisergeburtstage in der Kaserne des 133. Infanterie-Regiments ab. Gegen 10 Uhr abends am 27. Januar beorderte, wie die Ziv. N. N. berichten, der Unteroffizier Vogel von der 11. Kompagnie einen Rekruten auf sein Zimmer und forderte ihn auf, sich noch ein wenig im Zielen zu üben, du er ja anderen Tages schießen gehen müsse. Hierzu reichte er dem Rekruten sein Gewekr und befahl ihm, seine, des Unteroffiziers, Brust zum Ziel zu wählen. Der Rekrut gehorchte, zielte aber doch aus Vorsicht zu hoch — da krachte ein Schuß, und eine Kugel drang ins Fensterkreuz, nach einer anderen Version in den Mannschafts schrank. Der Rekrut hatte natürlich keine Ahnung, daß das Gewehr scharf geladen war. Schon vorher hatte der Unteroffizier an zwei andere Rekruten das Ansinnen gestellt, nach ihm zu schießen, er war aber damit abgewiesen worden. Er befindet sich zur Zeit als Gefangener im Garnisonlazarett. * Meerane, 2. Febr. Eine kleine Aufregung gab es am Sonntag bei einem Vereinsvergnügen im Saale des Hotels „Kaiserhof", als der zur Christbaumversteigerung bestimmte Tannenbaum plötzlich in Flammen ausging. Durch eines der Lichter war ein Ast in Brand geraten und sofort fing die auf dem Baume liegende Watte Feuer, sodaß binnen weniger Augenblicke der ganze Baum brannte. Einige der Anwesenden wollten bereits den mit Qualm sich füllenden Saal verlassen, als es endlich gelang, weitere Gefahr dadurch abzu wenden, daß man den Baum zu einem der Saal fenster hinausschleuderte. Die Festgäste beruhigten sich hierauf und das Vergnügen nahm seinen Fort gang. * Werdau. Die Leiter der hiesigen Filiale des Textilarbeiterverbandes haben gleichfalls be schlossen, diese Filiale aufzulösen. Grund dazu gab die verlangte Einreichung der Mitgliederliste beim hiesigen Stadtrat. Die Mitglieder der Filiale werden nun als Einzelmitglieder des Textilarbeiter verbandes in Berlin angemeldet. — Der in der Ronneburger Straße hier wohnhafte Stuhlarbeiter Dämmrich ist in der Sonnabendnacht von einem schweren Unglück betroffen worden. Er war am Tische eingeschlasen und hatte die brennende Tisch lampe umgeworfen, so daß seine Kleidung Feuer fing. Er scheint dies in der Schlaftrunkenheit auch nicht gleich bemerkt zu haben. Am ganzen Körper mit schweren Brandwunden bedeckt, mußte der Un glückliche dem Stadtkrankenhaus zugeführt werden. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. * Chemnitz, 3. Febr. Eine 78 Jahre alte Lehrerswitwe, namens Juliane Caroline Riedel, fand gestern abend in ihrer in einem Hause der Zschopauer Straße befindlichen Wohnung den un freiwilligen Tod. Die Frau hatte noch glühende Asche in ein Blechgefäß getan und letzteres im Zimmer stehen lassen. Sie selbst hatte sich darauf ins Bett gelegt. Das Blechbehältnis war aber defekt, und es bildete sich durch Ankohlen der Diele ein starker Rauch, der nach und nach das ganze Zimmer erfüllte, die Frau aber erstickte. Haus bewohner, die den Rauch außerhalb der Wohnung der Unglücklichen gewahrten, benachrichtigten alsbald den Hauswirt, und als dieser das Zimmer geöffnet hatte, sand man die Frau als Leiche im Bett liegend vor. * Dresden, 2. Jan. Großes Interesse erwecken derzeit die auf dem Alaunplatz des vormittags statt findenden Uebungen der neuen Maschinengewehr- Abteilung. Das hier eingesührte Maschinengewehr system ist ein erprobtes; jedes Geschütz erfordert 7 oder 8 Mann. Das kurze Rohr ruht auf einer leichten Laffette von Eisen und Holz und diese auf 4 Rädern. Das Rohr ist leicht und kann von zwei Mann abgehoben und weiter getragen werden. Auch die Protze ist leicht zu lösen. An braunem Lederbandelier wird der Munitionskasten von zwei Mann getragen, auf- und abgehoben, auch schlitten ähnlich weitergeschleift. Gewandt schwingen sich zwei Mann auf die Laffette vorn, zwei Mann auf den Rücksitz, die übrigen sind an der Deichsel be schäftigt. Im Kriegsfälle werden die verschiedenen Maschinengewehre einzelnen Regimentern zugeteilt, weshalb auch Mannschaften unserer Infanterie- Regimenter in der Behandlung und Bedienung des Maschinengewehrs mit ausgebildet werden. Den Kasernenhof an der Königsbrücker Straße in Dresden kann die Maschinengenuhr-Abteilung, die jetzt in Baracken untergebracht ist, erst zum Herbste dieses Jahres beziehen. * Dresden, 2. Februar. Hier sollten auf Ver anlassung des Gewerkschaftskarlells öffentliche Ver sammlungen abgehalten werden, in d.nen der Wiener Arzt und Sozialdemokrat Dr. med. Fröhlich einen Vortrag über die Alkoholfrage und oie moderne Arbeiterbewegung halten sollte. Die hiesige Polizei behörde hat nun aber dem Dr. Fröhlich verboten, diese Vorträge zu halten, weil er Ausländer ist. — Auf dem nahen Segengottesschachte hat es gestern gebrannt. Dadurch waren giftige Gase durch die Strecken in den Glückaufschacht gedrungen und hatten sieben Bergleute betäubt. Aber noch rechtzeitig wurde das Unglück bemerkt und sämtliche Bergleute wurden aus dem Schachte gebracht. Außerdem waren im Segengottesschachte 10 Mann ohnmächtig geworden. Auch diese sind gerettet worden. — Die in Reick bei Dresden wohnhafte Frau Schneider bestieg am Montag auf dem Wege von Kauscha nach Lockwitz das Geschirr eines ihr begegnenden bekannten Kutschers. Am Galgenberg scheuten die Pferde. Frau Schneider und der Kutscher sprangen ab, wobei jedoch die erstere mit den Kleidern ini Schleifzeuq hängen blieb und von den rasenden Pferden zu Tode geschleift wurde. * Dresden. Die Freiherrlich v. Burghschen Steinkohlenwerke des Plauenschen Grundes haben, um für ihre Kohlen auch den hiesigen Markt mehr und mehr zu erwerben, die Preise sür Hausbrand kohlen und Steinkohlenbriketts bedeutend herabge setzt. Diese Preisherabsetzung jetzt mitten im Winter ist auffällig, den Abnehmern aber sehr willkommen. * Leipzig, 2. Febr. Gestern abend wollte auf dem Rangierbahnhofe der preußischen Staatsbahn der 31jährige Güterbotenarbeiter Wilhelm Nagel zwischen zwei Güterwagen hindurchgehen, als plötzlich der eine Wagen an den anderen anfuhr, sodaß Nagel zwischen die Puffer geriet. Dem Unglück lichen wurde dabei der Brustkasten eingedrückt, so daß er einige Minuten darauf verstarb. * Auerbach i. B, 2. Febr Dem Schneider meister Schönrich wurde vor einigen Tagen von amtlicher Seite mitgeteilt, daß sein im 29. Lebens jahre stehender Sohn, der im Jahre 1900 von Auerbach nach Johannesburg (Transvaal) ausge wandert war, bei Lauren^o Margues am Strande tot aufgefunden worden ist. Verschiedene Umstände, so der Raub von Wertsachen und eines Betrages von 800 Mk., die er bei sich trug, als er seine Wohnung verließ, deuten darauf hin, daß Schön rich ermordet worden ist. Der Ermordete hat während des südafrikanischen Krieges in mehreren Gefechten auf feiten der Buren gegen die Engländer gekämpft. * Zittau, 2. Febr. Von dem abends 6 Uhr 14 Min. von Hermsdorf i. V. nach Zittau ver kehrenden Personenzuge mit Güterbeförderung ent gleiste am Montag kurz hinter der Station Wald- Oppelsdorf ein beladener offener Güterwagen und stürzte an der Schladebachbrücke den Eisenbahndamm hinab, dabei auch den nachfolgenden Bahnpostwagen mit zur Entgleisung bringend. Der Unfall blieb ohne ernstere Folgen, auch konnte die Betriebs störung bald behoben werden. Rosa Kuhne-Liederabend. Wir haben schon mehrfach an dieser Stelle Gelegenheit genommen, unsere Musikkenner und -Freunde auf den seltenen Kunstgenuß aufmerksam zu machen, der denselben morgen Donnerstag abend im Saale des Hotel „Drei Schwanen" durch den von Fräulein Rosa Kuhne-Dresden veranstalteten Lieder abend — unter Mitwirkung der Trio-Vereinigung Riedel-Metzner-Köhler — in Aussicht steht. Heute wollen wir unsere Leser mit den Künstlern selbst näher bekannt machen. Es wird uns darüber von befreundeter Seite aus Dresden geschrieben: Frl. Rosa Kuhne, hervorgegangen aus Jffertscher Schule, verfügt über Hellen, nicht sehr umfangreichen Sopran; alle Register sind gut ausgeglichen. Sie hat an genehmen Timbre und schätzenswerte Koloratur. Leichtes, neckisches Genre liegt ihr besser, als ernste oder gar tragische Kompositionen. In dem aber, was sie bietet, zeigt sie sich als Meisterin und in telligente Sängerin, die stets ihres Erfolges sicher ist und sein wird. Sie wird auch eine gut verwendbare Kraft für jede Bühne sein, da sie eine große An zahl Opernpartieen beherrscht und durch ihre glän zende äußere Erscheinung schon an und für sich die Sympathieen deS Publikums für sich hat. Sie hat sich mit bestem Erfolg in den hiesigen Ge sellschaftskreisen eingeführt. Bernhard Metzner hat gleichfalls mit Auszeichnung und Preis seine Studien am Dresdner Konservatorium absolviert. Nach dem Tode seines berühmten Lehrers Rappoldi wandte er sich dem Konzertmeister Lewinger zu. So oft man den jungen Geiger hier in Dresden hört, freut man sich seines großen Striches und der Energie der Bogenführung, wie seiner spielen den Technik. Die Kritiker rühmen ihn besonders als prädestinierten Bach-Spieler. Auch er mag nicht ständiges Mitglied eines Orchesters sein, son dern lieber der Solistenlaufbahn treu bleiben und — reisen. Hugo Köhler hat als Cellist seine Ausbildung auf der Dresdner Musikschule genossen. Er erhielt beim Abgänge den höchsten Preis der Anstalt — ein neues Cello. War Orchestermitglied des Kgl. Opernhauses, wollte aber lieber solistisch tätig sein und nahm für eine Wintersaison ein Engagement durch die Vereinigten Staaten, und New-Jork speziell, an. Lehnte ein abermaliges Engagement sür diesen Winter ab resp. hatte sich von Olsen (Leiter der vorm. Trenkler-Kapelle) bereits als Solo-Cellist für die Gewerbehaus-Kapelle verpflichten lassen. Die besten Kritiken hier wie von Amerika vermag er vorzu legen und aufzuweisen. Man rühmt allgemein seine wunderschöne Tongebung, seine groß entwickelte Technik, wie seinen feinsinnigen musikalischen Vor trag. Da er noch jung ist, prophezeit man ihn» ebenfalls noch eine große Zukunft. Weiter heißt es: „Die Trio-Vereinigung hat sich des öfteren hier und auswärts in eigenen Kammer musik-Abenden, oder als Mitwirkung (wie im be vorstehenden Lieder-Abend Rosa Kuhne's) hören lassen und mit anerkennenden Worten hat man aller 3 Spieler gedacht. Sie bietet im Hohensteiner Konzert 2 ganz moderne Sachen (1 Ballade nach Manuskript) und ein Trio von Arensky, sowie ein klassisches Werk: Schubert-Trio. Die Ballade ist von einem noch jungen Komponisten, G. Emmon- Hering, in London lebend. Ein etwas schwer mütig, grüblerisch angehauchtes Werk, wenn auch nicht hochfliegend, so doch voll guter Gedanken — nach dem Urteile verschiedener Musiker hier, die dem Werke wohl eine freundliche Aufnahme und einen Verleger wünschen. Das Arensky- wie Schubert-Trio stellen beide gewaltige Anforderungen in jeder Hinsicht an die Vortragenden. Das Arensky-Trio wird sich sofort Freunde erwerben; ist es doch melodiös und voller Schwung durch alle Sätze bis zum Schluß. Obwohl an Wagner an- klingend, sind doch viel selbständige Ideen darin. Schubert ist als bekannt vorauszusetzen und da- rüber zu schreiben fast zwecklos. Dennoch sei der Umstand hervorgehoben, daß wohl nirgends Schubert so ungünstiges geschrieben, als in diesem Trio die Violin- und Cellopartie, die absolut unspielbar ist sür weniger sattelfeste und außerordentliche Spieler der betr. Instrumente." Wir wünschen den Künstlern von ganzem Herzen einen vollen Erfolg am morgigen Abend! Gerichtssaal. 8 Kellerwcchselprozeß gegen Händel und Genossen. Zwickau, 1. Febr. In der heutigen Nachmtltagsutzunq in dem Prozeße gegen Händel und Genoßen gelangten noch folgende Slraffälle zur Verhandlung, nämlich der Wechselverkehr Händel« mit dem Handel«mann Bauch in Werdau, wobei 8 Stück Wechsel in Frage kamen, die Bauch erhalten und in Verkehr gebracht hat. Diese Wechsel trugen zum Teil da« Akzept Schultzes, zum Teil Händel«. Wegen Verausgabung dieser Wechsel ist Bauch wegen versuchten und vollendeten Betrug« mit Freiheits strafe belegt worden. Händel und Schultze stehen in den Fällen unter der Anklage, Bauch zur Be gehung dieser Handlungen durch Rat und Tat wissentlich Hilse geleistet zu haben. Der nächste Anklagepunkt betraf den Verkehr mit dem Buchhändler Heyne in Leipzig, der Reitwechsel von Schultze, einem gewißen Rodert in Leipzig und auch von Händel bezogen hat, die in sieben Fällen da« Akzept Händels trugen. Es wird deshalb Händel und Schultze Beihilfe zum Betrug beigemeßen. Auch ein g wißer Schemalleck in Tangermünde, der unter der Firma Gustav Schemalleck ein FabrikationSgeschäft für elektrische Maschinen errichtet hatte und in Bedrängnis geraten war, erhielt aus sein Verlangen von Händel Akzepte und machte von denselben G-brauch. Es kommt daher Schemalleck al« Be- uüger in Betracht, während Händel der Beihilfe verdächtig erscheint. Schließlich kam noch der Wechselverkehr mil dem Lederwarensabrikanten Carl May in Berlin zur Erörterung, bei dem Händel, Reuter, Müller, Schultze, Emme und Eppler al« Gehilfen fungierten. (Zw. Ztg.) 8 Eine empfindliche Strafe erhielt die 44 Jahre alte Hulda verw. Duschka au« Frauenprießnitz, weil sie ihre „chemischen Kenntnisse" anderen Frauen unter gewissen Verhältnissen und gegen hohe Ent schädigung dienstbar machte. Wegen Verletzung der 88 218, 219 der St.-G.-B. schickte da« Schwurgericht Leipzig die kluge Frau auf 5 Jahre inr Zuchlhau«. 8 Zur Schlipsaffäre in Plauen. Der Gymnasialoberlehrer Weidauer hat gegen da« Urteil der Schöffengericht« in Plauen i. V. in der Ange legenheit des roten Schlipses Berufung eingelegt. 8 Die frcigesprochcne Prinzessin. Prinzessin Alexandra von Isenburg und Büdingen in Wächters bach, die vor der Strafkammer in Frankfurt unter der Anschuldigung stand, beim Abschluß de» Verkauf« eine« ihrer Stammbesitztümer sich der Untreue schuldig gemacht zu haben, ist auf Antrag de« Staatsanwalt« von der Anklage der Untreue fretgesprochen worden. 8 Mit einer Erfindung, die unter Brüdern „Millionen" wert sein sollte, hatte sich die Berliner Strafkammer zu beschäftigen. „Slockertd" nannte sie der Erfinder Stocker, der sich mit einem Hau«- eigentümer Zander zusammengetan hatte. In markt schreierischen Anzeigen wurden die Vorzüge de
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