Volltext Seite (XML)
Kleine Chronik. * Bre-lau, 23. Jan. Wie der „Kattowitzer Zeitung- aus Dobrianka (Gouvernement Tschernigow gemeldet wird, sind dort nachts vermummte Männer in daS Bankgebäude eingedrungen, ermordeten die drei Wächter, erbrachen den Geldschrank und ent wendeten 56 500 Rubel in Silber, Gold und Pa pier. Die Raubmörder sind noch nicht ergriffen. * Brandenburg a. H., 23. Januar. Heute morgen gegen 3 Uhr entstand in der bekannten Tuchfabrik deS Kommerzienrates Metzenthin ein Feuer, welches das riesige Etablissement bi« auf Vie Umfassungsmauern in Asche legte. Der Schaden ist ein ganz enormer. Ein Feuerwehrmann wurde durch den Einsturz einer Mauer getötet. * Kiel, 23. Januar. Der achtzigjährige Gärt- ner Ehrich und seine Frau sind vergangene Nacht in ihrer Wohnung ermordet worden. Die Wohnug wurde durchwühlt. Das Ehepaar galt als reich. Von dem Mörder fehlt jede Spur. * Danzig, 23. Januar. Eine rohe Tat ver übte in Proust ein 14jähriger Bursche. Er stach, wie die Danz. Ztg. berichtet, einem 10jährigen Schüler, alS dieser seiner Aufforderung, ihn zu grüßen, nicht nachkam, ein Messer in die Brust. Der Schüler stürzte zu Boden und starb kurz darauf. * Halle a. S., 23. Jan. Eine > schreckliche Bluttat wurde gestern nachmittag in der Schulze- scheu Schankwirtschaft, Eichendorsstr. 3, verübt. Der frühere Restaurateur Friedrich Liebau schoß seinen Schwager, den Stiefbruder seiner Ehefrau, Restaurateur Alert, aus nächster Nähe nieder und brachte auch der Frau, welche vor ihm flüchtete, zwei schwere Schußverletzungen bei. Der herbei gerufene Arzt konnte nur den bereits eingetretenen Tod des Alert konstatieren. Letzterer hatte drei Revolverschüsse erhalten, zwei in das Gesicht und einen tödlichen in den Hals. Die schwerverletzte Frau Liebau wurde nach Anlegung eines Notver- bandeS in die Klinik gebracht, es besteht Hoffnung, sie am Leben zu erhallen. Die drei beteiligten Personen waren in die Gastwirtschaft gekommen, um, wie eS heißt, einen früheren Familienkonflrkt um finanzielle Differenzen auf möglichst friedlichem Wege beizulcgen. Dabei soll die Ehefrau Liebau gegen ihren Mann sehr heftig geworden sein und dieser plötzlich zur Mordwaffe gegriffen haben. Auch der Erschossene sührte eine Schußwaffe bei sich. In einer der Taschen deS Friedrich Liebau befand sich übrigens eine erhebliche Menge fcingestoßenen PfefferS. Seinem Geständnisse nach beabsichtigte er, diesen Pfeffer bei einem etwaigen Wiederstande dem Schwager in die Augen zu werfen. Der Täter, welcher beim Verlassen der Gastwinschaft durch Leute, welche die Schüsse gehört hatten, fest- gehalten und gleich darauf von der Polizei gefesselt in die Gaststube, in welcher der Erschossene lag, zurückgeführt wurde, benahm sich völlig ruhig. Ec gestand ferne Tat ohne weiteres ein, antwortete durchaus klar und gab an, daß er Rache habe neh- men wollen. * Brotterode. Am Sonnabend nachmittag wurde im hiesigen Gasthof „Zur Krone" ein dreister Einbruchsdiebstahl verübt. Der Täter drang in daS Wohnzimmer des Besitzers Lesser, in dem sich dessen Kinder aushielten. Diese wußte er durch irgend einen Vorwand abzulenken, erbrach dann den im Zimmer befindlichen Schrank und entwen dete eine Summe von Mk. 1200 in Hundertmark scheinen, außerdem noch Versicherungs- und Mili tärpapiere. Der Diebstahl wurde erst am andern Tage entdeck,. Bereits vor einer Reihe von Jahren wurde hier ein größerer EinbruchSdiebstahl, bei dem ca. 8000 Mk. in Wertpapieren entwendet wurden, ausgeführt, ohne daß eS gelang, den Täter zu er mitteln. * München, 24. Jan. Gestern nacht wurde in einer Restauration in der Neuhauser Straße der 25jährige Student der Jurisprudenz Anton WillemS aus Köln, von seinem Freunde, dem 25- jährigen Studenten der Chemie Kurt LkgueS auS Köln in fahrlässiger Weise durch einen Revolver schuß ins Herz gelötet. LcqueS ist vorläufig ver- haftet worden. Er hatte mit der nach seiner Meinung ungeladenen Waffe unvorsichtig manipu liert. * Zwickau i. Böhmen, 24. Jan. Der 29 Jahre alte Joseph Effenberger versuchte seinen Vater, einen gelähmten 73 Jahre alten Greis, mit einem Eisen stücke zu erschlagen. Der alte Mann wurde blut überströmt im Hofraume aufgefunden. Der rabiate Sohn ist verhaftet worden. * Graslitz, 24. Jan. In Obersilberbach ver brühte sich der 4 Jahre alte Sohn des Instrumenten machers Böhm mit heißer Suppe derart, daß ihm daS Fleisch in Fetzen herunterhing. Das arme Kind wurde nach drei Stunden vonscinen Qualen durch den Tod erlöst. * Pilsen, 24. Jan. DaS 19 Jahre alte Dienstmädchen Franziska Wagner, das bei einer hiesigen Familie in Arbeit stand, hat die freudige Nachricht erhalten, daß auf ihr Los, das sie von ihrem Onkel geerbt hatte, der Haupttreffer von 75 000 Kronen gefallen ist. * Aussig, 23. Januar. Die große Pionofork- fabrik von Albert in Aussig ist heute total nieder- gebrannt. Der Schaden ist sehr bedeutend. * Pest, 24. Jan. In der Nähe der Station Biczke schleuderte ein unbekanntes Individuum Steine gegen den Hofmagen, in dem sich die Prinzessin Gisela von Bayern befand. Es wurde niemand verletzt, stur das Coupöfenster deS Speisewagens zertrümmert. * Agram, 24. Jan. In Gudovac erschienen gestern nachmittag 160 Bauern aus den Dörfern der Umgegend und forderten vom dortigen Ge- meindcamte die Freilassung zweier verhafteter Bauern. ES kam zu einem Kampfe zwischen den Bauern und der Gendarmerie, wobei ein Bauer erschossen und mehrere andere verwundet wurden. * London, 23. Januar. Als heute die Uhren hier auf mittag wiesen, war für London der Tag überhaupt noch nicht angebrochen. Die ganze Stadt ist in schwarzbraunen Nebel von einer Un durchdringlichkeit gehüllt, wie sie selbst hier kaum je erlebt worden ist. Die Feuerwehr unterhält an allen wichtigeren Straßenkreuzungen mächtige künst liche Feuer, da selbst die elektrischen Bogenlampen der großen Verkehrsadern nur auf einen Umkreis von wenigen Schritten Licht verbreiten. Die Finsternis scheint sich bis aufdie entfernteren Vorstädte zu erstrecken. AuS Clapham-Junktion wird ein durch den Nebel verursachter Zusammenstoß zweier Eisenbahnzüge gemeldet. * Newyork, 24. Jan. Der Schoner „Augusta" ist bei dichtem Nebel bei Long Irland gestrandet. 18 Mann der Besatzung ertranken. * Chicago, 24. Jan. In einem zwanzigstöckigen Geschäftshause, da« 5000 Personen beherbergte, brach ein Brand au«; in wilder Flucht stürzte alle in« Freie. 2 Leute sind verbrannt. Die Panik war eine ungeheure. * Ein deutsches Schulschiff in Seenot. Unser Schulschiff „Moltke" hatte, wie s. Z. gemeldet, in voriger Woche im Mittelmeer mit schweren Stürmen zu kämpfen. Wie e» dabei zuging, da« wird anschaulich in einem Privatbriefe geschildert, welcher der Berl. Tgl. Rdsch. zur Verfügung gestellt wird. Wir dachte» schon, e« ginge un« wie der „Gneisenau", die nicht wett von unserem Kurs einem plötzlich au«bcechenden Sturme zum Opfer fiel. E« war ein gewaltiger Sturm, dazu grobe See, da« Schiff schlingerte mächtig. Man konnte nicht mehr an Deck stehen, denn da« Schiff holte nach einer Sette bi« 43 Grad über. Aber e« hielt sich gut. Plötzlich stopple die Maschine. Mann über Bord! Eine furchtbare Woge hatte zwei Leute in See gerissen. Einer wurde gerettet, der andere konnte die ihm sofort zugeworfene Boje nicht erfassen und ertrank. Ihm nachzuspringen, wäre Wahnsinn gewesen. Aber e» ist furchtbar schwer, doznstehen und den Kameraden hilflo« untergehen zu sehen. Unterdessen war die Gefahr aus'« Höchste gestiegen, denn da« Schiff lag jetzt ohne Maschine quer zum Wind und holte furchtbar über. Und um die Not voll zu machen, kam achtern Feuer au«. Niemand aber konnte an Deck festen Fuß fassen; olles lag und hatte sich an den Strccktauen ver ankert. Nun wurden die Pumpen von einem Ossizier und einigen Kadetten klar gemacht; es war aber nur eine Hand voll zu gebrauchen, die anderen waren seekrank. Also in« Zwischendeck und unter großer Anstrengung gepumpt. Endlich war das Feuer gelöscht. Die ganze Nacht lag dar Schiff ohne Maschine und litt furchtbar unter der See. Es war immer Gefahr, daß die See über die Lee- Necling lief, dann war das Schiff verloren. Alle Offiziere waren zwei Nächte im Anzug, ost an Deck und arbeiteten mit den Seeleuten und Unteroffizieren. Am anderen Morgen halte er dann etwa« abgeflaut, die Maschine konnte wieder angehen. * Ein ganz eigenartiger Fall wird aus Hamburg mttgelcilt. Eine dort wohnende Oester- reicherin verstand es, einen Witwer derart zu um garnen, daß er mit ihr auf da« Standesamt ging. Als den gesetzlichen Vorschriften genügt war, händigte die junge Frau ihrem Manne ein blanke« Fünf markstück und den beiden Trauzeugen je ein funkelnde» Zweimarkstück ein, ersuchte sie einen tüchtigen Schluck zu nehmen, bestieg eine Droschke und suhr allein davon. Erst nach vier Wochen gelang e« dem Ehe manns, die Adresse seiner Frau auszukundschaften. Al« er aber in ihrer Wohnung erschien, ließ sie ihn durch ihre Freunde hinau«werfen. Er reichte darauf die Ehescheidung«klage ein. Vor Gericht erklärte die „liebende Gattin" dem Hamb. Korr, zufolge, sie sei Oesterreicherin und ihr habe die Ausweisung au« Preußen gedroht. Um dieser zu entgehen und die preußische Staalsangehörigkeii zu erlangen, hätte sie geheiratet! Letztere behält sie auch nach der Ehe scheidung. * Bebel als Erbe. Ein in einer Münchener Heilanstallverstorbener gemütskranker und entmündig ter Leutnant Kollmann aus Aug«burg hat den Abg. Bebel zum Erben seines 800 000 Mark betragenden Vermögen« eingesetzt. Er hatte früher Bebel bewegen wollen, seine angeblich ungerechte Entlassung der Armee im Reichstage zur Sprache zu bringen, doch war e» nicht dahin gekommen, da er inzwischen erkrankte und entmündigt wurde. Bebel machte seine Rechte geltend, während die Verwandten da« Testament anfechten. Der Prozeß deshalb ist jetzt beim Land- geeicht in Augsburg angestrengt. * Ein eigenartiger Unfall ereignete sich aus dem „Herbeckcug" der Domäne Bilderlahe bei See sen. Die beiden Söhne des Hofmeisters Schünemann, der eine 13 Jahre, der andere 7 Jahre alt, waren, nach der „Braunschweiger LandeSzeiiung", damit beschäftigt, einen Schneemann zu machen. Ersterer hatte am Abhang des Berges einen ziemlich großen Schneeballen zusammengerollt, als dieser seinen Händen entglitt und den Abhang hinabrollte. Der jüngere Schünemann wollte den Schneeballen weiter unten mit dem Rücken aushalten, wurde aber von demselben verschüttet. Der ältere Bruder bemühte sich zunächst vergeblich, seinen jüngeren Bruder aus zugraben und holte dann seinen Vater zur Hilfe herbei. Auch diesem gelang die Rettung nicht, und erst, nachdem man Schaufel und Spaten hclbeige- holt hatte, konnte man daS inzwischen erstickte Kind unter dem Schnee hervorziehen. Der schnell her beizeholte Arzt konnte nur den Tod des Kindes seststellen. * Von der Prinzessin Luise von Koburg ist jüngst wieder viel geredet worden. Mit Bezug hieraus erhält daS „B^rl. Tgbl." von Dr. med. Otto Dornblüth-Frankfurt a. M. eine Zuschuss, der einiges entnommen sei: Die Laien sind gar ost der irrigen Meinung, daß absonderliche Handlungen, wie bei der Prinzessin ihre Liebschaft und ihre Verschwendung, genügten, um jemand für geistes krank zu erklären. DaS ist ganz ausgeschlossen. Derartige Handlungen können wohl den Verdacht erwecken, daß der Geist gestört sei, aber zum Nach weis einer Geisteskrankheit gehört immer die Fest- stellung der besonderen, wissenschaftlich bekannten Zeichen. DaS ist natürlich auch bei der Prinzessin geschehen. Diese ist auf Grund des Gutachtens zweier Gerichtsäczte und einer Bestätigung durch Professor v. Krafft in Wien entmündigt worden. Ferner hatte der Besitzer der Anstalt Lindenhof bei Dresden, wo die Prinzessin sich aufhält, die Unter suchung durch drei Autoritäten aus Wien, Berlin und Sachsen beantragt. Diese haben die Prinzessin einzeln untersucht und ebenfalls Geisteskrankheit fest- gestcllt. Im übrigen ist auch die Prinzessin durch- auS nicht eingesperrt, sie hat vielmehr häufig Theatervorstellungen besucht. Inkorrektheiten hat sie sich in der Anstalt niemals einfallen lassen. * Die deutschen Aerzte haben in ihrem Kampfe mit den Krankenkaffen eine ganz ungewöhn liche Hilfe erhalten, indem au« Finanzkreisen dem Verband der Aerzte Deutschland« ein Kredit von 2 Mill. Mk. in Autsicht gestellt worden ist. E« ist wohl da« erstemal, daß ein solcher Schritt getan wird. Wenn der Verband die Summe annimmt, dann ist die Aussicht sür ihn um so größer, den Kampf erfolgreich bestehen zu können. Wer die Geldgeber sind, wird vielleicht noch bekannt, ebenso da«, ob sie fick etwa davon leiten ließen, daß in vielen Krankenkassen die Sozialdemokraten die Ober hand haben. * Ein böser Scherz. Auf welche unglaublichen Dummheiten die Leute mitunter kommen, lehren die folgenden Zeilen an die Tgl. Rdsch.: In Hirschberg neckten sich ein Knecht und ein Dienstmädchen. Der Knecht fragte da« Mädchen, ob er sie mal aufhängen solle, und die Antwort war, da« könne er ja mal versuchen. Der Knecht band dem Mädchen sein Schnupftuch um den Hal« und hob e« damit einen Augenblick empor. Al« er sie wieder auf den Erd boden stellen wollte, brach da« Mädchen bewußtlos zusammen, es war eine Lähmung des ganzen Körper« etngetreten. Jedenfalls ist dem Mädchen eine Genick-Verrenkung zugesügt, von der e« schwerlich wieder gesund werden wird. * In Anezzoua spielte sich eine echt italienisch Eifersuchtsszene ab. Die junge Frau de« Gymnasial- profeffor« Fararoni hatte sich von ihrem Schwager küssen lassen. Der Gatte machte ihr deshalb Vor würfe, worauf die Gekränkte sich ohne weitere« eine Kugel in die Brust schoß. Von Reue gepackt, jagte der Professor sich nun eine Kugel in» Gehirn. Zurück bleibt ein Kind von drei Monaten. * Flucht preußischer Deserteure aus Sibirien In da« Garnisongefängni« zu Ostrowo wurden dieser Tage fünf Deserteure der preußischen Armee eingeliesert. Die Leute hatten innerhalb der letzten sieben Jahre hier Fahnenflucht begangen und sich nach Rußland gewandt. Dort wegen Vergehen und Verbrechen zu Gesängnitstrafe und Verschickung nach Sibirien verurteilt, fanden sie sich in der Deportatton«- kolonie und faßten den Entschluß, zu entfliehen. Die Flucht gelang ihnen auch, denn sie erreichten nach einer entbehrungireichen und mühevollen Wander ung Ostrowo, wo sie sich den OrtSgendarmen als Deserteure zu erkennen gaben und ihre Inhaftnahme verlangten. Nach ihrem Geständnis ist Sibirien einfach fürchterlich und einer Hölle gleich. Da hätten sie sich vorher überlegen sollen. * So war's recht! Ein edler Lord reist in Begleitung einer gewaltigen, bissigen Dogge, die stets ihm gegenüber Platz nimmt. Kaum hat Se. Herrlichkeit nebst dem Hunde im Kupee Platz ge nommen, als der Bahnhofsvorsteher herbeieilt. „Mein Herr, der Hund darf nicht in diesem Kupee mitfahren." — „Uas vollen Sie?" — „Der Hund muß heraus." Einige Bahnbeamte erscheinen, aber die Dogge weist ihnen die Zähne, niemand traut sich, ihn herouszubefördern. Da nun weitere Vor stellungen nicht fruchten, überläßt man den Hund und den Engländer ihrem Schicksale, indem man den Waggon, in welchem beide sitzen, loSkoppelt. Nach einer halben Stunde entdeckte nun der Lord, daß der Zug längst abgegangen ist und daß sein Waggon zwischen zwei Schuppen in der Ecke deS Bahnhofes steht. Kirchen-Nachrichten. St. Triuitatis-H'krEe. Dienstag abend '/«9 Uhr Bibclstundc im Gemeinde haus. Aarochie St. tzhrrltoptzsri. Donnerstag, den 28. Januar, abends '/,9 Uhr Bibel- stundc im Waisenhaussaalc. Ao« Gersdorf. Dienstag, den 26. Januar, abends 6 Uhr Bibelstunde. Chemnitzer MarN-reiie vom 23. Januar 1904. pro LO Atto Weizen, siichj. 7 M. SO Pf. bN» S ! vi. Ob Pf. Roggen, - 6 . 60 . . 6 80 . Hafer 8 . IS - - 6 2b - Stroh 1 . 60 - - 2 20 . Heu, 3 - 30 - - 3 80 - Kartoffeln 2 . 60 . - 2 80 - Futtergerst« b . SO - . 6 - B Butter, t Kilo 2 - 60 . . 2 - SO . Zeitgemäß. Jungfer Mariann' war schön, Reich und sehr begehrlich; Freier sah man kommen, gehn, Doch e« war beschwerlich, Dieses holden Mädchen« Herz Liebend zu erringen, Denn ihr Wille war wie Erz, Nimmer zu bezwingen. Wilhelm Kassenbote war Und genoß Vertrauen, Denn auf seine Treu — fürwahr Könnt man Felsen bauen. Geldabholen von der Bank Schickt der Chef ihn neulich — Doch der Diener blieb recht lang Und da« war abscheulich. Bange Ahnungen in« Hau«, Wo er wohnt', ihn zogen, Doch der Vogel war dort au« Lange schon geflogen. Tochter, Geld und Diener schwand; Seine Wut war trollig. Dann 'ne Kart' au« Schweizerland: „Papa — uns geht'« mollig!" Wetterkatastrophen in Amerika. Neuyork, 24. Jan. Im westlichen Teile des Staates Neuyork sind durch die Wasserfluten die Brücken zerstört und der Eisenbahnverkehr ist unterbrochen. Die Häuser an der Uferstraße in Pittsburg sind überflutet und viele Fabriken ge zwungen, den Betrieb einzustellen. Die starke Flut droht, die Boote und Güter wegzuschwemmen. Der Schaden wird auf eine Million Dollars geschätzt. Philadelphia, 24. Januar. In der ganzen hiesigen Gegend herrscht Hochwasser. Es droht eine Ueberschwemmung, wie sie seit 1892 hier nicht erlebt wurde. Die Gleise der Baltimore and Ohio- Bahn und der Pennsylvania-Bahn stehen, soweit sie am Flußufer vorüberführen, mehrere Fuß tief unter Wasser. Pittsburg, 24. Jan. Der ganze Güterverkehr hier und in der Umgegend ist infolge des Hoch wassers aufgehoben. — Nach neueren Depeschen geht das Wasser zurück. Neueste Nachrichten und Depeschen vom 25. Januar. Berlin. Eine Panik entstand gestern abend im deutschen Theater während der Vorstellung. Gegen 9 Uhr entstand plötzlich ein donnerartige« Gepolter und eine dicke Staubwolke wirbelte in den Theaterraum. Anfang« glaubte man an den Au«- bruch eine« Feuer«, und erst al« ein Branddirektor da« Publikum beschwichtigte, trat wieder Ruhe ein. Greiz. Hier fanden unter starkem Geräusch mehrere Erdstöße statt. Kattowitz. Die Zelluloidfabrik von Sanier ist, wie die „Kaltowitzer Ztg." meldet, niederge brannt. 2 Arbeiter verbrannten, 16 erlitten schwere Verletzungen. Melbourne. Ein Zyklon herrscht über Elpuca auf den Fidschi-Inseln. Zahlreiche Menschen sind umgekommen. Großer Schaden ist angerichtet worden. Zu dem Naubmordversuch, welcher am Freitag abend an Frau Rauschenbach im sogenannten „alten Schießhaus" verübt wurde, wird uns noch mitgeteilt, daß als Täter bezw. Mitschuldiger zwei Personen in Frage kommen, von denen der eine längere Zeit links am oberen Eingang des Schützenplatzes gestanden hat und den Beobachter gespielt haben muß, während der andere sein Verbrechen auszuführen versuchte. Der Betreffende ist zwar von einem Arbeiter, der im genannten Grundstück Holz spaltete, gesehen worden, dieser aber hat dem Fremden weiter keine Be achtung geschenkt. Vielleicht könnten die zwei Frauen, welche zwischen 4 und 5 Uhr am oberen Ausgang des Schützenplatzes mit einander ge sprochen, Aufschluß geben und nähere Angaben machen, weshalb es dringend nötig ist, daß sie sich an zuständiger Stelle melden, um ihre Wahr nehmungen zu bekunden und damit ihr Teil zur Eruierung der Schuldigen beizutragen. Nach Aussage verschiedener Personen dürften den Raub zwar fremde Personen zur Ausführung zu bringen versucht haben, ausgeschlossen ist es jedoch nicht, daß Einheimische und mit den ört lichen Verhältnissen bekannte Personen dahinter stecken, welche wußten, daß Rauschenbach um diese Zeit beim Fabrikanten Waren ablieferte und so dessen Abwesenheit benutzten, um Geld zu erlangen, was jedenfalls im Falle des Gelingens der Tat auch erreicht worden wäre. Eine Frechheit sondergleichen ist es, in ein Haus zu gehen, wo im Parterre Arbeiter ihrer Beschäftigung nachgehen, um im 1. Stockwerk auf eine nichtsahnende Frau einen Anschlag auf Leben und Tod zu machen. Nur Geld- und Habgier einiger Tagediebe kann hier in Frage kommen. Hoffentlich gelingt es recht bald, die Uebeltäter zu fassen und sie dem Gerichte zur Abstrafung zuzuführen. Erfreulicherweise ist im Befinden der schwer verletzten Frau Rauschenbach eine kleine Besserung eingetreten, sodaß zu ernsten Befürchtungen um ihr Leben gegenwärtig kein Anlaß vorliegt. Zur näheren Orientierung, besonders unserer auswärtigen Leser, geben wir nebenstehend eine Skizze des Neustädter Schützenhaus- Gartens, in welchem das Rauschenbach'sche Haus — das sogen. „Alte Schießhaus" — liegt. Das Haus, in welchem die verruchte Tat verübt wurde, ist mit einem * gekenn zeichnet.