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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 26.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190401267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19040126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19040126
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-01
- Tag 1904-01-26
-
Monat
1904-01
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 26.01.1904
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Möglich fertig zu stellen. Der Dampfer ist mit großen Mengen von frischem und anderem Proviant zur Verpflegung von mehreren 1000 Personen, mit Betten, Kleidungastücken und namentlich auch mit allen erforderlichen Medikamenten, Verbandestoffen usw. auegerüstet worden. Außerdem befindet sich ein größere» Sanität«korp« au» Aerzten, Kranken wärtern, Schwestern und Stewardessen an Bord. Die Entfernung von Bremerhafen nach Aalesund beträgt elwa 600 Seemeilen, sodaß der Dampfe schon am Dienstag vormittag an seinem Bestimmungs ort eintreffen dürste. Christiauia, 24. Jan. Für die Noileidenden in Aalesund gehen zahlreiche Spenden ein. Der König und die Königin spendeten je 6000, der Kronprinz und die Kronprinzessin je 1000 Kronen. Auf Veranlassung der Königin bildet die Oberhos. Meisterin ein Damenkomitee zur Sammlung von Beiträgen. Ferner ist ein Hilfskomitee zusammen- getrete», um Lebensmitlel usw. nach Aalesund zu schicken. Die norwegischen Eisenbahnen befördert! n die Unterstützungen frachtfrei. Christiauia, 24. Jan. Von Florö, Stavanger, Bergen und Christiansund sind noch gestern abend Dampfer mit Lebensmitteln, Kleidern usw. nach Aalesund abgegangen. In Molde waren umfassende Vorbereitungen getroffen, um etwa lausend der Abgebrannten aufnehmen zu können, welche mit dem regelmäßig verkehrenden Dampfer eintreffen sollten. Die Abgebrannten waren aber durch das Feuer vom Dampfschiffskai abgeschnitten gewesen und hatten den Dampfer nicht erreichen können. Der Dampfer soll nun aufs neue versuchen, sie abzuholen. Christiauia, 24. Jan. Nach einem aus Aale sund über Molde eingegangenen Telegramm stehen außer dem Zollpackhaus nur noch die Expeditions lager am Kai und 20 bis 30 kleine Häuser. Zwei Fischdampfer und ein großer Teil kleinerer Fahr zeuge sind verbrannt. Die Lage der Obdachlosen ist infolge schweren Unwetters äußerst traurig. Christiauia, 24. Januar. Auf dem hiesigen deutschen Generalkonsulat ist gestern abend von dem deutschen Kaiser ein Telegramm eingegangen, welches etwa folgendermaßen lautet: „Ich bin tief erschüttert durch die Nachricht von dem Unglück, welches Aalesund betroffen hat. Hilfe ist organisiert. Generaldirektor Ballin wird morgen einen Dampfer von Hamburg abgehen lassen mit Krankenpflege rinnen, Proviant, Kleidern, Verbandsstoffen usw. Ich bitte Sie, Mich davon zu unterrichten, was man am meisten bedarf." — Ferner ist dort heute ein Telegramm des deutschen Kaisers eingelaufen, in welchem mitgeteilt wird, daß der Kreuzer „Prinz Heinrich" heute morgen nach Aalesund abgegangen ist, und daß heute nachmittag der Dampfer „Phönizia" von Hamburg abgehen wird mit dem Flügeladjutanten des Kaisers Kapitän zur See v. Grumme an Bord. Christians»»-, 24. Jan. Letzten Mitteilungen aus Aalesund zufolge brachte eine große Menschen menge die letzten 24 Stunden auf offenem Felde in Regen und Sturm und nahrungslos zu. Viele fanden auf Bauernhöfen und Schiffen Unterkunst. Die Schiffe beginnen, Leute in großer Zahl fort zuführen. Schiffe mit Nahrungsmitteln und Kleidern trafen ein. Die Bevölkerung ist über den hoch herzigen Entschluß des deutschen Kaisers tief gerührt. Kiel, 25. Januar. Der große Kreuzer „Prinz Heinrich" ist am Sonntag vormittag 10,45 Uhr durch den Nordostsee-Kanal nach Aalesund abge gangen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 25. Januar. *— Was heißt teuer? Wer nach einem Ziele strebt, darf die Hindernisse nicht scheuen. Und was ist heute Geld? Wenn ein junges Paar seine künftige Wohnungs-Ausstattung klipp und klar vor sich sieht und zu aufschauenden Verwandten und Bekannten sagen kann: Das kostet so und so viel tausend Mark! dann klingt das nach etwas, aber man hat auch dafür etwas. Und nun ver- gleiche und höre man: In den Zeitungen ist, seit dem dem französischen Gelehrten - Ehepaar Curix ein erheblicher Teil des großen Nobel-Preises für seine Radium > Forschungen verliehen ist, außer ordentlich viel von dieser Substanz die Rede, und kühne Propheten verkünden von dem Radium und der Radiumstrahlung die merkwürdigsten Geschichten, als ob eine Umwälzung von Naturgesetzen außer Frage stehe.7 Na, das letztere kann die Menschheit ja abwarten, wir wollen uns mit dem Radium blos insoweit beschäftigen, als es mit der Frage: Was ist teuer? in Verbindung steht. Ein einziges Gramm Radiumbromid, eine Radiumverbindung, also ein winziges Quantum, wird heute mit 40 000 Mark, sage und schreibe mit vierzigtausend Mark, bezahlt, eine Tatsache, welche die Schwierigkeiten der anzustellenden Untersuchungen beträchtlich er höht. Natürlich werden sich Durchschnittsmenschen, vor der Hand wenigstens, von dieser allerneuesten Gelehrten-Spezialität weidlich fernhalten; ob sie es in einem Menschenalter auch noch tun werden, ist freilich eine andere Frage, weil eben das Radium etwas ganz wunderbares sein soll, das in alle möglichen Verhältnisse eingreift; aber man sieht doch an diesem „einen Gramm für 40 000 Mark", daß der Begriff des Teuerseins auf ganz eigen artige Tatsachen stößt. Wir haben im Leben so mancherlei Ausgaben, die uns ungeheuer scheinen, die wir bei einigem Sich-Bescheiden erheblich ver ringern könnten, wenn das Genügen uns paßte; was will das aber gegen die Lamentationen eines tüchtigen Chemiker-Forschers sagen, der dem neuen Teufelszeug zu Leibe möchte, aber immer daran denken muß: 40000 Mark ein Gramm! Ein solcher Hinweis auf das Leben und seine Schwierig keiten im Studierzimmer des Gelehrten ist mal ganz gut für uns ungeduldig heischende Menschen, die wir alles so schnell wie möglich, von heute auf morgen, über Nacht erreichen möchten, ohne Kampf, aber auch ohne Kosten! Ein richtiges Rechnen mit den Tatsachen verhindert mancherlei Illusionen. Allerdings sind die Illusionen mit unter schön, besonders schön im Fasching, und für 40000 Mark gibts davon mehr als ein Gramm. *— Der Familieuabeud des Eteigerzuges der 2. Kompagnie der hiesigen freiw. Feuerwehr, welcher gestern abend stattfand, übertraf noch bei weitem unsere in der vorigen Nummer ausgesprochenen Erwartungen. Der Andrang war ein so großer, daß der Saal des Logenhauses die Besucherschar kaum zu fassen vermochte Wer nicht wenigstens schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn des Vergnügens erschienen war, durfte gar nicht daran denken, einen Sitzplatz zu erhalten. Kops an Kopf staute sich das Publikum und viele waren froh, wenn sie nur ab und zu einen Blick auf die Bühne werfen konnten, um wenigstens ein kleines Bild von den Vorgängen auf derselben zu erhaschen. Nach dem allgemeinen Urteil war der Besuch des gestrigen Abends der stärkste, den die Veranstaltungen des Steigerzuges bisher gefunden haben, und was das bedeuten will, weiß jeder, der jemals einen Familienabend desselben besucht hat. Ueber die Darbietungen selbst eingehender zu berichten, er übrigt sich mit dem Hinweis auf die aus den früheren Aufführungen sattsam bekannten gutenKräfte, über welche der Steigerzug verfügt und welche, wie stets, auch diesmal mit wahrem „Feuer"-Eifer sich ihrer Aufgabe widmeten. Uebrigens befanden auch wir uns unter der großen Zahl „der an die Wand gedrückten" bezw. derjenigen, die nur dann auf einen Augenblick sehen konnten, was auf der Bühne vorging, wenn der Zufall einen der vielen Vordermänner den Kopf etwas neigen resp. wenden ließ. Aus dem zum teil homerischen Gelächter aber und dem jeder Nummer folgenden langanhaltenden Beifall darf wohl mit Recht geschloffen werden, daß die Darsteller ihre Sache wiederum großartig machten. Von allen, die wir sprachen, wurde uns immer und immer wieder betont: „Das waren köstliche Stunden; wir haben uns großartig amüsiert rc." Und mit diesem Urteil werden die Mitwirkcnden gewiß in vollstem Maße zufrieden sein — es ist ihnen dies Lohn und Dank zugleich. *— Einen solch zahlreiche» Besuch, wie das zum besten des Schubertstistes vom hiesigen Zitherverein „Eintracht" gestern abend im Ält- städter Schützenhause gegebene Konzert, hat bisher in unserer Stadt wohl noch nie eine diesem Zwecke dienende Veranstaltung gefunden — das mar wenigstens die Meinung vieler Stammgäste des Lokals —; selbst das letzte Plätzchen auf den Ga lerien war mit Beschlag belegt worden. Die ein zelnen Zithervorträge des Vereins, wie die thea tralischen Aufführungen wurden mit größtem Bei fall ausgenommen. Besonders das humoristische Gesangsduett „Ausgesperrt oder Ueberlistet ' fand lebhaften Anklang. Die ganze Wiedergabe des Programms kann nur als eine vorzügliche bezeichnet werden; sie zeigte, daß sowohl seitens des Leiters, Herrn Eibisch, als auch der Mitglieder viel Mühe und Sorgfalt aufgewendet worden war. Ein un gezwungener, unter äußerst starker Beteiligung folgender Ball hielt die Besucher noch lange in fidelster Stimmung beisammen. Jedenfalls wird der in jeder Weise schöne Abend sowohl den Be suchern wie den Mitwirkenden noch lange Zeit eine angenehme Erinnerung bilden; auch dürste der dem Schubertstift zufließende Reingewinn ein ganz hübsches Sümmchen repräsentieren. — Die feen hafte Beleuchtung des Saales übte auch gestern abend wieder eine besondere Anziehungskraft aus. Wie wir hören, wird dieselbe nur noch kurze Zeit in dieser Gestalt erhalten bleiben, um dann eine andere Form anzunehmen. *— Umtausch von Postkarten. Verdorbene Postkarten werden bekanntlich von der Post gegen Zuzahlung von 1 Pfg. für jedes Stück umgetauscht. Auf Grund dieser Bestimmung waren Zweifel dar über entstanden, ob bei Postkarten mit Antwort die Umtauschsgebühr von 1 Pf. für jedes der beiden Formulare in Anspruch zu nehmen ist. Das Reichs postamt hat daher neuerdings entschieden, daß die Umtauschgebühr für Postkarten mit Antwort zwei Pf. beträgt. *— Ncichsbauk. Am 22. Februar dss. Js. wird in Schwarzenberg sSachsen) eine Reichsbank nebenstelle eröffnet werden. Dieselbe ist ermächtigt worden, auch Wechsel auf Obersachsenfeld und Beierfeld einzuziehen. Oberlungwitz, 25. Jan. Ein recht belebtes Bild herrschte am gestrigen Tage auf der vom hiesigen Tier- und Geflügelzucht-Verein „Carola" im Restaurant „zur Post" veranstalteten, bis zum heutigen Tage sich ausdehnenden Tier- und Ge flügel-Ausstellung. Von nah und fern waren die Besucher herbeigeströmt, um die Ausstellung zu be sichtigen. Besonders den prämiierten Tieren wid mete man die größte Aufmerksamkeit und Kenner wie Laien äußerten sich allgemein in anerkenneiwst r Weise über die von den Preisrichtern getroffenen Auszeichnungen. Die Wahl war für dieselben jedenfalls bei der Fülle des ausgestellten vorzüg lichen Zuchtmaterials keine leichte. Als Pre's- richter fungierten: für Großgeflügel Herr Müller- Hohneck, für Tauben Herr Hempel-Mittelbach, für Kaninchen Herr Max Berthold-Chemnitz. — Auf Tauben erhielten I. Preise die Herren: E. Vie weger hier und A. Ficker - Chemnitz - Altendorf; ll. Preise die Herren: Fr. Franke hier, H. Vogel- Erlbach, E. Gruner-Erlbach, K Päßler hier, R. Bilz-Chemnitz, K. Sachs hier, E. Hermann-Erl bach, O. Winter und H. Franke hier; III. Preise die Herren: Fr. Franke hier, E. Gruner-Erlbach, H. Vogel-Erlbach, E. Vieweger hier, A. Ficker- Chemnitz-Altendorf, K. Sachs hier, O. Winter und H. Franke hier; außerdem fielen auf 22 Nummern von Tauben lobende Anerkennungen. — Auf Hühner erhielten I. Preise die Herren: H. Vogel- Erlbach und Max Päßler hier; II. Preise die Herren: O Käserstein-Bräunsdorf, A. Grabner- Kirchberg, H. Illing-Ei Ibach und E. Vieweger hier; III. Preise die Herren: E. Hermann-Erlbach, H. Vogel-Erlbach, A. Grabner-Kirchberg, A. Fank- hähnel hier und E. Gruner-Erlbach; außerdem auf Hühner 6 lobende Anerkennungen. — Auf Enten erhielt Herr K. Sachs hier als einziger Aussteller einen II. Preis und eine lobende An erkennung. — Auf Gänse als einziger Aussteller Herr E. Hilbert-Oelsnitz einen III. Preis. — Auf Kaninchen erhielten I. Preise die Herren: E. Kupfer hier und M. Ziemert-Oelsnitz i. E.; II. Preise die Herren : R. Zschenderlein-Siegmar, E. Scheffler hier, R. Gutschik hier, A. Gerber-Gersdorf und E. Scheffler hier; III. Preise die Herren E. Scheffler hier, E Kupfer hier, O. Silbermann - Gersdorf, I. Erbe-Gersdorf, E. Gehlert-Lugau, O. Uhlig- Lugau, M. Hartwig hier, E. Klügel hier, E. Berger- Reichenbrand und R. Büttner-Lugau; außerdem auf Kaninchen 18 lobende Anerkennungen. — Ehrenpreise erhielten auf Tauben die Herren: Fritz Franke hier, Ernst Gruner-Erlbach, Emil Vieweger hier und Ernst Hermann-Erlbach; auf Hühner die Herren: Ernst Hermann-Erlbach, Louis Röhner hier, Paul Schwalbe und Emil Vieweger hier; auf Enten Herr Karl Sachs hier und aus Kaninchen die Herren Ernst Scheffler hier, Emil Kupfer hier, Richard Gutschik hier, Emil Klügel und Ernst Scheffler hier, letzterer auf längsten Be hang in englischem Widder. — Noch nicht ver liehen sind die 3 Diplome und der Ehrenpreis vom Landwirtschaftlichen Kreisverein. Hoffentlich findet die Ausstellung auch am heutigen Montag noch einen recht zahlreichen Besuch. Wir können den selben wiederholt nur wärmstens empfehlen. * Lichtenstein, 24. Januar. Die städtischen Kollegien haben zum Gedächtnis der hochseligen Frau Erbprinzessin eine Stiftung errichtet, deren Genuß armen Bewohnern Lichtensteins zu gute kommen soll. Ferner wird aus der Mitte der Bürgerschaft die Beschaffung einer einfachen Ge denktafel angeregt, die in dem Palais Lichtenstein ihre Aufstellung finden soll. * Stollberg. 23. Januar. An den Folgen eines ihm vor ungefähr vierzehn Tagen beim Ab laden von Eis zugestoßenen Unglücksfalles starb in der Nacht zum Freitag der bei Herrn Fleischer meister Georgi hier in Lehre stehende 16 Jahre alte Max Hermann Daßler, Sohn des Gutsbe sitzers Ernst Daßler in Oelsnitz i. E. Ein Stück herabgefallenes Eis hatte den bedauernswerten jungen Mann so unglücklich an die Stirn getroffen, daß er daran erlegen ist. * Zwickau, 22. Januar. Ein Vermächtnis im Betrage von 107 500 Mark hat der am 27. vor. Mts. hier gestorbene Kaufmann Carl Oskar Hölzel der hiesigen Stadt für gemeinnützige und wohl tätige Zwecke vermacht. Der Rat hat sich unter Dankesausdruck für Annahme dieser hochherzigen Stiftung ausgesprochen. Crimmitschau, 25. Jan. Heute vormittag kurz nach 8 Uhr entstand in der Vigognespinnerei und Färberei der Gebrüder Hoffmann Feuer, welches die gesamte Fabrik einäscherte. Gegen 80 Arbeiter sind brotlos. Die Entstehungsursache ist z. Z. noch unbekannt. * Chemnitz, 24. Jan. Einen höchst beklagens werten Ausgang hat, wie die „Chemn. Allg. Ztg." meldet, ein Pistolenduell genommen, daß am Sonn abend nachmittag zwischen zwei Offizieren aus Eubaer Flur, und zwar auf den Schießständen der hiesigen Garnison, ausgesochten worden ist. In den Nachmiltagsstunden begegneten Eubaer Ein wohner unweit der Schießstände niedreren Offizieren, unter denen sich auch einige Militärärzte besrnden. Den Leuten fiel das verstörte Aussehen der Offiziere auf, und sie schlossen daraus, daß ein Zweikampf stattgefunden, oder erst stattfinden werde. Sie haben Recht behalten. In der Zeit, in welcher das Duell ausgefochten wurde, hielten Abteilungen der hiesigen Garnison Schießübungen auf den Schießständen ab, und so kam es, daß man die beiden Pistolenschüsse, die während dieser Zeit zwei Offiziere auf einem freien, entlegenen Teile der Schießstände aufeinander abgaben, überhörte. Bei dem Duell wurde der Leutnant Heinrich Wolfgang Erich Schubert vom König!. Sachs. 12. Infanterie regiment Nr. 177, zuletzt kommandiert zur Unter- osfiziervorschule zu Marienberg, getötet. Der un glückliche junge Mann hatte einen Schuß in die Brust erhalten und ist an den Folgen desselben kurz darauf mährend der Ueberführunq nach dem hiesigen Garnisonlazarett verschieden. Darüber, wer sein Gegner war, und welche Umstände den Anlaß zu dem Zweikampfe gegeben haben, hat sich vor läufig noch nichts genaueres feststellen lassen. Die Untersuchung ist noch im Gange. * Dresden, 23. Jan. Zu der Pirnaer Duell affäre verlautet, daß im ehrengerichtlichen Verfahren gegen 4 Offiziere der Antrag auf Dienstentlassung gestellt wurde. Bevor dieser Spruch durch den König Rechtskraft erlangt hat, gilt noch nichts als abgeschlossen. Es ist auch mit Bestimmtheit anzu nehmen, daß ein Teil der mit Dienstentlassung zu verabschiedenden Offiziere der Verletzung derStandes- ehre unter erschwerenden Umständen schuldig gesprochen werden. Die Verhandlung vor dem Kriegsgericht wegen des Verstoßes gegen das Zwei kampfverbot findet ungeachtet des ehrengerichtlichen Spruches statt. X Dresden, 26. Jan. Die Frau des Ober leutnants Krohn, die wegen der Pirnaer Skandal affäre unliebsam bekannt geworden ist, wurde von ihrem Vater, dem Geheimen Medizinalrat Weber, in die Heilanstalt Lindenhof bei Coswig gebracht. Nach Ansicht sachverständiger Aerzte handelt es sich bei der Skandalaffäre um ein psychopathisches Leiden, welches das Vergehen der Frau in einem milderen Lichte erscheinen läßt. * Leipzig, 24. Jan. Die Ankunft Sr. Majestät des Königs in Leipzig erfolgt Donnerstag, den 28. Januar, mittags 12 Uhr 12 Min. auf dem Bayrischen Bahnhofe, wo großer Empfang statt- findet. Sodann wird König Georg den erkrankten kommandierenden General von Treitschke besuchen, die Kunsthandlung von Del Vecchio besichtigen und abends dem Gewandhauskonzert beiwohnen. Die Parade der Garnison vor dem König auf dem Augustusplatz wird Freitag, den 29. Januar, vor mittags 10 Uhr vor sich gehen. U. a. wird der Buch- und Kunstdruckerei von Giesecke und Devrient die Ehre des königlichen Besuchs zu teil werden. * Leipzig, 23. Jan. Ein entsetzlicher Unglücks fall ereignete sich heute früh im Vorort Wahren. Vom Feuerwehrdienst bei einem Maskenball heim kehrend, beugte der Händler Ritter sich über ein sein Haus von der Straße trennendes eisernes Gitter, um von seiner Frau den Hausschlüssel ent- gegenzunehmen. Der Unglückliche verlor das Gleich gewicht, rutschte ab und spießte sich an zwei Spitzen des Gitters auf. Der Tod trat auf der Stelle ein. * Leipzig, 23. Januar. Der Streik zwischen den Aerzten und der hiesigen Ortskrankenkasse wogt hin und her. Nachdem gestern die Aerzte eine längere Erklärung an die Tageszeitungen ver schickt haben, worin der Verwaltung der Orts krankenkasse verschiedene „Unwahrheiten" vorge halten werden, antwortet heute der Kassenvorstand seinerseits mit einer Erklärung. Er bleibt dabei, daß nicht zwei, sondern 35 Kassenärzte nicht ge kündigt haben. Sodann weist er den ihm von den Aerzten gemachten Vorwurf der „Willkür- Herrschaft" und „Allgewalt" zurück. Die Anstellung von Kassenärzten sei nicht von der „Willkür" des Vorstandes, sondern von Verhältnissen abhängig, deren Gestaltung sich seinem Einflüsse völlig ent ziehe. Weiter erklärt der Vorstand in bündigster Weise, daß er vor seinem Rundschreiben vom 11. d. M. in keinerlei Weise Schritte getan habe, die auf Gewinnung auswärtiger Aerzte gerichtet waren. — Von einem Kassenarzte werden in Zeitungsinseraten die Mitglieder der Ortskranken kasse aufgefordert, sich dahin zu äußern, inwieweit sie dem den Aerzten von dem Kaffenvorstande ge machten Vorwurf, durch zu ausgiebige Behandlung ver Angehörigen der Kassenmitglieder die Preise für die Einzelleistungen selbst herabgedrückt zu haben, zustimmen können. Jedenfalls nimmt der „Aerztekampf" schon recht unerfreuliche Momente an. Es wäre recht sehr zu wünschen, daß zwischen den streitenden Parteien bald wieder Friede ge schlossen würde. * Freiberg, 14. Jan. Von einem Unbekannten wurde auf der Dorfstraße in Weigmannsdorf in der Dunkelheit der erwachsene Sohn des Gutsbe sitzers Krumbiegel aus Lichtenberg in räuberischer Absicht überfallen. Der Verbrecher versetzte seinem Opfer einen Messerstich in die Brust und entriß dem jungen Manne nach heftigem Kampfe die Taschenuhr nebst Kette. Geld konnte er nicht er langen, da schließlich der junge Krumbiegel seinen Gegner nach kräftiger Gegenwehr abschüttelte. Als der Strolch schließlich die Flucht ergriff und von seinem Opfer verfolgt wurde, drang er von neuem auf Krumbiegel ein und schlug ihn dermaßen, daß dieser zusammenbrach und liegen blieb. Eine halbe Stunde später wurde der Verletzte aufgefundsn und in ärztliche Behandlung gegeben. Der Räuber ist inzwischen unerkannt entkommen. * Glaubitz bei Riesa, 23. Jan. Vermutlich in einem Anfalle geistiger Umnachtung hat gestern mittag der Geistliche unseres Ortes, Herr Pastor Einenkel, durch Erschießen seinem Leben ein Ende gemacht. Der Verstorbene, der verheiratet und Vater von 5 Kindern war, erfreute sich in seiner Gemeinde großer Beliebtheit und war namentlich als Wohltäter der Armen bekannt. * Eibenstock, 22. Jan. Bei der kürzlich in der Karlsfelder Vergistungsangelegenheit stattge habten gerichtlichen Untersuchung wurde so viel Material für die Schuld des verhaftet gewesenen, aber wieder freigelassenen Glasmachers R. vorge funden, daß der gleich anfangs auf ihn gefallene Verdacht begründet erscheint. Infolgedessen wurde R. abermals verhaftet und in das hiesige Amtsge richtsgefängnis abgeliefert. * Zittau, 23. Januar. Zur Errichtung eines Elektrizitätswerkes für Licht- und Kraftabgabe, sowie den Betrieb der Straßenbahn bewilligten die städtischen Kollegien 980 000 Mark. Gerichtssaal. 8 Nm zwei Kommißbrote. Wegen Diebstahl« von zwei Broten stand der Unteroffizier Block vom 129. Regiment vor dem Kriegsgericht in Graudenz. Ec hatte die Brote au« einer Mannschaft«stube seiner Kompagnie entwendet und sie durch zwei Mann seiner Korporalschast verkaufen laßen. Ec wurde nach dem Berl. Tgbl. zu 6 Wochen Gefängnis, Degradation und Versetzung in die zweite Klaffe de- Soldaten stande« verurteilt. 8 Das Kriegsgericht in Düsseldorf verur teilte den Manen-Sergeanten Baumann zu zwei Jahren einen Monat Zuchthaus wegen Verleitung zum Meineid. 8 Doppelt gewählt. Wegen Wahlfälschung bei der Nsichstag-wahl im Wahlkreise Thorn-Kalm- Briesen, wo der Pole Brejtki nur mit einer kleinen Mehrheit gesiegt hatte, verurteilte die Thorner Straf kammer den Zimmergesellen Joseph Jensur«ki au« Mocker zu zwei Monaten Gesängni«. JensurKi hatte doppelt gestimmt, zuerst für sich, später für einen anderen, von dem er wußte, daß er verreist war. 8 Wege» Körperverletzung mit uachge« folgtem Tode hatte sich der Haupllehrer Eckert au- Brötzingen vor dem Karlsruher Schwurgericht zu verantworten. Er hat einem 12jährigen Knaben wegen Unaufmerksamkeit mit einem Rohrstock mehrere Schläge aus da» Gesäß versetzt. Einige Tage später ist der Junge an Lungenentzündung gestorben. Die ärztliche Untersuchung ergab eine Schwellung vom unteren Rande der zwölften Rippe fast bi« zur Kniekehle. Auf diesen Schwellungen befanden stch 10 bi« 12 fingerdicke, blutunterlaufene Striemen, von denen einer die Breite von drei Fingern hatte. Dr. Muser erklärte, daß er über die Schwere der Mißhandlung empört gewesen sei. Der Knabe fei besonder« schwach gewesen; der Lehrer hätte da« erkennen müffm. Dr. Fischer, der bei der Leichen öffnung zugegen war, stellte fest, daß der Tod infolge Lungenentzündung eintrat. Von einer Mißhand- lung, die tödliche Folgen gehabt hätte, sei nicht« zu bemerken gewesen. Der Knabe war nach diesem Gutachten schwindsüchtig. Da« Gericht sprach den Angeklagten frei.
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