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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190401217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19040121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19040121
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-01
- Tag 1904-01-21
-
Monat
1904-01
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.01.1904
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verMtsbehörden der Polizei und diese steht wieder mit der russischen in Verbindung. Dabei hat sich wiederholt der Fall ereignet, daß russische Stu» denten, die hier ausgewiesen und über die russische Grenze gebracht wurden, in Rußland schließlich als ganz unverdächtig entlasten worden sind. Wo liegt in dem Königsberger Fall der Hochverrat? Sollte bei alledem nicht auch ein Spitzel, ein ge meiner Lump die Hand im Spiele haben? Die Ehre des Reichs steht hier auf dem Spiele. (Bei fall bei den Sozd.) Staatssekretär Frhr. v. Richthofen: Auf die verschiedenen Fragen der Interpellation antworte ich: dem Reichskanzler ist bekannt, daß russische Beamte in Deutschland das Treiben der Anarchisten überwachen. Es ist ihm dagegen nicht bekannt, daß sich die Tätigkeit der russischen Beamten auch aus deutsche Reichsangehörige erstreckt, und es ist ihm nicht bekannt, daß dieselben in Deutschland Verbrechen verüben und andere zu Verbrechen ver leiten. Die zweite Frage ist dahin zu beantworten: der Reichskanzler hält die Beseitigung dieses Zu standes nicht für angezeigt (Pfui-Rufe! Klingel des Präsidenten), da er es für zulässig hält, das Treiben von Anarchisten zu überwachen, soweit das ohne Anmaßung öffentlicher Befugnisse ge schehen kann. Die dritte Frage, die sich auf den Fall in Königsberg bezieht, gehört zur Zuständig keit der preußischen Regierung. Als der Haft befehl erlassen war, ist durch das Auswärtige Amt auf Ersuchen der preußischen Regierung die rus sische Regierung in Kenntnis gesetzt worden. (Rufe links: Hört, hört! Sehr ehrenvoll für die preußische Regierung! Große Unruhe links.) Die preußische Regierung tat dabei lediglich ihre gesetzliche Pflicht. Schon im Vorjahre erwähnte ich, daß zur Ueber- wachung russischer Anarchisten ein Bureau in Paris, für italienische in London bestehe. Bei dem ge meinsamen Interesse, das alle Regierungen an der Bekämpfung des Anarchismus haben, ist das etwas Selbstverständliches. Wir haben von dem Inter pellanten nur eine einzige Tat gehört, die, wenn sie wahr wäre, eine Verletzung von Reichsgesetzen enthielte, nämlich die Haussuchung in Hermsdorf bei Berlin unter Hinzuziehung eines Schlossers. Eine An zeige an den Staatsanwalt dieserhalb ist aber nicht erfolgt, und die Schlosser in Hermsdorf und an dere Personen, die darüber sämtlich vernommen worden sind, wissen nichts davon. Der Königs berger Prozeß ist noch in der Schwebe. Wenn er erledigt sein wird, wird sich ja darüber reden lassen. Alle zivilisierten Staaten haben ein ge meinsames Interesse gegenüber den Anarchisten. Solche Leute können wir natürlich nur ausweisen über die Grenze des Staates, dem sie angehören; denn die anderen Staaten wollen solche Leute auch nicht, ebensowenig wie wir selbst. (Unruhe links, Rufe: Auslieferung!) Auslieferung ist das schon deshalb nicht, weil ja kein Auslieferungsvertrag vorliegt. (Stürmische Rufe: Pfui! Skandal.) (Vizepräsident Graf Stolberg rügt den Pfuiruf.) Wir fassen solche Leute an, wenn sie uns un bequem sind, und wir bringen sie über die Grenze, die wir für die richtigste halten. (Lachen links.) Die Leute sollen die Konsequenzen ihres Tuns tragen. Der Interpellant sagt, die Leute kommen zu uns im Vertrauen auf das Gastrecht. Sie sollen ein solches Vertrauen gar nicht zu uns haben; sie sind uns vielmehr gänzlich unwillkommen. Abg. Bebel (Soz.): Es handelt sich bei den Betreffenden nicht um Anarchisten, die gemeine Verbrechen verüben, sondern um relativ harmlose Leute (Lachen rechts), etwa wie Tolstoi und Egidi. Den Anarchismus kenne man in Rußland gar nicht. Die deutsche Polizei und die Regierung haben sich in dem Falle in Hermsdorf bis auf die Knochen blamiert. (Präsident Graf Ballestrem er klärt diese Wendung für unzulässig.) Es sei eine Barbarei, solche Leute an die russischen Schergen auszuliefern, damit sie nach Sibirien geschickt wer den. Graf Limburg-Stirum wäre längst in Si birien, wenn er in Rußland das riskiere, was er im preußischen Landtage vertritt. (Stürmische Heiterkeit.) Je nachgibiger Deutschland gegen Ruß land sei, desto unverschämter und frecher werde Rußland. Das deutsche Reich werde geradezu zum Stiefelputzer Rußlands. (Präsident Graf Ballestrem ruft den Redner hierfür zur Ordnung.) Rußland lasse unsere deutschen Mitbürger, wenn sie Juden seien, nicht einmal ein, und trotzdem dieses Wett kriechen unsererseits! (Beifall links.) Abg. Schrader (freis. Vg.) hält die meisten der von dem Interpellanten milgeteilten Fälle für wahr und wendet sich dagegen, daß die russische Polizei bei uns Geheimpolizisten halte. In Rußland heiße jeder Anarchist, der mit den dortigen Zuständen unzufrieden sei. Recht und Gesetz würden dort nicht so geachtet, wie bei uns. Wie dort Recht gesprochen werde, habe Kischinew gezeigt. (Sehr richtig! links.) Er könne nur hoffen, daß wir keine Leute mehr nach Rußland ausliefern. Abg. Spahn (Zentr.) wünscht Aufklärung über die vom Abg. Haase angeführten Fälle und be mängelt die Ausweisungen über die russische Grenze. Wenn wir einen Fremden ausweisen wollen, der uns lästig geworden, so sollen wir ihn doch den Weg gehen lassen, den er selber gehen will. Abg. v. Normann (kons.) erklärt die Zustimmung seiner Freunde zu den Erklärungen des Staats sekretärs und bittet die Regierung, auf ihrem Wege zu verharren. Abg. Müller-Sagan (freis. Vp.) verlangt eine nähere Untersuchung der vom Abg. Haase ange führten Fälle und weist auf die schlechte Behand lung der Juden in Rußland hin, die im Wider spruche zu der Vertragsabmachung stehe. Abg. Dr. Sattler (nat.-lib.) wünscht gleichfalls Aufklärung der vielen von dem Interpellanten an geführten Einzelfälle. Damit schließt die Besprechung. — Schluß der Sitzung 5"/i Uhr. — Morgen 1 Uhr: Kaufmanns gerichte. Sächsischer Landtag. Erste Kammer. Dresden, 19. Jan. Nach dem vom Sekretär Oberbürgermeister Dr. Kaeubler-Bautzen erstatteten Vortrag au» der Regtstrande erstattete Kammerherr Sahrer v. Sahr-Ehrenberg im Namen der ersten Deputation Bericht über da« königliche Dekret Nr. 12, den Entwurf eine« Gesetze« über die Lande«trauer betreffend. Die Staat«regierung beabsichtige da« Mandat vom Jahre 1831 auszu heben und die Vorschriften über Landestrauer durch andere zu ersetzen. Es soll in Zukunst u. a. als gesetzlich vorzuschretbende öffentliche Kundgebungen nur ein Trauergottesdienst beim Ableben de« König», der Königin, einer verwitweten Königin und de« Kronprinzen, wenn er da« 21. Lcben«jahr zurück gelegt hat, beibehalten werden. Oeffentliche Musik sowie öffentliche Lustbarkeiten und Schauspielvorstell ungen sollen nur noch bi« zum Ablauf de« dritten auf den Sterbetag folgenden T^ge« und außerdem am Tage der Beisetzung eingestellt werden. Bei Ableben des Deutschen Kaisers sollen diese Bestimm ungen ebenfall« in Kraft treten. Begründet ist der Entwurf über Abänderung de« Gesetze« u. a. damit, daß angesichts des heutigen, gänzlich veränderten modernen geschäftlichen und Verkehrslebenr „öffent liche Trauerkundgebungen nicht mehr al« der alleinige Maßstab für die könig«treue Gesinnung de« Volke» angesehen werden können". Die erste Deputation beantragt, da« Gesetz unverändert nach der Vorlage zu genehmigen. Vizepräsident de« Landerkonsistorium», Oberhof prediger v. tbsol. Ackermann billigt die Abänderung der Vorschriften über die Lande«trauer vollständig, bemängelt aber, daß in dem Entwürfe über den Tag de« angeordnetcn gesetzlichen Goltetdienfle« keine feste Bestimmung getroffen worden ist, für den er einen, möglichst dem Ableben de« Lander- fürsten nahe liegenden Zeitpunkt, zum mindesten aber nicht den Tag wünscht, an dem die öffentlichen Lustbarkeiten gesetzlich wieder beginnen dürfen. Er bittet, um aus jeden Fall diesen, beim Tode de« Königs Albert eingetretenen, sehr übel empfundenen Umstand in Zukunft zu vermeiden, den Tag de» öffentlichen Gottesdienste« auf den Beisetzungrtag oder, wenn da« nicht tunlich ist, auf den ersten Sonntag nach der Beisetzung in Verbindung mit dem Hauptgotterdienste zu legen. Geh. Nat Wäntig erklärt im Namen der König lichen Staatsregierung, daß die Ausführung de« Vorredners der Ansicht der ersteren vollständig ent spricht. Das Zusammenfällen des Wiederbeginnes der öffentlichen Lustbarkeiten mit dem Trauergottee- dienst um König Albert führte der Vertreter der Negierung auf ein Uebersehen zurück; es werde in Zukunft Sorge getragen werden, daß der Trauer- golle«dienst nicht mit der Zett de« Wiederbeginns der öffentlichen Lustbarkeiten zusammensällt. Die Kammer genehmigte hierauf da» Gesetz einstimmig. Das Ende des Kampfes in Crimmitschau. Ueber die Stimmung, die das Ende des Streik« in Crimmitschau selbst hervorgerusen hat, wird von dort geschrieben: Da« von der Streikleitung am Montag in den späten Abendstunden so plötzlich proklamierte Ende de« großen Texlilarbeiterkampse» hat fast überall eine gewiße Verwunderung erregt. Von der am Autstand nicht beteiligten hiesigen Bürgerschaft wurde der Schritt mit großer Genug tuung begrüßt, und es kam die Freude darüber durch mancherlei zum Ausdruck. In den Kreisen der Arbeiter selbst aber hatte die von der Führerschaft so Knall und Fall beschlossene Einstellung dc« Kampfe« gemischte Gefühle verursacht, und ver schiedene Streikende gaben e« offen zu, daß teilweise Unwille darüber herrsche, daß die Führerschaft so „eigenmächtig" gehandelt hätte. Bereit« am Montag nachmittag kursierten in unserer Stadt Gerüchte, die wißen wollten, daß die Streikleitung beschlossen hätte, da« weitere Ausharren im Streike sei nutzlos. Man schenkte all diesen und ähnlichen Gerüchten jedoch kein Vertrauen, umso mehr nicht, als die Führerschaft erst dieser Tage wieder betonte, die erhöhte Unterstützung sei jetzt schon bis Ostern ge sichert. Die „aktive" Arbeiterschaft halte außerdem auch erst am Freitag und Sonnabend unter sich ver abredet, den Kamps weiter zu führen. Al« jedoch in der zehnten Abendstunde da« Flugblatt erschien, in dem die Streikleitung die Ausständigen aufforverie, Dienstag bedingungslos wieder in die Fabriken zu gehen, da hörte man überall nur Au-ruse de« Er staunen«. In dem Flugblatt großen Formales wud zunächst der Verlaus de« Ausstandes geschildert, und die Versaßer kommen zu dem Schluß, daß e« unter dem Zeichen des Ausnahmezustandes nicht zweck mäßig erscheine, den Kamps forlzusetzen; den» die Unternehmerklaße hätte die Sache zur Machtsrage gestempelt. Eine ganze Welt hätte gegen die Arbeiter gestanden. Eine Fortsetzung de» Au«standes wäre gleichbedeutend mit vollständigem Ruin der Crim mitschauer Fabrikanten, mit vollständigem Ruin der Crimmitschauer Industrie und der ganzen Gemein wesen«. Ein solcher Ruin würde andererieil«, wie i» dem Flugblatt weiter betont wird, auch bedeutende Schädigungen der Arbeiter zur Folge haben. Schließ lich werden die Ausständigen auf die Zukunft ver tröstet und das Flugblatt endet mit: „Es lebe der Zehnstundentag!" Wie die Fabrikanten erklären, sind sie vorläufig außerstande, alle Arbeiter und Arbeiterinnen wieder beschäftigen zu können. Der Textilarbeitcrverband zahlt an diejenigen, die jetzt keine Beschäftigung er halten können, bis auf weitere» al« Unterstützung den Wochenlohn au«, den sie in der Fabrik verdienen würden. Bereit» am Dicnttag früh sind viele der Aufforderung der Führerschaft nachgegangen und in die Betriebe zurückgekehrt. Am Dienstag nachmittag fanden die vorau«fichtltch letzten Kontrollzusammen künfte der Arbeiter statt. Die Mehrzahl der Aus ständigen dürfte am Mittwoch und den folgenden Tagen in die Fabriken einziehen. Die Gendarmerie verbleibt vorläufig noch im Stretkgebiet. Weiter wird au« Crimmitschau unterm gestrigen Datum geschrieben: Line heute nachmittag stattge fundene Versammlung der gesamten Textilfabrikanten unter Vorsitz des Herrn LukaS Schmidt beschloß, die Streikenden nur nach Lage deS Bedarfs und nur sukzessive wieder einzustellen; diejenigen der Streikenden jedoch, die eine leitende Stellung im Ausstande eingenommen haben, in ihren Betrieben nicht wieder zu beschäftigen. Welche Zahl hierbei in Betracht kommt, kann der Fabrikantenverband jetzt nicht feststellen, ebenso ist eine Gesamtübeesicht über die Zahl der vorläufig arbeitslos bleibenden Streikenden erst innerhalb acht Tagen möglich. Man glaubt, daß mehr als die Hälfte der Streiken den zunächst arbeitslos bleiben werden. Der Crimmitschauer Korrespondent deS Chemn. Tgbl. schreibt ebenfalls unter dem gestrigen Datum: Das Bild, das die Straßen von Crimmitschau heute boten, ähnelte sehr dem zu Beginn des Streikes. In kleinen und größeren Trupps zogen Arbeiter und Arbeiterinnen nach den sogenannten Kontroll plätzen und in der Mittagsstunde sammelten sich, wie schon am frühesten Morgen, an den einzelnen Fabriken große Mengen von Arbeitsuchenden an, die aber durch die Gendarmerie zurückgewiesen wurden, da heute wohl nirgends Annahme von Arbeitern erfolgt ist. Wie wir erfahren, steht auch noch der Zuzug einiger hundert kontraktlich gebundener Arbeiter bevor, fodaß ein sehr großer Teil der Streikenden — man vermutet selbst in den Kreisen der letzteren bis zu 75 Prozent — vorläufig wohl kaum wieder Arbeitsgelegenheit finden dürfte. Die Stimmung bei den Unterlegenen ist deshalb auch recht hoffnungslos. Die Streikkommission dürfte haupisächlich durch den in der letzten Woche ganz besonders starken Abfall der Streikenden zur Ein- stellung des Kampfes veranlaßt worden sein. Unter den kleinen Geschäftsleuten, die vielleicht am meisten durch die Wirkungen des Streiks gelitten und längst das Ende desselben herbeigesehnt haben, herrscht große Freude. * * * Der Sächsisch-Thüringische Fä berring hat ein- stimmig die Unterstützung der Cumnmschauer Fabri kanten mit größeren Geldmitteln auch über den Streik hinaus beschloßen und tritt für Vereinigung der deutschen Industriellen zum Schutze gegen sozial demokratische Uebergriffe ein. 2. öffentliche Stadtverordneten - Sitzung am 19. Januar 1904, aöends 8 Mr. Anwesend sind außer dem Herrn Stadtverord netenvorsteher 17 Stadtverordnete. Vor Eintritt in die Tagesordnung nimmt der Herr Vorsitzende Redslob das Wort, um seinen Dank für das Vertrauen seitens der Mitglieder anläßlich seiner Wiederwahl zum Vorsteher zum Ausdruck zu bringen mit dem Bemerken, daß er bestrebt sein werde, dasselbe zu rechtfertigen und daß er sich befleißigen wolle, die Geschäfte un parteiisch nach jeder Richtung hin zu erledigen. — Herr Vizevorsteher Koch schließt sich seinem Vorredner an. Sodann teilt der Herr Vorsitzende unter Punkt 1) der Tagesordnung, Kenntnisnahmen, mit, daß von den Herren Schuldirektoren und der Lehrer schaft der I. und II. Bezirksschule aus Anlaß der beschlossenen Gehaltsaufbesserung Dankschreiben eingegangen seien. Das Kollegium nimmt, indem die Verlesung der Schreiben folgt, davon Kenntnis. Zum Punkt 2) der Tagesordnung macht sich die Wahl der einzelnen Stadt-Ausschüsse erforderlich. Hierzu ist ein Antrag des Herrn Stadtverordneten Gneßbach eingegangen, dahmlautend, daß ein Mit glied des Gas- und Wasserwerksausschusses mit in den Finanzausschuß gewählt werden mochte. Der Antrag wird von seiten des Kollegiums zum Beschluß erhoben und die mittels Stimmzettels vorgenommene Wahl ergibt als Resultat die Wahl des Herrn Schellenberger mit 10 Stimmen in den Finanzausschuß. Herr Grießbach, welcher ebenfalls vorgeschlagen war, erhielt 6 Stimmen. Für Herrn Schellenberger scheidet Herr Haase aus dem Finanz ausschuß aus. Herr Reinhold II bittet, für ihn einen anderen Herrn in den Abschätzungsausschuß wählen zu wollen, da dieser Posten sich mit seinem Geschäft nicht gut vereinbaren lasse. Dazu bemerkt Herr Layritz, daß Herr Reinhold in diesen Ausschuß gewählt worden sei, weil er mit den Verhältnissen der Neustadt wie kein zweiter vertraut sei; da es aber in der Absicht des Herrn Reinhold liege, auszuscheiden, bitte er, an dessen Stelle nicht wieder einen vermögenden und ab hängigen Herrn zu wählen, sondern jemanden, der völlig unbeeinflußt sich in den Dienst dieser Sache stelle, und der mehr in Arbeiterkreisen verkehre. Hierzu eigne sich wohl Herr Grießbach am besten, und schlage er deshalb denselben zur Wahl vor. Die Abstimmung hierzu zeitigt die Wahl des Herrn Grießbach in den Abschätzungsausschuß. Außerdem wechseln auf ihren Wunsch die Herren Stützner, Wagner und Heilmann gegen seitig ihre Posten in den verschiedenen Ausschüssen und zwar tritt Herr Stützner an Stelle des Herrn Heilmann in den Einquartierungs-, letztgenannter Herr an Stelle des Herrn Wagner in den Gas- und Wasserwerks- und dieser wieder an Stelle des Herrn Stützner in den Marktausschuß ein. Im übrigen werden die Mitglieder der ver schiedenen Ausschüsse so, wie vorgeschlagen, gewählt. Vor Schluß der öffentlichen Sitzung nimmt Herr Jähnig noch das Wort zu der Bitte, man möchte den Rat ersuchen, auf irgend eine Weise die Möglichkeit zu schaffen, daß die Steuern des I. Vierteljahres nicht wie bisher erst im April, sondern schon eher erhoben würden. Wenn es nicht anders angängig sei, dann möchte man die Einschätzung des Jahres vorher für das 1. Quartal noch gelten lassen. — Dieser Antrag wird von seiten deS Kollegiums genügend unterstützt und ge langt einstimmig zur Annahme. Herr Grießbach regt sodann noch die Angelegen heit der Ersatzmänner für Ausschußmitglieder an, mit der Begründung, daß die Ausschüsse oft be schlußunfähig seien 1. durch das Ausscheiden mehrerer Mitglieder aus denselben und 2. wenn dieser oder jener durch Krankheit behindert sei. Herr Redslob kann jedoch die Notwendigkeit der Ersatzleute nicht einsehen aus dem Grunde, daß man, wenn die obengenannten Fälle eintreten sollten, jederzeit Ersatzwahlen aus der Mitte des Kollegiums vornehmen könne. Nach einigen weiteren diesbezügl. Erläuterungen zieht Herr Grießbach seinen Antrag zurück, womit die öffentliche Sitzung schließt und eine geheime Sitzung folgt. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 20. Januar. * — Eine rechte Winterlandschaft hat sich jetzt allenthalben entfaltet; auf den Wegen und Stegen hat sich die weiße Schneehülle ausgebreitet und das glitzernde kristallgleiche Himmelsgeschenk funkelt und leuchtet unter den Strahlen der Mittags- sonne wie Brillanten. Eine weite Einsamkeit, über die nur dann und wann ein krächzender Rabe da hinstreicht, aus der ab und zu das Läuten von harmonisch abgestimmten Schlittenglocken erklingt; aber ein Stück köstlicher Winter-Natur! Wer hinauskommt aus der vom Ofendunst erfüllten Stube, der merkt das wohltuende der freien Und frischen Winterluft, und das Schneebild schafft be ruhigende Stimmung für Kopf und Nerven. Er wird ja nicht von jedermann geliebt, der Spazier gang in den Schneewinter hinaus, aber er bleibt etwas Schönes für Auge und Gemüt. Roman tischer ist die Schlittenfahrt, aber eindrucksvoller bleibt der Weg auf Schusters Rappen. Und am schönsten ist's im schweigenden Walde, im Weben und Wiegen des schneebekleideten Nadelholzes; zwischen den dunklen Stämmen heraus schaut die winterliche Poesie, und eine große, starke Ruhe umfängt uns. Als ob es eine Wiederholung wäre vom Christabend! * — Asche streuen! Aus einer ganzen Reihe von Orten werden heute bedauerliche Unglücksfälle infolge Ausgleitens auf den glatten Trottoirs ge- gemeldet. Wir richten wiederholt die Mahnung an die Hausbesitzer bezw. Hausverwalter, das Aschestreuen nicht zu vergessen. * — Wohltätigkcits - Konzert. Der hiesige Zitherverein „Eintracht" beabsichtigt, wie man uns mitteilt, nächsten Sonntag, am 24. Januar, im Saale des Altstädter Schützenhauses ein Wohl tätigkeits-Konzert, dessen Reinertrag dem Schubert- stist zufließcn soll, zu veranstalten. Der gute Ruf, den genannter Verein schon seit Jahren genießt, und der edle Zweck des Konzertes lassen wünschen, daß der Besuch ein recht zahlreicher sein möge. * — Wie vo» der Gcwcrbckammer Chemnitz mitgeteilt wird, haben vor den von den Königlichen Kreishauptmannschaslen errichteten Meisterprüsungs- kommissionen von Anfang Oktober 1903 bis Ende 1903 die Meisterprüfung abgelegt und bestanden sieben Handwerker, darunter der Schmied Max Lindner in Kuhschnappel. Im Laufe des Jahres 1903 haben innerhalb des Bezirks der Gewerbe- .kammer Chemnitz den Meistertitel 48 Handwerker erworben; seit Anfang des Jahres 1902 insgesamt 83 Handwerker. * — Betrieb in den Eisenbahn-Werkstätten. Die von der Sächsischen Staatseisenbahn-Verwal- tung s. Zt. angeordnete Kürzung der Arbeitszeit in den staatlichen Lokomotiv- und Wagenreparatur- Werkstätten zu Chemnitz, Dresden, Leipzig, Zwickau usw. war bekanntlich eine Folge des empfindlichen Rückganges des Eisenbahnverkehrs in Sachsen. Nachdem nun seit einiger Zeit der fragliche Ver kehr sich wieder gehoben und durch stärkere In anspruchnahme der Betriebsmittel die Arbeits gelegenheit in den Eisenbahnwerkstätten sich wesent lich vermehrt hat, hat auch die Sächsische Staats- eisenbahn-Verwallung die erwähnte Beschränkung der Arbeitszeit jetzt wieder aufgehoben. * — Die Sächsische Staatsbahnverwaltung gewährt aus ihren Linien unter den üblichen Be dingungen für die Geflügel- und Kaninchenaus stellung in Oberlungwitz am 24. und 25. Januar und für die Kaninchenausstellung in Lichtenstein am 21. und 22. Februar frachtfreien Rücktransport der ausgestellten Tiere und sonstigen Gegenstände. * — Einreichung der Lohnnachwcisungen. Im Interesse der Mitglieder von Berussgenoffen- schäften sei daran erinnert, daß die nach tz 99 des Gewerbe-Unsallversicherungsgesetzes vorgeschriebenen Lohnnachweisungen für das Jahr 1903 jetzt an die Berufsgenoffenschaften einzureichen sind. Wer dieselben verspätet einreicht oder deren Abgabe über haupt unterläßt, kann mit einer Ordnungsstrafe bis zu 300 Mark belegt werden. Außerdem ist eine Reklamation gegen die Höhe der Feststellung der anrechnungsfähigen Lohnsumme und des dar nach berechneten Umlagebeitrages unzulässig. * — Ter Landesverband sächsischer Mieter- Vereine hat eine Petition ausgearbeitet, welche die einzelnen Vereine an die städtischen Kollegien richten sollen. Die Eingabe will 1. eine Reform der Grund steuer in dem Sinne, daß bei der Abschätzung und Erhebung der Steuer nicht mehr der Nutzwert (Mietwert, Ertragswert), sondern der gemeine Wert (Zeitwert, Verkaufswert) zu Grunde gelegt wird; 2. eine Steuer auf den unverdienten Wertzuwachs der Grundstücke einführen, eventuell die bestehende Besitzwechselabgabe von Grundstücken prozentual mit dem unverdienten Wertzuwachs steigen lassen. In einer ausführlichen Begründung ist darauf hin gewiesen, daß die jetzige Art der Steuererhebung keine höhere Belastung der schwächeren Schultern sei. Die Steuer nach dem gemeinen Wert sei be reits in über 80 preußischen Gemeinden eingeführt. * Dresden, 19. Jan. Der Kriminalpolizei gelang es nach langen Mühen, den berüchtigten Einbrecher festzunehmen, der seit Juni vorigen ß Jahres V in Wo z und in den rr hat. < in Neu Bisher worder * 1 Johan früher« schlüge Pank, ministe I vertret Leiche überfü * 1 / Leucht, ehefrar in L.-< ward und di Bewuf selbstm Famili * ! nachmi gute e> Mülle, Beschä wobei auf de Alter mit 3 * , messe ihr ni, nur ir käuser messe früher eingeh * ! ist in bruch scheine stube einen Geld, 100 j unsach hatte des 2 scheint die sil unberi aus L arbeit, herun fall h Hause: wohn! seiner nun i schäft betret, nachg, werd« * der 6 ein fl erhalt eintre * gegen Feuer teile Auric niedei Stad Schn Das gesan hatte * hiesig acht dann er in genoi * dem Perf, aus alle s wurl worc und dadu wäre von sucht 4 U! theke infol und sich nach Auß gebä lung das Geb und Tag flott Bro erin mit Sta Aue Bro
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