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15446 Börsenblatt f. d. Ltschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 288, 11 Dezember 1909. Welt die menschliche Vernunft zur Reife gebracht und der Freiheit die Wege geebnet haben, als die Verbündeten des französischen Volkes erachtet werden. Beschließen Sie eine erhabene und würdige Belohnung der Tugenden, der Talente und der Freiheitsliebe und proklamieren Sie die Wohltäter der Menschheit zu französischen Bürgern.« Hierauf las Chenier eine Liste von Kandidaten vor, und nach einer kurzen Diskussion schlug Guadet, der mit der Berichterstattung über den Gegenstand be auftragt worden war, ein Dekret vor, das am 26. August ge nehmigt wurde und den Titel »Französischer Bürger« folgenden Personen verlieh: v,-. Prietsley, Thomas Payne, Jeremias Bentham, W. Wilberforce, Thomas Clarkson, Jakob Mackintosh, David Williams, N. Gorani, Anarchis Cloots, Cornelius Pamo, Joachim Heinrich Campe, Johann Heinrich Pestalozzi, George Washington, James Madison, Friedrich Gottlieb Klopstock und Thaddäus Kosciusko. Daraufhin erhob sich Philippe Ruehl, Depu tierter des kirs-kbin, und schlug einen Nachtrag vor, wonach der Dichter Schiller der Liste beigefügt werden sollte. Dieser An trag wurde angenommen. Aber Schiller war noch nicht sehr be kannt in Frankreich, und da Ruehl seinen Namen auf Elsässer, bzw. auf deutsche Art aussprach, entstand eine große Kon fusion. Das »Journal ckss vebats st äss vsersts«, das da malige Amtsblatt, schrieb den Namen des neuen franzö sischen Bürgers so, wie es ihn gehört hatte, und druckte ihn »Giller«. In anderen Zeitungen wurde Schillers Name noch weiter verstümmelt. Im »Nonitsur« las man »Gilleers«, im »^.uckitsur« las man »Gisler«; der »l'dsrinoinöt.rs cku ^our« krau?ai8«, der »Schyler« druckte. Als es sich nun darum handelte, die Ernennungsurkunde den neuen Bürgern zuzustellen, erlitt »Giller« noch eine weitere Metamorphose: der Minister des Innern Roland de la Platisre ließ das Dekret an den »deutschen Journalisten Gille« schicken. Am 10. Oktober 1792 wurde es ab geschickt. Aber das Schreiben brauchte, wie Charles Schmidt ver sichert, 6 Jahre, bis es in die Hände Schillers gelangte. Sine Ausstellung in Leipzig? — Die »Leipziger Neuesten Nachrichten« teilen folgendes mit: Das Projekt einer Leipziger Ausstellung 1915 beschäftigte dieser Tage eine Versammlung des Vereins selbständiger Leipziger Kaufleute und Fabrikanten zur Wahrung berechtigter Interessen. Der Verein verfolgt seit längerer Zeit das Projekt, eine Ausstellung zu ver anstalten. Man hat zu diesem Zwecke eine Kommission gewählt, die sich, wie der Vorsitzende des Vereins, Herr Stadtverordneter Heinze, mitteilte, bereits in mehreren Sitzungen mit dieser An gelegenheit beschäftigt hatte. Es war anfangs Meinung dafür vorhanden, daß man die Ausstellung im Jahre 1913 veranstalten könne. Aus verschiedenen Gründen, die insbesondere auf die vielen in das Jahr 1913 fallenden Veranstaltungen zurückzuführen seien, hätte man dann das Jahr 1915 als Ausstellungsjahr in Aussicht, genommen. Die Kommission solle nur ein Aktionskomitee sein. Auch mit der Platzfrage hatte man sich in den Vorbera tungen der Kommission schon beschäftigt. Man sei sich darin einig geworden, daß die Lindenauer Wiesen den geeigneten Platz für eine solche Ausstellung bieten würden. Die Kommission stehe nunmehr an dem Punkt ihrer Vorarbeiten, wo es notwendig werde, Geldausgaben zu machen. Zu diesem Zwecke solle der Verein ein Berechnungsgeld von 1000 Mark bewilligen. Nach dem von anderer Seite noch hervorgehoben wurde, daß natürlich der Verei ^ durch ihn die Kommission nur die Anregung zu d"" : . ,iellung geben sollten, daß sich dann noch andere maß gebende Faktoren mit der Frage weiter beschäftigen würden, * Universität Leipzig. — Im laufenden Wintersemester 1909/10 sind an der Universität Leipzig 4761 Studierende imma trikuliert (darunter 69 Frauen). Weitere 869 Personen (darunter 114 Frauen) haben als Hörer die Erlaubnis zum Besuch der Vor lesungen erhalten. Die Gesamtzahl der Besucher ist also 6630. Von den immatrikulierten Studenten entfallen auf die theologische Fakultät 347, auf die juristische 899, auf die medizinische Fakultät 632, wozu noch 114 Studierende der Zahnheilkunde zu rechnen sind. Von den 2769 Angehörigen der philosophischen Fakultät studieren 166 Pharmazie, 422 Naturwissenschaften, 367 Philosophie, 167 Pädagogik, 638 Philologie, 401 neuere Sprachen, 239 Mathe matik, 300 Landwirtschaft und 169 Kameralia. * Me»e Bücher, «ataloge «s». für BschhSudLerr 6. m. b. 8. in Köln a/Kd.: Personalnachrichte». » «estorbcn: am 8. Dezember nach mehrwöchiger Krankheit der Verlags buchhändler Herr Gustav Mode in Berlin, Inhaber der angesehenen dortigen Firmen Friedberg L Mode (gegründet 1810) und S. Mode's Verlag (gegründet 1820). Der Verstorbene war am 15. August 1867 seinem Vater Simon Mode im Alleinbesitz von dessen Firma S. Mode's Verlag gefolgt, nachdem er schon seit 15. September 1862 Bevollmächtigter des väterlichen Geschäfts, auch von dessen lebhaftem Sortiments- und Antiquariatsbetriebe (in der Poststraße, im Zentrum von Berlin) gewesen war. Er hat dem Verlage sogleich bei der Übernahme die Verlage von E. Deckmann in Leipzig und Jansen L Co. in Weimar durch Ankauf angegliedert und ihn im Laufe der Jahre nach vielen Richtungen hin erweitert. Bekannt ist die von ihm geschaffene und zu beträchtlichem Umfange geförderte Operntext- Bibliothek, die seinen Namen trägt. Am 1. Juli 1876 vereinigte er sich mit seinem Schwager Max Friedberg zum Betriebe der Ver lagsfirma Friedberg L Mode, zu deren Bestände er die Verlage Gebr. Scherk in Berlin, den Schul- und Lehrbücherverlag von Ernst Fleischer in Leipzig und den Buchverlag der Schlesinger- schen Buch- und Musikalienhandlung in Berlin erwarb. Auch dieser zweite Verlagsbetrieb wurde mit Sorgfalt gepflegt und be deutend erweitert. Erwähnt seien hier die umfangreichen Samm lungen: Oolleetion -'risckbsr^ L Lloäs : »'l'dsLtrs t'ran^ais« und krisck bsr^ L Noäs's dollsetion »?ds LoAli8d 'I'ksatrs«, ferner »kibliortisyns kranyai86« und »Kn«;li8d autdor8«. Hierzu kam am 25. Mai 1886 der Erwerb des Verlags von Eduard Loll's Nachfolger in Elber feld, der dem Verlag viele gangbare Werke, insbesondere die Sammlung literarischer Meisterwerke »Museum« hinzubrachte. Am 1. Juli 1899 ging auch die Firma Friedberg L Mode in den alleinigen Besitz von Gustav Mode über. In dem Verstorbenen ist ein ungewöhnlich rühriger, ge schickter und erfolgreicher Verleger aus dem Kreise der Kollegen geschieden. Er war eins der ältesten Mitglieder der Korporation der Berliner Buchhändler. Ein ehrendes Andenken ist dem tätigen Manne gesichert. * Hermann Kaulbach -s-. — Am 8. Dezember ist in München der hervorragende Maler Professor Hermann Kaulbach gestorben. Er war am 26. Juli 1846 in München ge boren, ein Sohn des berühmten Wilhelm von Kaulbach, von dessen großer künstlerischer Begabung ein reiches Erbteil auf ihn übergegangen war. Er Pflegte mit Vorliebe das historische Genre und wußte in vornehmer Ausdrucksweise seine Stoffe mit malerischem Reiz zu geben. Auch als Bildnismaler, ins besondere von Kinderbildnissen hat er sich als Meister bewährt. Von seinen Schöpfungen seien hier angeführt: »Ludwig XI. und sein Barbier Olivier le Dain im Gefängnis zu Peronne« — »Kinderbeichte« — »Kirchenszene« — Hänsel und Gretcl bei der Hexe« (in Riga) — »Mozarts letzte Tage« (in Wien) — »Zechende Johanniter« — »Sebastian Bach bei Friedrich dem Großen« — »Unsterblichkeit« (München, Pinakothek), — »Voltaire als Paris« — »Der Turmfalke« — »Lucrezia Borgia tanzt vor ihrem Vater« — »Krönung der heiligen Elisa beth durch Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen« (in Wiesbaden) — »Opferkerzen« — »Das Ende vom Lied« — »An der Grab stätte des Freundes« (in München) — »Maria auf der Flucht nach Ägypten« — »Zwischen zwei Welten« — »Verwaiste Herzen«.