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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190401175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19040117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19040117
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-01
- Tag 1904-01-17
-
Monat
1904-01
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.01.1904
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Crimmitschau. Die erste Abrechnung der Beii räge, die für die hiesigen Au«ständtgen geflossen sind, gibt jetzt der in Chemnitz erscheinende „Textilarbeiter". Die Abrechnung bezieht sich auf die Zeit vom 21. August — dem Tage, an dem die Arbeiter entlassen wurden — bi» 30. September einschließlich. Nach dieser Abrechnung find geflossen ,,au» den Lokalkaffen der Ortrverwalt- ungen" 4006 Mk., an „freiwilligen Beiträgen auf Listen und Extrabeilrägen" 25672,24 Mk., von „Gewerkschaftskartellen* 36250,56Mk., von„Gewerk- fchaften" 18 147,12 Mk., von „Zeitungs-Expeditionen und sonstige Eingänge" 3986,66 Mk.; da« sind zu sammen 87 961,58 Mk. Die Gewerkschaftskartelle haben sich auch hier wieder als die leistungsfähigste Organisation erwiesen. Da« Ausland ist in dieser ersten Abrechnung noch nicht vertreten. Wer für dieselbe verantwortlich ist, ist nicht näher angegeben. Die einlaufenden Summen hindern freilich nicht, daß die Zahl der Arbeitswilligen weiter wächst. Es wird aber auch für die Fabrikanten hohe Zeit, daß der Au«stand beendet, respektive der Betrieb wieder in größerem Umfang ausgenommen wird, denn die Unterstützung, welche ihnen rui den Kreisen der deutschen Industrie in so reichem Maße zuteil wird, genügt für sich allein nicht, das Crimmitschauer Texttlgewerbe über Wasser zu halten. Wenn der Vereintzsüddeutscher Trikotfabrikanten auf kontrakt liche Lieferung der Fabrikate dringt und in München- Gladbach der Anfang mit der Errichtung von Spinnereien Crimmitschauer Spezialitäten gemacht wird, so bleibt die Existenz der Crimmitschauer Textil industrie nach wie vor bedroht. In dieser Beziehung findet sich im „Lcipz. Tagebl." folgende« offene Wort: Die Konkurrenten von Crimmitschau werden gewiß gern Geld aufbringen, denn sie verdienen durch den Streik und kommen in die geschäftlichen Verbindungen, die Crimmitschau früher hatte, andere werden ohne selbstsüchtige Motive ihr Schelflein bet- steuern, allein auch damit ist nicht geholfen. Wenn die Industriellen, Konkurrenten und Abnehmer den Crimmitschauern nicht die spätere Erneuerung der Geschäftsverbindungen offenhalten, nützen alle Samm lungen nicht«, denn zu Pensionären der deutschen Industrie werden die Crimmitschauer nicht werden wollen. Einzig und allein kann hier eine Beschränk ung in der Verwendung Crimmitschauer Stoffe und Garne helfen, die nach Beendigung de« Streik« von selbst aufhört. Da« ist wahrer Korpsgeist. Crimmitschau, 15. Jan. Gestern hatte dar hiesige Schöffengericht wiederum eine größere Zahl von Ausschreitungen gegen Arbeitswillige abzuurtetlen. In vielen der anfangs der Sitzungsperiode gefällten Urteile wurde auf Geld- event. Freiheitsstrafe er kannt; nach Ansicht des AmtSanwalt« sind die Fälle aber derart, daß im großen und ganzen nur noch Freiheitsstrafe in Frage kommt. So wurden ver urteilt: wegen Beleidigung de« Stadtrats und der Polizeiorgane der Weber M. H. Schiller (Vorsitzender der Filiale Crimmitschau des Deutschen Täxtilarbeiter- verbande«) zu zehn Tagen Gefängnis; wegen Be leidigung von Arbeitswilligen der Weber K. H. Wetlwer zu 14 Tagen und der Weber M. W. Apitz zu vier Tagen Gesängni«. Auch ein Reichstagsabgeordneter, der sozial demokratische Vertreter der Wahlkreise« Stollberg- Schneeberg, Goldstein, ist mit den Crimmitschauer Gerichten in Konflikt gekommen. Wie au« Berlin gemeldet wird, ist dem Reichstage nämlich ein schleuniger Antrag Auer und Genossen zugegangen auf Einstellung des gegen den Abgeordneten Gold stein beim Amtsgericht Crimmitschau wegen Beleidig ung de« Geschäftsführers Fritz Schumann in Crim mitschau schwebenden Strafverfahren« während der Dauer der gegenwärtigen Session. Hohenstein-Ernstthaler Baugewerke und der Sächsische Landtag. Unter obiger Spitzmarke geht uns unter Bezug nahme auf unsere gestrige Mitteilung von be freundeter hiesiger Seite ein authentischer Abschnitt des Berichts der Kammersitzung vom 14. Januar cr. zu, welcher unseren städtischen Baugewerken aus führlich Aufschluß darüber gibt, warum sie bei Vergebung der Bauarbeiten des neuen Amtsge- richlsgebäudes nicht in erster Linie berücksichtigt werden konnten. — Wir lassen den interessanten Abschnitt des betr. Sitzungsberichts im Wortlaute folgen: Abgeordneter Rittberger: „Meine Herren! Leider muß ich mich in meinen Ausführungen auf gleicher Bahn bewegen wie mein Herr Vorredner Kollege Teichmann. In der Sitzung vom 14. April 1902 der II. Kammer habe ich, gelegentlich der Bewilligung der 1. Rate von 200 000 Mark zum Bau eines Gerichts- und Gefangenhauses in Hohen stein-Ernstthal, die König!. Staatsregierung ge beten, daß beim Bau desselben ja die einheimischen Baugewerke und Handwerker berücksichtigt werden möchten. Zu meiner Verwunderung wird mir nun von Hohenstein-Ernstthal mitgeteilt, daß — und man ist nicht etwa erbaut darüber — sogar der Bau selbst an einen auswärtigen Baumeister ver geben worden ist (Hört! Hört!) trotz der Tatsache, daß Hohenstein-Ernstthal sehr wohl auch geeignete Kräfte hierzu zur Verfügung stellen kann. Deshalb möchte ich auch nochmals Veranlassung nehmen, meine Bitte von damals zu wiederholen, damit wenigstens die anderen Handwerker nicht auch noch das Nachsehen haben!" Darauf antwortete der Herr Geh. Rat Jahn (Justiz-Ministerium) wie folgt: „Die Staatsregie rung befindet sich vollständig in Uebereinstimmung mit den Wünschen, die von dem Herrn Abg. Dr. Vogel, von den Herren Abgg. Rittberger und Teich mann ausgesprochen worden sind dahin, daß doch bei Bauten in erster Linie die einheimischen Ge werken berücksichtigt werden möchten. Die Land baubeamten haben auch in dieser Beziehung bereits Anweisung erhalten, und ich kann versichern, daß demgemäß verfahren wird. Daß freilich nicht immer nur einheimische Gewerken zur Ausführung von Bauten verwendet werden können, hat mannigfache Gründe. Wenn ich exemplifizieren will auf den Bau von Hohenstein-Ernstthal, den besonders der Hr. Abg. Rittberger erwähnt hat, so ist allerdings richtig, daß nur ein kleiner Teil der Ausführungs arbeiten Hohensteiner Gewerken übertragen werden konnte. Der Grund davon liegt aber darin, daß teils für einzelne Ausführungsarbeiten bei der öffentlichen Ausschreibung Hohensteiner Gewerken sich überhaupt nicht gemeldet hatten, daß also die Baubehörden genötigt waren, Gewerken aus anderen Städten diese Arbeiten zu übertragen. Anderseits liegt der Grund darin, daß die Preise, die von den Hohensteiner Gewerken gefordert wurden, viel zu hoch waren, und daß, wenn wir die Arbeiten diesen Gewerken übertragen hätten, eine wesentliche Ueberschreitung der Bausumme eingetreten wäre. Ein weiterer Grund lag darin, daß für die Maurer arbeiten nur ein Gewerke aus Hohenstein sich be worben hatte, der nicht geprüfter Baumeister war. Die Baubehörden sehen allerdings darauf, daß wir nur geprüften Baumeistern die Ausführungsarbeiten übertragen, weil wir nur bei diesen die Gewähr haben, daß die Bauten ordnungsgemäß aus- geführi werden. (Bravo!) Anderseits kommen in Frage Spezialarbeiten, wie Eisenlieferungen rc., Granitarbeiten, die von den Gewerken an Ort und Stelle überhaupt nicht ausgeführt werden können, und es sind deshalb die Bauleitungen genötigt, sich an andere Gewerken zu wenden. Die Ver sicherung kann ich aber geben: wo es möglich ist, geschieht es, und soweit es in unseren Kräften steht, wird immer darauf hingewirkt, daß nur den Ge werken, die an Ort und Sitz des Baues sich be finden, die Ausführungsarbeiten übertragen werden, soweit nicht Gründe vorliegen, die dieser Ueber- tragung tatsächlich entgegenstehen." W U Wir ersehen aus vorstehenden Ausführungen, daß unser Abgeordneter Herr Rittberger mannhaft für unsere Gewerken eingetreten, daß er aber selbst redend nicht wett machen konnte, was unsere Hand werker in bezug auf öffentliche Verdingung oder in bezug auf zu hohe Berechnung ihrer Anschläge versahen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 16. Januar. *—Die Bockbiersaison hat begonnen. Wenn man jetzt unseren „Anzeiger" zur Hand nimmt und in den Anzeigenteil hineinguckt, bemerkt man eine größere Anzahl der lieblichen kleinen Böcklein, die entweder ihre Vorderpfötchen graziös auf ein Bierfaß stützen, welches zum Springquell edlen Gerstensaftes geworden ist, oder auch aus einem Bierglase emporsteigen, schaumgeboren wie Frau Venus, deren Kultus zwar weit älter und klassischer ist, aber ihre Anhänger kaum mehr in begeisterten Rausch und Taumel setzte, als derjenige des Bocks die Verehrer der dunklen Quelle. Das Haupt be deckt mit der bunten Mütze, sitzen sie da, dem Bock ein Trankopfer nach dem andern darbringend, dazu liebliche Gesänge anstimmend, die den Neid einer den Kriegspfad betretenden Jndianerhorde erregen könnten, und allmählich so alles Harms vergessend, daß das Gefühl der „Wurschtigkeit" sich in der Vertilgung ungeahnter Massen scharf gewürzter Bockwürste betätigt und eine allgemeine Freundschasl und Verbrüderung das Beisammensein harmonisch abschließt. Allerhand Geschichtchen werden erzählt, wie der Name Bockbier entstanden ist, und was der Bock dabei zu tun habe; denn daß kein richtiger Bock irgend welche Ingredienzien dazu liefert, ist ja bekannt. Die glaubhafteste Erzählung über die Entstehung des Namens „Bockbier" ist folgende: In alten Zeiten wetteten zwei Ritter, ein Braun schweiger und ein Münchner, welches Bier das stärkste sei. Der erstere vertrat seine Braunschweiger Mumme, der Bayer dagegen hielt sein extra ge brautes Winterbier für das stärkste. Die Wette konnte nur dadurch ausgetragen werden, daß jeder das Bier des andern trank, natürlich nach echter Ritterweise in gewaltigen Zügen. Und obwohl des Trinkens sonst gewöhnt, neigte der Braunschweiger ob der seltenen Schwere zuerst das Haupt und sank vom Stuhle. Da kam zufällig ein Böcklein her- zugelaufen. „Dich hat wohl der Bock gestoßen?" höhnte der Bayer und hatte die Wette gewonnen. Der Name Bockbier aber hat sich seitdem überall verbreitet, und der „Bock" hat seit dieser Zeit schon manchen gestoßen. *— Einen überaus zahlreichen Besuch hatte der gestrige Vortragsabend des Kaufmännischen Vereins im Altstädter Schützenhause gefunden. Nachdem der stellvertretende Vorsitzende die Er schienenen mit herzlichen Worten willkommen ge heißen und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der Abend einen für alle Teile befriedigenden Ver lauf nehmen möge, erteilte er Herrn Stadtbau meister Matzinger das Wort zu seinem interessanten Vortrage „Eine Wanderung durch das Elb- und Moldautal und das hunderttürmige Prag". Nach kurzen, einleitenden Worten führte Herr Matzinger den Anwesenden zunächst Bilder aus der engeren Heimat vor Augen und zeigte damit, daß auch unsere nächste Umgebung an Naturschönheiten äußerst reich ist. Wir müssen übrigens gleich zu Anfang hervorheben, daß die Lichtbilder an Na türlichkeit und Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen. Bei seinem eigentlichen Thema angelangt, eine Wanderung durch das Elbthal, versetzte Herr Matzinger die Anwesenden durch Worte und Bilder in die Hauptstadt unseres engeren Vaterlandes. Die schönsten Stellen Dresdens erschiene» vor dem Auge des Beschauers und ließen ihn im Geiste sowohl durch die Bauwerke der neueren Zeit als auch derjenigen aus früheren Jahrhunderten streifen. Kirch n, Brücken, Straßen und Plätze wechselten in bunter Reihenfolge ab und weckten bei manchem der Anwesenden alte, traute Erinnerungen. Bei der Frauenkirche verweilte der Vortragende eine kurze Weile und schilderte, der Sage nach, das Entstehen dieses herrlichen Gotteshauses, bei dessen Bau der Schöpfer desselben den Tod durch einen Sturz vom Gerüste fand. Im weiteren Verlaufe des Vortrages ging es im Geiste den Elbstrom hinauf zur sächsischen Schweiz und dann weiter bis Prag, der goldenen Stadt, von der Alexander Humboldt, der geistreiche Gelehrte, in seinen Werken des LobeS voll ist. Interesse erweckten besonders die Schilderungen der historisch hervor ragenden Plätze und Bauwerke dieser hundert türmigen Stadt aus der Glanzzeit des böhmischen Reiches (unter Karl IV.), sowie die prächtigen Kirchen, das altertümliche Rathaus mit der astro nomischen Uhr und das denkwürdige, noch in dem früheren Zustande erhaltene Zimmer, aus dessen Fenstern die drei Ratsherren gestürzt wurden, welche Gewalttat den unseligen 30jährigen Krieg nach sich zog. Und so ging die Wanderung fort bis in die ärmsten Viertel der Stadt und dem bekannten Judenviertel, um dann nach einer kurzen Streifpartie die Moldau hinunter zu enden. Stür mischer Beifall am Schluffe der Ausführungen des Herrn Stadtbaumeisters zeigte, daß dieser Abend bei allen Anwesenden das größte Interesse erweckt hatte, und auch wir schließen uns dem Schlußwort des stellvertretenden Vorsitzenden des kaufmännischen Vereins, daß Herr Matzinger recht oft noch Ver anlassung zu einem ähnlichen Vortrag nehmen möge, gern an. — Der Wirt des Schützenhauses, Herr Schmidt, hatte sich auch gestern abend wieder eine Ueberraschung vorbehalten. Plötzlich erstrahlte nämlich im prächtigsten elektrischen Lichte das über der Bühne angebrachte, mit vielen kleinen, bunten Lämpchen besetzte Stadtwappen. Die Bewunderung war eine allgemeine. * — An Stelle des freiwillig aus dem Amte ausgeschiedenen Herrn Lokalrichters Thiele ist der Handelsmann Herr Friedrich Wilhelm Küchler als Lokalrichter für Hohenstein - Ernstthal (Neustadt) von dem hiesigen König!. Amtsgerichte in Pflicht genommen worden. * — Sinnlos betrunken, mit dem Gesicht nach unten liegend, wurde gestern abend ein Hand arbeiter auf der fiskalischen Straße in der Nähe der Ziegelei aufgefunden. Derselbe wurde nach der Bezirkswache gebracht und, nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hatte, von dort wieder ent lassen. * — Einen öffentlichen Maskenball wird dieses Jahr auch der Wirt des Gasthauses „Zur Zeche", Herr Oswald Anke, veranstalten, und zwar Donnerstag, den 4. Februar. * — Der junge Falb, der an Stelle seines Vaters getreten ist, hat mit seinen ersten Wetter vorhersagen kein Glück gehabt. Nach ihm sollten die ersten zwölf Tage gelinde und feucht sein und von da an einige Tage Kälte cintreten. Es herrschte jedoch die ersten elf Tage ziemliche Kälte und dann hat heftiger Südwestwind Tauwetter und Regen gebracht. Also gerade das Gegenteil! * — Ein neuer Wcttcrmachcr. Der Zittauer Johannistürmer läßt dem dortigen Amtsblatt folgende Wetterprognosen für 1904 zugehen: Januar: Trübe, Wind, zweite Hälfte Schnee. Februar: Kalt und Schnee. Mürz: Sehr trübe, trocken. April: Kalt und Wind. Mai: Schön. Juni: Schön. Juli: Schön. August: Trübe und Wind. September: Schön und windig. Oktober: Veränderlich. November: Viel Wind, trübe. De zember: Viel Wind, sonst schön. (Das dürfte stimmen und zwar nicht bloß für 1904!) * — Tic amerikanischen Aepfclin Hamburg. Der „Praktische Ratgeber" bringt in seiner neuesten Nummer eine mit Bildern geschmückte Abhandlung über die letzte große Aepfel-Auktion in Hamburg. Es sind an einem Tage 43 Tausend Faß ameri kanischer Aepfel in Hamburg versteigert worden. Davon enthielten nahezu 32 Tausend Faß die Sorte Baldwinapfel. Von den übrigen 11 Tausend Faß waren je 2000 Faß Port Imperial und Northern Spy. und 7000 Faß verteilen sich auf etwa 60 verschiedene Apfelsorten. Der Preis für Baldwinapfel schwankte zwischen Mk. 6.50 bis Mk. 17.75 für das Faß von 115—120 Pfund netto. — Der „Praktische Ratgeber" kommt am Schluß seiner sehr eingehenden Schilderungen über diese Auktion zu dem Ergebnis, daß die deutschen Obstzüchter mit wesentlich höheren Preisen nicht rechnen dürfen, dann aber k-ine Veranlassung haben, das amerikanische Obst zu fürchten. Die Haupt sache sei, Ware schaffen. Daran fehlt es vor allen Dingen. — Die Nummer mit dem betreffenden Artikel wird vom Geschästsamt des Praktischen Ratgebers in Frankfurt a. Oder auf Verlangen kostenlos zugesandt. * Oberlungwitz, 16. Jan. Der Gemeinde- amtsregistralor Herr Albert Moritz Andreas ist als zweiter stellvertretender Standesbeamter für den Standesamtsbezirk Oberlungwitz bestellt und ver pflichtet morden. Gersdorf. Morgen Sonntag und Montag findet im Gasthaus „zur Krone" hierselbst Bock bier-Ausschank statt. Dem rührigen Wirt Herrn Eckard, ist es gelungen, die Theater-Varielö-Truppe Aug. Schmidt für diese beiden Tage zu gewinnen. Der Eintrittspreis ist sehr gering bemessen, er be trägt nur 30 Pfg. Das Gasthaus „zur Krone" ist Haltestelle der Omnibuslinie. Wir können einen Besuch warm empfehlen. * Zwickau, 15. Jan. Im Kreiskrankenstift starb gestern an den Folgen einer Operation der Sticker Paul Kolbe aus Hundshübel. Er hatte ein künstliches Gebiß verschluckt, das auf operativem Wege entfernt worden ist. * Plauen i. V, 15. Januar. Eine seltsame Ueberraschung wurde gestern nachmittag den An gehörigen eines Eisenwarenhändlers in der Johann- straße hier bereitet. Die Leute befanden sich zu dieser Zeit in ihrer neben dem Laden gelegenen Wohnstube, als auf einmal im Verkaufsraum ein gewaltiges Lärmen und Gepolter anhub. Nicht wenig erstaunt, hielt man Umschau nach der Ur sache des Rumors, flüchtete jedoch beim Betreten des Ladens erschrocken nach der Wohnstube zurück, denn dort hatte sich ein gehörnter Gast eingesunden. Eine scheugewordene Kuh, die ihrem Führer ent sprungen, war nach dem Ausstößen der nicht ganz geschlossen gewesenen Ladentür in den Laden ein- gedrungen und dort, da sie nicht weiter konnte, im tollen Jagen umhergelaufen, alles, was nicht niet- und nagelfest war, umreißend. Glücklicher weise gelang es dem hinzukommenden Fleischer burschen, alsbald Herr des auf Abwege geratenen Wiederkäuers zu werden und ihn aus dem Laden zu bringen, worauf das Tier seinem Ziele zugesührt werden konnte. * Eibenstock, 14. Jan. Am 3. und 11. Januar erkrankte nach dem an diesen Tagen eingenommenen Frühstück heftig unter Zeichen stattgefundener Ver giftung der Glasmachermeister Beetz in EarlSseld. Wegen dringenden Verdachts, der Urheber dieser Vergiftung zu sein, wurde ein Glasmacher R. ver haftet und an das hiesige Amtsgericht abgeliefert. Man hatte bei ihm noch Spuren von Arsenik in den Taschen gefunden. * Dresden, 15. Jan. Der Besuch des Kaiser- Franz Joseph beim König von Sachsen wird, wie die „Dresdn. Neuest. Nachr." mitteilen, im März ds. I. stattfinden. — Den Offizieren der hiesigen Garnison wurde verboten, der Aufführung von Beyerleins „Zapfenstreich", der morgen zum ersten Male im Residenztheater in Szene geht, in Uniform beizuwohnen. * Dresden, 15. Jan. Ein gefährlicher Brand entstand heute vormittag in den Räumen des be kannten Etablissements „Pariser Garten" in der Großen Meißner Straße. Der Zugwind hatte eine Tierportiöre an eine Gasflamme getrieben, wodurch der Stoff in Brand geriet. Da gegen wärtig das Lokal mit Reisig- und Leinwanddeko ration versehen ist, griffen die Flammen mit großer Schnelligkeit um sich und vernichteten unter be deutender Hitzeentwicklung sämtliche Dekorationen. Alle Fenster-, Tür- und Spiegelscheiben wurden zersprengt, das Mobiliar vernichtet. Der Schaden ist sehr groß. * Leipzig, 15. Jan. Eine heute abgehaltene Arbeitslosenoersammlung, an der über 2000 Per sonen teilnahmen, beschloß, den Stadtrat zu er suchen, weitere Notstandsarbeiten in Angriff zu nehmen bei angemessener Bezahlung, die mindestens den ortsüblichen Tagelohn erreiche. * Oederan, 14? Jan. Seit gestern ist von hier der Untersuchungsgefangene Hermann Klesing aus Duisburg flüchtig geworden. Derselbe war im Amtsgerichtsgefängnis untergebracht und floh, als er im Hofe beschäftigt war. * Pirna, 16. Jan. Bei der vielbesprochenen Ehebruchsaffäre handelt es sich um die Gattin des Oberleutnants Krohn, die der Offizier aus Neigung seinerzeit geheiratet hatte. Sie ist die Tochter des Direktors einer sächsischen Heilanstalt. — Der Vogtl. Anz. berichtet über die Aufsehen erregende Angelegenheit noch folgendes: Die Beziehungen der in Frage kommenden Frau zu Offizieren gehen bis in den vorigen Sommer zurück. Der betrogene Ehegatte wußte jedoch nichts davon, bis er nach Weihnachten nach Beendigung seines Urlaubs darauf aufmerksam gemacht wurde. Seine sofort ange- stellten Recherchen ergaben die Wahrheit der ihm gewordenen Mitteilungen und es folgten nunmehr in drei Fällen Forderungen von Kameraden, die sämtlich verletzt wurden. Die Frau des beleidigten Offiziers ist zu ihren Verwandten nach Berlin ge bracht worden. Der betrogene Ehegatte erfreut sich weitestgehender Sympathie, ist als außerordent lich tüchtiger Offizier bekannt und hat bis zur Stunde treu und gewissenhaft trotz aller Auf regungen und Beschwerden seinen Dienst verrichtet. Der Ehe ist ein Kind entsprossen. Die Scheidungs klage ist bereits eingereichl. * Seußlitz bei Großenhain, 15. Jan. Gestern abend ^9 Uhr brach in der Scheune des hiesigen Gasthofs Feuer aus. Bei dem herrschenden Sturme gingen bald die Flammen auf das Saal- und Gasthofsgebäude über und äscherten dieses, sowie die Scheune bis aus die Umfassungsmauern ein. Bis zur Ziegelei Neuseußlitz stoben die Funken. Auch fing das Holz auf der Heinrichsburg Feuer, das aber bald gelöscht wurde. Ein Teil des Mobiliars rc. konnte gerettet werden; es ist aber auch sehr viel verbrannt. Die Entstehungsursache ist bis jetzt nicht bekannt. Gerichtssaal. 8 Chemnitz. Wie stark der Aberglaube noch im Volke steckt, und wie leicht e« Leuten gemacht wird, diejenigen zu betören und zu betrügen, die „nicht alle werden", dafür bot eine Verhandlung vor der 3. Strafkammer de« hiesigen Landgericht« wieder einen Bewei«. Wegen Betrugs hatte sich der in Jöhstadt geborene Siebmacher und Topfein- stricker Bernhard Franz Rockstroh, ein schon achtzehn- mal vorbestrafter Mensch, zu verantworten. Der Anklage lagen drei Fälle zugrunde, in denen er sich bei an Rheumatismus bez. an Krämpfen leidenden Frauen im benachbarten Burkhardtsdorf al« der „bekannte Rein«dorfer Slreichmann" vorstellle und ihnen gegen ein Honorar von je einer Mark Heilung von ihren Leiden versprach. Unter allerlei Hoku«. poku«, verbrämt mit religiösen Reden, bestrich er den Körper und befahl den Frauen, einen mit Kreuzeln versehenen Zettel 11 bi« 19 Tage auf den Leib zu binden, dann sollten sie ihn in der letzten Nacht zum Fenster hinauswcrsen! Und solchem blühenden Blödsinn fielen drei Frauen zum Opfer, aus deren Geld er der Angeklagte abgesehen hatte. Ihn traf eine exemplarische Strafe. Mit Rücksicht auf sein reichhaltiger Strafregister erkannte da« Gericht auf zwei Jahre sech« Monate Zuchthau« und fünfjährigen Ehrenrechl«oerlust. 8 Rom, 16. Jun. Im Prozeß Bettolo-Ferri wurde Ferri wegen fortgesetzter Verleumdung de- Mnrineministers zu 14 Monaten Gefängnis und 1000 Lire Geldstrafe verurteilt. Kleine Chronik. * Der frühere langjährige ReichSgerichtS- Präsident Wirklicher Geheimer Rat Dr. v. Oehl schläger ist am Donnerstag abend in Eharlstlenburg bei Berlin gestorben. Ihm ist kein freundlicher Lebensabend beschicken gewesen. Im November vorigen JahreS erst war er von seinem Amte zu rückgetreten und schon jetzt hat er die Augen für
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