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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190401104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19040110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19040110
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-01
- Tag 1904-01-10
-
Monat
1904-01
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.01.1904
- Autor
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erklärte, es sei ein Individuum gegen Mitternacht plötzlich in der Heizkammer erschienen und hätte ihn und seinen Kameraden um die Erlaubnis gebeten, sich an dem glühenden Herde wärmen zu können. Man habe ihm da» erlaubt, aber der Fremde habe sich, al« ihn die Arbeiter gegen morgen zum Weg gehen aufforderten, um keine Vorwürfe von ihren Vorgesetzten zu erhalten, geweigert, da« Lokal zu verlaffen. Darauf wäre e« zu einer Rauferei ge kommen, in deren Verlaufe der Unbekannte einen Revolver auf die Arbeiter abgefeuert hätte. Diese hätten dann mit Eisenstangen auf ihn lo«geschlagen, bi» er kein Lebenszeichen mehr von sich gab und dann, al« sie sahen, daß er tot war, ihn in den Ofen geworfen. Der andere Arbeiter, Courttne, ein bi«her unbescholtener Mann, erklärte dagegen, er habe Colombel, mit dem Fremden zusammen ge troffen, der ihm al« Freund seine« Kameraden vor gestellt wurde. Er wisse nicht mehr, wie die Schlägerei angefangen habe, und erinnere sich nur noch, daß sie beide, al« Ker Fremde sich nicht mehr rührte, feinen Leichnam auf irgend eine Weise verstecken wollten und ihn deshalb in die Oeffnung hinein zwängten. Die Ermittelung de« Leichnam« förderte eine neue Ueberraschung zu Tage. Es wurde in ihm nämlich ein gewisser Löon Bauquelin agnosziert, ein Mann, der durchaus kein Landstreicher war, sondern von einer Rente, die auf ungefähr 2000 Frc«. geschätzt wurde, im Orte Plant-Champigny lebte, da er wegen eine« Herzleiden« nicht recht arbeitsfähig war. Man muß deshalb annehmen, daß er von Colombel in die Fabrik gelockt worden war, um ausgeraubt zu werden. * Unsinnige Wette». Vor einiger Zeit kamen mehrere junge Männer in Bärwalde in Ost preußen auf den unseligen Gedanken, zu erproben, wie lange man auf dem Kopfe stehen könne. Einer erklärte sich bereit, eine halbe Stunde lang diese Stellung einzunehmen, und schloß eine Wette ab. Auf die Arme gestützt und die Beine an eine Wand gelehnt, vermochte er sich wirklich eine halbe Stunde lang in dieser Lage zu halten. Bald daraus wurde er ohnmächtig und al« er erwachte, verfiel er in Tobsucht. Die Zwangsjacke in der Anstalt war für ihn nicht stark genug. Aussicht auf Heil ung ist nicht vorhanden. — Zu einer unsinnigen Wette kam e« auch im Gasthaus „Zum Hufeisen" in dem gothaischen Dorfe Eischleben zwischen den Land wirten Radi« und Müller. Es galt, sage und schreibe: um zwei Glas Bier, wenn Radi« in seiner hohlen Hand zweimal für je fünf Pfennig Rum abbrenne. Der Unverständige tat die» wirklich, in dem er die Schmerzen verbiß und sich furchtbare Brandwunden zuzog, aber — die zwei Gla« Bier hatte er doch gewonnen. Die Hand ist für längere Zeit unbrauchbar. * Von den Sterbefällen au Influenza in Preußen heißt e« in der Statist. Korr.: Nachdem die Krankheit im Jahre 1889 nur 314 Todesfälle veranlaßt hatte, stieg ihre Zahl im Jahre 1892 auf 15 911; dann sank sie bis 1898 auf 2688, um im Jahre 1900 wieder auf 14 324 zu steigen. Im Jahre 1902 sind bloß 3764 Personen der In- fluenza erlegen, 1903 aber dürste eine neue Steigerung stattgefunden haben. * „Mäßigkeitsvorschriften" wurden für die Spandauer Mtlitärwerkstätten erlassen. Den Kanltnen- pächtern ist aufgegeben worden, ihre Verkaufsstellen am Tage nur zweimal höchsten« je eine halbe Stunde offen zu halten. Der Bierverbrauch hat sich bereit« bedeutend vermindert, in einer Fabrik von 12 bis 15 auf noch nicht 2 Tonnen. Mehrere Kantinenwirte sollen ihre Pachtverträge gekündigt haben. Wie in einem Berliner Blatt zu lesen ist, konnte sich der frühere Kantineninhaber der Gewehr fabrik nach kaum 6 Jahren mit 200 000 M. Ver mögen zurückziehen. * Zu solch schmachvollen Auftritten hat noch kein Streik geführt, wie der Ausstand der in den Diensten der Chicagoer Leichenbestatter stehen den Kutscher. Ausständige umlungerten die Trauer häuser, um zu verhindern, daß Nichtgewerkschaftler die Leidtragenden nach den Friedhöfen fuhren. Bei der Beerdigung einer von ihrem Manne er mordeten Frau griffen Streiker den Leichenbestatter tätlich an, sodaß die Polizei mit dem Knüppel drein schlagen mußte. Polizisten trugen den Sorg in die Kirche, in welcher als einzige Leidtragende die beiden Kinder der Ermordeten saßen, während drau ßen der Aufruhr tobte. Viele Familien mußten bei der Beerdigung Angehöriger auf Kutschen ver zichten. Aufsehen erregte ein Leichenbegängnis, bei welchem der Leichenwagen und die sechs Kutschen die große Gewerkschastsmarke zeigten zum Zeichen, daß der betreffende Leichenbestatter die von der Ge werkschaft vorgeschriebenen Löhne zahle. Nur mit diesen Plakaten war der Leichenzug vor Belästig, ungen sicher. * Wegen Veruntreuung einer großen Summe wird der 45 Jahre alte Direktor der Internatio nalen Schlafwagen-Gesellschaft, Anton Dominrk, Biacozky, verfolgt. Er war zuletzt in Moskau und wurde von dort unter dem falschen Namen Joseph Bacarelli flüchtig. — Wegen Unterschlagung von über 25 000 M. ist nach der Gldb. Ztg. der bis herige Direktor der München-Gladbacher Baumwoll- Manufaktur - Aktiengesellschaft, Müller, verhaftet worden. * Russisch. In Jekaterinburg hat vor kurzem, wie der „SibirSkij Wjestnik" meldet, eine Gerichts- Verhandlung gegen den Chef des Nikolajewschen StrafhauseS, Oberst Foß, wegen Unterschlagung, Fälschung öffentlicher Urkunden und Grausamkeiten gegen die Verbannten stattgefunden. In der Ge richtsverhandlung stellte eS sich heraus, daß Foß eine regelrechte Folterkammer eingerichtet hatte, in welcher die Verbannten qualvollen Martern unter- zogen wurden. Der Gefängnisinspektor Schilkars- kij,'welcher die Folterkammer besichtigt hatte, sagte vor Gericht auS, daß das von Foß als Folter kammer eingerichtete Zimmer einen grauenhaften Anblick bot. AlleS im Zimmer, Wände, Boden und Mat----'', war von oben bis unten mit Blut ,o1ge; eigem welche sich eines kleinen Garantie. Dr machten, wurden von Foß ost- gelt. Ein wegen Fluchtverdachts gefolterter Sträfling wurde in einem Zustande in» Spital gebracht, welchen die Zeugen al» „höllisch" bezeichneten. Der Körper de» Unglücklichen bildete eine blutige Fleischmasse mit gebrochenen Knochen. ES ist vorgekommen, daß Sträflinge infolge der erlittenen Folter irrsinnig wurden. Die Gerichts verhandlung ergab, daß Oberst Foß eigenhändig die Unglücklichen zu foltern liebte, wobei er eine ausgesuchte Grausamkeit bekundete. Der Gerichts hof verurteilte Foß zum Verluste aller Rechte und zu drei Jahren Zuchthaus. Gerichtssaal. 8 Die Strafkammer in BreSlau verurteilte den Kaufmann Paul Oßmann, früheren Milbe- fitzer der Treibriemenfabrtk N. König, welcher eine halbe Million ihm anvertrauter Gelder durch leichten Lebenswandel und Börsenspiel verwirtschaftet hatte, wegen Untreue, Unterschlagung und Betrüge« zu drei Jahren Gefängnis und fünf Jahren Ehr verlust. 8 Wegen Beleidigung eines Fähnrichs wurde in Potsdam ein junge« Mädchen zu 30 M. Geldstrafe verurteilt. Nachdem von der „Post" mitgeteilten Tatbestand ging die Angeklagte mit einem Reservisten, einem Postassistenten, spazieren, al« ihnen Fähnrich v. Treuenfeld entgegenkam. Dieser hielt den Reservisten an, weil er nicht ge grüßt hatte. Der Soldat und die Angeklagte be stritten die« und letztere soll hinzugefügt haben: „Sie sind auch solch großschnäuziger Keil wie alle von Ihrem Stand." Nach der Anklage hat sie auch dabeistehende Soldaten ausgereizt. Der Fähn rich konnte sich de« Worilaut« nicht mehr entsinnen und wußte nur einige beleidigende Redensarten an zugeben. Ein ehemaliger Artillerist sagte au«, daß auch au« der Menge der Soldaten wenig schmeichel hafte Reden gegen den Fähnrich gefallen seien. Daß die Angeklagte sie gebraucht, war ihm unbe kannt; e« habe sich auch kein Soldat ausgereizt ge- fühlt. Da« Urteil ist oben mitgeteilt worden; von der Aufreizung wurde die Angeklagte sreigesprochen. Der Reservist hatte bereits vorher wegen Achtung«- verletzung 5 Monate Festung erhalten; er hatte u. a. gesagt, der Fähnrich sei nicht ganz nüchtern ge wesen. Handels-Nachrichten. »«rllo, 8. Januar. (Wechsel-SourS.) Laab- Vtssavt Amsterdam per 100 st. in Brüssel und Antwerpen pr. 100 Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Frc. London pr. 1 Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. ö W. Reichsbankdiskont 4°/», Privatdiskont 2'/«°/,. ».»«vdurr, 8. Jan. Kornzucker cxci. 88'/, Ren- dement 8,15—8,35. Nachprodncte excl. 75'/, Rendement. 6,15—6,35. Stimmung: Matt. Kristallzucker 110,70. Brodrasflnade I 19,45. Gem. Raffinade 19,45. Gem. MeliS 18,70*. Rohzucker I. Product Trans, f. a. B. Hamburg per Januar 16,60 Gd., 16,75 Br., —bez., per Februar 16,80 Gd., 16,85 Br., 16,85 bez., per Mai 17,35 Gd., 17,40 Br., 17,40 bez., per August 17,75 Gd., 17,80 Br., 17,80 bez., per Oktbr.-Dezbr. 17,90 Gd., 18,00 Br., —bez. Stimmung: Schwach. — Wochenumsatz 128000 Zentner. »umburz, 8. Jan. Wetzen ruhig, Holsteinischer u. Mecklenburger lbO—l60, Hard Winter 135. Roggen fest, südrufi. 103—105, Holsteinischer und Mecklenburger 130—140. MatS schwach, amerikan. 91, Hafer geschäftslos. Gerste geschäftSlos. Wetter: Milde. Naumwolle. Rremoa, 8. Jan. Tendenz: Stetig. Upl. middl. loko 66'/, Pfg. L-ivvrpool, 8. Jan. Mutmaßlicher Umsatz: 5000 Ballen. Stimmung: Stetig. Import: 36 000 Ballen Preise 3—4 Punkte hoher. — Umsatz: 7000 Ballen, davon für Spekulation und Export 1000 Ballen. Amerikaner stetig, 10 Punkte höher, Egypter stetig, unverändert, Brasilianer 10 Punkte höher. Lieferungen stetig. Januar 6,89—6,90, Janua-Februar 6,88—6,89, März-April 6,87, Mai-Juni 6,886, Juli-August 6,82. Zahlungseinstellungen. Alexander Wclg, Berlin. Alfred Kurt Rödel, Chem nitz. Max Brinitz, Forst i. S. Georg Glausnitzer, Halle a. S Alfred Dobrin, Löbau. Otto Hahn, Magde burg. Viktor Nowack, Hartmannsdorf-Marklissa. Oskar Treutler, Nürnberg. Ernst Bretschneider, Unterwiesen- thal-Oberwiesenthal. Karl Oswald Althof, Pirna. Soester Glashüttenwerke, A.-G., Soest. Heinr. Nummert, Stendal. Mädchentrene. Novelle von Adolf Dreßler jun., Markranstädt. (Nachdruck verboten.) Im Gasthaus „zum Goldenen Apfel" kehrle ein junger Mann ein. Er führte eme anmutige, junge Dawe am Arm und beide befanden sich in heiterster Stimmung. Eine Wanderung durch den sommerlich schönen Wald hatte die beiden Menschenkinder sichtlich er beut; aber der Körper machte nun auch seine Rechte geltend, und diese waren Ruhe und Erquickung. „Bitte, mein wertes Fräulein, wollen Sie hier Platz nehmen!" begann HanS Keller und seine schöne Begleiterin leistete der freundlichen Aufforde rung Folge. .Ein prächtiger Spaziergang!" rief sie auS. Der junge Mann erwiderte: „Herrlich! — Mich berührt das Rauschen und Singen in den Bäumen, daS muntere Rieseln deS klaren WaldbacheS, in welchem sich der Sonne goldne Kugel spiegelt, immer so wonnig eigen — ich vermag meine Gefühle selbst nicht zum Ausdruck zu bringen — sind es Erinne rungen an die Tage meiner Kindheit, an meine Heimat?" „Heimat?" erwiderte die junge Dame mit kühlem Lächeln. „In meiner Heimat gab eS auch einen Wald!" — bemerkte Ha«» Keller mit wohlgefälligem Nach druck. „Heimat — welch' engherziger Begriff!" warf daS junge Mädchen ein. „Ich halte nichts davon. Jeder Ort ist schön, wenn er gute Gesellschaft und und ein genußreiches Leben bietet." „Ich kann Ihrer Ansicht nicht beistimmen, mein wertes Fräulein — schweigen wir lieber davon !" — Der Kellner kam und HanS Keller bestellte einige Erfrischungen. Darauf warf er einen Blick auf daS junge Mädchen an seiner Seite. Sie war schön, und doch stieg in ihm die Frage aus: Würde er für'S ganze Leben mit ihr glücklich sein können? — Da warf jemand ein Geldstück in den Musik automaten und gleich darauf erklang die bekannte Weise auS dem „Zigeunerbaron" von Strauß: „Ein hübsch Gesicht bezaubert schnell!" HanS lauschte mit Spannung auf. Ein be drückendes Gefühl übermannte sein Herz. Sollte daS Lied gerade in diesem Augenblick auf ihn Be zug haben? — Wie wunderbar! Und die Unterhaltung kam nur mühsam wieder in Fluß. HanS fühlte sich beengt und eine unerklärliche Unruhe überkam ihn. Er bemühte sich heiter zu sein, aber er vermochte nicht Herr seiner Stimme zu werden. Endlich bat er, sich einen Augenblick empfehlen zu dürfen und trat inS Freie. Frische Kühlung umwehte ihm Wangen und Haupt. Leise und bebend stieg die Sommernacht am Himmel herauf. Im fernen Westen zogen, müden Schäfchen gleich, rosafarbene Wölkchen am Firmamente dahin. Es war der letzte verglimmende Schein des Abendrots. HanS schritt unschlüssig durch die Dämmerung und kam in die Wiesen. Ein weißer, feuchter Nebel deckte die Ferne. Lieblich berückend durch bebte der süße Klang einer Flöte die schwellende Lust, und geheimnisvoll rauschte der Mühlbach. Der Jüngling ließ sich am User nieder. Wie bezaubert fielen ihm die Augenlider zu und ein Wonneschauer durchzuckte seinen Körper. Da — war eS Wahrheit oder Traum, .... hatte ein lockendes Trugbild seine Sinne verwirrt? Dem Meere rosiger Wolken entschwebte ein Mädchenbild. Im langen weißen Gewände wallte sie durch die tausunkelnden Gräser. ES schien, als berührten ihre Füße kaum den weichen Boden, al» müsse da« liebreizende Dustgebild in lichte Nebel zerfließen. Dem jungen Manne war eS, wie wenn die flimmernden Gräser wogten uvd wallten und die bunten Blumen erstrahlten in farbigem Scheine. Leuchtkäfer schwirrten dienstbereitdurchdie Dämmerung und zeigten der Holden den Weg. AuS dem Flimmern und Funkeln, Wallen und Weben hob sich aber gleich einer Göttin schön und hehr das wonnige Weib. Und näher, immer näher schwebte sie heran. Der Waldbach rauschte, eS zirbte die Grille. Der junge Mann lag im Mose, von seliger Wonne be- I rauscht. Und dort — da — sie nahte — die holde, dustumflossene Mädchengestalt — und jetzt war sie do. Dem Jünglinge erzitterten die Glieder und seinen bebenden Lippen entrang sich ein Jubelschrei deS unverhofften Wiederfindens. „Martha!" — Der Mond war aufgegangen und warf sein bleiches Licht auf die holde Mädchengestalt. Lange blickten sie sich an, ohne ein Wort zu sagen. Endlich brach HanS daS Schweigen. „Liebe Jugendgespielin! — Find ich Dich hier? — Und groß und — schön bist Du geworden." „Auch Du hast Dich sehr verändert, lieber HanS. Fünf Jahre ist auch eine sehr lange Zeit. Da kann vieles anders werden. Hans entgegnete: „Aber wie bist Du denn an diesen Ort gekommen?" Zögernd begann sie: „Mein Vater war ge- zwungen, einen Teil seines Gutes zu verkaufen und was blieb mir übrig, als mein Brot anderLwo zu verdienen. Doch Du erkanntest mich ja sogleich. Hast Du Dich meiner noch erinnert?" „Ich habe oft an Dich gedacht," erwiderte Hans in verlegenem Tone, und die Last eine- bitteren Vorwurfes legte sich auf sein Herz. „Oftmals spielten wir als Kinder zusammen, ich war die Prinzessin und Du der Prinz. Denkst Du daran?" „Ja," fuhr HanS entzückt fort. „Und ich führte Dich in mein prächtiges Schloß als meine schöne Gattin. Die Schwalben auf der alten Linde zwitscherten daS HochzeitSlied und Blumen, zum Kranz gebunden, zierten Deinen blonden Locken- köpf — da« waren glückliche Zeilen!" „Und sie sind für ewig entschwunden!" ent- gegnete die Jungfrau und ihre Stimme bebte. „Wie geht eS denn in der Heimat?" fragte Hans. „Ist der alte Kirchhof noch und gibt der geduldige Schulmeister Klein immer noch Unter richt? Und wie geht eS meiner lieben Mutter?" „Es ist alles beim Alten und die Mutter be findet sich auch wohl," gab Martha zurück. „Doch wer kommt dort?" Hans blickte erschrocken auf und ein Angstschrei kam von seinen Lippen: „Meine Braut!" „Deine Braut?" fragte daS junge Mädchen mit Erstaunen. Und da trat die andere schon auf sie zu. Tin unnatürliches Rot brannte auf ihren Wangen und mit erkünstelter Freundlichkeit begann sie: „Ah, mein verehrter Freund, ich sehe mit Erstaunen, daß Sie hier schon liebe Gesellschaft gefunden haben — da bin ich wohl überflüssig! . . ." HanS war eS, als habe er einen Stich inS Herz erhalten. AuS einem süßen Traum zn nackter Wirklichkeit erwach«, fuhr er jäh empor. „Wertes Fräulein! — Wenn ich Sie vernach- lässigt haben sollte, bitte ich Sie herzlich um Ver zeihung. Aber eS war nicht meine Absicht!" „Ich bitte, sich meinetwegen keinen Zwang an zutun. Ich kann ja überhaupt gehen, denn Eie scheinen sich in meiner Gesellschaft zu langweilen." Han» wollte eine scharfe Antwort geben, jedoch wußte er seinen Unmut zu unterdrücken. Kurz entschlossen, bot er dem jungen Mädchen seinen Arm. Und da» Mädchen an seiner Seite schritt hoch aufgerichlet den Weg entlang. Miß trauen und Aerger beunruhigten ihren Geist. Sie bereute jetzt, nicht sofort gegangen zu sein. Sicher hätte sie in der Achtung ihre» Verehrer» steigen müssen und vielleicht sogar wäre e» ihr durch eine gut gespielte Komödie gelungen, die lange hingezogene Heirat nun endlich zu erzwingen. Ihre Laune war doppelt schlecht. Die Unter haltung war sehr gesvann«, darum bat auch die junge Dame, bald heimgehen zu dürfen. Sir ent- schuldigte ihren Aufbruch durch plötzliche» Unwohlsein. Der junge Mann gab ihr bi« zur Wohnung da- Geleit. Es nor nur ein kurzer Weg, den beide schweigend zurücklegten. Auch der Abschied verlief sehr kühl. Han« kehrte zum Gasthaus zurück und suchte seinen Un mut durch reichlichen Alkoholgenuß zu vertreiben. Wie ein Trunkener wankte er spät nacht« auf die Landstraße und der keuchenden Brust entrang sich der stöhnende Laut: „Martha! — Martha!" (Fortsetzung folgt.) Kirchen-Nachrichten. Kt. Kri»t1a1i»-Uar»chie. Am 1. Epiphanias - Sonntag, den 10. Januar, Vorm. 9 Uhr Predtgtgottesdienst, Psalm 139, 1—12. Herr HilsSg. Häufel. Abends halb 8 Uhr Jüngling-Verein im Gemeinde haus. Abends halb 8 Uhr Jungfrauenveretn im Gemeinde- Haus. Wochenamt: Herr Hilfsgeistlicher Hänsel. Aarochie St. Khriüophori. Am 1. Sonntag nach Epiphanias, Vorm. 9 Uhr Haupt- gottesdicnst, Predigt über 1. Mose L8, 10—17. Herr Ps. Albrecht. Die kirchliche Unterredung mit den konfirmierten Jünglingen fällt auS. Ev.-luth. Jungfrauenverei« abend« halb 8 Uhr im Vercinslokal. Ev.-luth. JünglingSverei« abends 8 Uhr im BereinS- lokal. Donnerstag, den 14. Januar, abends '/,9 Uhr Bibel- stunde im Waisenhaussaalc. Wochenamt: Herr Ps. Albrecht. Ao» G5erl«»gwitz Am 1. Sonntag nach Epiphanias, vormittags 9 Uhr PredigtgottcSdienst. Herr ?. Zeißig. Abends 8 Uhr WeihnachtSseier im cvangl. Arbeiterverein in der Herberge. Wochenamt: Herr k. Zeißig. Aon Hersdorf. Am 1. Epiphaniensonntag, den 10. Januar, früh 9 Uhr Gottesdienst. Herr Hilssg. Ranft. Nachmittag '/»2 Uhr Kindergottesdienst. Abends halb 8 Uhr JünglingSverei». Abends halb 8 Uhr Jungfrauenverein. Montag, den 11. Jan., abends 8 Uhr Kraurnverein im Gasthaus „Teutonia". Dienstag, den 12. Januar, abends 8 Uhr Bibelstunde. Die Woche für Taufen und Trauungen hat Herr Pastor Böttger, für Hauskvmmunion und Begräbnisse Herr HilsSg. Ranst. Aon Arsprvng. 1. Sonntag p. Epiph., am 11. Januar, Vorm. 9 Uhr Prcdigtgottesdicnst. Aon Laugenverg mit Meinsdorf. Am 1. Sonntag nach Erscheinung, den 10. Jan. 1804, früh 9 Uhr Hauptgottesdienst mit Predigt über 1. Mos. 28, 16—17. Kollekte sür die Heidenmission. Abcndmahlsfcier und kirchl. Unterredung mit den Kon firmierten finden erst über 8 Tage statt. Aon Langenchursdors mit Aakke». Dezember 1903. Gctaust: Maric Louise, chcl. T. d. Max Schlesinger, Klempners und Hausbes. zu L. Frieda Elsa, chel. T. d. Maurers Oswald Berger in F. Kurt Johanne», ehel. S. d. ans. Stpsw. Hermann Vieweger in F. Kurt Johannes, chcl. S. d. PvlizeidicnerS Robert Gräuitz i. F. Kurt Ewald, chel. S. d. Eduard Rüger, aus. Stpfw. in L. Fritz Walter, ehel. S. d. ans. Handarbeiters Friedrich Lange in L. Bruno Max, ehel. S. d. KunslsteinarbeiterS Bruno Heinig in F. Getraut: Franz Otto Meinig, Müller in Rochlitz und Frieda Wildenhain in L. Adolf Martin, Lehrer in Thurm und Ida Hermsdorf in L. Beerdigt: Anna Milda, ehel. Zwillingskind d. GutSbef. Paul Schubert, Ortsrichters in F. Anna geb. Kammer, Ehefrau d. Handarb. Wilhelm Riedel in L-, 39 I. 3 M. 18 T. Käthe, ehel. T. d. Postassistenten Karl Albert Gustav Kißler, f zu F., 2 M. 7 T. Unget. verst. T. der Hand schuhnäherin Anna Friedrich in L., '/« St. alt. Am l. Sonntage nach dem Erschcinungsscste vormittags 9 Ubr Predigtgotlesdicnst. (Text: Psalm 138, 1—2.) Nachmittags halb 2 Uhr Bibelstuuve. (1. Samuclis, Kap. 4.) Ao« Aerusdorf. Am I. Sonntag nach Erscheinung, den 10. Jan., Vorm. 9 Uhr Hauptgottesdienst mit Predigt über 1. Mose 28, lO—17. Nachmittag 2 Uhr kirchliche Unterredung mit der erwachsenen männlichen Jugend. Die auf nächsten Montag, den 11. d. M. angesetzte Missionsstunde in der -schule zu Bernsdors wird aus Mon tag über 8 Tage, den 18. d. M., verschoben. Ao« Wüstenvra«d. Am 1. Sonntag nach Epiphanias, 10. Januar 1804, vor mittag 9 Uhr PredigtgottcSdienst. Wenn dieSonne durch Wolkenbricht. (Nachdruck verboten.) Wenn die Sonne durch Wolken bricht, Da jubeln die Lerchen, die Schwalben schweben, Und entgegen dem goldenen Licht Die Knospen leuchten, die Saaten leben. Und selbst in des Winters starrender Hülle Erglitzern die Bäume in blendendem Weiß, Bis siegend die Sonne in Strahlenfalle Im Frühlinge wegtaut den Schnee und das EiS. Wenn die Sonne durch Wolken bricht. Da scheint es, als stände der Himmel offen, Und frohlockende Zuversicht Erfaßt das Herz, dem erfüllt ward sein Hoffen. Wie träumend geht durch die Seele ein Leben, Du möchtest jauchzen und weinen bald, Du preisest die schöne Erde, daS Leben, Und jubelst, wie herrlich Gottes Gewalt! Markranstädt. Adolf Dreßler jun. Verantwortlicher Redakteur: Emil Horn. — Druck und Verlag: Horn L Lehmann, Hohenstein-Ernstthal. 85,30 8 T 2M 8 r 3M 10 r 2M 8 T 8 T 3M 14 T 2M 8 T 2N 6 T 3M 8 L 8 T 2M
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