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Pulsnitzer Tageblatt : 13.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192704131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19270413
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19270413
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-13
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 13.04.1927
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Nr. 87. Pulsnitzer Tageblatt. — Mittwoch, den 13. April 1'327. Scne 2 können ihren Kinbern eine Uber die Volksschule hinaus gehende Ausbildung ermöglichen, während Ler größte Teil des Volkes die Volksschule besucht und keine Berechtigung erwerben kann. Immer neue Schulgruppen entstehen, die die Berechtigung verleihen. Außer öffentlichen Schulen gibt es eine ganze Reihe von Privatschulen, Handwerks- und Gewerbe-, Handels- und Landwirtschastsschulen. Diese Bunt- scheckigkeit zwingt zu einheitlicher Regelung. Der Reichsminister des Innern hat kürzlich Richt linien für die Erteilung des Schulzeug nisses der mittleren Reife aufgestellt, die aller dings von den Landesregierungen in sehr verschiedener Weise ausgelegt worden sind, nach denen fortan diese Zeugnisse er teilt werden dürfen mit der Versetzung nach der Obersekunda einer höheren Lehranstalt, von der Mittelschule nach dem erfolgreichen Besuch der Abschlußklasse und von Volksschulen mu ungegliederten gehobenen Klassen, deren es nur sehr wenige gibt, nach dem Bestehen einer Kommissionsprüfung. Die Schwierigkeit der Unterbringung des Nachwuchses zeitigt Auswüchse, die den Wert dieser Bestimmungen zu zerstören geeignet sind, indem man die Versetzungsreife höher werten will als die Abschlußreife. Ueberhaüpt erachtet man vielfach das Zeugnis der mittleren Reife nicht mehr für ausreichend, schraubt die Anforderungen herauf und verlangt die Prima- reife oder gar das Wschlußzeugnis einer höheren Lehranstalt für die Stellen, die sich vordem mit dem „Einjährigen" begnügten. Alle Anstalten, die nach den Richtlinien das Zeugnis der mittleren Reife erteilen dürfen,, setzten zum großen Teil voraus, daß die Schüler nach vierjähriger Grundschule in eine Mittel- oder höhere Schule eingetreten sind. Volks- schüler, die diesen- Termin überschreiten, haben nur geringe Möglichkeiten, in späteren Jahren die mittlere Reife zu er werben, weil sie, da ihnen fremdsprachliche Kenntnisse fehlen, nicht mehr in weitergehende Schularten übertreten können. Für begabte Schüler der Volksschule, für Kinder un bemittelter Eltern oder solche aus Kleinstädten und ländlichen Gemeinden, denen höhere Schulen fehlen, bietet sich die Möglichkeit, das Zeugnis dann noch zu erwerben, wenn sie mit dem 7. Schuljahr, also im 13. Lebensjahr, in eine Be gabten- und Aufdaulchulo eintreten, die ohne Zeitverlust nach 3 Jahren die mittlere Reife verleihen. Diese kleinen . Aussichen sind unvollkommen. Die Volksschule muß in weit größerem Maße bem gesamten Schulwesen angegliedert werden, damit, wenn in späteren Jahren beim Volksschüler Fähigkeiten und Begabung hervvrtreten, ein Uebergang vor handen ist, und nicht der Vorwurf erhoben werden kann, daß den Kindern des Volkes der Aufstieg versagt werde, weil man die organische Verbindung der Volksschule mit den höheren Schulen nicht hat schaffen wollen. vr. 8t. Mlicht md WM AWltMtiien. Pulsnitz. (Geschlossene Zeiten vorOste r n.) Nach der Verordnung des Ministeriums des Innern vom 16. Februar 1926 gelten als geschlossene Zeiten vor Ostern 1.) für Tanzveranstaltungen an öffentlichen Orten, in Privathäusern oder in den Räumen geschlossener Gesejj^ schäften der Karfreitag und der Sonnabend vor dem erstes Osterfeiertage. An diesen Tagen sind Tanzveranstaltungen! verboten. 2.) Für musikalische Darbietungen und l andere geräuschvolle Vergnügungen an öffentlichen Orten derl Karfreitag und der Sonnabend vor dem ersten Osterfeiertage.1 Nur ernste Musik darf geboten werden. 3.) Für thea^I tralische und kinematographische Vorst el-D lungen der Karfreitag und der Sonnabend vor dem erste« Osterfeicrtage. An diesen Tagen sind dem Ernste des Tal ges entsprechende Vorstellungen gestattet. Aufführung voD Possen, Schwänken, Revuen, Lustspielen und dergleichen i! unzulässig. Die geschlossenen Zeiten beginnen in den Fälle! zu 1.) am Sonnabend vor dem ersten Osterfeiertage nacht! 12 Uhr und am Karfreitage nachts 1 Uhr, in den FällW zu 2.) und 3.) früh 6 Uhr. In allen Fällen endet sie nachW 12 Uhr. Pulsnitz. tNeue Fernsprechgebühren ab 1. Mai.) Vom 1. Mai 19^7 ab wird eine Grundge bühr als laufende Vergütung für die Bereitstellung und Instandhaltung der Anschlußleitung innerhalb des 5-Kilo meter Kreises dec Vermittlungsstelle sowie der technischen Einrichtungen bei der Vermittlungsstelle und der Haupistelle erhoben. Sie beträgt für jeden Hauptanschluß im Ortsnetz Pulsnitz monatlich 6 — Die Ortsgesprächsgebühr be-. trägt ab 1. Mai 0,10 Ms; mindestens sind für jeden Hauptanschluß die Gebühren für 30 Ortsgespräche monatlich zu entrichten. Der Kostenbeitrag für die Verlängerung der Fernsprechdienststunoen für Rechnung der Teilnehmer im Ortsnetz Pulsnitz beträgt ab 1. Mai für jeden Hauptan schluß monatlich 0,75 -ZM. Die Fernsprechteilnehmer sind berechtigt, Einrichtungen bis zum 20. April 1927 auf den 30. April 1927 außerordentlich zu kündigen, wenn eine Verteuerung ihrer Einrichtungen eintritt. Pulsnitz- (Entschließung.) Die auf Einladung des Deutschnationalen Handlungsgehilfen - Verbandes am 7. April 1927 im „Ratskeller" in Pulsnitz tagende Ange- stelltenversammlunq begrüßt die Absicht der Reichsregicrung, die Erwerbsloscnfürsorge durch eine Arbeitslosenversicherung zu ersetzen. — Die Versammlung vermag jedoch in dem vorgclegten Gesetzentwurf keine geeignete Grundlage zu er blicken. — Der Gesetzentwurf ist vollkommen auf die Be dürfnisse der Arbeiterschaft zugeschnitten und läßt deshalb die Berufscigentümlichkcitcn der Angestellten gänzlich außer Acht. Die vorgesehene Höchstuntcrstützung von 14,70 Ms in der Woche für den Huuptunllrstützungscmpfänger ist völlig un genügend und die Versammelten müssen in der Absicht, für diese Unterstützung von den Arbeitern höchstens 1,26 Beitrag pro Woche, von den Angestellten aber Monatsbci- träge bis zu 15,— ZM zu erheben, eine bewußte Entrech tung der Angestellten erblicken, gegen die sie mit allem Nach druck protestieren. — Die Versammlung ist der Auffassung, daß auch in der Arbeitslosenversicherung der Versuch gemacht werden muß, mit den geringsten Beiträgen die bestmöglichste Befriedigung der vorhandenen Bedürfnisse zu erzielen. Das kann nur erreicht werden, wenn das Gesetz den großen Be- russverbänden der Angestellten die Errichtung von Ersatz kosten gestattet, in denen Beiträge, Leistungen und alle sonstigen Bestimmungen den besonderen Bedürfnissen und Berufseigenarten der Angestellten angepaßt werden können. Von den gesetzgebenden Körperschaften erwartet deshalb die Versammlung, daß die Angestellten vor jeder Entrechtung schützt und die Zulassung berufsständischer Ersatzkosten im Gesetz sicherstellt. Pulsnitz. (Omnibus zum Osterreiten.) Sonn tag, 1. Osterfeiertag Verkehren Postkraftomnibusse von Dres den nach Panschwitz-Crostwitz über Radeberg Pulsnitz- Kamenz zum Osterreiten beim Kloster St. Marienstern. Ab fahrt in Dresden (Themerplatz) 9.30 P. Rückfahrt 6.00 ab Crostwitz, 6,1ö ab Panschwitz. Platzvorausbcstellnngcn in Dresden bei den Postämtern 1 (Hauptpostamt) Briefausgabe Schalter 22, Postamt 24 (Hauptbahnhof) und Postamt 6 (Abcrtstraße). Für die Orte Radeberg, Pulsnitz und Kamenz geben die zuständigen Ortspostämter nähere Auskunft. Arnsdorf. (Hunderte wallfahrteten am Palm sonntage) aus der weitesten Umgegend nach dem Karswalde, nm die Windbruchstelle zu besichtigen, das Werk jener Windhose, die am 6. April einen Teil des Karswaldes heimsuchte. Nicht nur zu Fuß kamen die Leute, nein, auch mit Geschirr, mit dem Stahlroß, mit dem Motorrade und Auto. Dutzende von Autos hielten auf der Bantzner Straße. Wir sahen Leute aus der Bautzuer, Kamenzer und Pulsnitzer Gegend, viele waren auch ans Dresden gekommen. Es ist ober auch sehr sehenswert, was jene Windhose angerichlet hat. Bäume von 60 und mehr cm sind glatt abgebrochen, der mächtige Wipfel eines riesigen Baumes ist weit hinüber ins Jungholz geschleudert worden, Erbmassen 4—5 m hoch mit emporgerisseu, so daß man meinen könnte, es seien Schanzen und Mauern. Ein Schlachtfeld aus dem Weltkriege glaubt man zu sehen. Welch furchtbare Gewalt hat doch die Windhose gehabt I Was wäre wohl mit Häusern geschehen, wenn sie von der Windhose berührt worden wären! Das kann man sich gar nicht.genug ausbenlcn! Die Windhose hat von der Pirnaer Bahnstrecke au-! jhrcn Weg über die Bantzner Straße genommen, nach der Wilschdorser Seite zu und hier ebenfalls furchtbar gewütet. Wir sahen am Sonntag viele, die durch Photographieren Teile der Windbruchstelle im Bilde sesthalten wollten. Wer zur Bruchstelle, die sich in der Nähe der Bantzner Straße befindet, sicher gelangen will, der geht vom Arnsdorfec Bahn hofe aus auf dem Hörnelwege bis dahiu, wo dieser über die Pirnaer Bahn führt und wendet sich bei der Brücke immer rechts an der Bahn strecke entlang bis zum letzten BahuwärUihause vor der Bantzner Straße. Von diesem bis zur Bruchstelle sind es etwa noch 300 m. Vom Dorfe aus 40 Minuten. Die Aufräumungsarbeiten dürften viele Monate in Anspruch nehmen. — (Rüpeleien) In der Nacht vom Palmsonntage zum Montage wurden wieder einmal von flegelhaften Menschen Rüpeleien ausgesührt. Vom Gartcnzaune des Großer'schcn Hauses wurden die Stängel losgerissen und ans dem Fußwege sowie in der ganzen Straßenbreite ausgelegt, und zwar so, daß die Kegel spitzen nach oben zeigten, damit Menschen und Tiere sich verletzen sollten. An einem gegenüberliegenden Garten war von der Umzäunung ein ganzes Feld ausgehoben und dann in den Garten geschleudert worden. Hoffentlich gelingt es den polizeilichen Erörterungen, die Täter zu ermitteln. Exemplarische Strafe wird dann nicht ausbleiben. Eine Auflage ungebrannter Asche würde sicherlich gegen eine Wiederholung holung solcher Flegeleien gute Dienste leisten. Es gibt ja leider immer noch Menschen, die durch keine anderen Mittel^N-UliiLren sind. it I Nacht zum 9. April 1927 gegen 4 Uhr vormittags wurde»! 2 Einbrecher und 1 Frauensperson in einem Grundstück in der Freiberger Straße von heimkehrenden Bewohnern dabei , überrascht, wie sie im Begriff waren, den Eisenblechbeschlag' von Zugangstüren zu einem Zigarrengeschäft, deren Füllungen, sie bereits herausgeschnitten hatten, mit einem Brecheisen - aufzuwuchten. Unter Zurücklassung sämtlicher Einbrecher- Werkzeuge ergriffen die Täter die Flucht. Während die Frauensperson, die Schmiere gestanden hatte, und einer der Einbrecher unerkannt entkamen, wurde der Dritte, ein 26 Jahre alter Klempnergehilfe G. von hier von verfolgenden Privat personen festgehalten und der Polizei übergeben. G. ist der Kriminalpolizei nicht unbekannt. Dresse», 12. April. (Städtisches Mädchen- schutzhaus.) Im Laufe der vergangenen Woche ist das auf Grund der Beschlüsse der städtischen Körperschaften ge-;! gründete städtische Mädchenschutzhaus in Dreden, Ammon straße 9, eröffnet worden. Gleichzeitig ist das Pflegamt für gefährdete Frauen und Mädchen in diese mit den Aufgaben der neuen Frauenpolizei und dem Gesetze zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten im engsten Zusammenhang stehende Anstalt verlegt worden. Dresden, 12. April. („Ein traurigerGedenkta g".) Das Organ der Altsozialisten, der „Volksstaat" bringt unter der Ueber» schrift „ein trauriger Gedenktag" in seiner Dicnstagunmmcr einen sehr scharfen Artikel zum achtjährigen G.denklag Ler Zrmoroung des ehe maligen sozialistischen sächsischen KricgsminisUrs Nearing und schreibt zum Schluffe: Nun sind jene Männer, die von der Dresdner Volks zeitung seinerzeit mit Recht als die moralischen Urheber des Neuring- Mordes gebranntmarkt worden waren, heme nicht nur Mitglieder der SPD, sogar deren bestimmende Kräfte. Ist cs ein Wunder, daß diese Pattei seitdem von den schrecklichen Geiste der Hetze, des Terrors, der blindwütigen Gewalttätigkeit verseucht wuroe, von jenem Geiste, der sich einst m der grauenvollen Bluttat an Ncminq entlad, n hatte 7 Heute dj. es die Altsozialisten, gegen die dieser Geist wütet: regen die Mitgftcder der ASPS wild von jenen Männern mit ihrer Mord und Terrormentalizität der gleiche Huß geschürt, dem einst Nearing zun Opfer gefallen war. Wir waren jüngst, während der Bethke-Dcbatti' Zeuge eines Gesprächs zwischen 2 linkssozio listischenArbeltein „Ebenso wie csNcnring geschah müßte man auch die Ali m die Elbe Wersen", sagten sie. Dahin hat es die linksso ziali,tische Presse gebracht. Mit das« seelischen Haltung der Gewalt sucht will die linkssozialistische Presse die Menschheit erlösen und die Arbeiterschaft befreien! In Wahrheit trägt sie zur seelischen Verderbnis der Arbeiterschaft bei, und bereitet verbrecherische Taten von der Art des Neuring-Mordes" vor. Die „Sächsische Slaatszeitung" schreibt: „Hente vor acht Jahren fiel der Kriegsminister Ncuring einem unbe herrschten und gewalttätigen Mob zum Opfer. Weil Neuring sich ei nigen radikalen Forderungen widersetzte, wurde vor acht Jahren daS Blockhaus gestürmt, um ihn in die Händ zu bekommen. Die wild gewordene Menge bemächtigte sich seiner, stürzte ihn in die Elbe und als Ncuring sich durch Schwimmen zu retten suchte, wurde er durch Maschinengervehischlisse getötet. Die Tat selbst war schließlich das Er gebnis einer planmäßigen Hetze, die seinerzeit gegen die Regierung be trieben wurde. Erinnert sei nur an jene oft zitierte Rede eines der» zeitigen Reichstagsabgeordneten im Landtage, in der er den gewaltsamen Sturm der Regierung, der Neuling angehörte, vo aussagte. Wenn auch Henle von der Schußwaffe nicht mehr so leicht Gebrauch gemacht werden kann, so sind doch die Methoden des Kampfes bei diesen radi» kalen Elementen die gleichen geblieben. Erinnert sei nur an jene Skandalizcnen, die sich vor kurzem im Landtage abspieftcn, und die da« unbeherrschte tierische Element erneut offenbarten, dem Neuring vor acht Jahren zum Opfer fi l. — (Brände.) In der Nacht zum Freitag brannte die Scheune des Gutsbesitzers Johann Schletze in Rackel bei Löbau nieder. Außer einigen Strohvorrälen wurden auch landwirtschaftliche Maschinen, darunter eine Dreschmaschine, vom Feuer vernichtet. Es wird Brandstiftung verminet. — Am Sonnabend abend wurden eine Scheune und ein Schup pen der Firma Krumbiegel L Weber iu Bettenhäuser bei Treuen vernichtet. Es l egt zweifellos Brandstiftung vor. Änderungen in der Invalidenversicherung Erhöhung der Renten und Beiträge Eine 7. Lohnklaffe Die vor mehr als Jahresfrist begonnenen Beratungen über Aenderungen iu den Leistungen d er Jnv o li d env e rsich crung sind nach langwierigen Verhandlungen nunmeh zum Abschluß gekommen. Der seitens der Regierungsparteien dem sozialpolitischen Ausschuß des Reichstages vorgclegte Gesetzentwurf sieht ei e Erhöhung der Renten aus der Invalidenversicherung durch die Berücksichtigung des Kinder- zu schuf scs, der Witwenrente und die Verdoppelung des Stei- gerungsbetiagcs vor. Durch die neue Bestimmung soll erreicht werden, daß den In» validen, die vor dem I. Januar 1912 invalide geworden sind, der ihnen bisher verweigerte Kinder zu schuß zngebilligt wird. Weiter soll erreicht werden, daß den Witwen, deren Männer am I. Januar 1912 vor Einführung der Witwen und Waiscnvcrsichcrung schon invalide waren, aber bis zum 1. Januar 1924 gelebt haken, die Witwen» re nie gewährt werden kann. Eine Abweichung von den bisherigen Bestimmungen ist ferner, daß die Witwe bei Vollendung des 65. Lebens jahres, auch ohne invalide zu sein, rentenberechtigt ist. Bei den vor dem I. April 1927 ststgestellten und am 1. Juli 1927 noch laufenden Renten ist Verdoppelung des Steigerungs» betrage« für die Beitragszciten vor dem 1. Oktober 1921 vorgesehen. Weiter erhalten die Witwen und Waisen, die vor dem 1. April 1925 rentenberechtigt geworden sind, vom 1. Juli l927 ab den Stcigerungs- betrag in der neu festgesetzten Höhe. Die dadurch entstehenden Mehrausgaben betrogen jährlich 196 Millionen RM. Die Summen, die für diese Aenderungen er forderlich sind, sollen vom Reich und durch Beitragserhöhung von t.— aoclsiHcrten aufgebracht werden. Die Beitragserhöhung soll in der Weile erfolgen, daß den bisherigen 6 Lohnklassen eine 7. Lohntlcsse hinzugefügt wird Für den Uebergang aus der Invalidenversicherung in die An- gcstclltenvcrsicherung hat dos Rnchsarbeitsmtnisterium in eine Ab- gellungssumme von 33 Millionen RM an die Invalidenversicherung einqewilligt. Reichsbannerkundgebung in Berlin. Gegen den politischen Radikalismus. - Berlin. Das Reichsbanner Schwarzrotgold vcrau- staltete am Montag im Berliner Sportpalast eine Kund gebung mit dem Thema „Staatsordnung oder nationalistisch- kommunistischer Radau?", in deren Perlauf Oberpräsident Hörsing (Magdeburg), Landtagsabgeordneter Ruschke und Reichskanzler a. D. vr. Wirt h das Wort ergriffen. Der Bundsvorsitzende Hörsing gab einen Ueberblick über die politische Lage seit dem November' 1918. Man habe die Baudenbilduug uud deren Unwesen erleben müssen, die sich in übelster Landsknechtsmanier benahmen. Perdienst des Reichsbanners sei es, daß die Versammlungsfreiheit rviederhergestellt und Peranstaltungen gegen die Republik zum Abflauen gebracht wurden. Präsident Hörsing betonte weiter, daß das Reichsbanner sich nicht in die politischen Auseinandersetzungen aus der Straße einmischen wolle, son dern Vertrauen zu dem Reichsinnenminister habe. Abgeordneter Ruschke betonte, man sei in die kon servative Periode der deutschen Republik eingetreten. Die Rechtsparteien wollten die Republik, um sie auf dem Ge biete der Wirtschasts- und Sozialpolitik beherrschen zu Wunen. , , Als letzter Redner sprach Reichskanzler a. D. vr. Wirth. Er betonte, daß das Wort „Republik" für viele Republikaner ein Fremdwort sei. Republik sei das Wohl der Familie, der Gemeinde, des Vaterlandes, der Nation, vr. Wirch forderte, daß die Parteien keine politischen Fried- (Höfe werden dürsten, daß man sich aber auch nicht über »Radikalismus verlieren dürfe, sondern daß sich die republi- lunischen Parteien in Einheit zusammenfinden müßten. Polen verzögert das Inkrafttreten des oberschlesischen Schulkompromisses. Mehrfache Proteste des Deutschen Volksbundes. ? Bisher ist von Polen noch nichts geschehen, um das Genfer Schulkompromitz in Ostoberschlesien wirksam zu machen. Von feiten der Vertreter des Deutschen Volks bundes sind deshalb bereits mehrfach beim polnischen Woie- woben Vorstellungen erhoben worden. Nun soll in den nächsten Tagen eine Verordnung des polnischen Woiewodeu erscheinen, in der die Schulfragen gemäß den Genfer Ab machungen geregelt werden sollen. Sollte diese Zusage nicht innegehalten werden, so werden sich die deutschen Organi sationen voraussichtlich genötigt sehen, sich erneut an de« Völkerbund zu wenden. Trotz des Zustandekommens des Genfer Kompromisses haben aber die polnischen Behörden noch bis in die letzten Tage hinein eine Anzahl von Eltern, die sich weigerten, ihre Kinder in die polnische Schule zu schicken, mit Strafen belegt. So stnd in den letzten Wochen 163
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