Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 29.10.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190310291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19031029
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19031029
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-29
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 29.10.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
des Kindes zu verhüten, steckte die Frau, wie es sehr oft gemacht wird, das Plättbrett in das Bett. Da das Brett länger war, stand es auf einer Seite etwas in die Höhe. Als die Frau zurück kehrte, fand sie das Kind in ganz eigenartiger Lage tot vor. Das Gesicht des Kleinen steckte in den Betten, der Hals befand sich in dem Zwischenraum zwischen Brett und Bett, die Beine hingen nach unten. Das Kind war offenbar in der Zeit, als die Mutter sich entfernt, erwacht und es hatte zum Bett herausklettern wollen, wobei es stecken ge blieben ist und so den Tod gefunden hat. * Chemnitz. Eine am Montag hier abgehaltene engere Vertrauensmännerversammlung der Ord nungsparteien aus dem 15. Wahlkreise erklärte sich einstimmig für die Wiederaufstellung des Herrn Fabrikant Rüdiger-Mittweida als Reichstagskandi daten. Herr Rüdiger erklärte seine Annahme vor behältlich der Zustimmung einer demnächst einzu berufenden Vertrauensmänner-Versammlung aus allen Orten des Kreises. * Zwickau, 27. Okt. Zwei Zigeunermädchen kamen im März d. I. wegen Betrugs hier zur Haft. Das Gericht entließ sie aus dieser gegen Kaution. Sie haben sich inzwischen der Unter- suchung entzogen und das Gericht hat nunmehr die Kaution als verfallen erklärt. — Eine Zer malmung des Armes hat der Bergarbeiter Scheffel, der zwischen zwei Kohlenhunte gedrückt worden ist, erlitten. — Heute morgen wurden abermals 50 Insassen der Kgl. Landesanstalt nach Bautzen über- gesührt. * Oberplanitz, 27. Oktober. An dem Knie, welches die Cainsdorfer Straße oberhalb der hiesigen Apotheke macht, begegneten sich gestern Nachmittag gegen 2 Uhr das Geschirr des hiesigen Arztes, Dr. Prätorius, in dem dieser nach seiner Wohnung zufuhr, und das Automobil des Restaura teurs Pöhler, welches von diesem gelenkt wurde. Als die Pferde des Gefährtes in einer Entfernung von ca. 10 Schritt ansichtig wurden, scheuten sie, kehrten um und rasten in der Richtung nach Nieder planitz zu. Der Kutscher sprang während dieser tollen Fahrt vom Bock, während Dr. Prätorius herausgeschleudert wurde, wodurch er neben ver schiedenen anderen Verletzungen einen Bruch des rechten Oberarmes erlitt. Der Kutscher soll nicht verletzt sein. * Plauen i. V, 27. Okt. Zu jdem schweren Unglücksfall auf dem Sportplätze am Sonntag wird von dem Vater des schwer verletzten Zeich ners Michaelis mitgeteilt, daß die Schuld an dem verhängnisvollen Zusammenstoß lediglich dem Monteur Bär beizumessen sei, der während der letzten Runde kurz vor dem Ziel in das Rad von Michaelis hineinfuhr, als er beabsichtigte, den letz teren zu überholen. Der Zustand des Michaelis hat sich soweit gebessert, daß die Erhaltung seines Lebens gesichert erscheint. * Falkenstein. Das 5 Jahre alte Söhnchen eines Bahnpackers machte sich an dem Geländer der durch das Innere des Hauses führenden Wendel treppe zu schaffen. Dabei verlor das Kind plötzlich das Gleichgewicht und stürzte kopfüber aus beträcht licher Höhe in den Hausflur hinab. Außer son stigen leichteren Verletzungen erlitt das Kind einen Arinbruch und schwere Schädelverletzungen. * Lengenfeld, 27. Oktober. Der aus Crim mitschau gebürtige Einwohner Bretschneider hatte am Sonnabend in Rodewisch einiges zu besorgen, die Rückreise wollte B. bis Lengenfeld zu Fuß zurücklegen, um in Grün gleichzeitig Verwandle aufzusuchen. Der Mann kam unmittelbar hinter dem Gasthof „Wettiner Hof" über einen Kilometer- Stein so unglücklich zu Fall, daß er durch den Anprall an die teilweise der Straße entlang führende Steinmauer einen Schädelbruch erlitt und auf der Stelle tot liegen blieb. B. hinterläßt Frau und Kinder. * Schönheide, 26. Okt. Durch die Gendarmerie erfolgte heute die Verhaftung und Ablieferung des hier wohnenden Expedienten Müller an das Kgl. Amtsgericht zu Eibenstock unter dem Verdachte, diejenige Persönlichkeit gewesen zu sein, welche im Monat August d. I. mittels mehrerer gefälschter Telegramme zwei hiesige Fabrikbesitzer um Beträge von 500 Mark und 350 Mark zu betrügen ver sucht hat. * Schwarzenberg, 27. Oktober. Am 22. d. ist in der Nähe des hiesigen Schießhauses von einem hiesigen Einwohner ein zugebundener Sack aus gefunden und auf dem Stadthause abgegeben worden. Derselbe enthält einige Bekleidungsstücke, einen Militärpaß auf den Namen Maurer Dippner aus Erlau bei Rochlitz lautend, sowie einen Zettel mit der Inschrift, daß der Finder dieses Sackes diesen auf dem Amtsgericht abgeben möge, da dessen Eigentümer inzwischen zum Selbstmörder geworden sei. Was es mit dieser Angelegenheit für eine Bewandnis hat, bleibt vorläufig abzuwarten. * Brand, 27. Oktober. Am Montag ereignete sich auf der Freiberger Straße ein schwerer Unfall. Fünf junge Leute fuhren auf einem Handwagen nach der sogenannten Brandlelle hinab. Ein Fleischerlehrling aus Freiberg, welcher vorn saß und das Gefährt mit den Füßen lenkte, verlor in folge der wachsenden Schnelligkeit die Gewalt über den abwärtssausenden Wagen. Der Wagen prallte an und fiel um, wobei die Insassen herausge schleudert wurden. Der Fleischerlehrling erlitt einen Unterschenkelbruch lind eine Verletzung der Knie scheibe, während die anderen mit leichten Hautab schürfungen davonkamen. Gerichtsfaal. 8 Militärgericht. Die blutige Schlägerei, die am 6. September zwischen Zivilpersonen und Soldaten des 17. Ulanen-Negiment» (Oschatz) in und vor dem Gasthofe zu Lonnewitz bei Oschatz staltfand, fand jetzt ihr Nachspiel vor dem Kriegs gericht der 23. Division. An genanntem Tage, einem Sonntage, halten eine Anzahl Ulanen die Tanzmusik besucht, al« gegen Mitternacht ein Sol dat beim Tanzen einen Zivilisten auf den Fuß trat. Dies war die Veranlassung zum Streit, um so mehr, als e« schon früher zu Differenzen zwischen den Einwohnern von Lonnewitz und Militär ge kommen war, deren eigentliche Ursacke Eifersucht der Dorsburschen war. Gegen mehrere Lonnewitzer Einwohner schwebt zur Zeit noch ein Strafverfahren. Der angerempelte Zivilist zog sofort sein Taschen messer und ging damit seinem Gegner zu Leibe. Im nächsten Augenblicke war eine regelrechte Schlägerei im Gange, da sich sowohl die anwesen den Kameraden de« Ulanen, al« auch mehrere Zivilisten in den Streit mengten. Kaum war e« dem Gemeindevorstand gelungen, die Kampfhähne im Saale au«einander zu bringen, ulr sich die Rauferei auf der Dorfstraße vor dem Gasthofe fort- setzte. Während die Zivilisten mit Steinen warfen und mit Knütteln losschlugen, machten die Soldaten von ihrer Waffe Gebrauch. Nicht weniger als acht Zivilisten wurden verwundet, am schlimmsten aber der Gemeindeälteste Strobel zugerichtet, dem durch einen Säbelhieb ein Stück von der Stirn abge schlagen wurde, so daß ihm die Haut über da« Gesicht herunterhing. Längere Zeit war sein Zu stand lebensgefährlich. Beinahe zwei Stunden hatte der Lärm gedauert. Die später eingelcitete Unter suchung ergab nur so viel, daß sich der1879zuLeubsdors bet Flöha geb. Hausdiener, damalige Soldat Oswald Emil Kirsch — inzwischen zur Reserve entlassen — und der 1880 zu Porschnitz bei Meißen geborene Kutscher, jetzige Soldat Hermann Friedrich Sommer Hauptbeteiligte an der Schlägerei waren, im übrigen verlief sie negativ. Die beiden Genannten erscheine» jetzt auf der Anklagebank. Dieselben stellen ihre Schuld ganz entschieden in Abrede; sie wollen nur in Notwehr gehandelt haben. So will Sommer einen Steinwurf am rechten Auge erhalten haben, sodaß er ohnmächtig zusammengebrochen sei. Aus Grund de« Beweirergebnifses hält das Gericht in der Hauptsache die Anklage für gedeckt und verurteilt beide wegen gemeinschaftlichen Hausfriedensbruchs, Widerstands gegen die Staatsgewalt, öffentlicher Beleidigung und ruhestörenden Lärm« zu je 3 Löschen Gefängnis. 8 Gera, 27. Okt. Vor dem Schwurgericht hatte sich heute der Kontrolleur und frühere Kassierer der Stadlgemeinde Meuselwitz, Max Meuschke, wegen Unterschlagung und Urkundenfälschung im Amte zu verantworten. Meuschke, ein geborner Altenburger, wurde im April 1901 zum Kassierer in Meuselwitz gewählt und kurze Zeit darauf zum Kontrolleur. In 1'/, Jahren hat er etwa 4000 Mk. Gemeinde gelder, die er eingenommen hat, unterschlagen. Der Angeklagte suchte seine Verfehlungen mit AcbeitS- Ueberbürdung zu entschuldigen. Ec habe viele Rech- nungen ausbezahlt, wofür ihm dann die Belege fehlten. Dar konnte ihm aber nicht geglaubt werden. Sein Vorgesetzter, der Bürgermeister, gab zwar zu, daß jener tüchtig zu arbeiten gehabt habe, aber nicht übermäßig. Meuschke habe jedenfalls über seine Verhälrnisfe gelebt. Der Bürgermeister erkannte auch an, daß die Bezahlung von 1000 Mk. jährlich zu gering gewesen sei. Der Gemeinderat hätte jedoch nicht mehr bewilligt. DaS war auch der Umstand, daß die Geschworenen mildernde Umstände annahmen, worauf Meuschke zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis und dreijährig.m Ehrverlust verurteilt wurde, auch wurden ihm drei Monate der Untersuchungshaft angerechnet. 8 Berlin, 28. Okt. Wegen Kuppeln wurde die bekannte Spiritistin Scheddlcr zu 2'/^ Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust nebst Polizei aufsicht verurteilt. § Koblenz, 25. Okt. Der Feldwebel Dien hardt vom 40. Infanterie-Regiment in Aachen hatte einen Füsilier, der zum Putzen der Gewehre« Petroleum verwendet hatte, deshalb gcohrseigt und ihn gezwungen, einige Tropsen Petroleum zu schlucken. Al« das Vergehen ruchbar wurde, suchte Dienhardl den Mißhandelten und die Mitwiffenden zur Ver heimlichung der Tat zu bestimmen, was ihm jedoch nicht gelang, und da« Krieg«gecicht der 15. Divi sion verurteilte ihn wegen Mißhandlung und vor- schrislrwidriger Behandlung eines Untergebenen zu sieben Wochen Gefängnis. In der Berufung gegen das Urteil suchte der Angeklagte und sein Ver teidiger den Fall als minderschwer hinzustellen. Da der Mißhandelte keinen Schaden genommen, der Feldwebel aber, der nun im zwölften Jahre diene, durch eine Gcsängnirstrafe in seiner Laufbahn völlig vernichtet sei, so bat der Verteidiger um ein milderes Urteil. Da- Oberkciegrgencht der VIII. Armee korps verwarf jedoch, wie d e „Köln. Ztg." berichtet, die Berufung. Der Feldwebel, der eine besondere Vertrauensstellung habe, müsse sich diese durch ein angemessene«, würdiger Verhallen wahren. Die Mißhandlung bedeute durch die sie begleitenden Umstände, namentlich durch den Zwang, Petroleum zu schlucken, eine Roheit, die im Heere nicht ge- duldet werken könne. 8 Wie eiu Dippold handelte niederrhcinischen Zeitungen zufolge der polnische Fabrikarbeiter KoscziSkiewiz, der seinen 8jährigen Sohn im Walde bei Oberhausen blutig schlug, au einem Baum aus- hängte und als das Kind die Zunge herausstreckte, diese blutig biß. Der Strick zerriß, der Junge stürzte herunter, die Bestie von Vater ging unbe- kümmert fort. Die Duisburger Strafkammer konnte gegen ihn leider auf keine höhere Strafe als 5 Jahre Gefängnis erkennen. 8 Der österreichische Reichsfreiherr Franz Joseph von Lerchenfe'.d wurde vom Wiener Schwur gericht wegen Betrugs zu 15 Monaten schweren KerkecS und Adelsverlust verurteilt. Der 43jührige Freiherr ist ein Patenkind Kaiser Franz Josephs, geriet schon in jungen Jahren aus Abwege, ver geudete große Summen und sank schließlich so tief, daß er als Schuldner von Stiefelputzern und armen alten Frauen auf der Anklagebank saß. Die Ver urteilung des NeichSfceiherrn erfolgte, wie der „Voss. Ztg." anS Wien gemeldet wird, obgleich der Verteidiger darauf hinwies, der Angeklagte habe sich berechtigt halten können, auf Unterstützung seitens des HofeS zu rechnen, der Erzherzog Ludwig Viktor, der Bruder deS Kaisers, noch jetzt alljährlich zweimal das Grab der Mutter Lerchenfelds besuche, da ferner die Erzherzogin Marie Therese, die Schwägerin des Kaisers, durch ihren Beichtvater dem Angeklagten habe sagen lassen, er solle nur sein Gesuch dem Kaiser vorlegen, und da schließlich zwei Briefe von der Erzherzogin Marie Viktoria, der Tochter deS Kaisers, vorhanden sind, auf Grund deren sich der Ange klagte als versorgt betrachten könnte. Kleine Chronik. * Gleiwitz, 27. Oktober. Der Regierung«prä- sident in Oppeln hat die Au«weisung eine« wegeo Wurmkrankheit im Zabrzer Knappschaft«lazarelt untcr- gebrachtm Italiener« angeordnet. Hiervon ist die italienische Negierung benachrichtigt worden. Der Kranke wird von einem Polizeibeamten bi« an die Grenze begleitet. * Posen, 27. Oktober. In Wreschen ist, der „Pos. Ztg." zufolge, der dortige Geflügelhändler Aron Schmul auf offener Straße überfallen und ermordet worden. AI« mutmaßlicher Mörder wurde ein Knecht verhaftet. * Hildburghausen, 27. Okt. Die Ursache de« bereits gemeldeten Rekontrer zwischen der hiesigen Polizei und einer großen Anzahl von Schülern de« Technikum« ist darin zu suchen, daß von den letz teren zwei wegen Ruhestörung mit auf die Wache genommen und nicht gleich wieder freigelaffen worden waren. Da« veranlaßte ca 300 Techniker zu einem großen Radau vor dem Rathause. Da der Auf forderung, au«einanderzugehen, nicht Folge geleistet wurde, so suchte man die Krawallmacher mittel« eine« in Tätigkeit gesetzten Hydranten au«einander zu treiben. Als auch dies nutzlo« war, erbat sich die Polizei telephonisch militärische Hilfe. Bald darauf rückte eine Militärabkeilung mit aufgepflanz tem Seitengewehr an und zerstreute die Ruhestörer. Da« unüberl gte Gebühren der jungen Leute dürste ein böses Nachspiel im Gefolge haben, denn die meisten werden wegen LandfriedenSbruchs zur Re chenschaft gezogen werden. * Ludwigshafen, 28. Okt. Der Makler Hof mann erschoß nach einem Wortwechsel seinen ^jäh rigen Sohn und erhängte sich nach seiner Verhaf tung in der Arrestzelle. * Graz, 27. Okt. Im Bezirk Wildon sind drei Personen an Milzbrand schwer erkrankt. Ihr Zu stand ist hoffnungslos. Sic genossen Fleisch von zwei milzbrandigsu Rindern, welche nach der Not- fchlachtung infolge einer Versehen« zum Genüsse zu gelaffen wurden. * Teplitz. Die Eheleute Schandau in Welhe- nitz gaben ihrem 7 Jahre alten Sohne ein Glar Schnaps zu trinken, um dadurch den Zahnschmerz de« Knaben zu lindern. Der Junge schlief ein und erwachte nicht mehr. Der Arzt konstatierte den Tod durch Alkoholvergiftung. * London, 28. Okt. Heftige Regengüsse haben die meisten Stadtteile London« unter Wasser gesetzt. In einigen Straßen steht da« Wasser drei Fuß hoch. Zahlreiche DampFr mußten Schutz in den Häfen suchen. Im Kanal herrscht Sturm. . Kiew, 27. Oktober. Gestern erfolgte aus der Station Schmerinka der Südwestbahn in einem Wa gen 4. Klasse eines dort haltenden Zuge« eine Ex plosion. Zwei Schaffner, zwei Telegraphisten und 53 Passagiere wurden verletzt. Der Grund der Explosion ist unbekannt. * Brüssel, 27. Oktober. Ein im hiesigen Nou- veaute-Theater angestellter Hausdiener überraschte einen belgischen Artillerieleutnant in intimer Unter haltung mit seiner Frau. Ec hat dem Leutnant seine Zeugen gesandt; daL Duell soll heute stattfinden!! * Budapest, 27. Okt. Eine aufsehenerregende Verhaftung erfolgte gestern hier auf Requisition der Neuyorkec Staatspolizei. Der Pächter deS bekannten Vergnügungsetablissements Oes-Budavar, Adolf Friedmann, wurde verhaftet, weil die Neuyorker Polizei hierher depeschierte, daß Friedmann wegen Brandstifung verfolgt werde. Friedmann hatte vor Uebernahme von OeS-Budavar in Neuyork ein Kleidergeschäst besessen, das auf 50 000 Dollars assekuriert war. Friedmann soll da» Geschäft selbst in Brand gesteckt haben. Er band einer Katze einen mit Petroleum gekränkten Schwamm an den Schweif, zündete den Schwamm an und jagte das arme Tier in dem Kleidermagazin umher, daS natürlich sofort in Brand geriet. Friedmann behob die 50 000 Dollars unv begab sich nach Europa. * St. Louis, 28. Okt. Infolge umlaufender, beunruhigender Gerüchte fand ein Ansturm auf die Kassen der Mississippi-Balley-Trust-Company, eines der bedeutendsten derartigen Institute dec Vereinigten Staaten, statt. * Ein Fall von Selbstbezichtigung, um den Vater vor dem Beil des Scharfrichters zu rett. , wird der Köln. Ztg. aus Kiel mitgeteilt. Ein vor 26 Jahren zu lebenslänglichem Zuchthaus veru - leitter Maurer namens Burmeister ist begnad gi und freigelassen worden. 1877 beteiligte er sich cu einem von seinem Vater angeregten Einbruch rn daS Gehöft eines Mühlenpächters in Domsdorf. Der Pächter und seine Frau erwachten und dec alte Burmeister streckte beide durch Schüsse im Bett nieder. Nach der Entdeckung bestritt der Vater, ein übel beleumundeter und mehrfach vorbestrafter Mensch, die Tat, dagegen gestand der Sohn ein, daß er beide Schüsse abgegeben habe. Das Kieler Schwurgericht verurteilte Vater und Sohn zum Tode. Die Gnade des Königs wandelte die Strafe in lebenslängliches Zuchthaus um. Der Vater starb im Jahre 1896 in der Anstalt. Nunmehr versicherte dec Sohn, der sich im Zuchthaus stets tadellos geführt hatte, mit unverkennbarer Glaub würdigkeit, daß nicht er, sondern sein Vater beide tödliche Schüsse abgefeuert hätte; er habe befürchtet, daß sein Vater bei seinen vielen Vorstrafen dem Henker verfallen würde, wenn die Wahrheit an den Tag käme. Nach anfänglicher Erfolglosigkeit hat der Sohn jetzt aus ein neues Gesuch die Begnadig ung und die Freiheit erlangt. Durch feste Arbeit ist der 51jährige Burmeister vor äußerer Not geschützt. Seine fast 90jährige Mutter lebt noch. * Gegen tausend Kinder getötet Hal eine Engelmacherin zu Tarutino in der russischen Pro vinz Kaluga. Es handelt sich um eine Bäuerin namens Murakina. Seit vielen Jahren wurden ihr Kinder in Pflege gegeben, die regelmäßig starben. Tatsächlich werden die Tode«fälle auf tausend ge schätzt. Die Mörderin verbrannte die Kinder. * Schlimme Tage hat einem Telegramm au« Funchal zufolge da« zehn Tonnen haltende Segel boot „Columbia" mit dem deutschen Kapitän Lud wig Eisenbraun al« einzigem Insassen durchgemacht, dar am Freitag Madeira anlief, nachdem es vor 72 Tagen oen Boston au« seine Reise nach Mar seille angetreten hatte. Am 28. August wurde da« kleine Fahrzeug von einem schweren Sturm über rascht, der e« drei Tage lang zum machtlosen Spiel zeug der empörten See machte. Am 5. September hatte e» gegen schwere Sturzwogen anzukämpsen, die unaufhörlich über Deck gingen und unter ande rem auch ein Kästchen mit 100 Dollar«, der Rei sekasse Eisenbraun«, wegwuschen. Die „Columbia" hat bi« jetzt eine Strecke von 3600 Seemeilen zu rückgelegt und soll in Funchal zunächst kielgeholt und aurgebessert werden, dann will Kapitän Eisen braun die Fahrt über Gibraltar nach Marseille fortfetzen Haudels-Nachrichten. «vrUn, 27. Oktober. (Wechsel-ltourS.) vantc- V!»«ovt 169,15 Amsterdam 8 T per 100 fl. d. 2M 168,55 Brüssel und Antwerpen 8 T 80,95 pr. 100 Francs. 3M — Y^l'enische Plätze 10 r 81,25 vr. 100 Lire 2M — Schweiz. Pl. 100 Fre. 8 r 112,15 Lonon 8 r 20,49 pr. 1 Lftrl. 3M 20,225 Madrid und Barcelona 14 T 60,75 pr. 100 Pesetas 2M 4,19'/« Paris 8 T 81,15 pr 100 Franc 3M — Petersburfl 8 T — pr. 100 Rubcl 3M — Warschau 100 Rubel 8 L 81,00 Wien 8 T 85,20 per 100 Kr. ö W. 3M — ReichSbank 8'/,°/°. Lomb.-Z.-F. 4'/,°/». .«»xäsdurr, 27. Oktober. Kornzucker cxcl. SS'/« Ren- demenl 8,25—8,32'/». Nachproducte excl. 75*/, Rendement. 6,40—685. Stimmung: ruhig. Krystallzucker"l 20,07'/,. Brobrasfinade 1 19,82/«. Gem Raffinade 19,82'/.. Gem. Melis 19,07*. Rohzucker I. Product Trans, f. a. B. Camburg per Okt. 17,90 Gd., 17,95 Br., 17,90 bez., per Novbr. 17,40 Gd., 17,45 Br., —,— bez., per Dezbr. 17,50 Gd., 17,55 Br., —bez., per Januar-März 17,65 Gd., 17,75 Br., —bez., per Mai 18,00 Gd. 18,05 Br., —bez. Stimmung: Ruhig. Baumwolle. Aromen. 27. Oktober. Tendenz: stetig. Upl. middl. loko 54'/, Pfg. Liverpool, 27. Oktober. Mutmaßlicher Umsatz: 6000 Ballen. Stimmung!: Willig. Import: 42 000 Ballen. Preise 2—4 Punkte niedr. — Umsatz: 5 000 Ballen, davon für Spekulation und Export 500 Ballen. Amerikaner ruhig, 2 Punkte niedriger, Egypter ruhig, nilverändert, Lieferungen ruhig. Oklober 5,63, Oktober- November 5,47—5,48, Dezember-Januar 5,40, Februar- März 5,38, April-Mai 5,37. Zahlungseinste l.l ungen. Moses Schmeidler, Cöln. Felix Wedershoven, Cöln. Ferdinand Hoppe, Famburg. Alfred Zutraun, Heinrichs walde Ostpr. Geschwister Kretzschmer, Oels. Johannes Mehring, Osnabrück. Gustav Zobel, Steinau a. O. Karl Wolff, Treptow a. R. ^arochie St. HhristspSori Donncrstag, den 29. Oktober, abends halb 9 Uhr Bibelsiunde im Waisenhaussaale. Neueste Nachrichten und Depeschen vom 28. Oktober. Wiesbaden. Anläßlich der bevorstehenden Zweikaiserbegegnung werden außer den 2 Mainzer Regimentern und einer Eskadron des Husaren- Regiments Kaiser Alexander noch eine Ehren- kvmpagnie nach Wiesbaden kommandiert werden. Wien. Aus Luzern wird der „N. Fr. Pr." gemeldet, daß im „Hotel National" die Gräfin Stefanie Lonyay seit zwei Wochen an Bauchfell entzündung schwerkran! darniederliegt. Obwohl keine unmittelbare Gefahr vorhanden ist, ist der Zustand der Gräfin immerhin sehr ernst. Belgrad. Unter dem Verdachte, eine neue Verschwörung ins Werk gesetzt zu haben, wurden ein höherer Offizier und ein Hauptmann in Knirze- witz verhaftet. Sofia. Der Regierung sollen Meldungen aus Rußland zugegangen sein, daß Deutschland wegen Beeinträchtigung einiger Hoheitsrechte des Sul tans Einspruch gegen das französisch-russische Ne- formprogramm erhoben habe. Serajewo. Auf den hiesigen Erzbischof Siad wurde neuerdings ein Attentatsversuch von zwei als Frauen verkleideten Türken verübt. Die Täler wurden entlarvt, die Waffen nahm man ihnen ab. Madrid. Gestern brach in Bilbao der General streik aus. Aller Verkehr stockt. Alle Bäcker, sowie die Apotheken und Zeitungsdruckereien sind geschlossen. Truppen halten die Straßen besetzt, die von aufrührerischen Trupps durchzogen werden. Am Abend wurde über Bilbao der Belagerungs zustand verhängt. Seitdem sind zwei Regimenter Infanterie und zwei Abteilungen Gendarmerie ein getroffen. Zu scharfen Zusammenstößen kam es, als das Telegraphenamt zerstört wurde und die Streikenden versuchten, die Telegraphen- und Tele- phonleitungen zu zerstören. Lissabon. Ein portugiesisches Kanonenboot, das die Fischerei an der Küste von Algarul zu über wachen hatte, geriet mit einem spanischen Schiff in Streit. Der portugiesische Kommandant gab Be fehl, auf das spanische Schiff scharf zu schießen, wobei zwei spanische Matrosen schwer verletzt wurden. Die Spanier zogen sich zurück und die Mad'ider Regierung hat durch Vermittelung des Gesandten der portugiesischen Regierung eine Note überreichen lassen. Es ist zu hoffen, daß dieser Zwischenfall noch vor dem Besuche König Alfons geregelt ist. Ncwyork. Die Philadelphia- and Neading- Bahn hat die Schließung von 11 Kohlengruben bei Shamokio vom 4. November ab angeordnet. 7000 Arbeiter werden dadurch arbeitslos.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)