Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.11.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190311042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19031104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19031104
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-04
-
Monat
1903-11
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.11.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
all diesen Beschwerden habe ihm die Gräfin jedes mal die Untersuchung verweigert. Sie habe ge wöhnlich gesagt: ach, Sie werden mir auch ohne Untersuchung etwas verschreiben können! Die Gräfin habe vier Kinder geboren, einen Sohn und drei Töchter, davon drei in Wroblewo, das vierte außer halb Wroblewos. Weshalb letzteres der Fall war, wisse er nicht, wahrscheinlich sei es Laune gewesen. Er selbst habe die Gräfin nie entbunden. Eines Tages, im Sommer 1896, habe ihm die Gräfin erklärt, daß sie sich in anderen Umständen befände. Der Graf habe den Winter im Süden zugebracht, sie zu sich kommen lassen, und da habe sich ein so inniger Verkehr entwickelt wie noch nie zuvor. Er habe sich auch aus dem Augenschein überzeugt, daß die Gräfin das Aussehen einer Frau hatte, die guter Hoffnung war. Daran lasse sich nicht tippen. Aber in der Umgebung von Wroblewo wollte der Glaube an den gesegneten Zustand der Gräfin nicht recht Fuß fassen. Man verwies auf das vorgeschrittene Alter des Ehepaares, aus den Umstand, daß sie bereits 16 Jahre nicht geboren hatte und ein laues eheliches Verhältnis obwaltete. Was den ersten Punkt anbelangt, so sei es aller dings eine große Seltenheit, daß eine Frau in diesem Alter noch gebäre, aber es komme doch vor Was das Moment betrifft, daß 16 Jahre lang keine Geburt zu verzeichnen gewesen ist, so sei dieses von nicht so erheblicher Wichtigkeit, denn es gäbe Fälle, daß Frauen nach so langer Zeit noch Kinder bekommen haben. Er selbst kenne eine Frau, die nach einer 24jährigen Pause in derselben Ehe ein Kind geboren hat. In dem ehelichen Verhältnis des gräflichen Paares wechselte Sturm mit dem besten Einvernehmen ab. Er wisse, daß im Jahre 1896 das Verhältnis ein gutes war. Er entsinne sich, daß das gräfliche Ehepaar zu jener Zeit in einem kleinen Wagen in trautem Einvernehmen auf den Vororten herumgefahren ist. Die Wäscherin Czibulka könne er nicht als Gutachterin anerkennen und ihre Wahrnehmung nicht als Beweis gegen eine Schwangerschaft gelten lassen. Nun seien Zeugen aufgetreten, die an der Gräfin ein ge schwollenes Gesicht, geschwollene Hände und Füße gesehen haben, so könne er auch dies nicht als ein sicheres Zeichen anerkennen. Er habe solche Schwellungen bei der Gräfin als Folge der Gicht wiederholt wahrgenommen. Das Alter der Gräfin und die Bekundungen der Wäscherin Czibulka mußten immerhin einige Bedenken erregen. Im Januar habe ihm die Gräfin bei einem gelegent lichen Besuch zu seiner Ueberraschung gesagt: Sie gehe in den nächsten Tagen nach Berlin zur Ent bindung; sollte sie seine Hilfe gebrauchen, dann hoffe sie, daß er sie ihr nicht vorenthalten würde. Er habe nur gesagt: „Ich stehe zu Diensten, Frau Gräfin," weil er dieses Wort nicht recht ernst ge nommen habe. Von Wronka habe er doch die Entbindung nicht leiten können, und in Berlin gebe es ja genug Aerzte, so daß er dieAeußerung der Frau Gräfin nur als Höflichkeitsphrase auf gefaßt habe. Er habe sich deshalb über die Ent bindung keine Sorgen gemacht, da die Frau Gräfin in Berlin gut aufgehoben sei. Am 27. Januar, al« er in Wronka von seiner Praxis zurück gekehrt sei, habe er zwei Depeschen der Gräfin vor gefunden, wonach sie um 5 Uhr morgen« von einem Knaben entbunden worden sei und ihn bäte, nach Berlin zu kommen. Er sei nacht« um '/,12 Uhr in Berlin eingetroffen, vom Grafen empfangen worden, dann zunächst in« Hotel gefahren und von dort zur Gräfin gegangen. Sie habe im Bett ge legen, war blaß, angegriffen, heiser, klagte über Hal«schmerzen, Mattigkeit rc. und sagte ihm aus seine Frage, daß da« Kind 5 Uhr morgens geboren worden und die Entbindung ohne besondere Neben umstände von statten gegangen sei. Er Hobe zu nächst festgestellt, daß die Temperatur und der Puls bei der Gräfin normal war. Eine nähere Unter suchung habe ihm diese verweigert und gesagt: alle Wochenbetten seien bei ihr glatt vor sich gegangen, und sie vertraue auch diesmal ihrer kräftigen Konstitution. Die Weigerung der Gräfin habe auf ihn einen peinlichen Eindruck gemacht. Er sei be klommenen Herzen« nach dem Hinterzimmer gegangen und habe da« Kind gesehen, welche« ihm durch seine Schönheit aufgefallen sei. Er sei dann zu der Gräfin zurückgegangen und habe ihr, um wieder eine Unterhaltung über den Geburtrakt anzuknüpfen, gesagt: da« Kind sehe ja so blau aus; ob c« vielleicht scheintot zur Welt gekommen sei? Darauf habe ihm die Frau v. Mo«zczewrka, die anwesend war, gesagt.Die Hebamme habe dar Kind zweimal geschlagen. Aus seine Frage, ob sie da« gesehen habe, habe die Dame geantwortet: Aber natürlich, ich bin ja bei der Geburt zugegen gewesen. Diese vollständig ruhige und verständige Antwort einer Dame, die selbst Mutter, Frau eines Rittergutsbesitzers und Trägerin eines hochgeachteten Namens sei, haben alle Be denken bei ihm zerstreut, und er habe sich beinahe geschämt, daß er Zweifel an der Richtigkeit der Entbindung gehabt habe. Außer der Frau von Moszczewska sei nur Frau v. Koszowska anwesend gewesen, gleichfalls die Trägerin eines hochange- sehenen Namens, die mit der Gräfin befreundet und schon einige Tage bei ihr gewesen sei. Schon die Anwesenheit dieser Dame habe in ihm die Ueberzeugung erweckt, daß alles in Ordnung sei, weil er nicht annehmen konnte, daß Damen in dieser Stellung sich an irgend etwas beteiligen könnten, was nicht korrekt sei. Am nächsten Tage sei er wieder gekommen, aber nicht von einem Frühstück aus, sondern vom Hotel her. Er müsse die nach dieser Richtung hin von einer Seite auf gestellte Behauptung als eine Beleidigung entschieden zurückweisen. Auch am zweiten Tage habe er, nachdem er konstatiert, daß derPulsder Gräfin wieder normal war, die Gräfin wiederholt gebeten, daß sie sich noch von ihm untersuchen lassen möge. Damals habe die Tochter der Gräfin, Frau von Zoltowska, am Bette gesessen. Diese habe sein Ersuchen sehr unterstützt, die Gräfin habe sich aber geweigert. Er habe dann das Kind näher sehen wollen, es sei ihm aber glaubhaft gesagt worden, daß das Kind soeben erst wieder gewickelt worden sei. Er habe gesehen, daß es ein hübsches, starkes, kräftiges Kind von neun bis zehn Pfund und weiß am Körper war. Er habe dann weiter gefragt, woher wohl die Hebamme stamme. Darauf habe Frau v. Moszczewski geantwortet: sie habe eigent lich die Hebamme ihrer verheirateten Töchter aus Bromberg mitbringen wollen, diese war aber ver hindert, und deshalb sei eine andere in Funktion getreten. Er habe geglaubt, daß auch diese Hebamme aus Bromberg stammte. Die Hebamme habe auf ihn einen schlechten Eindruck gemacht, sie habe schmutzige Nägel gehabt, und im Zimmer habe es nach Cigaretten gerochen. Die Hebamme habe auf seine Fragen über den Geburtsakt ganz sachge mäß geantwortet. Zusammenfassend äußert sich der Zeuge schließlich dahin: Neber die Frage, ob die Gräfin geboren habe oder nicht, könne er sich aus eigener Wahrnehmung nicht äußern. Ihre Weigerung, sich untersuchen zu lassen, könne ver schiedene Motive haben. Zuerst könne in Frage kommen, daß die Gräfin ihm ihren wirklichen Zu stand verheimlichen wollte. Aber dieser Gedanke sei durch die Bekundungen der beiden anwesenden Damen zerstreut worden. Zweitens könnte eine Abneigung gegen eine körpertrche Untersuchung über haupt in Frage kommen. Die Gräfin habe eine fast krankhafte Abneig rng dagegen gehabt, sich von ihm oder einem anderen Arzt oder auch nur von einer Hebamme unter suchen zu lassen, bei einer früheren, sehr schweren Geburt der Gräfin habe er die Untersuchung ge wissermaßen erzwingen müssen. Es sei dies eine Abneigung, die von manchen Frauen geteilt werde. Er habe später mit einer vornehmen Dame da rüber gesprochen, und diese habe ihm gesagt: Ich hätte es genau ebenso gemacht wie die Frau Gräfin. Welches Motiv die Gräfin zu ihrem auffälligen Verhalten gehabt habe, sei ihm nicht recht erklär lich und müsse der weiteren Verhandlung Vor behalten bleiben. Das Aussehen des Kindes biete keine Veranlassung zu dem Schluffe, daß es nicht ein neugeborenes war. Es war ein besonders kräftiges Kind. Wenn er den Nabel Hütte unter suchen können, würde er sich über diesen Punkt ja bestimmter ausdrücken können, aber er habe hierauf nicht energisch bestanden, weil eben jene zwei ein- mandsfreie vornehme Damen, Frau v. Koscorewska und Frau v. Moszczewska, versicherten, daß die Geburt ordnungsmäßig verlaufen sei. Er habe keinen Verdacht mehr gehabt und dies den Agnaten mitgeteilt. Wie er gehört habe, seien der Gräfin dann auch von den Agnaten Glückwünsche zuge gangen. Die Sache habe jahrelang geruht, bis dann, man wisse nicht d m Ursprung, seltsame Ge rüchte aufgetaucht seien, die immer mehr Boden und Verbreitung fanden Graf Miecislaw von Kwilecki habe ihm damals auch erzählt, daß die beiden genannten Damen erklärt hätten, sie könnten ihre Behauptung, daß sie Augenzeugen der Ge burt gewesen seien, nicht ausrechterhalten. — Die Gräfin, so führt Zeuge fort, sei eine hochgradig psychopathische Dame. Sie stamme aus einer hoch adligen, alten Familie und habe eine sorgfältige Erziehung genossen. Sie war jung, schön, reich und liebenswürdig, als sie in ihrem 18. Jahre eine Neigungshcirat mit dem Grafen Kwilecki ein ging. Sie habe also die Anwartschaft darauf ge habt, eine der glücklichsten Frauen zu werden. Leider sei es anders gekommen. Sie sah bald ein, daß die wirtschaftliche Lage des Gutes Wroblewo im Niedergang begriffen war. Sie schob dies der mangelhaften Zenlralleilung zr, während ihr selbst wohl dec größ'e Teil der Schuld zuzuschreiben mar. Die Gräfin wirtschaftete phantastisch, ohne E at, ohne U-bcrlcguug, da- Geld verschwand ihr unter den Fingern. Lie war sich drssen aber nicht bewußt, sondern vom besten Willen beseelt, sie glaubte gut zu dirponieren. Sie war so sehr davon überzeugt, daß sie vernünftig disponiere, daß sie einige Zeil hindurch, mit Voll macht ausgestaltet, die Zentralleftung der Herrschaft selbst übernahm; die« habe aber nicht lange gewalnt. Es sei unrichtig, wenn behauptet werde, die Gräfin habe übermäßigen Luxus getrieben. Sie habe ihre Milgist, soweit sie nicht zur Aussteuer ihrer ältesten Tochter Verwendung fano, in die Herrschaft gestcck'. Aber es gab schließlich keinen Halt mehr. Als die Einnahmequellen versiegten, schob die Gräfin die Schuld daran ihrem Ehemanne zu, sie begann, aus ihn zu schimpfen, weil er sie angeblich sc knapp halte. Die Spannung zwischen den Ehe leuten sei immer größer geworden. Während die Gräfin sich früher nicht um die Lieberverhällniffe ihres Ehemannes gekümmert habe, sei er nun auch dieserhalb zwischen ihnen zu bösen Auftritten ge kommen. Die Gräfin habe scgar keinen Anstand genommen, in Gegenwart anderer Personen in rück sichtslosester Weise über ihre ehelichen Verhältnisse zu sprechen. Und dabei besitzt die Gräfin viele her vorragende weibliche Eigenschaft:n. Sie sei in her vorragender Weise musikalisch, sie spiele und singe Sie sei stolz aus ihre aristokratische Abstammung, aber trotzdem leutselig gegen ihre Untergebenen, frei gebig und gastfreundlich. Durch ihren sor:währenden Kampf mit Sorge und Kummer habe sich ein zer fahrenes Wesen bei ihr herauSgebildct, wozu die Anlage schon durch eine angeborene physische Störung vorhanden war. Schlauheit könne man ihr nicht abfprccheu, aber Weisheit und Uebcrlcgnng wohl. Am verhängnisvollsten für die Gräfin sei, daß sie mit einer ethischen Schwäche behaftet fei. Jedenfalls sei sie eine psychische Abnormität. — Nach dem früheren Familienarzt wurde zunächst der Obcrpost- assistent Ahrend aus Wronka vorgerusen. Er soll aussagen, ob die beiden bekannten Depeschen zu gleicher Zeit dort angekommen sind. Er verweigert die Aussage, weil er von der Oberpostdirektion Posen noch nicht vom Dienstgeheimnis entbunden ist. Er wird für morgen noch einmal vorgeladen und soll inzwischen die Ermächtigung seiner vorge setzten Behörde einholen. — Oderpostsekrelär Lehmann- Posen hat die Ermächtigung zur Aussage bereit«! doch soll auch er erst morgen vernommen werden. — Dann kommt eine wichtige Zeugin, die Fra» des Postschaffners Biedermann, die in der kritischen Zeit die Portierstelle im Hause der Königin Augustastraße versah. Sie hat am Vorabend der Geburt die Gräfin stark stöhnen ge hört. Am anderen morgen hörte sie von der Geburt und hat den Auftrag erhallen, die Wäsche zu waschen. Sie hat auch den Elmer mit der Nachgeburt weg getragen und diese verscharr». Es entwickelt sich eine große Auseinandersetzung darüber, ob die Wäsche mit frischem Menschenblut getränkt war, oder ob cs sich um Schweineblut handle. Zeugin erklärt, sie habe da» Blut unter allen Umständen für Menschen blut gehalten. Zwei Sachverständige streiten sich darüber, ob es für eine Frau, wie die Zeugin, mög lich sei, den Unterschied mit Sicherheit sestzustellen. Es handelt sich um die Frage, ob Schwetneblut nach zwölftägiger Aufbewahrung nicht verdorben ist. Der eine der Sachverständigen erklärt, daß man durch ein gewißes Verfahren im stände sei, das Geranien von Schweineblul zu verhindern, während dec andere Sachverständige behauptet, daß jedermann den Unterschied zwischen solchem Blute und srischem Menschcnblule konstatieren könne. Auf die Frage einer Geschworenen an die Zeugin, ob sie die Nach geburt bestimmt erkannt habe, erwidert Frau Bieder mann, daß sie zwar eine so sorgfältige Untersuchung nicht vorgenommen, aber im Eimer eine kompakte Maße gesehen habe, die sie sür Nachgeburt hielt. Die Anklage behauptet bekanntlich, daß die Gräfin Kwtlcka die Nachgeburt mit nach Berlin gebracht habe. Der am Schluß der Verhandlung vernommene Sohn der Biedermann, der die beiden Depeschen zur Post befördert hat, erinnert sich weder der Zeit, noch, ob er beide Telegramme aus einem oder zwei Wegen abgegeben hat. Hierauf wird die Verhandlung aus morgen früh 9'/, Uhr vertagt. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 3. November. * — 25jährigcs Geschäftsjubiläum. Am 31. Oktober feierte ein allgemein beliebter und ge schätzter Mitbürger, Herr Ernst Palitzsch, Prokurist der Firma F. W. Herrmann, sein 25jähriges Ge- schäftsjnbiläum. Der Stadtrat hatte beschlossen, Herrn Palitzsch zu beglückwünschen und ihm ein Ehrendiplom zu widmen. Die Ueberreichung des letzteren erfolgte am vergangenen Sonnabend unter anerkennenden und beglückwünschenden Worten, in denen auch der gemeinnützigen Tätigkeit des Jubi lars in Dankbarkeit Erwähnung getan wurde, durch die Herren Bürgermeister I>r. Polster und Stadtverordnetenvorftrher Redslob. * — Konfumvcrcin. Dem dieser Tage ver öffentlichten 14. Geschäftsbericht des hiesigen Kon sumvereins (e. G. m. b. H.) sei folgendes ent nommen : Zunächst wird mit Befriedigung kon statiert, daß die Hoffnung auf Erzielung eines höheren Umsatzes als im Vorjahre sich erfüllt Hal; denn es beträgt der Mehrumsatz im abgelauseneu Geschäftsjahr ca. 14 400 Mark, hierbei ist die in dec Neustadt errichtete Filiale mit 8000 Mark interessiert, während der Rest aus das Hauptge schäft entfällt. Im letzteren belief sich der Umsatz 1902 03 aus 63 283 Mk. 28 Pfg., in der Filiale hingegen aus 23 264 Mk. 93 Psg., während sür 148 Nik 55 Pfg. direkt vom Haupllager verkauft wurde Der Gesamtumsatz stellt sich demnach auf 86 696 Mk. 76 Psg. Das Kassenkonto balanciert in Einnahme und Ausgabe mit 91 920 Mk. 84 Pfg. Das Bilanzkonto schließt sowohl in Aktiva, als auch in Passiva Mit 41942 Mark 51 Pfg. ab. Hierbei mag erwähnt werden, daß in Rubrik Debstoren-Konto 2452 Mk. 76 Psg. und in Passiva die Summe von 13 185 Mk. als Reingewinn ver zeichnet sind. Die Mitgliederzahl betrug am 1. Oktober 1902 450, am l. Oktober 1903 504 Personen. Der Bestand des Geschäftsguthabens der Mitglieder belief sich am 1. Oktober 1903 aus 4749 Mark 10 Pfg., die Haftsumme auf 7560 Mk. * — Eine total falsche Auffassung bekundet noch immer ein Teil des Publikums, der die An sicht vertritt, man kaufe zu teuer in den Geschäften, die inserieren. Das Umgekehrte ist der Fall. Wer zweckmäßige Reklame macht, erzielt einen größeren Umsatz und ist demnach in der Lage, billiger ver kaufen zu können. Der große Teil des Publikums bevorzugt daher aus diesen Gründen diejenigen Ge schäfte, die inserieren. * — Postalisches. Immer noch scheint es nicht genug bekannt zu sein, bei Benntzuug von Post karten auf deren Adressteile nicht radieren zu dürfen. Sieht das scharfe Auge des Stephans-Jüngers ein dergleichen Vorkommnis auf einer Postkarte, so wird sie von der Weiterbeförderung ausgeschloffen und, wenn der Absender bekannt, wieder zurückge- gcben. Worte „ausstreichen" kann man, aber nicht das Radiermesser zur Hand nehmen. * — Briefe an Soldaten werden portofrei be fördert, wenn sie den Vermerk: „Soldatenbries. Eigene Angelegenheit des Empfängers" tragen. Das Porto beträgt für Pakete bis zum Gewicht von 3 Kilo nur 20 Pfennig, Postanweisungen bis 15 Mark kosten nur 10 Pfennig Porto. * — Mit Zuftimunlng des Königlichen Miniftcriums des Innern nimmt das Königl. Sächsische meteorologische Institut in Chemnitz die im Jahre 1887 eingestellte Ausgabe von Welter- vorher sagen — unabhängig von den in den Zeitungen erscheinenden ausführlichen Wetter berichten — wieder auf. Diese besonders für die Landwirtschaft wichtigen Vorhersagen werden an Zeitungen, Behörden, wie auch an die unmittel baren Interessenten, je nach Abkommen, telegraphisch, durch Fernsprecher oder mittels Postkarte über mittelt, wobei zur Abkürzung der Nachricht lind zur Ersparung von Kosten ein besonderes Chisirier- system zur Anwendung kommt. Die Bezugskosten dürften bei einigermaßen reger Beteiligung für den Einzelnen nicht erheblich sein. Nähere Auskunft ist auf Antrag bei dem genannten Institut, sowie auch bei der Königlichen Amtshauptmannschaft Glauchau zu erhalten. * Oclsnitz i. E Der Verein für bergbau liche Interessen im Oelsnitz-Lugauer Kohlenrevier hat seine Knappschaftsärzte teils nach dem Bochumer Revier, teils nach dem Kgl. Krankenstift Zwickau zum Studium der Wurmkrankheit entsendet. Be züglich der letzeren fand gestern in Zwickau eine Konferenz der Vertreter des Bergamtes Freiberg, der Berginspektoren, Bezirksärzte, Amtshauptmann schaften usw. der Reviere Chemnitz, Oelsnitz, Lu- gau und Zwickau statt. * Lichtenstein, 2. Noobr. Der Bergarbeiter Otto Schwalbe aus Mülsen St. Micheln, der Ende vorigen Jahres wegen schwerer Urkundenfälschung sich hier in Untersuchungshaft befand, wegen über kommener Krankheit aber dem hiesigen Kranken hause überführt werden mußte, eines Nachts dort ausgebrochen ist und spurlos verschwunden war, Hal sich am vergangenen Freitag dem hiesigen Kgl. Amtsgericht freiwillig gestellt, nachdem er sich in verschiedenen Ländern, wie Italien, Serbien, Türkei, Spanien, Herumgetrieben hat, auf Schiffen tätig gewesen ist und sogar in der Zeit des serbischcn Königsmordes in Belgrad war. * Zwickau, 2. November. Hauptmann und Kompagniechef Böhmer des hiesigen Regiments, ein hoffnungsvoller und sehr beliebter Offizier, ist am Sonnabend abend während des Essens vom Schlage gerührt worden und gestorben. Er mar erst 35 Jahre alt. * Dresden Anläßlich der Einberufung des sächsischen Landtages wird am 12. November, abends 6 Uhr, im Bankettsaale des Königlichen Residenz schlosses zu Dresden eine große Tafel zu ca. 200 Gedecken stattfinden. An der Tafel werden der König, der Kronprinz, der Prinz Johann Georg, die Staatsminister, die Abteilungsdirektoren der Ministerien, die höchsten Hofbeamten und die Mit glieder beider Ständekammern teilnehmen. Bei dieser Landtagstafel wird Graf von Könneritz, als Präsident der Ersten Kammer, das Königshoch aus bringen. * Dresden, 2. November. Ein schreckliches Unglück hat sich am Reformationsfeste im Hause Dürerplatz 25 ereignet. Dort wurde ein 10jäh- riger Schulknabe mit zertrümmertem Schädel vor gesunden und sogleich nach der Hilfsstelle des Carola hauses gebracht, wo der diensttuende Arzt den in zwischen eingetretenen Tod seststellte. Die Erörte rungen haben ergeben, daß der Knabe beim Turnen am Geländer der spiralförmig angelegten Treppe aus dem 4. Stockwerke im sogenannten Lichtschachte abgestürzt ist. * Pirna Ein recht bedauerlicher Vorfall trug sich in Oelsen zu. Die ans Krankenlager gefesselte Ehefrau des Gutsbesitzers Schneider war in der Nacht zum Mittwoch in der Fieberhitze unbemerkt ausgestanden und hatte sich aus der Wohnung und dem Hause ins Freie geflüchtet. Als Herr Schneider nachts gegen Uhr erwachte, vermißte er sofort die Kranke und suchte das ganze Haus nach ihr ab, ohne jedoch eine Spnr von derselben zu ent decken. Endlich fand man die Unglückliche gegen 4 Uhr morgens im Straßengraben als Leiche vor. Die ärztlicherseits vorgenommene Untersuchung der Verstorbenen stellte als Todesursache Lungen schlag fest. * Großpostwitz. In der Nacht vom Montag zum Dienstag erbiß in Obcr-Gurig ein Bursche seine Geliebte, ein 18jähriges Mädchen. Er wurde vom hiesigen Gendarm nach Bautzen geführt. Der Mörder gab an, die Tat „aus Liebe" getan zu haben. * Freiberg, 2. November. Auf Veranlassung der Kgl. Staatsanwaltschaft wurde der Besitzer des „Sachsenhofes", Pätz, bei dem kürzlich eine größere Scheune niederbrannte, wegen Verdachts der Brandstiftung in Untersuchungshaft genommen. Bei dem Brande konnte nur mit Mühe das an grenzende Gebäude, in welchem 30 Arbeiter-Familien wohnen, gerettet werden. * Heinersdorf, 2. Novbr. Vergangene Nacht in der 11. Stunde brach im hiesigen Orte in der Scheune des Gutspächters Nickel Feuer aus. Das vernichtende Element griff, da es reichliche Nah rung fand, so rapide um sich, daß in kurzer Zeit sämtliche umstehenden Gebäude völlig eingeüschert wurden, weshalb mir wenig gerettet werden konnte. Leider erlitten beim Retten von Vieh der Pächter selbst und der Schmied Naumann aus Furth da durch schwere Brandwunden, daß gerade in dem Augenblick, als sie den Stall betreten hatten, das Gewölbe einstürzte, wobei die Kleidung der beiden Männer in Brand geriet. Beide mußten sich sofort in ärztliche Behandlung begeben. Man vermutet Brandstiftung. Ein Mann, der sich an der Brand stätte verdächtig machte, wurde vom Publikum als der mutmaßliche Täter festgehalten und der Polizei übergeben. * Roßwein, 1. Novbr. Um die überschüssige Wasserkraft auszunützen, haben die Mühlenbesitzer Gebr. Horn beschlossen, ein Kraft-Elektrizitätswerk zn errichten und davon Kraft an die Gewerbe treibenden abzugeben. Das Stadtverordneten- Kollegium hat nun in Uebereinstimmung mit dem Stadtrate den Beschluß gefaßt, das Werk in eigene Verwaltung zu nehmen, Elektromotoren zu beschaffen und die Kraft den Interessenten billig abzugeben. Das königliche Ministerium hat sich bereit erklärt, einen Beitrag aus dem Fonds für gewerbliche An lagen gegen mäßige Zinsvergütung zu leihen. * Lcngrufeld. Daß an fremde Leute verkaufte Hunde infolge ihrer bekannten Treue dem Herrn entlausen und ihren alten Herrn wieder aufsuchen, ist keine Seltenheit mehr, wohl aber, wenn ein Pferd dies ausführl. Herr Grünwarenhändler Enders hier verkaufte sein Pferd nach Rodewisch und am Montag, in den Nachtstunden, überraschte ihn sein Pferd mit der Anwesenheit vor seiner Wohnung. Durch einen Schutzmann wurde Herr- Enders auf diesen sonderbaren Besuch aufmerksam gemacht; das Pferd bekam einstweilen Einlaß, um andern Tags seinem neuen Herrn wieder zugeführt zu werden. Schöffengerichtssitzung vom 4. November 1903. 1) Aus dem Gehöfte de« Hausbesitzers Schubert spielten am 30. August d. I. einige Knaben, u- a.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)