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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 03.11.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190311039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19031103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19031103
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-03
-
Monat
1903-11
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 03.11.1903
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Tagesgeschichte. Deutsche« Reich. — Die Generalsynode in Berlin hat betreff« der Theologie-Professuren nach heißen Redekämpfen einen Vermittelung-antrag angenommen. Im Hin blick auf die von mehreren Provinztalsynoden zum Ausdruck gebrachten Sorgen bekennt die General- synode sich zu Christo Jesu, dem eingeborenen Sohn Gotte«, dem für un« Gekreuzigten und Aufer standenen, dem einzigen Mittler unseres Heil«. Sie gibt sich der Hoffnung hin, daß zu Professoren der Theologie nur Männer ernannt werden, welche in diesem Glauben und Bekenntni« de« Sohne« Gotte« stehen. Sie ist überzeugt, daß die sür die Theo logie der Gegenwart bestehenden Schwierigkeiten in der Behauptung und Verteidigung des biblischen Christentum« nur überwunden werden können, wenn die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung mit der Gebundenheit an die Tatsachen de» Heils im Einklang steht. Die Generalsynode spricht allen Theologen, die durch ihre Arbeit den evangelischen Glauben bekräftigen und verteidigen Helsen, ihren Dank aus. Aber sie erklärt, daß die Kirche nicht ertragen kann, wenn der Gr.ndsatz der Gleichbe rechtigung der Richtungen sogar auf den Gegensatz der naturalistischen und der christlichen Weltanschau ung ausgedehnt wird. Die Annahme sand mit 127 gegen 57 Stimmen statt. — Die Polizei ist um des Publikum« willen da, sagte der preußische Minister de« Innern von Hammerstein bei der soeben erfolgen Einweihung de« neuen Polizeigebäuder in Hannover. Der Polizei würde oft von dem Publikum zu wen'g Entgegenkommen gezeigt, aber e« liege an der Polizei, dem abzuhelfen. Die Polini hake dem Staat«bürger zu geben, was ihm gebühre. Ver stöße dagegen werde er unncchsichtlich ahnden, dcch könne auch jeder Polizeib-amte versichert sein, daß er Pflichttreue und Hingabe arerkenne. E« f i sein etnster Wille, für seine Beamten zu sorgen. Der Beruf de« Polizisten erfordere Ruhe und Be sonnenheit, nie dürfe vergessen werk'n, daß die Polizei sür das Publikum da ist. E» sei eir e schwere Aufgabe, jemehr sie aber gelöst werde, desto mehr diene man dem Vaterland. — Für eine humorvolle Stunde sorgte Abg. Dr. Heim (Ztr.) jüngst wieder im bayerischen Ak geordnetenhause. Er sagte u. a.: „Ein Punkt der richtigen Sparsamkeit wäre da« Diätenwesen. Es ist vorgekommen, daß ein Beamter für 34 Tage Diäten in einem Monat quittiert hat. (Heiterkeit, Kopfschütteln der Regierung«vertreter.) Der Fall ist notorisch, da gibt« kein Kopfgewackel!" (Heiter keit.) Dr. Heim sprach dann von den Liberalen. „Denken Sie, da« ist die Partei der Oekonomie räte, der Kommerzienräte, der Leute, die da» Knopf loch voll haben. (Heiterkeit.) Ich glaube, e» sind nur noch sieben, die e« noch nicht getroffen Hai. (Heiterkeit.) Bet un« ist noch ein ganzer Hausen; wir warten jedes Neujahr darauf, Hilst nichts, hilft nichts!" (Große Heiterkeit.) — In Baden haben die Urwahlen zum Land tage stattgesunden. E« wurden gewählt 25 No tionalliberale, 23 Centrum, 6 Demokraten, 2 Frei sinnige, 5 Sozialdemokraten, 1 Conservativer un:> i Antisemit. Die Sozialdemokraten sollen in ö Wahlkreisen Kandidaten aufgestellt haben. Oesterreich-Ungarn. — Infolge der Stellungnahme der Mehrheit de« niederösterreichischen Landtag« gegen die Vivisek tton veranstalteten mehrere hundert Wiener Studenten lärmende Kundgebungen vor dem Rathaus, wo sie in Pfuirufe gegen den Bürgermeister Lueger auk brachen und „Nieder mit dem Landtag!" schrieen. Schweiz. — Im Befinden der Gräfin Lonyay ist nach einer Meldung au» Luzern eine leichte Besserung zu verzeichnen. Der Kräftezustand ist durch die bereit« länger al« sechs Wochen dauernde Krankheit etwa« herabgemindcrt worden, jedoch im ganzen be friedigend. Der Krzztg. wird über die Vorgeschichte der Krankheit berichtet: Die Gräfin hat sich eigent lich von der schweren Lungenentzündung, die sie im Jahre 1899 durchzumachen hatte, niemals ganz erholt. E« war ein Schwächezustand zurückgeblieben, der sich mit jedem Tage verschlimmerte und schließ lich dazu führte, daß die Kranke nicht mehr gehen konnte. So Hal es bei allen Anwesenden tiefes Mitleid erregt, daß die Gräfin sich kürzlich aus Anlaß der Trauermesse für ihre verstorbene Mutter, die Königin der Belgier, auf einer Bahre in die Luzerner Kathedrale tragen ließ. Bei dieser Ge legenheit hat sie sich auch noch eine Erkältung zu gezogen, die jetzt in lebensgefährliche Bauchfellent zündung autartete. Spanien. — Der Au«stand der Grubenarbeiter in Bilbao ist beendet, die Arbeit wird am heutigen Montag wieder ausgenommen. Die Hauptbedingung für die Wiederaufnahme war die wöchentliche Lohnzahlung, vom 1. Januar ab beginnend; ferner wird eine ärztliche Kommission zur Ueberwachung der Wohn ungen und der Ernährung der Arbeiter eingesetzt. Bisher ist e» auf diesem Gebiete sehr schlecht bestellt. Griechen!? id. — König Georg von Griechenland beging am Sonnabend da« Fest des vierzigjährigen Regier ungsjubiläums. Al« I8jähriger Jüngling landete er in Pyräu«, um nach dem Sturze Königs Otto I., de« bayrischen Prinzen, den erledigten Thron von Griechenland einzunehmen. König Georg war am Weihnacht«abend 1845 al« zweiter Sohn des König« Christian von Dänemark geboren worden und führte al» dänischer Prinz, als welcher er sich dem Seedienste widmete, den Namen Wilhelm. Al» nach König Otto« Sturz am 1. Dezember 1862 von der provisorischen Negierung Griechen land« die sofortige Wahl eine« König« angeordnet war und zunächst Prinz Alfred von Großbritanien eine Stimmenmehrheit erhalten hatte, der aber al« ein Prinz der drei Schutzmächte Griechenland« (England, Frankreich, Rußland) den Thron nicht besteigen konnte, einigten sich diese auf Empfehlung England« über den Prinzen Wilhelm von Däne mark, den die griechische Nationalversammlung al« Georg I. einstimmig zum Könige der Hellenen wählte. Am 31. Oktober 186S übernahm der junge König, der von der Nationalversammlung sür volljährig erklärt worden war, feierlich die Negierung. Vier Jahre später vermählte er sich mit der russischen Großfürstin Olga, einer Tochter de« Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch. Der Ehe sind 7 Kinder entsprossen. Der Kronprinz vons Griechenland ist bekanntlich mit einer Schwester» unserer Kaiser«, der Prinzessin Sophie, vermählt^ au« welcher Ehe vier Kinder entsprossen sind, auf denen die direkte Nachfolge der griechischen Dynastie beruht. Vortragsabend im Martin Luther-Verein am 31. Oktober im Hotel Drei Schwanen. Gegen '/,9 Uhr eröffnet der Vorsitzende des Martin Luther-Vereins, Herr Apotheker Himmel reich, den Vortragsabend. Nachdem er den zahl reich erschienenen Gasten ein „Herzwarmes Will kommen!" zugerufen, führte er im weiteren ans, aus welchem Grunde der Verein gerade den 31. Oktober zum Vortragsabend gewählt habe. Luther und der 31. Oktober 1517 brachten unserm deutschen Volke Freiheit des Geistes, schenkten ihm seine Sprache und führten es zu blühendem Wohlstand. Der lebendige Glaube an ein wahres Evangelium, der in werktätiger Nächstenliebe seine schönsten Früchte zeitigt: er ist ebenfalls eine Gabe des 31. Oktober 1517, eine Gabe unsres Reformators Dr. Martin Luther. Auch der Martin Luther-Verein hat als Parole „werktätige Nächstenliebe" auf sein Fähnlein geschrieben. Nach dem Wunsche, daß sich der Verein immer mehr entfalten möge, gab er Herrn Schuldirektor Patzig das Wort zu seinem Vortrage: „Der Glaubensfriihling iu Steier mark, im Lichte der evangelischen Bewegung.' Einleitungsweise wies Herr Schuldir. Patzig nach, daß die Nationen, die sich dem Katholizismus er gaben — z. B. Celten, Polen, Romanen — einen Niedergang zu verzeichnen hatten und haben. Wo der Katholizismus allmächtig wird, da sterben die Völker. Hierauf wurde die Zuhörerschaft bekannt gemacht mit dem geographischen Schauplatze. Steier mark ist entstanden aus einer deutschen Markgraf schaft. Den Bodenverhältnissen entsprechend be schäftigt sich der Süden mit Wein- und Obstbau. Der Norden ladet zu Viehzucht und Bergbau «Eisengewinnung) ein. Steiermark gliedert 'sich in Ober-,Mittel-und Untersteiermark. WasdenErfolg der Los vonRom-Bewegung iuSteiermai tanbelangt, so meist dieser nicht so hohe Zahlen auf wie in Böhmen. Das hat zu einem guten Teile fernen Grund in der Natur des Steiermärkers, der schwer beweglich ist wie seine Berge. Ins Leben gerufen wnrde die steierische Bewegung im Jahre 1898 durch den Gerichtsbeamten Karl Fraiß, der ehe mals ein Kind des Katholizismus war. Sein sehnlichster Wunsch ist, daß ganz Steiermark seinem Vorbilde folgen möge. Dies suchte er zunächst zu ermöglichen durch Verbreitung von Druckschriften, die aber katholischerseits beschlagnahmt wurden. Evangelische Vereine wurden aufgelöst. Am 17. Mai 1898 wurde Fraiß von Geheimpolizisten ver haftet. Man klagte ihn wegen Geheimbündelei und wegen Verbreitung staatsgefährlicher Druck schriften an. Am 19. Mar wurde er aus dem Staatsdienste entlassen. Das Grazer ObertandeS- gericht sprach ihn wegen des Vergehens gegen Ge heimbündelei frei, strafte ihn aber wegen Verbrei tung staatsgefährlicher Druckschriften. Ueberhaupt wurde der Uebertritt zum Protestantismus sehr erschwert. Der Redner wies dies an einer Menge von Einzelbildern nach. Auch die Be hörden unterdrückten die Bewegungen. So wurde in Cilli die Vorführung von Luther- bildern behördlicherseits untersagt. Seit kurzem hat sich aber in Steiermark ein gewaltiger Wandel vollzogen. Ein milderes Regiment ermöglicht dem Protestantismus, sich weiter auszubreiten. Ein Bild von der Los von Rom-Bewegung haben wir unsern Lesern schon in Nr. 248 d. Bl. gegeben. So sind nach den stürmischen Frühlingstagen sonnige — wenn auch noch spärliche — Sommer tage ins Land eingezogen. Der römische Haß muß deutscher Liebe weichen. Woher aber diese eigen artige evangelische Bewegung? Redner wies im weiteren nach, daß sie nationale und religiöse Ur sachen habe. Der „evangelische Bund" und der „Gustav Adols-Verein" erkannien die Bedeutung dieser Bewegung und unterstützen sie durch Geld. Auch der Martin Luther-Verein hat sich die schöne Aufgabe gestellt, den bedrängten, sich empor arbeitenden Glaubensbrüdern in Steiermark und den übrigen Kronländern zu helfen. Erfreulich ist, zu berichten, daß im gesamten Lager des Protestantismus der evangelischen Bewegung kein Gegner erstanden ist. Tatkräftige Unterstützung unserer Glaubensbrüder ist aber dringend nötig Auch heute noch machen die Behörden den Ueber tritt möglichst schwer. Nicht sorglos dürfen wir deshalb in die Zukunft schauen! Regelmäßige Gottesdienste können noch nicht überall abgehalten werden, weil es an Predigern fehlt. Deshalb kommt immer und immer wieder aus dem öster reichischen Lande der Rus: Schickt uns Prediger! Nachdem Herr Dir. Patzig im Rahmen des Vor trags noch des Thesenanschlags vor 386 Jahren aedacht und das schöne Merseburger Kaiserwort beleuchtet, warf er die Frage aus, ob der Mariin Luther-Verein ein Daseinsrecht besitze. Er be gründete das Daseinsrecht damit, daß der neue Verein kein Vergnügungsverein sei und sich edle "Ausgaben gestellt habe. Anderen Vereinen, wie z. B. dem Gustav Adols-Verein, soll durch ihn keine Konkurrenz gemacht werden. Mit dem Bibel worte: „Lasset uns gutes tun an jedermann, aller meist aber an des Glaubens Genossen!" schloß Herr Direktor Patzig seinen höchstinteressanten Vortrag. Er erntete den lebhaften Beifall der gesamten Zuhörerschaft. Herr Apotheker Himmelreich spendete im "Namen der Versammlung Herrn Schuldirektor Patzig innige Dankesworte. „Möchte die Saat auf frucht baren Boden gefallen sein, möchten die ausgestreuten Samenkörner eindringen in evangelische Herzen, möchten sie recht schöne Früchte zeitigen!" Mit diesen Worten schloß der Herr Vorsitzende. Nachdem er den Gästen für das freundliche Erscheinen seinen verbindlichsten Dank abgestattet, gab er Herrn Schuldirektor Patzig nochmals das Wort. Dieser brachte das „Los von Rom-Lied", das in Steiermark in jeder evangel. Versammlung neben „Ein' feste Burg" gesungen wird, zum Vortrag. Schließlich sei erwähnt, daß dem Martin Luther- Verein an jenem Abende noch eine große Freude bereitet wurde: er gewann 18 neue Mitglieder. 12 Mk. wurden ihm zwecks freier Verwendung zur Verfügung gestellt. Allen aber, die jenem Vortragsabend beiwohnten, werden jene Stunden in dankbarer Erinnerung bleiben. Deutliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 2. November. *— Kaufmännischer Verein. Am Donners tag abend veranstaltete der kaufmännische Verein im „Hotel zu den drei Schwanen" den zweiten seiner diesjährigen Vortragsabende. Der Besuch ließ leider zu wünschen übrig. Nachdem der Herr stellvertretende Vorsitzende die Erschienenen herzlich willkommen geheißen, begann Herr Feller ans Chemnitz mit seinem interessanten Vortrage über „altbayerischen Humor." Er verstand cs, mit seinem Thema die Zuhörer zu fesseln, umsomehr, da er selbst von Geburt Altbayer ist und deshalb die witzigen Stücklein, welche er geschickt seinem Vortrage einflocht, exakt zu Gehör bringen konnte. Zu Anfang seines Vortrages hob er hervor, daß der süddeutsche Humor im Ganzen genommen andere Erscheinungsfo.men zeigt, also auch etwas ganz Anderes ist, als der norddeutsche Humor. Das liegt in der "Natur der Sache, denn der Humor hat etwas Weiches und kindlich Naives, das bisweilen sogar an Sentimentalität grenzen kann, und wodurch er sich hauptsächlich von der Ironie unterscheidet. Deshalb ist der Humor bei den kälteren und ernsteren "Norddeutschen nicht so da heim wie bei den leichtlebigen, harmlosen Süd deutschen. Humor bedeutete ja ursprünglich „Feuchtigkeit," ist also für den Süddeutschen, speziell sür den Bayer, wie geschaffen. Man findet jedoch, auch ohne die wässrigen Eigenschaften zu besitzen, bei den "Norddeutschen mitunter einen unverwüst lichen Humor. Als einer der geistreichsten Ver treter desselben gilt hier Julius Stettenheimer, dessen Wippchen ja eine allbekannte Figur gewor den sind. Dasselbe gilt von Oskar Blumenthal, genannt der blutige Anton, Schmidt-Cabanis, Siegmund Cabanis usw. Gemütlicher und den Begriffen Humor mehr entsprechend, sind die säch sischen Humoristen: Edwin Bormann, Gustav Schumann mit seinem Partiknlaristen Bliemchen, Georg Zimmermann u. s. s. Der sächsische Hu mor bildet gleichsam das Bindeglied zwischen dem norddeutschen und dem süddeutschen, speziell dem bayerischen Humor. Eine hervorragende Erschein ung des allbayerischen Humors ist die Litteratur. Als bedeutendstes Werk derselben, als ein Sammel punkt des gesundesten Humors, treten in erster Linie die „Fliegenden Blätter" hervor. An ihnen haben schon seit Anfang an die bedeutendsten Männer, wie Emanuel Geibel, Justinus Kerner, Kopisch, Ludwig Bechstein usw. gearbeitet, und das die Blätter bei Jung und Alt beliebt geworden sind, dafür bürgt das 60jährige Bestehen derselben. Herr Feller brachte sodann einige der köstlichsten Humoristiken aus den „Fliegenden" in Erinnerung; doch würde es zu weit führen, hier näher darauf einzugehen. Die „Fliegenden Blätter" sind jedoch nicht das einzige litterarische Werk von Bedeutung aus dem Gebiete des altbayrischen Humors; würdig reihen sich denselben die „Meggendorfer Blätter" an. Bei ihnen ist jedoch ein großer Wert auf die bunt farbige Illustration gelegt. Auch ist die Ver breitung derselben nicht so groß wie die der „Fliegenden Blätter." Die „Jugend" und der „Simplicissimus" gehören eigentlich nicht in die Kategorie der humoristischen Blätter, wenn auch manchmal unter modernem Unrat ein Körnlein gesunden Humors enthalten ist. Herr Feller ging sodann zu den Dichtern in altbayerischer Mundart über und erwähnte u. a.: Pangkofer, Kobell, Karl Stieler, Josef Mitterer, den Verfasser der „G'spossigen G'schichten." Letzterer ist etwas derb in seinen Ausdrücken und kleidet vielfach alte, be kannte Geschichten in ein neues Gewand. Ferner hob der Vortragende die Prosaisten hervor und er läuterte schließlich einige der bekanntesten Sprach- und Ausdrucksweisen des allbayrischen Humors, die bei ihrer Auslegung oft stürmische Heiterkeit Hervorriesen. Auch eine andere Erscheinungsform dieses Humors, die „Schnadahüpfel", wovon Herr Feller einige zu Gehör brachte, ließen die Lach muskeln der Zuhörer nicht ruhen. Daß sich der Humor in Al'.bayern selbst noch über das Grab hinaus erstrecke, ließ Herr Feller nicht unerwähnt. Besonders auf Grabsteinen findet man oft die lustigsten Inschriften. So schreibt ein Ehemann seiner verstorbenen Frau auf den Denkstein: „Tränen vermögen dich nicht mehr zum Leben zurückzurufen, darum weine ich." Mit einigen solcher famosen „Verewigungen" beendete Herr Feller seinen überaus interessanten Vortrag. — Ein flottes Tänzchen, welches sich bis nach Mitternacht ausdehnte, erhielt die Heiterkeit auf dem Höhepunkt. Die Tanzpausen füllte Herr Feller auf allgemeinen Wunsch oft durch eines seiner beliebten „alt bayrischen Stücklein" aus. Zum Schluß machte sich der Wunsch laut, doch recht bald wieder einen solchen Abend zu veranstalten. Hoffentlich ist dann der Besuch ein besserer. *— Der vom Zither-Verein „Eintracht" aus Anlaß seines 10jährigen Stiftungsfestes am Reformationstage im Saale des Altstädter Schützen hauses vcranstaitete Kommers hatte sich eines sehr guten Besuches zu erfreuen. Eröffnet wurde der Abend mit dem vom vollen Chor des Zithervereins gespielten Marsch „Ein Hoch dem deutschen Heere". Nach dessen Verklingen dankte der Vorsitzende, Herr Weitwüller jun., sür den zahlreichen Besuch und erstattete Bericht über die Tätigkeit des Vereins während der 10 Jahre seines Bestehens. Aus demselben sei erwähnt, daß der Verein seit seinem Bestehen 16 Konzerte mit einem Reinerträge von 4—500 Mark zum Besten der Wohltätigkeit ab gehalten hat. Mit einem freudig aufgenommenen dreimaligen Hoch auf die dem Verein noch an gehörenden Gründer desselben, die Herren Paul Eibisch, Richard Eidam, W. Vogel, Albin Selb mann, Emil Siegel, Emil Uhlig und Paul Ettelt, schloß Herr Weitmüller seinen Bericht. Im Namen der Mitgliederfrauen überreichte hierauf Frau Riedel einen von der Firma Gustav Illgen hier prächtig ausgeführten, mit Widmung versehenen Tisch-Behang. Den weiteren Zithervorträgen, teils in Ensemble, teils nur für 3 Instrumente, folgte man mit großer Aufmerksamkeit und spendete dafür reichen Beifall. Den 2. Teil der Vortragsordnung bildete die Theateraufführung „Verkannt" oder „Durch die Zither zum Glück", oberbayrisches Volksstück mit Gesang und Zithermusik in fünf Auszügen und einein Vorspiel von Josef Hauser. Sämtliche Darsteller waren redlich bemüht, den ihnen geivordenen Aufgaben gerecht zu werden, was ihnen auch in vollem Maße gelang. Besonders waren die Rollen des Clement (Herr Vogel), des Försters und des Wirtes (Herren Bennewitz und Riedel), des Toni und der Burgl in guten Händen. Das Publikum spendete sowohl bei jedem Aktschlusse, als auch am Ende des Stückes reichen Beifall. *— Höhlcn-Forschung. Der Altstädter Ge werbeverein besuchte in einer Stärke von 15 Mann am Sonntag in Gemeinschaft dec Nachbarvereine Glauchau, Lichtenstein und Waldenburg — im ganzen ca. 35 Mann — die Höhlen von Lichten stein. Der Einstieg in die Höhlen erfolgte von der Burg aus. Es konnten jedoch daran nicht alle Besucher teilnehmen, sondern von jedem Ver ein nur einige; so z. B. von unserem Gewerbe verein 3, vonr Glauchauer 5, vom Waldenburger 2 und vom Lichtensteiner 8 Mann. Die Führung hatte Herr Postassistent Schulz vom Lichtensteiner Verein übernommen und unterstützten ihn bei dieser Aufgabe ein Markscheider, ein Geometer und zwei Steiger vom Kohlenbauverein in Hohndorf. Bei der Höhlenerforschung mußten verschiedenartige Schwierigkeiten überwunden werden — es trat z. B. oft Wasser in den Weg — und konnten die Hindernisse nur durch einen Anlauf oder durch Legen von Bohlen und Brettern überwunden wer den. U. a. fand man bei der Erforschung eiserne Ketten mit Fußringen und nimmt man an, daß diese s. Zt. zur Fesselung der Gefangenen der Burg Lichtenstein verwendet worden sind. — Der Aus flug nahm einen für alle Teile befriedigenden Ver lauf und kehrten die Teilnehmer am Abend sehr „erbaut" zurück. *— Der Attstädtcr Turnverein hielt um Reformationstage unter reger Beteiligung sein diesjähriges Sommer-Abturnen verbunden mit Festkneipe ab. Das Turnen selbst begann '/.^4 Uhr nachmittags in der Halle des Vereins mit Freiübungen. Dieselben, unvorbereiteter Art, wur den von 66 Teilnehmern unter Leitung des ersten Turnwarts, Herrn Zenner, ausgeführt. Diesem reihte sich das Riegenturnen mit Wechsel an Ge räten bei einer Teilnehmerzahl von 74 Mann in 10 Riegen an. Ein flottes Kürturnen bildete hier auf den Schluß. Sämtliche Turngenossen begaben sich dann ins Vereinslokal „Braunes Roß," wo selbst der Vorsitzende des Vereins, Herrr Fabrikant Ebect, mit begrüßenden Worten die „Gesellige Kneipe" eröffnete. Mit allgemeinen Gesängen frischer, fröhlicher Tnrnerlieder und Darbietungen der Sängerriege sowie Ansprachen, in denen be sonders den anwesenden Schülern die Bedeutung des Turnens in erzieherischer Hinsicht klargelegt wurde, nützte man die kurzen Stunden in schönster Weise. Eine sür die Kreisunterstützungskasse vor genommene Hutsammlung ergab den Betrag von 3 Mark 60 Pfg., wofür der Vorsitzende den Gebern wärmsten Dank abstattete. *— Der hiesige Konsumverein (e. G. m. b. H.) hielt am gestrigen Tage im Gasthause zur Zeche seine diesjährige Generalversammlung ab. Nach Bekanntgabe der Tagesordnung durch den Vorsitzenden des Vereins, Herrn W. Finsterbusch, erstattete der Geschäftsführer Herr Grießbach an Hand des soeben erschienenen und in Druck vor liegenden 14. Geschäfsberichtes, auf den wir in nächster "Nummer näher zurückkommen werden, Be richt über das abgelausene Geschäftsjahr. Diesem reihte sich die Beschlußfassung über die Gewinn verteilung an. Laut des von der Verwaltung ge stellten Antrages gelangen für dieses Jahr 14°/„ zur Verteilung. Besonderer Erwähnung wurde hierbei des Umstandes getan, daß der "Neustädter Konsumverein 16"/„ Dividende gewährt, dafür aber höhere Warenpreise zu entrichten sind. Einstimmig wurde hierauf die Richtigsprechung der Jahres rechnung vollzogen und im Anschlusse hieran dem Vorstande Entlastung erteilt. Die Ecgänzungs- wahl zum Vorstand ergab die einstimmige Wieder wahl des seitherigen Vorsitzenden Herrn Webermstr. W. Finsterbusch, während an Stelle der aus scheidenden Mitglieder des Aussichtsrates die Herren Otto, Spindler und Wötzel wiedergewählt wurden und die Herren "Nagel und Riedel nen hinzutreten. Von den sodann zur Annahme gelangenden Anträgen verdienten derjenige des Herrn Eichler, „für sämtliche Angestellte des Ver eins die Beiträge zur Krankenkasse und Alters- und Invalidenversicherung in Zukunft aus der Vereins kaffe zu bestreiten", sowie der des Herrn Gries bach, welcher eine "Neubelastung des Grundstücks mit einer bereits gewährten Hypothek ,n Höhe von 2000 Mk. bezweckt, erwähnt zu werden. Hiermit mar die Tagesordnung erledigt und es erfolgte mit der Verlesung der Verhandlungsschrift Ende der Sitzung, an der 94 Genossen teilge nommen hatten.
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