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HolMstcin-ErnsWer Anzeiger Tageblatt für Asyen^in-KrnktSat, Hb-rlnngwitz, Hersdorf, Lermsdorf, Wernsdorf, WMmbralld^ Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. nber, Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche und Privat-Anzeige« -l b o n n e in ent: Frei ins Haus Bei Abholung 42 Pfg. monatlich 35 Pfg. monatlich vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. die einzelne Nummer 5 Durch die Post bezogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Dienstag, den 3. November 1903 Nr. 255 Fernsprecher Nr. 151. St. m »r Kny. ik 04 283 - 1t 717 M. 55 Pp * Ueber die bevorstehende I,! Rußland. . . . Solange Rußland und Deutschland dem Ziele der Wahrung des Friedens zustreben, unterstützt durch Oesterreich-Ungarn einerseits und andererseits durch Frankreich und Italien, wird die Störung des Friedens europäischer Völker weder in Europa noch in Asien gelingen. Bei der Ankunft des Zaren in Wiesbaden sollen 3500 Mann zu beiden Seiten der Straßen vom Bahnhof bis zum Schloß mit aufgepflanztem Seitengewehr Reihen bilden. Aus Berlin trifft eine sind ihnen deshalb besondere Aufforderungen nicht zugehen sollten. Hohenstein-Ernstthal, den 30. Oktober 1903. Der Ltadtrat. Di-. Polster, Bürgermeister. 4 In dem Berliner Kindes- unterschiebnngsprozetz dauert das Zeugenverhör fort. Am Freitag sagte der österreichische Hauptmann v. Ziegler, der an gebliche Vater des „Majoratserben", aus, daß er ein Verhältnis mit der Parcza, jetzigen Bahnwärter srau Meyer, hatte und gab die Vaterschaft zweier Kinder zu. Unter großer Bewegung im Zuhörer raum wurde das älteste der beiden Kinder und der angebliche kleine Graf, beide in Weiß gekleidet, in den Saal geführt, damit der Zeuge sich über die Aehnlichkeit äußere. Er vermochte das aber nicht, weil er die Kinder bisher noch nicht gesehen habe. Frau M. ist inzwischen in Berlin von neuem Mutter geworden und nach sachverständigem Ur teil frühestens am 6. November vernehmungsfähig. Zeugin Frau v. Horvath erklärte ganz bestimmt, daß sie die Gräfin der zur Last gelegten Tat nicht für fähig halte. Sie habe die Gräfin 1896 wieder holt gesehen, auch einige Tage vor der Geburt; sie habe unbestreitbar den Eindruck einer ihrer schweren Stunde entgegensetzenden Frau gemacht. Eine andere Zeugin, die bei der verstorbenen Mutter der Gräfin bedienstet war, sagte dasselbe aus; die alte Gräfin, die zuerst mißtrauisch war, habe ihr erzählt, daß sie die Tochter untersucht und bestätigt gefunden habe, daß sie guter Hoffnung sei. Weitere Zeugen und Zeuginnen, auch solche, die unabhängig sind von dem Grafenpaar, waren gleichfalls fest überzeugt, daß die Gräfin 1896 in anderen Um ständen sich befand. Zeuge Polizeikommissar a. D. Tard-Paris hat dort Ermittlungen angestrllt. Der Frau eines Bandagisten, bei der eine Dame einen Gummileib bestellte, wurde die Photographie der Gräfin vorgelegt, verneinte aber die Frage, ob sie die Bestellerin wiedererkenne. Dagegen will eine Hebamme in der Photographie die Züge einer Dame wiedererkannt haben, der sie einen neuge borenen Knaben, der ins Ausland gebracht werden solle, besorgen sollte. Zeuge Maler v. Krajewski, der viel in Paris lebt, nahm dort auf Bitten des Grafen Hektor Kwilecki Nachforschungen vor. Er sprach die erwähnte Hebamme, die angab, sich nicht zu irren, ferner, daß sie von der Dame 1000 Mark gefordert hatte, diese sei jedoch nicht wieder gekommen. Später, nachdem der Untersuchungs richter die Gräfin der Hebamme gegenübergestellt, habe letztere ihm (dem Zeugen) erklärt, daß die ihr Gegenübergestellte der bewußten Dame zwar etwas ähnlich sah, indessen viel schlechter französisch sprach. Eine im Gerichtssaal vorgenommene Probe ergab, daß die Gräfin sehr geläufig französisch spricht. Dann wurde die Verhandlung auf Mon- Ehrenwache der „Alexander" ein. Ferner viele Kriminalbeamte nach Wiesbaden befohlen. expedition verabfolgt. Hohenstein-Ernstthal, den 30. Oktober >903. Der Stadtrat. Di Polster. Städtische Sparkasse Hohenstein-Ernstthal. Verkehr im Monat Oktober 1903. 460 Rückzahlungen in Höhe von 100 000 Al. 66 Pf Jnsertionsgebühren: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum sür den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. ID Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. Am heutigen Montag beginnt in dem Prozeß die zweite Verhandlungswoche. Die erste hat ein klares Bild der Schuld oder der Unschuld der Gräfin Kwilecka noch nicht ergeben. Sprechen auch zahlreiche Umstände sür die Schuld, so haben anderer seits viele Zeugen und nicht nur solche, die von dem Grafenpaar abhängig sind, beschworen, daß nach ibrer festen Ueberzeugung die Gräfin im Jahre 1896 Mutterfreuden entgegensah. Bemerkenswert ist, daß die Staatsanwaltschaft wie die Verteidi gung der Frage einer Beeinflussung von Zeugen große Aufmerksamkeit widmen, nachdem der Distrikts- kommissar des Bezirks, zu dem die Familienherr schaft Wroblewo gehört, erklärt hat, daß in jener Gegend die Zahl der Meineide erschreckend hoch sei. Die Aussage des österreichischen Hauptmanns v. Ziegler, der der Vater des angeblichen „jungen Grafen" sein soll, hat vielleicht manchen enttäuscht. Er gab wohl die Vaterschaft zweier Söhne der jetzigen Bahnwärterfrau Meyer zu, konnte sich jedoch nicht über die Aehnlichkeit des ältesten Sohnes der Frau Meyer und des „jungen Grafen" äußern, weil er seine Kinder nie gesehen habe. In dieser Woche dürften die Hauptzeugen verhört werden, darunter die Frau Meyer, der der Storch soeben in Berlin einen neuen Besuch abgestattet hat. Vermutungen über den Ausgang des Prozesses auszustellen, wäre verfehlt, auch darf dem Urteil der Geschworenen nicht vorgegriffen werden. In sittlicher Beziehung aber, das kann man getrost sagen, wirkt der Prozeß geradezu abstoßend. 809 Einzahlungen in Höhe von Mehr-Rückzahlungen Das Einlagen-Gulhaben betrug wird jetzt halbamtlich berichtet, daß Kaiser Nikolaus und der Großherzog von Hessen sich am Mittwoch zum Besuch Kaiser Wilhelms nach Wiesbaden be geben. Ulster Kaiser erwidert den Besuch tags darauf in Wolfsgarten bei Darmstadt. Das russische Blatt „Moskowskija Wiedomosti" begrüßt mit aufrichtiger Freude die Zusammenkunft und sagt u. a.: Solche Zusammenkünfte mächtiger Monarchen fördern die Wahrung des Friedens besser als diplomatische Verhandlungen. Diese Zu sammenkunft gewinnt noch an Bedeutung, weil zwischen den beiden Nachbarmächten keine Streit fragen vorliegen und die Monarchen sich ganz den irgendwie den Frieden bedrohenden internationalen Fragen zuwenden können. Trotz der bestehenden Gruppierung der Mächte hat deren Annäherung stallgefuuden, welche sowohl die europäische als auch die asiatische Politik be einflußt. Das Verdienst kommt in bedeutendem Maße Deutschland zu, welches streng den Stand punkt vertritt, daß die Mandschurei in das Interessen gebiet Rußlands gehört. Zweifellos wird Deutsch land auch in Zukunft die friedliche Politik Ruß lands im fernen Osten fördern. Eine solche Politik ist auch für Deutschland selbst vorteilhaft, weil sich feinem Handel in der russischen Mandschurei ein ebenso weitesAbsatzgebiet eröffnet ivie im europäischen geistiger Frische. Erst vor wenigen Wochen ver öffentlichte er in einer Londoner Monatsschrift einen viel bemerkten Aussatz über die Notwendig keit einer deutsch-englischen Annäherung. Das An sehen des deutschen Reiches im Auslande hat dieser Aufsatz so wenig gehoben, als so manche andere politische Tat des großen Historikers. Aber nicht dem Politiker, sondern dem Gelehrten gilt unser Gedenken. Und wenn wir auf die Riesenleistung historischer Forschung Theodor Mommsens zurück blicken, dann sagen wir mit Stolz und mit Be wunderung: Er war ein Deutscher, er war unser. Der Kaiser richtete an die Hinterbliebenen ein warmherziges Beileidstelegramm. Linienschiff „Preußen". In Stettin lief am Sonnabend unser neuestes Linienschiff vom Stapel, das die Kaiserin „Preußen" taufte. Reichskanzler Graf Bülow hielt eine schwungvolle Tausrede. Der Kaiser und die Kaiserin waren mittags in Stettin eingetroffen. Nachdem der Kaiser die Front der Ehrenwache abgeschritten war und dann mit seiner Gemahlin sowie dem Grasen Bülow die Taufkanzel bestiegen halte, hielt letzterer seine Ansprache. Er erinnerte zunächst daran, daß vor 30 Jahren an derselben Stelle im Beisein des Siegers von Wörth und seiner Söhne die damalige Kronprinzessin die Panzerfregatte „Preußen" taufte. Im Gegensatz zu dem neuen Linienschiff, woran von den Ideen des leitenden Ingenieurs bis zu dein Hammerschlag des braven Werkmannes viele fleißige Köpfe und Hände teilhaben, sei die Fre gatte aber kein Schiff von rein deutscher Bauart gewesen. „Bei dem Vergleich jenes Stapellauss mit dem beutigen dürfen wir ohne Ruhmredigkeit sagen: es geht vorwärts mit der deutschen Flotte, vorwärts durch die bahnbrechende Kraft kaiserlicher Entschließung, durch die bundesfreudige Mithilfe der Landesfürsten, durch die patriotische und opfer willige Haltung des Reichstags, durch die Grund- stimmnng des deutschen Volkes, das mit seiner- parlamentarischen Vertretung, seinen Fürsten und seinem Kaiser sich über die Unmöglichkeit klar ist, das nationale Leben in binnenländische Schranken zurückzudämmen." Die Marine sei ein völkerbindendes Element, sie erziehe die Völker. „Und wie jeder vom Stapel laufende Panzer nach vollendeter Ausrüstung mit seinen Offizieren und Mannschaften eine deutsche Welt im kleinen ist, eine Summe vieler Tüchtig keiten, so folgt ihm auf seinen Fahrten eine reiche Fülle menschlicher, dienstlicher, staatlicher Be ziehungen : sorgende und hoffende Liebe von Eltern und Kindern, von Frauen und Bräuten, Wünsche der Kameraden, Befehle der Vorgesetzten, Berech nungen der Politik, das Machtgebot des obersten Kriegsherrn, die Ehre der Nation. Deshalb ist uns ein solches Schiff keine bloße Nummer, son dern von dem Augenblicke ab, wo es zu Wasser gleitet, erscheint es uns als ein beseeltes Wesen, das sein Eigenleben führt." Kaum ein anderer "Name als der des alten, vielumstrittenen Ordens landes Preußen wäre geeigneter für ein Fahrzeug, das gegen Wind und Wellen kämpfen soll. „Denn der Staat, der diesen Namen trägt, von Anbeginn an bedrobt, gefürchtet, gehaßt, aber auch geliebt und hochgehalten von seinen Söhnen mit An spannung aller Kräfte, wie wenige, war oft von Stürmen umbraust, Hal aber mit Gottes Hilfe alle Stürme schließlich siegreich überstanden. Möge sür unser jüngstes Linienschiff das Leben lang, glücklich, ehrenvoll sein, würdig des stolzen und ruhmreichen "Namens, den Euere Majestät ihm jetzt geben wollen." Mit lauter Stimme sprach die Kaiserin: „Ans Befehl des Kaisers taufe ich Dich „Preußen". Während die Ehrenwache präsentierte, die Musik spielte, glitt das Schiff in sein Element. Der Kaiser besuchte hierauf das Grenadierregiment König Friedrich Wilhelm IV. und übergab das Gemälde, das eine Episode aus der Schlacht von Waterloo darstellt mit einer Rede, in der er an die großen Ueberlieserungen des Jahres 1815 anknüpfte. "Nach einem Imbiß bei dem kommandierenden General reisten die Majestäten nach Potsdam zurück. Gemäß tz 48 der Ausführungsverordnung zum Einkommensteuergesetze in Verbindung mit 8 16 der Ausführungsverordnung zum Ergänzungssteuergesetze wird hierdurch bekannt gemacht, daß auch denjenigen Beitragspflichtigen, welchen eine Aufforderung zur Deklaration nicht zugestellt wird, es freisteht, eine Deklaration über ihr Einkommen und bez. ergänzungssteuerpflichtiges Vermögen bis zum 23. November d. I. hier einzureichen, zu welchem Behufs Deklarationsformulare unentgeltlich bei der Stadtsteuereinnahme — der Annahmestelle für Deklarationen — aus Verlange» verabfolgt werden. "Alle Vertreter von Personen, die unter Vormundschaft oder Pflegschaft stehen, ingleichen alle Vertreter von juristischen Personen (Stiftungen, Anstalten, eingetragenen Vereinen, eingetragenen Ge nossenschaften, Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Berggewerkschaften rc.), sowie die Vertreter von sonstigen mit dem Rechte des Vermögenserwerbs ausgestatteten Personenvereinen und Vermögensmassen werden gleichzeitig hierdurch aufgefordert, für die von ihnen Vertretenen, soweit sie ein steuerpflichtiges Einkommen haben und bez. ergänzungssteuer pflichtiges Vermögen besitzen, Deklarationen bei der Gemeindebehörde auch dann einzureichen, wenn G.schSDMe: B-Hchr. s. 30. Jahrgang Mommsen j. Professor Theodor Mommsen, der berühmte Altertumsforscher und Geschichtsschreiber, ist Sonn tag Vormittag in Charloltenburg bei Berlin an den Folgen eines Schlaganfalles, der ihn am Frei tag traf, gestorben. Mit Mommsen ist ein mit den höchsten Geistes gaben ausgestattel gewesener Mensch dahingegangen. An akademischen Ehren und Erfolgen kamen ihm nur wenige gleich. Außer Virchow und Helmholtz und ganz wenigen anderen Koryphäen leuchtete er nicht bloß am deutschen Gelehrtenhimmel, sondern an dem der ganzen Welt als ein Stern allererster Größe. Mommsen war im Jahre 1817 in Gar ding in Schleswig geboren und gehörte seit dem Jahre 1858 dem Lehrkörper der Friedrich Wilhelm- Universität an. Ursprünglich Rechtsgelehrter, wen dete er sich bald der historischen Forschung zu und machte die Geschichte des alten Rom zum Mittel punkte seiner Studien. Er veröffentlichte bände- reiche Werke über „Römisches Staatsrechl", Rö misches Münzwesen" und „Römische Chronologie" und war außerdem Herausgeber mehrerer gelehrter Fachschriften. Mommsen schrieb die Geschichte des römischen Rechts und der römischen Chronologie, indem er sich nur gelegentlich auf die gangbaren Quellen stützte, das meiste und wichtigste aber alten. Inschriften auf Geld- und Denkmünzen, Er innerungstafeln und dergleichen entnahm. In geradezu genialer Weise beherrschte der große Ge lehrte das spröde Material und schuf daraus Werke, die sür alle Zeiten als mustergiltig werden an gesehen werden. Gleich seinem berühmten Kollegen Virchow beschäftigte sich auch Mommsen lebhaft mit der Politik und nahm Jahrzehnte lang eine politische Kampfstellung ein. Aber „Eines schickt sich nicht für alle", politische Lorbeeren vermochte der große Gelehrte nicht zu erringen. Trotz seiner 86 Jahre erfreute sich Mommseil bis zu der Stunde, da er den tätlichen Schlaganfall erlitt, vollkommener tag vertagt. * In den Tagen vom -4. bis 7. November d. I. soll eine allgemeiue Bertilgnng der Ratten in den städtischen Schleusen und Grundstücken vorgenommen werden. Um die Wirksamkeit dieser Maßregel zu erhöhen, werden sämtliche Grundstücksbesitzer aus gefordert, sich an den gleichen Tagen an der Vertilgung der Ratten innerhalb ihrer Grundstücke zu be teiligen. Giftscheine aus Phosphorlatwerge werden an Interessenten lostenfrei bei hiesiger Polizei- Ende Sept. 5 951 690 M. 52 Pf. Ende Oklbr.H45 972 M. 97 Pf. Der Gesamtumsatz im Oktober betrug 582 819 M. 22 Pf. Eröffnet wurden 75 und erloschen sind 60 Konten. Der Reservefonds beträgt 356 712 M. 37 Pf. Die bis zum 3. eines jeden Monats bewirkten Einlagen werden auch sür den Monat der Ein zahlung verzinst. Die Sparkasse befindet sich im Stadthause — Neumarkt — und ist jeden Wochentag von vor mittag 8—12 Uhr und von nachm. 2—5 Uhr geöffnet.