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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.12.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190312045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19031204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19031204
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-12
- Tag 1903-12-04
-
Monat
1903-12
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.12.1903
- Autor
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herangezogen «erden. Orte, die im Anmarsch, gebiet zu einem Truppenübungsplätze liegen, werden naturgemäß mehr belastet. Der Nordwesten EachsenS wird in den nächsten Jahren weniger mit Einquartierungen bedacht werde«, da nach dem erwähnten Plan andere Gegenden als Ma- nävergelände dienen sollen. Abg. Heymann - GroßolberSdors wünscht An. bringung eines Aborts in den Eisenbahnwagen 4. Klasse, und eine nicht zu starke Uebcrfüllung dieser Wagen. Abg. Daeweritz - Leisnig empfiehlt die Fort- führung der Bahn Nebitzschen-Kroptewitz bis zum Kohlenwerk Leipnitz. Auch bittet er, bei Planung der Linie Wilsdruff-Gadewitz diese über Bauchlitz nach Döbeln fortzuführen. Abg. Kluge - Deutsch - Neudorf: Das Kriegs. Ministerium bitte ich im Interesse des Mittelstandes, die Naturalien in möglichst kleinen Losen zu ver geben. In bezug auf Forsten wünsche ich an Stelle der Oberforstmeistereien eine kollegialisch zusammengesetzte Behörde. Die unausbleibliche Aufhebung der Forstakademie kann durch eine Försterschule einigermaßen ausgeglichen werden. DieJagdverpachtunganPrivatewürdetiefzu beklagen sein,denn dadurch verfielen die Hochjagden an „Löwen- stein, Blumenthal und den kleinen Cohn". (Heiter- keit.) Generalmajor Barteky (vom Kriegsministerium): Der Wunsch der Stadt Freiberg um Vermehrung der Garnison soll in eingehendste und wohlwollendste Erwägung gezogen werden. Das Kriegsministerium hält grundsätzlich daran fest, daß die Truppenküche und Zentralverkaufsstelle selbständig bleiben. Ich bin aber der Ansicht, daß die Truppenkommandeure den ausgesprochenen Wünschen entgegenkommen werden, soweit es die dienstlichen Verhältnisse und wirtschaftlichen Einrichtungen gestatten. Das Kriegsministerium ist gern bereit, die Truppenteile zu benachrichtigen, daß entsprechende Eingaben be vorstehen. Abg. Schieck-Frankenberg: Um möglichen Miß deutungen innerhalb und außerhalb des Hauses vorzubeugen, müsse er erklären, daß die Aus führungen, die der Abg. Langhammer gemacht habe, lediglich seinen persönlichen Anschauungen entsprochen, keinesfalls aber im Namen der natio nalliberalen Partei gemacht worden seien. Zu der Frage der Wahlrechtsreform habe seine Partei noch keine Stellung genommen, dies wolle er auch dem Abg. Günther gegenüber betonen. (Bravo.) Abg. Schulze-Dresden (natl.) erklärt, daß er kein grundsätzlicher Gegner von Kleinbahnen ist, aber Beweise verlangt, daß die betreffenden Bahnen einen Reinertrag garantieren und aus volkswirt schaftlichen Gründen gebaut werden müssen. Gegen Elbzölle müßten wir uns mit Händen und Füßen wehren, weil dadurch der bedeutende Umschlag verkehr verloren ginge. Die Debatte wird, nachdem es bereits 6 Uhr geworden ist, abgebrochen. Präsident Dr. Mehnert richtet zum Schluß die Mahnung an die Ver sammlung, in der morgigen Fortsetzung der Be ratung mehr als bisher des 8 11 der Geschäfts ordnung eingedenk zu sein, nach dem bei der all gemeinen Beratung die Diskussion gewissen Be schränkungen zu unterliegen hat. Es sei im Hause so viel von Einschränkung gesprochen worden. Möchten die Redner morgen auch bei ihren Aus führungen sich dieser Einschränkung befleißigen. Sodann erstattet der Präsident Bericht über die Entgegennahme der Adresse durch Se. Majestät den König, die gestern mittag 1 Uhr im König!. Schlosse erfolgt ist. Wie der Präsident mitteilt, hat Se. Majestät nach Ueberreichung der Adresse seiner großen Freude Ausdruck gegeben, daß die Ständeversammlung in solcher Weise ihre Teil- nähme an den schweren Schicksalsschlägen des letzten Jahres und ihre Treue und Loyalität bezeugt habe. Er sei hierfür aufrichtig dankbar und bitte den Herrn Präsidenten, der Kammer seinen königlichen Dank hierfür auszusprechen. Se. Majestät knüpfte hieran noch die Hoffnung, daß der gegenwärtige Landtag in gutem Einvernehmen mit der Staats regierung die Geschäfte erledigen werde. Nachdem Se. Majestät einzelne Mitglieder durch Ansprachen ausgezeichnet hatte, wiederholte er beim Weggehen mit bewegter Stimme, sein Dank für die schöne Kundgebung sei ein aufrichtiger, herzlicher und warm empfundener. Nachdem der Präsident hiermit dem königlichen Auftrage nachgekommen war, schließt er die Sitzung und beraumt die nächste auf Donnerstag vor mittag 10 Uhr an. Die Crimmitschauer Textilarbeiter bewegung. * Crimmitschau, 2. Dezbr. Unsere vorige Woche gebrachte Mitteilung, daß sich in den hiesigen Fabriken 1100 Arbeiter einschließlich der Meister und Vorarbeiter wieder in Beschäftigung befinden, ist mehrfach angezweifelt worden. Die Notiz beruht auf zuverlässigen Feststellungen und wird von uns nicht nur in vollem Umsange aufrecht erhalten, sondern wir können noch hinzufügen, daß die Zahl der Arbeiter in den Fabriken neuerdings wieder um ca. 200 zugenommen hat, namentlich auch da durch, daß trotz der umfänglichsten Gegenagitation fortgesetzt fremde Arbeiter hier eintreffen und die Arbeit aufnehmen. In einem Artikel: „Eine Mahnung zum Frieden" wird in dem heute zur Ausgabe gebrachten „An zeiger" unsre Arbeiterschaft dringend ermahnt, mit den Arbeitgebern eine Verständigung herbeizuführen, ehe es zu spät sei. Diese Verständigung könnte gefunden werden auf dem Boden des Versprechens der Unternehmer, gemeinsam mit den Arbeiter für die Einführung des Zehnstundentages in der ge- samten Textilindustrie Deutschlands tätig zu sein. Freilich müßte dieser Versuch von ruhigen er- fahrenen Männern in die Hand genommen werden und nicht von Agitatoren, die an unserm ausblühenden Gemeinwesen keinerlei Interesse haben. Des Weiteren wird auf den stetigen Zuzug aus wärtiger Arbeitskräfte hingewiesen und den Be- Hauptungen entgegengetreten, als würden die Unter nehmer von den Konfektionären auf Lieferung der Waren gedrängt. Unter dem Streik erleide die Gemeinde ganz enormen Schaden, denn in den letzten 15 Wochen seien den Arbeitern 1500 000 Mark verloren gegangen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 3. Dezember. *— Für unsere Geschäftsleute sind jetzt die goldenen Wochen angebrochen und manch r hofft, daß die gute Zeit vor dem Weihnachtsfeste ihn für die schlechte Zeit des übrigen Jahres schadlos halten wird. Der Winter hat zur allge- meinen Freude rechtzeitig eingesetzt und es steht zu' hoffen, daß derselbe einen recht belebenden Einfluß auf den allgemeinen Geschäftsgang aus üben wird, so daß die Tage vor Weihnachten wirklich goldene Zeiten für den Geschäftsmann werden. Mehr wie je muß in dieser Zeit aber die Parole lauten: Kauft am Orte! Unsere Geschäftsleute haben große und mannigfache Aus wahl, sie können allen Ansprüchen voll und ganz entsprechen und verdienen somit die unbedingteste Berücksichtigung. Vor allem sollte jeden Einge sessenen das Wort gelten: Wo man sein Geld verdient, da soll man es für Bedarfsartikel auch lassen! * — Die kalten Tage kommen! Gefroren r Schnee bedeckt vielfach schon die Erde, und dis gefiederten Sänger in Wald und Flur leiden bittere Not. Da ist es Pflicht aller Tierfreunde, der Mahnung: Gedenket der darbenden Vögel! nach zukommen. Der Haushalt bietet ja so viele Ab fälle, die in der Regel achtlos beiseite geworfen werden und mit denen wir den hungernden Vögeln über die härteste Winterzeit hinweghelfen können. * — Ein allgemein beliebter Arzt, Herr vr. mell. Götz, welcher seit ca. 11 Jahren in unserer Stadt praktizierte, hat zum Bedauern seiner zahlreichen Klienten am vergangenen 1. Dezember seinen hiesigen Wirkungskreis aufgegeben, um sich in Chemnitz niederzulaffen. Die Praxis des Herrn vr. Götz hat Herr vr. mell. Reinige übernommen. * — Mit den Weihnachtsversendungen bald zu beginnen, ersucht die Postverwaltung, damit die Paketmassen sich nicht in den letzten Tagen vor dem Feste zu sehr zusammendrängen, wodurch die Pünktlichkeit in der Beförderung leidet. Bei dem außerordentlichen Anschwellen des Verkehrs ist eS nicht tunlich, die gewöhnlichen Besörderungs- fristen einzuhalten und namentlich auf weitere Entfernungen eine Gewähr für rechtzeitige Zustellung vor dem Weihnachtsfeste zu übernehmen, wenn die Pakete erst am 22. Dezember oder noch später ein geliefert werden. Zur Beschleunigung des Betriebes trägt es wesentlich bei, wenn die Pakete frankiert aufgeliefert werden. * — Das Einwintern der Rosen macht häufig Schwierigkeiten. Nach einer Mitteilung im praktischen Ratgeber ist Erde das beste Mittel zum Decken sämtlicher Rosen. Doch gibt es be sondere Vorsichtsmaßregeln, um den Wert der Erd decke zu erhöhen. Ein Rosenzüchter berichtet, wie er neuveredelte Rosen durch eine Oelpapierdüte vor Fäulnis geschützt hat. Die betreffende Nummer des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau wird Interessenten auf Verlangen vom Geschäfls- amt gratis und franko zugesandt. * Glauchau. Eine der Komik nicht entbehrende Szene, deren Held ein hiesiger Fabrikarbeiter ist, spielte sich am Andreasabend in den Anlagen zwischen der Plantage und dem Wege nach Werns dorf ab. Am 30. Noobr., dem Andreastage, hatte unser Held von einem in Wernsdorf wohnenden Mägdelein ein Briefchen des Inhalts empfangen, daß sie wieder frei sei und nun gern ihn heiraten wolle. Vorher müsse sie sich aber noch aus des Teufels Gewalt erlösen und hierbei solle er ihr am Andreasabend behilflich sein, zu welchem Zwecke sie ihrem Erkorenen noch mehrere Verhaltungs maßregeln dem Teufel gegenüber gab. Die Aus sicht, sich einen Schatz zu erobern, verlieh unserem Helden natürlich den Mut, es eventuell auch auf einen Kampf mit den Teufel ankommen zu lassen. Und so begab er sich denn, bis an die Zähne be waffnet, am Andreasabend an die ihm bezeichnete Stelle, wo er, wie ihm geheißen, mit zwar etwas zitternder, sonst aber ganz gut vernehmbarer Stimme den Rus erklingen ließ: „Satan laß' ab von mir!" Schlotternden Gebeines erwartete er die Ankunft des Gefürchteten. Als sich aber außer einem ver haltenen Kichern nichts regte und nichts rührte, wiederholte er, schon etwas mutiger geworden den Ruf. Der Satan schien es aber entweder nicht sehr eilig zu haben, oder der Waffengang war ch n doch zu riskant, kurz und gut, der Mann mit m glühenden Augen ließ trotz der inzwischen Hera'. - rückten Mitternachtsstunde auf sein Erschei a warten. Schließlich riß dem Retter aus der ch >t und Gefahr aber doch die Geduld und er beo:b sich nach Wermsdorf, um, o heilige Einfalt, len dortigen Polizeidiener aus dem Schlaf zu tronnm!n und diesen zu ersuchen, ihm zu seinem Liebchen zu verhelfen. Dem Diener der heiligen Hermandad erfaßte, als er diese Mär vernahm, ein gelindes Grausen und er schlug daher dein Hilfeflehenden, bei dem es seiner Ansicht nach im Oberstübchen nicht ganz richtig sein konnte, die Tür vor der Nase zu, so daß dem Liebesbedürftigen nichts anderes übrig blieb, als heimwärts zu trollen, wo ihm bis zum Beginn der Arbeit noch Zeit genug übrig blieb, über die Rätsel dieser Welt nachzudenken. So geschehen im Jahre desHeils 1 onn! * Waldenburg, 2. Dezbr. Gestern abend wurde hier ein junger Postgehilfe von der Polizei wegen Unterschlagung verhaftet. Der Verhaftete, welcher erst seit kurzem hierher versetzt worden ist, hatte, wie wir hören, in seiner früheren Stellung eine Postanweisung nicht zur Absendung gebracht und das Geld in seinem Nutzen verwendet. Seitens seiner Angehörigen soll indessen der Be trag bereits ersetzt worden sein. * Lallexderg bei Waldenburg, 1. Dez. Ein Sittlichkeitsverbrechen ist in voriger Woche auf der Straße von hier nach Obercallenberg von einem Unbekannten an dem 11jährigen Mädchen des Guts besitzers I. in Obercallenberg versucht worden. Der Täter konnte noch nicht ermittelt werden. * Stollberg. Zwei Selbstmorde wurden in der Nacht zum Sonntag im Pfarrteiche zu Thal heim verübt. AuS Unglücklicher Liebe ertränkte sich die 18jährige Tochter der dortigen Leichenfrau Hanisch, während aus Furcht vor Strafe der 32- jährige» dem Trunk ergebene Strumpfwirker Zenker, der von seiner Frau getrennt lebt und kürzlich ein Messerattentat gegen dieselbe geplant haben soll, seinem Leben in den Fluten des Teiches ein Ende bereitete. * Zwickau, 2. Dezember. Heute früh gegen dreiviertel neun Uhr ist in der Flur Crossen zwischen Zwickau und Mosel durch einen Rangier zug ein Geschirr (Bierwagen der Firma Neumann in Zwickau) überfahren worden. Der Wagen wurde zertrümmert und ein Pferd tödlich verletzt Personen sind durch den Zusammenstoß glücklicher- weise nicht zu Schaden gekommen, ein Packwagen aber ist dabei entgleist. Eine Störung des Eisen bahnverkehrs ist nicht eingetreten. * Meerane, 1. Dezbr. Der polizeilichen Auf lösung verfiel eine gestern abend im „Kuchengarten" abgehaltene Textil-Arbeiteroersammlung, die sich mit dem Crimmitschauer Streik beschäftigte. Als ein Redner sich in schweren Beleidigungen der Crimmitschauer Fabrikanten erging, schritt der überwachende Herr Stadtrat Dr. Külz mit Wort entziehung ein. Da gleichwohl der Redner noch einige Bemerkungen fallen ließ, erfolgte unmittelbar die Auflösung, bevor noch eine eingebrachte Reso lution angenommen werden konnte. * Dresden, 2. Dez. Trotz eifrigster Be mühungen der Dresdner Kriminalpolizei ist eS der letzteren bis zur Stunde noch nicht gelungen, des ruchlosen Mörders der Witwe Danneberg in Vorstadt Plauen habhaft zu werden. Zwar haben mehrere Verhaftungen stattgefunden, doch unter den Verhafteten soll sich nicht der Täter befinden. Auch die nach Berlin führenden Spuren erwiesen sich als trügerische. Die Tochter der Ermordeten, die ihre Mutter abends im Blute schwimmend wiedersah, liegt infolge des furchtbaren Unglücks schwerkrank darnieder. * Dresden, 3. Dez. Die Prinzessin von Schönburg-Waldenburg reiste soeben mit ihrem Bruder, dem Prinzen Jaime, nach Sori zurück, da der nächste Termin in ihrem Ehescheidungs prozeß erst im Januar stattfindet. * Leipzig, 2. Dez. Ein Verbrechen, das in der Art seiner Ausführung lebhaft an den im Dezember vor zwei Jahren an der Trödlerin Lory in der Kleinen Fleischergasse zu Leipzig verübten Raubmord erinnert, ist heute nachmittag in einem Hause der Seeburgstraße hier geschehen. In dem Grundstück Nr. 23 der genannten Straße, dicht neben der Herberge zur Heimat, befindet sich das Trödlergeschäft von B. Cohn. In diesem Laden wurde nachmittags in der 4. Stunde der 57 Jahre alte Händler Joseph Cohn, der dort den Posten eines Geschäftsführers inne hatte, mit einer schweren Kopfverletzung tot aufgefunden. Die nähere Untersuchung ergab, daß der Tod herbei geführt worden ist durch einen Reoolverschuß, den der Unglückliche in das Genick erhielt. Es liegt Raubmord vor. Außer einer größeren Anzahl Wertsachen fehlt ein Barbetrag von 700 bis 800 Mark. Die Polizei entfaltete eine fieberhafte Tätigkeit, um des Mordbuben habhaft zu werden, doch hat man bis zur Stunde von dem Täter noch keine Spur. Die weiteren Untersuchungen ergaben, daß bestimmt geraubt worden sind die Uhr des Ermordeten, ein grauschmutziger Binde beutel von Leinwand, angefüllt mit Gold- und Silbermünzen im Betrage von mehreren Hundert Mark, das Geld in Zeitungspapier eingewickelt, und ein abgetragener Geldbeutel aus schwarzem Leder mit rundem Nickelbügel und drei Fächern. Der Inhalt dieses Beutels ließ sich noch nicht fest- stellen. Ebensowenig war es bis jetzt möglich, zu eruieren, was sonst noch aus dem Laden geraubt worden ist. In dem Cohnschen Trödlerladen ver kehrten fast lediglich Leute, die der ständigen Ar beit möglichst aus dem Wege gehen, deren Heimat die Landstraße ist und die nur ein geschütztes Unterkommen in den Herbergen der Städte suchen, wenn die rauhere Witterung sie dazu zwingt. * Leipzig. 3. Dez. Ein großes Feuer zer störte heute nacht die Maschinenfabrik von Karl Krauße in Anger-Crottendorf vollständig. Das Feuer war heute früh noch nicht gelöscht. Die Entstehungsursache ist unbekannt. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. * Döbeln, 2. Dez. Das 400jährige Jubiläum ihres Bestehens gedenkt die hiesige Bäcker-Innung am 8. März 1904 zu feiern. Ihre älteste Urkunde, die im Hauptstaatsarchiv zu Dresden ausbewahrt ist, datiert vom 8. März 1504. — In Nöthschütz brannten vom Wernerschen Bauerngut die Wirt schaftsgebäude nieder. Das Wohnhaus blieb er halten. * Burkhardswaldc bei Pirna. Am Freitag konnte hier ein Schornsteinfeger auf eigentümliche Weise ums Leben kommen. Er war in einem Gehöfte in die Esse gestiegen und beim Absteigen in der Mitte stecken geblieben, sodaß er weder vor« noch rückwärts konnte. Nach mehreren Stunden befremdete das Ausbleiben des etwas korpulenten Essenkehrers. Nach längerem Suchen entdeckte ihn sein Kollege in seinem unfreiwilligen Gefängnis, fast ohnmächtig. Schnell wurde nun in die Esse ein großes Ldch geschlagen und der Gefangene aus seiner peinlichen Situation erlöst. * Plauen, 2. Dez. Der konservative und der nationalliberale Verein in unserer Stadt haben beschlossen, gegenüber der ablehnenden Haltung, die unser Landtagsabgeordneter Günther bezüglich der Adresse der beiden Kammern des Landtages an König Georg eingenommen hat, gemeinsam an den König eine Adresse zu richten, in der Einspruch gegen dieses Verhalten erhoben wird. Die Adresse wird in ihrem Wortlaut morgen abend bekannt gegeben werden. Sie wird öffentlich zur Unter- schrift auSgelegt. Es geht eme große Miß- stimmung über die Haltung Günthers durch den ganzen Landtagswahlkreis. (L. N. ist.) * Reichenbach i.V» 2. Dez. Wie die Äeicheü- bacher Nachr. melden, hat Graf HoenSbroech heute die Reichstagskandidatur der Ordnungsparteien des 22. sächsischen Wahlkreises angenommen. * Buchholz, 2. Dez. Von den bei der Eisen bahnkatastrophe am 24. Juli auf dem hiesigen Haltepunkte verunglückten Personen befindet sich daS Fräulein auS Schneeberg, über dessen Befinden wiederholt berichtet worden ist, noch immer im hiesigen Krankenhause in ärztlicher Behandlung. Die Schäden, die die Verunglückte bei der Ent gleisung erlitten hat, sind viel größere, als dies anfangs schien. Ein Bein hat längere Zeit im Gypsverband ruhen Müssen. Und um den Heilungsprozeß an verschiedenen Stellen zu fördern, sind Hautteile von einer anderen Person auf ihre Wunden übertragen worden. Ein Verwandter der Verunglückten hat sich der schmerzhaften Operation unterzogen. Der Prozeß gegen die Millioueu-Defraudauten der Et. WenzelS'Vorschußkaffe in Prag. Prag, 1. Dez. Gestern wurde da» Verhör der sechs Angeklagten, welche« drei volle Verhand- lungstage in Anspruch nahm, zu Ende geführt. Keiner der Angeklagten will schuldig sein, einer ver sucht die Schuld dem anderen zuzuschieben, und namentlich dem verstorbenen Kassierer und Oberbuch halter Ort wird alle Schuld an dem Verschwinden der acht Millionen Kronen aufgehalst. Jedoch trotz de« hartnäckigen Leugnen« aller Beschuldigten wurden schon während ihre« Verhöre«, noch bevor die Zeugenvernehmungen begannen, ganz merkwürdige Dinge sestgestellt. So muhte der angeklagte Direktor der St. Wenzel«-Vorschuhkafle, Wenzel Kohout, zugeben, dah er nur ein Gehalt von jährlich 1200 Gulden bezog, von Hau« au«, ebenso wie seine Frau, ganz vermögenslos war, und trotzdem seinen beiden Töchtern, al« sie heirateten, 40 000 Gulden gegeben habe. Woher diese« Vermögen stammte, vermag der An geklagte nicht zu sagen; er wisse nur, daß seine Frau da« Geld erspart habe. Wie diese bet den verhältnismäßig geringen Mitteln so große Summen ersparen konnte, wiße er sich selbst nicht zu erklären ! Bezeichnend für die unerhörte Wirtschaft, die in der St. Wenzel«-Vorschußkaffe herrschte, ist auch die Tatsache, daß mehrmal« Geldbriese uneröffnet mit dem gesamten Inhalte monatelang im Papierkorbe oder zwischen Büchern versteckt wurden, wa« die Angeklagten ebcnfall« eingesianden; e« könne sich hier jedoch nur um „Versehen" handeln. Vor mehreren Jahren wurde der Beamte der St. Wenzela-Vorschußkaffe Roman Carlavsky ent lassen, weil er bei einem Gelddiebstahle ertappt wurde. Ca«lav»ky fand später bei der Kleinseitner Sparkaffe in Prag eine Anstellung, unterschlug jedoch dort wieder eine größere Summe und wurde deshalb entlassen. Dem richterlichen Urteile entging CaslavSky nur dc«halb, weil die St. Wenzel«- Vorschußkasse die von ihm gestohlene Summe der Kleinseitner Sparkasse schleunigst ersetzte. Doch nicht genug damit; Carlavsky erhielt bi« zu seinem Tode von den Angeklagten Kohout, P. Drozd und dem verstorbenen Kassierer Ort eine jährliche Pension von 750 fl. aurgezahlt. Alt der Vorsitzende fragte: „Also auf diese Art haben Sie sich da« Schweigen de« Mitwisser« Ihrer Verbrechen erkauft?" antwortete der einstige hohe kirchliche Würdenträger Monsignore Drozd: „Nein; wir unterstützten ihn au« christlicher Nächstenliebe!" (Gelächter im Zuhörerraum, da« der Vorsitzende streng rügt.) Die Angeklagten Bily und Grünwald geben zu, daß von der St. Wenzel«-Vorschußkaffezwei tschechisch- klerikaleZeitung-unternehmungenübernommen wurden, wodurch große Summen verloren gegangen sind. Diese Zeitungen seien jedoch nicht au« dem Grunde übernommen worden, damit diese Blätter Stimmung sür die St. Wenzel«-Vorschußkaffe machen, sondern deshalb, damit der tschechisch-klerikalen Partei ihre Pceßorgane erhalten bleiben. Die Angeklagten ge stehen ferner zu, daß Einlagebücher im Betrage von mehr al« zwei Millionen Kronen fingiert worden seien; die Schuld daran trage jedoch der tote Kassierer Ort. Au« den Angeklagten Hercik und Päkeländer ist fast gar nicht« herauszubekommen ; nach dem Verhör dieser beiden wurde um 2 Uhr nachmittag« die Verhandlung vertagt. Al« die Angeklagten durch den Korridor in ihre Zellen abgeführt wurden, drangen eine Anzahl Leute au« dem Zuhörerraum de« Schwurgericht«saale« auf den Gang. Al« sie der Angeklagten ansichtig wurden, riefen die Leute: „Gauner!" „Diebe!" An den Gulgen mit Euch Lumpen!" usw. Ein alter Mann warf dem P. Drozd ein Einlagebuch vor die Füße mit den Worten: „Da, Du Erzlump; ich bin durch Dich zum Bettler geworden". Dann brach der Greis in Schluchzen aus. Die Justizwache trieb schließlich die Leute au« dem Gebäude aus die Straße. Gerichtssaal. 8 Zwickau. Der Soldat Albin N. vom hiesigen 9. Infanterie-Regiment Nr. 133 hatte bei den Scheibenarbeiten 16 falsche Schüsse gemeldet und dadurch falsche Resultate herbeigesührt, auch die Scheiben willkürlich verändert. Er erhielt dafür kriegsgerichtlich 9 Monate Gefängnis zuerkannt und wurde der 2. Klaffe de« Soldalenstande« überwiesen. 8 Leipzig, 2. Dez. Raubmordv-rsuch in der Harth. Da« Schwurgericht Leipzig verurteilte den in Schildberg in Schlesien geborenen Erdarbeiter Stani«lau« Szymanntky, welcher am 28. April in der Harlhwaldung zwischen Zwenkau und Gaschwitz einen Reisegenoffen im Schlaf überfallen und ihn feiner Barschaft beraubt hatte, zu sieben Jahren Zuchthau«, zehn Jahren Ehrenrechtsverlust, sowie zur Stellung unter Polizeiaufsicht. Um sein Opfer kampfunfähig zu machen, hatte e» Szymannky mit einem Knüppel
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