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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 31.12.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190312312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19031231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19031231
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-12
- Tag 1903-12-31
-
Monat
1903-12
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 31.12.1903
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TageSgeschichte. Deutsche, «eich. — Die „N»rdd. Allg. Ztg." ist zu der Fest stellung ermächtigt, daß die Erzählung de» „B. T." von der angeblichen Aeußerung unsere« Kaiser« in Hannover, er werde dem Minister v. Hammerstein, wenn dieser wieder nach Hannover komme, einen silbernen Maulkorb mttgeben, vom ersten bi« zum letzten Worte erfunden ist. — Gegen die Welfen will der neue Polizei präsident von Hannover, Dr. Steinmeister, fortan scharf vorgehen. Die dortigen Welfen hatten eine kirchliche Feier au« Anlaß der Silberhochzeit de« Herzog« und der Herzogin von Cumberland veran staltet. Die Polizeibehörde gestattete da« Fest, ver langte aber die Unterlassung jeder politischen De monstration. Die« Versprechen gab der Veran stalter de« Feste« schriftlich ab. Wie e« gehalten wurde, ist inzwischen bekannt geworden. Der Fest redner, Pastor Dr. Budde au« Hamburg, äußerte u. a.: „Ein große« Ziel hat unser Fürstenhaus im Auge; die« Ziel ist die Residenzstadt Hannover!. . Man hat da« Heiligtum Gotte« angetastet, al« man Fürst und Volk auseinanderriß!" Der Polizei präsident ließ den Festveranstalter zu sich kommen und sagte ihm, nach den Berl. N. N., etwa: „Ich habe, auf da« Wort eine« Niedersachsen bauend, Rücksicht geübt, aber da« Vertrauen ist mißbraucht worden. Hinfort werde ich mit der ganzen Schärfe de« Gesetze« gegen Eie und Ihre Parteigenossen vorgehen. Sagen Sie den letzteren diese« als Grund, wenn sie sich demnächst wundern sollten über die Art der Behandlung meinerseits." — Ueber die Novelle zum Veretnrgesetz, die dem preußischen Landtage in seiner kommenden Session zugehen wird, werden eine Reihe von Mit teilungen gemacht, die darauf htnauslaufen, daß in Zukunft den Frauen die Teilnahme an politischen Versammlungen gestattet werde und der Gebrauch einer fremden Sprache, gemeint ist die polnische, nicht mehr al« Grund zur Auflösung einer Ver sammlung gelten soll. — Zu der im Reich«tag eingebrachten Vorlage betreffend Entschädigung für unschuldig erlittene Untersuchungshaft stellt die „Post" gewichtige Fragen: Wie soll sich da« Verfahren in den vom Schwur gericht abgeurteilten Fällen gestalten? Hier haben wir doch keine Urteilsbegründung und wir schweben somit über die Bedenken, welche die Geschworenen über ein Schuldverdikt hegten und sie zur Frei sprechung führten, völlig im Dunkeln. Jeder Richter weiß von einer Reihe von Gericht«fällen zu er zählen, in welchen eine manchmal nicht einwands- frete Frauensperson, die einen ungetreuen Geliebten niedergeschoffen oder verstümmelt hatte, freigesprochen wurde, und wir entsinnen un« eine« Falle«, in welchem ein Familienvater mit seinen zwei er wachsenen Söhnen wegen Brandstiftung verhaftet worden war, weil sein Hau« in der Nacht vor der Zwang«versteigerung in Flammen aufging und die Freisprechung nur au« dem Grunde erfolgte, weil e« zweifelhaft blieb, ob sich die Angeklagten sämt- lich der Brandstiftung schuldig gemacht hatten. Soll allen solchen von der Jury Freigesprochenen eine Entschädigung, wa« schwerlich die allgemeine Billig ung fände, gewährt werden? Und wer soll da rüber entscheiden? Wir müssen gestehen, daß wir ein« Ausklärung über diesen Kardinolpunkt recht sehr vermissen, und e« will un« nicht einleuchten, wie man vorzugehen gedenkt, um hier die fraglichen Humanität«bestrebungen mit dem Rechtsgefühl de« Volk« in Einklang zu bringen. Frankreich. — In der französischen Deputiertenkammer ist ein Antrag eingebracht worden, der die Heeresdienst zeit auf 18 Monate herabsctzt und die Zahl der Unteroffiziere und Soldaten auf 375 000 Mann vermindert. In der Begründung de« Antrages heißt e«, daß der Verzicht auf 25 000 Mann keine Schwächung de« Heere« bedeute, da diese 25 000 gegenwärtig meisten« in den Krankenhäusern liegen. E« ergiebt sich darau«, daß Frankreich nicht mehr im Stande ist, die gesetzlich vorgeschriebene Zahl gesunderund brauchbarer Soldaten zusammenzubringen. Serbien. — Zur Abreise der fremden Gesandten au« Belgrad wird dem „B. T." von unterrichteter Seite versichert, daß die Diplomaten einen Urlaub auf unbestimmte Zeit erhalten haben und nicht früher auf ihren Posten zurückkehren werden, ehe nicht die Verschwörer au« der Umgebung de« König« entfernt worden sind. Zum Generalstreik in Crimmitschau. Crimmitschau, 29. Dezember. Der „Crim mitschauer Anzeiger" schreibt: Die Vermittlungs- versuche de« Geheimen Regierung«rat« Dr. Viktor Böhmert find al« vollständig gescheitert zu betrachten. Sie find vom Spinner- und Fabrikantenverein nicht angenommen worden. Die Industriellen stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, daß eine Verkürzung der Arbett«zeit nur erfolgen kann, wenn die im Wettbewerb mit Crimmitschau stehenden deutschen Industriestädte die Arbeitezeit ebensall« verkürzen und daß bi« dahin die vollständige Wiederaufnahme der Arbeit nur unter den alten Bedingungen er folgen kann. — Ferner muß folgende« festgestellt werden: E« wird unter den Streikenden geflissent lich da« Gerücht verbreitet, daß die bi«herigen Ar- beit«willigen vor einer vollständigen Wiederaufnahme der Arbeit entlasten werden müßten. Demgegenüber erklären die hiesigen Industriellen auf da« be stimmteste, daß die bisherigen Arbeitswilligen in erster Linie weiter beschäftigt werden, auch wenn der Streik zu Ende gegangen ist. Den „Berl. N. N." zufolge sind rege und er folgreiche Bemühungen Im Werke, wie die In dustriellen in ganz Deutschland weitere große Summen zur Unterstützung der Crimmitschauer Unternehmer zusammenbringen. Gestern ist in einer in Zwickau veranstalteten Versammlung von Vertretern sämtlicher Zwickau-Lugau-Oelinitzer Kohlenwerke beschlossen worden, der Vereinigung deutscher Industrieller 20 000 Mk. zum Zwecke der Unterstützung der Crimmitschauer Industriellen zu zustellen. * * * Wie unser Berliner Korrespondent erfahren haben will, soll die sächsische Regierung den Ministerial direktor Roscher nach Crimmitschau gesandt haben, um zwischen den Arbeitgebern und den Streikenden zu vermitteln. Man hofft, daß e« ihm gelingen wird, eine Einigung zustande zu bringen, die im beiderseitigen Interesse liegt. OertNches und Sächsische Hohenstein-Ernstthal, 30. Dezembe * — Strenge Kälte ist über Nacht eingetret ?, nachdem schon die letzten Tage ein erheblich s Sinken der Temperatur herbeigesührt hatten. Im Freien wurden heute früh gegen 7 Uhr 14 Grad Reaumur unter Null festgestellt. * — Verlängerter Geschäftsverkehr. Nach der stadträtlichen Bekanntmachung vom 27. Oktober 1900 dürfen am Sylvestertage die offenen Ver kaufsstellen für den geschäftlichen Verkehr nicht nur bis abends 9 Uhr, sondern bis abends 10 Uhr geöffnet bleiben. * — Postalisches. Am 1. Januar sind die Postschalter von 8 Uhr vormittags bis 1 Uhr nach mittags geöffnet. — Am 31. Dezember und 1. Ja nuar werden die eingehenden gewöhnlichen Briefe und Postkarten bei den Postämtern nicht mit dcm Ankunftsstempel bedruckt. — Zu dem bevorstehen den Jahreswechsel sei daran erinnert, daß den ge druckten Glückwunschkarten außer dem Datum nur Name und Wohnung des Absenders hinzugefetzt werden darf, wenn das Drucksachenporto in An wendung kommen soll. Bei Ansichtskarten ist dann außerdem das Wort „Postkarte" durch „Drucksache" zu ersetzen. Bei Visitenkarten ist die Zufügung solcher Worte und Zeichen (Buchstaben) statthaft, die eine Formel zur Erklärung des Zwecks der Uebersendung darstellen und deren Zahl fünf nicht überschreitet. Um der Post, die in diesen Tagen so wie so schon viel geplagt ist, die Arbeit nicht unnütz zu erschweren, verwende man keine anderen, kleineren Briefumschläge, als sie sonst allgemein üblich sind. *— Ein vorzüglicher Kunstgenuß wird un seren Musikkennern und den Liebhabern eines guien Männergesanges am Neujahrstage im Logenhauie geboten werden. Herr Weise veranstaltet an ge nanntem Tage ein Konzert, gegeben von der ge samten Naumannschen Musikkapelle unter Mit wirkung des hiesigen Sänger-Vereins. Aus dem schön zusammengestellten Programm sei besonders die herrliche Komposition „Friedrich Rotbart" für Männerchor mit Begleitung des Orchesters hervor gehoben. Dieses Konzertstück hat bereits aller Orten, wo dasselbe gegeben wurde, den größten Beifall gefunden und wird auch hier die Hörer begeistern. Erwähnen wollen wir ferner noch die Introduktion und Chor aus der Oper „Carmen" von BiM und die große Fantasie „Haydniana" von H. Kling. Aber auch dem Volksliede ist ein gutes Plätzchen eingeräumt worden und dürfte des halb das Konzert für Jedermann etwas bieten. — Alles nähere ist aus dem diesbezügl. Inserat in der heutigen Nummer des „Anzeigers" ersichtlich. * — Der Nebergang vom alten iu das neue Jahr ist dem Zeitpunkt nach unter den Völkern der Erde sehr verschieden. Wenn wir in hiesiger Gegend in der Sylvesternacht nach mitteleuropäischer Zeit den Augenblick der Mitternacht, den Wende punkt der beiden Jahre verzeichnen, und man sich beim Klang der Glocken und bei Choralmusik sein „Prosit Neujahr!" zuruft, dann ist es in Warschau bereits '/,1 Uhr, in Moskau und Jerusalem bereits l/,2 Uhr, in Kalkutta und in Bombay um 4 Uhr morgens. In Belgrad ist es, wo zur Mitternacht bei uns die Weiser über einander stehen, 12 Uhr 27 Min., in Budapest 12 Uhr 22 Min., in Wien 12 Uhr 12 Min., in Teheran 2 Uhr 35 Min. früh, in Uokohama 8 Uhr 27 Min. vormittags, iu Peking 6 Uhr 54 Min. früh, in Melbourne 8 Uhr 45 Min. vormittags. In Mailand hingegen ist es, wenn wir den Jahresübergang haben, erst 11 Uhr 42 Min. nachts, in Marseille 11 Uhr 27 Minuten nachts, in Paris 11 Uhr 15 Min., in London 11 Uhr 6 Min., in Bern und Basel 11 Uhr 36 Min. nachts, in Madrid 10 Uhr 50 Min. abends, in Lissabon 10 Uhr 30 Min. abends, in Washington abends 6 Uhr, in Val paraiso 6 Uhr 20 Min abends, in San Franzisco 3 Uhr nachmittags. —* Bezirksausschußfitzung. In der für heute nachmittag anberaumten Bezirksausschußsitzung kommt unter anderem zur Beratung: 1. Ersatzwahl von Mitgliedern der Ergänzungssteuer-Kommission für die Amtsgerichtsbezirke Hohenstein-Ernsttnal und Lichtenstein auf die Jahre 1904 bis mit 19 6. 2. Dispensationsgesuch in Dismembrationssac n des Gastwirts Hermann Riedel in Gersdorf. 3. Dispensationsgesuch in Dismembrationssachen s Grundstücksbesitzers Friedrich Otto Heinig in G n,n- bach. 4. Gesuch des Schankwirtes Conrad Eo, l in Oberlungwitz um Schankerlaubnis für ein -nn- einzurichtendes Gesellschaftszimmer in seinem Grund stücke. 5. Schankerlaubnisgesuch Emil August Emmrich's in Langenberg. * — Laudeslotterie. Die Ziehung erster Klasse der 145. Landeslotterie findet am 11. und 12. Januar statt. Mit dieser Lotterie beginnt erstmalig der neue Ziehungsmodus, nach welchem im Monat März die dritte und vierte Klasse gezogen werden, so daß die Ziehung der fünften Klasse bereits am 13. April beginnt und Anfang Mai, etwa 3 Wochen früher als sonst, schon beendet ist. * — Noch nicht begnadigt. Die von uns und von fast allen sächsischen Blättern überein stimmend gebrachte Nachricht, daß der Stations schreiber Reinhard, der das Buchholzer Eisenbahn unglück verschuldet hat, begnadigt und aus der Strafanstalt entlassen worden sei, entspricht, wie das gestrige „Dresdner Journal" mitteilt, nicht den Tatsachen. Darnach hat Reinhard zwar ein Begnadigungsgesuch eingereicht, eine Allerhöchste Entschließung auf das Gesuch ist aber bis jetzt nicht erfolgt und Reinhard befindet sich noch in der Strafanstalt. *— 24 kritische Tage, davon 8 erster Ord- nung, stellt Falbs Sohn für 1904 in Aussicht. Gleich der 3. Januar wird ein kritischer Tag erster Ordnung genannt. Der 17. März und der 9. Sep tember sollen „kritische Tage mit Verschärfung" sein. *— Die frühere Kronprinzessin von Sachse», jetzige Frau Gräfin Montignofo, hat, wie dem Berl. Tgbl. aus Dresden gemeldet wird, zum Weih nachtsfeste ein in den herzlichsten Worten gehaltenes Glückwunschschreiben an den sächsischen Hof und an den Kronprinzen Friedrich August gerichtet, welches seitens des letzteren sofort erwidert wurde. Der König soll von dem Schreiben der Prinzessin sehr angenehm berührt worden sein. Im übrigen soll König Georg dem Kaiser Franz Josef und dem Großherzog von Toskana mittels Handschreiben seine vollste Billigung über das jetzige Verhalten der früheren Kronprinzessin Luise, Gräfin v. Mon- tignoso, ausgesprochen und die weitgehendsten Zu geständnisse in Aussicht gestellt haben. (Ob das alles, was hier behauptet wird, den Tatsachen ent spricht, wagen wir zu bezweifeln. Die frühere Prinzessin zeigt augenscheinlich Reue; aber ob die Reue weniger Monate eine so tiefe Wunde zu heilen vermag, wie sie sie dem sächsischen Königs hause geschlagen hat, das ist doch eine andere Frage. Die Red.) * Waldenburg, 29. Dez. Am heutigen soge nannten „guten Dienstage", mit welchem der üb liche Gesindemarkt verbunden ist, entwickelte sich in unserer Stadt ein außerordentlich reges Leben. Als Löhne wurden verlangt und bewilligt: 300—310 Mk. für Großknechte, 200—240 Mk. für Mittelknechte, 180-200 Mk. für Klein knechte, 90—100 Mk. für Osterjungen. Die Nach frage für Dienstpersonal war sehr stark. Die Anzahl der auf dem Markte erschienenen Knechte betrug gegen 80. Weibliches Dienstpersonal fehlte vollständig. * Stollberg. Hier sind im verflossenen Jahre mehr Neubauten fertiggestellt worden als in den Jahren vorher, weil die Errichtung des Seminars eine größere Anzahl von Wohnungen nötig machte. Außerdem hat der Nadelfabrikant Beckert eine eigene Fabrik in der Nähe des Schlachthofes er baut, so daß er seinen Arbeiterstand von 60 auf 200 erhöhen kann. Die Stadt kaufte für 60000 M. das Neubertsche Stadtgut und wandelte jetzt davon den Taleinschnitt zwischen Stadt und Eisenbahndamm in Baugrund um. * Dresden. Die Schreckenstat deS plötzlich vom Wahnsinn befallenen Studenten der Rechte Franz Gähde aus Hannover bildet jetzt das Tages gespräch. Die Vermutung, der Wahnsinnige habe das dem Wirt Dienhold abgebissene Fingerglied verschluckt, bestätigt sich nicht. Vielmehr hat man den Finger in der Tasche des unglücklichen jungen Mannes gefunden. Der letztere selbst ist nach Aus spruch der Aerzte erheblich belastet und unheilbar. In der Familie des Studenten sind bereits mehrere derartige Fälle vorgekommen. Die überfallenen Schwestern, die Gräfinnen Goertze aus Berlin, liegen krank darnieder. Die ältere 63jährige Gräfin hatte drei Messerstiche im Kopf, Arm und in der Brust, die glücklicherweise nicht lebensgefährlich sind. Doch liegt die Dame infolge deS ausgstandenen Schreckens und der Todesangst an einem Nerven fieber im Hause des Oberstleutnants von Benti- vegni schwer krank darnieder. Auch ihre Schwester, die um 6 Jahre jüngere Gräfin, schwebt noch in Gefahr. Dem Hotelbesitzer Dienhold wird für sein mutiges Einschreiten allgemeine Anerkennung gezollt. Nur durch seine Geistesgegenwart konnte das Leben der beiden Gräfinnen gerettet werden. * Wilsdruff. Als am Mittwoch nachmittag der Gutsbesitzer Kurt Kröhnert aus Mohorn auf der Heimfahrt von Tharandt vor dem Berge bei Grumbach seinen Wagen vom Sitz auS anschleifen wollte, rissen die Ketten der „Schoßkelle". Kröhnert fiel so unglücklich zwischen die Pferde und dann vor die Räder, daß er schwere Verletzungen erlitt. Kröhnert fand Aufnahme im hiesigen Krankenhaus, wo er abends 8 Uhr verstarb. * Waldheim, 28. Dezember. Zwei freche Schwindler, die ihr Wesen auch in hiesiger Stadt getrieben haben und denen mehrere Einwohner zum Opfer gefallen sind, wurden durch die Schutzmann schaft ermittelt. Diese beiden Burschen, von denen der eine bereits hinter Schloß und Riegel gebracht wurde, während der andere m Döbeln wohnhaft ist, haben für teures Geld Uhrketten, Armbänder und dergl. mehr aus angeblich echtem Gold oder Silber, die sich aber als wertlose Erzeugnisse aus gewöhnlichem Metall bezw. Blech erwiesen, an den Mann gebracht. Es finden sich leider trotz aller in der Presse ergangener Warnungen immer wieder Leute, die leichtgläubig und vertrauensselig genug sind, aus die Schwindeleien solcher Gauner herein zufallen. * Annabcrg. Im benachbarten Kleinrückers walde fielen in der Nacht zum 2. Feiertage drei bayrische Arbeiter, als der Wirt sie wegen Ein tritts der Polizeistunde zum Verlassen des Lokals auffordern mußte, über den Wirt und die Wirtin her. Drei zu Hilfe eilende Leute stachen sie mit ihren Messern in die Köpfe, Arme und Beine. Erst der herbeikommende Schutzmann konnte dem Handgemenge ein Ende machen. Zwei der Messer helden wurden sofort verhaftet und in das Ge fängnis des hiesigen Amtsgerichts gebracht; der dritte, der entflohen war, wurde später in seiner Wohnung verhaftet und gleichfalls festgesetzt. Alle Verwundeten mußten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. — Nach einem ausreichenden Schneefall am zweiten Weihnachtsfeiertage ist im ganzen oberen Erzgebirge wieder vorzügliche Schlittenbahn. * Crimmitschau, 29. Dezbr. In der Nähe von Dänkritz hat gestern ein Raubanfall stattge- funden. Auf der Hälfte des Weges zwischen Dänkritz und Lauterbach gesellte sich zu einer von Dänkritz kommenden Frau ein Mann, der die Straße von Crimmitschau hergekommen war. Er unterhielt sich mit der Frau, bis er dieselbe plötzlich an der Schulter packte und sie niederzuwerfen versuchte. Die Ueberfallene hat sich loSßerifsen und um Hilfe gerufen. Der Räuber hat tue Frau aber wieder eingeholt und mit dem Regenschirm gestoßen, bis sie in einen neben der Straße befindlichen Graben gefallen ist, wo der Unhold sie an der Kehle würgte und ihr den Mund zuzustopsen versuchte. Ein herankommender Mann hat schließlich den frechen Burschen veranlaßt, die Flucht zu ergreifen. * Plauen i. V., 29. Dez. In der böhmischen Grenzstadt Tachau wütet eine große Feuersbrunst. Neun Häuser sind vollständig eingeäschert. * Reicheubach, 30. Dez. Der ordnungSpartei- liche Kandidat für den 22. sächsischen Reichstags- Wahlkreis, Graf von Hoensbroech, der den Tod seiner Mutter zu beklagen hat, sieht sich infolge der Trauer genötigt, von einem persönlichen Ein tritt in die Wahlagitation abzusehen. Er wird sich dafür in den Zeitungen an seine Wähler wenden. * Falkenstet«. Bei dem am 2. Weihnachts feiertage abgehaltenen VormittagSgotlesdienste war in der hiesigen Kirche ein starker gasähnlicher Ge- ruch bemerkbar, welcher im Laufe deS Gottesdienstes sich in unliebsamer Weise geltend machte; denn während der Predigt wurden von den Kirchenbe suchern eine größe Anzahl Frauen von Ohnmacht befallen und mußten ins Freie gebracht werden, wodurch der Gottesdienst in empfindlicher Weise gestört wurde. Die schlechte Luft soll durch die Heizung entstanden sein, welche wegen der ungünstigen Witterung keinen gehörigen Abzug hatte. * Greiz, 29. Dez. Strauchdiebe treiben jetzt wieder in unserer Gegend ihr Unwesen. Unweit Fraureuth wurde der Fabrikarbeiter Römisch auf dem Wege nach Werdau angefallen und mit einem Knüppel derart geschlagen, daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte und arbeitsunfähig ist. In Elsterberg wurde an demselben Tage, jedoch früh, die Semmelausträgerin Schubert angefallen und ihrer Barschaft in Höhe von 5 Mk. beraubt. Den Räubern ist man auf der Spur. * Ronneburg, 29. Dezbr. Ueber den Mord versuch, der — wie schon gemeldet — von zwei Knaben hier unternommen wurde, werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Schon längere Zeit hatten sich der 13jährige Konfirmand Otto Franke und der 11jährige Hermann Plaul beredet, die 86 Jahre alte Frau verw. Kantor Theil, die am Badeberg wohnt, zu ermorden und zu berauben. Franke, der im selben Hause wohnt und von der alten Frau öfter mit Wohltaten bedacht worden war, und Plaul begaben sich am Montag abend gegen 7 Uhr, als keine Störung zu befürchten war, in das Zimmer der alten Frau, die mit einem durch Sturz verletzten Arm auf dem Sofa lag. Unter dem Vorgeben, daß sie wohl friere, wickelten die ihr bekannten Jungen die Frau fest in eine Decke und während nun der jüngere Plaul sich auf die alte hilflose Frau schwang und auf ihr knieend die Kehle zupreßte, schlug Franke von hinten erst mit einem Stiefelknecht, dann, als dies nicht genug wirkte, mit einem mitgebrachten Hufbeschlag- hammer auf den Kopf der Gewürgten ein. Als nach kurzer Zeit die Mißhandelte kein Lebenszeichen mehr von sich gab, glaubten die Mordbuben ihr Ziel erreicht, erkannten aber zugleich auch das Schreckliche ihrer Tat und ergriffen, ohne den Raub auszusühren, die Flucht; sie verschlossen die Tür und Franke nahm den Schlüssel mit. Nach einigen Stunden erwachte Frau Theil aus ihrer Betäubung, schleppte sich an die Tür und schlug Lärm. Als man dieselbe gewaltsam öffnete und den Zustand der Verletzten sah, glaubte man zunächst an einen Unfall, bis schließlich der hinzukommende Arzt die gewaltsamen Verletzungen feststellte. Franke, der empfinden mochte, daß der Besitz des Schlüssels ihn verdächtig machen würde, praktizierte denselben unbemerkt wieder in die Stube der Frau Theil hinein. Letztere, die wieder voll zur Besinnung gekommen war, konnte Franke als den Täter be- zeichnen. Nur dem Umstande, daß die alte Frau besinnungslos wurde und die Burschen glaubten, sie wäre tot, ist es zu danken, daß dieselbe mit dem Leben davongekommen ist. Außer den schweren Kopfverletzungen ist Frau Theil durch das Knieen des Plaul eine Rippe eingedrückt worden. Franke befindet sich in Haft, Plaul, der da? strafmündige Alter noch nicht erreicht hat, muß auf freien Fuß belassen werden. Das Befinden der Frau Theil ist den Umständen nach ein leidliches. Die beiden Jungen sind geistig und körperlich gesund entwickelt, der ältere ist verschlossenen Charakters, der jüngere erscheint als der Verführte. Kleine Chronik. * Berlin, 29. Dez. Ein LiebeSdrama Hal sich heute in der dritten Nachmittagsstunde im Hause Bellealliancestraße 73 zugetragen. Dort hat die 34 Jahre alte Hedwig Pohle auf ihren Bräutigam, den Bankbeamten Gustav Blasche, mehrere Revolver schüsse abgefeuert und ihn schwer verletzt. Darauf stürzte sich da« Mädchen aus dem Fenster ihrer vier Treppen hoch belegenen Wohnung auf die Straße hinab. Sie wurde noch lebend nach dem Krankenhaase am Urban übergesührt. Auch Blasche, dessen Befinden infolge einer Zerreißung der Lunge besorgniserregend ist, wurde nach dem Krankenhause transportiert. * Berlin, 29. Dezember. In Potsdam sind heute zwei kleine Kinder beim Brande in einer Wohnung erstickt. Die Mutter war auSgegangen. der Brand war dadurch entstanden, daß ein hinter den stark geheizten Ofen gestellter Etrohsack Feuer gefangen hatte. * In Potsdam find zwei Kinder von 1 und 3 Jahren einer Frau Scholz, die in der Stube eingeschlossen waren, im Qualm eines brennenden Strohsack« erstickt. * In Schöneberg wurden zwei Frauen unter dem Verdacht der Engelmacherei verhaftet. * Hamburg, 30. Dez. Hier besteht der Plan, eine Verbindung zwischen den beiden Elbusern her.
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