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für die reichste der Welt erklären; den Anlaß bietet ihnen die Mitteilung, die John D. Rockefeller M. au» Newyork von der Geburt deS ersten Kinde» macht. E» ist ein Mädchen und hat den Nomen Abby-Aldrich erhalten. Der Petroleumkönig, John D. Rockefeller, der Großvater de» neugeborenen indes, hat erklärt, daß er den größten Teil seine» un ermeßlichen Vermögen» seiner Enkelin vermachen werde. Während der letzten 10 Jahre hat da» Vermögen der Rockefeller sich beträchtlich vermehrt; wie behauptet wird, ist e» von 600 000000 Mk. auf 4000 000000 Mk. gestiegen. Wenn diese» Vermögen fortfahren sollte, sich im selben Verhältnis zu vermehren, könnte die kleine Abby im Alter von 60 Jahren über die Kleinigkeit von 349424 000000000 Mk. verfügen ... * Eine „Eheirrung' am abessinischen Hofe. AuS Athen kommt die Nachricht, datz Menrltk, der Kaiser von Abessinien, sich trotz seiner 59 Jahre noch einmal fürchterlich verliebt hat. Die Auser wählte seine» Herzen« ist die Frau eine« griechischen Arzte«, Helene C . . ., eine Dame von geradezu überirdischer Schönheit. Sie machte mit ihrem Gatten eine — Hochzeit«reise nach Abessinien und soll dort die Geliebte de« Kaiser« geworden sein. Menelik» „Rechtmäßige", die vielgenannte Taitu, hat sich die Eheirrung ihre« kaiserlichen Gemahl« so zu Herzen genommen, daß sie nach Jerusalem pilgern und dort in« Kloster gehen will. * Für Liebhaber von Motte«. Die unbarm herzigste Feindin vieler Illusionen ist die Wissen schaft. Jetzt hat sie wieder mit einem, besonder« bei den Frauen verbreiteten Wahne kurzen Prozeß ge. macht. In der Pariser Akademie der Wissenschaften erklärte der N. Fr. Presse zufolge Berthelot, der große Kenner der modernen Chemie, daß Naphthalin nur den Menschen unangenehm werden könne, Larven und Insekten aller Art, besonder« Motten aber fühlen sich in naphthalingesättigter Luft „kannibalisch wohl", sie tut auch ihren Familtenfreuden keinerlei Eintrag. Prof. Berthelot hat sogar in reinem Naphthalin Motten gezüchtet. Um die tiefgebeugten Hau«frauen wieder aufzurichten, rät Berthelot, im Feldzuge gegen die Motten sich mit Terpentinessenz oder Benzin au»zurüsten, die bei den Mottendurch au« unbeliebt sind. * Bo« Judianer-Abschlachtuuge» in Argen- tinien meldet die „Nacion" in Bueno«-Aire«: „Die Arbeit in einer Zuckerrohrplantage bei Ledetma in der Provinz Salta war beendet und mehrere Gruppen Indianer, die dort gearbeitet hatten, kehrten mit Weibern und Kindern heim. Al« sie nach der Ort schaft Victoria kamen, trafen etwa 100 mit drm Leutnant Lvalos vom 5. argentinischen Kavallerie regiment, der 25 Mann bei sich hatte, zusammen. Der Leutnant umzingelte die friedlich lagernden Indianer und beschuldigte sie, auf ihrem Marsche Viehdiebstähle begangen zu haben. Die Indianer wiesen zunächst ihre Zeugnisse vor, worin zu lesen war, daß sie längere Zett aus der Zuckerplantage gearbeitet und sich gut geführt hätten. Vergeblich ver sicherten mehrere Beamte und zahlreiche Bewohner der Ortschaft, daß diese Indianer an den besagten Diebstählen unschuldig seien, und umsonst verbürgten sie sich für sie. Der Leutnant ließ die Indianer, die nicht den geringsten Widerstand leisteten, in Form einer Kette, immer abwechselnd Mann und.Weib, zu- sammenbtnden und dann fielen die Soldaten über die Unglücklichen her und töteten sie sämtlich durch Lanzen und Säbel. Nur die Kinder wurden ver schont, und diese wie die Kleidungsstücke und Lebenr- mittel der Indianer nahmen die Barbaren mit sich fort". Hoffentlich wird diese Schandtat gerechte Sühne finden. * Vor Weihnächte«. Erstes Kind: „Kommt daS Christkind morgen auch zu Euch?" — Zweites Kind: „Nee, bei uns kimmt alle Weihnachten der Klapperstorch!" bez., per Oktbr.-Dezbr. 19,10 Gd., 18,25 Br. bez. Handels-Nachrichten »orUu, 28, Dezember. (Wechsel-CourS.) Stimmung: Ruhig. «amvurr, 28. Dezbr. Weizen matt, Holsteinischer u. Mecklenburger 147—157, Hard Winter 136. Roggen ruhig, südrufl. 103—105, Holsteinischer und Mecklenburger 130—140. Mais ruhig, nmerikan. 89.—. Hafer flau, Gerste flau. Wetter: Kalt. vr«m«a,28 Dezbr. Tendenz: stramm. Upl. middl. loko 69.1/ <. Pfg. Liverpool, 28. Dezbr. Mutmaßlicher Umsatz: 5000 Ballen. Stimmung: Fest. Import: 69000 Ballen. Preise 17—18 Punkte höher. — Umsatz: 3000 Ballen, davon für Spekulation und Export 300 Ballen. Amerikaner fest, 23 Punkte höher, Egypter fest, 5/16 hoher, Brasilianer 25 Punkte höher. Lieferungen fest. Dezember 7,35—7,36, Dezbr.-Januar 7,31—7,32, Februar- März 7,28-7,29, April-Mai 7,26-7,27, Juni-Juli 7,24. Zahlungseinstellungen. Fritz Engelke, Berlin. Emil Schönke, Gifhorn. Hofmann, Leder L Co., Meißen. Leopold Dreyer, Heydekrug-Memel. Schuster u. Hempel, Menden. Georg Tretter, Rodalben-Pirmasens. Reichsbankdiskont 4"/», Privatdiskont 3°/,°/,. Larvoourr, 28. Dezbr. Kornzucker crcl. 88-/g Ren- demenl 8,25—8,45. Rachproducte ercl. 75'/, Nendement. 6,25—6,50. Stimmung: ruhig. Krystallzucker 119,70. Brodrasfinade 1 19,45. wem. Raffinade 19,45. Bem. MeliS 18,70*. Rohzucker I. Product Trans, f. a. B. Hamburg per Dezember 16,75 Gd., 16,90 Br., —,— bez, per Januar-März 16,95 Gd., 17,05 Br., per Mai 17,55 Gd., 17,60Br.,—,—bez.perAug.17,95Gd., 18,00Br.,-,— üouk- Visevut 169,45 Amsterdam 8 r per 100 fl. d. 2M 168,50 Brüffel und Antwerpen 8 r 81,05 pr. 100 Francs. 3M 80,65 Italienische Plätze 10 T 81,20 pr. 100 Lire 2M —.— Schweiz. Pl. 100 Frc. 8 T 81,05 London 8 T 20,41 pr. 1 Lstrl. 3M 20,25 Madrid und Barcelona 14 T 59,75 pr 100 Pesetas 2M —.— Paris 8 T 81,20 pr 100 Franc 2 R 80,75 Petersburg 8 T 215,50 212,80 pr. 100 Rubel 3M Warschau 100 Rubel 8 T —.— Wien 8 T 85,15 ver 100 Kr. ö W. 2M —.— Die Blüte des Bagno. Roman von Goron und Emile Gautier. 126. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Auge in Auge standen sich die beiden Männer einen Augenblick schweigend gegenüber. Dann hielt der Polizeichef die Karte dem wie versteinert Dastehenden hin. „Sie ließen dies fallen . . „Ich?" „Jawohl Sie... Eie sind von Sinnen, Gaston Rozen ... Eie haben sich zehnmal für einmal verraten . . . Sie sitzen in der Falle . . ." „Ich beschwöre Sie," flüsterte Saint-Magloire, „verhaften Sie mich nicht hier, . . . vermeiden Sie den Skandal ... um Germaines willen . . ." DaS Gesicht deS BaronS war entstellt ... er hielt sich kaum auf den Füßen. Der Schlag, der ihn mitten inS Herz getroffen, war hart. Cardec hatte sich von ihm entfernt und seinen Platz neben Lemoine wieder eingenommen. Die anthropometrische Vorlesung nahm ihren Fortgang, jeder wollte seine „Karte" haben, und . . . die beiden Herren waren kaum imstande, alle Wünsche zu befriedigen. Die Nacht schritt vor; eS war vier Uhr morgens. Germaine Reyval fragte nach dem Baron, den sie schon seit einer Weile vermißte. Aber niemand von den Gästen hatte ihn mehr gesehen. „Der Baron?" rief da Cardcc auS. „Ach, ich vergaß beinahe, er wurde vorhin plötzlich unwohl und bat mich, ihn zu entschuldigen." Er näherte sich Germaine, preßte ihr die Hand und flüsterte ihr zu: „Kein Wort! Der Baron ist flüchtig!" „O mein Gott!" hauchte die Sängerin. „Flüchtig . . . Er . . ." „Ruhig, sage ich Ihnen!" Dann erhob er die Stimme und dankte Germaine, so daß alle An wesenden eS hören konnten, für die Gastfreundschaft. Lemoine schloß sich den Komplimenten seines Freundes an, und beide gingen mit den Kasten von dannen, welche noch kurz vorher in diesem Salon eine so bedeutungsvolle Rolle gespielt hatten. Germaine begleitete sie bi» an die Türe. Sie konnte ihre Tränen kaum zurückhalten. In dem Fiaker, welcher sie nach Hause bringen sollte, fragte der Doktor Lemoine seinen Freund Cardec auS. „Ich verstehe dich nicht," meinte er, „du hast den Kerl entschlüpfen lassen . . .?" „Natürlich! . . . Glaube mir, ich bin sicher, daß mir die hohen Vorgesetzten Dank wissen, daß ich so und nicht anders gehandelt habe . . ." „Aber das ist ja himmelschreiend! Er wird nach Hause laufen, seine Gelder zusammenraffen und . . . morgen früh ist er der Justiz aus den Fingern, daS ist ja der Helle Wahnsinn!" „Gelder zusammenraffen," versetzte Cardec, „daS möchte ich ihm doch nicht geraten haben, sein Hotel und die Bank sind überwacht." ..«h!" „Du scheinst mich für einen Stümper zu halten, vermute ich. Rozen ohne einen Pfennig Geld geht nicht weit, und außerdem ... ich habe alle meine Maßregeln getroffen. Wir werden ihn stets zu finden wissen, wenn wir wollen. Eins steht fest: Paris ist ihn los. veo xratias! Heute früh wird man in der Bank eine Haussuchung anstellen, des gleichen in seiner Wohnung und in Auteuil. Wir werden dort Sokolow und Bastien festnehmen." „Gott sei Dank," sagte mit einem Seufzer der Erleichterung der gute Doktor. „Wir haben daS Wort gehabt ... dir gebührt die Ehre!" „Und du hast einen gehörigen Teil daran, alter Junge." „Ich! Ich muß morgen bei Elena sein. Armes Weib!" „Du hast Unrecht, sie zu beklagen. Der Schurke hätte sie umgebracht. Früher oder später." 46. Kapitel. Als der Chef der Sicherheitspolizei nach jener kurzen Zwiesprache den Baron de Saint-Magloire verlassen hatte, war dieser einige Sekunden lang wie angewurzelt stehen geblieben. Er zitterte, als wenn er plötzlich von epileptischen Krämpfen be fallen worden sei. Es war ihm, als ob in seinem hohlen Schädel daS Gehirn eintrocknete und wie die Schlagkugel in einer Schelle darin hin und her spränge. Aschfahl stand er di und erwartete die Polizisten, die ihn fesseln und nach dem Gefängnis absühren sollten. Der Koloß mit den tönernen Füßen brach zu sammen. Der Schurke, welcher eine Welt zu ge bieten geplant hatte, stürzte von der Höhe seines unermeßlichen Ehrgeizes und Hochmutes herunter. Und diesmal kam er nicht mit der Galeere da von. Die Verbrechen, welche er seit seiner Flucht von Cayenne begangen, überlieferten ihn dem Schafott. Sein Kopf war dem Henker verfallen. Schon fühlte Rozen daS fürchterliche Hackmesser der Guillotine auf seinen Nacken herniedersausen. Ein Seufzer, fast ein Röcheln entrang sich seiner Brust. Er mußte sich an dem Marmor kamin festhalten, um nicht zusammenzubrechen. Aber als er sah, daß man ihn allein ließ, daß kein Mensch eingetreten war, um ihn zu verhaften, als er sah, daß Cardec und Lemoine ruhig, als ob nichts vorgefallen sei, fortfuhren, ihre antro- pometrischen Experimente zu erklären, gewann er nach und nach sein kaltes Blut wieder. Ein Lächeln lief über seine blutleeren Lippen, sein Blick belebte sich. „Bin ich verrückt geworden?" fragte er sich. „Mich verhaften, mich richten? Sie würden eS niemals wagen... ES war nur ein Wink, den man mir gab. Man verlangt von mir, daß ich verschwinde ... daß ich abdanke. Ich halte zu viel Leute in meiner Gewalt, al» daß sie den Mut hätten, mich zu verurteilen. Man will mein Schweigen erkaufen ... Gut so! Ja ... ich gehe; ja, ich werde mich wo anders wieder in die Höhe arbeiten! Die Partie, die ich spiele, ist noch nicht endgültig verloren . . . Borwärt« Rozen! Mut ... du wirst daS letzte Wort zu sagen haben." Er hatte seine hohe Gestalt wieder aufgerichtet. Unbemerkt erreichte er die Tür de- Vorzimmers, schlüpfte hinaus, warf draußen den Mantel um die Schultern und verschwand auS dem Hotel. Unten leerte die Dienerschaft lustig die Flaschen, welche der Kellermeister beiseite gebracht hatte, und kein Mensch beachtete den Herrn Baron. Auf der Straße waren die Wagen nebeneinander gereiht und von zwei oder drei Kutschern beauf sichtigt. Die anderen waren in die benachbarten Schenken gegangen, um dort ihre Partie Zanzibar zu spielen oder bei einem Glase Branntwein die Zeit zu verschwatzen. Saint-Magloire wollte zuerst sein Kupee be steigen, welches ihn vor dem Hotel Germaines er- wartete, aber er besann sich eines anderen. Er hatte Bewegung nötig, und die frische Nachtluft tat ihm wohl. Er beschleunigte seine Schritte und ging die Straße hinunter dem Park Monceau zu, nachdem er sich überzeugt hatte, daß ihm niemand folge. DaS beruhigte ihn. In diesem Augenblick fuhr ein Wagen vorbei, eine klapprige Nachtdroschke, von einem verhungerten Gaul gezogen, den ein alter Kutscher lenkte. Als der Kutscher Rozen mit zögernden Schritten auf dem Trottoir dahingehen sah, witterte er sofort einen Fahrgast. Mit heiserer Stimme rief ec den Wandrer an: „Wagen gefällig, mein Herr?" Saint-Magloire zögerte einen Augenblick . . . Sodann fiel eS ihm ein, daß er zu so früher Stunde keinen der bequemen Klubwagen finden werde, und er sprang in das armselige Gefährt, das in allen Fugen ächzte und krachte. Er war dermaßen in Gedanken versunken, daß er die Unsauberkeit des Innern nicht bemerkte. Seine Nase wurde nicht von dem Venetranten Ge ruch beleidigt, den die Kissen ausströmten, auf welche er sich müde und zerschlagen hatte fallen lasfen. „Wo soll's hingehen?" fragte der Kutscher. „Place Vendome." Da der Baron sich unbelauscht glaubte, so hatte er die Adresse laut gerufen. Einer der Polizisten, der dem Bankier am nächsten gekommen war, hatte ihn verstanden. Er winkte seinen Kollegen zu sich. „Unnötig, ihn jetzt noch weiter zu verfolgen," sagte der Polizist. „Wir wissen jetzt, wo er hin geht. Die Losung ist, ihn gewähren zu lassen." Die Droschke war bereits davongerasselt und der Lärm, den sie auf dem Pflaster machte, verlor sich nach und nach. „Sieh mal," sagte der eine der Polizisten, „wer ist denn der Kerl, der da dem Kasten nachrennt?" „Ein Chinese!" sagte der andere erstaunt. „Na, wenn der bis zum Platze Vendome so läuft, verdient er 'nen kräftigen Schluck." „Vergiß nicht den Chinesen in deinen Rapport zu setzen," mahnte der erste. „Werd' ich . . . Auf Wiedersehen!" Während die beiden Beamten sich trennten, rollte der Wagen mit dem Baron immer weiter, gefolgt von Au, der sich fast die Beine ausriß und den Atem verlor. Der Kutscher hieb in seiner Freude, einen Fahrgast gefunden zu haben, auf die vorweltliche Rosinante ein, welche, ohne die er habenen Gefühle ihres Peinigers zu teilen, wie ein Vollblut dahin galoppierte. Saint-Magloire, wieder vollständig Herr seiner selbst, überlegte. „Ich habe in der Kasse der Bank ungefähr eine Million zweimalhunderttausend Frank. Das ist ein Handgeld. Ich kann also wieder beginnen, mir eine neue Existenz gründen ... im Ausland, bis die besseren Tage wiederkommen . . . und die Rückkehr nach Paris, in einigen Jahren! . . Und dann will ich ihnen nicht meine Papiere lassen. Sie werden morgen in der Bant Haussuchung halten . . . selbstverständlich. Nichts werden sie finden, gar nichts. Sind die Kerle dumm! Mich nicht sogleich eingesperrt zu haben ... sie hätten mich ja wieder loSlassen können, wenn sie vor meinen Enthüllungen Angst gehabt hätten!" Ein mitleidiges Lächeln umspielte seine Lippen. „Wahrhaftig, ich bin noch immer stärker als sie ... Ich werde sie über den Löffel barbieren . . . bis zu Ende." Der Wagen wollte eben um die Ecke der Rue des CapucineS unv der großen Boulevards biegen, als der Baron dem Kutscher befahl, anzuhalten. Er warf dem Lenker einen Napoleon in die Hand und ging, verfolgt von den DankeSbeteuerungen deS ganz geblendeten Alten, die Straße hinauf. Als Saint-Magloire auf dem Platz Vendome anlangte, vermochte er nur mit Mühe eine in grimmige Verwünschung zu unterdrücken. Vor der Bank gingen einige Männer auf und ab. Zu so früher Stunde waren sicher keine Spazier gänger hier anzutreffen. Der Schlag saß. Bitter, gallebitter war die Enttäuschung des Schurken. Er sah eS ein, der Kampf war unmöglich, und er hatte in diesem Augenblicke daS Gefühl, als spiele Cardec mit ihm, wie die Katze mit einer MauS. Jener hatte ihn nicht bei Germaine verhaften wollen und behielt es sich vor, ihn zu seiner Stunde beim Kragen zu fassen, ohne Aufsehen, in aller Ruhe. Er mußte also fliehen! Aber wie sollte er die Grenze gewinnen ohne Mittel?! Die Lage wurde kritisch. Was sollten ihm die paar lumpigen Hundert- frank-Scheine, die er in seiner Brieftasche trug! Gerade am vergangenen Abend halte er es für überflüssig gehalten, eine größere Summe Geldes mitzunehmen. DaS Spiel sollte bei Germaine nicht hoch gehn. Das war der Zusammenbruch, die elende Flucht ohne einen Pfennig ... die Misere. Von kleinen Gaunereien müßte er leben. Wenn er nur nach seinem Hotel hätte gehen können. Dort hatte er in seiner Privalkasse für zweimalhunderttausend Frank Wertpapiere und etwa zwanzig Tausendfrauk-Scheine... Und dann konnte er auch die Schmucksachen ElenaS nehmen. Damit ließ sich auch etwas machen. Aber gewiß, sein Hotel in den ChampS-ElysSe» wurd bewacht, wie die Bank an der Place Bendome. Finsteren Blicks, die Fäuste geballt die Lippen zusammengepreßt, ging er eiligen Schritt» unter den Arkaden der Rue Castiglione dahin. Zu dieser frühen Morgenstunde lag die Rue de Castiglione ganz vereinsamt da. Ziellos wanderte Rozen umher. Seine Augen verschleierten sich, er lief weiter und weiter wie von einem Alpdruck be sessen und . . . plötzlich glaubte er in der Dunkel heit der Nacht den Leichnam DulacS kerzengerade vor sich aufgerichtet zu sehen. Der Ermordete trug noch die Schlinge um den Hals, mit der Rozen ihn an der Türe der Villa Germaines aufgehängt hatte ... und Dulac. . . lachte, ein teuflisches Lachen. (Fortsetzung folgt.) Kirchen-Nachrichten. St. Trinitatis-Warochie. Vom 25. bis 31, Dezember 1903. Getraut: Hausweber Herm. Otto Castagna hier und Marie Anna Knoll von Meerane. Fabrikarbeiter Max Eugen Schneider und Lina Selma Weber von hier. Weber Ernst Richard Scheller und Lina Klara Meier von hier. Schlosser Josef Reinl in Chemnitz und Helene Marie Mätzsch von hier. Fleischer Karl Fritz Hoppe, Jggs. hier und Jgfr. Louise Emma Thielsch von hier. Bäcker Max Otto Erler, Jggs. in Chemnitz und Jgsr. Martha Louise Reinhold von hier. Getauft: Paul Kurt, S. d. Tischlers Otto Paul Dressel. Emil Kurt, S. d. Malermeisters Karl Aug. Pfretzschner. Ludwig Richard, S. d. Eisendrehers Ernst Ludwig Naumann. Anna Elsricda, T. d. Uhrmachers Paul Hermann Fiedler. Alma Martha, T. d. Webers Gustav Adolph Keller. Kurt Wilhelm, S. d. Barbiers Karl Wilhelm Müller. Marie Hedwig, T. d. Fuhrwerksbes. Heinrich Robert Heyne. Paul Walter, S. d. Fabrikschlosscrs Paul Guido Layritz. Walter, S. d. Fabrikwebers Max Willy Vogel. 1 unehel, S., 2 unehel. T. Begraben: Max Richard, S. d. Webers Johann Oswald Vogel, 7 I. 4 Tg. Kurt Willy, S. d. Webers Heinrich Emil Tuacndrcich Nagel, 12 Tg. Donnerstag, den 31. Dezember 1903, abends 6 Uhr ShlvestergottcSdienst. Herr Hilssg. Hänsel. Kirchenmusik: „Des Jahres letzte Stunde", v. Schulz. Kinder, mit Ausnahme der Konfirmanden, haben keinen Zutritt. Freitag, den 1. Januar 1904, Feier des NeujahrS- tags. Vorm. 9 Uhr Predtgtgottesdienst. Herr k. Schmidt. Darauf Beichte und heiliges Abendmahl. Derselbe. Wo« Gersdorf. Donnerstag, den 31. Dez., nachm. 5 Uhr Sylvester» gotteSdicnst. Herr Hilssg. Ranft. Dieser Gottesdienst ist nur sür die Erwachsenen. Kinder, auch wenn sie sich in Begleitung von Eltern befinden, haben keinen Zutritt. Das Gotteshaus wird erst '/.5 Uhr geöffnet. Am NeujahrStag früh 9 Uhr Gottesdienst. Herr Pastor Böttger. Nachmittag 5 Uhr Bibelstunde in der Kirchschule. Wo« Wrsprvng. Donnerstag, am 31. Dezember, Sylvester. Abends 5 Uhr Prcdigtgottcsdienst und Feier des heiligen Abend mahles, Beichte halb 5 Uhr. ? Zur Bestreitung der Beleuchtungsunkosten der Kirch wird, wie alljährlich, eine Kollekte am Schlüsse des Gottes dienstes cingesammclt werden. Morgen Freitag, den 1. Januar, zum Neujahrsfest, findet früh 9 Uhr Predigtgottesdienst, nachm. halb 2 Uhr Betstunde statt. Neueste Nachrichten und Depeschen vom 29. Dezember. Straßburg. Die Regierung hat verfügt, daß die Gehälter der katholischen Vikare, sowie der Geistlichen und der Rabbiner, die der sozialistische Mülhauser Gemeinderat gestrichen hatte, auszuzahlen und die betreffenden Ausgaben im Budget als Pflichtausgaben einzusetzen sind. Wien. Im Ehrenbeleidigungsprozeß zwischen dem türkischen Generalkonsul Dirce und dem türkischen Konsul Bondi wurde ersterer sreigesprochen. Bondi hat sich bereit erklärt, eine Entschädigung von 100 Kronen zu zahlen. Rom. In Resia bei Neapel wurden 10 Arbeits- leute, die für Neujahrsbelustigungen Dynamitarden anfertigten, durch eine Explosion getötet. London. Aus Portsmouth verlautet, daß die Admiralität allen Reservisten der Flotte den Befehl zugehen ließ, sofort ihren etwaigen Adressenwechsel mitzuteilen, damit ihnen eventuell ein Telegramm bei Einberufung gesandt werden kann. Ein ähn licher Befehl war auch vor Einberufung der Reserven für den Krieg in Südafrika erlassen worden. Belgrad. In der nächsten Woche verlaffen drei Adjutanten und drei Ordonnanzoffiziere dem Reglement entsprechend den Hofdienst. Damit weder die Verschwörer noch deren Gegner verletzt werden, ordnete der König die Auslosung der Ausscheidenden und ebenso der Nachfolger an. Reuyork. Die Provinz Cauka hat die Stellung von Freiwilligen zu einem von Kolumbien geplanten Kriegszug gegen die Union verweigert. Neuyork. Aus Kansas City wird gedrahtet, die russische Regierung habe von Amour u. Co. 1 500 000 Pfund Fleischkonserven gekauft, lieferbar am 22. Januar in San Franzisko. Washington. General Reyes erklärte, es sei richtig, daß er ein Ultimatum der Unionsregierung überreicht habe. Er habe nur die Wünsche seiner Regierung klargelegt und dabei an das Gerechtig keitsgefühl Amerikas appelliert. Santo Domingo. Die provisorische Regierung trat gestern unter Vorsitz Jimenez zusammen. Die Provinz Azare befindet sich in vollem Aufruhr. Man hat eine provisorische Regierung unter dem Präsidium von Pelletier ernannt. Fahrzeiten der Hmniönslinie Gersdorf—Koye«flei«-Kr. Ab Gersdorf: (Ortsgrenze Lugau) Vorm. 6.00 Vorm. 11.30 Nachm. 6.15 Ab Hohenstein-Er. (Bahnhof) Vorm. 7.50 Nachm. 1.20 Nachm. 8.15