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seinen Bericht über die Wiederaufnahme de« Ver fahren« beendet und ist ,u einem bejahenden Er- gebnt« gelangt. Der Begutachtung«au«fchuß de« Jukizmtntftenum« wird am Mittwoch über den Be richt verhandeln. Man darf mit ziemlicher Be- stimwtheit annehmen, daß schließlich die Unschuld de« Kapitän« Dreyfu« proklamiert wird, ohne daß dieser noch einmal vor ein Krteg«zericht gestellt wird. England. — Mit der allgemeinen Wehrpflicht kann sich da« englische Volk bekanntlich so wenig befreunden, daß an ihre Einführung fetten« der Milttärver waltung in absehbarer Zett nicht gedacht werden kann. Andererseit« hat aber da« bestehende System zu so üblen Erfahrungen Anlaß gegeben, daß die Regierung auf die Verstärkung der Wehrmacht England« ernstlich Bedacht zu nehmen beginnt. Man will e«, einem militärischen Londoner Fach blatte gemäß, folgendermaßen versuchen: Alle männ lichen Personen zwischen 18 und 22 Jahren sollen gezwungen sein, sich der militärischen Aulbildung zu unterziehen. Im ersten Jahre ist eine Uebung von zwei Monaten mitzumachen, in jedem folgenden der 4 Jahre eine solche von 14 Tagen, und zwar unter Aussicht von Offizieren de« stehenden Heere«. Man schätzt die Gesamtzahl der Uebungrpfllchtigen auf 1,165,000 Mann, wovon 304,000 auf da« erste Jahr entfallen. — Welcher Grad militärischer Tüch tigkeit bet so kurzen und weit au«einander gelegenen Uebungen erreichbar ist, da« läßt sich denken. Die Geschichte wird Geld kosten, einbrtngen wird sie nicht». Sächsischer Landtag. Zweite Kammer. Dresden. 19. Dez. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung standen die Kapitel 34 und 37 des ordentlichen Etats für 1904/05. Den Bericht erstattete Abgeordneter Facius- Lugau und erklärte zur Befriedigung der Kammer, heute zum Sonnabend, wo gewiß mancher noch sein Ränzlein schnüren wolle, um möglichst bald in der Heimat zu sein, sei er in der Lage, sich mit seinem Referat kurz zu fassen. Die Ein stellungen entsprechen, bis auf eine geringfügige Summe, den vorjährigen. Referent schlug vor, bei Kapitel 34, Ordenskanzlei, nach der Vorlage die Einnahmen von 519 Mark zu genehmigen und die Ausgaben mit 40 019 Mark, bei Kapitel 37, Gesetzes- und Verordnungsblatt, nach der Vor lage die Einnahmen mit 5 Mark zu genehmigen, die Ausgaben mit 3700 Mark zu bewilligen. Abg. Günther-Plauen erklärte, er erblicke in der Ordenskanzlei kein notwendiges Bedürfnis. Schon aus diesem Grunde und aus Sparsamkeits rücksichten stimme er gegen diesen Titel. — Es erregte einige Heiterkeit, als Abg. Günther auch gegen die Einnahmen von 519 Mark stimmte. Mit dieser Summe sind aber zurückgelangte Medaillen und defekte Ordensdekorationen verbucht. Kapitel 34 wurde gegen eine Stimme, Kapitel 37 widerspruchslos angenommen. Nächste Sitzung: Donnerstag, den 7. Jan. 1904, mittags 12 Uhr. Tagesordnung: Schlußberatung über Kapitel 82 und 84 bis 87 des ordentlichen Etats für 1904/05, Departement der Finanzen betreffend. Präsident Dr. Mehnert schloß die Sitzung mit den besten Wünschen für ein fröhliches Weihnachts fest und ein gesegnetes neues Jahr. Zum Generalstreik in Crimmitschau. Wir wir letzter Tage meldeten, war in einer Dresdner Versammlung von einem Redner aus Crimmitschau unverhohlen ausgesprochen worden, daß viele Ausgesperrte gewillt seien, im Falle der Ablehnung der Weihnachtsfeiern, aus der Landes kirche auszutreten. Dieser Schritt ist nun, wie der „Crimmitsch. Anz." mitteilt, tatsächlich eingeleitet worden, indem am Sonnabend eine große Anzahl Arbeiter mit ihren Familien auf dem Pfarramte ihre Absicht, aus der evangelischen Kirche aus- zutreten, bekundet haben. Es sollen gegen 200 Personen sein, die sich diesem beklagenswerten Vorgehen anschlossen. Vor einigen Tagen wurden in der sozial demokratischen Presse die Behörden zu einer Unter suchung der seitens der Crimmitschauer Industriellen für ihre Arbeitswilligen eingerichteten Wohnungen auf gefordert, welche in gesundheitlicher wie auch in sittenpolizeilicher Hinsicht vielfach nicht den gesitz- lichen Anforderungen entsprächen. Infolgedessen war am Dienstag Herr Bezirksarzt Dr. Oppel aus Zwickau im Streikgebiet anwesend und hat eine genaue Besichtigung der fraglichen Wohn-, Schlaf- und Küchenräume sowohl in bezug auf Licht, Luft und Wasserversorgung, wie auf gesundheitlichen Zustand vorgenommen. Wie der „Crimmitschauer Anz." mitteilt, ist das Ergebnis dieser fachmännischen Untersuchung ein durchaus befriedigendes gewesen. Wie auS Reichenbach gemeldet wird, haben auch die Fabrikanten des dortigen Kreises in einer auf dem Kaiserschloß Mylau abgehaltenen Versammlung im Sinne der Kottbuser Beschlüsse zu der Crimmit- schauer Ausstandsbewegung Stellung genommen. Glauchau, 19. Dezbr. Der Crimmitschauer Streik beginnt bereits seine Schatten auf die weitere Umgegend zu werfen. So durchzogen gestern vier Weber aus dem Streikgebiet unsere Stadt, wobei sie mehrere Bierlokale aufsuchten, in denen sie dann Gäste und Wirte auf alle mögliche Art und Weise belästigten. Um dem Treiben der Männer ein Ende zu bereiten, mußte schließlich ein Polizist herbeigeholt werden, der aber nur den einen der Störenfriede festzunehmen vermochte, da sich die übrigen bereits auS dem Staube gemacht hatten. Der Verhaftete leistete jedoch solchen Widerstand, daß er nur gefesselt der Polizeiwache zugeführt werden konnte. * * Ein recht bedauerlicher schwerer Unfall hat sich, wie wir in einem Teil unserer letzten Nr. bereits mitteilten, am Freitag abend kurz vor 6 Uhr in Crimmitschau im Gasthof zum „Deutschen HauS" ereignet. Im Saale dieses Gasthauses ist ein 9 Meter langes, 3,50 Meter hohes und 3,50 Meter tiefes Holzgerüst aufgerichtet worden, in dem die für die geplante Weihnachtsbescherung der aus ständigen Textilarbeiter auswärts hergestellten Stollen aufgeschichtet werden sollten. DaS Gerüst ist nun wohl rechts- und linksseitig befestigt ge- wesen, nicht aber rückseitig, sodaß es durch die Bewegung der inwendig aufgekletterten Leute ge- schehen konnte, daß das ganze Gerüst, mitsamt etwa 1000 schon aufgeschichteten Stollen, nach vorn umfiel. Vier von den mit Aufschichten beschäftigten Arbeiter wurden verschüttet und zum Teil erheb lich verletzt. So wurde dem Krempelausputzer Golde der Fuß gebrochen und die Kinnlade be schädigt, dem Weber und Kellner Hauschild der rechte Schenkel ausgekugelt, dem Fabrikarbeiter Oehring das Rückgrat und das Gesicht verletzt, dem Fabrikarbeiter Fraas beide Fußknöchel ge brochen. Von mehreren sofort herbeigerufenen Aerzten wurde den Verletzten ärztliche Hilfe zuteil Dieselben wurden dann in ihre Wohnungen ge bracht. Durch den Sturz des Gerüstes wurde auch der Kronleuchter stark beschädigt und eine große Anzahl Stollen unbrauchbar gemacht. — Die Stollen hatte die Plagwitzer Konsumvereinsbäckerei geliefert. * Altenburg, 19. Dez. Eine Petition der hiesigen organisierten Arbeiterschaft, für die Kinder der Crimmitschauer Streikenden eine Weihnachls- sammlung veranstalten zu dürfen, wurde vom Stadtrat mit der Begründung abgewiesen, daß eine solche Sammlung schon um deswillen nicht gestattet werden könne, weil ihr Charakter um kontrollierbar sei. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 21. Dezember. *— Roch find es einige Tage, bis der Weih- nachtsbaum im vollen Kerzenschimmer erstrahlen wird, aber das Zählen der hoffnungsfrohen Jugend, wann es Christabend sein werde, geht doch zu Ende, vorüber ist all die Mühe, das Nachdenken, die Sorge, ob allen gefallen werde, was der Weih nachtsmann ihnen bescheren wird. Die einzige Sorge, die aus den früheren Wochen sich in diese schönste Zeit des ganzen Jahres hinüberverirrt, ist der Versuch, alles zu entfernen, was uns den Weih nachtsfrieden stören könnte. Und dabei wollen wir derer gedenken, denen herbe Schicksale die Weih- nachtszeit in weniger glanzvoller Herrlichkeit er scheinen lassen; es ist ja unmöglich, mit einem Male alle Plage aus dem Erdenrund fortzuwischen, alle Not zu bannen, aber zu mildern sind sie, und uer christlichen Nächstenliebe mag es wohl gelingen, diese grauen Gestalten zurückzudrängen. Wer sucht, der findet! so heißt es in der Schrift. Wer in der Weihnachtszeit sucht, wem von allerlei Kummer Betroffenen er eine Freude bereiten, wo er eine gebeugte Seele zum frohen Frieden führen kann, der wird auch finden! Und es gibt keinen größeren und reicheren Weihnachtssegen, als den, welchen das Bewußtsein verleiht, einem Mitmenschen ein rechtes, unverhofftes Freuen bereitet zu haben. Es ist nicht der materielle Wert, welcher einer solchen Weihnachlsgabe ihre Bedeutung verleiht, die Em pfindung ist es, welche ausspricht: „Du bist doch nicht vergessen!" Es gibt kein niederdrückenderes Gefühl zum Feste, als das: Niemand bekümmert sich um Dich! * — Ein goldener Sonntag im wahren Sinne des Wortes war für unsere Geschäftswelt der gestrige letzte Sonntag vor dem Feste. Der Ver kehr auf den Zugangsstraßen nach unserer Stadt, das Gewühl in den Straßen der Stadt selbst, sowie Las Gedränge in den Verkaufsläden waren von den ersten Mittagsstunden ab bis in die Nacht hinein ganz außergewöhnlich stark. Wie uns ver sichert wird, ist in einigen Geschäften der Andrang sogar teilweise ein so großer gewesen, daß nicht alle Kauflustige befriedigt werden konnten und diese ihren Bedarf infolgedessen anderwärts decken mußten. Es dürste wenige unter unseren Geschäftsleuten geben, die mit dem bisherigen Verlauf des Weih nachtsgeschäfts nicht zufrieden wären. Es ist dies um so wertvoller, als daraus der Schluß gezogen werden kann, daß die seit einigen Jahren währende ungünstige Geschästsperiode, wenigstens in unserer Gegend, als überwunden angesehen werden darf. * — Die von der hicsigen allgemeinen Orts- krankeukaffe am Sonnabend im Hotel „Deutsches Haus" abgehaltene Generalversammlung hatte leider nur einen schwachen Besuch gefunden. Die Präsenzliste führte 4 Vertreter der Arbeitgeber und 21 Vertreter der Arbeitnehmer auf. Die unter Punkt 1 der aufgestellten Tagesordnung vorgesehene Ergänzungswahl zum Vorstand ergab die Wieder wahl der Herren B. Röhner und W. Müller seitens der Arbeitnehmer und des Herrn Zschokke seitens der Arbeitgeber. Zu Mitgliedern des Prüfungsausschusses für die Jahresrechnung wurden gewählt die Herren Const. Schneider (Arbeitgeber), Raupach und Grabner (Arbeitnehmer). Bei der Beschlußfassung über einige Paragraphen des neuen Statuts wurden die von der Aufsichtsbehörde ge machten Erinnerungen mit einigen unwesentlichen Abänderungen gutgeheißen. Ebenso genehmigte die Versammlung die vom Vorstand vorgelegten und bereits durchberatenen Vorschriften für erkrankte Mitglieder, welche den Zweck verfolgen, dem Simulantentum zu steuern. Die näheren Auf schlüsse hierüber sowie über die abgeänderten Para- graphen des neuen Statuts werden die in nächster Zeit erfolgenden Veröffentlichungen bringen. * — vefitzwcchsel. Das hiesige Tageblatt (Verlag von I. Nuhr Nachf.) ist, wie die „CH. N. N." zu melden wissen, durch Kauf in den Be sitz des Herrn Dr. jur. Alban Frisch, Chefredakteur der „Zwickauer Zeitung", übergegangen. Die Uebernahme erfolgt am 1. Februar. * — Glücklich abgelaufen. In der Nacht vom Sonnabend, zum Sonntag fuhr ein auswärtiger Automobilbesitzer mit seinem Vehikel mit voller Wucht gegen das den Güterbahnhof absperrende Gittertor. Insassen sowie Automobil scheinen aber wunderbarerweise ohne größeren Schaden davon gekommen zu sein, denn m größter Eile entschwand das Automobil mit seinen Begleitern den Blicken der Augenzeugen. * — Martin Lutherstift. Die alljährliche Weihnachtsfeier begeht das Martin Lutherstift dies- mal morgen Dienstag nachmittag 4 Uhr in seinen freundlichen Räumen. An der Feier kann jeder mann teilnehmen. * — Die Aushebung der Kartenbriefe ist, wie der „Nordd. Allg. Ztg." aus bester Quelle mitgeteilt wird, entgegen anderslautenden Mel dungen nicht in Aussicht genommen. * — Bei allen Krankenkaffe», welche auf Grund drs Krankenversicherungsgesetzes eingerichtet sind, wie die Orts-, Betriebs- und Jnnungskranken- kassen, wird vom 1. Januar 1904 ab die Kranken unterstützung auf 26 Wochen ausgedehnt. Davon können auch diejenigen Kranken Nutzen ziehen, welche als Kranke in das neue Jahr übernommen werden, und für welche sonst die Unterstützung früher ablief. * — Zur Wahlrechtsreform. Der abgeänderte Entwurf zu der Denkschrift über die Wahlrechts reform ist nunmehr fertiggestellt und zirkuliert gegenwärtig bei sämtlichen Herren Ministern. Der Entwurf hat infolge der von der „freien Konferenz" und auch von anderen Seiten gegebenen Anregungen verschiedene Abänderungen seiner ersten Fassung erfahren und deren vielleicht auch jetzt noch zu ge wärtigen, sodaß es immerhin fraglich ist, ob die Denkschrift dem Landtage sofort nach seinem am 7. Januar erfolgenden Wiederzusammentritt vor- gelegt werden kann. * — Das Kriegsministerium hat die sächsischen Truppenteile, Bezirkskommandos und sonstigen Militärbehörden angewiesen, von jetzt ab Anfragen von Angehörigen des sächsischen Militärvereins bundes (Bezirksvorstehern, Bundesvereinen, Einzel mitgliedern) über Dienstverhältnisse, Führung usw. von ehemaligen Angehörigen der Armee nicht mehr unmittelbar zu erledigen, sondern in allen Fällen die Anfragenden auf die Vermittlung des Bundes präsidiums zu verweisen. Anfragen der bezeichneten Art sind also nicht mehr an das Ministerium zu richten, sondern an das Präsidium des Militärver einsbundes. * — Das Ehren-Salut. Neuerdings sind auch Schützengesellschaften, die vor 1875 bestanden haben, berechtigt, Mitgliedern, die einen Feldzug mitgemacht haben und keinem Militäverein angehören, das Ehrenfeuer beim Begräbnis zu geben. * — In der Ehescheidung«-Angelegenheit der Prinzessin Alice von Schönburg-Waldenburg, geb. Prinzessin von Bourbon, haben, wie dem „Fränk. Kurier" aus Dresden geschrieben wird, in den letzten Tagen mehrsach Zeugen-Vernehmungen vor dem Zivil-Senat des dortigen Oberlandesge- richts stattgefunden. Verschiedene auf dem fürst- lich Waldenburgffchen Schlosse Gauernitz bei Dresden beschäftigte Personen, sowie eine Reihe von Leuten, die früher in Diensten der Prinzessin Alice gestanden haben, sind über ihre Wahrnehmungen bezüglich der der Prinzessin von ihrem Gatten zu teil ge wordenen Behandlung befragt worden. Die Prin zessin Alice wird demnächst nach Dresden kommen, um in dem abzuhaltenden Gerichts-Termin ihre Sache persönlich zu vertreten. * Wüstenbrand, 20. Dezember. Am gestrigen Sonnabend in der 11. Stunde ertönten abermals Alarmsignale. Diesmal wurde durch böswillige Brandstiftung die Scheune des Gartengutsbesitzers Fritz Scheibner durch Feuer zerstört. Der Wind stille und dun schnellen Eingreifen der Feuerwehr ist es zu danken, daß die sehr gefährdeten neben anstehenden Gebäude ei halten wurden. Da der Brandkalamitose nicht versichert hat, erwächst ihm ein großer Schaden. s l) Laugcnchursdorf, 22. Dez. Ein bedauer- kicher Unglücksfall mit löblichem Ausgange ereignete sich hier in der Nacht zum Sonntag. Der auf dem Heimweg begriffen gewesene 60 Jahre alte Viehschneider Franz Peters aus Wolkenburg ist in der Dunkelheit vom Wege abgekommen und in der Nähe der Krassauschen Wollfärberei in den Bach gestürzt. Auf seine Hilferufe eilte zwar Herr Krassau sofort herbei, doch vermochte dieser den Verunglückten nicht allein aus dem Wasser zu ziehen und mußte insolgedessen noch andere Per sonen zur Unterstützung herbeiholen. Mit ver einten Kräften gelang zwar nun das Rettungswcrk; aber kurz darauf gab Peters feinen Geist auf. Wahrscheinlich ist der Tod infolge der Einwirkung des eiskalten Wassers auf den Körper des Un glücklichen eingetreten. * Lichtenstein, 19. Dez. Von Einbrechern heimgesucht wurden in der Nacht zum 14. d. M. die Ortschaften Rüsdorf und Rödlitz. Dem Materialwarenhänd er Hoppe in Rüsdorf sind au« der Wohnstube 1800 Stück Zigarren im Werte von 80 Mk. und aus dem Verkaufsladen 5 Pfund Bratwurst entwendet, während dem Gastwirt Pistorius in Rödlitz mehrere Schränke und Kästen in der Gaststube erbrochen und .aus dem Buffet- ge.dkasten gegen 40 Mark Geld gestohlen worden sind. Eine durch die Gendarmerie bei einem des Einbruchs verdächtigen Handelmanns in Rüsdorf vorgenommene Haussuchung ist resultatlos verlaufen. * Hahndorf, 19. Dez. Einen guien Fang machte in verflossener Nacht die hiesige Schutzmann- schast. Es gelang, einen der verschiedentlich in unserer Umgegend vorgekommenen Einbrüche dringend verdächtigen Menschen festzunehmen und zwar den obdachlose», seit ca. 3 Wochen gesuchten Bergarbeiter T. aus Rödlch. Der Festgenommene hatte sein sauberes Handwerk auch in letzter Nacht be trieben, indem er dem .Vereinigtfeldschacht" einen Besuch abstattete, dort die Fenster zerschnitt, durch den Zimmerschuppen eindrang, die Schränke erbrach usw. Gleich »ach der Tat gelang seine Festnahme. Er wurde während der Nacht in der Arrestzelle zu Hohndors untergebracht und heute vormittag in das Amtsgerichtsgefängnis Lichtenstein eingeliefert. Bei dem Einbrecher wurden verschiedene Werkzeuge gefunden, die darauf schließen lassen, daß man es hier mit einem schweren Jungen zu tun hat. * Mülse« Ct. Jakob, 18. Dezbr. Vom Tode des Ertrinken- errettete gestern mittag unter eigener Gefahr Frl.Anna Fritsche von hier das 11jährige Schulmädchen Baumann, welches von dem schmalen Mühlsteg des oberen Michler WehreS in den tiefen Wassfrstand des Mülsenbaches fiel und auch sofort unteraing. — In vergangener Nacht wurde auf dem hiesigen Bahnhofe eingebrochen. Der oder die Einbrecher ließen Strümpfe, Geld, eine Uhr und mehrere Zigarren mit sich gehen. * Dresden. Eine größere Anzahl Dresdner Frauen und Mädchen hat der Gräfin Montignoso, der ehemaligen Kronprinzessin Luis«, ein Weih nachtsangebinde in Gestalt einer schön geschnitzten Truhe, die Ansichten aus Dresden, der Sächsischen Schweiz und anderen Punkten, die die frühere Kronprinzessin gern besuchte, enthielt, übersendet. Auch die kleine Prinzessin wurde mit Spielzeug reich bedacht. Der Sendung war eine Adresse bei gefügt, in welcher der Prinzessin Luise in herz lichen Worten die Liebe und „Verehrung" dieser Frauen zum Ausdruck gebracht wurden. * Leipzig, 20. Dezember. Kommerzienrat Dr. Wilmar Schwabe, Besitzer der homöopathischen Apotheke und Vorsitzender der Leipziger Ortskranken kasse, bestimmte ein Kapital von 150 000 Mark, dessen Zinsen zur Begründung zweier Stellen im Konvikt und zu einem Stipendium an der Leipziger Universität verwendet werden sollen. Empfangs berechtigt sind Studierende der Pharmazie sächsischer Staatsangehörigkeit. * Chemnitz, 18. Dezbr. (Schiedsgericht für Arbeiterversicherung.) Wegen hochgradiger Platt- füßigkeit, welche ihn an stehender Arbeit hindere, hatte der Färbereiarbeiter Hager in Hohenstein- Ernstthal die Gewährung der Invalidenrente be antragt. Die ärztlichen Gutachten schätzten H. als nicht invalid im Sinne des Gesetzes, da er im Sitzen noch arbeiten könne. Der Vertrauensarzt empfahl eine Krankenrente, um dem Berufungskläger Gelegenheit zu bieten, sich die nötige Handfertigkeit zu irgend einem Berufe mit sitzender Tätigkeit an zueignen. Vergleichsweise wurde dem H. die Kranken rente ab 26. Oktober gewährt, worauf dieser seine Berufung zurückzog. * Chemnitz, 21. Dez. Zu der VergiftungS- affäre, über die wir in voriger Nr. kurz berichteten, schreibt das Chemn. Tagbl. ausführlicher: Im Laufe der vergangenen Woche erkrankten hier ver schiedene Personen unter Vergiftungserscheinungen. Die Erkrankungen sind, soweit bis jetzt festgestellt ist, vermutlich auf den Genuß gewiegten Fleisches zurückzuführen. Nach unseren Erkundigungen an zuständiger Stelle sind dort 36 Fälle von Er krankungen bekannt, die aber bis jetzt alle einen derartigen Verlauf genommen haben, daß bei keinem der Betroffenen Lebensgefahr vorhanden ist. Die Untersuchungen darüber, wie der Gift stoff in das Fleisch gelangt ist, oder um welche Art von Gift es sich dabei handelt, sind noch nicht abgeschlossen, sodaß bestimmte Angaben in dieser Hinsicht noch nicht zu machen sind. * Burgstädt. Ein Schadenfeuer wütete in der Nacht zum Freitag in dem Anwesen des Gutsbe sitzers Gotthard Graichen in Göppersdorf und äscherte die Scheune und einige Seitengebäude ein, wobei bedeutende Getreide- und Futtervorräte mit vernichtet wurden. * Mosel. Ende vorigen Monats hat der Groß handel mit lebenden Gänsen, die vom Auslande bezogen wurden, hier sein Ende erreicht. Es sind weit über 150 000 Stück abgesetzt worden. * Crimmitschau, 20. Dezbr. In der Nacht zum Donnerstag wurde im Pfarrhause zu Langen reinsdorf ein Einbruchsdiebstahl verursacht. Durch ein verdächtiges Geräusch aus dem Schlafe geweckt, sah der Pfarrer zum Fenster hinaus und gewahrte einen Mann, der auf einer Leiter stand und im Begriffe war, durch ein Fenster einzusteigen. Der Pfarrer schlug Lärm, worauf der Spitzbube leider unerkannt entkam. Nach den Ermittelungen erscheint ein von hier gebürtiger Zigarrenmacher, der sich z. Z. wegen einer anderen strafbaren Handlung beim Amtsgerichte Crimmitschau in Haft befindet, der Tat verdächtig. * Plauen, 19. Dezbr. Der hiesige Stadtrat beschloß die Absendung einer Petition an die Stände versammlung wegen Aenderung der Abgrenzung des 23. sächsischen Landtagswahlkreises. * Reichenbach, 20. Dez. Im 22 Reichstags- wahlkreise wird Herr August Bebel selbst für den sozialdemokratischen Kandidaten Herrn Adolf Hof mann aus Berlin, den „Zehn-Gebote-Hofmann", agitieren. Am dritten Weihnachtsfeierlag spricht er in Falkenstein. * Auuaberg. 20. Dezbr. Ueber den Verbleib des seit dem 19. November vermißten Lehrers Oswald Kindt ist immer noch keine sichere Spur zu entdecken gewesen. Die Belohnung für die Auffindung desselben ist infolgedessen auf 175 Mk. erhöht worden. * Schneeberg, 21. Dezbr. Am Sonnabend abend starb der als Gründer des „Erzgebirgsvereins" und durch seine Arbeiten auf dem Gebiete der Naturwissenschaft und der Volkskunde in weiten Kreisen bekannt gewordene Seminar-Oberlehrer Dr. Köhler im Alter von 75 Jahren. * Mittweida, 19. Dezember. Welch eigen- artige Blüten das Rabattwesen im Kaufmannsge werbe zu treiben vermag, zeigt die Bekanntmachung eines hiesigen Geschäftsinhabers. Derselbe verheißt seinen Kunden rin großes Konzert mit Tafel und Ball, wenn sie für eine bestimmte Summe Waren bei ihm entnommen haben. Die Festlichkeit, die für jeden Teilnehmer nach einer Aufstellung 8 Mk. kosten würde, soll am 3. Pfingstfeiertag gelegentlich des Vogelschießens auf dem Schützenplatze in einem eigens hierfür zu errichtenden Pavillon stattfinden. * Neudorf, 19. Dez. Die Kutschersehefrau Auguste Anna Schmied! geb. Löser von hier, welche am 3. November d. I. ihre beiden Kinder ermordete und sich seit dem 5. November in Chemnitz