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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.12.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190312194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19031219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19031219
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-12
- Tag 1903-12-19
-
Monat
1903-12
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.12.1903
- Autor
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tage, und zu ihnen kommen alt Tage, die im Lebentkalender dreimal unterstrichen werden, Heilig abend vor Weihnachten und Sylvester. Es genügt also wirklich! 1904, in dem Schaltjahr, in welchem der erste WeihnachtSseiertag und Neujahr auf einen Sonntag fallen, spielt sich alles erheblich kürzer ab. Viele gute Tage; aber wir wollen uns ihrer freuen, da sie uns nun einmal beschert sind. Das ablaufende Jahr hat manchen Aerger und Verdruß gebracht, der Herbst war „der beste Bruder auch nicht", also genießen wir, was uns beschieden ist, in Freuden und in Frieden! Wir können uns angesichts der zahlreichen traurigen, oft geradezu erschütternden Familien-Tragödien, die zu dieser Weihnachtszeit gemeldet werden, nichts Besseres wünschen! Diese allernächsten Tage sind nun die größten Geschäftstage vor dem Feste; nach ihnen gibt es mit dem Christbaum und seinem Ausputz zu tun, und die Hausfrau wünscht das doppelte Paar von Händen zu besitzen. Und der Geschäfts welt mag es morgen, am goldenen Sonntag, erst recht so gehen! Aber es ist eine Tätigkeit, die vom Prinzipal, wie von den Angehörigen gern geübt wird; die Anerkennung fehlt zum Feste nicht, und die Mühewaltung vor den Feiertagen steht bereits im klärenden Glanz dieser Stunden. *— Elternabende. Der am Donnerstag in der 2. Bezirksschule abgehaltene 2. Elternabend erfreute sich eines so starken Besuchs, daß die Turn halle mit ihren 400 Plätzen vollständig besetzt war. Die Ausführenden blicken mit voller Genugtuung auf die Veranstaltungen zurück. An freiwilligen Gaben für das Milchfrühstück wurden an beiden Abenden zusammen 51 Mk. 62 Pf. gespendet, wo- für allen edlen Gebern der herzlichste Dank aus gesprochen sei. Weitere Gaben für diese wohl tätige Einrichtung werden jederzeit gern und dank bar entgegengenommen. *— Auf die ordentliche Generalversamm lung der hiesigen Ortskrankenkasse, welche, wie im amtlichen Teil einer früheren Nummer des „An- zeigers" bekannt gegeben wurde, morgen Sonn abend abends 8 Uhr im Restaurant „Deutsches Haus" stattfindet, seien die Vertreter der Arbeit nehmer auch an dieser Stelle nochmals aufmerksam gemacht. * — Zur Hebung der Landwirtschaft. Das König!. Ministerium des Innern hat beschlossen, auch im Jahre 1904 zwei Preise von je 500 Mk. aus der Reuning-Stiftung zur Prämiierung Muster- gütiger bäuerlicher Wirtschaften zu bewilligen. Be werbungen nehmen die Direktorien der landwirt schaftlichen Kreisvereine entgegen. * — Der sächsische Eisenbahngüterwagen- park hat 50 offene Güterwagen mit amerikanischer selbsttätiger Wagenkuppelung erhalten. 10 Stück sind nach Trojan-Bauart, die übrigen 40 nach Janney-Bauart eingerichtet, Die Wagen dienen zunächst nur Versuchen und dürfen daher auch nur innerhalb Sachsens verwendet werden. * — Eine Protestversammluug und eine Mafsenpetition gegen die jetzt durch die sächsische Regierung und die Ständekammern eingeleitete Aenderung des Gesetzes, betreffend die ärztlichen Bezirksvereine wollen die Naturheiloereme in Szene setzen. Die Bewegung wird von dem Bunde der Vereine für naturgemäße Lebensweise arrangiert. Die Petition, die in öffentlichen Protestversamm- lungen vorgelegt werden und unter den Vereins mitgliedern zirkulieren soll, weist zunächst darauf hin, daß die vorgeschlagene Gesetzesänderung die „berechtigten Wünsche" aller Leute, außer den Aerzten, nicht berücksichtige. Die Vereine hätten sich öfter mit den öffentlichen Rechtsanschauungen in Widerspruch gesetzt. Der veröffentlichte zweite Entwurf der Gesetzesänderung berücksichtige die Wünsche der Aerzte mehr, wie der vor Jahresfrist veröffentlichte erste Entwurf. Im weiteren werden in der Petition eine Reihe Verbefferungsvorschläge gemacht. * — Der Sächsische Radfahrerbund hat auf Grund seiner Wohlfahrtseinrichtungen, als da sind: Unfall- sowie Haftpflichtversicherung usw., in den letzten Monaten einen ganz bedeutenden Mitglieder zuwachs erhalten. Es dürfte daher jedem Rad fahrer der Eintritt in den Bund nur zu empfehlen sein. Nähere Auskunft erteilt die Bundesgeschäfts, stelle, Leipzig, Hohestraße 481, woselbst auch An meldungen hinzurichten sind. * — Eine für Angehörige der Feuerwehr nicht unwichtige Gerichtsentscheidung ist folgende: Bei einem Feuer in Duderstadt war die Feuerwehr in einen Garten getreten, um das Feuer besser be kämpfen zu können. Dadurch war in dem Garten ein Schaden von 30 Mk. entstanden, den aber die Versicherung nicht tragen wollte. Der Besitzer des Gartens verklagte darauf den Kommandanten der Feuerwehr, der auch vom Amtsgericht zur Zahlung verurteilt wurde. Hj Gersdorf, 17. Dezember. Am gestrigen Tage verunglückte auf dem hiesigen Steinkohlen- werk Kaisergrube der Oberzunmerling Johann Friedrich Schnappauf von hier. Der Verletzte wurde ins Kreiskrankenstift Zwickau überführt. — Der Ausschuß der Omnibusgesellschast beschloß in seiner letzten Sitzung künftig an Montagen, z'nn Markttag in Hohenstein-Ernstthal, Extrafahrten ein zulegen, und zwar ab Gersdorf Ortsgrenze Lugau vormittags 8 Uhr. Die Rückfahrt erfolgt um 12 Uhr mittags ab Bahnhof Hohenstein-Ernstthal. Außer dieser Montagstour wird Sonntags zu den Mittags- und Abendlouren regelmäßig mit zwei Wagen gefahren; ebenso auch anläßlich des Weihnachtsfestes in der Zeit vom 24.-27. Dezember zu den Mittags- und Abendtouren. An den Tagen, wo der Verkehr am stärksten ist, wie Mittwochs und Sonnabends, soll der größere Straßenbahn wagen gehen, Dienstags und Freitags der kleinere. * Erlbach, 18. Dezember. In einem Anfall von Schwermut hat sich in der Nacht zum Mitt woch der hiesige Berginvalid Scheidbein in dem sogenannnten Bochmannschen Gehölz auf hiesiger Flur erhängt. Eine Witwe und ein 12jähriges Kind trauern um ihren Ernährer. * Waldenburg, 17. Dez. In einer gestern abend im Ratskeller unter Vorsitz des Herrn Bürgermeister Kretschmar stattgehabten öffentlichen Versammlung wurde beschlossen, das geplante Heimatsfest in Waldenburg in der Zeit vom 2. bis 4. Juli n. I. abzuhalten. Zur Einleitung der nötigen Vorarbeiten wurden ein Gesamt-Fest ausschuß und sechs Sonderausschüsse gebildet. * Stollberg. In Neukirchen stürzte ein von einem Hebeschmäuse heimkehrender 68jähriger Ein-> wohner einige Treppenstufen seines Hauses herab, wobei er so unglücklich auf den Hinterkopf fiel, daß nach wenigen Stunden der Tod eintrat. — In Thalheim ist die elektrische Straßenbeleuchtung in Betrieb gesetzt worden. — In der Dunkelheit kam in Meinersdorf ein dortiger Einwohner vom Wege ab und fiel in den Mühlgraben, in welchem er ertrank. * Glauchau, 17. Dez Der Brände nimmt eS in unserer Stadt kein Ende mehr. Kaum acht Tage sind seit dem letzten Feuer verflossen, und schon wieder muß von einem solchen berichtet wer den. Dieses Mal war es ein Wohnhaus in der Talstraße, das dem Element zum Opfer fiel. Es war gestern abend in der 6. Stunde, als die Flammen aus dem Dachstuhl eines teilweise aus Fachwerk hergestellten Nebengebäudes schlugen, das sich auf dem Grundstück des Fuhrwerksbesitzers Flehmig befindet. Bei Ankunft des zweiten Lösch zuges der Freiwilligen Feuerwehr hatte der Brand bereits derartig um sich gegriffen, daß nur das Einstoßen des Dachstuhles übrig blieb, um das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Dieses ge lang denn auch mit leichter Mühe, sodaß 9 Uhr abends bereits jede weitere Gefahr beseitigt war. Bewohnt wurde das Haus von einer Witwe, die sich tagsüber außerhalb durch ihrer Hände Arbeit ernährt. Ihr Hausrat konnte gerettet werden. Ueber die Entstehungsursache des Feuers ist nichts bekannt. * OberschindmaaS, 17. Dezember. Durch Schlingenlegen sind in den hiesigen Jagdrevieren viele Hasen und Hunde gefangen und getötet worden. Jetzt ist es gelungen, einen hiesigen Einwohner bei diesem Unwesen zu betreffen und zu verhaften. Mülsen Et. Niclas, 16. Dez. Am Sonn tag nachmittag erfolgte im oberen Schulhause durch Herrn Pastor Scharre die diesjährige Verteilung der Zinsen aus dem Schrapsschen Legate, im Be trage von 370 Mark. 70 Personen erhielten Teil beträge von 3 bis 15 Mark. — Montag vormittag stürzte bei einem hiesigen Gutsbesitzer die 20jährige Dienstmagd in der Scheune durch die Oeffnung auf die Tenne herab, wobei sie den linken Arm brach und anscheinend auch innere Verletzungen sich zuzog, so daß ihre Unterbringung in das Eduard-Hospital nötig war. — Das Schulmädchen Helene Pilz hat im September das Dienstmädchen Kunz hier wiederholt um Geld betrogen, indem es ihm vorlog, sie komme im Auftrage der Bergar- beitersfrau Franke in St. Jakob (einer Schulfreundin der Kunz) und diese lasse sie um Geld zum An käufe von Kinderlätzchen, dann eines Ueberzugs und später von Kaffee bitten. Einmal übergab sie der Kunz auch einen mit dem Namen der Franke unterschriebenen Brief, den sie aber selbst ge- und unterschrieben hatte. Die Kunz wurde um 1, 1,60 und 1,40 Mk. geprellt. Die Strafkammer Zwickau belegte die jugendliche Betrügerin wegen Urkundenfälschung und Betrugs mit 1 Monat Ge fängnis. * Leipzig, 17. Dez. Rechtsanwalt Roeßner, der sich, wie früher mitgeteilt, wegen Untreue in Untersuchungshaft befand, ist nunmehr, auf das Gutachten des Herrn Geheimrat Flechsig hin, nach der Landesheilanstalt Sonnenstein zur weiteren Be obachtung seines geistigen Zustandes übergesührt worden. — Der Allgemeine Deutsche Kranken kassenkongreß findet am 25. Januar hier statt. — In der Mordsache des Trödlers Cohn sind jetzt Ermittelungen im Gange nach einem Manne, welcher in einem Stahlwarengeschäst der Nürn- berger Straße (unweit der Mordstelle) unter dem Vorgeben, daß er Marder schießen wolle, 6 Stück Patronen kaufte zu einem 7 ww-Revolver. Mittels eines solchen ward Cohn erschossen. * Leipzig, 18. Dez. Zu dem gestern mit geteilten Familiendrama in der Sternwartenstraße sei noch erwähnt, daß sich der Urheber der grau sigen Tat, der Schneider Novak, gestern abend noch am Leben befand; doch scheint keine Aus sicht vorhanden zu sein, den Schwerverletzten am Leben zu erhalten. * Leipzig. Geahndete Porto-Hinterziehung. Unter dieser Spitzmarke brachten wir vor einiger Zeit einen Bericht über die Verurteilung zweier Kaufleute wegen angeblicher Porto-Hinterziehung. Der Tatbestand ist kurz folgender: Der Fabrikant M. in Rheydt hatte die Gepflogenheit, seinem Leipziger Vertreter die Rechnungen und Briefe für die Kunden in dessen Rayon als Sammelsendung zugehen zu lassen, worauf der Agent die einzelnen Briefe den Empfängern teils als Stadtbrief, teils durch Boten zugehen ließ, bezw. einen Teil davon persönlich überreichte. Durch Zufall war dies Ver fahren zur Kenntnis der Postbehörde gekommen, woraus diese Klage wegen Portohinterziehung er hob. Das Schöffengericht zu Leipzig entsprach dem Klageantrag und verurteilte die Angeklagten auf Grund des Paragraphen 1 des Gesetzes über das Postwesen vom 28. Oktober 1871 zu Geld strafen. Die gegen dieses Urteil eingelegte Berufung wurde von den Angeklagten dahin begründet, daß um deswillen eine Verurteilung gar nicht eintreten könne, weil der Agent K. als der eigentliche Empfänger der Briefe anzusehen sei und hinsichtlich derselben Eigentümergewalt besitze. Diese Auffassung findet darin Bestätigung, daß der Agent, wie der Fabrikant bekräftigte, völlig freie Hand in der Behandlung der ihm zugegangenen Kundenbriefe gehabt habe, er konnte dieselben zurückhalten, ihren Inhalt abändern usw., mithin habe der Agent über die Briefe Eigentümergewalt besessen. Der Gerichts hof trat dieser Auffassung bei und sprach die An geklagten kostenlos frei. Ob damit der Streit um die „Agentenbriefe" endgültig abgetan ist, ist zu be zweifeln, aller Voraussicht nach wird die Staats- anwaltschaft Revision einlegen. * Chemnitz. Die Stadtvertretung bewilligte auch für daS Jahr 1904 einen Betrag von 2000 M. zur Unterstützung bedürftiger würdiger Veteranen von 1870/71. * Zwickau. In der hiesigen LandeSftrafanstalt macht sich für jeden Gefangenen (750 bis 1000 Sträflinge) jährlich 311 Mk. 7 Pf. StaatSzuschuß erforderlich. * Plaue« i. V, 16. Dez. Bei seinem Mittags- schläfchen in die Ewigkeit hinübergeschlummert ist am Montag mittag der 69 Jahre alte Maschinensticker Albin Weichold hier. Er hatte, auf das Mittag, essen wartend, den Kopf auf die Arme gelegt und war eingeschlafen. Als daS Essen angekommen war und man ihn wecken wollte, war er bereits tot, er war an Herzschlag verstorben. * Plaue«, Vogtl., 17. Dez. Der des Raub- anfalls an der alten Botenfrau Blätterlein in Kürbitz dringend verdächtige 16jährige Bursche Rose von hier ist gestern nachmittag von der hiesigen Polizei festgenommen worden. Rose hatte die Frau bekanntlich am Sonnabend abend auf dem Wege zwischen Kürbitz und Kröstau überfallen, schwer verletzt und beraubt. * Grünbach i. V., 16. Dez. Ein scheußliches Verbrechen beging hier der Gürtler M. Mailinger. Er erstickte seine beiden Knaben im Alter von 2 und 7 Jahren, indem er sie ins Bett legte und, nachdem sie eingeschlafen waren, das Oberbett fest über sie zog. Der Unmensch wurde verhaftet. * Eayda, 16. Dez. Beim hiesigen Amtsgericht ist in diesem Jahre noch kein Konkurs angemeldet worden. Glückliches Sayda! * Meißen, 17. Dezember. Heute nachmittag 3 Uhr wurden die sieben Opfer der Familie Bienert auf dem hiesigen Friedhose zur Erde bestattet. Die Leichen lagen in ihrem Sonntagsstaate paarweise in den Särgen. Die Mutter hatte das jüngste Kind im Arm. Ein gemeinsames Grab nahm die unglückliche Familie auf, unweit der Stelle, wo die 15 Opfer der Pulverkatastrophe des Jahres 1875 begraben liegen. Die zahlreichen Verwandten des unglücklichen Ehepaares, Vertreter des Stadtrates, der Schulbehörden und eine große Menschenmenge wohnten der Trauerfeier bei. Die ergreifende Grab rede hielt Archidiakonus Lamadius. — Die Besse rung im Befinden Bienerts schreitet fort. * Pirna, 16. Dez. Ein schwerer Unglücks fall ereignete sich gestern vormittag kurz nach 9 Uhr auf dem Bahnhofe Dürrröhrsdorf. Bei Einfahrt des Personenzuges 903 geriet der Stations arbeiter Kreisel unter die Lokomotive dieses Zuges, wobei ihm beide Beine abgefahren wurden. Dem Vernehmen nach ist der Verunglückte, welcher im Moment des Ereignisses mit dem Transport einer Kiste über das Bahngleis beschäftigt war, alsbald verstorben. Er hinterläßt eine Frau und vier un erzogene Kinder. * Schmölln, 17. Dezbr. Die 24 Jahre alte, an Krämpfen leidende Tochter Agnes der Leichen frau Görner hier wollte gestern aus der Sprotte Wasser schöpfen; dabei wurde sie jedenfalls von Krämpfen befallen, stürzte ins Wasser und ertrank. Gerichtssaal. 8 Leipzig, 17. Dez. Dom hiesigen Oberkrieg«- gerichl wurde da« von der Vortnstanz gegen den Unter offizier B. vom 139. Infanterie-Regimentzu Döbeln gefällte Urteil, da« diesen zu 6 Wochen Mittelarrest verurteilte, weil er einen Soldaten geschlagen und ihn von Erstattung einer Beschwerde abzuhallen versucht hatte, aufgehoben und B. zu 10 Wochen Gesängni« verurteilt; außerdem wurde seine Degra dation ausgesprochen und er sofort in Hast genommen. 8 Nm 3 Mark. In der leichtsinnigsten Weise hat sich ein Klavierspieler, der dieser Tage vor dem Berliner Schwurgericht stand, in« Zuchthau« gebracht. Er steckte einem Gastwirt den Lagerleiter in Brand und lief dann zur Feuerwache, um sich die Prämie von 3 Mark zu verdienen. Der Angeklagte ent schuldigte sich mit sinnloser Trunkenheit, Zeugen sagten aber au«, daß er nur angetrunken war. Da« Urteil lautete aus zwei Jahre Zuchthau«. 8 DaS Augsburger Schwurgericht verurteilte den Unteroffizier Hein zu b Monaten Gefängni« und zum Verlust der Treffen. Er hat, dem Fränk. Kur. zufolge, vier Einjährige mit dem Seitengewehr in die Kniekehlen gestoßen, einen an der Hand ver wundet und beim Turnen mit dem Kletterseil ge schlagen. Daneben beschimpfte er sie mit „Och«", „Rindvieh", „Hund«knochen" und sagte: „Wenn ihr Euch beschwert, dann Gnade Euch Gott, da werdet Ihr erst recht gezwickt!" Nach der Beschwerde äußerte er: „Hättet Ihr Ehre im Leibe, so würdet Ihr Euch längst beschwert haben!" 8 DaS Kriegsgericht iu Metz verhandelte gestern im Anschluß an den Prozeß Schilling gegen Hauptmann Paschke und Feldwebel Kaffarnek von der 4. Kompagnie de« Metzer Infanterie-Regiment« Nr. 98; sie wurden beschuldigt, dienstliche Beschwerden von Soldaten nicht weitergegeben und andere Unterlassungen begangen zu haben. Hauptmann Paschke wurde zu 5 Tagen Stubenarrest verurteilt, Kaffarnek, der erst seit kurzer Zett in seiner jetzigen Stellung ist, wurde freigesprochen, da erwiesener maßen die Hauptschuld seinen Vorgänger trifft. 8 Prag. Die im S'. Wenzelvorschußkaffe- Prozcß verurteilten Emanuel Hercik und Friedrich Pekeländer haben gegen das Urteil die Berufung und die Nichtigkeitsbeschwerde angemeldet. Beide Verurteilte wurden zufolge Beschlusse« de« Obersten Gericht«hofe« Mittwoch vormittag bi» auf weitere« au« der Haft entlassen. Die beiden anderen Ver urteilten, P. Drozd und Kohout, haben ihre Kerker- strafen in der Männerstrafanstalt Pankratz ange- treten; beidenahmen von ihren Verteidigern schluchzend Abschied. Kleine Chronik. * Berlin, 17. Dez. Bet einem Liebesdienst um« Leben gekommen ist ein englischer Ingenieur Davison in Berlin. Die 17jährige Tochter de» Finanzminister« v. Rheinbaben wollte einm Straßen- bahnwagen besteigen, dieser setzte sich plötzlich in Bewegung und die junge Dame kam in« Wanken. Der aus der Hinteren Plattform stehend, Ingenieur griff sofort zu und stützte ste. Leider verlor er selbst dabei da« Gleichgewicht und stürzte so unglück lich auf da« Pflaster, daß er mit gebrochene« Schädel liegen blieb. Bald darauf hauchte er sein Leben au«. Er hinterläßt eine junge Frau und drei kleine Kinder. - . ' . , * Hamburg, 18. Dez. Neuere Ermittlungen ergaben, daß die ermordet aufgefundene Frau Dampf nicht von ihrer Tochter, sondern von ihrer Schwester mit einem Feuereisen erschlagen worden ist. Die Ursache scheint Eifersucht zu sein, da beide Schwestern einen gemeinsamen Liebhaber hatten. * Kölu, 17. Dezember. In Altena-Westfalen stürzte auf dem großen Werke von Basse u. Selve eine hohe Stützmauer ein und begrub sünf Arbeiter unter den Trümmern. Zwei Arbeiter wurdenfal» Leichen hervorgeholt, die drei übrigen wurden ster bend in» Hospital eingeliefert. * Minde« (Wests ), 17. Dez. Zum Lehrer de« König« Alfon« von Spanien für den Unterricht in der deutschen Sprache ist der Sohn einer hiesigen Familie berufen worden. In Briefen schildert der Herr, nach westfälischen Blättern, mit welch' großer Lieben«würdigkett er ausgenommen worden sei; er hebt ferner die Auffaffung«gabe wie auch den Eifer hervor, mit dem der junge König sich der deutschen Sprache widmet, um, wie er selbst sagte, bei seinem Besuch in Berlin mit dem Kaiser deutsch sprechen zu können. * Weida. In der hiesigen „Zeitung" ist fol gendes zu lesen: Die GemeinderatSsttzung am Montag zeichnete sich wieder einmal durch überaus lange Dauer auS. Die Ursache dafür lag dies mal in der zeitraubenden Beratung der Haushalt- pläne für 1904. Als nach mehr wie zweistündiger Sitzung die EtatSberatung noch nicht zu Ende war und deshalb noch einige Stunden Arbeit in Aus sicht standen, ließ der Vorsitzende deS Gemeinde- ratS für die anwesenden Gemeinderatsmitglieder Bratwürste und Bier auS der Ratskellerwirtschaft herbeiholen, um den Herren frischen Mut für die fernere Sitzung zu beschaffen. Die Verhandlungen wurden auf kurze Zeit unterbrochen, während welcher der Imbiß am grünen Tisch eingenommen wurde, um darauf weiter fortgesetzt zu werden. (Wer möchte da nicht GemeinderatSmitglied von Weida sein?!) * Celle, 17. Dez. Bedeutende Unterschlagungen hat der Stadtsekretär Kretzmeyer, der in voriger Woche Selbstmord beging, sich zu schulden kommen lassen. Au» den verschiedenen, ihm verantrauten Kassen hat er nach und nach, soweit bi» jetzt er mittelt, etwa 8000 Mark für sich entnommen. * Cassel, 17. Dez. Auf dem Bahnhof Holz minden wurde der Wagenmeister Bloetz von einem rangierenden Zuge überfahren und getötet. * Regensburg, 17. Dezember. In der Kunst mühle Bruckmühl brach heute vormittag Feuer auS, bei dem, wie der „Regensburger Anzeiger" meldet, der Buchhalter und ein Mühlbursche umS Leben kamen. * Köuiggrätz, 16. Dez. Bei JlinSko ist heute eine über den Fluß führende Brücke in dem Augen blicke eingestürzt, al« eben über dieselbe ein mit Kohlen beladener Wagen fuhr. Dec Kutscher und ein Fuhrknecht sind ertrunken; sie konnten sich unter den Trümmern der Brücke und deS Wagen» in dem nicht sehr tiefen Flusse nicht erheben. Die beiden Pferde wurden ebenfalls getötet. * Gitschi«, 18. Dez. Der 16jährige Gymna siast Franz Kyseler, Sohn eine« Gut«besitzer«, wurde gestern während einer Fahrt nach Wostromier von einem Mitreisenden namen« Subauer, mit welchem er in Streit geraten war, au« dem in voller Fahrt befindlichen Zug auf« Älet« gestürzt. Kysela erlitt tödliche Verletzungen. Subauer wurde verhaftet. * Marseille, 17. Dez. Wie nunmehr festge- stellt ist, sind durch die Explosion an Bord deS ita lienischen Schiffe- San Leonardo, daS angeblich eine Petroleumladung auS Philadelphia gebracht hatte, der Kommandant, der zweite Kapitän, sieben Matrosen und ein Angestellter der Handelskammer gelötet worden. Der zuletzt Genannte hatte sich entsprechend den polizeilichen Vorschriften an Bord deS Schiffe» begeben. Weder die Ladung noch daS Schiff waren versichert. ES heißt, daß die Ladung nicht, wie der Kapitän gemeldet hatte, au» Roh petroleum, sondern auS Benzin bestand! * Algier, 17. Dezember. In einem Dorfe der Umgegend von Philippville zerstörte eine Feuers brunst vier Häuser. Ein Greis, zwei Mädchen und mehrere kleine Kinder kamen in dem Feuer um. * Die Gräfin Kwilccka ist mit dem jungen Grafen und MajoratSerben wieder daheim einge- troffen. Ein wahrer festlicher Empfang ist ihr aus der Bahnhofstation Wronke bereitet worden; sieben junge Mädchen streuten Blumen, eine weiß geklei« dete Jungfrau begrüßte die Gräfin mit einem pol nischen Gedicht. Tiefgerührt drückte die Gefeierte Küsse auf die Stirnen der Mädchen. Nachdem die Gräfin die BahnhosSsperre verlassen halte, klatschte da« zahlreich versammelte Publikum Beifall und rief Hurra! * Prinzessin und Kriegsveterau Einem Veteranen au« Halle a. S., der mit künstlichen Blumen und Lampenschirmen von Ort zu Ort wandert und durch deren Verkauf kärglich da« Leben fristet, ist kürzlich in Dessau eine große Ueber- raschung widerfahren. Er hatte in den ärmeren Stadtteilen so gut wie nicht« eingenommen und be schloß nun, die Ware auch einmal in den „reichen Häusern" anzubieten. Dabei geriet er in da« herzogliche Schloß, da« er nicht kannte. Im Treppen hause begegnete er einem „schönen, seinen Fräulein", dem er seine Ware anprie« und dem er verriet, daß er sich die seine Brust schmückenden Ehrenzeichen unter dem regierenden Herzog von Anhalt erkämpft habe. Sofort war er seinen ganzen Korb lo« und ehe er sich'« recht versah, halte er ihn, wie die Hall. Zlg. berichtet, mit Eßwaren und Wein gefüllt zurück und einen Hundertmarkschein in der Hand. Zwei Soldaten geleiteten ihn nach dem Bahnhof
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