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ordneten, wobei ein Abgeordneter den ganzen Band tm Wortlaute vorla«, wa« mehrere Stunden dauerte. Die tschechische Mehrheit erhob stürmischen Wider spruch, mußte jedoch die Vorlesung zulasten. E» wird noch bester kommen. E« liegt eine Inter pellation der Deutschen über da» Verbot der Auf- führung von Paul Heyse« „Marta von Magdala" in Pilsen vor. Bei der Besprechung dieser Interpellation wird da« ganze Heysesche Schauspiel von A bi« Z verlesen werden. Die erforderlichen Vorbereitungen sind bereit« getroffen. Frankreich. — Der französische Rekrutenbestand ist in diesem Jahre nur 196 000 Mann stark gegen 233 000 im vergangenen. Der große Au«fall ist darauf zu rückzuführen, daß jetzt eine strengere Au«musterung stattfindet, nachdem in der Volksvertretung wieder holt über den schlechten Gesundheitszustand im Heere geklagt worden ist. Besonder« die Schwind sucht fordert viele Opfer unter den französischen Soldaten. Bedien. — König Leopold trifft, wie nunmehr fesisteht, am Sonnabend in Wien ein. Die Sorge um seinen Kongostaat, an den sich England recht unliebsam herandrängt, läßt den König sogar den Familien zwist vergessen und der früher Unerbittliche ist jetzt bereit, den Großmütigen zu spielen und seiner Tochter Stefanie die „Mißheirat" mit dem Grafen Lonyay zu vergeben. Wie der „Zeit" au« Wiener Hoskreisen geschrieben wird, hat König Leopold seine Bereitwilligkeit erklärt, allen Wünschen de« Kaiser« Franz Joseph hinstchtlich der Ordnung der Ver- mögen«verhältntfle seiner beiden ältesten Töchter, der Gräfin Lonyay und der Prinzessin Luise von Koburg, zu entsprechen. England. — Joe Chamberlain ist schwer an der Gicht erkrankt; bet seinen 67 Jahren ist der Anfall ein bedeutende« Hinderni« für die Fortsetzung der Propaganda. Chamberlain hat in den nächsten Tagen wieder mehrere Agitationsreden zu halten. Wir glauben nicht, daß er zur angesetzten Stunde fehlen wird und wenn er sich auf einer Sänfte an« Rednerpult tragen lassen müßte. — Wie dem „B. T." au« London gemeldet wird, ist König Eduard ein Anhänger de« Frei handelssystem«, da« Chamberlain beseitigen will. Sein Sohn und Thronfolger, der Prinz von Wa'es, ist dagegen ein begeisterter Anhänger der Chamber- lalnschen Politik. Wenn man nicht wüßte, wie ge ring in England der Einfluß de« König« auf die Politik ist, so könnte man c« au« der vorstehenden Notiz lernen. Serbien. — Die Rischer Offiziere, welche zu unerwartet hohen Strafen verurteilt wurden, werden nicht be gnadigt werden. Wieder ein Bewei» dafür, wie fest die König«mörder Peter I. halten. — Wie au« Belgrad gemeldet wird, beabsichtigt die Königin Natalie, au« dem Nachlaß de» Königs Alexander in Belgrad ein Kinderhospital zu er richten. Böse Zungen behaupten, in der serbischen Hauptstadt liefen so viele kleine Milan» herum, daß schon ihretwegen ein Kinderhospital al« Bs dürfni« erscheint. Amerika. — Präsident Roosevelt ist von den Kaffee Pflanzern Portorikos offiziell ersucht worden, durch den Abschluß von Handelsverträgen mit Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland und Oesterreich den Kaffeeabsatz zu sichern. Roosevelt schlösse wohl gern Handelsverträge mit den genannten Staaten, nament lich auch mit Deutschland, ab. Aber darf er denn? Die Aankee« würden ihn schön ansehen, wenn er derartige Neuerungen einführle. Die nord amerikanische Union ist jederzeit bereit, Entgegen kommen zu fordern und anzunehmen; es selbst zu beweisen, liegt ihr fern. Eher ist auch keine Aus sicht vorhanden, daß in absehbarer Zeit Handels verträge mit den Vereinigten Staaten zu Staude kommen werden. Dagegen wäre es durchaus not wendig, daß der die deutsch-amerikanischen Handels beziehungen regelnde Zolltarif einer gründlichen Revision unterzogen würde. Es geht doch aus die Dauer wirklich nicht an, daß Amerika aus deutsche Einfuhrartikel da« Zehn- und Zwanzigfache des Zolle« erhebt, den Deutschland aus die bezüglichen amerikanischen Produkte gelegt hat. Südamerika. — In Südamerika soll er wieder einmal Krieg geben. Wie au« Panama gemeldet wird, stehen die Republiken Nikaragua und Guatemala im Be griff, Salvador und Hondura« den Krieg zu er klären. Diese Kämpfe südamerikanischer Republiken unter einander sind weder etwa« seltenes noch ent halten sie ein aufregende« Moment. Die Geschichte geht über sie mit größter Gelassenheit hinweg. Südafrika. — Au« Kapstadt wird eine große kommerzielle Depression gemeldet. Die Dürre verursacht große Sorgen in den ländlichen Distrikten. Die Handel«- statistik weist einen Ausfall an Wolle für einen Mo nat von sech« Millionen Mark nach. Die Farmer verlieren eine immense Menge Vieh. Zum ersten Male in der Geschichte der Kapkolonie leben die Landbewohner von importiertem Gemüse, Fleisch, Eiern und Butter. Oertliched und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 15. Oktober. * — Bezirksausschusssitzung Die 6. dies jährige Bezirksausschußsitzung findet Mittwoch, den 28. Oktober d. I., nachmittags 3 Uhr, im Sitzungs saale der Kgl. Amtshauptmannschast Glauchau statt. * — Geflügel- und Kaninchen Ausstellung. Der Tierzuchtverein von Hohenstein-Ernstthal und Umgegend tritt, wie schon früher an dieser Stelle erwähnt, am 22. und 23. November d. I. zum 8. Male mit einer großen allgemeinen Geslügel- und Kaninchen-Ausstellung an die Oesfentlichkeit. Diese Ausstellung, welche mit einer Prämiierung und Verlosung verbunden ist, wird in den großen Räumen des außerordentlich günstig gelegenen Altstädter Schützenhauses abgehalten. Ausgestellt können werden alle Arten von Geflügel, als: Gänse, Enten, Truten, Pfauen, Fasanen, Hühner, Tauben, Kaninchen, Kanarien- und Ziervögel, sowie Futtermittel, Apparate und Schriften. Als Preis richter sind gewonnen worden: Herr F. G. Müller- Chemnitz für Hühner und Großgeflügel, Herr Otto Ulbricht-Chemnitz für Tauben und Herr Max Kaufmann-Stollberg für Kaninchen. Von der säch sischen Staatseisenbahn ist dem Verein bereits die Zusage frachtfreien Rücktransportes erteilt worden. Wie in früheren Jahren, so steht auch bei der diesjährigen Ausstellung dem Verein eine große Anzahl Ehrenpreise zur Verfügung, u. a. vom Landesverband sächs. Geflügelzüchter, von unserer Stadtverwaltung usw. Interessenten wollen An meldebogen und Programme von dem Vorsitzenden des Vereins, Herrn Emil Schwalbe, Aue Nr. 10, verlangen. Die Anmeldungen haben längstens bis zum 13. November zu erfolgen. * — Gewerbcverciu Altstadt. Dem gestrigen Vortragsabend des Gewerbevereins Altstadt ging nach erfolgter Begrüßung der sehr zahlreich Er schienenen die Erledigung mehrerer Eingänge vor- aus. Hie'auf nahm ein Mitglied des Vereins, Herr Bildhauer Emil Mende von hier, das Wort zu seinem Vortrage über: „Geologie unserer Heimat, mit besonderer Berücksichtigung von Chemnitz und Umgegend." Vorerst die Zuhörer mit dem Begriff Geologie selbst bekanntmachend, erläuterte er in kurzen Zügen die Entwicklung der Erde. Hierbei teilte der Vortragende das Zeitalter unseres Pla neten in 3 Abschnitte, und zwar in Altertum, Mittelalter und Neuzeit, diese wiede. um in Silur-, Devon- und Carbonzeit, in Trias-, Jura- und Kreidezeit und die Neuzeit in Tertiär- und Dilu vialzeit ein. In anschaulicher und ausführlicher Weise legte Herr Mende hierauf die Konsequenzen dieser Wandlungen unserer Erde dar. Besonderes Interesse erweckten die Ausführungen, die die Ver hältnisse unseres Vaterlandes beleuchteten, so u. a. die Mitteilung, daß ehemals in der Nähe des Chemnitzer Zeißigwaldes ein Vulkan vorhanden gewesen sei. Dem Erzgebirge, speziell der Um gegend von Chemnitz, Hohenstein-Ernstthal, Lugau rc. widmete der Vortragende erfreulicherweise einen besonders breiten Raum. Bis zum Schluffe seines interessanten Vortrages vermochte der Redner, welcher noch einige recht anschauliche Zeichnungen und Gesteinsproben zum bessern Verständnis zir kulieren ließ, die Anwesenden zu fesseln. Dieselben dankten durch lebhaften Beifall, dem sich der Vor sitzende des Vereins durch warme Dankesworte anschloß. *— Verpflichtung Herr Paul Theodor Schulze von hier ist als Trichinenschauer und der Schuh macher Herr Heinrich Albin Erler, ebenfalls von hier, als stellvertretender Trichinenschauer für den 23. Trichinenschaubezirk in der Königlichen Amts hauptmannschaft Glauchau (H üt t e n gr u n d) in Pflicht genommen worden. * — Nicht unbedeutende Unterschlagungen hat sich ein bei der hiesigen Gasanstalt angestellt gewesener Kopist zuschulden kommen lassen, wes halb seine Verhaftung und Einlieferung an das Kgl. Amtsgericht erfolgte. *— Der Kohlcnvcrkchr auf den sächsischen Staatseisenbahnen ist erfreulicherweise im fort dauernden Steigen begriffen. In den Monaten Jannar bis mit September d. I. wurden insgesamt 7 931 714 Tonnen Kohlen, das sind 240 133 Tonnen oder 3,12 Prozent mehr als im gleichen Zeiträume des Jahres 1902, versrachtet. Der Versand an sächsischen Steinkohlen aus den Abbaubezirken Zwickau, Lugau-Oelsnitz und Dresden betrug 2 481 736 Tonnen, das sind 68 392 Tonnen oder 2,88 Prozent mehr. In den einzelnen Bezirken wurden versendet: aus dem Zwickauer Bezirke 1 257 603 Tonnen (mehr 33 977 Tonnen oder 2,78 Proz.), aus dem Lugau-Oelsnitzer Bezirke 967,582 Tonnen (mehr 47 681 Tonnen oder 5,18 Proz.) und aus dem Dresdner Bezirke 256 551 Tonnen (weniger 12 266 Tonnen oder 4,78 Proz.) * — Eine praktische Neuerung ist bei der Ausgabe der Fahrkarten an den Schaltern der sächsischen Bahnhöfe dadurch herbeigeführt morden, daß man den Fahrkarten bei der Ausgabe nicht allein den Tag der Lösung der Karte, sondern auch das Datum des Verfalltages ausstempelt, so zwar, daß eine am 12. d. M. gelöste Karte am Kopse folgenden Stempel trägt: 12. 10. 03. 25. 11. * — Jarqunrdgcwebc ohne Karten. Wie verschiedene Zeitungen mitteilen, soll ein Angestellter in der Geraer Musterzeichnerbranche sich ein Ver fahren haben schützen lassen, wonach es in Zukunft möglich sein würde, in der Jacquardweberei das zeitraubende Levieren in Wegfall zu bringen. Der betreffende Beamte, welcher gegenwärtig mit einer Chemnitzer Maschinenfabrik an einer Jacquard maschine arbeitet, will Jacqnardgewebe ohne Karten Herstellen. * — Die amtlichen Feststellungen haben er geben, daß während der letzten 15 Jahre die töd lichen Unfälle beim sächsischen Steinkohlenbergbau von 1,65 auf 1000 beschäftigte Personen auf 0,41 herabgegangen sind. * — Das Fürst!. Schönbnrgischc Lehrer seminar in Waldenburg macht bekannt, daß die Anmeldungen zur Aufnahmeprüfung am 8. und 9. Februar 1904 in der Zeit vom 6. bis 30. No vember d. I. zu bewirken sind. * — Die Kartoffelernte ist bekanntlich in diesem Jahre eine sehr gute; besonders hat sich das Gewicht dieser Früchte als ein ziemlich erheb liches erwiesen. Sie alle aber dürsten wohl in dieser Beziehung in den Schatten gestellt werden durch eine auf der Grumbacher Flur geerntete Kartoffel, die das respektable Gewicht von einem Pfund und 170 Gramm aufzuweise. hat. * — Staatliche Penfionsverf.cherung für Privataugestelltc. Mitte Oktober sollen bekannt lich die vom Ausschuß für staatliche Pensiousver- sicherung für Privatangcstellte, dein gegen 350000 Privatangestellte angehören, ausgegebenen Frage bogen ausgesüllt werden. Wie aus der sehr starken Nachfrage nach Fragebogen geschloffen werden kann, wird die Ausfüllung allgemein werden und es wird damit dem Reichsamt des Innern ein großes Material unterbreitet werden, aus dem es sich über die Verhältnisse der Privatangestellten zum Zwecke der Vorlage eines Gesetzes betr. die Versicherung aller Privatangestellten (Kaufleute, Werkmeister, Techniker, Redakteure, Lehrer an Privatanstalten, Forstbeamte usw.) gegen Invalidität und für das Alter, sowie ihre Witwen und Waisen unterrichten kann. Jemehr Material dem Reichsamt des Innern zugeht, desto besser ist es, und wenn noch ein Privatangestellter ohne Fragebogen sein sollte, so kann er diese von den beteiligten Verbänden oder vom Vorsitzenden des Ausschusses, Th. vom Orde, Bochum, Dorstener Str. 96, beziehen. *— Besorgnisse sind aus der Tatsache hec geleitet worden, daß in Deutschland die Geburten ziffer seit fast 25 Jahren zurückgeht; man befürchtet schon, daß wir dem Schicksal Frankreichs verfallen könnten. Zu dieser Annahme liegt aber kein Grund vor. Abgesehen von Holland, hat Deutschland die größte natürliche Bevölkerungsoermehrung. Von 1871 bis 80 war die Steigerung eine sehr starke; im zuletzt genannten Jahre kamen aus 1000 Köpfe der Bevölkerung 40,7 Geburten. Seitdem schwankt die Zahl; 1901 betrug sie aber immer noch 36.9. Ja, in diesem Jahre war der Neberschuß der Ge burten über die Todesfälle noch nie so groß wie zuvor: 857824. Niedrige Geburtsziffern hängen übrigens mit wirtschaftlich schlechten Zeilen zu- sammen. * — Von einer Rückkehr der Prinzessin Luise nach Sachsen kann nicht die Rede sein. Aus Wien wird gemeldet: Mit Rücksicht aus die jüugst wieder aufgetauchte Meldung, daß es der früheren Kronprinzessin von Sachsen, jetzigen Gräfin Montignoso, gestattet werden wird, nach Sachsen zu kommen, um ihre Kinder zu sehen, verlautet aus bester Quelle, daß die frühere Kron prinzessin ihrem Gatten, dem Kronprinzen, und dem König Georg nach erfolgter Ehetrennung das feierliche Versprechen gegeben habe, ohne deren Ein verständnis nicht nach Sachsen zu kommen. Djeses Einverständnis werde aber im Interesse der Slaats- raisoa nicht erfolgen. * Gersdorf, 14. Okt. Ein seltenes Hoch zeitsgeschenk wurde vor einiger Zeit einem hiesigen Brautpaare gemacht. Als die Hochzeitsgesellschaft fröhlich beisammen war, rückten die Klubbrüder des Neuvermählten mit einem guirlandeuumwundenen Kinderwagen heran und überbrachten darin ein munteres — Ferkel. Der Jubel war unbeschreib lich. In das Gelächter der Versammelten mischte sich das Grunzen des Schweinchens, letzteres oft mals in ein Quieken ausartend, weil der eine der Klubbrüder das geringelte Schwänzchen des Tieres nicht losließ und dazu das Lied sang: „Ringel, ringel Rosenkranz rc." * Lichtenstein, 14. Okt. Kürzlich entwich der vor Jahren in Mülsen St. Jakob ansässig gewesene Fleischermeister N. aus der Heil- und Pflegeanstalt Zschadraß und suchte bei seinem Bruder in Alt stadt-Waldenburg Aufnahme. Von dort wurde der geistig Umnachtete per Geschirr nach Mülsen St. Jakob gebracht, woselbst die Ortsbehörde ihn in die Lichtenstciner Anstalt verwies. Kurz vor seiner Einlieferung entsprang er seinem Begleiter und wollte nach Heinrichsort zu entfliehen. Erst nachdem mehrere kräftige Männer den Bedauerns werten fest ergriffen, konnte er, während er laut „Feuer" schrie, hier in einer Zelle untergebracht werden. * Nödlik, 14. Oktober. Infolge Ablebens des Schutzmanns Floß ist die hiesige Schutzmannsstelle zur Erledigung gekommen und spätestens am 15. November d. Js. wieder zu besetzen. Pensionsbe rechtigtes Gehalt 600 Mark, sowie jährlich 40 Mark Bekleidungszeld. Für Verwaltung der Schul hausmannstelle wird freie Wohnung, Heizung und Beleuchtung gewährt. Geeignete Bewerber, die nicht unter 25 und über 40 Jahre alt sind, wollen ihre selbstgeschriebenen Gesuche unter Beifügung von Führungszeugnissen bis 1. November ds. Js. an den Gemeinderat hier einreichen. Vorstellung der Bewerber wird ohne Aufforderung nicht gewünscht. * Oelsnitz i. 6?. 15. Oktober. Am heutigen Donnerstag sind 25 Jahre verflossen, seitdem auf der Eisenbahnteilstrecke Oelsnitz-St. Egidien der Betrieb begann. Der erste Kohlenzug ward am 15. Oktober abgelaffen, und dies bedeutete für die Bevölkerung damals ein großes Ereignis. Vor Abgang des Zuges war die Schuljugend, geführt von den Lehrern, mit Fahnen ausgestellt und die Mädchenklassen mit Kränzen, mit denen nach Ab singen patriotischer Lieder die Lokomotive und die Wagen geschmückt wurden. Herr Pastor Schlicker hielt hieraus eine dem großen Ereignisse ange messe» e Ansprache. Als der Zug in Lichtenstein eintraf, waren alle dortioen Einwohner, sowie die jenigen von Callnberg am Bahnhof und begrüßten den Zug vor der Weilerfahrt nach St. Egidien mit tausendstimmigem Hurra. * Glar chau, 14. Oktober. Während des Schalterdi nstcs sank gestern nachmittag im hiesigen Postgebäude ei« Postassistent plötzlich bewußtlos zu Boden. Der alsbald herbeigeholte Arzt stellte einen Gehirnkrampf fest, der die Ueberführung des Beamten in seine Wohnung notwendig machte Sein Zustand ist jedoch nicht besorgniserregend. * Thurm, 12. Okt. Der Handelsfrau E. hier ist in der Nacht zum 8. d. M. aus ihrer Wohnung ein Glauchauer Sparkasseubuch mit 160 Mk. Ein lage gestohlen worden. Der Dieb wurde vorgestern in dem Enkel der Bestohlenen, dem 16jährigen Handarbeiter Kober hier, ermittelt nnd zur Haft gebracht. Von dem Buche hatte er mittlerweile 20 Mk. abgehoben und vertan. * Zwickau, 14. Okt. Der Arbeiter Fiegert stürzte gestern, als er mit Dacharbeiten an der Marienhütte in Cainsdorf beschäftigt war, ab und war sofort tot. Er hinterläßt Frau und 3 Kinder * Meerane. Die hiesige Textilarbeiterschaft glaubt, daß mehrere hiesige Firmen Streikarbeit für Crimmitschau unfertigen lassen und droht mit Streik, wenn man davon nicht ablasse. Nament lich die Arbeiter und Arbeiterinnen der Spinnerei und Zwirnerei „Saxonia" glauben Beweise dafür I zu haben, daß die Aktiengesellschaft Streikarbeit» liefere. Sie sind deshalb entschlossen, in den Streik I zu treten, wenn weiterhin die Anforderung an sie I gestellt würde, Streikarbeit anzufertigen. Die Lage» ist bedenklich und zwar schon deshalb, weil einige I Arbeiter von der genannten Firma entlassen worden sind. * Chemnitz, 14. Oktober. Der „Chemnitzer Allg. Ztg." wird aus Dresden geschrieben: „Die ! Wahlrechtsvorlage der sächsischen Regierung, die der Beratung der zum 26. ds. Mts. ins Ministerium des Innern einberufenen Vorkommission zugrunde ; gelegt und später den Kammern unterbreite! werden soll, wird dem Volke eine Enttäuschung bereiten. Sie ist, wie schon feststeht, ein Flickwerk, das f niemanden befriedigen wird. Das ist bereits heute das Urteil sachverständiger Kreise, die den Ent- j wurf kennen und aus ihrem Urteil kein Hehl machen. Es wäre besser, man redete endlich offen. Das Hinziehen schadet nur, es ist nichts mehr zu ver schweigen." * Chemnitz. Der Landwirtschaftliche Kreisverein im Erzgebirge hat in gleicher Weise, wie die land wirtschaftlichen Kreisvereine zu Dresden, Leipzig j und Reichenbach, mit dem Internationalen Stall- schweizerverbande zu Leipzig einen Vertrag ab- > geschloffen, nach welchem unter bestimmten Ver- j einbarungen den Landwirten des Kreisoereins bezirkes Stallschweizerpersonal ohne Zahlung der ! sonst üblichen Vermittelungsgebühren zugewiesen ' und beschafft werden soll, wobei die Vermittelung von nur fachlich ausgebildeten, geschickten und zu verlässigen Arbeitskräften in Aussicht gestellt wird. ; Nähere Auskunft daüber wird in der Kanzlei des Landwirtschaftlichen Kreis - Vereins zu Chemnitz (Zimmerstraße dir. 4,1) und in der Geschäftsstelle des Stallschweizerverbandes zu Leipzig (Mittelstraße Nr. 11) ebenfalls unentgeltlich erteilt. * Mutzschen, 14. Oktober. Die große Glocke der hiesigen Stadtkirche, 94 Zentimeter hoch, 1 Meter 21 Zentimeter weit, aus dem Jahre 1681 stammend, hat am Dienstag nachmittag beim Be- gräbnisläuten einen Sprung erhalten. * Riesa. 14. Oktober. Beim Aufwischen der Zimmer hatte sich vor einiger Zeit ein in einem hiesigen Hotel bedienstetes 17jähriges Zimmermäd chen an einem bunt gestrichenen Ofenschirme die Hand geritzt. Die geringfügige Wunde wurde von dein Mädchen nicht weiter beachtet, es trat aber Blutvergiftung ein, und jetzt liegt die Be dauernswerte im hiesigen Krankenhause unter gräß lichen Schmerzen hoffnungslos darnieder. * Mittweida, 14. Okt. Das diesjährige große Technikum-Anlagenfest hat einen Reingewinn von 3253 Mk. 26 Pfg. ergeben. * Buchholz, 14. Okt. Die bei der Eisenbahn- katastrophe am 24. Juli auf hiesigem Haltepunkte verwundeten Personen sind wieder so weit hergestellt, daß sie ihrer Beschäftigung nachgehen können, bis auf die junge Dame aus Schneeberg, Fräulein Meichsner, welche außer anderen Schäden einen Beinbruch erlitt. Diese befindet sich noch immer im hiesigen Stadtkrankenhause. Es ist aber Aus- ! sicht vorhanden, daß sie unter der sorgsamen Pflege daselbst wieder vollständig genesen wird. Die Generaldirektion der Staatseisenbahnen hat durch einen Vertreter Erkundigungen nach den Verhält nissen der Hinterlassenen der Gelöteten und dem Befinden der Verwundeten einziehen lassen und in Bedürsnissällen auch alsbald Geldunterstützungen gewährt. * Plauen, 14. Okt. Der Soldat Mohr vom 104. Jns.-Regt. aus Chemnitz, der hier auf Urlaub weilte, jagte sich aus uubekaunten Gründen eine Kugel in den Kopf. Schwerverletzt wurde der Soldat in das hiesige Garnisonlazarett geschafft. — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich heute vormittag in der Pfaffenfeldstraße. Vor einem Eisenbahnzuge der Linie Plauen-Greiz-Gera scheuten die Pferde eines mit Eisenträgern beladenen Last wagens und gingen durch. Dabei wurde die Ehe frau des Cemeutarbeiters Hase aus dem Nachbar- ! orte Tiergarten von den Pferden umgcriffen und ihr von einem Wagenrade der linke Arm voll- i ständig vom Rumpfe getrennt. Auch an der Brust erlitt die bedauernswerte Frau schwere Verletzungen. * Bautzen. Eine eigenartige Ueberraschung wurde vor einigen Tagen einem hiesigen Dienst mann zu teil. Kommt da ein Jungfräulein mit einem umfangreichen Paket, übergibt dem Dienst mann dasselbe mit der Weisung, es nach einem Hause des Neugrabens zu schaffen, bezahlt die Dienstleistung und empfiehlt sich. Der Dienstmann begibt sich aus den Weg, doch schon nach kurzer Zeit bewegt es sich in dem Paket und eine sehr klägliche Stimme ertönt. Möglichst schnell eilt nun der Dienstmann beflissen an den Ort seiner Be stimmung, um das lebende Gepäck an den Mann zu bringen. Doch war in dem angegebenen Hause und in der Nachbarschaft der Adressat nicht zu er mitteln und so wurde das etwa ^jährige Kleine der Polizei übergeben, welche nun die Mutter des- .. selben ausfindig zu machen bestrebt ist. Gerichtssaal. 8 Zwickau, 15. Okt. Feldwebel Lorenz vom s hiesigen 133. Regiment wurde am DienStag vom Kriegsgericht in Cb mnitz wegen Soldatenmißhand- lungen zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. — Morgen beginnt vor der hiesigen 3. Strafkammer der Prozeß gegen den RechtSanwalt Leonhardt aus Meerane, der unter Beschuldigung von Amtsvergehen verhaftet, aber gegen Kaution freigelassen worden ! war. Da der Angeklagte sich jetzt in Holland aushält, wird in contumaciam gegen ihn verhandelt. ES sind gegen 20 Zeugen geladen. Z Majestätöbelcidigung. Dresden, 14.Okt. ; Wegen Beleidigung Sr. Majestät deS Königs Georg wurde die 53jährige ZiegeldcckerSehefrau Amalie i Bormann aus Meißen zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. 8 Leipzig. Dem „Vorwärts" zufolge wurde j gegen die Redakteure Seeger und Jäckh der I „Leipziger Volkszeitung", die die Auskunft über I