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.WMstmErMulcr Anzeiger Tageblatt für Lnßen^ein-KrnMkül, Gberlungwih, Kersdors, Lermsdorf, Wernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim re. i« VI» M» — , Wettverbreitetes Insertions-Organ für amtliche und Privat-Anzeige«. m Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. Abonnement: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Psg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. 25 Mk. excl. Bestellgeld. Jusertiousgebühre«: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum sür den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis vor«. 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Donnerstag, den 12. November 1903. G-WME B°hn,k. s. zo. Jahrgang. Nr. 263. Fernsprecher Rr. ISl. Bekanntmachung. Die längs der Hohen Straße, im Südmesten des alten Friedhofs der Trinitatisgemeinde ge legene Abteilung auf der in den 1860er Jahren Erwachsene beerdig: worden sind, soll demnächst, soweit die Gräber ihrem Zustande und der Liegezeit nach verfallen sind, eingeebnet und zur Beerdigung von Kindern unter 2 Jahren benutzt werden. Diejenigen, welche auf der genannten Abteilung Gräber von Angehörigen von der geplanten Wiederbelegung ausgenommen zu sehen wünschen, werden hiermit aufgefordert, ihre diesbezüglichen Anträge bis zum 15. November d. I. auf dem Trinitatispfarramt anzubringen. Der Kirchenvorstand der Trinitatisparochie N. Schmidt. Die Operation unseres Kaisers. Die langsame Besserung im Aussehen der >'nken Stimmlippe hält an, so lautet das Bulletin des gestrigen Vormittags. Demselben Berichte zufolge hat der Kaiser auch die gewohnten Spazier- gänge im Freien wieder ausgenommen. Da der Monarch auch die Regierungsgeschäfte ohne Ein schränkung fortführt, die regelmäßigen Vorträge entcsegennimmt und die gewohnte Lebensweise wieder ausgenommen hat, so wird die Veröffent lichung von Bulletins hoffentlich bald eingestellt werden können. Bis die Wunds, die durch die Entfernung des Polypen entstanden ist, vollständig wieder zuheilt, werden noch einige Tage vergehen; das entspricht aber nur dem normalen Heilungs verlauf. Von irgendwelchen Komplikationen oder unerwarteten Schwierigkeiten ist keine Rede. In wenigen Tagen ist der Kaiser wieder vollkommen hergestellt und von dem operativen Eingriff auch die letzte Spur gewichen. Ebenso liegt nicht der geringste Anlaß zu der Befürchtung vor, daß sich ähnliche Neubildungen wiederholen könnten. Der extrahierte Polyp ist mit allen Fasern und Wurzeln vollständig entfernt, es ist jede Möglichkeit aus geschlossen, daß er zu weiteren 'Neubildungen Ver anlassung geben könnte. Im ganzen deutschen Volks herrscht über den glücklichen Ausgang der Krankheit, die uns des halb so erschreckte, weil sie, äußerlich betrachtet, an Kaiser Friedrichs Leiden erinnerte, die freudigste Genugtuung. Die deutschen Bundessürsten, allen voran der greise Prinzregent von Bayern und König Georg von Sachsen, haben dem Kaiser ihre herzlichsten Glückwünsche zu der so wohlgelungenen Operation übersandt, die gleichzeitig die beruhigende Gewißheit erbrachte, daß das Siimmlippenleiden des Kaisers durchaus harmloser Natur ist. Auch im Auslände bekundet sich lebhafte An teilnahme und Freude über den Ausgang des Leidens und die Zerstreuung aller Befürchtungen. Wir sagen es gern, daß es in ganz besonderem Maße die englische Presse ist, die warme und sympathische Artikel in dieser Beziehung veröffent licht. Sehr herzlich lauten selbstverständlich die Preßstimmen in den beiden befreundeten Dreibund staaten. Aber auch in allen andern Kulturländern der Erde hat die Erkrankung und glückliche Wieder genesung des deutschen Kaisers herzliche Anteil nahme und aufrichtige Freude erweckt. Zwischen dem deutschen Kaiser aber und seinem Volke haben die jüngsten Tage ein neues festes Band un zertrennlicher Zusammengehörigkeit gewoben, und der Kaiser, der erst unlängst das schöne Wort ge sprochen: „Ich und meine Söhne gehören dem deutschen Volke", hat aufs neue die Erfahrung gewonnen, daß andererseits daS deutsche Volk ihm gehört. Von einstmals. (Nachdruck verboten.) Wenn cs natürlich ist, daß bei der ersten Kunde von der glücklicherweise ganz leichten Operation des Kaisers sich die Gedanken Tausender zu der Gestalt Kaiser Friedrichs hinwandten, so erfüllte doch sofort ein Gefühl der Beruhigung die Ge müter. Um zu zeigen, daß hier ganz verschiedene Fälle vorliegen, sei einiges aus dem Schmerzens jahr deS edlen Dulders klargestellt, was im Ver lauf der seit dem Frühjahr 1887, wo die Krank heit des damaligen deutschen Kronprinzen anhob, verflossenen 16 Jahre ziemlich in Vergessenheit ge raten ist. Kaiser Friedrichs Aeußere erschien schon ge raume Zeit vor dem Auftreten des Leidens ver ändert, der hohe Herr war mit einem Male, ohne daß man es hatte kommen sehen, gealtert. Es schien, als ob er, der 57 jährige, in kurzer Zeit um 3, 4 Jahre älter geworden wäre, doch war sein launiges, humorvolles Wesen davon in keiner Weise betroffen. Dann kam zum Frühjahr 1887 die erste Kunde von dem Kehlkopfleiden, über dessen Art und Behandlung sofort ein heftiger Zwist ent stand. Von der eingetretenen Neubildung wurde nur ein Stückchen entfernt, dessen Untersuchung durch den Professor Virchow, den noch nicht lange verstorbenen großen Gelehrten, das Vorhandensein einer bösartigen Zusammensetzung nicht ergab. Dem gegenüber vertraten deutsche chirurgische Autoritäten, an der Spitze der Proseffor von Bergmann, die Anschauung, daß die Untersuchung eines solchen kleinen Teils der Neubildung für die Beurteilung des Gesamt-Charakters der Krankheit nicht ent scheidend sein könne, sie betonten, daß nach ihrer Ueberzeugung eine bösartige Neubildung vorliege, der nur durch einen operativen Eingriff in den Kehlkopf Einhalt getan werden könne. Darauf erfolgte die Hinzuziehung des eng lischen Spezialisten Morell Mackenzie, der ebenfalls inzwischen gestorben ist, und dieser vertrat die An schauung, daß eine bösartige Neubildung nicht vorliege. Er hoffte, das Leiden durch Luftver änderung und Entfernung lediglich der Neubildung heilen zu könmn. Diese verschiedenen ärztlichen Gutachten wurden dem durch die Krankheit seines Sohnes schwer erschütterten greisen Kaiser Wilhelm I. unterbreitet, der die Entscheidung dem Kronprinzen überließ. Auf eine erneu.e Befragung der deutschen Autoritäten empfahlen diese nochmals eine durch greifende Operation, die sie nach menschlicher Be rechnung als erfolgreich und glücklich verlausend bezeichnen zu können glaubten, gaben aber zu, daß noch Zeil sei, diesen Eingriff vorzunehmen. Sie forderten aber sofortige Mitteilung jedweder Ver änderung in der Erkrankung. Darauf entschied sich der Kronprinz, zunächst noch warten, es mit der Mackenzie'schen Kur versuchen zu wollen. Im Frühjahr fand in London die Feier des fünfzigjährig?» Regierungs-Jubiläums der Königin Viktoria, der Schwiegermutter Kaiser Friedrichs, statt, und zur Teilnahme an derselben begab sich das kronprinzliche Paar nach der Themse. Kaiser Wilhelm I. und sein Sohn haben sich seit diesem Abschiede nicht wiedergesehen. Bei dem glänzenden Umzuge der Königin in London ritt der deutsche Kronprinz noch in Kürassier - Uniform zusammen mit seinen Schwägern am Wagen der englischen Herrscherin, es war das letzte Mal, daß er in so strahlender Wege vor der Oeffentlichkeit erschien. Nach Abschluß der Londoner Festlichkeiten be gaben sich der Kronprinz und die Kronprinzessin mit vr. Mackenzie zu längerem Aufenthalt in die reine Gebirgsluft des schottischen Hochlandes, und die Berichte von dort lauteten nicht ungünstig. Aber weder hier, noch in, der nächsten Zukunft entsprach Or. Mackenzie der gestellten Bedingung, sofort von jeder Aenderung in den Krankheits erscheinungen Mitteilung zu machen. Ob er sich im besten Glauben befunden, ob er für alle Fälle doch noch Hoffnungen gehegt, genug, die vielleicht wichtigste Zeit während der Krankheit verlief ohne weitere ernstliche chirurgische Eingriffe. Zum Herbst begab sich die kronprinzliche Fa milie nach Toblach in Süd-Tirol, von dort nach Venedig. Deutsche, die den geliebten Herrn in dieser Zeit gesehen, schilderten in Briefen, daß der Kronprinz noch mehr verändert sei, doch wurde das wieder von anderen bestritten. Die Aufregung, die sich von dieser Zeit ab der deutschen Nation zu bemächtigen begann, läßt sich nicht schildern, man muß sie selbst erlebt haben. Von Venedig begab sich die kronprinzliche Familie nach San Remo, um dort in der Villa Zivio die schmerz lichsten Wochen zu erleben. Neben vr. Mackenzie waren jetzt auch deutsche Aerzte dem hohen Patienten beigegeben, und der heutige Professor vr. Krause war es, der dann den Luftröhrenschnitt unternahm, die Kanüle in die Luftröhre einführte, als der Kranke von Atemnot befallen wurde. Die Operation verlief glücklich, aber der Eindruck der Nachricht in Deutschland war fürchterlich. All gemein drängte sich der Gedanke auf: Zu spät! Aber so hing man an „unserem Fritz", daß man auch dann die Hoffnung nicht ausgeben wollte. Mochte der Kronprinz in der sreien Beherrschung der Sprache behindert sein, wenn er uns nur er halten blieb. Unser heutiger Kaiser hat damals seinen kranken Vater wiederholt an den blauen Gestaden des Mittelmeeres besucht. Die Gewißheit, welche Krankheit den Liebling des Volkes befallen, erfuhren wir erst nach dem Hinscheiden Kaiser Wilhelms I. im März-Beginn 1888, als der kranke Kaiser nach einem herzlichen Abschied von König Humbert von Italien nach Deutschland, unter Schnee und Eis, zurückkehrte. Zur selben Stunde, in welcher die sterblichen Ueber- reste des ersten Hohenzollernkaisers in der Mitter nacht zum 12. März nach dem Berliner Dom über führt wurden, traf Kaiser Friedrich im Charlotten burger Schloß ein, das er zwei Wochen vor seinem Tode mit dem Neuen Palais in Potsdam ver tauschte. Schwere, qualvolle Stunden hat er hier verlebt, bis er an einem lieblichen Vormittag des Rosen-Monats seinen Atem aushauchte. Herzlichste Teilnahme seines Volkes hat ihm aber auch die Gewißheit verschafft, daß sein Name unvergänglich im Gedanken der deutschen Nation fortleben werde. So war es damals ... An diese Zeit dann und wann zurückdenken, ist uns eine Ehre; daß die damaligen Sorgen mit diesem Erinnern nicht verbunden zu sein brauchen, ist uns eine Freude. Zu dem Aufstand in Deutsch-Südwestafrika erhalten die „Berl. N.Nachr." von einem Deutschen, der an Ort und Stelle als großer Farmer Er fahrung gesammelt hat, eine Zuschrift, in der es heiß:: Der Stamm der Bondelzwarts mit dem Hauptort Warmbad ist der größte der Hottentotten, ihr Gebiet das ausgedehnteste. Ebenen wechseln mit unzugänglichen Gebirgen, die sich zum Klein- krieg, wie ihn die Hottentotten lieben, vorzüglich eignen. Das große Land ist, vom landwirtschaftlichen Standpunkt betrachtet, äußerst arm, denn der Regen fall ist meist unzureichend. Gerade jetzt hat Warm- bad eine harte Zeit zu bestehen; drei Jahre lang ist kein hinreichender Regen gefallen. Mit dem Gummi der Akazien, dem Fleisch gefallener Tiere, ja leibst den geklopften und gekochten Fellen der Rinder und Ziegen fristen die Hottentotten not dürftig ihr Leben. Das Vieh ist erschreckend mager. Früher lebten die Hottentotten größtenteils von der Jagd, doch seit das Gouvernement den Munitionsverkauf aus naheliegenden Gründen möglichst erschwert und verteuert hat, kommt dieser Teil des Lebensunterhalts weniger in Betracht. Die Hottentotten leben auch vom Fischfang, ferner stellen sie den Perlhühnern nach, den Gänsen und Enten, dem Klippdachs, einer großen Rattenart, und dem Leoparden, dessen Fleisch sie leidenschaft lich lieben. An sich sind eS friedliche Menschen, die keinem ein Haar ohne Ursache krümmen. Es läßt sich leben mit den Hottentotten, auch mit den Bondelzwarts. . . Es kommt nicht sowohl aus die direkte Ver anlassung, als vielmehr auf die tiefer liegenden Ursachen des Aufstandes an. Da müsfen wir unS stets der Pflichten bewußt bleiben, die wir als kolonisierende Macht haben. Dies ist aber un möglich mit Beamten, die unzureichend vorgebildet sind und die versetzt werden, oft bevor sie sich noch genügend haben einarbeiten können. Ebenso stark ist der Wechsel unter den Offizieren. Darf eS da Wunder nehmen, daß unter Weißen und Farbigen Unzufriedenheit herrscht? Selbst die tüchtigsten Beamten können unter diesen Umständen ihrer Aufgabe nicht gerecht werden. Dagegen schreibt Leutnant a. D. Gentz, daß die Bondelzwarts der widerspenstigste, faulste, ver- logendste und vertrunkendste Hottentottenstamm sind. Sie leben zumeist von Plünderungen und Vieh diebstählen. Der alte, verständige Kapitän Willem Christian ist tot, sein Nachfolger ein der deutschen Herrschaft sehr unfreundlicher Geselle. Gouverneur Leutwein meldet, daß er eine Be stätigung der englischen Nachrichten nicht erhalten hat. Wie der deutsche Generalkonsul in Kapstadt mitteill, sind die Bondelzwarts in die Kapkolonie eingefallen ; eS fand ein Kampf mit der dortigen Polizei statt. Sächsischer Landtag. Dresden, 10. November. In den Räumen des alten Laudtagsgebäudes in der Landhausstraße zog heute, nach 1^/°jähriger Pause, wieder neues Leben ein. Im Direktorialzimmer der zweiten Kammer hatten sich im Laufe des Nachmittags die Mitglieder der Einweisungskommisston einge stellt, und dieser Kommission gegenüber hatten die einzelnen Abgeordneten, je nach ihrem Eintritt, sich angemeldet und legitimiert. Abends 6 Uhr wurde die Einzeichnungsliste geschlossen, und es fand unter dem Vorsitz des Geh. Hofrats Dr. Mehnert, in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Einweisungskommission, die erste öffentliche Präliminarsitzung der zweiten Kammer, unter Teil nahme von 79 Mitgliedern, im großen Sitzungs saale statt. Der Vorsitzende hielt hierauf folgende Ansprache: „Im Namen der Einweisungskommission heiße .ich Sie alle, die Sie, dem Rufe unseres er- lauchten Herrschers folgend, hierhier gekommen sind, um sür das unzertrennliche Wohl von König und Vaterland zu raten und zu taten, herzlich willkommen. Unsern Eingang in dieses Haus segne Gott, wie er gleichermaßen segnen möge unsern dereinstigen Ausgang aus diesem Hause! Tiesschmerzliche Ereignisse haben, seit dem wir von hier auseinander gegangen sind, unsern König und sein Haus, unser Land und Volk schwer heimgesucht. Den so trüben Zeiten sind mit Gottes Hilfe wieder lichtere Tage ge folgt, die einen freundlicheren Ausblick in die Zukunft gewähren. In unwandelbarer Treue aber werden wir, mögen die Zeiten kommen, wie sie wollen, im Frieden und im Sturm, in guten und in bösen Tagen allezeit unentwegt stehen zu unseres erlauchten Königs Majestät. So lassen Sie uns denn auch heute unser Tage werk mit solchem Gelöbnis beginnen, indem wir uns von unseren Plätzen erheben und begeistert einstimmen, in den Ruf: Unser allergnädigster König und Herr, er lebe hoch!" Der Vorsitzende gedachte hierauf der während der seit der letzten Tagung verflossenen Zeit ver storbenen Abgeordneten, des Herrn Kommerzienrats Fabrikanten Kellner in Schönberg, welcher am 27. Oktober 1902 verschied, sowie des am 28. November 1902 verstorbenen Gutsbesitzers und Gemeindevor standes Frenzel aus Dorf Wehlen. Das Plenum gab dem erlittenen Verluste durch Erheben von den Plätzen Ausdruck. Durch Auslosung fand alsdann die Teilung der Kammer in fünf Abteil ungen statt, welche sich, während die Sitzung auf 10 Minuten unterbrochen wurde, in ihre Abteil ungszimmer zurückzogen, um sich zu konstituieren. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde das Er gebnis der vollzogenen Wahlen verkündet. Danach waren zu Vorsitzenden der fünf Abteilungen ge wählt die Abgeordneten: Dr. Mehnert, Dr. Stoeckel, Opitz, Dr. Schober und Bochmann. Mit Ver-