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Nr. 21. — 1. Jahrgang. Der Neukölln-Berlin« 25. Mai 1923 Deutsche Erwerbsgartenbau 38. Jahrgang der Wochenzeitschrift des Verbandes deutscher Gartenbaubetriebe Hauptgeschäftsstelle: Neukölln-Berlin, Bergstraße 97-98. — Fernsprecher: Amt Neukölln Nr. 1123. — Postscheckkonto: Berlin Nr. 29 86 Mitteilungsblatt des Reichsverbandes deutscher Gartenbaubetriebe sowie des Bayerischen Gärtnerei-Verbandes, des Verbandes württembergischer Gartenbaubetriebe, des Verbandes badischer Gartenbaubeiriebe, der Verbindung der selbständigen Gärtner Hessens, der Vereinigung Pfälzer Gärtnereibesitzer, des Gartenbau-Verbandes für den Freistaat Sachsen und zahlreicher gärtnerischer Sonderzüchtervereinigungen; Verkündungshlatt der Gartenbau -Berufsgenossenschait, Sitz Cassel, der Gärtner- krankenkasse, Sitz Hamburg. — Bezugspreis: Deutschland und Deutsch-Oesterreich monatlich 900.00 Mark, Ausländ nach Währung. Einzel-Nummer: freibleibend. — Die Mitglieder des „Verbandes deutscher Gartenbaubetriebe" und der süd deutschen gärtnerischen Verbände erhalten den „Deutschen Erwerbsgartenbau" für den Mitgliedsbeitrag kostenfrei zugestellt Auszüg• aus dem Inhalt dei .Deutsches Erwerbsgartenbaues" nur bei aualührL. Quellenangabe, Nachdruck von Artikels nur mit besond. Genehraigunf der HauptachriftleitusJ gestattet. Gärtnertag des Reichsverbandes deutscher Gartenbaubetriebe am 5. August 1923 in Erfurt + Nähere Mitteilungen in den nächsten Nummern des „Deutschen Erwerbsgartenbaues" Aufruf! Am Sonntag, den 6. Mai ging über unserer Gegend ein furchtbares Hagelwetter nieder. Hagelstücke in Grösse von Hühnereiern fielen so dicht, dass fast sämtliche Glasscheiben auf Gewächshäusern und Frühbeeten zer trümmert wurden. Dabei trat das Unwetter so schnell auf, dass ein Zudecken der Anlagen nicht möglich war, in einem Zeitraum von 6—8 Minuten waren die meisten Gärtnereien Trümmerhaufen. Aufgelegte Strohdecken wurden durchschlagen und boten keinen Schutz. Ein grosser Teil der unter Glas befindlichen Pflanzenbestände ist ebenfalls vernichtet. Der Glasschaden allein wurde mit 60 Millionen, der Gesamtschaden aber auf 95 Millionen Mark durch einen Sachverständigen der Landwirtschaftskammer Halle (Saale) festgestellt. Im Namen der schwer Geschädigten richte ich an alle Kollegen die Bitte, dieselben nach Möglichkeit mit Barmitteln zu unterstützen; aber auch mit Jungpflanzen aller Art wäre den Betroffenen gedient Es bedenke jeder Kollege, dass auch er ständig in Gefahr schwebt, von Naturgewalten in seiner Existenz bedroht zu werden. Geld- und Pflanzensendungen bitten wir an den Unterzeichneten zu adressieren. Naumburg a. S., den 18. Md 1923. I. A.: Fritz Wolf, Gartenbaubetrieb, Vorsitzender der Ortsgruppe Naumburg a. S. des Verbandes deutscher Gartenbaubetriebe. Die Preisbildung in der Praxis. Von Otto Haug in Stuttgart Es erscheint eigentlich überflüssig, heute noch über Preisbildung zu schreiben, denn die Anwendung der T.-Z. der Abtlg. für Wirt schaft ist heute jedem Gärtner bekannt und ermöglicht ihm, den Preis zu errechnen, den die Ware kosten muß. Nichts ist somit leichter als die Preisfestsetzung für unsere Produkte — in der Theorie. In der Praxis sind noch einige Faktoren zu berücksich tigen, die einen wesentlichen Einfluß auf die Preisbildung haben. Diese sind vor allem die Menge und Art der Erzeugnisse, die ört lichen Verhältnisse, die jeweilige Konjunktur und die Aufnahme fähigkeit des Marktes. Hier setzt nun die wichtige Arbeit der Ver trauensmänner ein, die in den örtlichen Gruppen Gelegenheit nehmen, die oben genannten Faktoren in geeignete Bahnen zu lenken und jeweils richtig einzustellen. Diese Aufgaben werden in monat lichen oder — in der gegenwärtigen Hauptzeit — in wöchentlichen Zusammenkünften bearbeitet und gelöst Daß auch in der Praxis die theoretischen Ziele' wenigstens annähernd erreicht werden können, zeigen eine Reihe Zuschriften von Vertrauensmännern, welche in ihren Gruppen infolge Einigkeit und Zusammenhalt auf diese Weise die besten Erfahrungen gemacht haben. Leider erhalten wir auch Berichte, in denen über Kollegen geklagt wird, die trotz aller Vereinbarungen ihre Ware unter dem festgesetzten Preise anbieten, weh sie in der Angst leben, es könnte von ihren in planloser Menge erzeugten Waren etwas übrig bleiben und nicht verkauft werden. Und wer sind diejenigen, welche auf diese Weise in verblendeter Kurzsichtigkeit nicht nur sich, sondern auch ihre Kollegen schädi gen und ihnen in den Rücken fallen? Die Antwort ist leicht. Es sind immer dieselben; es sind diejenigen, welche bei jeder Gelegen heit darüber jammern, daß si kein Brett und keinen Koks mehr kaufen können und am lautesten nach Hilfe vom Verband rufen. Man sollte es nicht für möglich halten, daß den Bestrebungen der Gärtner, existenzfähig zu bleiben, in den eigenen Reihen Gegner erstehen und solche da sind, welche durch Unterbietung zu ihrem Vorteil im Trüben fischen wollen. Durch solche Elemente darf sich