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Nr. 20. — 1. Jahrgang. Der Neukölln-Berlin, 18. Mai 1923 Deutsche Erwerbsgartenbau 38. Jahrgang der Wochenzeitschrift des Verbandes deutscher Gartenbaubetriebe Hauptgeschäftsstelle: Neukölln-Berlin, Bergstraße 97-98. — Fernsprecher: Amt Neukölln Nr. 11 23. — Postscheckkonto: Berlin Nr. 2986 Mitteilungsblatt des Reichsverbandes deutscher Gartenbaubetriebe sowie des Bayerischen Gärtnerei-Verbandes, des Verbandes» württembergischer Gartenbaubetriebe, des Verbandes badischer Gartenbaubetriebe, der Verbindung der selbständigen Gärtner» Hessens, der Vereinigung Pfälzer Gärtnereibesitzer, des Gartenbau-Verbandes für den Freistaat Sachsen und zahlreichen gärtnerischer Sonderzüchtervereinigungen; Verkündungsblatt der Gartenbau-Berufsgenossenschaft, Sitz Cassel, der Gärtner krankenkasse, Sitz Hamburg. — Bezugspreis: Deutschland und Deutsch-Oesterreich monatlich 900.00 Mark, Ausland nach Währung. Einzel - Nummer: freibleibend. — Die Mitglieder des „Verbandes deutscher Gartenbaubetriebe“ und der süd deutschen gärtnerischen Verbände erhalten den „Deutschen Erwerbsgartenbau" für den Mitgliedsbeitrag kostenfrei zugestellt» Auszüge aus dem Inhalt des .Deutschen Erwerbsgartenbaues“ nur bei ausführl. Quellenangabe, Nachdruck von Artikeln nur mit besond. Genehmigung der Hauptschriftleitume gostattef- Pfingsten 1923. Mit Maiengrün schmückt der Mensch zum Pfingstfest seine Woh nung. In froher Hoffnung begrüßt freudigen Herzens die Mensch heit die Vorboten des Sommers. Wenn alles grünt und blüht, wenn die Natur erwacht ist und neues Leben uns überall, wo wir hin blicken, entgegenlacht, fassen wir frischen Mut und suchen neue Kraft zu finden für den Kampf ums Dasein. Die Herbeischaffung alles Notwendigen für den Lebensunterhalt unserer Familie sowohl als auch für den weiteren Ausbau unserer Betriebe stellt in der augenblicklichen Zeit größere Anforderungen an uns als in ruhigen, geordneten Zeiten. Die Ungewißheit, mit der die Zukunft umgeben «st, bedeutet für so viele das schwerste Hindernis. Wir müssen uns rüsten zu zielbewußter Arbeit, wir müssen mit Vorbedacht bemüht sein, unsere Existenz zu erhalten und zu festigen. Der Gärtner ist, solange er auf seinem eigenen Grund und Boden steht, besser be fähigt, über schwere wirtschaftliche Entwicklungsperioden hinweg zukommen als ein anderer Geschäftsmann, der eigenen Grund und Boden nicht besitzt Dieser Umstand muß uns mit froher Hoffnung erfüllen und wir müssen alles daran setzen, fest auf unserer Scholle zu stehen und dem Boden soviel als möglich abzuringen. Wenn es auch manchmal so scheint, als wenn berghohe Hindernisse sich uns in den Weg stellen, wenn oftmals die Beschaffung der nötigen Be darfsartikel fast unmöglich scheint, so werden sich doch immer Mit tel und Wege finden, die den Fortbestand des Geschäftes ei-mög lichen. Insbesondere muß jeder dafür besorgt sein, seine Erzeug nisse so vorteilhaft wie möglich zu verwerten. Die höchsten Preise, die zu erreichen sind, werden aber erst dann erzielt werden, wenn durch Organisation von Anzucht und Verkauf der Ware die Kol legen geschlossen als ein einheitliches Ganzes auf den Plan treten. Die Zeiten erfordern ein festes Zusammengehen des gesamten Be rufsstandes.' Gemeinschaftsarbeit zum Nutzen Aller und nicht zu letzt zum eigenen Vorteil muß jetzt die Losung sein. Wer heute allein gehen will, wird einen viel schwereren Kampf führen müssen, als wenn er sich zur Gemeinschaftsarbeit entschließt. Schwere Zeiten werden durch eine festgefügte Gemeinschaftsorganisation viel leichter überwunden als durch einen gegenseitig aufreibenden Kampf der einzelnen Berufsglieder untereinander. Wenn bei den Pfingstbesuchen, die sich die Berufskollegen gegenseitig machen, diese Fragen erörtert werden, und wenn sich die Erkenntnis der Notwendigkeit des Zusammenschlusses Geltung verschafft; dann wird es vorwärts gehen. -dt. Teuerungszahlen. Mit wachsendem Interesse haben unsere Gruppen und unsere Mitglieder die Arbeiten der Abteilung für Wirtschaft des Reichsver bandes deutscher Gartenbaubetriebe verfolgt Es darf mit Befrie digung festgestellt werden, daß sie in allen Teilen des Reiches die beste Aufnahme gefunden haben. Die bei uns laufend eingehenden Berichte lassen erkennen, daß die Anregungen und die Ziele, die in der im Dezember herausgegebenen und schnell vergriffenen Denk schrift zusammengestellt worden Waren, überall auf fruchtbaren Boden gefallen sind, und daß die Unterverbände in Nord und Süd — fast schneller, als man es erhoffen konnte — den Anregungen Folge geleistet und das Schwergewicht ihrer Arbeit auf diese Wirt schaftsfragen gelegt haben, deren erfolgreiche Durchführung allein den Beruf in bessere Zeiten hinüberretten kann. Mehr und mehr haben sich die Teuerungszahlen, deren Berech- nungsart von Georg Rupflin nach umfangreichen Vorarbeiten in feste Form gebracht worden ist, in allen Zweigen des Berufes durchgesetzt und manchem Betriebe, dem Verfall, drohte, neue Le benskraft gegeben. Wenn das Frühjahrsgeschäft, dem mau im Herbste nur mit schwerster Sorge entgegengesehen hat, befriedige«« der ausfallen konnte, so muß es zu nicht geringem Teile den Teue, rungszahlen zugeschrieben werden, die — gegenüber frühere« Jahren — bereits jezt zu einer einheitlicheren und angemessenere« Preisbildung unserer Erzeugnisse geführt haben. Die Abteilung für Wirtschaft hatte sich bisher darauf beschränkt, diese Zahlen im Verbandsorgan zu veröffentlichen, weil es ihr notwendig erschien, über ihre Anwendungsmöglichkeit in der Praxis zunächst ausrei- chende Erfahrungen zu sammeln. Es hat sich nunmehr ge zeigt, daß sie allen Anforderungen genügt habe« und ihrer Aufgabe in jeder Wejsle gerecht gewor den sind. Nicht nur der größte Teil unserer Unterverbände hat sie bei Beharrlichkeit mit bestem Erfolge anwenden können, sonder« auch bei amtlichen Behörden der Länder und Städte haben sie Be« achtung und — das ist das Wichtigste — volle Anerkennung und Zustimmung gefunden. Nachdem sich so unsere Teue rung s z an 1 e n auf das Beste bewährt haben und dig Berechnungsart ineinerbesonderenSitzungnoc« einmal überprüft Worden ist, hält es der gea schäftsführende Vorstand des Reichsverbandes deutscher Gartenbaubetriebe nunmehr für zweck dienlich und notwendig, die Teuerungszahlen i« alle Kreise des deutschen Erwerbsgartenbaues zu tragen, damit sie baldigst die allgemein gül tige und alleinige Grundlage für die Preisbil dung gärtnerischer Erzeugnisse bilden werden. Der Abdruck unserer Teuerungszahlen wird in der fachwissen, schaftlichen Presse infolgedessen fortan gern gestattet werden, af« lerdings unter Einhaltung gewisser Bedingungen; denn die wirft schaftlichen Maßnahmen müssen in straffster Organisation gehand habt werden, wenn sie ihre volle Wirkung haben sollen. Der Ham mer darf nicht aus der Hand gegeben werden! Jeder deutsche Erwerbsgärtner muß die Teuerungszahlen für seine Berechnungen als Richtschnur wählen, auch wenn er nicht auf die Organisationen unseres Reichsverbandes eingeschworen ist; denn er vergibt sich nichts, wenn er eine Sache unterstützt, die den allgemeinen Wohle des Berufes dient! Es braucht nicht betont zu werden, daß wir in den Teuerungsy zahlen kein Allheilmittel für alle Nöte des Berufes sehen. Das letzte und entscheidende Wort bei der Preisbildung unserer leicht verderb- liehen Erzeugnisse werden stets Angebot und Nachfrage sprechen, auf die unsere Teuerungszahlen keinen unmittelbaren Ein# fluß haben. Hier kann nur durch planmäßigen Anbau und gemeinschaftlichen Absatz geholfen werden. Das sind die beiden großen Aufgabengebiete, die die Abteilung für Wirft schäft im vergangenen Jahre bereits aufgegriffen hat und die ui weit schwerer einer günstigen Lösung entgegengeführt werden kön- nen. Aber der wachsende Erfolg dieser Arbeiten in den yergange- nen Monaten läßt auch hier die Hoffnung zu, daß es schnell voc wärts geht, wenn die Berufsangehörigen zusammenhalten. Di Teuerungszahlen geben mit Hilfe der Grundpreislisten jedem Gärk ner die Möglichkeit, den Beruf und sich selbst vor Preisschleu derei zu bewahren; sie lassen mit Leichtigkeit erkennen, von welchen Erzeugnissen dem Markte größere Mengen entzogen werden müs- sen, um deren Rentabilität zu sichern, so daß uns die Teuerungse zahlen bei allen weiteren Arbeiten zur Regelung der Marktverhälft nisse das beste Hilfsmittel sein werden. -n. Gegen den Wucher mit Frühobst und -gemüse. Das Landespolizeiamt hatte dem Amtlichen preußischen Presse dienst folgende Mitteilung zugehen lassen: In jedem Jahre tritt er fahrungsgemäß Wucher mit Frühobst und Frühgemüse in die Er-