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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190309083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030908
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-08
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.09.1903
- Autor
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Kurz zuvor hatte man in deren Nähe einen Unbe- kannten von fragwürdiger Erscheinung angetroffen, der auf die Frage, was er da zu suchen habe, antwortete, er habe sich verlaufen, worauf er un behelligt blieb. Gleich darauf sah man aus den Dachluken der Scheune das Feuer herausschlagen. Während man noch mit dem Ablöschen beschäftigt war, ertönte aufs neue der Ruf „Feuer". Dies mal bildete den Brandherd eine Herrn Gutsbesitzer Lauteritz gehörige Getreideseime. Gegen halb 2 Uhr nachts ertönte erneuter Feueralarm und wurde von dem dritten Schadenfeuer der bereits zum Kalamitosen gewordene Herr Klemm abermals be troffen. Ihm wurde noch eine Strohfeime wegge- feuert. Die kurze Aufeinanderfolge der Brände läßt als Entstehungsursache keine andere Annahme wie Brandstiftung zu. * Lichtentanne, 5. Sept. Für 300 M. Roh material hat ein in Zwickau wohnender Arbeiter des König Albert-Hüttenwerkes gestohlen und an einen Zwickauer Althändler verkauft. Beide, Dieb und Hehler, wurden verhaftet. * Mylau, 5. Sept. Dem Königlichen Mini sterium des Innern hat der Kreisausschuß Zwickau das Gesuch der Gemeinde Lambzig wegen Ver einigung mit der Stadt Mylau unterbreitet. Der Bezirksausschuß hatte sich gegen diese Vereinigung ausgesprochen. * Schneeberg, 6. Sept. Der Oberpfarrer an der St. Wolfgangskirche, Herr Superintendent Kirchenrat lie. tkeol. Noth, tritt, nachdem er sein Amt 25 Jahre lang verwaltet hat, Ende Dezember in den Ruhestand. Von den Bewerbern um die Stelle sind vom ev.-luth. Landeskonsistorium die Herren Pfarrer Kaiser in Reichenbach, Thomas in Aue und Hoshilssprediger Rosenkranz in Dresden in Vorschlag gebracht worden. * Zittau. In der Angelegenheit des vor Monaten aus Waltersdorf verschwundenen Pastors Agsten gelangt man jetzt allgemein zu der Annahme, daß Agsten bei seinen unvorsichtigen Ausflügen nach Böhmen, wohin auch die letzten Spuren weisen, das Opfer eines Verbrechens geworden und sein Leichnam in den benachbarten böhmischen Wäldern vergraben worden ist. Die Hinterlassenschaft Agstens war in einem Zustande, der nicht auf eine Fluchtoder einen Selbstmord schließen läßt. Kleine Chronik. * Charlottenburg. Einen von recht niedriger Gesinnung zeugenden Racheakt beging ein hiesiger Kaufmann gegen seine einstige Braut. Die junge Dame hatte sich jetzt wieder verlobt und am 1. Oktober sollte die Hochzeit stattfinden. Dem neuen Bräutigam sandte nun, wie die „Post" be richtet, der frühere eine Anzahl Photographien der jungen Dame, aus welch-n ersichtlich war, daß sie sich mehrere Male in ungenierten Situationen von dem ersten Bräutigam hatte „abknipsen" lassen. Die Folge war die sofortige Zurücksendung des Ringes an die Familie der Braut. * Breslau, 5. Sept. Die Frau eines Hese- sabrikanten wurde, wie der „B. G. A." mittcill, gestern in ihrer Wohnung durch eine in Frauen kleider gehüllte Mannsperson mit eimen Steine niedergeschlagen, so daß sie den ganzen Tag über bewußtlos war. Es scheint sich um einen sorgsam vorbereiteten Raubansall zu handeln. * Oppeln, 6. September. Wie die „Schles. Volksztg." meldet, stießen in Zalenze zwei Motor- wagen der elektrischen Bahn so heftig zusammen, daß beide Wagen vollständig zertrümmert wurden. Fünf Passagiere und je ein Molorsührer, Schaffner und Kontrolleur erlitten schwere Verletzungen, während verschiedene Personen mit leichteren Wunden davonkamen. * Koburg, 6. September. Aus Verzweiflung sprang die Ehefrau Sühlfleisch mit ihren Kindern, einem zwölfjährigen Mädchen und einem halbjährigen Knaben, die sie an sich sestgebunden, in den Lauter fluß. Einem Bahnwärter gelang es, die Mutier und das Mädchen zu retten. Dec Knabe ist er trunken. — In Vachdorf haben zwei Knaben in Abwesenheit der Eltern mit einem Tesching gespielt. Der ältere legte auf den jüngeren an und schoß ihm ins Herz. * Kassel, 5. Sept. Trauriger Aussehen erregt c», daß der jugendliche Handlungsgehilfe Heinrich Scharf au- dem benachbarten Dorfe Harleshausen sich aus der Suche nach einer Stelle in Hameln er schaffen hat. Al« Motiv gibt er Entblößung von allen Mitteln und weil er trotz aller Muhe keine Stelle bekommen konnte an. Scharf hatte in einem hiesigen Eisenwarengeschäft gelernt, war erst 17 Jahre all und der Sohn einer in geringen Verhält nissen lebenden Witwe. * Kassel, 5. Sept. In der Provinz Hessen richteten schwere Unwetter großen Schaden an. Blitzschläge zündeten an mehreren Stellen. * Homburg, 0. September. Auf Schacht 4 der Zeche „Rheinpreußen" durchschlug ein Förder korb eine Bühne, wodurch drei Bergleute in die Tiefe gestürzt und getötet wurden. * Mainz, 6. September. Die Vorgänge bei der Hinrichtung des 18jährigen Raubmörders Detroit, so wird dem Fränk. Kur. geschrieben, werden den etwa 70 anwesenden Zuschauern noch lange im Gedächtnis bleiben. Detroit erschien kreideweiß aus der Richtstälte und weinte einen Augenblick. Als er vor dem Beil stand, rief er mit starker Stimme: „O mein Gott, sieh herab auf einen armen Sünder, erhöre mein Flehen und verzeih' mir meine Sünde» ! O mein Gott!" Dabei hatte er die Augen zum Himmel ausgeschlagen. Als das Fallbeil fiel, geschah etwas Unerwartetes, und es bot sich ein grauenvoller Anblick. DaS Beil hatte nicht durchgeschlagen, sondern war im Halse stecken geblieben. Die Wirbel säule war freilich durchgeschlagen, so daß der arme Sünder wohl tot war. Aber der Kopf war nicht vom Rumpfe getrennt, sondern hing fest und zitterte im Anfang noch. Zwischen Beil und Richtkante hatte sich ein Zipfel dis Rockes eingeklemmt. Während sich die Zuschauer schaudernd abwandten, hörten sic daL unheimliche Gurgeln des starken Blutstrome», der sich in den Sack de» Blutgerüste» ergoß. Der Scharfrichter selbst war verblüfft und erschrocken. Dann forderte die Gendarmerie auf, die Richtstätte zu verlassen. Nachher wurde das Beil hochgezogen und noch einmal fallen gelassen. Jetzt erst rollte der Kopf in die Sägespähne. * Frankfurt a. M, 6. September. Im Main wurden vier Leichen aufgefischt, die aus Bayern herangetrieben sind: ein Mann und eine Frau, die jeder ein Kind auf dem Arm halten. Die sämtlichen Leichen waren, die Gesichter gegeneinander, zu einem Bündel zusammengeschnürt; sie hatten einen festen Jutestrick um die Hälse. Die Kinder waren noch extra an die Eltern festgebunden. * Frankfurt a. M.» 6. September. Auf dem Frankfurt-Berliner V-Zug, der von Frankfurt um 9 Uhr 35 Min. abgeht, wurde gestern Abend bei Mühlheim a. M. ein verbrecherischer Anschlag verübt, indem eine etwa 12 Meter lange, 10 Centner schwere Goliatschicne quer über da» Geleise gelegt wurde. Ein Bahnwärter stellte den Zug > echtz-itig, der 70 Kilometer in der Stunde fuhr, und verhütete so ein großes Unglück. Die Staatsanwaltschaft hat bereits die Untersuchung eingeleitet. Man vermutet, daß entlassene Streckenarbeiter die Täter sind. * Osterode (Harz), 5. Sept. Bei einem hestigcn Gewitter, welche» gestern über Osterode und Um gegend niederging, wurden auf der Gstteld r Feld mark ein Landwirt und ein Bauerknecht vom Blitz getroffen und schwer verletzt. * Ilmenau, 5. September. In der Glasbläserei von Emund Weiß III explodierte der Gasolinoehäckec. Zwei Arbeiter erlitten löbliche, ein Lehrling leichtere Verletzungen. Die Explosion war so gewaltig, daß in der Glasbläserei sämtliche Fensterscheiben zer trümmert wurden. Das dadurch verursachte Feuer konnte gelöscht werden, ehe es größeren Scyaden angerichtet hatte. * Göttingen, 6. September. Im Nachbaro t Roringen ist eine Typhusepidemie auSgebrocheu. Mehrere Personen sind bereits gestorben. Die SanitätsbehördetrafumfassendeVors.chtsmaßnahm"». * Mühlberg a. E., 6. Sept. De.' Abdecker. - besitzer Max Fischer und der Fleischer Karl Rulke, früher Gastwirt in Fichtenberg, welche wegen Ver dachts, sich gegen das Nahrungsmittelgesetz ver gangen zu haben, verhaftet worden waren, sind nach Hwöchiger Untersuchungshaft nach Abschluß der Voruntersuchung auf Beschluß des Kö iglich"» Landgericht« Torgau wieder au« der Haft en,lassen worden. * Asch, 2. September. Zwei sächsische Hand werksburschen kletterten heute früh in der sogenannten „Rommersreuther Schweiz" auf den dortig-n Felsen herum, als einer der Burschen an einer abschüssigen Stelle das Gleichgewicht verlor und in den etwa 10 Meter tiefen Abgrund stürzte, wo er blutüber strömt und ohne Besinnung liegen blieb. Nach einiger Zeit erlangte der Verunglückte das Bewußt sein wieder und nun versuchte er, gestützt von seinem Kameraden, bis ins nächste Dors zu gelangen. Die beiden erreichten dieses Ziel jedoch nicht, da der Verwundete alsbald völlig erschöpft zusammenbrach und nicht mehr weiter konnte. Sein Begleiter bettete ihn, um ihm Schutz vor den glühenden Sonnen strahlen zu gewähren, hinter einer Kornpuppe und lief dann eiligst nach Haslau, um Hilfe zu holen. Als er nach etwa einer halben Stunde in Beglei tung mehrerer Leute zurückkehrte, fand er zu seinem Entsetzen seinen Freund in einem gräßlichen Zu stande vor. Die Kornpuppe war verbrannt und der verwundete Handwerksbursche hatte am Kopfe, an der Brust und an den Händen fürchterliche Brand wunden erlitten, sodaß sein Zustand hoffnungslos erscheint. Es ist völlig rätselhaft, auf welche Weise die Kornpuppe in Brand geraten konnte, zumal nach Aussage seines Kollegen der verunglückte Bursche keine Zündhölzchen bei sich gehabt haben soll. * Wien, 6. September. Auf dem Marsche des 9. böhmischen Landwehrregiments von Semil nach Hohenelbe stürzten infolge der großen Hitze 43 Mann ohnmächtig nieder. 13 sind schwer erkrankt, 1 starb. * Mährisch-Ostrau, 5. September. Die Be wegung unter den Arbeitern des Kohlenreviers nimmt zu. Heute früh haben sämtliche Schlepper der Norobahngrube wegen Lohndifferenzen die Ein fahrt verweigert. In den Wittkowitzer Kupfergruben wird die Aussperrung aufrecht erhallen. Mehrere Arbeiterversammlungen wurden behördlich ausgelöst. * Bverdon (Kanton Waadt), 5. September. Ein Bahnzug mit Material und Mannschaften eine» Geniehalbbalaillon«, die sich zu Manövern begehn wollten, entgleiste bei der Ausfahrt aus der Station Epe.ide«. Mehrere Soldaten wurden verwundet, da runter vier schwer. * 131 Jahre alt starb in Nikolski, der Vor- stadt von Kiew, der Einwohner Nachum Falkowitsch. Er wurde 1772 in Minsk geboren und hat bis zu seinem hundertzehnten Jahre Landwirtschaft betrieben. Während der letzten zwanzig Jahre mußte er vor. Unterstützungen leben. Er war bis zuletzt rüstig und konnte den langen Weg von seinem Wohnsitz bis zur Stadt zu Fuß zurücklegen. * Der bulgarische Finanzminister ertrunken. Der F'nanz..liniste. Manuse^ew wuroe beim Baden im Schwarzen Meer von Krämpfen befallen und von einer Welle weit ins Mer hinausgerissen. Der Hofintendant Zlatarsky versuchte ihn zu retten, geriet dabei aber selbst in Lebensgefahr. Dem Palaisinspektor Ankow gelang es, Zlatarsky ans Land zu bringen, während Manuschew ums Leben kam. Seine Leiche wurde an den Strand gespült. * Konstantinopel, 7. Sept. Ein aus Aleppo in Alexandrette (Syrien) cingetroffener Kameltreiber ist an der Pest gestorben. * Der Adoptivvotcrvon einigen 90 Mädchen, Adolphy, ist dieser Tage in Clifton gestorben. Ec besaß einst in St. Louis ein Gartenlokal mit weiblicher Bedienung. Als die Beschäftigung von Kellnerinnen untersagt wurde, adoptierte er die bei ihm tätigen Bierheben, die nun weiter ihren „Vater" helfen durften. * Neber eine Revolte im Gefängnis berichtet ein Telegramm über Newyork: Eine Anzahl gefähr licher Verbrecher, die im Staatsgefängnis zu Birmingham (Alabama) gefangen saßen» sprengten einen Teil de» Gefängni-gebäude» mit Dynamit in die Luft und benutzten die dadurch entstandene Panik zu einem Fluchtversuch. Die Gefängniswärter feuerten auf die Fliehenden, die Dynamiipatronen gegen ihre Verfolger schleuderten. Vier der fliehenden Sträflinge wurden von den Kugeln der Wärter ge troffen, davon zwei tödlich, einer entkam. Kirchliches. Zur Religionsstatistik. In der „Allgemeinen Missions-Zeitschrift" hat H. Zeller, der Direktor des K. Württembergischen Statistischen Landesamts, eine vergleichende Neligionsstatistik der Erdbewohner veröffentlicht. Seine Zahlen stammen von dem österreichischen Statistiker Dr. von Juraschek in Wien, der auf Grund der amtlichen statistischen Veröffentlichungen der Freiherr von Finckscheu Berech nungen und der Angaben zuverlässiger geographischer Werke, insbesondere von Brachelli, eine Zusammen stellung der Bevölkerung Europas und der ganzen Erde nach Religionsbekenntnissen bearbeitet hat. Sie ist in dem Jahrgang 1898 der von ihm heraus gegebenen Hübnerschen „Geographisch-statistischen Tabellen" veröffentlicht. Auch der zuverlässige Gothcer Hofkalender, Jahrgang 1902, sowie die neueste Auflage des Konversationslexikons von Brockhaus enthalten wertvolle Angaben, obwohl Brockhaus die Zahl der Buddhisten immer noch zu hoch annimmt. Nach diesen und anderen, namentlich auch englischen Quellen, beträgt die Summe aller Erdenbewohner 1 544 510 000. Von diesen sind Christen 534 940 000, Israeliten 10 860 000, Mohammedaner 175 290 000, Brah- manen 214 570 000, Buddhisten 120 750 000, Ko..- suzianer 300 630 000, Shintoisten 14 000 000, Polytheisten 173 300 000 und Bekenner sonstiger Religionen 170 000. Es kommen also auf tausend Menschen: 346 Christen, 7 Israeliten, 114 Mohammedane", 139 Brahmane.:, 78 Buddhisten, 195 Konsuzianer, 9 Shintoisten, 112 Polytheisten und 0,1 Bekenne.' sonstiger Religionen. Kirchenbesuch in London. Die rührige „Daily News" hat die Ergebnisse einer von ihr angestellten Untersuchung über den Kirchenbesuch in London veröffentlicht. Es ist nicht das erste Mal, daß man in London die Kirchenbesucher gezählt hat, aber die genannte Zeitung rühmt sich, zum ersten Mal eine nach festen Grundsätzen geregelte, die Hauptgottesdienste sämtlicher Londoner Kirchen, Kapellen und sonstiger religiöser Gebäude umfassende Zählung vorgenommen zu haben. 600 Leute waren über ein halbes Jahr beschäftigt, 2600 gottesdienst liche Gebäude mußten besucht werden. Das Er gebnis war, daß sich unter der über fünf Millionen betragenden Gesamtbevölkerung von London 850205 Kirchgänger befinden (1 : 5,25). Von fünf Lon donern besucht durchschnittlich einer den öffentlichen Gottesdienst, eine Tatsache, die im Vergleich zu den .Großstädten des Festlandes immernoch günstig ist. Die Blüte des Bagno. Roman von Goron und Emile Gautier. 5N. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Es ist doch weiter nichts dabei» zu wissen .. „WaS?" „Na den Namen des „Jemand" und ein bißchen was näheres über den Vorgang." „Ich habe keine Geheimnisse vor Dir. Erinnerst Du Dich noch des Namens Lavardens?" Macaron kratzte sich hinter den Ohren: „Nee . . . Lavardens, LavardenS . .. unbekannt im Glied!" „Ec war früher einer meiner Kameraden in London ... ich habe ihn später in Venezuela wiedergesehen . . ." „Ah ja! Sie haben mir schon von ihm er zählt. Der gewesene Unteroffizier der Blaujacken, welcher Ihnen die tausend Knöpfe geliehen . . . der wird nichts Böses vorhaben." „Ja, wenn ich mich nur nicht von ihm hätte wieder erkennen lassen, dann wäre die Sache schon nicht so gefährlich . . . Aber ich war so unvorsichtig, ihn für uns anwerben zu wollen, und er hat mich verächtlich zurückgewiesen." „Da hört doch alles auf!" „Natürlich bin ich nicht weiter in ihn gedrungen, und um ihn nicht gegen mich zu haben, versprach ich ihm Geld." „Faule Sache!" warf Macaron nachdenklich ein. „Wenn er das Geld verpulvert hat, kommt er wieder." „O nein; er ist ehrlich. Von seiner Seite sind keine Erpressungen zu befürchten." „Es gibt keinen Ehrenmann, wenn es sich um Geld handelt . . . Sehen Sie, Meister, daS beste wäre. . ." Der Baron verstand seinen Spießgesellen mit bewundernswerter Schnelligkeit, aber er tat, als ob er gar keine Ahnung von dem Hütte, was hinter der Stirn Bastiens vorging. „Wo hat er sich denn niedergelassen, Ihr Ehren mann?" fragte Bastien weiter. „Er wird schon nach Havre abgereist sein." „Und Sie haben ihn laufen lassen?" „Er wird schon wiederkommen. Er hat das versprochene Geld noch nicht." „Na, dann ist die Sache nicht so schlimm, Meister. Wann wird er denn die „Schmerzensreiche" präsen tieren ?" „In acht Tagen." „Gut. Lassen Sie mich da holen und verstecken Sie mich in einer Ecke. Ich werde mir den Herrn Ehrenmann mal gründlich anschauen und Ihnen nachher meine Meinung sagen. Ich bin „Physiolo- miste", auch ohne daß man es mir ansieht." „Abgemacht .... und jetzt: Adieu .... ich gehe zum Mittagessen . . . „Hören Sie mal, Meister," sagte impertinent Macaron, „Sie laden mich nicht dazu ein?" „Nicht möglich, alter Freund, ich bin selbst ein geladen . . ." „Na, macht nicht». Wenn Ihnen zufällig in einer Tasche einige „Gelblinge" kleben geblieben sind, die sich langweilen, würde ich sie gerne ein bissel Herumrollen, um sie aufzuheitern und mich auch . . ." „Du brauchst schon wieder Geld?" sagte der Baron. „Man braucht immer Geld I" war die Antwort. Saint-Magloire warf ihm drei „Napoleon»" zu, die dieser geschickt auffing. „Man vergißt doch die Talente der Jugendzeit nicht," sagte Macaron, indem er mit den drei Geld stücken jonglierte, „also auf Wiedersehen, in acht Tagen, Meister." „Betrinke Dich nicht zu sehr!" „Keine Gefahr .... nur reine-, klares, frisches Wassecleitungswasser l" Macaron eilte zur Bar zurück. Die dort Anwesenden hatten während seiner Abwesenheit weiter über die Vorzüge der Auböpine II und deS Camöriste diskutiert. Man trank und rauchte, rauchte und trank, aber einig werden konnte man nicht. „Kann man noch uetten?" fragte Macaron beim Eintreten. „Jawohl, Master Robertson." „Serre gut; zueiNapauleon aufAubkpine, Start und einer auf Ksmsriste, Platz." Damit warf er großartig die drei Goldstücke auf den Tisch, die er soeben von Saint-Magloire erhalten halte. Das war ausschlaggebend. Auböpine II stieg in der Gunst. Alle waren überzeugt, daß Mester Robertson eine Auskunft aus erster Hand erhalten hatte. Die Welten für Auböpine mehrten sich. Um aufrichtig zu sein, müssen wir verraten, daß Master Robertson einige neue Nachrichten aus Pau erhalten hatte. Er wußte aus sicherster Quelle, daß Auböpine krank und deshalb ganz außerstande war, ernstlich gegen den in bester Kondition starten den Camöriste aufzukommen. Da er jedoch mit den boolcmuksis teilen mußte, so hatte er alles Jnleresse, die Wettenden über den kläglichen Zustand des „Favorit" zu täuschen. Seine zwei Napoleons waren ganz einfach Köder. Sobald er sah, daß sein Streich geglückt war, klopfte er auf den Tisch und bestellte: „Köllner, eine mowiiwlto (kleines GlaS Absinth) . . . . aber in eine große Gläs und jerre viele Absinth drin! ... Ich sagen Ihnen foor uarum." (Fortsetzung folgt.) Neueste Nachrichten und Depeschen vom 7. September. Leipzig. König Georg wohnte gestern vor mittag dem Gottesdienst in der katholischen Kirche bei und begab sich mittag« 12U hr 20 Minuten nach Hummelshain zum Besuch de« Herzog« von Alten- bürg. Die Rückkehr nach Leipzig erfolgte abend» 9 Uhr 8 Minuten. Berlin. Auf der Provinzial-Konferenz der sozialdemokratischen Partei, die gestern im Gewerk- schaflshause stattfand, wurden nach heftiger Debatte folgende Leitsätze aufgestellt: Die Parteigenossen müssen mit aller Energie in die Landtagswahlbe wegung eintreten. Die Wahlbeteiligung hat überall durch Aufstellung eigener Wahlmännerkandidaten statt zufinden. Abmachungen mit anderen Parteien sind vor der Vorwahl nicht statthaft, soll jedoch erklärt werden, daß die Wähler unbedingt für solche liberale Kandidaten werben, die bei ihrer Aufstellung erklärt haben, unabhängig genug zu sein, um ohne Rücksicht stimmen zu können. Breslau. Der gesamte, durch die letzte Hoch- waffer-Katastrophe in Oberschlesien ungerichtete Schaden beträgt nach der „Schles. Ztg." mehr al« 20 Millionen Mark. E« sind 81 000 Hektar frucht bare» Land überschwemmt gewesen. Größere Summen baren Gelbe« sollen am 1. Oktober den Bewohnern aurgezahlt werden. Frankfurt a. M. Die Franks. Ztg. meldet aus Saloniki: In der Nähe von Scastoria hatten türkische Truppen ein erfolgreiches Gefecht, wobei 100 Bulgaren gefallen sind. Ein Gefecht mit einer bulgarischen Bande ist noch im Gange. Metz. Seit 1 Uhr gestern mittag führt die Bouillonquelle da« Wasser wieder in die städtische Leitung, sodaß wieder normale Verhältnisse eintreten. Madrid. Die Bemerkung in der „Kolonial zeitung", Deutschland sei bereit, die Po Fernando inseln zu kaufen, ruft hier großes Befremden hervor. Man glaubt nicht, daß die Inseln verkäuflich sind. Konstantinopel. Am Freitag überreichte der Sultan den neuformierten Husarenregimentern ihre Fahnen, wobei er an die Offiziere einige Worte richtete, die auf einen bevorstehenden Krieg hinzuweisen schienen. In diplomatischen Kreisen glaubt man jedoch nur an ein energisches Vorgehen gegen die Banden. Konstantinopel. Die Gerüchte, daß auf den Dampfer „Pyrgos" der deutschen Levantelinie ein Dynamit-Anschlag verübt worden sei, sind unbe gründet. Der Dampfer ist unbeschädigt. Semlin. Au« Nisch eingetr«ffene Meldungen besagen, daß auf König Peter ein Attentatsversuch gemacht worden sei. Al« derselbe nachmittag« im offenen Wagen da« Palais verlieb, wurde der Wagen mit Steinen bombardiert. In der Nähe de« Palai» wurden au« einem Hause Revolver schüffe abgefeuert, die aber nicht trafen. Der König wurde durch einen Steinwurf an der Wange verletzt. Kirchen-Nachrichten. Kt. Krinitatio-Warochie. Mittwoch, dc» 9. September 1803, vormittags 11 Nhr Wochenkommunion.
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