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HolMstcin-ErnsttlDr AnzeiM Tageblatt für L»he«stcm-KrnMkal, HS-rlungwih, Hersdorf, Aermsdorf, I-rnsdorf, Wüstmbraiid, Urspmng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. — . Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche und Privat-Anzeige«. - Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. Abon « e ur ent: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg- 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertionsgebnhreu: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. M. 208. Fernsprecher Rr.ISI. Dienstag, den 8. September 1903. GeWftsstelle: B-Hnstr. 3. 30. Jahrgang. Einschränkung des Wasserverbrauchs. Bei der gegenwärtig herrschenden Trockenheit richten wir an die hiesige Einwohnerschaft das dringende Ersuchen, mit dem Verbrauch von Wasser aus der städtischen Wasserleitung möglichst sparsam zu verfahren, insbesondere das Besprengen der Straßen und Gärten zu unterlassen. Hohenstein-Ernstthal, am 7. September 1903. Der Stadtrat. I)r. Polster, Bürgermeister. Kr. Die Bewegung im serbischen Ofsizierkorps. Das Thrönchen König Peters I. von Serbien wackelt so gewaltig, daß es schon über Nacht zu Boden stürzen kann. Peter I. hat sich für ver pflichtet gehalten, diejenigen Offiziere des Landes besonders zu berücksichtigen, die ihm durch die Er mordung Alexanders und Dragas den Weg zum Throne geebnet haben. Peter hat die Königs mörder in seinen Schutz genommen und diese ihn, sie bilden eine Art Leibwache des Königs und lassen ihn nicht aus den Fingern. Peter verwünschte die Zudringlichen im Grunde des Herzens wohl in das Land, in dem der Pfeffer wächst. Aber er kann sich ihrer nicht entledigen, die Mörder heften sich an seine Sohlen. Da blieb ihm denn nichts anderes übrig, als gegen die große Masse der Offiziere, die ein Komplott gegen die Königsmörder geschmiedet hatten, Stellung zu nehmen. König Peter hat aber augenscheinlich die Bedeutung der Bewegung, die sich in der ganzen serbischen Armee gegen die Mordbuben geltend macht, unterschätzt. Geschieht kein Wunder, dann fällt er mit der blut besudelten Partei seiner Schützlinge und seiner Be schützer. Die Proklamationen der Offiziere, wegen denen die zahlreichen Verhaftungen erfolgten, sind mittler weile ihrem Inhalte nach bekannt geworden. Wir geben aus den hochinteressanten Schriftstücken nach den bezüglichen telegraphischen Meldungen des „Berl. L.-A." das folgende wieder: „Hätten die Offiziere, welche in der Nacht zum 11. Juni in den Konak eindrangen, um auf meuchelmörderische Art den gesetzlichen König und dessen Gemahlin in barbarischer Weise zu ermorden und die Leichen zu schänden, auch nur einen Schatten von Ehrgefühl besessen, so wäre es ihre Pflicht gewesen, die Offiziersabzeichen vor der Tat abzulegen. Sie taten das aber auch nach der Tat nicht, lieferten vielmehr seither neue Beweise, daß sie aus Eigennutz und Habsucht gehandelt hatten. Sie verstiegen sich bis zu der Frechheit, Regierungs- akle zu verhindern und alle anständigen Offiziere in Acht und Bann zu legen. Unter solchen Um ständen sind es die serbischen Offiziere sich selbst, ihrem König, ihrem Vaterlande und der ganzen gebildeten Welt schuldig, die Ausstoßung dieser unwürdigen Meuchelmörder aus dem serbischen Heere zu verlangen. Entweder legen sie den Waffen rock ab, oder wir alle müssen es tun." Das ist eine ehrliche und überzeugende Sprache; aus die brutalen Königsmörder wird sie allerdings kaum Eindruck machen. Diese lassen den König nicht locker, und so lange sie den in ihrer Gewalt haben, fühlen sie sich als die Herren. Aber der Tag der Vergeltung wird nicht ausbleiben, die Sturmzeichen ertönen bereits laut und deulich ge nug, und mit den Mördern stürzt der, der jetzt auf dem serbischen Königsthrone den Lohn des Mordes genießt. * * König Peter sucht den Ossiziersskandal nach Möglichkeit zu unterdrücken und ihn namentlich vor der Oeffentlichkeit als bedeutungslos hinzustellen. Ungeachtet dieser Bemühungen des Königs ist nie mand über den tiefen Ernst der Lage im Zweifel. Die Königsmörder werden sich auf die Dauer nicyt halten können, da die gegen sie gerichtete Bewegung bereits das gesamte Ofsizierkorps ergriffen Hal, das an dem Konaker Blutbade unbeteiligt ist. Die verhafteten Offiziere, welche die Proklamation gegen die Königsmörder unterzeichnet hatten, werden nur- ganz milde bestraft, sie erhalten durchschnittlich nur wenige Tage Hausarrest. Die Verhängung dieser Strafe erfolgt wegen einer Verletzung der Disziplin, die darin gefunden wird, daß die betreffenden Offiziere es unternahmen, ihr Schriftstück direkt dem Könige zuzustellen. In Wirklichkeit^liegt die Sache aber so, daß unter den verhafteten Offizieren eine Verschwörung gegen das Leben der Königs mörder aufgedeckt wurde. Die Kaiserporade bei Leipzig. Zu der großen Parade des 19. (2. Königlich Sächsischen) Armeekorps bei Lindenthal am Sonn abend herrschte prachtvolles Kaiserwetter. Bereits frühzeitig entwickelte sich eine wahre Völkerwanderung aus Leipzig heraus. Der Verkehr auf dem Magdeburger Bahnhofe konnte kaum bewältigt werden. Gar bald war auch die geräumige Tribüne bis aus den letzten Platz gefüllt. Inzwischen rückten die 24 Truppenteile, die an der Parade teilnahmen, auf den vorgeschriebenen Wegen heran und standen früh 9 Uhr 30 Minuten 20 Schritt hinter den markierten Paradelinien bereit. Die Paradeaufstellung leitete der kommandierende General des 19. Armee korps General der Infanterie v. Treitschke. Kom mandiert wurde das erste Treffen, das aus der 24. Division (Leipzig) und der 40. Division (Chem nitz) bestand, vom Divisionskommandeur General leutnant Graf Vitzthum von Eckstädt, das zweite, das die zusammengesetzte 24. Kavallerie-Brigade, die 24. Feldartillerie-Brigade und die 40. Feld artillerie-Brigade umfaßte, vom Divisionskomman deur Generalleutnant v. Rabenhorst. Die Breiten ausdehnung des ersten Treffens betrug etwa 1400 Meter. Die Fußtruppen standen in Doppel kolonne, die Kavallerie in Paradekolonne, die Eskadron Jäger zu Pferde, die den rechten Flügel des ersten Treffens bildete, in Linie, die Feldartillerie in Breitkolonne, der Train in Linie. Auf dem rechten Flügel des ersten Treffens hatten die be rittenen Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Militärbeamten Aufstellung genommen, die nur als Zuschauer erschienen waren, während die un berittenen in großer Anzahl vor der rechten Seite der Tribüne standen. 9 Uhr 45 Minuten traf der Kaiser in Be gleitung des Prinzen Eitel Friedrich, mit Sonderzug von Merseburg kommend, aus der Paradehaltestelle bei Wahren ein. Hier war der König Georg von Leipzig aus 9 Uhr 35 Minuten angekommen und hatte die Meldungen der sremdherrlichen Offiziere entgegengenommen. Ein Sonderzug mit den weiteren au der Parade teilnehmenden fürstlichen Gästen war bereits vormittags 9 Uhr 10 Minuten auf Haltestelle Wahren eingetroffen. Beide Maje stäten begrüßten sich aufs herzlichste und weilteu in lebhafter Unterhaltung noch gegen 6 Minuten allein vor der Haltestelle, stiegen dann zu Pferde und ritten durch das Spalier der in Stärke von etwa 3000 Mann mit ihren Fahnen aufmarschierteu Militärvereine nach dem Südostausgange des Parade platzes. Inzwischen waren die' fürstlichen Gäste und sremdherrlichen Offiziere von den hierzu be sonders befehligten Offizieren auf anderem Wege nach dem Paradeplatze geleitet worden. Außer den beiden Monarchen, den, Kronprinzen und den, Prinzen Johann Georg von Sachsen und dem Prinzen Eitel Friedrich von Preußen wohnten der Parade noch bei der Herzog von Sachsen-Koburg und Gotha, der Herzog von Aosta und Prinz Leopold von Bayern. Ebenso nahmen die Militär bevollmächtigten und Militärattaches von Bayern, Württemberg, Italien, Rußland, Spanien, Frank reich, Nordamerika, Argentinien, Japan und Groß britannien teil; auch war der sächsische Kriegs- miuister General der Infanterie Frhr. v. Hausen zugegen. Mit dem Kaiser kamen ferner an: Generalfeldmarschall Graf Waldersee, Generaloberst v. Hahnke, der preußische Kriegsminister v. Einem und General der Kavallerie Graf von Schlieffen, Chef des Generalstabes der Armee. Als die Monarchen das Paradefeld betraten, präsentierten alle Truppen das Gewehr und sämt liche Musikkorps und Spielleute bliesen und schlugen den Präsentiermarsch und die Paradepost. Gleich zeitig erscholl ein allgemeines, dreifaches, weithin hallendes Hurra der Truppen. Nunmehr erfolgte das Abreiten der Fronten, das vom rechten Flügel des ersten Treffens aus stattfand. Die Musikkorps gingen hierbei zur Nationalhymne über. Von den einzelnen Truppen wurde der Gruß des Kaisers laut und kräftig mit „Guten Morgen, Majestät" erwidert. Das zweite Treffen wurde vom linken Flügel aus abgeritten. Nachdem das Abreiten der Fronten vorüber war, sprengten die Monarchen nach dem Aufstellungsplatz für die Abnahme der Parademärsche vor der Tribüne. Die Vorbei märsche erfolgten rechtwinklig zur Paradeausstellung in der Richtung nach Osten. Der erste Vorbei marsch erfolgte für die Jäger zu Pferde in Zügen, für die Fußtruppen in Kompagniefronten, für die Korpstelegraphenavteitung in Linie, für die Kavallerie in Eskadronfronten mit halben Abständen, für Feldartillerie in Abteilungsfronten, für den Train in Kompagniesronten, sämtlich im Schritt. Als erster ritt der kommandierende General vor der- Eskadron Jäger zu Pferde salutierend vorüber. Der Vorbeimarsch wurde durchaus stramm und in tadelloser Richtung ausgeführt. Der König führte sein Infanterieregiment Nr. 106 einmal vor, während der Kronprinz und Prinz Johann Georg ihre Jnfanterieregimenler Nr. 104 bezw. 107 je zweimal vorführten. Ein besonders belebtes Bild gewährten die Bewegungen der Kavallerie und Artillerie im Trabe. Nach Beendigung des Parade marsches wurden die inzwischen nach dem Parade feld geführten Militärvereine nochmals vom Kaiser besichtigt und begrüßt. Hierauf erfolgte die Kritik durch den Kaiser, nach deren Schluß sich die Monarchen unter Vorantritt der 2. Eskadron des 18. Manenregimenls nach der Haltestelle Wahren zurückbegaben und hier unter dem Jubel der Zu schauermenge den bereitstehenden Sonderzug zur Fahrt nach Leipzig bestiegen. Ein großer Empfang war hier auf ausdrück lichen Wunsch des Kaisers unterblieben. Beim Einzug in die Stadt war der Weg nach dem Palais zu beiden Seiten dicht besetzt von einer überaus zahlreichen Menschenmenge, welche die Monarchen mit begeisterten Zurufen und Hüte- und Tücherschwenken begrüßte. Außer dem Schmuck, den private Hand an die am Wege gelegenen Gebäude gelegt hatte, war für eine würdige Aus schmückung der Einzugsstraße Sorge getragen wor den. Dem vierspännigen Phaeton ä la Drumont um einem Bereiter und zwei Vorreitern, in dem der Kaiser und der König saßen, ritt eine Hälfte der Eskadron Jäger zu Pferde voran, die andere Hälfte folgte ihm. Dann kamen noch etwa 20 weitere königliche und andere Wagen, welche die übrigen Fürstlichkeiten, sowie die Suiten und fremd- herrlichen Offiziere und Militärattaches nach ihren Quartieren brachten. Der Kaiser nahm als Gast des Königs im König!. Palais Ouarlier. Nm 6 Uhr fand im „Palmengarten" großes Paradediner zu etwa 250 Kouverts statt. Während desselben brachte König Georg folgenden Trink spruch aus: „Abermals darf ich mir gestatten, den tief gefühlten Dank Euerer Majestät darzubringen, und zwar am heutigen Tage im Namen des neunzehnten Armeekorps, welches heute zum ersten Mal die Ehre hatte, vor Ew. Majestät zu erscheinen und sein militärisches Können dar zulegen. Es ist dieser Tag ein Tag hoher Weihe für das Armeekorps und ein würdiger und schöner Abschluß für alle die Bemühungen der Errichtung und Ausbildung des Armeekorps. Ich darf wohl im Namen des Armeekorps aus sprechen, daß dieser Tag ihm ewig eindrücklich bleiben wird, daß es sein stetes Bemühen sein wird, sich die Zufriedenheit Eurer Majestät als des obersten Kriegsherrn zu erwerben und es den besten Armeekorps Euerer Majestät herr licher Armee gleichzutun. Meine Herren! Ich bitte, die Gläser zu erheben auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers. Seine Majestät der Kaiser- Hurra! Hurra! Hurra!" Der Kaiser erwiderte: „Darf ich Ew. Majestät nochmals meinen herzlichsten Glückwunsch zum heutigen Tage zu Füßen legen und dem Armeekorps nochmals von Herzen meine vollste Anerkennung aus sprechen für die mustergültige Art und Weise, mit der es sich bei der heutigen Parade gezeigt hat! Unter den Korps das jüngste, hat es in seinen Paradeleistungen es den ältesten und besten schon gleich getan; das verspricht Gutes für die Zukunft, das verspricht auch, daß, wenn Ew. Majestät rufen, das Korps drauf gehen wird wie das älteste. Indem Ich Mein Glas auf das Wohl des Korps erhebe, trinke ich zu gleich auf das Wohl Sr. Majestät des Königs Georg. Hurra! Hurra! Hurra! Bei der Paradetafel im Palmengarten saß der Kaiser rechts neben dem König von Sachsen. Den Monarchen gegenüber saß der kommandierende General des 19. Armeekorps v. Treitschke. Rechts von dem Kaiser folgten zunächst der Kronprinz Friedrich August von Sachsen, der Herzog von Aosta, der Herzog von Sachsen-Koburg und Gotha. Links von König Georg saßen Prinz Eitel Friedrich von Preußen, Prinz Leopold von Bayern und Prinz Johann Georg von Sachsen. Nach der Tafel traten die Monarchen mit ihren Gästen auf die Terrasse vor dem Gesell schaftshaus im Palmengarten heraus und hörten den Zapfenstreich der Kapellen des 19. Armee korps an. Nach dem Zapfenstreich verließen der Kaiser und König Georg den Palmengarten und fuhren durch das Rosental nach dem Bahnhof in Leutzsch, wo König Georg sich von dem Kaiser verabschiedete, der alsbald mittels Sonderzuges nach Merseburg zurückkehrte. Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt in ihrem „Rückblick": „Die großen militärischen Uebungen, die alljährlich unter den Augen des obersten Kriegs herrn abgehalten zu werden pflegen, haben Se. Majestät den Kaiser diesmal in die Gaue de» Königreichs Sachsen und der Provinz Sachsen ge führt. Tragen auch die Veranstaltungen, die au« diesem Anlaß getroffen werden, dem Zweck des Aufenthalts des Kaisers bei den Truppen ent sprechend, in erster Linie einen militärischen Cha rakter, so ist es doch selbstverständlich, daß sich die Bevölkerung der jeweils vom Kaifermanöver be- rührren Gegenden die Gelegenheit nicht entgehen läßt, dem Kaiser ihre Huldigung darzubringen. So haben auch jetzt die Einwohner von Dresden, Erfurt und Merseburg dem Oberhaupte der Reiches mit jener, alle deutschen Stämme verbindenden Be geisterung zugejubelt, die mit der Verehrung der Person de« Kaiser« gleichzeitig dem nationalen Ge danken einen fesselnden Au«druck verleiht. In Dresden zog der Kaiser an der Seite der greisen Königs Georg von Sachsen ein, und die gesamte Bevölkerung bereitete beiden Monarchen einen über aus warmen Empfang. — Die große Anlage vor dem Brandenburger Tor in Berlin mit den Denkmälern des Kaiser» und der Kaiserin Friedrich soll nach einem erst jüngst vom Kaiser ausgesprochenen Wunsche bestimmt am 18. Oktober, dem Geburtstag seine« verewigten Vater», enthüllt werden. — Von angeblich gut informierter Seite wird milgeteilt, das Neichsamt de« Innern habe aus eine vertrauliche Anfrage de« Ausschüße« de« deutschen Handwerks- und Gewerbekammertage» über die Altere- und Invalidenversicherung der selbständigen Handwerker erklärt, die verbündeten Regierungen seien, wenn e» die Handwerker selbst wünschten, mit der Einführung einer obligatorischen Versicherung einverstanden, und zwar unter ider Bedingung, daß die Einkommen unter 2000 Mk. in die allgemeine Invalidenversicherung eingereiht