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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190309051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030905
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030905
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-05
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.09.1903
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prei«, drr Abteilungisührer ein bleibende« Erinner ungszeichen erhaltm. — Zu dm Katsermanövern, die vom 7. bi« 12. September zwischen den 4. und 11. preußischen Armeekorps einerseits und dem 12. und 19. säch sischen Korps andererseits in Thüringen und Sachsen stattfinden, wird mitgeteilt, daß Feldbäckereien und Feldschlächtereien in erheblich größerem Umsange al« bet früheren Manöver« tätig sein werden. Es sind dazu zahlreiche in diesen Betrieben arbeitende Mannschaften de« Beurlaubtenstande« Ungezogen worden. Da sich im vorigen Jahre die zum ersten mal krieg«mäßig zusammengestellten Proviant kolonnen al« sehr zweckmäßig erwiesen haben, werden sie auch diesmal gebildet. Die Truppen werden im allgemeinen biwakieren. — Wie daS „B. T." erfährt, wurde von höchster Stelle die Genehmigung zur Abhaltung deS Gordon- Bennet-RennenS auf einer in der Nähe der Stadt Homburg gelegenen Strecke, sofern sich dieselbe für die Austragung deS großen, internationalen Wett kampfes als geeignet erweist, bereits erteilt. — Der Staatssekretär der Reichsmarineamt« v. Tirpitz wird noch vor dem Zusammentritt de« Reichstages seinen Abschied nehmen, so hat da« Organ de« Bunde« der Landwirte, die „Dtsch.Tgztg." au« guter Quelle vernommen. Da« Blatt selbst glaubt trotz der „guten Quelle" nicht an die Rich tigkeit der ihm zugetragenen Nachricht. — Ueber den Aufenthalt der „Stosch" in Queenstown schreibt, wie die „Nordd. Allg. Ztg." mitteilt, der Kommandant in einem au» Bilbao eingegangenen Bericht: Am Sonnabend, den 22. August, abendr wurden vereinzelte Leute der Be satzung de« „Stosch" von englischen Matrosen ohne Grund tätlich angegriffen. Hieraus entwickelte sich eine Schlägerei, bei der mehrere Engländer unge- fährlich verletzt sein sollen. Der ganze Vorfall ist von geringer Bedeutung und nur Uber Gebühr von der englischen Presse aufgebauscht worden. Von englischer Seite sind auch keine Reklamationen er gangen, weil der Vorfall dort ebenfalls al» unbe deutend angesehen wurde, und weil e« notorisch war, daß die Provokation von englischer Seite aus gegangen war. — Im Gericht«gefängni« zu Hannover, da» bi« vor kurzem d n Prinzen Arenbcrg beherbergte, wurden nach der „Post" große Unregelmäßigkeiten entdeckt. Der Tischler Block, der seinerzeit bei d°m Gefängnitdireklor einen Einbruchrdiebstahl antführte und zu 2 Jahren Zuchthau« ve.ur.eilt worden war, Hal jetzt verschiedene Aussagen g.macht. Danach wurde er während der Strafverbüßung al« Tffchler zu besseren Arbeiten verwendet. Er beschuldigt zahlreiche Gefängni«beam'e de« Holzdicbstahl« und gibt an, daß er zur Verrichtung von Privatmbei eu verwandt wurde. Die eingeleilete Untersuchung er gab die Nichtigkeit drr Aussagen. Gegen acht Be amte schwebt da« Disziplinarverfahren, ein alle er Beamter wurde sofort entlassen. Mehrere der Beamten sind auch in die A c.iberg-Affäre verwickelt. Dessau, 3. Sept. Bei der heutigen Reichs'cqs- Ersatzwahl erhielten Schirmer (kons.)27l2, Schrad r (sreis. Vergg.) 10 380, Käppler (Soz.) 12541 Stimmen. Zwischen Schrader und Käppler macht sich eine Stichwahl nötig. Oesterretch-Uugarn. — Zu einem schlimmen militärischen Exzeß ist e« in Triest gekommen. Wegen der Notwendigkeit, die Wehrvorlage im ungarischen Abgeordnelenhause zurückzuziehen, sahen sich die Kriegtminister beider Reichshälsten gezwungen, diejenigen Truppen, welche Ende September zur Entlassung gekommen wären, bi« zum Ausgange der Jahres bei den Fahnen zurückzubehalten. Diese Anordnung hatte bereits in Budapest zu einem Soldaten-Krawall geführt, dem jetzt auch in Oesterreich eine ernste Ausschreit ung gefolgt ist. In Triest sangen Soldaten das „Lied der Arbeit", schrien auf den Straßen laut, daß sie nicht weiter dienen würden und stießen Prolestrufe gegen den Krieg.minister au«. Die sich ansammelnde Volksmenge ermunterte die Soldaten zur Fortsetzung der Demonstrationen. Die Offiziere, welche eingreifen wollten, wurden bedroht. Erst al» eine Kompagnie anderer Soldaten anrückte, wurden die Meuterer kleinlaut. E« gelang aber, eine größere Anzahl von ihnen, namentlich die Rädelsführer, festzunehmen. Serbien. — Der „Neuen Freien Presfe" wird gemeldet, daß die an der Verschwörung gegen daS ermordete Königspaar unbeteiligten Offiziere nunmehr ent schieden verlangen, daß die Verschwörer im Interesse des Ansehens der Armee den ordentlichen Militär gerichten ausgeliefcrt und gesetzlich bestraft werden, widrigenfalls sie mit einem Massenaustrilt aus der Armee drohen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 4. September. * — Erneuerung der ZcitunggbcftcUungen. Im Hinblick auf den bevorstehenden Vierteljahrs- wechsel machen wir unsere Leser erneut darauf aufmerksam, daß die Orts- und Landbriefträger Bestellungen auf die zum Postvertrieb zugelassenen Zeitungen und Zeitschriften jeglicher Art in der zweiten Hälfte des letzten Monats eines jeden Vierteljahrs entgegen zu nehmen haben. Die von den Briefträgern rc. zu erteilenden Quittungen haben volle Nechtsgiltigkeit. Zeitungen, die der Bezieher nicht mehr abonnieren will, können von ihm oder von dem Briefträger in dem Bestellzettel, den der Briefträger vorlegt, gestrichen werden. * — Ter Kaiser betonte, wie mitgeleilt wird, m seiner Kritik nach der Parade bei Zeithain den musterhaften Zustand des 12. Armeekorps und den vorzüglichen Marsch. Man erkenne den großen Fleiß im Armeekorps. Der Kaiser wies aus die Schlacht von Sedan vor 33 Jahren und den Ruhm der Sachsen hin und gab seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß auch wir Jungen heule aus der gleichen Höhe ständen, wie damals das Armeekorps. * — Am heutigen 4. September sind 72 Jahre verflossen, seit für das Königreich Sachsen die Konstitution erlassen wurde. Die dem sächsischen Volke am 4. September 1831 verliehene Verfassung sicherte ihm durch die gewählten Volksvertreter eine Mitwirkung an der Gesetzgebung zu. * — Am Turme unserer St Trinitatiskirche werden z. Zt. von Herrn Schieferdeckermeister Schrepel Dach-Reparaturen vorgenommen. * — Der heißeste Tag. Die Hundstage sind vorüber, aber die Hitze kommt erst, wie es den Anschein hat. Am gestrigen Tage erreichte die Hitze eine für die Jahreszeit ganz ungewöhnliche Höhe, denn das Thermometer zeigte 30 Grad Celsius, eine Höhe, wie wir sie in diesem Sommer noch nicht gehabt haben. * — Bei der Vereinnahmung von Talern ist Vorsicht geboten, da in letzter Zeit mehrfach Rubelstücke statt Taler ausgegeben worden sind. Der Wert eines russischen Silberrubels ist 1,50 bis 1,80 Mark. Der Rubel ist um ein weniges kleiner als der Taler. * — Untersuchungen auf Wurmkrankheit. Gegenwärtig werden im Zwickauer Kreiskrankenstist aus Westfalen stammende Bergleute des Lugau- Oelsnitzer und Zwickauer Reviers auf die Wurm krankheituntersucht. Es kommen insgesamt 75 Mann in Frage, von denen 12, wie wir hören, nach mehrtägiger Beobachtung wieder entlassen wurden. * — Fahrplanänderungen. Eine neue Ver bindung von Wittgensdorf über Limbach in der Richtung nach Hohenstein-Ernstthal, Glauchau, Zwickau usw. wird vom 1. Oktober d. I. ab mit der Einführung des Wmterfahrplans dadurch ins Leben treten, daß der jetzt 6 Uhr 32 Min. nachm. von Limbach nach Wüstenbrand verkehrende Per sonenzug künftig erst nach Eintreffen des 6 Uhr 47 Min. abends in Limbach von Wittgensdorf ankommenden Personenzuges abgefertigt werden wird. Die Abfahrt des erstgenannten Personen zuges soll in Zunkunft von Limbach erst 7 Uhr nachm. und die Ankunft desselben in Wüstenbrand 7 Uhr 43 Min. abends erfolgen. In letzterer Station ist ab 1. Okt. d. I. Anschluß 7 Uhr 48 Min. abends nach Hohenstein-Ernstthal und 7 Uhr 57 Min. abends nach Zwickau vorhanden. * — Geburtstag der Prinzessin Luise. Am vergangenen Mittwoch vollendete die Gräfin Montignoso, die ehemalige sächsische Kronprinzessin Luise, ihren 33. Geburtstag. Voriges Jahr wurde die Feier noch im fürstlichen Familienkreis in der Weinbergsvilla zu Wachwitz in gewohnter Weise begangen. Man kann heute nur mit Wehmut der unglücklichen Frau gedenken. * — Richtige Obsternte und Obftversand. Es gehen den deutschen Gartenbesitzern und damit dem deutschen Volke jährlich viele Millionen ver loren, weil sie ihr Obst schlecht behandeln. Seit Aufbrechen der Knospen hat man sich ein ganzes, langes, halbes Jahr hindurch um seine Obstbäume gesorgt, wie unklug nun, in wenigen Stunden oder Tagen der Ernte sich selbst um den rechten Segen zu bringen. Schlecht behandeltes und schlecht gepflücktes Obst hat bekanntlich nur den halben Wert von gut behandeltem. Die meisten fehlen allerdings ans Unkenntnis, sie kennen es nicht anders und wissen auch nicht, was sie anzustellen haben. Alle diese Obstzi'ichter sollten sich mal ansehen, wie die er folgreichen und erfahrenen Züchter Ernte und Ver sand betreiben. Unsere Gartenbauzeitschriften haben sich viel Mühe gegeben, solche Erfahrungen von anerkannten Züchtern zu verbreiten. Der praktische Ratgeber für Obst-und Gartenbau, Frankfurt a.O, veröffentlicht in seiner neuesten Nnmmer, die unsern Lesern vom Verlage kostenfrei zur Verfügung ge stellt ist, wieder die Erfahrungen, die in einer großen Obstplantage in der Harzgegend mit Ernte und Versand gemacht sind. In dieser Plantage werden alle Früchte sorgfältig mit der Hand in mit Holzwolle gepolsterte Spankörbe gepflückt, in denen sie aufgestapelt die Schwitzkur durchmachen müssen. Das Sortieren der Qualiläten geschieht sorgfältig durch Wiegen jeder einzelnen Frucht; für jede Obst sorte und -Qualität ist ei» Mindestgewicht fest gestellt. Der Obstversand erfolgt in eigens ge bauten Obstversandfäffern, die abgebildet und genau beschrieben sind, und in denen Früchte schon bei großer Kälte Reisen bis weit nach Rußland hinein vorzüglich überstanden haben. * Mülsen St. Jakob, 1. Sept. Kürzlich stieß ein Gutsbesitzer beim Pflügen auf größere Geschoß- splitter in der Erde, die sich bei dem letzten Artillerie- Scharfschießen ziemlich weit seitwärts und dadurch auch gefahrdrohend verirrt haben müssen, denn kaum 120 Meter von der Fundstelle entfernt liegt ein kleines Wohnhaus — der Funkenburg gegen über. Im übrigen bieten die Grundstücke, woselbst die Scheiben ausgestellt waren, ein beredtes Zeugnis von den äußerst günstigen Zielresultaten, und heute noch werden die zahlreichen Flur- und Baumschäden von Interessenten der Umgegend besucht. * Waldenburg, 2. Sept. Heute Vormittag wurde in Oberwiera die Scheune des Herrn Ge meindevorstandes Schumann durch Feuer vollständig vernichtet. Die Scheune war durch die eingebrachte Ernte gefüllt. * Kertzsch, 3. September. Heute Vormittag '/,10 Uhr brach in der Scheune des dem Gutsbe sitzer August Kunze gehörigen Gutes Feuer aus, welches die mit Erntevorräten gefüllte Scheune, sowie zwei weitere Gebäude des Gutes in Asche legte. Der Brand, zu dessen Löschung außer der hiesigen die Remser und Waldenburger Feuerwehr herbeieilten, soll mit Streichhölzchen spielender Kinder verursacht worden sein. Der Kalamitose hat versichert. * Kirchberg, 2. Sept. Der Jäger Popp aus Leutersbach schoß aus Versehen die vierjährige Tochter des Arbeiters Leichsenring in die Seite und verletzte das Kind schwer. * Dresden, 3. Sept. Kaiser Wilhelm hat sich mehreren höheren Persönlichkeiten gegegüber sehr anerkennend über den ihm von der Bewohner schaft Dresdens bereiteten Empfang ausgesprochen und betont, daß er sehr gern in dem schönen Dresden weile. * Dresden, 3. September. Auf dem Städte tag hielt gestern Professor I)r. Wuttke-Dresden einen Vortrag über die Ergebnisse der deutschen Städteausftellung. Es wurde beschlossen, den Städtetag zu einer dauernden Einrichtung zu machen; er soll mindestens alle drei Jahre tagen. Der Städtetag wurde hierauf durch den Berliner Oberbürgermeister Kirschner mit der Hoffnung ge schlossen, daß die Verhandlungen zum Segen der Städte und des Vaterlandes gereichen mögen. * Dresden. In der Nacht zum Mittwoch ist es auf dem hiesigen Hauptbahnhof zu erregten Szenen gekommen. Den dort von weither ankom menden Militärvereinsmitgliedern, welche an der Kaiserparade in Zeithain sich zu beteiligen beab sichtigten, wurde eröffnet, daß laut einer neuerlichen Anordnung die in Aussicht gestellten billigen Mili tärfahrkarten nicht an Militärvereinsmitglieder ab gegeben werden könnten, sondern daß vielmehr der volle Fahrpreis zu bezahlen sei; eventuell könne eine Ermäßigung nur herbeigeführt werden durch Lösung sogenannter Gesellschaftsfahrkarten, wenn die genügende Anzahl Fahrgäste zusammenkomme. Viele alte Kameraden machten auf diese nieder schlagende Meldung hin Kehrt, um den nächsten Zug nach der Heimat zu benutzen. Die Bahnbe amten mußten sich viel sagen lassen. * Leipzig, 3. Sept. Ein hoffnungsvoller Sohn. In einem Leipziger Blatte befindet sich folgende Annonce: „Eine Erziehungsanstalt gesucht für einen 25jährigen Mann aus guter Familie, der nicht arbeiten, sondern lediglich seinen Neigungen zur Bummelei nachgehen will. Nach Besuch von vier höheren Schulen hat derselbe in Oberprima vorm Abiturienten-Examen Halt gemacht, dann aller dings sein einjähriges Dienstjahr mit Qualifikations- Attest absolviert, seit April d. I. aber, ins Zivil leben! zurückgekehrt, gibt er sich aufs neue dein Schlaraffen-Leben hin und will sich keiner be stimmten Tätigkeit widmen. Adressen von geeigneten Kuranstalten mit genauen Aufnahmebedingungen werden erbeten ..." — * Leipzig, 3. Sept. Manöverleiden. Infolge der großen Hitze ereigneten sich beim Einmarsch mehrerer Regimenter eine Reihe von Unfällen. Besonders war davon das 133. Infanterieregiment betroffen. Infolge anstrengenden Marsches wurden Mannschaften in größerer Anzahl marode, brachen zusammen und blieben liegen. Bereits in Conne witz, zumal auf der Bornaischen Straße, waren mehrere Soldaten ohnmächtig geworden, doch wurde der Marsch trotzdem fortgesetzt, um die in der Nordvorstadt gelegenen Quartiere ohne Unterbrech ung zu erreichen. Durch Ausstellen von Eimern mit frischem Wasser und Darreichung von anderen Erfrischungen suchten die Anwohner den Erschöpf ten eine kleine Erquickung zu bereiten. Doch je weiter der Marsch auf den sonnendurchglühten Straßen ging, um so deutlicher machten sich die Zeichen völliger Ermattung bemerkbar. Auf der Kaiser-Wilhelmstraße undderDufourstraße erreichten die Unfälle ihren Höhepunkt, obwohl die Vorge setzten den Mannschaften alle möglichen Erleichte rungen, wie Ausknöpfen der Uniformen, Helmab setzen u. dergl. gemährten. Einem nach dem anderen schwanden die Kräfte und bewußtlos sanken die Müden miss Pflaster. Hier zeigte sich die Hilfs bereitschaft unserer Bürger im hellsten Lichte. Samt und sonders fanden diejenigen der Maroden, die nicht sofort in Sanitätstransport genommen werden konnten, Aufnahme in Privathäusern und wurden in menschenfreundlicher Weise durch Ab waschen mit kaltem Wasser und Darreichen von erfrischenden Stärkungsmitteln erquickt. Auf dein Floßplatz machte das ganze Regiment Halt, sodaß durch Sichsetzen und Niederknien, sowie durch Ein nahme von Erfrischungen die Erschöpften Gelegen heit sanden, neue Kräfte zu sammeln. Dann wurde der Weitermarsch angetrelen. * Leipzig, 4. September. Nach dem „General- Anzeiger" sind vorgestern bei Borna auf dem Marsche zwei Fälle von Hitzschlag mit tödlichem Ausgange vorgekommen. Die Verstorbenen — Reservisten — gehörten dem 3. Bataillon des 181. Regiments an. Auch ein Husar soll bei einem Patrouillenritt mit seinem Pferde gestürzt sein und dabei das Leben eingebüßt haben. — Ein 16 Jahre alter spanischer Schüler hat gestern seinen Verwandten 1500 Mk. bar, sowie Schmuck- sachen, darunter eine Busennadel, ein Geschenk des deutschen Kaisers, mit einem und einer Krone verziert, gestohlen und ist dann flüchtig geworden. * Leipzig. Der Oberpostsekretär R. Wagner aus Hanau, gegen den bekanntlich wegen Be tätigung sozialdemokratischer Gesinnung vor einiger Zeit das Disziplinarverfahren eingeleitet wurde, ist laut „Hann. Ztg." vor kurzem in die Redaktion der sozialdemokratischen „Lpzg. Volksztg." ein getreten. * Leutzsch, 3. Sept. Seit vergangenem Diens tag ist die große Feldbäckerei des 19. Armeekorps hinter der hiesigen Turnhalle in vollem Betriebe. In sieben feststehenden, sogenannten bayrischen Backöfen und in einem fahrbaren Backofen wird fortwährend gebacken, um den Brotbedari für die Mannschaften fertig zu stellen. Die tägliche Produktion an den Haupttagen ist aus 4- bis 5000 Brote zu 1^„ Kilo berechnet und sind deshalb Tag- und Nachtschichten eingerichtet. In unmittelbarer Nähe der Bäckerei sind die für die Herstellung und Aufbewahrung des Gebäcks erforderlichen Zelte ausgestellt. Bei der anhaltenden Nachsommerhitze ist die Bedienung der Oefen ziemlich anstrengend und beschwerlich. Die Wasserzuführung zum Bäckereibetrieb erfolgt durch besonders gelegten Rohrstrang vom hiesigen Wasser werk aus. In geringer Entfernung von der Feld bäckerei sind die Magazine für Konserven, Salz und sonstige Fourageartikel eingerichtet, während Hell und Stroh auf einem besonderen Lagerplatze am Schönauer Wege in der Nähe der Zeitzer Bahn aufgestapelt sind. Die Zeltstadt am Wasserturm platze lockt selbstverständlich täglich ein zahlreiches schaulustiges Publikum an. * Rötha, 2. Sept. Der Abbau der unter den benachbarten Gauliser Fluren lagernden Braun kohlen scheint noch ans lange Zeit hinausgeschoben zu sein, da, wie man der „Born. Ztg." berichtet, die seiner Zeit vorgesehenen Verkaufsbedingungen nicht erfüllt wurden und die Grundstücksbesitzer sich nicht geneigt zeigen, unter diesen Verhältnissen am Vertrage festzuhalten. Der Bergbau würde wohl etwas billigeres Heizmaterial bringen, aber auf der anderen Seite müßten die Grundbesitzer auch manchen schweren Bergschaden ihrer meist sehr schönen Fluren mit in den Kauf nehmen und das fällt denn doch für die Landwirte stark ins Gewicht. * Meeraue, 3. Sept. Im Saale des Thüringer Hofes hielten gestern die Arbeitslosen von Meerane eine vom Gewerkschaftskartell einberufene Ver sammlung ab, die verhältnismäßig schwach besucht war, denn es hatten sich nur gegen 60 bis 70 Personen eingefunden. In einem Vortrage über die zur Zeit in der hiesigen Textilbranche herrschende ungünstige Geschäftskonjunktur wurde behauptet, daß gegenwärtig in Meerane ca. 60 Proz. aller Textilarbeiter beschäftigungslos seien. Schuld daran soll, wie ausgeführt wurde, in erster Linie die kapitalistische Arbeitsausbeutung sein und ferner sei wohl auch der letzte Streik hieran schuld, denn die Fabrikanten wollten es jetzt den Arbeitern fühlen lassen und ließen viel Arbeit nach auswärts gehen. Als drittes Moment der gegenwärtigen Arbeits losigkeit wurde sogar der im letzten Herbst vom Reichstag angenommene Zolltarif vom Redner an geführt, da das Ausland sich vorsehe und nicht eher bestelle, als bis die Handelsverträge abgeschlossen seien. Zu einem Resultat, was geschehen solle, kam man nicht, es wurde nur der Vorschlag ge macht, an die städtischen Kollegien mit einer Ein gabe heranzutreten, daß dieselben der Arbeitslosen- Versicherung näher treten. * Leubnitz, 2. September. Gestern Abend wurde ein Bahnarbeiter auf hiesiger Dorfstraße, als er auf dem Nachhauseweg nach Steiupleis be griffen war, von einem Radfahrer überfahren, wo bei er derartig schwere Verletzungen davontrng, daß er heute früh in seiner Wohnung verstorben ist. — Der 68 Jahre alte Gutsauszügler Heinrich Müller von hier wurde am 27. v. M. in der Stadt Wedel (Holstein) tot aus der Elbe heraus gezogen. Es liegt zweifellos Selbstmord vor. Das Motiv zu demselben ist noch unaufgeklärt. Derselbe hat sich am 21. August d. I. von seinen Ver wandten in Leubnitz entfernt, um nach der Säch sischen Schweiz zu reisen. Müller mar ein wohl habender Mann. * Lichtentanne, 2. September. Ein sonder barer Diebstahl wurde vorigen Sonnabend bei einer hiesigen Hüttenarbeitersehefrau verübt. Die selbe wollte eine Summe von 146 Mark 50 Pfg. nach Zwickau zur Sparkasse tragen und legte das Portemonnaie, in der das Geld enthalten war, in einen kleinen Handwagen, der vor ihrem Hause stand. Bevor sie damit fortfuhr, ging sie noch einmal auf einige Augenblicke ins Haus zurück und als sie wieder herauskam, war das Portemonnaie mit Inhalt aus dem Wagen verschwunden. Als sie gestern früh aus ihrer Wohnstube die Treppe Herabkain, lagen aus der Stufe derselben zwei Zwiebeln, die sie aufhob und näher betrachtete. Dabei sah sie ein Goldstück aus einer derselben hervorblitzen. Sie schnitt nun die Zwiebeln ent zwei und fand darin zu ihrem größten Erstaunen 5 Zwanzig- und 2 Zehnmarkstücke, die offenbar von dem ihr gestohlenen Gelds herrührten. Der Rest von 2«! Mk. 50 Pfg. blieb aber verschwunden. Annehmbar hat sich der Dieb, dessen Ermittelung noch nicht gelungen ist, des größten Teiles des gestohlenen Geldes auf diese merkwürdige Weise wieder entledigt, weil er vermutlich seine Entdeckung gefürchtet hat. * Buchholz, 2. Sept. Die Voruntersuchung des in Sachen des Buchholzer Eisenbahnunglücks gegen den damaligen Verwalter des Haltepunktes eingeleiteten Strafverfahrens ist dem Vernehmen nach abgeschlossen, sodaß in den nächsten Wochen wohl die Hauptverhandlung folgen dürfte. Dieselbe findet in Chemnitz statt, wo der unglückliche Bahn beamte sich schon seit längerer Zeit befindet. * Bad Elfter, 3. Sept. Unweit Bärenloh wurde am Sonntag Abend gegen 9 Uhr der 70jährige Gutsauszügler Johann Jahn überfallen und trotz heftiger Gegenwehr seiner geringen Bar schaft von 3 Mark beraubt. Am Dienstag wurde nun der 19jährige Handarbeiter Bruno Lenk in Bärenloh verhaftet und unter dem dringenden Verdachte, diesen Raubanfall verübt zu haben, ins Adorfer Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Gestern weilten Beamte der Königl. Staatsanwaltschaft Plauen abermals in Bärenloh; es wurden dort 7 Personen verhört. * Oclsnitz i. V. 3. Sept. Im Dorfteiche zu Theuma wurde am Dienstag die im 14. Lebens jahre stehende Linda Schneider ertränkt aufgefunden. Gerichtssaal. 8 Zwickau, 2. September. Der 34jährige Geschirrführer M. Dittrich in Kuhschnappel erhielt wegen Beleidigung des Ortsdieners Weise vom Königl. Schöffengericht Waldenburg eine Gefängnis strafe von 1 Monat und eine Haftstrafe von 2 Wochen. Diese Strafe wurde aber heute zufolge seiner Berufung von der zweiten Ferienstraskammer auf 2 Wochen Gefängnis und 20 Mark Geldstrafe ev. 4 Tage Haft herabgesetzt. — Der 28 Jahre alte, aus Gesell gebürtige Schutzmann Emil Kunstmann in Auerbach bei Zwickau ist am Mittwoch wegen SittlichkeitSverbrechens zu einem Jahr 6 Monaten Gefängnis und fünfjährigem Ehrenrechlsverlust ver urteilt worden. 8 Mainz, 4. September. Heute morgen 6'/, Uhr wurde durch den Scharfrichter Brandt der 18jährige Tischler Detroit durch daS Fallbeil hin gerichtet. Detroit war gefaßt und redete noch laut auf dem Schafott. tz Kiel, 3. September. DaS Oberkriegsgericht der Ostseestation verurteilte den Matrosen Schlegel berger vom Torpedoschulschiff „Blücher" zu 3jährigem Gefängnis wegen tätlichen Angriffs auf die Wache vor versammelter Mannschaft.
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