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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190309040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030904
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-04
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.09.1903
- Autor
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Industrie und Gewerbe durchaus nicht mehr auf die Städte beschränkten, sich vielmehr wegen der fortgesetzten Wertsteigerung des städtischen Grund und Bodens vielfach von diesem zurückzögen. So gehöre beispielsweise der industriereiche Plauensche Grund zu einem ländlichen Wahlkreise, ebenso um> faßte der 10. ländliche Wahlkreis vor den letzten Einverleibungen Orte wie Löbtau, das doch keinerlei ländlichen Charakter mehr zeigt. Wenn daher dem Gesetzgeber s. Zt. gewiß vorgeschwebt habe, durch die Schaffung von ländlichen und städtischen Wahl kreisen eine Unterscheidung der Wahlkreise mit vor wiegend agrarischer gegenüber solchen mit vor wiegend gewerbtreibender Bevölkerung zu schaffen, so sei heute dieser Gegensatz durch das Wohnen in Orten mit Stadlrecht und ohne Stadtrecht nicht mehr allein bedingt und könne schon daher nicht als Grundlage eines diesbezüglichen Wahlrechtes angewandt werden. Die Trennung sei aber aus dem Grunde unzweckmäßig, weil sie gewissermaßen von vornherein auf einen Interessengegensatz zwischen der agrarischen und der gewerbtreibenden Be völkerung Hinweise und dadurch die jetzt schon zur Genüge hervortretenden Gegensätze zwischen beiden Gruppen noch verschärfe. Daher empfehle der Verband unter Beseitigung der Unterscheidung zwischen ländlichen und städtischen Wahlkreisen eine Einteilung des Landes in so viele Wahlkreise von etwa gleicher Bevölkerungsziffer, als der Zahl der zu wählenden Abgeordneten entsprechen würde unter Berücksichtigung der vorauszusehenden schnelleren Vermehrung der städtischen Bevölkerung. Eine solche Einteilung müsse als gerecht angesehen wer den und wenn dadurch die Landwirtschaft ihre jetzige Berücksichtigung bei der Wahlkreiseinteilung, die eine direkte Bevorzugung bedeute, einbüßen würde, so könne sie sich darüber umsoweniger be schwert fühlen, als es einesteils kein Stand be anspruchen könne, anderen gegenüber auf die Dauer bevorzugt zu werden und anderenteils die Landwirtschaft auch heute noch durch die Zu sammensetzung der ersten Ständekammer einen maßgebenden Einfluß auf die Gesetzgebung in Sachsen besitze. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 3. September. Das Vorspiel zu den Kaisermanövern hat begonnen. Der Kaiser wohnte am Mittwoch vormittag mit dem König Georg der Parade des 12. Armeekorps bei Zeithain bei. Nach dem Abreiten der Fronten der in zwei Treffen auf gestellten Truppen begann der Vorbeimarsch. König Georg führte da» Grenadierregiment Nr. 100, dar Schützenregiment Nr. 108, da« Gardereiter regiment und da« 12. Feldartillerieregiment, der Kaiser da« Grenadterregiment Nr. 101 und da« Leibkürassierregiment vor. Am Paradeplatz hatten Kriegervercine Aufstellung genommen. Das Publi kum bereitete dem Kaiser und dem König sehr leb hafte Huldigungen. Nach der Parade kehrten die Majestäten und die übrigen Fürstlichkeiten nach Dresden zurück, wo abend« im Restdenzschloß Parademahl staltfand, bei dem Kaiser Wilhelm und König Georg herzliche Worte wechselten. Der Kaiser dankte für den Empfang und lobte die Leistungen der sächsischen Truppen. — Am heutigen Donners tag steht dar 11. Armeekorps bei Erfurt in Parade vor dem Kaiser. Nachmittag« hält der Kaiser mit der Kaiserin seinen Einzug in Merseburg. — Ueber die angeblichen Wahlbetrügereien bei der Reichstagswahl in Berlin — eS sollten Dutzende von Sozialdemokraten für Verstorbene oder für Sträflinge gewählt haben — weiß die „Preuß. Korr." folgendes mitzuteilen: Die Erhebungen der Berliner Kriminalpolizei haben zu dem Ergebnis geführt, daß die Behauptung des konservativen Wahlkomitees im 2. Wahlkreis, es seren bei der Reichstagswahl vom 16. Juni Wahlschiebungen in größerem Umfange vorgekommen, irrig ist. Die behaupteten Manipulationen sind in keinem einzelnen Falle nachgewiesen worden ; vielmehr hat sich gerade in denjenigen Fällen, in denen detaillierte Angaben Vorlagen, die Gegenstandslosigkeit der Beschuldig ung mit völliger Klarheit ergeben. Demgemäß sind denn auch der Berliner Staatsanwaltschaft Strafanzeigen seitens der Polizei nicht zugegangen. — Eine Garnison-Wurstfabrik wird nach der Voss. Ztg. am 1. Januar in Potsdam auf dem dicht bei dem städtischen Schlachthof belegenen Grundstück eröffnet. Gegen eine jährliche Pacht von 5000 Mk. hat die Garnisonverwaltung die Räumlichkeiten nebst den entsprechenden Maschinen übernommen. — Dem Gouverneur von Deutsch-Südwestasrika ist ein Kommissar für die Ansicdlung«angelegenheiten zugeteilt morden. Das zeigt, für wie wichtig die deutsche Kolonialverwaltung die Frage der Be siedlung des Schutzgebiet« hält. Südwestafrtka eignet sich infolge seine« Klima« und seiner Boden beschaffenheit ganz besonder« zur Ansiedlung. Viele Deutsche befinden sich denn auch bereit« dort. Auch verschiedene Burensamilien sind, wie bekannt, ein gewandert. — Da« neueste deutsche Linienschiff dürfte den Namen „Hessen" erhallen, wie schon viele deutsche Kricg«schiffe nach Bundesstaaten benannt worden sind. Die Taufe an dem Linienschiff „L", da« in nächster Zeit vom Stapel läuft, wird auf Wunfch de« Kaiser« Grobherzog Ernst Ludwig von Hessen vollziehen. — Da« neue Rucksackgepäck, da« bet verschiedenen Truppenteilen versuch«weise in Gebrauch ist, besteht au« einem wasserdichten braunen Segelluchbeutel, dem Rucksack, der statt de« Tornister« die für diesen bi«her bestimmten Ausrüstungsstücke, wie Wäsche, Schuhe, Drillichzeug, Putzzeug usw. ausnimmt. An Stelle dc« Tornister« tritt ein starker, mit Niemen verschnürter, gutgepolsterter Lederrahmen, der zur Ausnahme der Rucksack« an den bisherigen Tragriemen getragen wirk. Die Au«rüstung«gegen- stände befinden sich im Rucksack in verschiedenen Beuteln. Der Vorteil de« Rucksack« besteht darin, daß sein Ledergestell den Mann weniger drückt al« der Tornister und daß er wasserdicht ist. Allein ungeachtet der Vorteile soll nach der König«bg.- Harig. Ztg. da« Rucksackgepäck wenig Anklang finden, da e« viele« Schnüren veranlaßt und sich auch in anderer Hinficht nicht recht praktisch erweist. — Zwischen den Gesundheittverhältnissen im fränzösischen und im deutschen Heer ist vor einigen Monaten in der Pariser Abgeordnetenkammer ein Vergleich gezogen worden, der zu Gunsten unserer Armee ausfiel. Nun entsendet die französische Ge- sundheit«kommtssion eine Abordnung, welche die Fragen der Wasserversorgung, der Bekämpfung der Schwindsucht usw. sowie der Ernährung und Fleischvcrsorgung de« deutschen Heere« studieren soll. — Ein charakteristisches Wort deS bayerischen Ministerpräsidenten v. PodewilS wird verbreitet. Als ein Vertreter der Generaldirektion der bayerischen StaatSbahnen ihm mitteilte, daß am Personal mehrere Millionen Mark gespart worden seien, soll er gesagt haben: „Da haben wir keinen Grund, darauf stolz zu sein". — Die Spielbank in Altenberg in Neutral- MoreSnet ist am Mittwoch geschlossen worden. Dies ist daS erfreuliche Ergebnis eines Uebereinkommens zwischen der preußischen und der belgischen Regierung. — Einer ZeitungSmeldi:: g zufolge sollen auf d^r Veste „Kronprinz" bei A s 2 Granaten ent- wendet und über Pagny nac-Pari» geschafft worden sein. Die Schuldigen sind geständig. — Mittelstandskongreß. AuS Anlaß des in Stuttgart statlfindenden internationalen Mittelstands- kongreffes fand dort am Montag eine Versammlung von Vertretern der mitteleuropäischen Staaten zum Zwecke der Konstituierung einer internationalen Vereinigung für daS Studium der Mittelstands frage statt. Vertreter haben gesandt: Belgien, Frank reich, Holland, Oesterreich und Rußland. Aus Preußen war der Präsident der preußischen Zentral- genossenschaftSkasse Dr. Heiligenstadt anwesend. Die Versammlung, die im Auftrage des württem- bergischeu Ministeriums des Innern von dem Ministerialdirektor v. Mosthaf begrüßt wurde, be schloß die Gründung einer internationalen Vereinig, ung, in welcher jedoch die Behandlung konfessioneller und politischer Fragen ausgeschlossen bleiben soll. Oefterretch-Nngaru. — König Eduard von England hat an diesem Donner«tag Wien wieder verlassen. Mit dem Empfange, den er in der österreichischen Hauptstadt gefunden, kann er recht zufrieden sein. Dauernde Spuren hat der Besuch natürlich nicht hinterlassen. England« und Oesterreich« Interessen liegen auch gar zu weit aureinander, al« daß eine politische Annäherung beider Länder denkbar erschiene. Er scheint beinahe auch, al« gedenke Kaiser Franz Joseph trotz seiner Ernennung zum englischen Feld marschall den Besuch König Eduards garnicht zu erwiedern, da er gelegentlich des Festmahl« in der englischen Botschaft in einem Toaste betonte, es habe ihn sehr gefreut, auf englischen Boden zu kommen. Die Botschaften sind bekanntlich exterrito rial, dort befand sich also der Kaiser tatsächlich als Gast de» König« Eduard auf englischem Gebiete. Die beschwerliche Reise nach dem Jnselreiche zur Abstattung eine« Gegenbesuch» könnte sich der hoch- betagte Kaiser demnach schenken. — Im Laufe dieser Woche wird nun auch noch die ungarische Ministerkrise vom Kaiser erledigt werden. Obwohl Wekerle Jahre lang wegen seiner Eintreten« für die Zivilehe beim Kaffer in Ungnade stand, so ist dieser doch unbefangen genug, persön liche Stimmungen sachlichen Gründen unterzuordnen. Frankreich. — Französische Militär« haben neue Geschütze erfunden: eine 340 Millimeter-Kanone und ein 68 Millimeter-Berggeschütz. Mit beiden fanden so eben in Bourge« im Beisein der Kriegtministers Andree Versuche statt, die angeblich zur Zufrieden heit ausgefallen sind. Mit dem Berggeschütz sollen zunächst die algerischen Truppen ausgerüstet werden. — Der „Kaiser der Sahara", wie der fran zösische Millionär Lebaudy sich nennt, will seinen Weg mit Ausdauer weiter verfolgen. So hat er in La« Palma« in Spanisch-Afrika wichtig erklärt und hinzugesügt, daß sein Vorbild Cecil Rhode« sei. Cecil Rhode«, der eigentliche Urheber de« Burenkriege» und Goldminen-Spekulant! In dem Kopse de« Mannes scheint e« wirklich nicht mehr zu stimmen, vielleicht führt ihn sein Weg noch in« Irrenhaus. Auf keinen Fall ist Lebaudy ernst zu nehmen und man wird sich über ihn lustig machen, solange er in seiner Ueberspanntheit kein Unheil anrichlet, war allerdings nicht au«geschlofsen ist. Evrenx, 2. Sept. Unter den Reservisten der 28. Regiment«, da» heute vormittag» au»gerückt ist, kamen mehrere Fälle von Sonnenstich vor. Etwa 51 mußten in die Kaserne zurückgebrachl werden. Rußland. — Zum Rücktritt Wittes wird aus Petersburg gemeldet: Der Rücktritt geschah unter besonderen Umständen, die noch aufgeklärt werden müssen. Dabei bemerkt man, daß im kaiserlichen Erlaß mit keinem Worte die Verdienste Wittes um die Finanzen erwähnt wurden und auch nicht für die elfjährige Leitung der Geschäfte gedankt wird. Es steht fest, daß Herr v. Witte bei seiner Energie und Arbeits kraft sich nicht darauf beschränken wird, nur den Vorsitz deS Ministerkomitees zu führen, zumal er mit seinem Posten nicht bloß die Leitung der Handels vertragsverhandlungen mit Deutschland, sondern auch den Vorsitz deS besonderen Ausschusses für die Bedürfnisse der Landwirtschaft vereinigt, Herr v. Witte erhält großen Einfluß auf die verschiedenen Refforts. Wenn er auch u.cht als Ministerpräsident im westeuropäischen Sinne gilt, so gewinnt er doch die Möglichkeit, die Richtm.g verschiedener Fragen, an welchen verschiedene Interessen beteiligt sind, zu behandeln. Orient. — Obwohl in Konstantinopel das Fest der Thronbesteigung des Sultans Abdul Hamid II. ohne Zwischenfall verlaufen ist, herrscht doch aller Orten die größte Aufregung. In Mazedonien sieht e« schlimm au«, die Banden werden immer heraus fordernder, und die türkische Regierung sieht sich genötigt, fortgesetzt frische Truppen in die vom Ausstande erfüllten Gebiete zu entsenden, um der Bewegung nur einigermaßen Herr zu bleiben, die Aufständischen finden neuerding« nicht bloß bet den Bulgaren, sondern auch bei den Serben Unter stützung. Bulgarien. — Nach Meldungen auS BurgaS am Schwarzen Meer entstand auf den von Varna kommenden Dampfern „Waschkapi", „Anfelentsch" und „Eisernes Tor", die einer ungarischen Aktiengesellschaft gehören, in früher Morgenstunde Feuer. Die Schiffe wurden auf eine Sandbank getrieben. Alle drei Kapitäne, 6 Matrosen und 19 Passagiere wurden getötet; sie verbrannten oder ertranken. Der Brand wurde, nach einigen Berichten, durch Kesselexplosionen ver ursacht, doch glaubt die hiesige Vertretung der ungarischen Levantelinie eher an ein Dynemitattentat. — Serbische und bulgarische Offiziere pflegen in vielen Orlen Beratungen zu dem Zwecke, sich d-r Bewegung gegen die Türket anzuschlteßen. Fürst Ferdinand von Bulgarien soll täglich Drohbriefe erhalten, in denen ihm Verjagung und Ermordung angekundigt wi d, fall» -r den Aufständischen nicht Hilfe br.nge. E« greifen mehr und mehr anarchische Zustände Platz, Gesetz und Ordnung hören aus, es sche'.nt kein Aushalten zu g-ben. Belgrader Depefchm melden, Adrianopel sei von vier Seilen in Brand gesteckt und stehe in Hellen Flammen. Wegen der mazedonischen Vorgänge finden in Wien täglich militärische Beratungen statt. Es wird ver mutet, Rußland sowie Oesterreich-Ungarn werden angesichts de« Laufes der Dinge doch nicht länger umhin können, mit Waffengewalt einzugreisen. Nordamerika. — Auf der Besitzung des Präsidenten Roose velt in Oysterbay wurde heute ein anscheinend geistig gestörter Mann verhaftet, der am Abend vorher auf einem Phäöton hier angekommen war und durchaus den Präsidenten sprechen wollte. Als seinen Namen gab der Verhaftete, der einen Re volver bet sich führte, Weilbronner an. Der Ver haftete erklärte bei seiner Vernehmung, er wolle Roosevelt« Tochter heiraten. Es ist kein Anarchist. Sein bei ihm Vorgefundener Revolver war mit 6 Kugeln geladen. Das Gericht erklärte den Mann für irrsinnig. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 3. September. * — Spät kam sie, aber sie kam doch, die eigentliche Sommer-Temperatur, die in den ver flossenen beiden Monaten so recht auf sich hatte warten lassen. Es ist tüchtig warm, mehr wie mollig, geworden, und die Wetter-Propheten, die auch dem September bereits alle möglichen Schand taten ins Schuldbuch geschrieben haben, dürften voraussichtlich ihre Prophezeiungen korrigieren müssen. Einmal mußte der Ausgleich nach all' der Nässe auch eintreten, ein Segen für die Be endigung der Ernte-Arbeiten auf dem Lande, und der September, der ohnehin als wetterbeständigster Monat im Jahre gilt, wird sich gewiß brav dran halten, feinem Namen alle Ehre zu machen. Die heiße Tages-Temperatur versetzt uus noch einmal in des Sommers eigentlichste Tage zurück. Aber nachts macht sich die Kühle schon recht bemerkbar, und morgens liegt der Tau schwer auf Blumen und Gras im Garten. Die Wiesen blitzen im Schimmer der Morgensonne von Diamanten, ein prächtiges Bild. Alle Welt freut sich dieses end lichen Umschlages, nur unsere braven Soldaten im Manöver-Gelände dürften nach anstrengenden Märschen und harten Hebungen meinen, daß etwas Weniger besser sei. * — Groß-Feuer. Gestern Abend kurz nach 11 Uhr brach in dem an der Chemnitzer Straße gelegenen Strumpfwirker Müllerscheu Hause, in dem seit einiger Zeit größere bauliche Veränder ungen vorgenommen wurden und das deshalb un bewohnt war, Feuer aus. Dasselbe griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß nach kurzer Zeil auch die drei Nachbarhäuser der Herren Th. Bohne, Zenker und Fötzsch in Hellen Flammen standen und bis auf den Grund niederbrannten. Eine Rettung von Mobiliar war demzufolge nur in sehr kleinem Umfange möglich. Glücklicherweise sollendieKalamitosen zumgroßen Teil versicherthaben. Dank der herrschenden Windstille nnd dem tat kräftigen Eingreifen unserer wackeren Feuerwehr, die bis heute früh gegen 5 Uhr anstrengenden Dienst hatte, wurde das Feuer auf seinen Herd beschränkt. lieber die Entstehungsursache ist sicheres nicht bekannt, doch dürfte Brandstiftung anzu nehmen sein. * — Zur Elcktrizitätsfrage wird uns von geschätzter Seite mitgeteilt, daß in den letzten Tagen die'Abschlüsse mit dem Elektrizitätswerk Oberlung witz perfekt geworden sind und nunmehr die Ar beiten zur Stromlegung rc. derart in Angriff ge nommen werden sollen, daß noch im Laufe des kommenden Winters elektrische Kraft und elek trisches Licht in unserer Stadt zur Eiuführung kommen werden. * — Hitzcfcrien gab eS heute zum ersten male in diesem Sommer in den hiesigen Schulen. Die Außentemperatur war heute Vormittag bereits vor 10 Uhr auf 2.5 Grad 6. gestiegen. * — Im Johannesgartcu. der an den jetzigen warmen Abenden einen prächtigen Aufenthalt bietet, findet heute Abend ein großes Garten-Konzert ver bunden mit italienischer Nacht und Feuerwerk statt, worauf auch an dieser Stelle aufmerksam ge macht sei. * — Einen vcrdammenswerten Unfug treibt, wie uns von einwandfreier Seite mitgeteilt wird, seit ca. 3 Wochen in unserem Nachbarort Ober lungwitz ein Unbekannter, der in später Nachtstunde sich in ein großes weißes Gewand hüllt und solcher gestalt als „Gespenst" in Gärten, auf abgelegenen Wegen rc. sein Wesen treibt. Wenn, wie uns ver sichert wird, sogar Männer bei Anblick des „Ge spenstes" — so wird die Gestalt allgemein be zeichnet — eiligst Fersengeld geben, so ist es ge wiß nicht zu verwundern, daß junge Mädchen und Frauen entsetzt fliehen, wenn ihnen in finsterer Nacht unvermutet und an einsamer Stelle die Er- cheinung entgegentritt. Die Beunruhigung eines großen Teiles der Einwohnerschaft von Oberlung witz ist eine um so größere, als das „Gespenst" in letzter Zeit auch auf der Hauptstraße, ja sogar auf der Höhe der Poststraße, also in nächster Nähe unserer Stadt, gesehen worden sein soll. Hoffentlich gelingt es der Polizei recht bald, den Verüber dieses niederträchtigen Streiches zu er mitteln und seiner wohlverdienten Strafe zuzu- sühren. * — WohnungSgcldzuschüsse. Der im No vember d. Js. zur Ausgabe kommende Staatshaus halts-Etat für das Königreich Sachsen auf die Jahre 1904/05 wird für die sächsischen Staatsbe- amten insofern von besonderem Interesse sein, als darin die Wohnungsgeldzuschüffe erstmalig mit aufgeführt sind. * — Sämtliche Barbier- und Friseur-In nungen des Königreichs Sachsen hatten sich am Montag aus Anregung der Zittauer und Leipziger Genossen im Keglerheim zu Dresden zusammenge sunden behufs Gründung eines Landesverbandes. Vertreten waren außerdem sämtliche Gewerbekam mern Sachsens. Den hauptsächlichsten Grund des Zusammenschlusses bilden die hygienischen Vor schriften in diesem Gewerbe. Die Gründung des Landesverbandes wurde einstimmig beschlossen. Als Sitz des Verbandes wurde Dresden, als Vor sitzender der Jnnungsvorstand der Dresdener Bar bier- und Friseur-Innung gewählt. Um 2 Uhr fand gemeinschaftliche Mittagstafel statt, dann Ausflug per Schiff nach Loschwitz. Vertreten waren 35 Innungen. * Dresden, 2. Sept. Der Verbandstag deut scher Architekten- und Ingenieur-Vereine wurde am Dienstag geschloffen. Auch für weitere Kreise von Interesse war ein Beschluß, dahingehend, bei den Staatsregierungen vorstellig zu werden, daß allen denjenigen, welche die Diplomprüfung abgelegt haben, die Möglichkeit gegeben wird, auch die zweite Staatsprüfung, das sogen. Baumeisterexamen, abzulegen, und daß ferner allen denjenigen, welche die zweite Staatsprüfung bestanden haben, die Be zeichnung „Regierungsbaumeister" verliehen wird. Auch getaugte ein Antrag des Herrn Architekten Weidenbach-Leipzig, den neugebildeten Ausschuß für Architekten zu beauftragen, ein Schema aufzu stellen und der nächsten Abgeordnetenversammlung vorzulegen, das den Entwurf eines Vertrages zwischen Bauherren und Bauausführenden darstellt, zur Annahme. — Auf Großfeuer wurde am Diens tag Abend die hiesige Feuerwehr alarmiert. Aus einem Wohn-, Wirtschafts- und Stallgebäude des in Friedrichstadt gelegenen Kammergutes Ostra schlugen die Flammen zum Dache heraus. Das umfängliche Gut wäre vernichtet worden, wenn keine Windstille gewesen wäre. So aber gelang es unter Anwendung von fünf Hydranten- und zwei Dampfspritzenschlauchleitungen, den ergriffenen Bodenraum und Dachstuhl alsbald abzulöscheu. Kinder sollen durch Spielen mit Streichhölzern den Brand verursacht haben. * Chemnitz, 2. Sept. Bei dem Haltepunkt Floßplatz an der Linie Flöha Annaberg lösten sich gestern Vormittag bei den daselbst vorgenommenen Sprengarbeiten größere Felsmassen los und sielen auf das vorüberführende Eisenbahngleis, sodaß die Strecke unfahrbar wurde. Der gegen Mittag in Chemnitz fällige Personenzug von Annaberg erlitt dadurch eine nahezu halbstündige Verspätung. * Zwickau, l. Sept. Eine große Versammlung von Saalinhabern der AmtshauptmannschaftZwickau, welche sich mit verschiedenen, die Gastwirte schädigen den Beschränkungen, u. a. auch mit der Frage des Militär-Boykotts beschäftigen wird, soll Ende dss. Mts. in Zwickau stattfinden. * Crimmitschau, 3. September. Der Riesen streik der Textilarbeiter nimmt plötzlich für die Streikführer eine kritische Wendung an, da die Streikenden unzulängliche und noch dazu unpünkt liche Unterstützung erhalten. Es kommt infolge dessen zu Kundgebungen gegen die Streikführer und läßt sich daher eine Beendigung des Streikes schon Ende dieser Woche erwarten. * Werdau, l. September. Zwei Schwindler sind in der Umgegend aufgetreten. Der eine sührt sich als Leinenwarenhändler ein und bringt dann auch Ringe und Uhren zum Verkauf. Die angeb lichen goldenen Uhren bietet er für 100 Mark an und verkauft sie dann für 20 oder 30 Mk. Es handelt sich um sogenannte Tombrkuhren, die einen Wert von 8 bis 10 Mk. haben. Der Mensch sucht den Leuten glauben zu machen, daß er die Uhren verkaufen müsse, weil sie ihm sonst abgepfändet würden. Der andere geht zu Fabrikbesitzern, gibt sich als Agent der Brandenburger Feuerversiche- rungsgesellschast aus und nimmt das Mobiliar und Fabrikinventar des Fabrikbesitzers auf. Etwa acht Tage später überreicht der vermeintliche Agent dem Fabrikbesitzer die Police über die abgeschlossene Versicherung und zieht die Prämie ein. * Werdau, 2. September. Die Lage in der hiesigen Textilindustrie scheint eine immer ernstere zu werden. In den letzten Tagen haben einzelne Fabrikbesprechungen statlgefunden, desgleichen war man auch bei einer Firma vorstellig geworden, bei der Streikarbeit vermutet wird. Der betreffende Firmeninhaber hat nun diese Angelegenheit dem hiesigen Industrie-Verein übergeben, dessen Ant wort bis morgen Nachmittag von der Arbeiterschaft erwartet wird. Am Abend findet dann wiedernm eine allgemeine öffentliche Arbeiter- und Arbeite- rinnen-Versammlung statt, zu der folgende Tages ordnung festgesetzt ist: I. Zehnstundenbewegung in Crimmitschau. 2. Bericht über die Kommissions- Verhandlungen bei der Firma Eduard Deix und der Rückantwort vom Jndustrieverein Werdau. Als Referent wird der Verbandsvorsitzende Kark Hübsch aus Berlin erscheinen. Man spricht hier schon von einer Aussperrung resp. eventuellen Streik bei genannter Firma. Hoffentlich wird dies noch vermieden. Streikarbeit soll noch in anderen Fabriken vorliegen. Die Streikposten in Crimmit-
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